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Ottendorfer Zeitung 11- - > « Se,»gspr«i»r vterteljShrüch l^o Mark fr«i tr» ^sus. I» d«r GeschLstsstelle abgeholt viertel- jHrlich Mk. Einzelne Nummer <o pfg. Erscheint am Dienstag, Donnerstag Sonnabend Nachmittag, » — Ü UnterüüÜl>ng8- unä Anzeigeökatt Xnr«O««»r«t» F>r »te Mr deren Xanm io -fg. — Im XrklsmMÜ fitt die kl^nspat«s« Pettt-M ,, DH. A«z»t§,n«nnatzmr d» »IW mtttW». *,«>,,«GMtzr nach A7tt w-chentüch erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel «ad Mandel" „Fel- und Garten", „Spiel und Sport" und „Ventsche Mode". Dock »b Verlag »an Hermann Rühl«, Buchdruckerei in Groß-Okrilla. verantwortlich für die Redaktion H. Rühl« in Oroß-OdeiRa. Nummer 9t Sonntag, den s. August t9t5. Jahrgang Neuestes vom Tage. — Größere Aktionen hat es an der West front auch am Donnerstag nicht gegeben. Unser Heeresbericht verzeichnet lediglich erfolg reiche deutsche Minensprengungen bei Perthes in der Champagne, Zurückweisung eines fran zösischen Angriffs im Priesteiwalde beiderseits Croix des Lärmes, noch nicht abgeschlossene Kämpfe an der Linie Lingekopf-Barrenkopf in den Vogesen und die Gefangennahme von zwei englischen Fliegern in der Nähe der Küste. Jedenfalls verlautet nichts von irgend welchen französischen Erfolgen, die allerdings nach dem amtlichen französischen Bericht nach wie vor täglich errungen werden. Daß diese schönfärberischen Berichte auch das Urteil neutraler Sachverständiger nicht mehr zu be einflussen vermögen, ergibt sich neuerdings aus einer Darstellung des bekannten Militär- kritikers Stegemann im Berner „Buno". Er bescheinigt den Franzosen, daß sie die Kämpfe zwischen Arras und Souchez ungeheure Ver luste gekostet haben, die in gar keinem Ver hältnis zu den spärlichen örtlichen Erfolgen stehen, die sie errungen und überdies zurzeit zum größten Teile bereits wieder eingebützt haben. Zudem kennzeichnet der immer lauter und krampfhafter ertönende Schrei Frankreichs nach der Hilfe Japans und der Balkanstaaten seine Lage zweifellos zutreffender als der Tagesbericht Joffres. — Die Stimmung in den Kreisen der Armee und des Publikums von Warschau ist in den letzten 24 Stunden sehr pessimistisch geworden. Bisher verlantete, daß die Deut schen fruchtlose Angriffe auf die Vertt idigungs linie rund um Warschau machten und sich in schweren Angriffen erschöpften. Man scheint aber das Aushaltungsvermögen der Deutschen Nicht richtig eingeschatzt zu haben, denn trotz aller rücksichtslosen Verwendung der Menschen und der knappen Munition ist eine Zurück haltung der deutschen Angriffe nicht möglich gewesen. Um Warschau wird gegenwärtig an drei ve>schiedenen Punkten gekämpft, der Kanonendonner ist in der ganzen Stadt zu hören. Abends sind alle Lichter gelöscht und Flieger und feindliche Fluazeuge überfliegen die Stadt und werfen Bomben ab. - Von heldenhaften Kämpfen in den Dolomiten an der Tiroler Grenze, die an Opfermut und Anstrengung, Ausdauer und Tapferkeit nicht weniger verlangen als was die Braven am Jsonzo geleistet haben und noch leisten, berichtet die österreichi'che Heeres- leitung. Die Versuche der Jialiener, sich in den Besitz der Höhen und Pässe in der Gegend von Cortina, Peutelstein und Landro zu setzen, sind bis jetzt immer gescheitert. Be sonders am Monte Piano, der sich in einer Höhe von 2325 Meter nordöstlich deö Val Popena bassa — die Straße durch dieses Tal führt nordwärts nach Schluderbach — erhebt, haben die Italiener blutige Verluste zu verzeichnen gehabt. Die Oesterreicher hatten ihre Hauptstellungen auf den südlicheu Ausgang des Höhlensteintales zurückgezogen. Mitte Juli gelang es ihnen, den die Tal mündung beherrschenden Monte Piano zu be setzen. Nun begann ein heftiges Ringen um den Besitz der Berges. Die tap eren Ver leidiger, die auch hier in der Minderheit waren, fügten durch ih> wohlgezieites Feuer dem Feinde so empfindliche Verluste bei, daß er sich zurückziehen mußte. Es gelang ihnen sogar, den Sttdabhang des Monte Piano vom Feinde zu säubern. Die Hänge sollen dicht mit Leichen besät sein. — Die „Kölnische Zeitung meldet aus Wien. Gegenüber der italienischen Ver leumdung, das die Aufständigen in Libyen Offiziere und Geschosse von der Türkei und Deutschland erhielten, weist die „Wiener Allgemeine Zeitung" auf das widersinnige derselben hin, daß die Türkei und Deutschland weder zu Wasser noch zu Lande Libyen erreichen können. Vielmehr könnten die Ausständigen nur aus Aegypten und Tunis, also von Engländer und Franzosen, Waffen und Geschosse beziehen. Das werde auch in Gerüchten ausgesprochen, die in diplomati'chen Kreisen umlaufen. — Aus Konstantinopel wird gemeldet: Unter Feststellung des bisherigen Mißlingens des englisch-französischen Dardanellenunter nehmens, das am Schluffe des dritten Monats nach der Landung auf der Spitze ver Halbinsel Gallipoli keine Fortschritte hat. füh.t der „Tanin" aus, daß die Alliierten vor den Dardanellen bankerott gemacht und eine vollständige Schlappe er litten hätten da sie ihr Ziel, die Freimachung des Weges nach Konstantinopel, nicht erreichen konnten. Wenn in Znkunft von der einstmals im Orient sprichwörtlichen Macht Englands und Frankreichs gesprochen werde, werde jeder spöttisch die Achseln zucken. — Ein Amerikaner schreibt der „Vossischen Zeitung": Vor wenigen Tagen kehrte der amerikanische Kreuzer „North Carolina" von eine Uebungsfahrt aus dem Mittelmeer zurück. Nach den Berichten der amerikanischen Marineoffiziere sieht man jetzt unverschleiert, wie es auf einem Teil des Kriegsschauplatzes aussieht. Daß die Alliierten an den Da-danellen große Verluste erlitten, das hat man auch so nach und nach erfahren. Aber die Ta schen übertreffen doch alle Vorstellungen die man sich gemacht hat. Die amerikanischen Berichte besagen: Wie es am Bospours den Australiern und Irländern ergangen ist, das ist geradezu schauerlich. Auch dort hat das liebe Mutterland seine Stiefkinder hübsch vorn hingestellt. Die Ueberbbenden liegen in den Spitälern Alexandrias Förmlich hingemäht wurden die Bedauernswerten bei den Landungsversuchen auf der asiatischen Seite der Dardanellen. Der Sturm auf diese steilen, felsigen U'er war freilich auch der reine Wahnsinn, besonders bei der Ver teidigung durch die von ausgezeichneten deutschen Offizieren geführten, bis zur Todes verachtung tapfern türkischen Soldaten. Ver wundete australische Offiziere in Alexandria haben ihren amerikani'chen Kollegen mit Bewunderung von der Tapferkeit und Aus dauer der Türken erzählt. Die türkischen Verteidigungen wurden vom Lande und von den Schiffen ans mit einem Eisenhagel förmlich überschüttet, und wenn die Engländer zum Sturm schritten, wurden sie mit einem Feuer empfangen, unter dem ihre Reihen zusammenbrachen. Von einem australischen Regiment von 100 Mann kamen nur 67 zurück, aber keiner unverletzt. Zu Tausenden undZehntausenden liegen Franzosen, Australier und Irländer in Aegypten. Nach Ansicht der amerikanischen Marineoffiziere ist der Angriff der Alliierten auf die Dardanellen vollständig und endgültig zusammengeb! ochen. — Die „Kölnische Zeitung" meldet aus Christiania: Der Führer des norwegische« Dampfers „Torohasta" aus Irland, in Haugesund angekommen, erzählte, er sei bei den Shetlandsinseln Zeuge gewesen, wie ein großer englischer Lastdampfer, aus Archangels mit Weizenladung von einem O-Boote torpediert wurde. Die „Torohaita schleppte zwei Boote mit der geretteten englischen Mannschaft bis in Vie Nähe der Shetlands- inseln. Dörfliches und Sächsisches. GttenLorf-Vkrilla, j,. Juli 19,5. -- Militärische Bestimmungen. Die stell vertretenden Generalkommandos des XII. und XIX. Armeekorps erlassen eine Be kanntmachung betreffend Beschlagnahme, Meldepflicht und Ablie erung von fertigen, gebrauchten und ungebrauchten Gegen ständen aus Küpser, Messing, und Rein nickel. Die Verordnung tritt am 31. Juli 1915 nachts l2 Uhr in Kraft. Dieselben Geniralkomondos erlassen eine Bekannt machung betreffend Bestandeihcbung und Beschlagnahme von Chemikalien und ihre Behandlung Die Verordnung tritt am 31. Juli 1915 nachts 12 Uhr in Kraft. — Die verschiedenen in letzter Zeit durch die Presse veröffentlichte» Hinweise au: die Unzulräglichkeiten, die aus der mangelhaften Verpackung der Feldpost sendungen mit irischem Obst, Butler, Honia usw. entstehen, haben leider bisher nicht den gewünschten Erfolg gehabt Noch immer werden Erdbeeren, Kirschen, Honig Butter usw in einfachen Pappkästchen ja sogar in bloßer P pierumhüllung bei den Post- anstalten anfgeliefert. Bei aller Würdigung der die Absender ohne Zwei el leitenden guten Absicht, die Krieger im Felde mit ihren Gaben zu er reuen, kann doch nur immer wieder von der Verwendung solcher Feuchtigke't absetzenden und überdies leicht verderblichen Lebensmittel während der Sommermonate dringend abgeraten werden, weil bei den besonderen für die Front in Betracht kommenden Verhältnissen keine Gewähr dafür besteht, daß die Empfänger die Sachen auch wirklich noch tn genießbarem Zustand erhallen. Mindestens aber Hal die Versendung von 'rischen und auch eingemachten Früchten von Butter, Honig, Marmelade und ähnlichen Waren in Blechbehältern mit seslschließenden Deckeln zu erfolgen. Labei ist auch darauf zu achten, daß die 'iufschriiten auf den Sendungen haltbar angebracht werden, damit sie nicht unter wegs ab aüen und die Sendungen dann herrenlos werden. Bei dieser Gelegenheit sei noch an die ordnungsgemäße Ver packung von Flaschen mit Flüssigkeit erinnert. Bei Verpackung solcher Flaschen muß durch eine genügende Einlage von Baumwolle, Sägespänen oder qeeineten schwammigen Stoffen dafür gesorgt werden, daß der Flascheninhalt beim Schadhaft werden der Flasche aufqesaugt wird. Die Postanstalten sind nochmals angewiesen, Feldpostsendungen tn unzureichender Ver packung unbedingt zurückzuweisen. Die erfolgte Annahme befreit aber, was noch aus drücklich betont wird, nach den gesetzlichen Bestimmungen die Absender nicht von der Haftung iür Nachteile die für die Post- verwaltung durch die mangelhafte Ver packung der Sendungen oder durch die Natur ihres Inhaltes etwa entstehen. Dresden. Der Dresdner Flieger Wilhelm Kanitz hat. wie aus Berlin gemeldet wird, auf dem Flugfelde N'eder- neuendor- den Fltegertod gefunden Kanitz der seit Ausbruch des Krieges im Felde stand und dort für seine Leistungen mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet worden war, war erst seit wenigen Tagen in Berlin um in Niederneuendorf ein neues Flugzeug zu übernehmen, mit dem er an die Front zurücktehren sollte. Um die Maschine gründlich auSzumobieren, stieg Kanitz mit dem Teichniker Wilhelm Jebert auf und machre einen längeren Flug. Beim Landen sah man in 50 Meter Höhe Über dem Erdboden den mächtigen Doppeldecker sich vorüber neigen und senkrecht zu Boden stürzen. Als Hilfe an die Unglücks stelle eintraf fand man nur die Leichen des Fliegers und seines Begleiters auf. Beide waren von den Trümmern des Flugzeuges sofort getötet worden. Colditz. Dem Bäckersellen Weber wurde beim Schaukeln im Garten die Schädelüecke zertrümmert. Er hatte zu hoch geschaukelt und ist wahrscheinlich mit dem Kopf an die Wand gestoßen. Oppitz sch. In zwei schlesischen Arbeitern wurden hier zwei Wilddiebe festgenommen, die schon seit längerer Zeit in dortiger Gegend großen Schaden unter dem Wildbestande anrichteten. Auf irischer Tat wurden sie ertappt, zwei aufgebrochene Hasen wurden ihnen weggenommen. Gablonz Ein Kindesmord ist hier aufgedeckt worden. Die 36 Jahre alte Dienstmagd Franziska Schulz aus Böhmisch-Aicha, die zuletzt hier diente versuchte sich in der Iser bei Turnau zu ertränken, wurde aber noch rechtzeitig den Wellen entrissen Ueber das Motiv der Tat beiragt gestand sie, daß sie ihren drei Monate alten unehelichen Sohn Franz ermordet habe und durch nachfolgende Gewissensbisse zu Selbstmord getrieben worden sei. Im Walde beim Reinowitzer Schwimmtiche habe sie dem Kind, das sie als Last empfunden habe, mit einem Stein den Schädel zertrümmert und die Leiche darauf verscharrt Die verscharrte Leiche wurde auch ge'unden. Bockau. Auf dem Wege von Bockau nach der Sommerfrische Jägerhaus ist Ende voriger Woche eine Steindruckersehe rau aus Chemnitz, die sich im Jägerhaus zur Sommer-rische au'hält, von einen jungen Menschen plötzlich ohne allen Grund angefallen, mit der Faust ins Gesicht ge. schlagen und zu Boden geworfen worden. Der Bursche riß ihr dabei ein Büschel Haare aus und wariihreineHand vollPteffer ins Gesicht. Auf die lauten Hilferufe der Ueberfallenen ergriff er die Flucht. Schneeberg. In der hiesigen Gegend hat Ende voriger Woche die Getreideernte mit dem Noggenschnttte begonnen, die Ernte verspricht einen guten Ertrag, da der nach langer Dürre gefallene Regen gerade noch zur rechten Zett kam, besonders 'ür das Sommergetreide, das sich sehr gut erholt hat. Auch eie übrigen Feldfrüchte stehen prächtig. Plauen t. V. Ter Dachdecker Karl P. von hier hatte eines Tages in einem Blatte das Stellungsgesuch einer Wirt schafterin gelesen. Unter falichen Namen stellte er derselben, obwohl er verheiratet ist, Beschäftigung in Aussicht und lud sie zu einer Begegnung ein. Die Begegnung fand statt, aber die Anstellung blieb aus. P. schrieb der von ihm Genarrten ab. Dar über war diese natürlich erbost sie erstattete Anzeige und erzielte vor der Ferien strafkammer des dortigen Landgerichts die Verurteilung des Schwindlers wegen Urkundenfälschung zu zwei Monaten Gefängnis. — Nach dem italienischen Kriegs schauplätze wollten zwei unternehmende Bürschen von hier, ein 15jähriger Schuh- macherlehrling und ein 14jähriger Schul- k"abe, reisen. Sie waren beide auS Penig und hatten dort ihren Verwandten 50 Mark Reisegeld gestohlen. Im Eisenbahnzug erfolgte die Festnahme der beiden „Schlachtenbummler".