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Aachsische W MMMmg Staatsanzeiger für das Königreich Sachsen. I-ttwets« Nebe«hlttt«,t Landtag«, eilage, Synodalbeilag«, 8iehung«tste« der Verwaltung der ». e. ktaatSjchulden und der K. Alter», und Landeskultunentenbank, Jahresbericht mch Rechnungsabschluß der Landes-Brandversicherungsanstalt, Verkaufsliste von Holzpflanzen auf den - S. Staatsforstrevieren. Nr. 12k. Beauftragt mit der Oberleitung (und preßgesetzlichen Vertretung): Hofrat DoengeS in Dresden. Montag, 4. Juni abends ! 1917. Bezug-Preis: Beim Bezüge durch die Getchästsftrlle, Große Zwingerstrabe 16, sowie durch die deutschen Postanstalten 6 Mark bO Pf. vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf. Erscheint nur Werktags. — Fernsprecher: Geschäftsstelle Nr. SlLSb, Schriftleitung Nr. 14 S74. Ankündigungen: Die tspaltige Grundzeile oder deren Raum i« Ankündigung««!» 60 Pf., die Sspaltige Grundzeile oder deren Raum im amtlichen Teile 76 Pf., unter Eingesandt 160 Pf. Preisermäßigung auf GeschäftSanzeigen. — Schluß der Annahme vormittags 11 Uhr. Die kurz vor Beginn des Druckes eingehenden Meldungen befinde« sich ans Seite? dieser Ausgabe. * Am Putnatal wurde ei« Borstoß rumänischer Truppen blutig abgeschlagen. * Der New Yorker Hasen ist für die Ausfahrt aller Schiffe gesperrt worden. Kaiser Karl hat das Rüütrittsgesuch des Ministers für bializie«, Bobrinsli, augcuommen. Der „Kölnischen Zeitung" wird aus nortvegischen Bank- und Finanzlreisen gemeldet, England habe für Calais und Umgcbung Pachtverträge auf die Tauer von W Jahren in allergrößtem Umfange abgeschlossen. Mit dem Ableben des russischen Ministers Kerenski, der an tuberkulöser Ricrenerkrankung leidet, ist in kurzer Zeit zu rechnen. Amtlicher Teil. Finanzministerium. Se. Majestät der König haben Allcrgnädigst geruht, dem Blechschmied Wagner bei den Hüttenwerken bei Freiberg die Friedrich August-Medaille in Silber zu ver leihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu ge- nehmigen geruht, daß der Ober-Postkassenbuchhalter Rech nungsrat Seidenglanz in Chemnitz den ihm von Sr. Majestät dem Kaiser, König von Preußen, verliehenen Roten Adlerorden 4. Klasse anlege. (Fortsetzung de- amtlichen Teiles in der 1. Beilage.) Nichtamtlicher Teil. Bom Königlichen Hof«. Dresden, 4. Juni. Se. Majestät der König emp fing nachmittags in der Billa zu Wachwitz den Besuch Sr. Hoheit des Herzogs von Sachsen-Altenburg mit Höchstseinen Prinzen-Söhnen. Tie Lebensmittelnot bei den Berbandsmächten. kk. Laß nicht nur in London allein, sondern in allen englischen Städten und Ortschaften schon lange nach Lebensmitteln „angestanden" wird, ist eine bekannto^Tat- sacke. Weniger bekannt dürfte aber sein, daß man dort um ein Vielfaches länger stehen muß, als bei uns und daß die Frauen und Kinder, nachdem sie manchmal tagelang gestanden, doch immer wieder mit leeren Händen nach Hause zurückkehren müssen. Demgemäß hat die Lcbensmittelnot in England bereits eine Höhe erreicht, welche die Zustände schon hart an eine Hungersnot streifen läßt, und die zahlreichen Ausstände in den verschiedensten Betrieben sind erklärlich, da die Männer vom Staate Brot verlangen, damit ihre Frauen und Kinder zu essen hätten. Abhilfe kann nicht geschaffen werden, und die Regierung versucht immer wieder, durch Versprechungen und leere Ausflüchte die erregten Geister zu beruhigen, denn sie weiß genau, daß eine Abhilfe der traurigen Zustände unmöglich ist, da die Zufuhren immer seltener werden. Für Kartoffeln werden in England fabelhafte Liebhaberpreise verlangt, und Tage, an denen man zehn Mark für ein Pfund dieses „Leckerbissens" opfert, sind durchaus nichts Seltenes. Die ärmere Bevölkerung er nährt sich jetzt fast durchweg von Brot, das zur Hälfte aus altem Getreide-, zur anderen aus Maismehl be steht. Tas Fleisch wird immer seltener, und neben einzelnen Gemüsekonserven bilden Fische die Hauptnahrung der englischen Bevölkerung. Die Kindersterblichkeit, als deren Ursache in erster Linie Unterernährung in Be tracht kommt, nimmt in erschreckendem Umfange zu, und man muß seiner Verwunderung Ausdruck geben, daß die englische Zensur es zuläßt, daß diese Frage in den Zeitungen erörtert werden darf. Wenn mail den Gründen dieser „generösen" Duldsamkeit nachgehen wollte, kann man keine andere Erklärung dafür finden, als daß die Re gierung damit offenbar bezweckt, das Volk gegen die „ckamnvck xvrmnns" aufzuhetzen, die die ganze Schuld an diesem Elend tragen, denn so lange die Welt besteht, hat es in England noch niemals einen Mißstand gegeben, ür den der Regierung die Schuld in die Schuhe zu Hieben wäre. Das ist die felsenfeste Überzeugung jedes Inselbewohners reinen Wassers — und die Regierung reibt sich vergnügt die Hände. In den englischen Städten wird eine Schule nach der anderen geschlossen, da die Schulklassen leer stehen. Die Kinder kommen nicht zur Schule, und als Grund geben hierfür die Eltern an, daß sie ihren Kindern nicht zumuten könnten, mit leerem Magen die Salbadereien der Lehrer über Englands Macht und Herrlichkeit anmhoren. Überdies sind viele Kinder durch mangelhafte Ernährung derart entkräftet, daß sie die meiste Zeit zu Bett liegen, und selbst an den Spielen und Sportübungen keinen Gefallen mehr finden. Nach langem Sträuben hat sich die Regierung jetzt entschlossen, Schulmahlzeiten einzuführen, um die Klassen einiger maßen zu füllen, allerdings, wie es in dem Erlaß be deutsam heißt, „solange überhaupt noch Lebensmittel in England aufzubringen sind". Daß es sich hierbei nur um einige Tage der Woche handelt, liegt auf der Hand, denn das Eisen, das man den Kindern reicht, wird der übrigen Bevölkerung entzogen. Tie englischen Soldaten im Felde erhalten seit vielen Wochen schon nur noch die Hälfte des ihnen zustehendcn Quantums Brot. Genau wie um England, steht es um Frankreich, wo die Klagen um die dereinst hereinzubringende Ernte und diejenigen über den Mangel landwirtschaftlicher Hilfskräfte noch größer sind, als in England. Ta; Mutterland ver mag das hungernde und darbende, verblendete und be mitleidenswerte Volk schon seit Kriegsbeginn nicht mehr zu ernähren, da die gesamte männliche Landbevölkerung unter die Fahnen gerufen wurde. Tie sonst so fruchtbaren Felder liegen brach und öde, die Frauen haben sich aus Verzweiflung dem Altoholismus ergeben, und o,e Kinder sind sich selbst überlassen, und wo es ihnen nicht gelingt, auf rechtmäßige oder unrechtmäßige Weise ein Stück Brot zu ergattern, leiden sie Hunger, und die Gefängnisse sind mit jugendlichen Verbrechern überfüllt. Eine ständige Rubrik in der französischen Preße bildet die Angst um den Nachwuchs der Republik. Wie auf die englische Unterstützung, so hatte man sich bisher auf die Zufuhren aus Algerien verlassen, aber neben der ersteren sind auch diese vollständig ins Stocken geraten. Tie deutschen Unterseeboote und Minen vereiteln jede Ausfahrt aus den algerischen Häfen, und auch vor der bretonischen Küste kreuzen die deutschen Boote, sodaß, wenn es einem Schiff wirklich — und nur bei Nacht — gelingen sollte, einen algerischen Hafen zu verlaßen, es angesichts der französischen Küste von seinem Schicksal ereilt wird. Wie es übrigens gegenwärtig um die „Schiffahrt" der Ver bündeten steht, erhellt am besten aus dem Umstand, daß die fünf bedeutendsten Mitglieder aus der Gesellschaft von Lloyds Veriickerungsbureau ausgetreten sind, weil sie die ungeheuren Verlust? nicht länger ertragen wollen. So kann es nicht wundernehmen, wenn man eines schönen Tages lesen wird, daß Lloyds Transportversicherung, wohl Vie erste Stütze der englischen Schiffahrt, ihren Betrieb ein gestellt hat. Wenn wir auf Italien zu sprechen kommen, berühren wir das traurigste Kapitel der Lebensmittelversorgung eines Landes und deren Bewohner während des Krieges. Bei unseren früheren Verbündeten herrscht eine Hungers not, wie sie dieses Land, dem eine geregelte Ernährung bisher schon fremd geblieben, noch nie gekannt bat. Tie Hungerrevolten, >ie täglich an den verschiedensten Orten der appenninischen Halbinsel ausbrechen, können dann auch nicht weiter wundcrnebmen, und nur die aller schärfsten polizeilichen Maßregeln, bei denen dem Militär eine lebhafte aktive Tätigkeit zufällt, vermögen zu ver hindern, daß die Revolution noch nickt offen aus- gebrochen ist. Dieselben traurigen Zustände wer den aus Portugal gemeldet, und die in Lissa bon kürzlich ansgebrochene Revolution ist ebenfalls auf den Mangel an Lebensmitteln zurückzuführcn. Neuerdings hat sich das benachbarte Spanien ver anlaßt gesehen, trotzdem man auch hier nickt an einem Überfluß an Nahrungsmitteln leidet, der Republik mit Lebensmitteln unter die Arme zn greifen, um das Polk vor dem äußersten zu schützen. Wegen der Hungersnot in Portugal und der Furcht der Regierung vor einer hieralw entstehenden Revolution hat sich die letztere ver anlaßt gesehen, von der Entsendung portugiesischer Truppen an die englisch-französische Front ab- zuschcn. Wer schließlich in Rußland bessere Zu stände voraussetzt, täuscht sich gewaltig. Dieses Land, das bis zum Kriege halb Europa mit Getreide und anderen Lebensmittel versorgte, leidet heute unter der selben Hungersnot, wie seine Verbündeten. An der Front wird immer wieder von neuem gemeutert, weil die Verpflegungstransporte ansblciben und die Hunger revolten in Petersburg, Moskau, Odessa, Kiew und anderen Orten des weiten Reiches sind zu bekannt, al- daß wir hier näher darauf einzugehen hätten. Die Bereinigten Staaten von Amerika, der vielgepriesene Retter aus der Rot der VerbandSmächte, leidet selbst derart unter einem Mangel an Lebensmitteln, daß an eine Unterstützung der Verbündeten mit solchen seitens Amerikas nicht zu denken ist. Tazu sind die Ernteaussichten für das laufende Jahr — man schätzt den Ertrag auf nur ein Drittel des ge wohnten Quantums — derart trostlose, daß die Union schon des Celberhaltungszweckes halber gar nicht daran denken kann, Wei en nach Europa zu verfrachten. Ganz davon abgesehen, belehrt ja auch die Tätigkeit unserer Unterseeboote die Amerikaner von der Nutzlosig keit ihrer „selbstlosen" Christenpflicht. . . ; Der Krieg, zur Lag«. Auszeichnung des Generals Luvendorss. Berlin, 2. Juni. Se. Majestät der Kaiser richtete an den Ersten Generalguartiermeister General d. Inf. Ludendorff nachstehendes Anschreiben: Tie deutschen Heere haben im Westen den in diesem Frühjahr von den Franzosen und Engländern mit starker Übermacht und allen Mitteln der Kriegführung unternommenen ge waltigen Ansturm siegreich abgewiescn und die Erreichung der weitqesteckten Ziele des Feindes verhindert. Dieser großartige Erfolg ist neben der unvergleichlichen Tapferkeit und der beisviellos zähen Ausdauer der beteiligten aus allen deutschen Gauen stammenden Truppen und ihrer umsichtigen und tatkräftigen Führung durch die Generale und Offiziere aller Dienstgrade den vom Generalstab vorgeschlagenen und von allen mitwirkenden Stellen mit cindrm^endom Verständnis und freudlgEEkHuebung durch geführten weitvorausschauenden vorbereitenden Maß nahmen, die hauvtsächlich in Ihrer Hand lagen, zu ver danken. Als Zeichen meiner besonderen Anerkennung Ihrer hierdurch erworbenen neuen Verdienste und als Ausdruck meiner fortdauernden besonderen Zufriedenheit mit Ihren vortrefflichen Leistungen, stelle ich Sie hier durch ä la suite des Niederrheinischen Füsilier-Regiments Nr. 39. Sie treten in dieser Ehrenstelle wieder in enge Beziehungen zu dem Regiment, denen hervorragender Kommandeur Sie gewesen sind und daß sich auch dank Ihrer zielbewußten Ausbildung in dem jetzigen Kriege überall auf das beste bewährt hat. Großes Hauptquartier, den 1. Juni 1917. gez. Wilhelm k verbot des Vorverkaufs der Ernte des Jahres 1M7. Berlin, 2. Juni. Tas Kriegsernährungsamt gibt bekannt: "Demnächst wird das Verbot des Vorverkaufs der Ernte des Jahres 1917 ergehen in der Weise, daß wie im Vorjahre Kaufverträge über Roggen, Weizen, i Spelz tTinkel, Fesen), sowie Emer- und Einkorn, Hafer, i Gerste, Hülscnfrüchte, Buchweizen, Hirse, Olfrückte und Futtermittel, soweit diese der Verordnung über Futter mittel unterliegen, mit Ausnahme von Verträgen mit den zuständigen Stellen für nichtig erklärt werden. Tie Nich tigkeit wird auch auf Verträge, die schon vor Erlaß des Verbots geschlossen sind, erstreckt werden. Versuche, der artige Verträge jetzt abzufchließcn, sind daher zwecklos. verorvnung über Krühdrufch. Berlin, 2. Juni. Tas Kriegsernährungsamt gibt bekannt: Zur Sicherstellung der Volkseruährung hat der Bundesrat eine Verordnung über Frühdrusch erlassen, durch welche die schnelle Erfassung der Ernte in den früherntenden Gebieten gewährleistet werden soll. Wegen der mit dem Frühdrusch verbundenen wirtschaftlichen Be hinderungen und Unkosten wird den Landwirten in Form von Truschvrämien eine besondere Entschädigung gewährt und zwar bei Ablieferung vor dem 16. August 1917 60 M. für 1 t, - - 1. September 1917 40 - - 1 t, - - 1. Oktober 1917 20 - - 1 t. Tie Besitzer von landwirtschaftlichen Maschinen und Geräten, insbesondere Treibriemen und Kohlen, sowie von Trocknungsanlagen aller Ari, sind verpflichtet, diese auf Verlangen gegen eine angemessene Entschädigung zum Zwecke der Frühernte und des Frühdrusches zur Verfügung zu stellen. Tie gleiche Verpflichtung besteht für die Besitzer von Kraftwerken. Tie Besitzer haben auf Verlangen der zuständigen Behörde oder auch auf öffentliche Bekanntmachung zu erklären, ob sich die Ma schinen, Geräte und Trocknungsanlagen in gebrauchs fähigem Zustande befinden, oder bis zu welchem Zeit punkte sie instandgesetzt werden können. Erforderlichen falls kann die zuständige Behörde die Instandsetzung auf Kosten des Besitzers vornehmen lassen. Um den großen Bedarf an Maschinen zu decken, werden nötigenfalls aus den später erntenden Gebieten Maschinen und andere Gerätschaften nach den früherntenden geschafft werden. Insbesondere werden die Kriegswittschaftsämter und die Kriegswirtschaftsstellen für die Bereitstellung der erforder lichen Betriebsmittel schon vor dem Beginn des Früh-