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Dresdner Journal : 31.12.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-12-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188112314
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18811231
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18811231
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1881
-
Monat
1881-12
- Tag 1881-12-31
-
Monat
1881-12
-
Jahr
1881
- Titel
- Dresdner Journal : 31.12.1881
- Autor
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304 Sonnabend, den 31. December. 1881 l» r»»»» 4«»t»eK«» ^Ldrllod, . . 1» H»rir -SMrUoL- 4 U>u»v0?k. Li»„lo« liasuasru: 10 ?L l»>»r»t«Qpr«l»»r «l« »«u- Maor gvopättoaoa »0 kf. v-t« <U« 2«Io bv kk. öm 7H»aI1mi- uael 2iüori»»»t» so Fatmrd1»b Lroedolaoa r UzUok mit ^amuctua« äor 8oaa- aaä kmortaK» ^boaä» kvr äoa folgooäoo 1'^. «»»«iuUd Tooäoatoodoa kmeds« tritt koot- ami 8t«wp«lia»odl»» biaia. * DreMerHoumal. Verantwortliche Nedaction: Oberredakteur Rudolf Günther in Dre-den. lu»«raro»aaui»>,»o »«»»Lrtor LMptt»! » Lrs^tot-ttor, 6oaua»»m»aLr Uo» Orvoäavr ^ourmU»; Smadar» NorU» Vto» LotxMU I—I- Nrooi», »r«aitt0rl » ».! L ^0Ai«r,' vorlla Vioa-Ilmadar,- l-n»A-LMp»lU rroaLNat «. LMi Lta«»«,- LorUa: S. Lommot, /»vatmtmmtant, N-i»»» :L Sottott«, «rooi»»: L Zta--«"'» Silrvao; »roalliott ». ».! L ^ao-or^iods llaooaaaälaaz; SiirUt»: v LtÜNor,' lUm-ovriv Seta«t«r, k»tt»->orU»-rr»»»»tt ». H.- «att^r«: » Oo., Namdm,! LI—<t-—, Simm«'. N » r » a » r « d « r, NülliKl. Lipmtitioa äv, Ormüaor ^oaraal», ttrvsäva, /viuKsrotram« lio. LO. Abonnements - Kinladung. Auf das mit dem 1. Januar 1882 beginnende neue vierteljährliche Abonnement des „Dresdner Journals" werden Bestellungen zum Preise von 4 M. 50 Pf. angenommen für Dresden bei der unterzeichneten Expedition (Zwingerstr. Nr. 20), für au-wirtS bei den betreffenden Post anstalten. Ueber die Verhandlungen des sächsischen Landtags wird das „Dresdner Journal" aus führlich und schnell und — wie bisher — in besondern Beilagen berichten. Ankündigungen aller Art finden im „Dresd ner Journal" eine sehr geeignete Verbreitung, und werden die Jnsertionsgebihre» imJnseraten- theile mit 20 Pf. für die gespaltene Petitzeile oder deren Raum berechnet; für Inserate unter der Rubrik „Eingesandtes" sind die Jnsertions- gebühren auf 50 Pf. pro Zeile festgestellt. In Dresden-Neustadt können Abonnements bestellungen abgegeben werden in der Kunst- und Musikalienhandlung des Herrn Adolf Brauer (Hauptstraße 2), woselbst auch Inserate zur Beförderung an unser Blatt angenommen werden. Dresden, im December 1881. üönigü Expedition des Dresdner Journals. Amtlicher Theil. Dresden, 30. December. Se. Majestät der König haben den zeitherigen Seminar-Oberlehrer in Borna Ernst Theodor Schütze vom 1. Januar 1882 an zum Bezirkrschulinspektor in dem JnspektionSbezirke Kamenz Allergnädigst zu ernennen geruht. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichten. Stettin, Freitag, SO. December. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der Dampfer „Katie", welcher am 26. d. Mts. 4V Seemeilen von Cap Clarr an der Küste von Irland ohne Steuer gesehen worden war, ist gestern Abend ^10 Uhr in Queens town eivgetroffen. An Bord ist AllrS wohl. (Bgl. die Rubrik „Vermischtes" in der Beilage.) Wien, Donnerstag, 2V. December, Abend». (Tel. d. Boh.) Ali Nizami Pascha wurde gestern vom Minister Grafen Kalnoky empfangen. Heure hatte er mit sämmtlichen Mitgliedern der tür kischen Mission eine Audienz beim Kaiser und wurde Abend» zur Hoftafel geladen. Die Steuereingänge in Bosnien haben ohne Anwendung von Executionen ein unerwartet gün stige» Resultat ergeben. Demnächst wird für die occupirten Provinzen ein Gemeindegesrtz erwartet. Nachrichten au» Warschan melden, daß die Plünderungen und Mißhandlungen der Juden immer noch fortdauern. Die Warschauer Garni son wurde bedeutend verstärkt, weil die Unruhen Feuilleton. siedi-irt von Otto Bauet. An unsere Leser. (Zum Jahresschlüsse.) In der Hoffnung, das neue Jahr möge nicht allein für unsere Leser, sondern auch für uns speciell dadurch ein glückbringendes sein, daß eS uns die Gunst und Theilnahme Jener erhält, glauben wir nach zehnjäh riger redactioneller Thätigkeit einige Worte zur Ver ständigung sagen zu sollen. Weder von einem Programm blendender Ver sprechungen kann die Rede sein, noch von einem wohl gefälligen Betrachten de» etwa Geleisteten. Dies könnte nur mit Kleinmuth erfüllen, wäre eS nicht ein Trost, daß auch da- Redigiren zu den Aufgaben gehört, bei denen gute Absicht und lautere Principien oft ebenso werth befunden werden dürfen, wie dar wirklich Geleistete. Wir gestehen, daß wir den Begriff einer „Feuille ton" anders aufgefaßt haben, al» e» gewöhnlich ge- fchieht. Wir sahen darin nicht die Aufgabe, Aehrenlese zu halten, die Blumen zwischen den Garben zu pflücken, oder die einzelnen Fäden aufzufangen und flüchtig zu verwerthen, die zufällig dem unsichtbaren Wedstuhle der Zeit entflattern. Wir wollten vielmehr selbst durch unsere eigene Haltung, direct und indirect, sach lich referirend und kritisch das große Gewebe charak- terifiren helfen, da» als da« Kleid der Zukunft fertig wird. In dieser Auffassung sind wir durch beifällige Auf- pahme bestärkt worden und zwar von der Zeit an, in fortdauern. Gegen SOOV Personen wurden ver haftet. (Vgl. die „TageSgeschichtr" unter Warschau.) Agram, Donnerstag, 2S. December, AbendS. (Torr Bur.) Die zwischen Neusatz und Lukovar verkehrende Lotenpost, welche über 23000 Kl. mit sich führte, wurde am 26. d. uächst Jllok ausge- raubt. Der Thäter wurde ermittelt und da» Geld bi» auf 2700 Al. vorgrfundeu. Cork, Freitag, 30. December. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Die Polizei verhaftete gestern unweit Macroom ein Individuum, nameu» Connell, wel- chr» der berüchtigte „Eapitäu Moonlight", der Führer einer weitverzweigten Bande Maraudeur», zu sein scheint. Man fand bei ihm compromitti- reude Papiere, darunter die Pläne zur Ermor dung von Pächtern, welche ihren Pachtzins bezahlt haben. Ja verschiedenen Theilen vou Irland wur den Waffendrpot» entdeckt. Dresden, 30. December. Die socialen Krankheiten unserer Zeit sind zu einem große»Theile auf die Zusammenhäufung der Be völkerung in den Städten mit all' ihren üblen physischen und moralischen Folgen zurückzuführen. Wir sehen in den Städten eine in ungesunder Luft kümmerlich sich ernährende Arbeiterbevölkerung auf- wachsen, die, im Verhältniß zu den theuern Preisen der Wohnungen und Lebensmittel, kaum den aus reichenden Verdienst findet, und für welche, wenn sie in Noth geräth, auch die großartigsten Wohlthätigkeits- anstalten sich zu schwach erweisen, um nachdrücklich Helsen zu können. Der Schwerpunkt unserer nationalen Kraft, der bei unseren Vorältern in den Landstädtchen und Dörfern lag, wurde durch die Entwickelung, welche unser wirthschastlicheS Leben genommen, unnatürlich verändert, und in wahrhaft verderblicher Weise äußern die großen Städte ihre Anziehungskraft auf den kleinen Mann. ES gehört daher schon längst zu den Problemen, deren Lölung die moderne Socialwissenschast sich ge stellt hat, wie diesem Zustande und den daraus er wachsenden Uebeln abzuhelfen sei, und wie eS möglich gemacht werden kann, daß das eigentliche sociale Leben wieder dahin zurückkehre, von wo wir unsere Kraft schöpfen, nach dem platten Lande. Die vollständige Lösung dieser Aufgabe wird wohl allerdings erst einet spätern Zeit anheimfallen, wo eine höher entwickelte Technik eine Transmission mechanischer Kräfte auf größere Entfernungen gestattet — vielleicht eröffnet auch hier die Elektrotechnik eine neue Zukunft —, aber heute gestattet bereit» die hohe Entwickelung unseres Verkehrsnetzes eine ausgiebigere Benutzung der zu Gunsten der Errichtung industrieller ElabttssementS auf dem Lande sprechenden Vorzüge. Auch fehlt eS nicht an Beispielen, welche die Unternehmer ermuthigen können und zur Nachahmung aufmuntern. Die Schwer kraft eines der bedeutendsten Industrieländer Deutschlands — Elsaß-LothringenS — ruht auf dem platten Lande. Die Mehrzahl seiner Spinnereien, Tuchwebereien, Kattun fabriken, Manufakturen und chemischen Fabriken befindet sich in Landstädtchen und Dörfern. In diesen Städtchen und Dörfern lebt eine sich von derjenigen unserer großen Industriestädte vortheilhaft unterscheidende Arbeiter- bevölkcrung, die, unter der Controle stehend, welche in kleinen Orten die Allgemeinheit über den Einzelnen auSübt, im Allgemeinen sich eines sittlichen Lebens be fleißigt, Ersparnisse macht und danach strebt, festen Besitz zu erwerben. Religiosität und Einfachheit der Sitten ist in einem großen Theil der elsässischen Fa- bnkdörfer noch zu Hause, die Lehren der Socialdemo kratie haben blS jetzt bei diesen schlichten, einfachen Arbeitern noch keinen Wiederhall gefunden und, wenn auch die Fabrikbevölkerung an Solidität und Gediegen heit nicht mit der bäuerlichen Bevölkerung völlig aus der eS (bereits 1846) der Verfasser dieser Zeilen und dessen Bruder unternahmen, in jenem Sinne in Dres den eine derartige Richtung der Presse begründen zu Herfen, und diesem Trachten unablässig auf bestimmten Gebieten für die Eulturinteressen Sachsen« getreu blieben. Eine solche Auffassung mußte Viele« aus unserm Feuilleton ausscheiden, was leider sonst wohl an sol cher Stelle zu treffen ist. Alle anpreisenden Empfehlungen von noch unbe währten Dingen und Leistungen, alle leidenschaftlichen Parteinahmen für streitende Gegner, alle versteckten Angriffe gegen Andersdenkende, alle Wiedergaben jener großen und kleinen Skandale, durch welche die heutige Demoralisation der Presse auf Kosten der Ehre öffent licher und Privatcharaktere mit müßigen Gerüchten ihre Leser unterhält, — alle diese Reizmittel würde man daher in unsern Spalten vergeblich gesucht haben. Ferner empfahl sich l ie Ausscheidung der schwatzhaften Macu- latur von Eauserie, von gesellschaftlichem Klatsch, ebenso die strenge Vermeidung jener gefälligen Reclame, welche nur der persönlichen Eitelkeit fröhnt und dem Coterie- wesen dient, dieser Begräbnißgesellschast, die alle« red liche und selbstständige Streben der Bescheidenen unter ihrem frechen Gedeihen begräbt und den virtuosen LharlataniSmu« unserer materiellen Zeit für den stet- tanzlustigen Theil der großen Menge zum goldenen Kalbe macht. Auch auf die Gefahr hin, etwa« weniger amüsant zu wirken, als eS die Allotria und die frivole Plän kelei für Biele sind, glaubten wir, getragen und ange- eifert von den Traditionen eine« fo intelligenten Lande», der Würde eine» officiellen Organ» um so mehr ernste Grundsätze schuldig zu sein. Ja wir glaubten, durch gleicher Stufe steht, fo bemüht sie sich doch an den meisten Orten, sich ein gewisse- Ansehen zu erhalten, -'und sie ist von jener fahrenden, allen Verlockungen zugänglichen Arbeiterbevölkerung unserer Großstädte, ohne Besitz und Heimath, himmelweit verschieden. Arbeiter, die es zu besseren Stellungen gebracht, hei- ^rathen Bauerntöchter, und umgekehrt heirathen Söhne von GewerbSleuten und Bauern Fabrikarbeiterinnen, so daß dort jene Kluft überbrückt ist, welche bei uns die gewöhnliche Arbeiterbevölkerung von den bevorzug teren Ständen trennt. Die Fabrikbevölkerung der elsäs sischen Dörfer ist, wie sie sittlich höherstehender und wohl habender ist, al» diejenige der großen Städte, auch durchgehends gesünder und weniger heimgesucht von jenen schrecklichen Leiden, welche als Folgekrankheiten einer einseitigen AuSnützung der Körperkräfte erscheinen. ES ist daher nicht überraschend, wenn bereits in der industriellen Praxis der Gedanke austaucht, Fabrik unternehmungen jetzt schon, soweit als dies thunlich, auf das Land zurückzuverlegen. So finden wir in dem Jahresberichte der Stuttgarter Handels- .und Gewerbekammer Folgendes: Die bekannte Elchorlensabrik in Ludwigsburg ver folgt feit längerer Zeit systematisa, das Ziel, ihre Ar beiter, die, wie ja die Regel, ursprünglich auf dem Lande zu Hause gewesen, aus der Stadt wieder auf das Land zurückzubringen. Die Firma wendet u. A. jährlich an Kostenantheil für die Eisenbahnfahrt meh rere Tausend Mark auf (so daß das Retourbillet dem Arbeiter nur 10 Pf. kostet), und stellt seit einem Jahre nur noch Arbeiter vom Lande ein; unter Umständen wird ferner das Verbleiben eines Arbeiters davon ab hängig gemacht, daß er wieder aus das Land zieht bez. auf dem Lande bleibt. In einem Aufruf gab die Firma ihren Arbeitern Folgendes zu bedenken. „Auf dem Lande seid Ihr ein geachtetes Gemeinde- und Kirchenmitglied, und könnet Euch jede Stellung in derselben so gut wie Andere erwerben. In der Stadt läßt sich diese Geltung schwer erringen, weil sich die Leute nicht alle kennen können und weil man sehr oft und ungerechter Weise die Arbeiter alle in einen Topf wirft. Auf dem Landorte ist dieses anders: ein ordentlicher, sparsamer und anständiger Arbeiter wird die Achtung und Liebe von Jedermann für sich und seine Familie bald erringen, erhalten und Geltung sich verschaffen! Auf dem Landorte kann die Frau (und die Kinder) sich mit Feldbau befassen, sie kann eine Kuh, ein paar Ziegen halten, sie kann Anderes für die Bedürfnisse der Haushaltung erwerben und er schaffen — in der Stadt aber hängt Alles an dem Manne: Nahrung und Kleidung und auch die Befrie digung der Eitelkeit. Aber auch beeinflussen kann die Frau ihren Mann auf dem Landort nach Umständen anders, als in der Stadt. Sie 'st von dem Manne nicht so abhängig, wie dort, wo der Mann allein der Ernährer »st. Die Frau kann ihren Mann, die Kin der ihren Vater Abends, wenn er heimkommt, ofl und viel mit Etwas, das sie erschafft haben und sei es nur eine Kleinigkeit (Milch, Kartoffeln) erfreuen. Frau und Kinder können dem Vater das Leden angenehm gestalten und mit helfen, den Haushalt zu ernähren. Bringt die Frau etwas auf den Tisch ohne des Man nes Geldbeutel, so wird daS doppelt nähren. Die Frau hält den Mann damit an seinen Herd und vom Wirths- hauS zurück und verhütet, daß den Kindern ein schlechtes Exempel gegeben wird. Wo aber kann die Frau des Arbeiter- ohne Acker, ohne Stall und bei den vielen Versuchungen sür den Mann, dies Alles in der Stadt erreichen? Niemals! Also, Frau, ziehe auss Land und wahre Deine Stellung im Haushalte, Deinen Werth als Miternährerm und Erzieherin der Familie. Dann, Ihr Männer, habt Ihr, um in der Stadt zu leben, bedeutend mehr Auslagen, oft 5 und 6 Mal soviel, als auf einem Landorte und zwar: für Taufen, für diese gute Schutzwehr unser unvermeidliches Irren und Fehlen entschuldbarer zu machen und unsere schwache Kraft da zu stützen und zu stärken, wo sie an und für sich großen Aufgaben gegenüber unzulänglich und ein seitig befunden werden mußte. Und ost. genug war hierfür die öffentliche Nachsicht und der Trost in An spruch zu nehmen, den ein aufrichtiges Streben Jedem gewährt. In der Theaterkritik und in der öffentlichen Ver waltung der sittlichen und literarischen Bühneninteressen glaubt die Redactton an delicater Rücksicht gegen die Direction und an humaner Schonung gegen die Künstler die strengsten Grenzen inne gehalten zu haben, die jemals irgend wo und wann m Deutschland von billig denkenden und doch für die gute Sache pflichttreuen Geistern festgestellt wurden. Wir sind un« der Ein haltung dieser Tendenz im recitirenden Drama wie in der Oper dewuht, aber auch der Ueberzeugung, daß ein noch weiter gehende- Zurückhalten offener, wenn e- sein muß, polemischer Aussprache sich mit der Ver antwortlichkeit der Kritik nicht vertragen und da« Publicum aus dem breiten Wege zur indifferenten Charakterlosigkeit hinabführen würde. Da- kann nicht in der Aufgabe kultureller Bestrebungen liegen. Alle Knttk genießt in weiser Selbilbeschränkung nur einer bedingten Freiheit und erfreut sich dann de« Schutze- der geschriebenen und ungeschriebenen Gesetze, nach denen die Anerkennung und da« öffentliche Ur- thril der Besten und Edelsten Recht spricht. Sie hat sich aber im fortdauernden Kamps der Anforderungen tapfer zu erwehren, welche ihre Nachsicht mißbrauchen und sie jene« Schutzes und jener Anerkennung berauben und sittlich ohnmächtig machen möchte. Schulen, für Confirmation, für Hochzeiten, für Krank heiten, für Sterbefälle, für Steuern, u. f. w. Denket ferner, Ihr Männer, daß Ihr für Eure Kinder auf dem Lande halb soviel Aufwand an Kleidern und Schuhen habt, als in der Stadt, daß die Kinder Euch manche Mark zu anderem Nützlichen lasten, und daß Eure Frauen ganz ehrbare geachtete Frauen auf dem Landorte auch ohne theuere Modehüte sein können! Zu wa« also diese unnölhigen Geldau«gaben, die Ihr in einem Acker, oder Hau«, wenn nicht auf ein Mal, doch nach und nach auf dem Lande nutzvoll und zu Eurem und Eurer Familie Glück anlegen könnt! Denket Ihr Aeltern aber auch — und hauptsächlich — an da- sittliche Wohl Eurer Kinder, daß Ihr Euere Kinder, so Ihr nur ernstlich wollet, vor manchem Uebel, das in der Stadt üppig wuchert, aus dem Lande be wahren könnet. Denket, welcher Segen e« ist, wenn die Kinder von Jugend aus an Arbeit, Einfachheit und an Religion gewöhnt werden. Wo ist die« besser möglich und wo ein bessere- Beispiel gegeben, al- auf dem Lande, wo die Arbeit den Mann macht, der Fleiß die Frau ziert, das Zusammenhalten von Mann, Frau und Kindern die Gemeinde ehrt und der Segen der Religion noch nicht zum Gespötte geworben ist. Also ziehet denjenigen Verhältnissen nach, die sür Euch passen und die Euch daS Leben erleichtern und ver süßen!" Wir stimmen durchaus der Stuttgarter HandelS- und Gewerbekammer bei, wenn sie sagt, daß der Aus ruf für die Frage der Arbeiterwohnungen und der städtischen WohnungSmlsäre eine ebenso yumane wie praktische Lösung gebe; und wir möchten nicht- mehr wünschen, als daß da- Ludwigsburger Beispiel überall, wo die Verhältnisse dazu angethan sind, Nachfolge finden möge. Sagesgeschichte. Dresden, 30. December. Die »voiStS pbilo- mattiigu« in Bordeaux beabsichtigt, eine am 1. Juni 1882 zu eröffnende Allgemeine Ackerbau- und Industrieausstellung zu veranstalten und damit eine Ausstellung von Weinen, Spirituosen, Liqueuren und gegohrenen Getränken zu verbinden. Zu der letz teren Ausstellung sind auch Ausländer zugelassen. Zulassungsgesuche sind vor dem 1. Februar (nach einer anderen muthmaßlich irrigen Angabe bereit- vor dem 1. Januar) 1882 an den Präsidenten der gedachten Gesellschaft, Herrn Alfred Daney, Mitglied der Han delskammer in Bordeaux, zu richten Von den Zu lassungsbedingungen ist ein zur Verfügung gestellie« Exemplar der Handels- und Gewerbekammer Dre-den zugestellt worden. DrrSden, 30. December. Vom Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Sachsen ist das 12. Stück des Jahre- 1881 in der Ausgabe begriffen. Dasselbe enthält: Nr. 65) Bekanntmachung vom 23. November d. I., die Anleihe der Stadl Seb nitz betreffend (abgedruckt in Nr. 294 und 295 de« „DreSdn. Journ."); Nr. 66) Bekanntmachung vom 2. December d. I., eine Anleihe der Aktiengesellschaft „Maschinenfabrik Germania, vormals I. S. Schwalbe und Sohn" iu Chemnitz betreffend; Nr. 67) Bekannt machung vom 3. December d. I., die dermattge Zu sammensetzung des LandtagSausjchusses zu Verwaltung der Staatsschulden betreffend (adgedruckt in Nr. 285 des „DreSdn. Journ"); Nr. 68) Verordnung vom 12. December d. I., die Fabrikemnspection betreffend (abgedruckt in Nr. 291 des „DreSdn. Journ."); Nr. 69) Gesetz vom 19. December d. I , die provi>orische Forterhebung der Steuern und Abgaben im Jahre 1882 betreffend (abgedruckt in Nr. 297 deS „DreSdn. Journ."). * Berlin, 29. December. Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt: Die Gegner der Regierung haben sich einen DaS geistige Capital schwer errungener Achtung, von welchem ein Schriftsteller zehren muß, ohne eS sich antasten zu lassen, wird nicht dadurch gesammelt, daß er die Wünsche und Meinungen Anderer dienst willig nachplaudert, sondern dadurch, daß er selbst heilige Ueberzeuguagen hat und muthig vertritt. Es giebt einen Punkt, wo eS anfängt, unsittlich zu wirten, wenn man die Wahrheit stet» höflich umschreibt. Diese Methode, die charakterkrank ist und charakterkrank macht, führt zur Ueberhebung der Person über die Sache. DaS ist heute die vielverbreitete Losung, zu gleich aber daS schnöde Gegenthril von der Pflicht der Oefientlichkeit. Gerade die nothwendige Scheidung zwischen der Sache und der Person (dem Werk und dem Meister), und die ebenso nöihige Aufrichtigkeit wie Mäßigung dem letztern gegenüber gilt auch sür die Kritik über die musikalische Production, über die Literatur, die Kunst und daS Kunstgewende, da- zu einem theuren Pflegekind SachsenS geworden ist. Für alle diese Gebiete bildet da» Dre»dner Ter rain ein große» vielgestaltige» Forum, interessant für Ausland wie Inland. Wir glauben, daß unser Feuilleton dasselbe mit warmer Freude am Schaffen und Gelingen in« Auge gefaßt, mit offenherzigen Winken gegen Abirrungen begleitet hat. So weit e» der Raum gestattete, ist unser Blick dabei über die Grenzen deS engern Baterlande» weit hinausgegangen, wenn e- sich auch in der Literatur gebot, da« Belle tristische dem Wissenschaftlichen gegenüber zu be schränken. Einen weiteren Krei« zogen wir für da« Geschichtliche, für die Regungen und Forschungen im Felde der Culturhistorie, der Naturkunde, der Ethno-
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