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UoüMMchcr Anzcigtr. Amtsblatt für das Königliche Bezirlsgericht Planen, sowie für die Königlichen Gerichtsämter und Stadträtüe zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. Jahrgang. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Dieses Blatt erscheint wöchentlich dreimal, und zwar Dienstaqs, DonnerstagS und Sonnabends. Jährlicher Abonnementspreis, welcher pränumeranclo zu entrichten ist, auch bei Beziehung durch die Post, 1 Tklr. IO Ngr. — Annoncen, die bis Vormittags II Uhr cingehcn, werden in die Tags daraus erscheinende Nummer ausgenommen, später eingehende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit I Ngr. für die gespaltene CorpuS-Zeile berechnet. Einzeilige mit 2 Ngr. — Für die auswärtigen Königl. Gerichtsämter und Stadrrätbe, für welche der Voigtländifche Anzeiger Amtsblatt ist, bestehen die Geschäftsstellen in Pausa bei Herrn Bürgermeister Leh mann, in Elsterberg bei Herrn C. A. Diezel, in Schöneck bei Herrn Eduard Meyer, in Mühltroff bei Herrn Chausseegelder-Einnchmcr Holzmüller. Sonnabend. 12. Januar 1K61 Zeitungen. Sachsen. Dresden, 8. Januar. Se. K. Hoh. der Kronprinz hat sich im allerhöchsten Auftrage heute früh nach Berlin begeben, um die diesseitige Beglückwünschung der Thronbesteigung Sr. Majest. des Königs Wilhelm zu überbringen. Dresden, 9. Januar. (Landtag.) Die erste Kammer ist in der Be- rathung der Kirchenordnung heute bis zu §. 60 der Vorlage vorgerückt. Der heute ausgcgcbene, der Regierungsvorlage in der Hauptsache zustim mende Bericht der zweiten Deputation der zweiten Kammer (Referent Viceprä sident Oehmichen-Choren) über die Regulirung des Elbstromes enthält am Schlüsse noch folgenden Antrag: „Die hohe Staatsregicrung wolle unverweilt im Vereine mit Oesterreich, Preußen, den anhaltschen Staaten, Hamburg und Lübeck alle ihr zu Gebote stehenden Mittel anwenden, um die Elbzölle im Ver hältnis zu den vorläufig vereinbarten neuesten Rheinzöllen zu rcguliren." Leipzig, 9. Jan. Heute früh kurz nach 7 Uhr brach in dem den Buch- druckereibesitzeru Giesecke und Devrient gehörigen Gebäude an der Ecke der Johannis- und Bosenstraße infolge eines durch starke Heizung entstandenen Essenbrandes ein Feuer aus, welches bei der Schwierigkeit, während des strengen Frostes rasch das genügende Wasser zum Löschen zu schaffen, bald den ganzen, mit Papiervorräthen gefüllten Dachstuhl ergriff und verzehrte. Tie im Hause befindliche Buchhandlung von O. Spamer soll hierbei weniger durch den Brand als durch das hastige Ausräumen benachtheiligt worden sein; auch andere Haus bewohner haben mehr oder weniger Schaden erlitten, wogegen die vor einigen Jahren neuanfgeführten geschäftlichen Gebäude der Firma Giesecke und Devrient in keiner Weise Schaden gelitten haben. — In dem die Ecke des Thomaskirch- hcfs und der Burgstraße bildenden geistlichen Hause brannte gestern Abend eine Esse ohne weitern Schaden aus. Gleichfalls gestern Abend wurde in einem : Gewölbe der Kaufhalle ein Heller Feuerschein bemerkt. Nachdem die Gewölbe- thür erbrochen worden war, hatte cs sich ergeben, daß ein Gewölbeschrank in Brand gerathcn war. Das Jener wurde ohne Anrichtung eines namhaften Schadens gelöscht. — Ueber einen gestern Abend hier vorgekommenen Mord- anfall berichtet das Lpz. Journ.: „Gestern Abend, bald-nach 7 Uhr, kam ein Mann in dem aufgeregtesten Zustande in die Wache des Polizeihauses mit den Worten gestürzt: „Ich bin Mörder!" und warf gleichzeitig ein Terzerol von sich weg. Es ist dies der 22 Jahre alte Fabrikarbeiter Ernst Julius Hecht aus Trebsen, hier und zwar seit beinahe sieben Jahren beim Hutmachenncister Köst in der Barfußmühle in Arbeit. Zur Feier seines gestrigen Geburtstags hat derselbe im Laufe des Nachmittags mehrere Meßmusikanten, welche zufällig ? in den Hof der Barfußmühle, in welchem sich auch die Werkstatt Köst's befindet, i gekommen waren, veranlaßt, einige Stückchen zu blasen. Sein Arbeitgeber, welcher - dies übel vermerkt, hat ihn darüber zur Rede gesetzt; Hecht, bereits seit einiger j Zeit gegen Köst wegen ihm angeblich widerfahrener schlechter Behandlung ein genommen, ist zufolge der erhaltenen Zurechtweisung von der Arbeit wegge gangen und hat in der Aufregung den Entschluß gefaßt, zuerst seinen Meister, nächstdem sich selbst zu erschießen. Einige Stunden darauf, nachdem er in zwischen ein in seinem Besitz befindliches doppelläufiges Terzerol in seinem Logis hervorgesucht und mittels Pulver und Rehposten geladen hat, ist er wieder in die Werkstatt zurückgekehrt und hat beide Läufe unmittelbar hintereinander auf Köst abgefeuert. In der Aufregung, wie er selbst sagt, hat er vergessen, daß er den einen Schuß eigentlich für sich selbst bestimmt hatte. Ein Schuß ist Köst in die rechte Backe gegangen, der andere hat die linke getrosten; glücklicher weise scheinen jedoch beide Verletzungen nicht lebensgefährlich zu fein. Hecht ist nach vorausgegangener summarischer Befragung im Polizeigefängniß detinirt worden." Leipzig, 8. Jan. Das Tageblatt berichtet: „Bei einer gestern Vormit tag in der Gegend zwischen Altschönesely und dem Heitern Blick abgchaltenen Treibjagd wurde mitten auf freiem Felde im hohen Schnee ein männlicher Leichnam aufgefunden. Eine bei der gerichtlichen Aufhebung in den Kleibern des Todten Vorgefundene, den Namen Taubert tragende Schnupftabaksdose führte zu der Ermittelung, daß der Entseelte der bereits bejahrte hiesige Bürger und Schneidermeister Taubert war, welcher vorgestern seinen in Tancha wohnhaften Bruder besucht hatte und auf dem Nachhausewege jedenfalls vom rechten Wege abgckommen, vor Müdigkeit nmgefallen und erfroren war." Plauen. Hauptverhandlnng den 18. Januar 1861 Vormilt. 9 Uhr wider den Webergesellen Christian Joseph Bloß aus Brambach wegen Körper verletzung mittelst hinterlistigen Anfalls. Plauen, 9. Jan. Der Frost ist seit dem Neujahr wie ein gewappneter Mann in's Land gefallen. Vorm Jahre hatten wir unmittelbar nach dem Neu jahr 10 Grad R. Wärme, Heuer aber eine Kälte, daß die Nägel blitzen, Steinkohlen die begehrteste Waare sind, Thiere und Vogel des Felkes und Waldes, die bei dem tiefen und an der Decke gefrorenen Schnee draußen keine Nahrung mehr finden, von der Noth in die Dörfer und Städte getrieben werden, thcilweise sogar verhungern und erfrieren. Am Schlimmsten ist die Armuth daran, deren Verdienst fast ganz in den Ofen gesteckt werden muß. Unk während in Nord- und Mitteldeutschland Schnee und Frost die Wasser zusammenziehen, schreiben die Zeitungen, daß die Mosel auf einmal 17 Fuß hoch gestiegen sei, daß die Kinzig und andere Flüsse des Schwarzwaldes über ihre Ufer getreten sind und das Land verheerend überschwemmt haben. Der Schwarzwald aber und die obere Mosel liegen höchstens 40 und beziehentlich 60 Meilen westlich von unö. Eben so soll der Rhone in Frankreich dnrch Ueberschwemmnngen in Folge Schneeschmelzens Schaden anrichten. Das erkläre sich Einer! Aus Ita lien wird ebenfalls von mächtigem Schneefalle und außergewöhnlicher Kälte be richtet. Vielleicht kühlt dieß die Hitze der Italiener, mit der sie Venetien an fallen wollen, etwas ab. Aesikerreich. Wien, 8. Januar. Zu den vielen und großen Schwie rigkeiten, mit welchen die hiesige Regierung zu kämpfen hat, treten auausgcsetzt falsche Gerüchte hinzu, welche bestimmt sind, das Publikum zu beunruhigen. Eineötheils rühren solche von Börsenspekulanten her, welche durch daS Herab drücken der Course Gewinn zu ziehen hoffen, anderntheils sind eS feindselige Stimmen, welche jede Kräftigung Oesterreichs hintertreiben möchten. Wenn sich die verkündigten Reformmaßregeln nicht anfechten lassen, so sucht man das Ver trauen durch die Behauptung zu verscheuchen: Staatsminister v. Schmerliüg stoße bei jedem Schritte auf Schwierigkeiten und habe sogar seine Entlassung schon nachgesucht. DaS Cabinet sei uneinig, es bestehe eine Ministerkrisis und was dergleichen mehr ist. Alle diese Behauptungen sind glücklicherweise ohne Begründung. Die vollständigste Uebereinstimmung aller Mitglieder des Mini steriums ist nie unerläßlicher als jetzt gewesen; sie ist eine deutlich erkannte Pflicht, und das Bewußtsein derselben hat sie auch in einer Weise hergestellt,