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Hohenstein-Ernstthaler Zeitung, Nachrichten und Neueste Nachrichten Geaeralaazelgrr für Hohenstein-Ernstthal mit Hüttengrund, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf, Rüsdorf, Langenberg, Meinsdorf, Falken, Langenchursdorf, Reichen bach, Callenberg, Grumbach, Tirschheim, Kuhschnappel, St. Egidien, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Pleißa und Rüßdorf. Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen des Amtsgerichts, Finanzamt» und des StadtratS zu Hohenstein-Ernstthal, sowie der Behörden der umliegenden Ortschaften. Druck und Verlag von Dr. Alban Frisch. I werden 1b Goldpfennige berechnet. etmchltefujch Tragerivon. Zmer ssH M Nieriis! Jie P»lA BMünWiigen Die polnische Einmischung Paris, 19. Jan. (TU.) Der polnische Botschafter in Paris, Chla- kowfki, hat der Botschaftcrkonferenz ein Me morandum seiner Regierung zu der Frage der Befestigungsanlagen an der ostprcußischen Grenze überreicht. Der polnische Botschafter in Paris hat also auf Munsch der Warschauer Regierung erneut in den Gang der Pariser Entwafsnungsverhandlun- gen cingegriffen. Die polnische Regierung fühlt sich beunruhigt, weil die offiziellen französi schen Kreise an den deutschen Vorschlägen hin sichtlich der Ostfestungen nicht den gleichen An- sroß nehmen und nicht die gleiche Beunruhigung zutage treten lassen wie das die offiziellen Stellen in Warschau tun. Mit den Militärkrei sen um Foch besteht eine starke Fühlungnahme von selten Polens, aber die Bemühungen, auch Briand in diesen Kreis einzubcziehen, sind ge scheitert Die deutschen Unterhändler haben erneut bei ihrer Abreise nach Paris Anfang Januar die Anweisung erhalten, die Verhandlungen auf einer rein sachlichen Grundlage zu führen und politische Fragen in diesem Zusammenhänge möglichst zu vermeiden. Polnische Generäle ha ben selbst den Wert der deutschen Ostfestungcn für den Kriegsfall als unbedeutend und nur für die Defensive geeignet bezeichnet. Wenn also jetzt die in Paris überreichten deutschen Vorschläge in dieser Frage nicht ausrcichen sollen, so liegen den Bedenken französischer und polnischer Kreise po litische Gesichtspunkte zugrunde, die mit dem eigentlichen Sachverhalt und dem positiven Wert der Ausgestaltung der Befestigungen im Osten nichts zu tun haben. Der neue Besuch des pol nischen Botschafter Ghlakowsski bei Briand ver folgt lediglich den Zweck, noch einmal auf das Bündnisverhältnis Polens und Frankreichs und auf die Bedenken politischer Art, wie sie in War- lchau angesichts der ganzen verfahrenen Lage des Landes und seiner sich immer stärker geltend machenden Isolierung nur zu selbstverständlich find. Briand hat sich damit begnügt, auf den normalen Gang der Entwafsnungsverhandlun- xcn und auf die erwarteten neuen deutschen In struktionen hinzuweiscn. Tatsächlich hat sich das Reichskabinett mit den Berichten der deutschen Unterhändler in Paris und mit den bisherigen Ergebnissen der Berliner Verhandlungen über die Kriegsmaterialfrage beschäftigt und die In struktionen an die Herren von Pawelß und Dr. Forster ergänzt. Von einem deutschen Nachgcben kann nicht die Rede fein. Die Reichsregierung stützt sich auf die ju ristischen und militärischen Gutachten nicht nur deutscher, sondern auch ausländscher Sachverstän diger. Dem polnischen Einfluß und den dauern den Quertreibereien der Warschauer Regierung, die sich noch in anderer Weise durch Aeußerun- kcn der offiziellen Persönlichkeiten in Angriffen auf Deutschland und die deutschen Minderheiten in Polen Lust machen, ist man in Berlin be müht, durch die sachliche Handhabung der Ver handlungsgegenstände wirksam zu begegnen. An dem Verhallen Briands Polen gegenüber hat man schon beim Abschluß des Locarnover trages erkennen können, daß er über die franzö sisch-polnische Freundschaft die europäische Sicherheit und die allgemeine Befriedung stellt. Selbst Blätter wie der „Tcmps" warnen Polen vor einer Katastrophcnpolitik, da man in Paris keineswegs gewillt ist, sich in neue Streitigkeiten mit Deutschland Hineinzehen zu lassen. Die Spitze des polnischen Vorstoßes reicht also nicht mehr bis nach Berlin, da sic sich bereits in Paris am Widerstand der maßgebenden Regierungskreise «bstößt. Schon in. wenigen Tagen wird man Bis jetzt ist alle Mühe des Herrn Marx, irgend welche Regierung zu bilden, vollkommen vergebens gewesen, da er immer noch seinem Phantom nachläuft, ein Kabinett der mittelpar- teilichen Minderheit zu bilden. Auch dem Reichspräsidenten dauern die Versuche des Herrn Marx zu lange und er foll in einer gestrigen Auseinandersetzung ihn ersucht haben, seine Bemühungen um die Regierungsbildung mehr zu beschleunigen als bisher, da das Ansehen des Reiches und der Gang der Geschäfte es drin gend erforderlich machten, daß endlich-eine vor dem Volke verantwortliche Negierung die Reichs verwaltung übernehme. Herr Marx aber nimmt sich nach wie vor Zeit und will am heutigen Donnerstag abermals mit der Deutschen Volks partei Verhandlungen aufnehmen zu dem Zwecke, sie umzustimmen und einer Beteiligung der Sozialdemokraten an einer Regierung der Mitte geneigt zu machen. Wie wir weiter unten Mit teilen, scheint die Deutsche Volkspartci aber wie bisher nicht die geringste Lust zu spüren, sich von dem guten Willen der Sozialdemokratie abhängig zu machen. So ist die ganze Negierungsfrage auf dem toten Punkt angelangt und man sprach schon gestern in parlamentarischen Kreisen da von, die Bildung der Regierung bis zum Februar zu vertagen und inzwischen weiterzuwurstel». Wohin das führen soll, ist das Geheimnis des Herrn Marx und des Zentrums. Die Stellung der Deutschen Bolkspartci lieber die Sitzung der Neichstagssraltion der Deutschen Volks Partei wird folgender Bericht ausgegeben: Die Reichstagsfraktion der Deutschen Volks- Partei nahm in ihrer gestrigen Sitzung die Be richte ihrer Abgeordneten Dr. Scholz und Dr. Curtius über den bisherigen Gang der Regie rungsbildung entgegen. Die Fraktion sprach dem Abgeordneten Dr. Curtius den Dank für seine Führung der Verhandlungen aus und erklärte sich einmütig mit der Art dieser aussichtsreich ge führten Verhandlungen einverstanden. Die Frak tion stellte fest, daß insolge des Abbruches dieser Verhandlungen durch die Z e n t r u m s f r a k t i o n die Frage nicht end gültig geklärt ist, ob die sachlichen Voraussetzun gen für ein Zusammenwirken mit der deutsch nationalen Fraktion auf innen- und außenpoli tischem Gebiete gegeben sind. Die Fraktion be traut ihren Vorsitzenden mit der Weiterführung der Verhandlungen und wird diese auf der Grundlage ihrer bisherigen Beschlüsse führen. Zu dieser parteiofsiziellen Mitteilung bemerkt die „Deutsche Allgemeine Zeitung": In der starken Betonung der von Dr. Curtius ge pflogenen Verhandlungen und in dem Hinweis auf die bisherigen Beschlüsse der Fraktion liegt ein starker Druck gegen alle Versionen, die Volks partei werde ihr bisheriges Ziel aufgeben und sich der stillen Koalition mit Links fügen. Die „Tägliche Rundschau" schreibt: In der Mitteilung kommt ganz klar zum Ausdruck, daß die Fraktion die Verhandlungen zur Herbeifüh rung einer gesamtbürgerlichen Koalition auch jetzt noch für aussichtsreich hält und eine endgül tige Klärung dieser Möglichkeit wünscht. Die Fraktion hält den Uebergang zu Verhandlungen mit den Deutschnationalcn für den einzig mög lichen Weg. Das „Berliner Tageblatt" will sogar wissen, daß in Konsequenz des Ergeb ¬ klar sehen können, ob die berechtigten deutschen Wünsche in Paris anerkannt werden und die Nestpunkte bis zum 31. Januar ihre Erledigung finden können. Polens Einfluß auf die Verhand lungen ist nicht zu unterschätzen, aber in der nisses der Fraktionsberatung der Deutschen Volkspartei bereits gestern abend der Fraktions vorsitzende Dr. Scholz erneut Verhandlungen mit Vertretern der Deutschnationalen, vor allem mit Graf Westarp, gepflogen habe. Die „G e r m a- n i a" schreibt, man nehme an, daß Dr. Marx in der Stellungnahme der Deutschen Volkspartei keine Absage erblickt. Von einer Rückgabe des Auftrages an den Reichspräsidenten sei daher zurzeit keine Rede. Der „Vorwärts" schlägt als Ausweg aus den Schwierigkeiten vor, daß Dr. Marx seine Ministerliste und sein Programm ausstellt und beide so einrichtct, daß der Sozial demokratie die Unterstützung nicht unmöglich ge macht wird. Die Sozialdemokratie weicht einer klaren Entscheidung aus Die sozialdemokratische Reichstags- sraktion nahm in einer Sitzung des Fraktions vorstandes den Bericht über die Verhandlungen Dr. Marx wegen der Bildung eines Kabinettes der Mitte mit sozialdemokratischer Unterstützung entgegen. Nach etwa zweistündiger Aussprache wurde nahezu einstimmig ein Beschluß gefaßt, des Inhaltes, daß die Fraktion grundsätzlich gegen ein Kabinett der Mitte nichts einzuwenden haben, daß sie sich aber ihre letzte Entschei dung vorbehalte, bis über Zusammen setzung und Programm eines solchen Kabinettes Klarheit bestehe. Die Wirtschaftspartei will sich nicht binden Die Neichstagsfraktion der Wirtschaft lichen Vereinigung hat in ihrer Frak tionssitzung folgenden Beschluß gefaßt: Die Wirtschaftliche Vereinigung, deren Ver treter bisher noch nicht über ihre Stellungnahme befragt worden sind, hält an ihrem alten Stand punkt fest, daß sie sich keinem Kabinett gegen überdauernd binde, sondern ihre jeweilige Entscheidung nach den wirtschaftlichen Bedürfnissen der von ihr vertretenen Volkskreisc treffen muß. Im Interesse dieser Volkskreise würde sic Bedenken gegen ein Kabinett der Mitte haben, das in sozialpolitischen Beziehungen zu weitgehende Bindungen eingcht. Das Kabinett für Geßler Berlin, 19. Januar Wie behauptet wird, tritt für Dr. Geßler das gesamte Neichskabinett einschließ lich des Herrn Külz ein. Der Demokrat Koch er klärte sich von seiner Unterhaltung mit dem Minister Külz sehr unbesried.gt. Besonders her- vorzuheben ist, daß der Außenminister sich per sönlich sowohl bei Herrn Marx wie beim Reichs präsidenten für Geßlers Verbleiben im Amt ein gesetzt hat. Der Ausweg aus dem parlamentari schen Kamps um Geßler könnte aber letzten Endes ein freiwilliger Verzicht Geßlers sein. Dr. Brauns und die Negicrungskrisc Berlin, 19. Januar Gegenüber anderslautenden Blättermeldun gen teilt der dem Zentrum angehörige Reichs- arbcitsminister Dr. Brauns der „Germania" mit, daß er Verhandlungen mit der Rechtspresse überhaupt nicht geführt habe. Er habe stets und ständig den Standpunkt vertreten, daß die ge gebene Lösung der gegenwärtigen Krise eine Regierung der Mitte mit Unterstützung der Linken sei. Reichsrcgierung gibt man sich doch der Hoffnung hin, daß man ihm im allgemeinen überschätzt und daß in Paris die Vernunft den Sieg über nationalistische Tendenzen davontragen wird. Briand berichtet Die Nheiulandräumung in Gens nicht besprochen Paris, 19. Jan. (TU.) Der auswärtige Ausschuß der Kammer trat heute unter dem Vorsitz Franklin Bouillons zu sammen, um den Bericht des A u ß e n m i- nistcrs Briand cntgegenzunehmen. Dieser verbreitete sich ausführlich über die in Locarno, Genf und Thoiry verfolgte Politik un versicherte, daß er in jedem Augenblick in vol ler U e b e r e i n st i m m u n g mit der Rcgie- rung gehandelt habe. Er schilderte darauf, wie die interalliierte Kontrollkommission am 31. Januar durch die Jnm'stigationskommisston des Völkerbundes ersetzt werden soll, deren Vor sitzender der französische General Bara- tier ist. Bezüglich der Nheiulandräumung versicherte Briand, daß die Frage in ' Genf nicht aufgeworfen worden sei und protestierte gegen den in dieser Frage gegen ihn unternom menen Feldzug. Briand gab dann einen Ucberblick über die Lage in Europa, wie auch im fernen Osten un betonte, daß Franzreich überall eine Politik des Friedens verfolgt habe. Der Außenminister beantwortete hierauf Fra gen, die an ihn von verschiedenen Mitgliedern der Kommission gestellt wurden. Er erklärte zu wiederholten Malen, daß in der Durchführung seiner Politik in keinem Augenblick Negierung und Parlament in schwerwiegenden Fragen vor vollendete Tatsachen gestellt worden seien und daß er in der Zukunft weiter so handeln werde. Von unterrichteter Seite erfährt der Vertre ter der Telegraphcn-Union über den Verlag der Sitzung noch folgendes: Auf Befragen er- erklärte Briand, daß er bereit sei, sich mit Deutschland über eine vorzeitige Räu - m ung zu verständigen, wenn er Klarheit über die Entwicklung der Dinge zwischen heut: und am 1 Februar oder nach den Beschlüssen der Jnvesti- gationskommission des Völkerbundes habe, Be schlüsse übrigens, in die er volles Vertrauen setzte. Auf der anderen Seite versicherte Briand, daß er nicht das g e r i n g st e Mi ß- trauen gegenüber Deutschland habe. Zu Beginn der Sitzung ereignete sich ein be merkenswerter Zwischenfall. Der Vor sitzende der Hccreskommission, General Girod, halte gestern Briand um die Erlaubnis gebeten, daß die Mitglieder der Heereskömmission der Sitzung beiwohnen dürften. Briand erklärte seine Zustimmung. Die Ausschußmitglieder ver weigerten jedoch heute den Militärs den Zutritt zum Sitzungssaal. Der offizielle Bericht Paris, 19. Jan. (WTB.) kleber die heutige Sitzung des Kammeraus- schusscs für auswärtige Angelegenheiten wurde folgender offizieller Bericht verbreitet: Der Kammerausschuß für auswärtige Ange legenheiten ist heute nachmittag zusammengetre ten, um den Bericht des Ministers für auswär tige Angelegenheiten, Briand, über die aus wärtige Lage entgcgenzunehmen. Briand er stattete sehr ausführlichen Bericht über die in Locarno Mid Thoiry verfolgte Politik und er klärte, daß er unter allen U m st ä n d e n mit der Rcgierung in v o l l e m E in ner n c h m e n gewesen sei. Er hat ferner nus- cinandergesetzt, daß die interalliierte Militär- kontrollkommission am 31. Januar durch einen Jnvestigationsausschuß des Völkerbundes, der von einem französischen General geleitet werde, ersetzt werden würde. Was die Räumung des Nhcinlandes betrisft, so hat Briand er klärt, daß diese Frage in Genf nicht gestellt worden ist. Er hat gegen die darüber geführte Kampagne protestiert.