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Dresdner Nachrichten : 06.12.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-12-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187312066
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18731206
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18731206
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1873
-
Monat
1873-12
- Tag 1873-12-06
-
Monat
1873-12
-
Jahr
1873
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 06.12.1873
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MrU'U«» »ierteULKr» Lur- dl, Dost l« Kgr. «Niijcln» Kümmern > Ngr. «Ufl,,e:223VO «l»l. -llr die «Hk,ade «tilge« sandter Manulcrlpl« «aiht ft- die Redactlo» nicht verbindlich. Hnferaten.Annallme au», diirt«: L»»»m»t«» ua<i in Hamburg, vcr. jin, wie», Lcipilig. Basel, Lredlau, Aranikurt a. M. - IlaL di«»» in Berlin, -eidtig, Wien, Hamburg, eranNurt a. M., Miln. Yen, >— v»od« L 0«. in jranlfdrt a M. — kr. roi-t in Sdemnig, — II»- in Pari». ^Dmck und Elgcnthum der Herausgeber: Liepfch ^ Neichardt in Dresden. Verantwort!. Redacteur: Julius Relcharvt. Kr. 340 Achtzehnter Jahrgang ^ Tageblatt für Unterhaltiuig und ?r-l-^g «««»,»» di»«d.»U«.»M«««Ik di, Mtttaad irNlir. Id «teuiradt: grade Klafter galse L di, «idd. , ÜK. Der Raair. einer et» lvaiiige» PelUt-itc koket »i Pia, «iaaesandt die geil« » tlgr Sine <L«,aniie iiir da» nachiilaaige Eriche'- ne» der Jaserai« >»lrd nicht gegeben. va»wär»ge Annonce»» vaslräge von uud unhe- lauaien ftirmcu v. Per lon-» iaseriren wir nur gegen Pr> namera^ido» Zaill.ing durch Briet, marlrn ober Polieingad» lung, U Silben lchen >>i, Nar, Auswärtige können die Ioblung null »ui -ine DreSbnerHirusr anweisen. Die Srv. Mitredactenr: Vr. »km» i»«vroF. Für daS Fenlllewn: L.n«I»tllc Dresse», SonnaveikS, 8. Deeembcr 187L. Politische». Trotz der imposanten Mehrheit, mit der sich das preußische Abgeordnetenhaus gegen den Fortbestand der Zeitungüstcucr aus- iprach, ist wenig Aussicht vorhandln, daß diese Steuer sällt. Bis marck hebt sich diese Steuer so lange auf, bis der Reichstag seinem Preßgesctze zustimmt. Dann läßt Bismarck jene häßliche Steuer sich dadurch abkaufen, daß der Reichstag als Gegenleistung den reak tionären Bestimmungen des Prcßgcsetzeutivurfs zustimmt. Dafür also, daß den preußischen Zeitungen, die unter jener Steuer so em pfindlich leiden, der Brodkorb etwas niedriger gehängt wird, soll der zesamintdeutschen Presse der Maulkorb umgchängt werden. Jener Antrag auf Aufhebung der Zeitungssteucr in Preußen war leider son den Clericalen gestellt worden, die freilich auch die bcsteSache in Mißcrcdit bringen, — nach einem Wihworte Virchows — „an- schwärzcn". Was der clericale Welfe, vr. Windthorst, gegen die preußischen deutschen Preßzustände vorbrachte, entbehrte nicht der inneren Wahrheit. Er führte aus, daß ein guter Thcil der Presse in Adhängigkeitsvcrhältnis; von der prevß- Regierung stehe, daß die Gefahr vorhanden, daß das Preßgewerbc in deren Händen mono- polisirt wird. Sic verfügt bekanntlich über die mit Beschlag belegten vermögen des früheren Königs von Hannover und des früheren hessischen Kürfürstcn, den sog. Reptilienfonds; damit verfügt sie auch über eine Masse Zeitungen, z. B. die Augsburger Allgemeine, die Kölnische, über einen Thcil der Wiener Zeitungen. Außerdem wer den inBerlinCorrespondenzen in italienischer, französischer und eng lischer Sprache ausgearbcitet und vervielfältigt,um auch dieZeitungcn Vieser auswärtigen Sprachen zu beeinflussen. Windthorst schloß aus diesen Preßzuständcn, daß mindestens der unabhängigen Presse durch Aufhebung der Zeitungssteucr die Möglichkeit gewährt wer den müsse, die Concurrenz des NcptilienfondS auszuhalten und der Negierungscorruption zu widerstehen. DerVicepräsident des preußi schen MmisteriumS,Camphausen, hütete sich wohl,Windthorsten aus dieses schlüpfrige Thema zu folgen und beschränkte 'sich auf die Be hauptung, der Niemand widersprechen wird, daß in Preußen ein« chrenwerthc und unabhängige Presse noch bestehe. Wie gesagt, cs ist schade, daß jetzt die Schwarzen die freiheit lichen Anträge einbringcn. Leider ist aber auch die Behandlung der Presse durch die preußische Regierung eine prinziplose. Das Je suitenblatt, die „Germania" in Berlin, darf den neuesten kräftigen Nundfluch des Papstes gegen Kaiser und Reich ungestört abdrukktnp sie offictSse „Kölner Zeitung", die diesen Rundfluch in das geliebte Deutsch übertragen hatte,.wird deshalb eonsiscirt. Es-kann ja gar nicht bester Kaiser und Reich gedient werden, als wenn die thönchten kapuzinaden des Papstes recht bekannt werden. Das österreichische Herrenhaus hat richtig den Beschluß der Abgeordneten umgestoßen, daß auch Börsenpapiere belehnt werden. In Ungarn aber dauert die Ministerkrisis fort. Es findet sich Nie mand, der lcichisinnig genug wäre, mit dem Portefeuille des Finanz ministeriums unterm Arme über die Abgründe des DeficitS zu klettern. Endlich ist das schwere Werk vollbracht: die französische Na tionalversammlung hat den Ausschuß zur Ausarbeitung einer neuen VerfassungSurlunde gewählt. Die Republikaner haben ihre Macht erkannt: sie sind, wenn die äußerste Rechte schmollt, stark genug, die Versammlung beschlußunfähig zu machen. Locales und Sächsisches. — Der reg. Fürst zu Waldeck und Pyrmont ist am 2. d. M. Abends 10 Uhr 35 Min. von Arolsen hier cingetroffc'n, im Hotel Bellevue" abgetreten und gestern früh 5 Uhr 45 Min. dorthin zu- rückgercist. — Sc. Maj. der König hat den Königlich Belgischen außer ordentlichen Abgesandten, Senator Marquis de Rodes, den Groß- herzoglich Mecklenburgischen Obcrhofmeistcr, Gencrallieutenant von Sell, den Herzoglich Sachseu-Menburg'schcn Obcrhofmeistcr von Minckwitz, sowie den Fürstlich Lippe'schcn CabinetSministcr von Flotuvcll am gestrigen Tage in Particular-Audicnzen empfangen und die von denselben aus Anlaß des stattgehabten Thronwechsels übcrbrachten Condolcnz- und Beglückwünschungsschrciben ihrer Souvcramc cntgegengcnommen. — Landtag. Vor überfüllten Tribünen fand gestern in der 2. Kammer die Verhandlung über de» Lndn'Ig'ichc» Antrag statt, betreffs Verkündigung deö Uiischlbarkcitö- dogmaö durch Verkündigung des Fuldacr Hirtenbriefs von den Kcmzoln. Die Debatte eröffnet Vlccpräf. Streit, indem er dem Eifer und der Beharrlichkeit dev Abg. Ludwig Beifall zollt, der cö ermöglicht habe, daß nunmehr Klarheit darüber herrsche, oas, das Uinchlbarkcltodogma In Sachse» keine staatsrechtliche Geltung bcsiftc. Redner wolle nicht die Entstehungsgeschichte dieses Dogmas auf dem legten Concil nntersuchc», auch nicht 'ragen, ob Jemand an die Unfehlbarkeit eines schwachen, gebrech lichen Menschen wirklich glauben könne, aber in diesem Dogma liege eine ernste Gefahr für jeden Staat; denn cö entbindet — wie Redner nachwcist — die Katholiken von dem Gehorsam gegen die Staatögcscfte. gicbt dem Papste die Herrschaft. Gerichtsbar keit und Slraigcwalt über jeden einzelne» Getauften und der obersten Kirclicngcwcilt die Entscheidung über DaS, waö Fürste» und Völker zu thnn haben, ja sogar daS Recht, mittelst Zwangs und Strafen die Fürsten und Völker zur Befolgung der päpst lichen Gebote anzuhalten. Die lämmtlichen deutsche» Bischöfe, darunter auch der sächsische, haben de» Papst beschworen, ein solches Dogma nicht zu publlcircn. Umsonst! ES wurde publi- clrt und nunmehr ist der grösste wie der g ringstc Staat in seiner Existenz durch die Prätensioncn der römischen Kirche bedroht. Wegen dieser Gcmciiigcfährllchkclt jenes Dogmas habe auch die iächslsche Regierung daö landesherrliche Placct z»r Verkündigung dieses Dogmas nicht gcacbcn. Sachsen habe aber die Pflicht, raS Aeusicrslc zu thnn. ähnliche Gefahren, wie sie Preußen be drohe». wo die Bischöfe offen den Gehorsam verweigern, pon sich avzuhaltc». Unterstütze Sachsen die prcuß. Regierung nicht in j dem Kampfe gegen die römische Hierarchie, so sei die Gefahr einer Annexion Sachsens sehr nahe. (Nein! rechts.) Er beantrage daher, daß die Regierung dc>p nächsten Landtage ein Gesetz aus- gcarbeitct vorlcge, welches genau die Ausübung der staatlichen Oberaufsicht über die römisch-katholische Kirche regelt. Bereits >815 sei ein Regulativ von der Regierung dem damaligen Landtage vorgclegt worden, daS dasselbe bezweckte, aber damals nicht erledigt wurde Dasselbe cnlhalte ganz gute Unterlagen sür die Wahrung deö weltlichen yvcraus- sichtörechtö und eö sei die höchste Zeit, dieses Werk wieder ciusz'i'ichmcli. iBeisali.) — Abg. Ludwig gicbt zu. das, sein 'Antrag eine schiefe Form habe, da er von der Voraussetzung auS- gchc, das Vicariat habe gegen die Landcögcseke verstoßen, aber die Schuld tiefes Mißverständnisses trage einzig die Regierung. (Sehr wahr.) Hätte diese immer die Wahrheit gesagt, hätte sic namentlich irühcr gesprochen, nicht Thatsachcn dem Volke ver heimlicht und verschwiegen (wie sich daS erst später herauogestclll habe), so hätte sein Antrag eine andere Form erhalten. Es habe sich gezeigt, daß daS Dr. I. nicht mit tcr Wahrheit hcrauögc- gangcn sei, daß vielmehr daS Enltuöininistcrlum den Hirtcnbrici mit ausdrücklicher Genehmigung des Lantechrrrn habe verkünden lassen. In seinem ganzen Leben glaube er, Ludwig, nicht, daß in Wirklichkeit die Erlaubnis, zum Verlese» dco Fnltaer Hirten briefs gegeben Worten sei. ES sei eine arge Komödie, ei» vöscö Jcsuitcnsiück im protestantischen Laaer mit dieser Eriheilung der Erlaubnis, getrieben Worten. Präs. vr. Schassrath unter brechend: Er batte tcn AuStruck „Komödie" auf tao Verfahren der Negierung angcwentet, nicht iür angemessen. Abg. Ludwig: Der damalige Euttukinliiistcr v. Fnlkcnstcin ,daö müsse er alö sein Feind sagen) sei immer ein energischer und inlelligciilcc Mann gewesen. Wer sei so naiv zu glauben, taß ein solcher Mann wie Falksusteln diesen Hirtenbrief für eine Bagatelle angesehen habe, da er doch ein politisches Manifest im eminentste» Sinne tcö Wortö sei? Weide nicht in dem Hirtenbriefe der Bundesgenosse DcutschlantS, tcr König von Italic» wegen der 'Annexion LcS Kirchenstaats als (in Ungeheuer, als Räuber »nd Spitzbube geschildert? Falkcststcin bade bei seiner Erlaubnis, zum Ver lesen eines solchen Hirtenbriefs in mala iicio und im Einver ständnis, mit der katholischen Kirche gehandelt. Ludwig schließt damit, daß seine Agitation in tiefer Sache ihm viel Unannehm lichkeiten Angebracht habe, daß er aber nickst mit Denen tauschen möchte, die noch henke in tcr Regierung sitze» und dem Lande die Wahrheit vorcnthaltcn hätte». zBcisall, auch aus der Tribüne, vr. Schafsrath droht, letztere räumen zu lassen.) — DerEuit- ininittcr Vr. v. Gerber: Die Eriheilung der Genehmigung, zum Verlesen jenes Hirtenbriefes sei nicht unter, sondern vor,einer eigenen AintSsührung gegeben werte». Ludwig babc ihn glcich- wcyl in Worten angegriffen, die nahe an tie Grenze deö Erlaub ten «reisten. Niemals habe die Regierung etwa- in dieser Sache verschwiegen. Denn Ludwig fragte in seiner erste» Interpellation seiner Zeit einfach: ob dad UnschibarkcitStogma in Sachsen pubii- cirt worden sei. Daraus habe er geantworlet: Rein'. Von tcr Verlesung jenes FutvaerHinendrstscS habe er. der Minister, aber tawaitz nach kein ZN» gewußt. (Bewegung.) Er könne nicht Alles wiM, waS ia ven Acten Me. die vor seinem AmtS-An- iritte gtlührt selr». fZstsllmmiing.) Erst da» katholische Kirchen- chlatt habe kyn auf lene» Hirtenbrief aufmerksam gemacht. Auch die zzrcite Interpellation Ludwigs verlangte blos Ausschluß dar über, ob in jener HirtenbrtciSvcrlcsnng eine Verkündigung dcS Dogmas enthalten sei und diese Frage habe er wieder verneint. Der natürliche Anstand habe erfordert, daß er tcn Namen Fal- kenstesttö nicht eher in die Tiscnssion gebracht habe, alö bis die Roth dazu zwang. (Sehr wahr!) Erst als Ludwig in seinem Anträge tie Erklärungen der Regierung vollkommen umgcdreht habe, sei cS an der Zeit gewesen, FalkenstclnS Namen alö den zu nennen, der die Erlaubnis, crthcilt habe. WaS nun die Un fehlbarkeit selbst angebe, so thcile die Regierung die Ansicht der KammervondemstaatSgcfährlichcnEharakter dieses DogmaSiHört!) nnd sie empfinde ebenso lebhaft wie tie Kammer daö Vcdürfnil;, eine klare, scsle staatsrechtliche Unterlage zu gewinnen, um Eonfliktc wie in Preußen nnd Gewiffenöverwirrunäen zu vermeiden. Die Regierung komme also dem Anträge Streit'S entgegen, einen Ge setzentwurf über die Ausübung der weltlichen Hoheltörcchte auö- zuarbeltcn (große Bewegung), um auf bicse^Wcise eine neue, Basiö zur Wahrung der sichere Rechte deö Staats zu erhalten Hingegen glaube er, daß der DcputationSantrag: cS solle die Regierung amtlich erklären, daß die Verlesung deö Hirtenbriefes nicht die Verkündigung tcö UnschIbarkeitSdogniaö indirekt be deute, überflüssig sei. Zweimal habe er öffentlich vor dcr Landcs- pcrtrctui'.g crilärt: icncö Dogma sei in Sachsen nickst verkündet, und er wiederhole zum dritten Maie diese Erklärung. Amtlicher alö diese amtliche Erklärung könne doch keine sein. Eine öffent liche Bekräftigung derselben außcrbalb deö Landtags würde nur ein Mißtrauen in die Landtagßcrkiäruugc» der >flcglcruna bewir ken. Er ersuche die Kammer dringend, ihn i» der Auffassung zu unterstützen, daß jene Hirtcnbricfovcrlcsung keinerlei staatsrecht liche Folgen sür Sachsen gehabt habe und haben könne. (Beifall.) — Abg. Sachße widerspricht de», Minister, darin, bas, eine Be kanntmachung, wie sic die Deputation beantrage, überflüssig sei. Vielmehr verlange das sächsische Volk von dcin E uItuSministerium eine solche öffentliche Erklärung, das, jener Hirtenbrief auch nicht indirekt daS Unicblbarkeitökogma verkündet habe. Daö sächsische Volk sei in seiner bisherigen uxberzcugung beunruhigt, daß cS in seinem Cultuöministcriuin einen wachsamen Hüter des protestan tischen Bekenntnisses habe. In diesem Punkte habe daS Volk eine sehr verwundbare und reizbare Stelle: eö wolle sich nickst einen Deut von den Errungenschaften der Reformation rauben lassen. Die Resormalion aber werde durch das Unseblbarkeltödoama, jene Versündigung an der gesunden Vernunft, bedroht. Leiter habe Falkenstein einen Hirtenbrief verlcssen lassen, tcr offpn jenes Dogma anprcisc, cö „alö Werk der göttlichen Vorsehung, alö Prüfstein der Gcmüther der gläubigen Katholiken, als Fclscn- grund der katholischen Kirche bezeichne, von dem sich kein Gläu biger trennen könne." Hat Falkeusiein einen solchen Wirrwarr unter die katholischen Sachsen gebracht, so muß eine Kundgebung deö jetzigen EultuSministcrS enolgev, das, die Katholiken enavren, daß dieses Dogma keine Heilöwahrhclt, kein iilr sie verbindliches Kirchengcsctz sei. (Bravo!) Das Minisirriuin von 1873 habe nicht nothwentig, die Erbschaft des Ministeriums von 1871 an zutreten. solle sich vielmehr offen von demselben loösagcu. (Sehr gut!) Kein sächsisches EuituSministcrium habe Bode» im Volke, reffen Träger nicht mit Vertrauen betrachtet wird alö starker Hort und Schirmherr seines protestantischen Bekenntnisses. (Sehr gut!) — vr. Biedermann betont namentlich, daß der Re dakteur dcS kath. KIrchcnblattcS cS gewagt habe, Gesetze und Re gierung offen zu höhnen: cö sei trotz aller Erklärung tcr Regierung daS Dogma in Sachsen doch verkündet. Wozu bezahle daö Land das Dr I., wenn eö nickst einmal cin Wort teöTadels gegen einen solchen höhnenden Uebcrmuth eines Priesters schreibe ? Die Regierung scheine aber zu dem Treiben lener Redaktion ein Auge zugedrückt zu haben. Die Katholiken glaubten an scneS Dogma, von dessen Existenz sie »unmeSx durch den Hirtenbrief amtliche Kenntuiß erhalten haben. Die Regierung möge daher nur in ihre» Amts blättern nnd vielleicht in Ucbercinstlmiining «nit dein. Vlcariatr,! die von der Deputation beantragte Erklärung von der Nichtvcr- bindlichkeit des Doama'S veröffentlichen. — Der Minister.« Wen» er damals die Tragweite jenes Artikels deö katholischen Kirchcnblattö hätte ahnen können, so würde er einen Artikel ? gegen dasselbe veröffentlicht haben. Er bctaurc, daS nicht gethau , zu haben. Entschieden weise ec die Verdächtigung Biedermanns (dieser zuckt zusammen) von dem Augczudrückcn der Regierung zurück. Daö katholische Kirchenblatt sei höchst unbedeutend, e>' lese cS nicht und lasse sich nur auö demselben rcicriren. Hätte er mit dem Slras- ober Preßgcsctz gegen dasselbe kinscbrciten könne», so wäre es geschehen. Gegenüber dem Ada. Sachße aber sage er: eö hantle sich nickst um eine» Kampf zwischen Pro testantismus und Katholiclömuö. Er. der Minister, sei in der Vcriheidigung tcr protestantischen Kirck c nicht der Letzte, sondern gewiß der Erste. Vr. Richter, Tharandt, erklärt sich kräftigst iür die Deputation, v. Eh reust ein aber dagegen; eS bedürfe nicht noch einer weiteren Publikation. Dabei begeht Redner die Ungeschicklichkeit, zu behaupten: der Hoipre- digcr Wahl, der Redacteur des katholischen KirchenblatlS. sei nur ei» Priester in Privatstcllung. Abg. Schreck poicmisirt gegen den Minister. Man müsse zeige», taß man Freund der Schweizer, Italiener und deö deutschen Kaisers und Feind der Franzosen sei. iBeisali.) — v. Hausen: Mildem Anträge wurden ganz andere Hintergedanken vcriolgt. ,Oho! Sturm links.) Wolle man wirklich den Liberalismus io weit treiben, das, man ihn, den einzigen Katholiken in der Kammer, unterbreche? Eö koste ihm ein ungeheures Opicr, heute zu schwei ge» und nicht gegen daö zu sprechen, was gegen die Katholiken gesagt worden sei. Er schweige aber, um nicht die Lage der Ka tholiken in Sachsen zu schädigen. Er schicke sich mit seinen50,000 Glaubensgenossen gegenüber 2 Millionen Andersgläubiger in die Verhältnisse, cs ruhig der Vorsehung überlassend, sic ins natür liche Gleichgewicht zn bringe». Sein Schwelgen, das mit schwe rem Herzen erfolge, geschehe nur deshalb, um nicht zu dem Scheine dcizulrage», alö sei in Sachsen der comcssionelle Friede nur entfernt getrübt. - vr. G ensel beantragt: taß die von der Deputation verlangte Bekanntmachung tcxMegicruiig inS besondere im katholischen Kirchcnblcitte erscheine. — Vr.Bieder» ni ann: Der Minister sei schlecht bedient, wenn er über einen Artikel, wie den daö katbol.Kirchcnblattö, erst auö andern Zeitun gen erfahre. TIc F cchheit dieses Blattcö sei doch gar zu groß. Um alncillchcr hätte v. Ehrcnstcin nicht reden können, als iudcm er aus die Eigcnschaitcn Wahlö hingcwicse». v. Hausen hake eine Ver dächtigung ausgesprochen (dieser protcstitt)! man verfolge nicht die Katholiken, sondern die Unbotmäßigkcit gegen die Gesetze. (Bravo!) — v. Einsicdel ist nach langem Kampfe dazu ge langt, gegen den DcputationSantrag zu stimmen. Die Erklärungen der Regierung genügten vollständig. Wenn Streit von der Stäbe der 'Annexion gciprochcn, wenn Sachsen nicht die preußische Regie rung durch Präventwmahrcgein gegen den Kathoiiciemus unter stütze. dann sei eö schlecht um nßö bestellt, wenn wir erst die Ge wissen binden müßten. Streit widerspricht, daß er das gesagt. Günthtst! beiont krättig, daß di? eigenlhümliche Lage cS recht- icmge. daß bie Regierung die verlangte Erklärung veröffentliche. Nachdem noch Abg. Gebert Im Schlußworte bedauert, daß der Minister sciuerZcitiiichttaSkathol.Kirchcnblalt Lügen gestraft habe, nachdem er irrncr betont, daß in der Annahme des Deputations antrags kcm Mißtrauen gegen den EilituSministcr liege, wird adgcstimmt. Der Genlcl'sche Antrag: daß die Regierung im ka tholischen Kixchenblatte die verlangte Erklärung abdrucken lasse, wird gegen 27 Stimmen, der Erlaß einer derartigen Erklärung überhaupt gegen 3 Stimmen <V. Hausey, p. Ehrenstein, v. Ein siedel) beschlossen, der Streit'schc Antrag auf 'Ausarbeitung eines Gesetzes über Wahrung der staatlichen Hoheitsrcchte einstimmig angenommen. — Großes Aufsehen und Bedauern für die Familie v. Engel erregt auch in unserer Stadt die in Meiningen erfolgte Verhaftung des dortigen Majors v. Engel, des Adjutanten des Herzogs von Meiningen und eines Sohnes des kgl. sächs. Generalleutnants a.D. v. Engel. Der Verhaftete, gegen den die Anklage grober Wechsel- fälschnngcn in ganz enormen BetragShöhen vorlicgt, stand früher einmal im kgl. sächs. Militärdienst und wurde später Adjutant des Erbprinzen, des jetzigen Herzogs von Meiningen. — Das General-Postamt hat auf dem VerordnungSwegr sämmtliche Ober-Postdirectionen angewiesen, überall die eingehend sten Untersuchungen anzustellen, ob die Dienstlocale der Postbeam ten, insbesondere auch die Postschalter, den Anforderungen entspre chen, welche an deren Einrichtung und Beschaffenheit in Rücksicht auf die Gesundheit der Beamten, wie im Interesse des an den Post schaltern verkehrenden Publikums unter den heutigen Verhältnissen gestellt werden müssen. — Eine in Deutschland und Oesterreich vielgcsuchte Waare sind jetzt die österreichischen Biertelgulden-Stücke in Silber. Nach der Kriegserklärung gegen die ganzen Guldenstücke stellte es sich be kanntlich heraus, daß Deutschland mindestens zu wenig Scheidegeld besitze, und so mußte man denn die österreichischen Vicrtclgulden- Stücke zu einem legalen Zahlmittel machen. Deutsche Banquiers heziehcn nun, wie Wiener Blätter berichten, seit Monaten so viel als von dieser Münzsorte nur aufzutrcibcn aus Oesterreich, während sie die Guldenstücke massenhaft zurückschicken. Selbstverständlich haben diese Verhältnisse auch auf den CourS der Silbermünze zu- rückgcwirkt und zwar in der Weise, daß zwischen dem Preise von Viertel- und ganzen Guldenstückcn eine Differenz von drei Prozent zu Gunsten der Viertelgulden-Stücke besteht. Eine demnach zunächst liegende Operation ist daher die, daß man Silberbarren nach Oester reich schickt und in den dortigen Münzstätten Viertclguldcn auS- prägen läßt. Die b-utsche Regierung jedoch, der cs obliegen wird, die in Deutschland circmirende Scheidemünze gegen Gold einzulösen, hat dieser Operation einen Riegel vorgeschoben und sich an die öster reichische Negierung mit dem freundschaftlichen Ersuchen gewendet, keine Viertelgulden-Stücke mehr ausprägcn zu lassen. Es wird diese Thatsache zugleich als erfreulicher Beweis des besten Einvernehmen; zwischen beiden Mächten angesehen. — Weihnachten ist vor der Thür — aber seit langen Jahren nicht kündigte sich die Bestimmung und der Geschäftsverkehr so matt an, wie diesmal. Namentlich alle Luxusgeschäftc liegen darnieder, von größerer Kauflust ist nichts zu bemerken. Auch im Buchhandel ist es stiller wie sonst um diese Zeit. Kein Wunder! Wer hat nicht cingcbüßt, wer nicht gelitten unter den Krisen des Geldmarktes, welche in Wien begannen und noch immer bis in die fernsten Winkel unseres Erdtheils und Amerika's nachzittern. Mit einem Päckchen Westendactien oder Hofbrauhaus, oder Gastrischer Bahnen. ode»
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