Volltext Seite (XML)
WeWll-GHWerMeiM Tageblatt Sonnabend, den 16. März 1912 Nr. 62 Fernsprecher Nr. 151. Genera lvers ammlung, za welcher die Herren Vertreter der Arbeitgeber sowie Arbeitnehmer freundlichst tingelnden werden. >g 1912. ic l- S n Aber auch die- Militäreskorte, Major Lang. ü 1. 2. 3. t. Der Kassenvorstand Maz, LLatzsch, Vorsitzender. Rechnungsablage vom Jahre 1911. Bericht der Prüfungskommission und Anträge; solche sind schriftlich bis Verschiedene Kassenangelegenhciten. Oberlungwitz, am 15. März densstärke erhöht, womit sich von selbst eine Erhöhung der Zahl der Auszuhebenden er gibt. Daraus ist wohl schon jetzt Rücksicht ge nommen worden. Uebrigens nimmt die Menge der Diensttauglichen infolge der verstärkten Gesundheitspflege, des Turnens und des Sports von Jahr zu Jahr zu. Nur die gro ben Städte lassen ein Schwanken, zuweilen auch eine Minderung in der Ziffer erkennen. Drr.Hohenstcin-Ernstthaler Anzeiger" erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich abends mit dem Datum des folgenden Tages. Vierteljährlicher Bezugspreis bei freier Lieferung ins Haus Mk. 1.50, bei Abholung in den Geschäfts stellen Mk. 1.25, durch die Post bezogen (anher Bestellgeld) Mk. 1.50. Einzelne Nummern 10Pfg. Bestellungen nehmen die Geschäfts- und Ausgabestellen, die Austräger, sowie sämtliche Kaiser!. Postanstalten und die Landbriefträger entgegen. Als Extrabeilage erhalten die Abonnenten jeden Sonntag das „Illustrierte Sonntagsblatt". — Anzeigengebühr für die 6gespaltene Korpuszeile oder deren Raum 12 Pfg., für auswärts 15 Pfg.; im Reklametcil die Zeile 30 Pfg. Die 2gespaltene Zeile im amtlichen Teil 50 Pfg. An-eigen-Annahme für die am Abend erscheinende Nummer bis vormittags 10 Uhr, größere Anzeigen werden am Abend vorher erbeten. Bei Wiederholungen wird entsprechender Rabatt gewährt, jedoch nur bei alsbaldiger Zahlung. Die Aufnahme von Anzeigen an vorgeschriebenen Tagen und Plätzen wird möglichst berücksichtigt, eine Garantie jedoch nicht übernommen. — Für Rückgabe unverlangt eingesandter Manuskripte macht sich DGGGGTDDGGTTTGKkDGG'TGQTGGGGTDGDSTGDDTTDDG die Redaktion nicht verbindlich. D D G V D D D D D D D G D D D D D D D D <D D G D E D V D D G D D T G K G G D T D In England, wo man bereits bas Ende des Streiks kurz bevorstehend wähnte, haben die Konferenzen zwischen den Zechenbesitzern und Arbeiterfüh rern noch kein Resultat ergeben, so daß namentlich di« Bergarbeiter in England un willig werben, zumal die Stroiklöhnung ge kürzt wird. Die Streikenden in Wales und Schottland befürchten daher, das; sie von ihren Kameraden in England im Stich gelassen wer den. Infolge aufreizender Zeitungsartikel kam es bei St. Helens zu Ausschreitungen, wobei vier Polizisten schwer verletzt wurden. Der Einnahmeausfall der englischen Eisenbahnen in der ersten Streikwoche betrug etwa 10 Millionen Mark. Auch Nordamerika steht am Vorabend eines großen Bergarbeiterstreiks, der am 1. April eintreten soll, falls bis dahin die Lohnforde rungen nicht bewilligt worden sind. beiter beträgt wöchentlich über eine Million Mark. Den Arbeitswilligen wurde ein Lohn zuschlag gewährt, infolgedessen war am Mitt woch auf einer Reihe Zechen die Einfahrt, die sich übrigens fast durchweg ruhig vollzog, ein wenig stärker als an den vorangegangenen Tagen. Die Anwesenheit des Militärs im Zechen gebiet ist auf die unruhigen Elemente nicht ohne Einfluß geblieben; denn auch bei den Nachmittagsschichten kamen keine erheblichen Ruhestörungen vor, wohl aber war eine Zu nähme der Arbeitswilligen zu verzeichnen. Allen Arbeitern, die bis Sonntag di« Arbeit wieder aufnehmen, soll die Konträktsbruchslrafe — der Lohn für die letzten sechs Schichten — nicht von der Löhnung abgezogen werden, König Viktor Emanuel selber war auch schon wiederholt von anarchistischen Attentaten be droht, wenn die Anschläge auch regelmäßig rechtzeitig entdeckt und vereitelt werden konn ten. Von Einzelheiten drang dann auch immer nur wenig oder gar nichts an die große Oeffentlichkeit; nur von dem Anschlag, der bei einem Besuch des Königspaares in Ancona im Jahre 1906 geplant war und in letzter Stunde verhindert werden konnte, er fuhr man Genaueres. Als der Ministerpräsi dent deni Könige Mitteilung von der soeben erfolgten Aushebung eines Anarchistennestes und der Beschlagnahme zahlreicher Bomben machte, war des Königs erstes Wort: Lassen Sie die Königin nichts merken. Dann unter nahm er, als ob nichts vorgefallen wär«, die Fahrt durch die Straßen Anconas. Bei dem soeben erfolgten Anschlag, dem das Königs paar glücklich entging, handelt es sich daher zweifellos auch wieder um die ruchlose, durch keinen besonderen Beweggrund veranlaßte Tat eines italienischen Anarchisten, deren Zahl lei- der so entsetzlich groß ist. Gerade der vielen italienischen Anarchisten halber hatte mau nach der Ermordung König Humberts versucht, der anarchistischen Gefahr auf internationalem Wege vorzubeugen; nur konnten auf ihm praktische Ergebnisse nicht erzielt werden. Die fremden Staatsoberhäupter übersandten dem König und der Königin zur Rettungaus Lebensgefahr die herzlichsten Glückwünsche, unter den ersten derselben befanden sich die Telegramme des deutschen Kaisers, der Kaise rin und des Königs Friedrich August von Sachsen. — Der deutsche Reichstag beschloß unter lebhafter Zustimmung aller bürgerlichen Parteien die Absendung eines Glückwunschtele grammes an den Präsidenten der italienischen Deputiertenkummer. Die Begeisterung des italienischen Volkes für sein Königshaus und du von diesem ver tretene Tripolispolitik ist durch den verbreche- rischen Anschlag zu helleren Flmmrw„ ent facht worden als je zuvor. Die Deputiertem kammer veranstallete zu Ehren des Kvnigs- paares begeisterte Kundgebungen. Städtischer Fifchmarkt im Rathause Sonnabend, den I«. März IVIS, von vormittags 8 Uhr ab für alle hiesigen Einwohner Verkauft werden: Kochschollen, 1 Pfund 31 Pfg., Bratfchellfifch, 1 Pfund 15 Pfg, Seeaal, 1 Pfund 22 Pfg., Kabeljau, 1 Pfund 20 Pfg. B-Hnftraß-z. 39. Jahrgang Tagesordnung: Richtigsprechung der Rechnung. 21. März beim Vorsitzenden einzureichen. ser befindet sich bereits auf dem Wege der Besserung. Das Königspaar setzte trotz des frevelhaften Angriffs sein« Fahrt nach dem Pantheon fort, wo der König, nachdem er der Messe beigewohnt hatte, dem Kultusminister eine genau« Darstellung des Vorganges gab. Auf der Rückfahrt wurden deni König und der Königin von der Volksmenge begeisterte Ovationen davgebracht; das gleiche geschah, als der König bald darauf im offenen Automo bil zum Krankenhause fuhr, um sich nach dem Befinden des Majors Lang zu erkundigen. Die Beweggründe für das Attentat liegen nicht in einer Verstimmung gegen den Krieg. Ein« solche ist nicht vorhanden. Die Revvl- verschüsse des AttenwterS krachten auch gerade in die Festesfreude über den Sieg von Ben- ghasi hinein. Der Attentäter Dalba ist bereits mehrfach wegen Diebstahls vorbestraft. Im Verhör behauptete er zunächst, den Revolver gefunden zu haben, später gab er zu, ihn schon längere Zeit zu besitzen. Der Verbrecher, der über den Zweck seines Mordversuchs nichts anzugeben vermag, hat Vater, Mutter und einen Bruder. Hinter einer Säule des Palais Salviali verborgen, feuerte er, dicht am Wagen des Königs, die droi Schüsse ab, von denen der erste den Kommandanten Lang leicht ver letzte, von den beiden folgenden traf einer den Major am Kopfe, so daß er vom Pferde stürzte. Ein Chauffeur und ein Kutscher des Herzogs Borghese stürzten sich auf den Ver brecher, der noch mehrere Schüsse abzugeben versuchte und auch die beiden Bediensteten be drohte. Als er gebändigt und entwaffnet wor den war und das entrüstete Publikum ihn lynchen wollte, rief er: „Schlagt mich, ich bin Anarchist!" König Humber: wurde an: 29. Juli 1900 das Opfer des Anarchisten Gaetano Bresci, nnes dreißigjährigen Seidenwebers, Carnots Mörder Caserio üud Lucheni, der in Genf die Kaiserin Elisabeth erdolchte, waren Italiener; OertUcheS und Sächsisches. * — Die M u st e r u n g. In diesen ! Tagen sind im hiesigen Bezirk die jungen I Leute, die in diesem Jahre das 20. Lebens jahr vollenden, zum ersten Male zur Muste- l rung gegangen, ein Weg, der sich bis zur defi nitiven Entscheidung noch zwei Male wieder holen kann. Die Spannung bezüglich des Resultats ist natürlich groß, zu Haus in der Familie wird ein Freikommen mehr gewünscht wie von den jungen Leuten selbst, die wissen, wie gut für sie die Zeit beim Militär ist. Die Mütter sagen: „Es gibt so viele junge Leute, weshalb muß mein Junge gerade den bunten Rock anziehen?" Es ist richtig, es gibt sehr viele junge Leute; 515 060 Mann rund ist die Friedensstärke und 65 Millionen Seelen zählt Deutschland, so daß also noch lange nicht ein Prozent der Bevölkerung, wie es eigentlich der Fall sein soll, zum Dienst mit der Waffe ausgehoben wird. Eine erhebliche Zoll von noch Diensttauglichen geht frei aus, während in Frankreich die minder Tauglichen zum Kalfaktordienst herangezogen und nicht einmal die Ernährer erwerbsunfähiger Eltern ganz freigelassen werden, für die während der Dienstzeit der Staat helfend eintritt. Die all gemein« Dienstpflicht ward in Preußen nach dem Kriege von 1806 eingeführt; die anderen deutschen Staaten behielten meist noch das Loskaufsrecht resp. die Stellung eines Ersatz mannes bei. Aber bei dem niedrigen Stande der Heeresstärke kamen jährlich sehr viele junge Leute frei, die bei der Musterung eine hohe Nummer zogen, also über den wirklichen Mannschaftsbedarf hinaus waren. Das wurde erst anders, als unter König Wilhelm 1., dem nachmaligen Kaiser, die Armee auf ganz neue Grundlagen gestellt und bedeutend ver stärkt wurde. Die heutige Reichsarmee hat Allgemeine Ortskrankenkaffe Oberlungwitz. Sonntag, den 22. März I»L2, nachmittags '/,4 Uhr im Gasthof „Zum Lamm für Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf, Wüstenbrand, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Lugau, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf rc. Zu dem Attentat auf -eu Kautz vou Aalten. Auf den König Viktor Emanuel verübte, wie schon gestern gemeldet, ein junger 21jäh- riger Anarchist, ein Maurer namens Antonio Dalba, ein Revolverattentat, indem er auf die von einer Abteilung Kürassiere eskortierte Equi page, in der sich der König mit der Königin zum Pantheon begab, um im Mausoleum des Königs Humbert an dessen Geburtstage einer Seelenmesse für seinen verstorbenen Vater bei zuwohnen, drei Nevolverschüsse abgab. Von den Kugeln wurde weder der König noch die Königin getroffen, wohl aber der Führer der Jas Ruhrrevier im Belagerungszustaud. Wenn der Belagerungszustand über das Ruhrkohlengebiei auch nicht tatsächlich verhängt worden ist, so bietet das rheinisch-westfälische Industriegebiet seit Donnerstag ein ganz un gewöhnliches Bild. Ueberall an den Zechen- plätzen sieht man Militärpatrouillen. Infolge der sich so schnell wiederholenden Ausschrei ¬ tungen in Hamborn, Herne, Bochum, Reck linghausen, Wern« usw. hat die Regierung den Bitten der Kreisverwaltungen und des christ lichen Gewerkvereins nachgegeben und Militär ins Streikgebiet beordert, und zwar die In fanterieregimente:: 13 und 15 aus Münster bezw. Minden sowie mehrer« Schwadronen müMsterschrr Kürassier« und mehrer« Schwadro nen Krefelder Husaren, die feldmarschmäßig mit scharfen Patronen ausgerüstet, mittels Sonderzügen in Recklinghausen und Dortmund ankamen und von dort auf die gefährdeten Zechen verteilt wurden. Trotz des strengen Verbots des Wassen- und Munitionsverkaufs sind noch zahlreich« Feuerwaffen in den Händen der Streikenden und leider ist von denselben an vielen Orten Gebrauch gemacht worden. Wenn bisher auch unter den Sicherheitsorganen noch keine Ver luste an Menschenleben zu verzeichnen waren, so haben doch ein« ganze Anzahl Schutzleute Verletzungen erlitten, während die Streiken den bereits zwei Tote und mehrere Schwer- I verletzte zu beklagen haben. Auch der Scha- ! den an fremdem Eigentum ist infolge der Zer- I störungswut des Gesindels schon recht be- I trächtlich. Diese Vorkommnisse sind mitbestimmend ge wesen, daß die öffentliche Meinung dem Streik wenig sympathisch gegenübersteht, besonders . die gewerbetreibende Bevölkerung des Indu striegebiets selbst bringt den Ausständigen wenig Sympathien eutg«gen, weshalb im Gegensatz zu dem Streik im Jähre 1905 auf große Streikunterstützung nicht zu rechnen ist. Die „Köln. Ztg." schreibt: „Wer unsere Gru benreviere kennt, weiß, daß die Lebenshaltung der deutschen Bergknappen, besonders derjeni gen im rheinisch-westfälischen Bezirk, nicht schlecht, wenn auch nach der Zahl der Köpfe, die der einzeln« zu ernähren hat, verschieden ist. Trotzdem begegnet der Wunsch der Leute, die Löhne auszubessern, allgemeinem Verständ nis, die Frage ist nur, ob und wie weit die ser Wunsch mit dem Fortschreiten der Indu- I stri« und mit einem ausreichenden, damit eng I verknüpften Unternehmergewinn zu vereinbaren ! sind." Das genannte Blatt führt dann weiter I aus, daß das Vorgehen der vereinigten Ver- ! bände dadurch, daß sie nicht den Weg dec ! Verhandlungen beschritten, sondern den Lohn- I kampf ins rein politische Gebiet hinüberge- I zogen haben, die öffentliche Meinung für die I Sache der Arbeiter nicht einnehme und über- I läßt den Verbänden die ganze Verantwortung ! für die noch nicht absehbaren Folgen des I Streiks. Die Zechenverwaltungen bestehen darauf, I den von den drei Bergarbeiterverbänden her- I aufbeschworenen Streik allein auszukämpfen I und wollen keine Intervention der Regierung, I weil ihres Erachtens der Streik dadurch nur I in di« Länge gezogen würde, worin allo Ver- I selbstverständlich in allen Bundesstaaten völ- braucher von Kohlen e:ne Gefährdung ihrer lig gleich« Fundamente, auch in Bayern, sonst Interessen erblicken mußten. Insgesamt hat I dem einzigen Staate, in dem die Militäraus- das Kohlenkontor etwa eine Million Tonnen I gaben aus eigenen Mitteln bestritten werden. Kohlen aufgespeichert, wovon täglich 15 000 I Danin: ist es auch gleich, in welchem Staate Tonnen versandt werden. Bisher beuug der I sich ein junger Mann zur Musterung stellt. Förderausfall täglich durchschnittlich etwa I Die Zeit, in der ein« so bedeutende Zahl von 150 060 Tonnen im Werte von anderthalb „och brauchbaren jungen Leuten von: Dienste Millionen Mark. Der Lohnausfall der Ar- j frei bleibt, nähert sich jetzt übrigens ihren: Ende, denn in der letzten Thronrede hieß es über die neue Wehrvorlage bekanntlich, daß wir mff die Erhaltung uicd Förderung unserer Wehrkraft großes Gewicht legen müßten, um so mehr, da für dieses Ziel ein« bedeutend« Zahl von waffentüchtig«:: jungen Männern vorhanden sei. Darnach wird also die Frie-