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Dresdner Journal : 09.01.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-01-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188901099
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18890109
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18890109
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1889
-
Monat
1889-01
- Tag 1889-01-09
-
Monat
1889-01
-
Jahr
1889
- Titel
- Dresdner Journal : 09.01.1889
- Autor
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»vs-s-s^L-k-S-s-ss 8-sp. i LP^fk» ^7. ve«»»»pr«>» r kür vr«»L«a vi«rt«^LürUcb >1160 ?f., d« Leo Leieerl Leuteckeo viart,!- Ztdrlivd > H; »o«ero»Id Le« Lvuteekvn keivka, tritt koet- uvL Ktewpelruickli^ tü»n> L»UÜ»LlUuu^r«KII>r«a r für Leo Louo» eioer U»«p»iteoeo Teile ^leioer Ket>ritt SO kt. voter „Llo^eseoät" Lie Teil« bO kk. Lei ?»b«II«o- uoL TiKvroeett sottpr. ^okeekl»^. Lreekeloe», DitßsUsk «üt Loeoekioe Lor 8000- «oL keierteb« »daoL, r«ro,pr»ck -toeolUoee: Ur. 129L. 1889. Mittwoch, den S. Jamar, abend«. - Dres-nerIMmal. Für die Gesamtleitung verantwortlich: Hofrat Otto Banck, Professor der (itteratur- und Kunstgeschichte. Luuekme 1»» LokaoLhruorvo nu»u»rt>ir F> Lra^Let-tt«-, Ooouoi»«ooLr äs» vre»äoer ^oorvel»; UemdorA LerUo Viso v«ipÄU 8»«,l »r»»I»n -Vr»oLtt>rt ». ».: 2aa,en«t«»n L ^0A/er, Uerlio Visa Lewdorir ?r»U L«tp»t--kr»okttrt e. U Uüoedeo: üuL .Vü««r1, kert, La»ckoa-L«rUo ^reoKlort ». N. Atulcz^rt: Oa»de L 6o.,- verUo: , SürUte: 6. Ltütter* ^ae^/otaer,' Seoovrerr 6. Lcäünter, U»N« ». » : F Larot L 60. U«r»ue»e der. Lüoi^I. LipeLitioo Le« DrveLoer ^ourvol«. vreeäso, Tvio^erstnu,»« 20. kar»»pr»vk-LL»Ll»Ill»»: kir. 1295. Dresden, i» November 1888. Lömgl. Lrptdition des ^Sresduer Journals" Bekanntmachung. Bo» 1. Januar 188V ab »ird der vierteljährliche Bezugspreis des „Dresdner Journals" von 4 Mark SV Pfennig auf 2 Mark 50 Pfennig bei freier Zusendung int Haus herabgesetzt, dagegen beim Bezüge durch die Post innerhalb des Deutschen Reicht auf 3 Mark (einschließlich der Postgebühr) festgestellt. Mit dieser Ermäßigung soll Rechnung getragen werde« de« Bedürfnisse nach einem billigen politische« Lbeudblatte für die KSaigl. sächsische Residenzstadt, bez. für diejenigen Städte «ad Ortschaften det engeren Vaterlandes (wie z. v. Bischofswerda, Vautzev, Arnsdorf, Kamenz, Pulsnitz, Radeberg, Meißen, die Lößnitz-Ortschafte», Kreiberg nad beziehentlich Chemnitz re.), welchen unser Blatt vermöge der günstigen Eisenbahnverbindung noch am Abend det Ausgabetages zngängig gemacht werden kann. Insbesondere hat zu dieser Maßnahme der vielfach laut gewordene Wunsch geführt, den Bezug det „Dretduer Jourualt" auch weiteren Kreisen zu erleichtern. Wir haben unt der Überzeugung nicht verschließen können, daß dieser »eiten Lerbreitung bither ein im vergleich zu andern Zeitungen zu hoher Preit eutgegeustaud, wie diet auch von den hohen Stävdekammerv erkannt wurde. Ungeachtet der bedeutenden Preisherabsetzung wird übrigens der Inhalt det „Dresdner Journals" an Umfang la keinerlei Weise eingeschränkt, sondern nach Möglichkeit noch erweitert werden. Wir gestatten uns daher, alle Diejenigen znm Bezug det „Dresdner Journals" ergebeust einzuladen, welche den Wert einet in seinen Mitteilungen durchant znverläsfigen und politisch vollständig unparteiischen Abendblatts- schätzen «nd anch über die im „Dresdner Journal" al« amtlichem Organ zum Ausdruck kommenden Ansichten und Meinungen der Königl. sächsischen Staatsregierung unter richtet sein und hlriben wollen. Richt «luder richten wir diese Einladung an alle Gemeindebehörden »egen der i« „Dresdner Journal" znr Rachachtuag für diese Behörden veröffentlichten Verordnungen und Bekanntmachungen der Königl. sächsischen Staatsregierung. Wir find dabei von der Überzeugung erfüllt, daß allen mit patriotischem vertrauen de« Staate zvgewendeten Kreisen, sowohl des Privat wie de« Beamtenstandes, der tägliche geistige Verkehr mit einem im Sina« der Regierung geführten amtlichen Blatte von besonderem Interesse sein muß. Bezüglich der Ankündigungen aller Art dürste sich das „Dresdner Journal" künftig mehr denn je empfehlen, da die bedeutende Preisermäßigung uuserm Blatte eine« größeren Leserkreis zuführeu muß. in rd »ft in i» m i» Nichtamtlicher Teil. Ketegraphische Nachrichten. Berlin, S. Javnar, aachm. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der Reichstag erledigte in zweiter Lesung die riumaligev Ausgaben deS Reichsherresetats dis zum Titel 23 nach unerheblicher Debatte durchweg nach den Anträgen der Budgetkommifsion. Madrid, v Januar. (Tel. d TreSdn Journ.) Auf der Hintertreppe des Nöuigspalastes fand eine Petard-urxplofion staft, in deren Folge einige Aeusterscheibev zersprangen Ein weiterer Schaden ist nickt avgerichtrt. Der Urheber der Explosion ist bisher nicht entdeckt. Dresden, 9. Januar. Der Panamakanal vom Standpunkte des Weltverkehrs. Mehr al» ein sich auf die Grenzen Frankreich» beschränkender Verlust, erweckt da» Schicksal der Pa namakanal Gesellschaft die Teilnahme in der alten und neuen Welt Die Redlau» hat dem französischen Nationalvermögen viel tiefere Wunden geschlagen, al» der Sturz de» PanamaunternehmenS, aber die Welt, sofern sie nicht um ihre eigenen Weinberge iu Sorge war, staud ziemlich glerchgUtig dazu. Wenn iu frau- züfijchen Bergwerken die 1,4 Milliarden Frc». ver loren wären, so würde man wohl deu Einfluß diese» Ereignisse» auf den französischen Nationalwohlstand und die Rückwirkung auf die französische Politik er örtern, aber damit wäre die Sache auch erledigt. Die große internatiouale Bedeutung de» Panama kanal» macht da» allgemeinste Interesse an demselben selbstverständlich, vorausgesetzt, daß er fertig wird und sich technisch bewährt, wird die Nachwelt ihn vielleicht al» da» größte der Menschenwerke erachten, mit deren Hilfe der moderne Verkehr die Schwierig keiten der Staiur überwindet. Vielleicht wird er dann den Suezkaual, den Gotthardtunnel, die Pacificeis« n- bahnen und die trau»atlantischen Kabel alle überragen. Aber e» liegt hier — so bemerken die „Münchner Neuesten Nachrichten" — doch eine Grenze, welche nicht überschritten werden darf, ohne daß man da» Werk gröblich überschätzt. ES ist wahr, die Schwierigkeiten deS Panama-Kanals sind ungleich größer als die, welche Herr v. LessepS beim Suez-Kanal zu über winden hatte; an Kapital wird das Vierfache aufge wendet werden müssen. Aber nicht darin liegt die Bedeutung für die Wohlfahrt des Menschengeschlechts, sondern in dem, was mit diesen Aufwendungen geleistet wird. Da» Kapital im volkswirtschaftlichen Sinne ist eine Summe von Gütern, welche man zu Grunde gehen läßt, um durch ihren Untergang eine noch größere Summe wieder zu gewinnen. In der Spinnerei geht die Baumwolle als solche unter, und mit ihr die Steinkohle für die Maschinen, der Lebens unterhalt für die Arbeiter; aber sie ersteht wieder als Gespinnst und Gewebe in einem Werte, welcher größer ist al- der der rohen Baumwolle, der Kosten und der Lebensmittel. Wenn das wiedcrerstehende Produkt nicht so wertvoll ist wie die Aufwendungen, so ist individueller und volkswirtschaftlicher Verlust einge- treten. Und je größeren Umfang das Unternehmen angenommen hatte, desto einschneidender ist der Verlust. Während der Suez-Kanal das Beispiel einer überaus gewinnreichen Aufwendung darbietet, dürste zweifellos der Panama-Kanal das trübe Beispiel eines großartigen Verlustes sein. Das ist auch dann noch zutreffend, wenn man über die Erlebnisse der heutigen Aktionäre und Obligationsinhaber wett kinausblickt. Der Suez-Kanal rechtfertigt die Aufwendungen, der Panama-Kanal wird es nach menschlichem Er messen nicht thun. Wir erwähnten schon, daß daS amerikanische Werk den vierfachen Kostenbetrag des egyptischen erreichen wird. Zwischen Afrika und Asien besteht die Landenge nur aus einer ganz flachen Sandebene, wo noch dazu einige Seen sich auSdreiten. Die Ebene befindet sich ganz wenig über Meereshöhe. So konnte die neue Schiffahrtstraße durch einen einfachen Einschnitt in das Terrain hergestellt werden. DaS rote und das mittelländische Meer speisen den Kanal unentgeltlich mit Wasser. Um Strömungen zu verhindern, hat man zwar bei Port Said und Suez am Anfangs- und Endpunkte deS Kanal- Schleußen. Allein eS sind dies keine Treppenschleußen, vielmehr stimmt daS Niveau des Kanals mit dem mittleren Niveau des roten und mittelländischen Meeres überein. Die Aufgabe war also dort zwar groß, aber ganz einfach. Wenn man aber bei Panama vom atlantischen nach dem füllen Ozean will, so findet man sich vor einem gar nicht unbeträchtlichen Gebirgszuge. LessepS wollte auch diesen anfangs bi-auf den mittleren Wasserstand beider Ozeane durchstechen, so daß Schisse also au Niveau der Ozeane den Kanal durchfahren könnten. Obgleich er anfänglich die Treppenkanäle gänzlich verurteilte, hat er sich doch überzeugen müssen, daß ein Durch stich bei Panama unmöglich war. Auch er mußte zu Treppenanlagen*) übergehen. Schwierigkeiten im Boden und Gestein kamen nun hinzu und so wuchsen ihm unter den Händen die Kosten ins Riesige. Der Kosten anschlag ging anfänglich auf 1200 Millionen Franks, jetzt sind 1400 Millionen ausgegeben und es werden noch 4—600 Millionen erforderlich fein, um ihn zu vollenden. Der Suezkanal kostete 500 Millionen. Selbst bei dem ursprünglichen Kostenanschläge wäre Panama also dritthalb Mal so teuer wie Suez; nun mehr wird er vier Mal so teuer werden. Der Verkehr, welcher für die Verbindung zwischen dem atlantischen und dem stillen Ozean iu Aussicht steht, ist aber durchaus nicht etwa viermal oder auch nur dritthalb Mal größer als der deS Suez-Kanals. Im Gegenteil, er wird ihn nach menschlichem Ermessen niemals erreichen. Man bedenke nur die gewaltigen Unterschiede. Der Suez-Kanal schafft die nächst; Ver bindung zwischen Europa und dem ganzen indischen Ozean sammt Ostasien und Australien. Das gilt nicht allein für die europäische Mittelmeerküste, sondern auch für die atlantische Küste. Der Dampfer, der von Hamburg, Liverpool oder Bordeaux nach Japan oder Neuseeland gehen will, wird über Suez immer noch den bei Weitem kürzeren Weg finden. Über Suez vollzieht sich der riesengroße Verkehr Europas mit den *) Ein Treppenkanal besteht aus einer Reihe von einzelnen Wasserhaltungen mit verschiedenem Niveau, an deren Enden sich Kammerschleußen befinden. Soll »ein Schiff den Berg hiu- anfteigen", so wird die Uammerschieufie, in der eS sich befindet von der oberen Haltung her mit Wasser gefüllt, bi- dat Niveau der oberen Haltung erreicht ist. Dann sährt das auf diefe Weise um b oder 10 Meter gehobene Schiff in die obere Halt ung ein und wiederholt an dessen oberen Schleuste da» Manöver, um so iu die nächsthöhere Haltung zu gelangen u. s. w. Nu> der anderen Seite geht es iu umgttehrtcr Ordnung bergab. Aus der Scheitelstrecke must genügender natürlicher Wasserzuflust vor handen sein. Ist die» der Fall, so kann mau mittel» solcher TrcppeuanUge wohl Ntveaudiffneuzen überwinden. Biele der artige Kanäle beweisen e». Da» berühmteste Beispiel ist wohl der Vöta-Kaual iu Schweden. unendlich fruchtbaren Ländern Vorder- und Hinter indiens, des Sunda-Archipels, China, Japan und Australien. In diesen Ländern wohnt mehr als die Hälfte des Menschengeschlechts. China allein hat 400—500 Millionen Einwohner, Englisch Indien 260 Millionen Einwohner. Australien bevölkert sich rasch mit Angehörigen der europäischen Race. Die Pro duktion von Gütern unseres Bedarfs, der Verbrauch von Waaren europäischen Gewerbefleißes ist in diesen Ländern ganz enorm und wird voraussichtlich noch beständig anwachsen. Welche Verbindung schafft der Panamakanal aber für Europa? Nur diejenige nach der Westküste Amerikas kürzt er ab. Diese lang gestreckte Küste hat aber nirgends beträchtliches Hinter land, denn daS Hochgebirge zieht sich in gewaltigen K'tten nahe an der Küste entlang. Was die Küste uns gibt, soll nicht unterschätzt werden, namentlich nicht der Weizen Kaliforniens, der Guano Perus, Salpeter, Kupfer nud Weizen von Chile. Allein gegen die Massenhaftigkeit der vo.u fernen Osten kommenden Artikel verschlägt das gar nicht. So ist auch die spärliche Bevölkerung an der amerikanischen Westküste nicht im Stande, auch nur annähernd ähn liche Mengen europäischer Produkte zu verbrauchen wie die ungezähltes Millionen Asiens und Australiens. Die ergiebigen Teile Nord- wie Südamerikas liegen dem atlantischen Ozean zugewendet, und hierhin richtet sich ihr Verkehr unt der Außenwelt. Europa wird daher immer einen ungleich lebhafteren Verkehr durch den Suezkanal als durch den Panama kanal unterhalten. Anders steht allerdings Amerika zu der Sache. Die Bereinigten Staaten werden den Weg nach Japan, China und Australien über Pa nama näher finden als über Suez; aber nach Indien wird Suez schon wieder den Vorsprung behaupten. Obgleich nun keinen Augenblick zu zweifeln ist, daß die Bereinigten Staaten dem Panamakanal einen groß«» Berkbr zusühren werden, so gehört doch nur eine oberflächliche Kenntnis der Produktions- und LonsumtionSverlsiiltnisie der Welt dazu, um die Ant wort an die Hand zu geben, daß die an Urprodukten selber so reichen Bereinigten Staaten mit Ostasien und Australien keinen solchen Verkehr entwickeln werden, wie Europa. Die Schl: ß olgerung, daß der Panama kanal mit seinen viermal höheren Anlagekosten einen sehr erheblich geringeren Verkehr haben wird als der Suezkaual, steht daher unerbittlich fest. Feuilleton. Dretdev, 8. Januar. In der gestrigen Sitzung de- Königl. sächsischen Altertum-Verein-, in welcher Se. Königl. Hoheit Prinz Georg Herzog zu Sachsen den Borsitz führten, beschloß der Verein ans Grund de- Bericht- Sr. Excellenz de- General- lieutenavtS v. Carlowitz die Herstellung einer Denk- müvze zur Erinnerung an die achthuvdertjährige Jubel feier de» Hauses Wettin. Die Mitglieder wurden er sucht, in die bereit liegende Liste die Zahl der von ihnen gewün chten Exemplare in Silber (zu 20 M.) bez. in Bronze (zu 6 M.) eiuzutragen; Gelegenheit zv weiteren Zeichnungen werden die nächsten Sitz uv gen bieten, auch ist der VereinSsekretär Archivrat vr. Ermisch (Hauptstaatsarchiv) gern bereit, solche ent- gcgenzunehmen. Generallieutenaut v. Carlowitz machte ferner eine Mitteilung über die Verhandlungen wegen Restauration einer Bilder der Schlacht von SieverS- Hausen, welche» der dortige Kirchenvorstand leihweife dem Verein übersandt hat; der Verein bewilligte die dazu erforderliche Summe. Rach Erledigung ver schiedener Registrandtnelngänge legte Buchhändler v. Zahn mehrere in feinem Besitze befindliche seltene Drucke vor, so ein Meißner Breviarium von 1506, ein Meißner Mrsiale von 1520, ein Exrmplar der Lei»niger Kasteuordnuug von 1523 und deu kostbaren nur in 4 Exemplaren bekannten ältesten deutschen Bibeldruck von 1466, de» er au» der Slemmlchen Sammlung erworben hat, und fügte erläuternde Be- mykungen bei. Rach Aufnahme und Anmeldung mehrerer neuer Mitglieder, unter denen sich auch die Stadt Colditz befindet, legte Architekt Corne liu» Gurlitt au- Berlin die Annaberger Stadtrech- nuugeu von 1518 und 1519 vor, aus denen an scheinend die älteren Annaberger Chroniken geschöpft habe»; sie befinden sich im städtischen Museum zu Annaberg. Deu Beschluß bildete ein Bortrag des selben Herrn: »Deutsche» Hüttenwesen und der Anna- berger Hütteustreit." Er begann mtt einem Blick auf die bisherige Litteratur, die von Heideloff und Stieg litz bis auf Rz^ha dem JnuungSleben der Steinmetzen eine geheimnisvolle Bedeutung beilegt, wie sie den- felben kaum zukommt. Allerdings si rd die Hütten fast so att als das Bauen; denn wo mehrere unter demselben Meister arbeiten, ist eine solche Organisation notwendig. Auch kommen schon früh Zeichen vor, die man wohl insgeiamt Eteinmetzzeichen nennt; aber die Schlüsse, die Rziha aus ihncn zieht, sind viel zu weit- aehend, sie passen vielleicht für die byzantinische und spätgothijcheZeit, nicht aber für die dazwischenliegen dell Jahrhunderte, während welcher d»e Zeichen viel einfacher waren; für die römischen Bauten ist neuer dings nachgewiesen worden, daß dieselben gar nicht den Meister, sondern den Versatzort bezeichnen Im Mittelalter erscheinen die Eteinmetzzeichen zugleich mit dem ersten Auftreten der Gothik; damals ging die Baukunst au» der Hand der Geistlichkeit iu die der Laien über, die, entsprechend der eigentümlichen Ent- stehuugSweise der großen kirchlichen Bauwerke de» Mittelalter», von Bau zu Bau zogen, so daß z. B. an der Hand der Zeichen der Zusammenhang großer Teile der Dom« zu Magdeburg und Meißen «nd der Begräbai-kirche zu Dippoldiswalde nach- -uweisen war. Unter diesen wandernden Bauleuten bildete sich eine Interessengemeinschaft, die sich gern in geheimnisvolle Formen hüllte; aber wenn man eine feste Organisation des Hüttenwesens mit Straßburg al- Mittelpunkt schon für das 13. und 14. Jahrhundert angenommen hat, so ist da- ein unberechtigter Rück schluß aus späterer Zeit. Erst al- sich zwischen den Hütten der großen Dome und deu aufblühenden Stein» metziunungev der Städte ein immer schärferer Gegen- atz bildete, im 15. Jahrhundert, schritt man zu einer o'chen Organisation, die unberechtigte Handwerks- töruvgen zurückzuweiseu hauptsächlich bestimmt war. Der Bortrageode besprach nun eingehend die Straß burger Hüttenordnung von 1459, die al» etwa» Neue» an die Stelle ungeschriebener Gewohnheiten trat, übrigen» bei l er Regensburger Versammlung, iu der über sie beraten wurde, nur von einer kleinen Minder zahl der dort Anwesenden unterzeichnet wurde. ES sehlte an Einigkeit unter den Hütten. Meißen und Sachsen, die sich keineswegs einer Bevormundung aus dem Oberlande unterwerfen wollten, schufen sich 1464 eine eigene, die Rochlitzer Ordnung, die vielfach von der Straßburger abwich. In Schlesien war die Lage eine ganz andere; hier bildeten sich erst Lude deS 15. Jahrhunderts Hütten, der dann besonder» von dem tüchtigen Baumeister Konrad Pflüger (Schwab), einem Anhänaer der Straßburger Ordnung, organisiert wur den. Letztere war zwar 1498 von Kaiser Maximilian bestätigt worden, hatte aber zugleich ihr Gebiet auf deu Oberrhein, Schwa bei: und Franken beschränkt «nd innerhalb desselben da» zünftige verbietungSrecht ver schärft. Sehr eigentümlich gestalteten sich die Ver hältnisse in Bö men, wo fchon im 14 Jahrhundert die Baumeister de» Domes zu Prag eine besonders hohe soziale Stellung eivnahmen und im 15. Jahr hundert der nationale Gegensatz auch in dieser Beziehung bemerkbar wurde. Auf die sehr thätige und weithin einflußreiche Prager Schule, die dem Hüttenwesen mit überlegener Freiheit gegenüber stand, ging der Vortragende näher eiu. Ünver- kennbar war ihre Einwirkung »v Regensburg; da» Buch de- Meister Matthe» Roritzer „Von der Phiolen Gerechtigkeit" (1486) steht im Widerspruch mit der Geheimniskrämerei der Hütten. Wenn de» Matthe» Bruder Wolfgang und eia anderer Steinmetz 1512 al» Empörer hingerichtet wurden, so hängt die» auch mit ihrer Stellung zu den Hütten zusammen; denn gleich nach ihrer Hinrichtung wurde eine neue Stein- metzorduuug gegeben. Ähnliche Gegensätze gab e» m den kaiserlichen Erblonden. Der Hauptkampf aber wurde in Sachsen auSgefochten. Der Bau der Anna- berger Kirche chatte iu die neue Stadt eine Reche her vorragender Meister geführt; sie, vor allem der Meister Jakob (Helwig) von Schweinfurt, widersetzten sich kräftig dem Versuche de» -um Hütteum ificr für Sachsen, Meißen und Thüringen ernannten Bastian Binder, die Straßburger Ordnung in diese» Gebieten durchzuführca, und Herzog Georg unterstützte ihre Be mühungen, die auf völltge Trennung von der Straß- karger Genossenschaft gerichtet waren. Dieser Streit, über dessen AuSgang wir nicht näher unterrichtet sind (1517 flg.), ist nicht al» ein Kampf der Renaissance gegen du ältere Kunst aufzusassen, sonder» richtete sich gegen den Zunftzwang, die Unfreiheit in kunnlerischtn Dinge», du Verknöcherung der gesell- schädlichen Zustände: ein Kampl, von dem schon der
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