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Dippoldiswalde. Am Sonntag unternahm ein Theil des deutschen LandwirthsvereinS von Dresden aus mit Extrazug einen Ausflug nach Kipsdorf. Von hier nach 3 Stunden bis Bahnhof Dippoldiswalde zurückgekehrt, fuhr man in mehreren Landauern, Omnibussen und 4 mächtigen Erntewagen nach Rein holdshain zur Besichtigung des Pfundschen Molken gutes. Nach kurzem Aufenthalte im Garten des hies. Bahnhotels führte der Extrazug die Gäste wieder nach Dresden zurück. — Am Freitag zu der Dreyfus- und am Sonntag zu der Hugenottenaufsührung war das Theater etwas bester als sonst besucht, freilich noch lange nicht ge nügend, daß die Direktion auf die Kosten käme, ob gleich sie sich mit ihrem Personal die größte Mühe gtebt. — Mittwoch findet im Schützenhaus die vorletzte Vorstellung und zwar zum Benefiz für die sich bereits recht gut eingeführte Darstellerin Frl. Isa Sandow statt. Vielen Wünschen nachkommend, wählte sie an ihrem Ehrenabende das meisterhafte Schauspiel: „Die Waise aus Lowood". Wünschen wi- der strebsamen Künstlerin ein gutbesetztes Haus. — Donnerstag findet nun leider die letzte Vorstellung statt, und hat die Direktion das hier vor 7 Jahren mit großem Bei fall ausgenommen« Lustspiel: „Die Braut von Reich- fiädt und der Bräutigam aus Beerwalde" gewählt. Mit dieser Vorstellung Hal Herr Theaterdirektor Richter 1891 sozusagen den Vogel hier abgeschossen und steht der amüsante Abend noch bei manchem in gutem Ge- bächtniß. Herr Direktor Zahn hat während seines Hierseins durch die ungünstige Zeit einen schweren Stand gehabt. Möchte er zu dem großen „Beifall" doch am Donnerstag endlich einmal „Kassa" ernten, auf daß, wenn er das Buch der Vergangenheit nach schlägt, er bei dem Namen „Dippoldiswalde" nicht allzu schmerzlich berührt wird. — An der vergangenen Sonnabend seitens der Deutschen Müllerschule veranstalteten Excursion, welche der in Dresden stattfindenden 12. Wanderausstellung derdeutschenLandwirthschastsgesellschast galt, betheiligten sich sämmtliche Herren Lehrer, sowie Herr Assistent Biefang und ca. 60 Schüler. Bei dem Besuche dieser nicht nur von Deutschland, sondern auch vom Aus lande sehr zahlreich beschickten Ausstellung wurden u. A. die Maschinen der Müllerei und L-ndwirthschast, sowie Lokomobilen verschiedener (deutscher und englischer) Konstruktionen mit großem Interesse besichtigt. Be sondere Aufmerksamkeit erregten Getreidesammlungen, ferner die an diversen Getretdearten gekennzeichneten Krankheiten, eine Kollektion schädlicher Insekten und Anderes mehr. Für die im gegenwärtigen Semester neu eingetrctenen Schüler bot übrigens Dresden viel EehenSwerthi« und Interessantes. Abgesehen von dem durch solche Excursionen sich ergebenden, bleibenden Nutzen, gelang es den Bemühungen der Müllerschul direktion, das Eintrittsgeld, das am Sonnabend ein erhöhtes war, auf 1 Mk. pro Person ermäßigt zu erhalten. Recht befriedigt von Allem kehrten die ExcursionStheilnehmer mit dem Abendzuge hierher zurück. — Wir machen hierdurch auf die heute Montag Abend stattfindende Gewerbevereinsversammlung auf merksam, auf deren Tagesordnung u. A. die Wahl deS Ausstellungskomitees steht. — In voriger Woche hat man an beiden Seiten der neuen Brücke begonnen, die durch da« vorjährige Hochwasser abgeschwemmten Weißeritzufer durch starke Mauern zu reguliren und vor wiederholter Abspülung zu schützen. — Als man in den letzten Wochen die Reichstädter Straße behufs Echlemenlegung aufgrub, stieß man auf eine Menge Wurzelwerk, Holzstacke, ja ganze Baum- Pämme, sowie Fichtenzapfen, halb verfault und halb verkohlt, ein Beweis, daß früher im Bahnhofsviertes Holzbestand gewesen sein muß. — Für rechtzeitiges Erscheinen am Brandplatz und erfolgreiche Löschthätigkeit gelegentlich des am 5. Mai d. I. beim Hufschmied Peukert in Waltersdorf ent standenen Brandes hat die Kgl. Brandversicherungs kammer den Spritzen der Gemeinden Döbra und Börn chen bei Glashütte Prämien nach Höhe von 30 Mk. und bez. 2S Mk. bewilligt. — Nach einer von der Versicherungsanstalt für das Königreich Sachsen in Dresden aufgestellten Ueber- sicht sind bei denjenigen 5274 Personen, welche im Jahre 1897 die Gewährung von Invalidenrente be antragt haben, als Hauptursachen der Invalidität Tuberkulose in 906, Lungenerweiterung in 961, Altersschwäche in 633, Rheumatismus in 437, bös artige Neubildungen in 283, Augenkrankheiten in 247 und Herzkrankheiten in 243 Fällen ärztlich festgestellt worden. Leider ist auch hier wieder zu constatiren, daß die Tuberkulose in einer verhältnißmäßtg hohen Zahl die Ursache der Invalidität ist, denn fast jeder sechste Nentenanwärter ist von dieser gefährlichen Krank heit befallen und es sind daher die Bestrebungen der Versicherungsanstalten und der Krankenkassen, dem weiteren Umsichgreifen dieser Krankheit durch recht zeitige Einleitung durchgreifender Heilverfahren, durch Errichtung von Lungenheilanstalten und Genesungs heimen und Unterbringung der Kranken in derartigen Anstalten, Bädern und Luftkurorten, wirksamen Ein- halt zu bieten, mit ganz besonderer Freude zu begrüßen. — Mit dem ersten Juli begann die Jagd auf männ liches Edel- und Damwild. Schmiedeberg. Am Freitag Abend '/,9 Uhr versammelte sich der hiesige neu gegründete Radsahr- Klub im Vereinszimmer Hotel zur Post, um einen Nachtausflug zu unternehmen, welcher ausgesührt wurde und glänzend zur Befriedigung aller Radler verlies. Die Tour wurde gefahren über Wahls-Mühle— Hennersdorf—Sadisdorf zurück, woselbst alle wohlge- muth >/,12 Uhr im Gasthose anlangten. Es wäre aber zu wünschen, daß die Fahrwarts, der erste und zweite, eine Rosette als Auszeichnung und Kenntlich- keit tragen würden. Betheiligt waren am Ausflug ungefähr 15 Mann. ES wäre zu wünschen, daß beim nächsten Ausflug die Betheiligung stärker würde. All Heil. Schmiedrberg. Bei der Gemeindeverbandsspar- kasie hier wurden im Monat Juni d. I. 99 Einzah lungen im Betrage von 5497 Mk. 9 Pf, geleistet, dagegen erfolgten 28 Rückzahlungen im Betrage von 3736 Mk. 34 Pf. Geising. Am 29. und 30. Juni sand auf dem Schießstande der hiesigen Schützengesellschaft das dies jährige Uebungsschießen der Grenzbeamten der Ober grenzkontrolle Geising statt. Von den gestifteten Preisen erwarben sich am 1. Tage Herr Obergrenz kontrolleur Jacobi-Geising den 1. und Herr Posten führer Grande-Altenberg den 2. Preis. Am 2. Tage errang Herr Grenzaufseher Franz-Hellendorf den 1. und Herr Accessist Lindner-Altenberg den 2. Preis. Dresden. Eine Ueberraschung ganz besonderer Art gab es kürzlich in der Nähe des Abftellbahnhofes. Daselbst kamen gegen 6 Sonderzüge an und brachten zumeist Milchvieh aus verschiedenen Landesthetlen, insbesondere au« dem Dithmarschen (Etderstädt, Hu sum, Itzehoe rc.), aus Bayern (Allgäu) und aus Pommern (Stargard). Da nun die Thiere mit über vollen Eutern ankamen, war frische Kuhmilch massen haft ohne Bezahlung zu haben. In Krügen und anderen Gesäßen machten Umwohner häufigen Ge brauch von dieser so reichlich und unerwartet fließenden Milchspende. Freiberg. Eine Berliner Firma plant hier die Anlegung einer elektrischen Straßenbahn. Dieselbe soll nach dem gefaßten Projekt vom Meißner Thor durch die Stadt führen und dann durch die Bahnhof» straße und Olbernhauer Straße nach Brand wetter gehen. Die Bahn wird sich mit der Beförderung von Personen und Stückgütern befassen. Bezüglich deS Zustandekommens deS Projektes darf man sich jedoch nicht allzu sanguinischen Hoffnungen hingeben. Sebnitz. Am 4. d. M. feiert das hier erschei nende „Grenzblatt" (Amtsblatt) den Tag seines fünfzig jährigen Bestehens. Leipzig, 1. Juli. In einer Zuschrift an ein hiesiges Blatt beklagt sich ein den besten Ständen an gehörender Herr, daß er einige Tage nach der Reichs tagswahl auf offener Straße in gröblichster Weise in- sultirt worden ist, weil er eine entfernte Ähnlichkeit mit dem in 'Leipzig-Stadt gegen den Sozialdemokraten gewählten Reichstagsmitglied Professor Hasse hat. Er ging mit seiner Frau von der äußeren nach der inneren S adt zu an einer Gruppe Arbeiter vorbei, wobei er die Worte hört«: „Das ist Haffe, das ist Hasse! Na, wart, den wollen wir verhauen!" Dann folgten ihm die Leute unter ähnlichen Rusen, kamen auf ihn los und drängten sich schließlich an ihn heran. Erst als die Frau des Jnsultirten den Arbeitern zurief: „Sie irren sich, das ist gar nicht Professor Haffe; waS wollen Sie von meinem Manne?" stutzten sie und er hoben nur drohend die Fäuste. Endlich rief einer von ihnen: „Nein, das ist nicht Haffe! Wenn eS aber Haffe wäre, wir hätten ihm die Knochen im Leibe entzweigehauen." Chemnitz. Das hiesige „Tageblatt" feierte am 1. Juli sein 50jähriges Bestehen. Hohenstein-Ernstthal. Die Nichtbeachtung einer ganz kleinen Wunde durch Eintreten von Glas in den Fuß lat einen 9jährigen Knaben einer hiesigen Fa milie in den Tod geführt. Erst nach einigen Tagen, nachdem das Eintreten des Glases erfolgt und auch das Glas wieder entfernt war, stellte sich bei dem Knaben Frieren ein, und nach 4 schmerzvollen Tagen war der sonst gesunde Knabe todt. DaS ist eine Mahnung zur sorgfältigen Behandlung auch der klein- I en Wunde. Zwickau. DaS Landgericht verurlheilte die Berg arbeiters-Ehefrau Pampel im Borort Planitz auf Grund des Nahrungsmittelgesetzes zu 50 Mk. Geld strafe oder zwei Wochen Gesängniß, weil sie Margarine in Butterform gebracht und an ihre Quartierleute als Butter verkauft hatte. Zwickau. In unserer Ephorie bestehen zur Zeit folgende Sekten: Deutschkatholische, „Im Namen des Herrn", „Brüder in Christo", „Philadelphia", Spiri tisten, Methodisten, Baptisten, Apostolisch-Katholische, Neu-Apostolische. Zwickau. Am hies. Gymnasium haben während der verflossenen 350 Jahre 22 Rektoren gewirkt. Der jetzige Rektor, Prof. vr. Gerth, steht seit 1890 der Anstalt vor. ES bekleideten ein Rektor 45 Jahre, einer 40, einer 38, einer 25, der Vorgänger deS jetzigen Rektor-, der noch lebende Oberschulrath vr. Erler, 20 Jahre lang das Rektoratsamt. Von 1517 bi- 1548 standen Männer wie Stephan Roth, Georg Agricola, Leonhardt Nathor, Johann Neander Petrus PlateanuS an der Spitze des hiesigen Gymnasiums. Zwickau. In Niederplanitz wurde nun auch der Fleischer Meinhold, von dem das trichinöse Fleisch herrührt, gefänglich eingezogen. Wie man weiter vernimmt, soll sowohl der bereits inhaftirte Trichinen- schauer Gerber als auch Meinhold gemeinsame Sache gemacht haben, indem Meinhold heimlich nicht ver steuerte Schweine geschlachtet und Gerber von dem Thun und Treiben gemußt haben soll. — Ein nettes Kvmpagnie-Geschäst! Werdau. Eie Wahlkuriosum war bei der letzten Reichstagswahl hier zu verzeichnen. Ein hiesiger Industrieller hatte anstatt seines Stimmzettels ein be» Wchmtz -ZeitM Dienstag, den 5. Juli 1898. 6t. Jahrgang. Lakes und Sächsisches. Die „Weißeritz. Zeitung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. Ai Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg., einmonatllch 42 Nia. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan kalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend Amtsblatt für die Königliche Amtshailptniannfchast, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrath zu Dippoldiswalde. Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage de» Blattes eine sehr wirk same Verbreitung, finden werden mit 10 Pfg: die Spaltenzeile oder der« Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Lheile, die Spaltenzeil» 20 Pfg. Verantwortlicher Redakteur: Paul Irhne in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Jllustrirte« Nuterhaltwt,»««^'. Mit land- >md hauSwirthschaftlicher MmeaUbeU,,«. UI