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Dienstag. Weißerih-Zeitung Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Postanstal ten. Preis pro Quart lONgr. Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Landmann. 24. Januar 1854. Inserate werden mit 8 Pf. für di. Zeil« berechnet chu. in allen Sv- peditionen an genommen. Verantwortlicher Redactrur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Die religiöse Bewegung in China. Seit zwei oder drei Jahren etwa geht in China eine Be wegung vor sich, von deren eigentlichem Wesen und Zweck bis her wenig bekannt geworden, die aber jetzt zu solcher Bedeutung angewachsen ist, daß der kaiserliche Hof in Peking zittert. Ein etwa zwanzigjähriger Jüngling, der sich den Namen „Tienti", d. h. Himmelssohn oder himmlischer König, beilegt, aus dem vor 200Jahren vertriebenen Fürstenhaus-abzustammen behaup tet und vor seinem öffentlichen Auftreten in stiller Zurückgezo genheit gelebt hat, ist durch Lesung evangelischer Schriften zur Erkenntniß Gottes gelangt, und hat auf den Dörfern das Wort Gottes verkündigt und sich viel Anhang verschafft. Anfeindun gen und Verfolgungen von Seiten der chinesischen Behörden ha ben ihn genöthigt, mehr Anhang zu sammeln, war um so leich ter ist, da durch Bedrückung von Oben die Unzufriedenheit dcS Volkes auf'S Höchste gestiegen ist. Abschaffung des Götzendien stes und Sturz des jetzigen Mandschu-RegimentS ist das Losungs wort der Aufständischen, die bereits die wichtige Stadt Nanking in ihrer Gewalt haben. Ueber di» Zweck« der Führer erhalten wir Belehrung in dem Werke: „Beiträge zur Kunde Chinas und Ostasiens re. von Biernatzki. Kassel." Wir theilen darau» Folgendes mit: „. . . Die Aufständische», sind Christen, und zwar protestantische, und entschiedene Feinde de» Götzendienstes. Sie wissen nur von Einem Gott und er kennen Jesum als den Heiland der Welt und den heiligen Geist an. Ihr Oberhaupt auf Erden ist Taiping-wang, d. h. der FriedenSfürst (oder Tten-ti, d. h. Himmelssohn), dem sie gött liche Abkunft zuschreibcn und den sie für einen Gesandten Got tes halten. Indessen fordert er keine Verehrung, verbietet viel mehr in einem Edict, ihn „Höchster" oder „Heiliger" zu be grüßen, wie es bisher die Kaiser von China beanspruchen. Ihre sittlichen Vorschriften nennen sic „himmlische Regeln" und diese sind die zehn Gebote. Die Führer schärfen die Befolgung die ser Regeln ernstlich ein, denn cS sind Männer aus dem Volke und praktische Christen. Die Verfolgungen und Gefahren, die sie zu ertragen haben, betrachten sie al« Strafen und Prüfungen, die Erfolge jedoch als Beweise der Gnade des himmlischen Va ters. In ihrer Unterhaltung erinnerten sic daran, daß sic vor wenig Jahren, als die Erhebung begonnen, nur ein oder zwei Hundert Anhänger zählten. Die „Kaiserlichen", sagte Einer von ihnen, sprengten lügenhafte Gerüchte über uns auS. Sie sagen, wir bedienten uns der Zauberei, aber unsere Zauberei besteht im Gebet. Als wir Yungnan besetzt hatten, befanden wir uns in größter Noth. Wir zählten nur noch zwei bis drei Tausend und waren von allen Seiten von Feinden umringt. Wir hatten kein Pulver mehr und unsere Lebensmittel waren zu Ende. Aber der Va ter im Himmel zeigte unS den Weg, auf dem wir durchbrechen konmen. Daher nahmen wir unsere Weiber und Kinder in die Mitte und schlugen uns nicht nur durch die Feinde, sondern vernichteten sie auch vollständig. Wenn cS Gottes Wille ist, daß unser FriedenSfürst Herrscher in China werden soll, so wird er es werden, wenn nicht, so wird er hier umkommen. Der Mann, der dies voll Zuversicht aussprach, war eine kleine, ält lich aussehende Figur; er sah in seiner gelbrothen Kapuze son derbar auö, aber er dachte und sprach wie ein Held. So bat ein junger Mensch von HS Jahren, der der Ge sellschaft als Führer nach Nanking diente und der zu Fuß neben her lief, den Dolmetsch, ihm ein doppelhändigeS Schwert mit- zubringen, zugleich ermahnte er ihn, sich deS Opiumrauchens, Trinkens und anderer Laster zu enthalten. Dieser Mensch hatte seine« VatcrS HauS, als er 17 Jahre alt war, verlassen, und war mehrere Tagereisen weit marschirt, um das Lager der Aufständischen vor Kweilin zu erreichen. Sein Sinn bewog ihn, an der „Eroberung der Flüsse und Berge," wie hie „hei ligen Streiter" dcS Taiping ihr Unternehmen nennen, Theil za nehmen. Daß es unter ihnen auch ehrgeizige Selbstbetrüger giebt, leidet keinen Zweifel; wir sind auch überzeugt, daß Biele sich «»geschlossen haben, die nur aus weltlichen und unedlen Beweggründen dazu veranlaßt werden. Aber bei den Füh rern und Urhebern derBewegu-l- finden sich un verkennbare Zeichen guter Gesinnung. Ihre re ligiöse Erkenntniß haben sie aus den Schriften der auswärtigen Missionäre, selten nur aus mündlichem Unterricht. ES ist sehr erfreulich, zu erfahren, daß der Besitz derselben Religion sie ge neigt macht, die Fremden als ihre Brüder zu betrachten und ihnen mit einer Freundlichkeit cntgegcnzukommen, die man nach den bisherigen Erfahrungen einem Chinesen kaum hätte zutrauen können. Mit solchen Gesinnungen würde, alles Puderen zu geschweige», unfern Handelöinteressrn mehr gedient seip, al« mit Hunderten von Kriegsschiffen und Soldaten, vorausgesetzt, daß eS ihnen gelingt, diesen Gesinnungen allgemeinen Eingang zu verschaffen. Während eines Rittes von zehn bi» zwölf eng lischen Meilen, auf dem Wege nach Nanking und zurück, ver nahmen der begleitende Dolmetscher und seine Genossen nicht einen einzigen jener entehrenden Ruse, mit denen sonst immer die Chinesen alle Fremden aufs Freigebigste bedenke». Auch war cS vollständig erwiesen, daß die Schimpfwörter, mit wel chen die Chinesen ihre Unterhalung auSzuschmücken pflegen, verboten und gänzlich verbannt worden sind.^ TageS-efchichte. Geising. In der Parochie Geising sind in« Jahre 1853 geboren: 78 Kinder, nämlich 38 Höhne und 34 Töchter, von denen 86 Kinder (7 S., 9 T- incl. I unehel.i noch Neugeisiilg; 22 Kinder (7 A., 15 T. incl. 2 unehel,, 1 kydtgeb. und H.ZwisiingS- söhne) nach Slltgeising; jL Kinder (9 H. 6 T- incl. 5 unehel.) nach Zinnwald, und 9 Kinder (5 S. 4 T. incl. 3 unehel.) nach Georg enfeld gehören — ES wurden in der Kirchfahrt ihm Jahre