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ZlhinilmMr Tageblatt Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Beiträge sind erwünscht und werden eventuell honorirt. Annahme von Inseraten für die nächster scheinende Nummer bis Mittags 12 Uhr des vorhergehenden Tages. und Waldenburger Anzeiger. Der Abonnementspreis beträgt vierteljähr lich 1 Mk. 5« Pf. Alle Postanstalten, die Expedition und die Colporteure dieses Blattes nehmen Be stellungen an. Einzelne Nummern 8 Pf. Inserate pro Zeile 10 Pf., unter Eingesandt 20 Pf. Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg. 74. Donnerstag, den 31. März 18«1. Die Ablösungsrenten sind den 31. dieses Monats und die Brand versicherungsbeiträge den I. April d. I. zu bezahlen. Stadtsteuer-Hinnahme Waldenburg, am 29. März 1881. Bekanntmachung. In der Montag, den 4. April 1881, von früh 9 Uhr an im Rosenseld'schen Gasthofe zu Remse stattfindenden größeren Holzauction ge langen auch en. 10« Raummeter fichtenes Streureisig im Gersdorf und Klosterholz zur meistbietenden Versteigerung Fürstlich Schönburg'sche Forstverwaltung zu Uemsc. "Waldenburg, 30. März 1881. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Der Kronprinz will an den Tagen, an welchen er die Museen besucht, das Publikum von dem Be such derselben nicht ausschließen, so hatte er auch kürzlich, als er in Begleitung seiner Familien das von der Museumsverwaltung eben angekaufte Bild „Neptun und Amphitrite" besichtigte, ausdrück lichen Befehl gegeben, daß das Publikum auch an diesem Tage wie immer während seines Besuches Zutritt fände. Ein Jeder respectirte diese Freund lichkeit und bewegte sich in respektvoller Entfernung von den hohen Herrschaften, nur ein junger Mann, dem, laut der „D. Landesztg.," seine orientalische Abstammung auf dem Gesicht ausgeprägt war, machte eine unrühmliche Ausnahme davon. Einmal trieb er seine Unverschämtheit so weit, daß er sich vor eine der jungen Töchter des hohen Paares bei der Besichtigung eines Bildes stellte, so daß ihn der Kronprinz mit den Worten zurückwies: „Ob er denn nicht so viel Lebensart besitze, um Damen gegen über den Anstand wahren zu können." In Folge der Ungeschliffenheit dieses aufdringlichen Menschen wurden alsdann die Räume, welche der hohe Besuch betrat, dem Publikum gesperrt. Graf Stollberg-Wernigerode und Windthorst ha ben Anträge auf Maßregeln zur Beseitigung der für die öffentliche Sicherheit aus der mißbräuch lichen Verwendung von Sprengstoffen er wachsenden Gefahren eingebracht. Die Anträge betreffs der Sprengstoffe wurden in freier Bespre chung von den Reichstagsabgeordneten aller Frac- tionen, ausgenommen die Socialisten, gestellt. Stollberg beantragte eventuell eine internationale Vereinbarung. Auch die Beschränkung des Asyl rechts wurde discutirt; die Einladung zur Bespre chung ging von Stollberg aus und trug unter an deren die Unterschriften des Grafen Bismarck und Schwarze. „Aus der Mitte der Stadtverordnetenversamm lung heraus" ist, wie Berliner Blätter melden, beantragt worden, das Gehalt des Oberbürger meisters von Berlin v. Forckenbeck um 6000 Mk. zu erhöhen. Wenn die Erhöhung der Biersteuer eintrüte, wie sie jetzt beantragt ist, so würde statt 2 Mark auf den Centner Malz circa 4 Mk. Steuer kommen. Da nun vom Centner Malz durchschnittlich min destens 4'/4 lü einfaches Bier gebraut wird, so kommen auf 4'/« lü -- 425 Liter eins. Bier 200 Pf. mehr Steuern, oder auf einen Ltr. eins. Bier 0,41 Pf., mithin nicht ganz '/r Pfennig. Lager bier wird vom Centner Malz circa 2'/« ül gebraut, daher kommen bei dieser Biersorte auf 212,5 Liter 200 Pf. mehr Steuern, demnach auf einen Liter nicht ganz 1 Pfennig. Die Biersteuererhöhung beträgt also '/ü—1 Pf. und nicht, wie z. B. die „Dresdner Nachr." ongeben, 3—5 Pf. pro Liter. Oesterreich. Die Pläne für den Umbau der Wiener Hof burg haben, wie die „Deutsche Ztg." meldet, die kaiserliche Genehmigung erhalten. Der Bau, dessen Gesammtkosten auf achtzehn Millionen Gulden ver anschlagt sind, wovon zehn Millionen aus dem Wie ner Stadterweiierungsfond bestritten werden sollen, wird noch im Herbste dieses Jahres in Angriff ge nommen. Italien. Nach den in Rom von Caprera eingelaufenen Meldungen ist der Zu stand Garibaldi's besorg nißerregend. Es rst vollkommene Lähmung der unteren Extremitäten eingetreten und das Bewußt em theilweise gestört. England. Aus Newcastle wird gemeldet: Am Dienstag Mittag überbrachte ein Bot aus Potschefstrom die Nachricht, daß Potschefstrom an demselben Tage, an welchem die Unterzeichnung der Frie densbedingungen erfolgte, nach einem heftigen Kampfe, wobei 18 Mann der englischen Be satzung getödtet und 90 Mann verwundet wurden, den Boeren sich ergeben hat. Die Boeren haben 2 Geschütze und 3000 Stück Patronen erbeutet. Der „Standard" erfährt, die englische Regie rung sei formell ersucht worden, gegen den deut schen Socrademokraten Most wegen des in der „Freiheit" enthaltenen Artikels über die Ermordung des russischen Kaisers die gerichtliche Verfolgung einleiten zu lassen und hält es für sehr wahrschein lich, daß die Regierung dem Gesuche stattgeben werde. Ruffland. Vor seiner Abreise aus Petersburg empfing der deutsche Kronprinz eine Deputation der Deutschen aus Moskau und sagte zu derselben: „Ich hätte freilich gewünscht, daß die Veranlassung meiner Reise eine fröhlichere gewesen, als die, dem armen Kaiser die letzte Ehre zu erweisen. Sie können sich wohl denken, welchen Eindruck das Verbrechen auf meinen Vater und mich hervorzerufen hat. Aber ich gestehe, es war mir sehr lieb, daß mein Vater mich hierher schickte. Ich habe persönlich stets die intimsten Beziehungen zu dem jetzigen Kaiser unter halten. Nun aber können Sie Ihren Landsleuten in Moskau sagen, daß die alten freundschaftlichen Beziehungen zwischen den beiden Staaten Traditio nen geworden sind und fernerhin fortbestehen wer den, und daß die Freundschaft der heutigen Gene ration ebenso dauerhaft sein wird, wie die der alten. Und diese Freundschaft ist nicht nur für die beiden Nachbarstaaten, sondern für den Frieden von ganz Europa wichtig. Der Minister des Innern hat das Erscheinen der Zeitung „Molwa" wegen der in den Nummern 72 und 73 enthaltenen Leitartikel und der russischen „St. Petersburger Ztg." wegen des Feuilletons in Nr. 72 auf einen Monat suspendirt. Rumänien. Bukarest hat am 28. d. seit früh Morgens Fest schmuck angelegt; um 11 Uhr vormittags fand in der Metrapolitankirche ein feierliches Tedeum statt, welchem der König, die Königin, die Würdenträger des Staates und eine große Volksmenge beiwohn ten. Später wurde ein anderes Tedeum zu Ehren des Kaisers Alexander III. von Rußland abgebalten. Türkei. Eine Verständigung der Botschafter über die griechische Grenzfrage erfolgte auf nachstehender Basis: „Die Pforte concedirt einen bedeutenden Theil Thessaliens, annähernd der Waddingtonschen Linie, und vom Epirus einen geringeren Strich bis zum Artafluß." Prevesa und Kreta verbleiben der Pforte, doch werden die Festungswerke von Prevesa geschleift. Die Pforte acceptirte bereits diesen Vor schlag. Griechenlands Zustimmung wird erwartet- Aus dem Mttldenthale. "Waldenburg, 30. März. Wir weisen bereits jetzt darauf hin, daß die auf den sächsischen Staats bahnen am Sonnabend vor dem Ostersonntag ge lösten Tagesbillets bis.mit Mittwoch, den 20. April Geltung haben. — Bei der am 29. d. in Glauchau im Verhand lungssaale der königl. Amtshauptmannschaft statt- gsfundenen Ergänzungswahl für die dritte ordentliche evangelisch-lutherische Landessynode wurde als geist licher Abgeordneter Herr Oberpfarrer Naumann in Lichtenstein und Herr Bürgermeister Fröhlich eben daselbst als weltlicher Abgeordneter gewählt. — Nächsten Freitag gedenkt Adele Spitzeder unter dem Namen Adeline Vio auch in Glauchau im Theaterlokal daselbst ein großes Extra-Salon-Concert zu geben. — Herr Premierlieutenant Gelbke in Gesau ist neuerdings zum Rittmeister der Landwehr-Cavallerie ernannt worden. — Die das künftig in Zwickau garnisonirende 133. Infanterie-Regiment bildenden Mannschaften werden in 2 Extrazügen am Freilag, den 1. April nach mittags 5 Uhr 41 Minuten bez. 6 Uhr 8 Min. aus Dresden bez. Zittau in Zwickau eintreffen. Atts dem Sachsenlande. — Der Krankheitszustand des Prinzen Albert, K. H., ist leider noch recht betrübend. In letzter Zeit haben sich die Schleimhautblulungen sogar häufiger wiederholt als früher, auch fehlt noch immer der Appetit; der Schlaf ist oft unruhig und die Kräfte liegen sehr darnieder. — Wie aus der Anklageschrift in dem Proceß gegen den ehemaligen Cassirer bei der Verwaltung der Staatsschulden, Karl Wilhelm Schönfeld in Dresden, hervorgeht, übersteigen die von demselben im Jahre 1876verübtenUnterschlagungen insgesammt die Summe von 600,000 Mark und bestehen aus folgenden Posten: Zweimal je 60,000 Mk., 250,000 Mk. in 13 Posten, 135,000 Mk., 110,000 Mk., 30,000 Mk., 10,000 Mk., 4000 Mk., 10,000 Mk., 3000 Mk. und 14,719 Mk. 42 P. Das Deficit in der Kasse betrug, als der Mitangeklagte Nitzschner von Dresden flüchtete, 164,000 Mk. — Mit dem 1. April tritt Chili dem Weltpost verein bei. Von diesem Zeitpunkte an kostet ein Brief nach Chili 20 Pf. Porto, eine Postkarte 10 Pf. und je 50 Gramm Drucksachen 5 Pf. — Eine Dresdner Conserven-Handlung mußte dieser Tage, wie die „Dr. Nachr." melden, bezüg lich Rußlands eine recht unangenehme Erfahrung machen. Sie hatte bestellungsgemäß 2000 Büchsen ihrer Waare nach Petersburg zu liefern, dieselben durften aber neuerer Anordnung zufolge nicht über die russische Grenze passiren, da alle in Blechbüchsen verpackten Gegenstände jetzt zurückgewiesen werden. — Der Verwaltungsrath der allgemeinen deut schen Credit-Anstalt in Leipzig hat beschlossen, aus