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Dresdner Nachrichten : 19.11.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-11-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187311198
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18731119
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18731119
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1873
-
Monat
1873-11
- Tag 1873-11-19
-
Monat
1873-11
-
Jahr
1873
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 19.11.1873
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NS Kat« »:«>»» »eel« »t»r««ll»»r. Ngr.. durch dl. W»ft 15" atiitklu» «ununer» > «,r. Tnß-,«22300 Ir»r. LUr di« RLckgad« einge-s sandter Monulcrtpi« z «acht sich dir Redactt,» »ichl verbindlich. ^ §> Inseraten-Annahme aus- NrürtS: U»»»so^«in unct Vo^lsr in Hamburg, ver» Itn, Wien. Letpztg. Basel, vreSlau. Frankfurt a. M. — üuä. tu Berlin, Leipzig, Meu. Hamburg, Frankfurt a. M.. Miln- cheu. — vauba L 6o. in Frankfurt a. Di. — l-'r. VoiH. in Ehemuth. — N»- Luliisr L 60. - in Vart».^ Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. .Druck und Eigenthum der Herausgeber: Eiepsch k Neichardt in Dresden. Verantwort!. Ncdacteur: Julius Neicharftl. »rse«l« w«»er ««S«'' ier,d« Ilt di, « b., Udr, S- -di» MiUng» 12 UNk. Ix NenNadi: »rode tloll.r- «»iie » di» «bd. I! Udr. Der Raum einer «I« Ivaliiaen PeUljeile kostet >» Pn. «Linae-andl dir geil« L N»r Sine Garaniic tilr da» nilchiitaaiae itrschei- »en der Inserate wird nicht gegeben. »ln»wbri>»e Annoncen, Ausiragc von uniund«- lannle» girmc» u. Per sonen inserircn «>r nur ae»en Pranumerando- gablnng durch vries- marke» oder Posteinoah, lung. » Silbe» kosien l>l, Rar. Au,wärtn>c können dle gabln»» auch «uf eine DreSdnerTjirnra «uwctscn. Die lir». Rr: 323. Achtzehnter Jahrgang. Politisches. Erfreut und gestärkt durch den republikanischen Ausfall der Nachwahlen zur Nationalversammlung treten die Republikaner Frankreichs in die Berathungen über die Verlängerung der Voll machten Mac Mahons. Nach der „N. Z." liegen zweierlei Ent würfe zur Entscheidung vor. Die Minorität des Fünfzehncr-AuS schusses, d. h. die Conscrvativen und Royalisten schlage» eine be stimmte Dauer der Präsidentschaft von 10 Jahren vor, während die Majorität, d. i. die republikanische Linke, eine Dauer von 5 Jahren „von Beginn der nächsten gesetzgebenden Versammlung ab' propo- nirt. Die Majorität macht durch den Artikel 3 die Präsidentschaft des Marschalls von den zu beschließenden constitutionellen Gesetzen (Verfassungsurkunde) abhängig, während die Minorität die Ver längerung der Gewalten des Präsidenten vor allein Anderen fest- stcllt. Die Majorität will die mit Prüfung der constitutionellen Gesetze zu betrauende Dreißiger-Commission in den Abthcilungcn ernennen, weil ganz zufällig, wie sich bei Bildung der Fünfzehner- Eommission erwiesen hat, die Abtheilungen in ihrer gegenwärtigen Zusammensetzung der Linken die Majorität sichern, und die Mino rität will die Wahl der Commissare in öffentlicher Sitzung und durch Listenscrutinium vornehmen, weil sie sicher ist, daß dann der größte Theil, wenn nicht sämmtliche Mitglieder der Commission, aus den Fractioncn der Rechten bestehen werden. Wir enthalten uns, nachdem die Schlacht entbrannt ist, jeder Mulhmaßung über ihren Ausgang. Im österreichischen Reichsrathe hat der Krachausschuß die Be- rathung über die Vorlage der Negierung betreffs des HilsSanlchenS fortgesetzt und hinsichtlich derselben folgende Grundsätze ausgestellt: Der Staat soll durch Errichtung von Vorschußiassen den Creditbe- dürfnissen des Handels- und Gewerbebetriebes abhelfcn und ein Theil der aufzunchmenden Summe für die Zwecke von Eisenbahn bauten verwendet werden. Die Regierung soll ferner ermächtigt werden, die zur Durchführung der Staatshilfe erforderlichen Mittel durch Aufnahme einer Silberanleihe oder durch Ausgabe von Ren tentiteln zu beschaffen. Ein Subcomitä von 5 Mitgliedern soll dein Ausschüsse die Ziffer der Beträge, welche für die einzelnen An- lehcnszmecke verwandt werden sollen, und demnach auch den gesanun- ten Bejrc>g, welcher ausgenommen werden soll, vorschtsM. Urbri- gcns schöpft die Wiener Börse wieder frischen Atyem, seitdem Ungarn der Abschluß einer Anleihe gelungen ist. Denn bei einer Anleihe ist stets etwas, meistens sogar sehr viel zu verdienen. ^ Das österreichische Herrenhaus hat in der Geschwindigkeit drei Adressen angenommen: eine als Antwort auf die Thronrede, die zweite zum Namenstage der Kaiserin, Nummer drei zum bevor stehenden 25jährigen Negicrungsjubiläuin des Kaisers, das am 2. Dccember begangen werden soll. Dasselbe wird nur in Cislcitha- nien gefeiert; denn für die Ungarn cxistirt ihr König Franz Joseph erst seit seiner Krönung 1867. Und da der Regierungsantritt des Kaisers gar in ein Jahr fällt, da Ungarn in Hellem Aufstande gegen die Habsburger begriffen war, so darf in Ungarn die Erinnerung hieran nicht berührt werden. Das ist übrigens dem Kaiser selbst ganz recht. Ihm scheint nachgerade vor all' den Festen, Begrüßun gen und Adressen bange zu werden, die aus diesem Anlaß an ihn herantretcn dürften. Schon im Laufe dieses Sommers hatte er bis zur Ermüdung Gelegenheit, die Freuden officiellcr Feste und Ehrenbe zeigungen durchzukosten. Sein schlichter Sinn ist denn auch bemüht, gar zu zudringlichen Loyalitätseifer von seiner Person fernzuhalten. ÄuS diesem Grunde augenscheinlich hat er auch kein Hehl daraus gemacht, daß er nicht Willens sei, bei Gelegenheit des 2. Deccmbcr irgend welche Auszeichnungen zu verleihen. „Eine Feier, die ihm persönlich gelte, dürste nicht zum Vorwand genommen werden, um Anderen Auszeichnungen zu verschaffen", hat er geäußert. Nordamerika gleicht einem Kriegsschiff, das sein Deck klar macht, um zum Gefecht bereit zu sein. Ein starkes Panzcrgcschiva-- der wird ausgerüstet zur Verstärkung der bereits in den cubanischcn Gewässern kreuzenden nordamcrikanischcn Fregatten und Monitors; Transportschiffe, um Landtruppcn in,Cuba auSschiffcn zu können, werden in Stand gesetzt; die südlichen Häfen Nordamerikas werden vor einem etwaigen Bombardement durch Spanier zu schützen ge sucht — kurz, binnen kurzer Zeit steht der Kriegserklärung und dein Beginn militairischcr Operationen nichts mehr im Wege. Spanien dagegen wird von diesen unseligen Ereignissen in einer Lage getrof fen, wie sic kaum schlimmer zu denken ist. Zwei Bürgerkriege im Mut ierlande, ein noch iinmer nicht gedämpfter, mit fremder Hilfe aber nothwendig zu nie vorher erreichter Stärke cmporwachscnder Auf stand in der Colonic, die Flotte vor dem rebellischen Cartagena ;u- rückgehaltcn — das sind die Auspicien, unter welchen Spanien den 'Kampf mit einem so furchtbaren Gegner wie den Vereinigten Staa ten aufzunehmen hätte. Der Ausgang wäre nicht schwer zu prophc zechen. Eben deshalb aber wird die spanische Negierung auf alle aus Washington an sic gestellte Forderungen eingchcn, jede ver langte Gcnugthuung leisten müssen, und diese Ohnmacht Spaniens eröffnet noch die Hoffnung, daß der Friede erhalten bleiben kann. Das preußische Abgeordnetenhaus hat das ihm vorgelcgtc Budget mit großer Befriedigung ausgenommen. Mit Recht! Denn ein glänzenderes Bild ist ihm selten entrollt morden, als am Mon tag von seinem Finanzministcr Camphauscn. Er beabsichtigt aus allen Gebieten des Staatslcbens große Anlagen zu machen, die sich für den Staat als gewinnbringend Herausstellen werden. Der Minister hoffte, das HauS werde der Finanzverwaltung das Bestre ben zuerkenncn, alle Zweige der Verwaltung mit gleicher Liebe zu umfassen. Die Regierung sei mit Vorsicht und Sparsamkeit zu Werke gegangen und sehe mit kühner Zuversicht der Zukunft entge gen. Hoffentlich werde das Haus die Vorschläge der Staatsrcgic- rung mit einem frohen Ja annehmen. — Die Zustimmung zu den Gehaltsaufbesserungen in Preußen wird gewiß ihren Rückschlag auf die zögernden Abgeordneten in Sachsen nicht verfehlen, - Mltredacteur: vr. klmtt Für das Feuilleton: Laelv»« Dresden, Mittwoch, IS. November 1873. Dem glänzenden Bilde fehlen freilich auch die Schatten nicht: so mußte der Minister bekennen, daß im künftigen Jahre die Staats- Eisenbahnen in Preußen 2,200,060 Thlr. weniger Ueberschuß lie fern werden, als 1873. Es ist dies ein bedenkliches Symptom für den gewerblichen Wohlstand und den Stand des Handels ; schlimmer ist es aber noch, daß Herr Camphauscn die Eisenbahnlarife erhöhen will. Diese Erhöhung der indirekten Steuern steht dem sonstigen Millionenüberschuß recht häßlich zu Gesicht. Trotz des blendenden Silberblicks — eine Stcucrerhöhung? Dann ist auch keine Aus sicht vorhanden, daß die verhaßte Zeitungsstempelsteucr fällt. Deren Beseitigung beantragte der ultramontane Abg. Bernards, wie über haupt die Elericalcn sich durch volksthümlichc Anträge Hervorthun. So beantragt Windthorst die Beseitigung des reactionären Wahl gesetzes zuin preußischen Landtage. Locales imd Sächsisches. — Ter Fabrikant Leonhardt zu Crimmitschau hat das Ritter kreuz des AlbrcchtsordenS erhalten. — In unserer Zeit, in welcher die Ideen eines durchgreifen den Nivellements der menschlichen Gesellschaft überall um sich grei fen, thun feste Schranken mehr denn je Noth. Und je mehr die Völker, und zumal das deutsche Volk, einer geregelten Freiheit sich erfreuen, um so lieber zollt der wohldenkende'Bürger den Tribut seiner Hochachtung und Anhänglichkeit seinen Fürsten, als den Schützern und Schirmherren dieser Freiheiten. König Johann ist todt — aller Augen richten sich auf König Albert und die Königin Carola und man fragt sich, wie denn nunmehr auch äußerlich für das ganze Land, für das treue Volk der Sachsen, dieser Regierungs wechsel sichtbarlich und wirkungsvoll vollzogen werden wird? Die intellektuelle Wirkung durch die für Sachsens Stellung würdige Abordnung von feierlichen Gesandtschaften an die europäischen Höfe, die man in Aussicht stellt, befriedigt wohl den politischen Sinn. Auch erwartet man gewiß mit Recht vom König die gedeihlichste ge setzgeberische Entwicklung unserer Verwaltungs-Angelegenheiten. Trotzdem würde es besondere Freude erregen, wenn sich das Gerücht bestätigte, daß der tapfere König Albert und die schöne, liebens würdige Königin Carola in ihrer Haupt- und Residenz- stadtDresden sich feierlich und in Anwesenheit des detzttfchen Kaisers «itrden krönen lasse». Es ist nicht blos ein Gefühl der Loyalität, das in unserer Zeit freilich doppelt wichtig erscheint, sondern auch politisch und materiell wäre ein Krö nungsact, welchem Kaiser und Kaiserin assistirten, von ganz beson derem Werthe, zumal im neuen Deutschen Reiche die sächsische Thronfolge die erste vorkommende Succession ist. Sie sollte nicht als stille LandeSangclegenheit und lediglich geschäftlich aufgefaßt, sondern mit allen Attributen dar königlichen Macht ausgestattct werden. Wie danlbar das ganze Land, die Künste, die Industrie, die gesammten Gewerbe dem König für einen solchen KrönungSact sein müßten, der Tausende von Gästen hierher führen und Summen von Millionen in geschäftlichen Umsatz bringen würde, bedarf keiner Versicherung. Wir hoffen mithin von Herzen, das; die Nachricht von der großartigen Krönung, wie sie ja auch 1861 der König von Preußen in Königsberg vollzog, sich recht bald bestätigen werde. -Landtag. Unter Vorsitz dcS Vlcevräsidenten Streit beriet!) gestern die 2. Kammer kn lebhaften und interessanten Debatten den Antrag der Fortschrittspartei, Angebracht durch Or.MinckwIh. Art. «2 der VcrfassungSurkunde von 1834 und Art 5 des Verfassungs-Gesetzes von 1851 einseitig imd zwar so auizuhcben, daß sie nur gegen die 1. Kammer cmgewendct wer den dürft». Es handelt sich um die bekannte Eigenthümllchkclt unserer Verfassung, daß An ReglcrungSvorschlag als angenommen gelten darf, wenn er in der einen Kammer die Mehrheit erlangt, in der andern aber nicht mitMehrheit verworiAi worden ist. Abg. Gebert wirb gegen den Minkwttz'lchen Antrag stimmen, da dieser ebenfalls nur eine neue C-Igentbiimlichkeit Mnieiuw. schaffen und gegen dle Vers.-Urk.I>erstoßcn würde, die ausdrück- lick) bestimme, daß beide Kammern in ihren Rechten und Befug nissen einander gleich seien. Die Regierung habe Slrt. <12 in maßvoller Weise »»gewendet (Obo! links) und znm NachthAl des Landes, öfters gegen die 1. Kammer. Abg. MannSieib: Der Minckwitzschc »Antrag schaffe noch ein größeres Unicum und müsse die I. Kammer verletze». Da aber Art. <12 viele Unzu- träglichktitcn mit sich lührc, beantrage er einfach, beite Vcrr.- Artikcl anfzuhcbcs^ Erlange kann ein RcalerungS-Antrag in einer der beiden.«immer» nicht die absolumMchrhclt, so lei er damit alS gefallen zu betrachten - Abg. Gnnther ist erstaunt, wie gerade die Fortschrittspartei, die sonst immer von Gleichbe rechtigung spreche. Andern jetzt Beschränkungen auslegcn wolle, die sic selbst drückten. ES sei bedenklich, taö Schicksal iicigreiien- bcr Gesetze von dein bloßen Zusalle einer einzige» Stimme in einer Kammer abhängig zu machen. Bei einfacher Herrschaft der Majorität würde sich daö Partelwcsen noch Ichartcr Heraus stellen, alg cö setzt ohnehin schon sei. Die angefochtenen Artikel der Vers.-Urk. entsprachen zwar nicht vollständig dein constitutio- ncllcn Prlnzipc, aber sic schufen Garantien gegen parlamentarische Konflikte, die In Preußen seiner Zeit zur Auslösung der 2. Kam mer und neuerdings zu PairSschübc» in'S Herrenhaus geführt habe», also zu gewaltsamen Maßregel». Wenn cv einen Weg gebe, Acrfassnngo-Eonslikie in Sachsen zu vermeiden, so hänge er nicht starr an de» angefochtenen Artikeln: man möge sich be mühe», im Landtage sich versönlich zu begegnen, Partcltreibcn zu vermeiden und die Gegensätze nicht zu verschärfen. «Beifall rcchtö.) — Abg. Or. Schaitrath; Auch er mniischc, daß man gegen die andere Partei sich versönlich zeige und das Parici- trcibcn nicht verschärft werde. (Ludwig ruft dazwischen: Gott bewahre! Nur zu!). »Aber Günther möge nur selbst mit gutem Beispiele vyrcmgchcn. (Sehr ivabr! linkö). Die Rechte in der Kammer betone gegen den Minckwitz1ck)rn Antrag immer: daß er die Gleichheit verletze. Aber alle Ungleichheiten könne Nie mand beseitigen. Die 2. Kammer genieße mehr moralisches An sehen und reale Macht Im Volke als die I. Kammer. (Sehr wahr! linkö). Diese habe deshalb nicht lo viel »wralischc und intellektuelle Kraft, well sie nicht wie die zweite durch Wahlen sich verjünge. Die beiden Artikel der Vcrt.-Urk., welche cö er möglichte, baß Geseke erlassen und Steuern erhoben werden können gegen demWtUcn der 2. Kammer, stellten Sachsen eigent lich coostltutionell sehr >vrlt zurück; Lachsen lei zum größten Theil rin abschntlstisch regierter Staat. (Oho! rechts). Man müsse gerade gegen die 1. Kammer solche Autznabmedestlmmungen haben, wie sie der Minckwitz'sche Antrag Vorschläge. Dem MannSicld'schen Anträge: die zwei »Art. der Vers.-Urk. einfach auszuhebc». könne er nur dann zusinnmc», wenn die Regierung eine unbeschränkte Zahl Pairo in die >.Kammer ernenne»könne. Der Minckwitz'sche Antrag habe für die konservativen d i c gute Seite, daß er die 1. Kammer erhalte; sonst würde sich der Ruf nach ihrer gänzlichen Beseitigung erheben, iBeifall linlö.) — Abg. Walter acht davon aus, daß die Beibehaltung dcrVeri.- Urk. tmzweckmäßlg, der Minckwitz'sche Antrag aber kränkend tür die l. Kammer, ungerecht und zudem völlig aussichtslos sei. Er beantrage daher: Aufhebung der Vcriassungs-Artikel, jedoch Aus nahme des Verfahrens in die iächs. Vcrs,-Urk., wie cö in Württemberg rechtend ist, wo bei Verschiedenheit der Beschlüsse beider Kammer» die Stimmen zulammcngezähll werden und kann die Majorität sämintlichcr Stimmen entscheide. —Abg.Kretzsch- mar: Ihm werde cs ganz socialbemokratiich zu Muthe. wenn man von recht» so sehr die Gleichheit betone. Eigentlich wolle man damit nur sagen: man sei für einen gehemmten Fortschritt. Der Minckwitz'sche Antrag nehme der 1. Kammer nichts vsn ihren Rechte», bezwecke nur eine kleine Vergünstigung inr die 2. Kammer und beseitige einen Rest des Absoluftomus aus unserer Verfassung. Nicht ein Unicum werde geschaffen, nur ein vvrhau- dcncö Unicom gemindert. - von Einsiedel: Da der Minck witz'sche Antrag die VenaffungS-Urlunde abändem wolle, so könne derselbe nur dann alb angenommen gelten, wenn ihm ^ aller Anwesenden zustimmten. Schaffrath stelle sich mit seiner Behauptung: Art. l)2 mache Sachsen zu einem absolutistischen Staat, außerhalb der Verfassung. Zm Gcgcntheil, dieser Artikel sei ei» Fortschritt. (Gelächter links.) Statt zu lachen, solle man ihn -lieber mit Gründen widerlegen. Bisher habe die Regierung dielen Art. immer nur gegen die I. Kammer anaewen- tct. alü diese die Mündlichkeit bcim Straivcrfahrcn vcrwrrlru. bei den Parockiiallastcn die Rittergüter bevorzugen, die TodeSstraft nur beim Indizienbeweise vollltrcckt sehen, die Patrinwuialge- richtobarkcft bcibebalte», später die Todeostrase nicht abgrlchafft sehen wollte. Sei die Anwendung deö Artikels immer gegen die I. Kammer nicht ein Fortschritt? Wenn der Artikel aber in neuerer Zeit beim Schulgesetze gegen die 2. Kammer angewendet worden sei, so habe die Negierung daran Recht gcthan, um dem Lande die großen Vorihclle -zu sichern. die auö der Einführung der großen OrganisationSgcsctze hcrvorgingen. Leiber hätten am letzten Landtage einige Abgeordnete gegen taö Schulgesetz ge- stiiymt, um sich mit dem Glorienschein des Liberalismus zu schmücken, während sie recht gut gewußt hätten, baß die Regie rung doch trotzdem aus Grund de» Art. »2 bas Schulgesetz pu blicum werde «Gelächter linkö). Hand aui's Herz — sei cs nicht so gewesen?' (lautes Javon rechtb. Widerspruch linkS). Die Liberalen möchten jetzt nicht so aus ihrem Schein bestehen; der Minckwitz'sche Antrag verlange ein Pfund Fleisch zunächst dem Herzen der Vcrsgflung. Nehme man c»; aber man schneide nicht mtbr »nd nicht minder als gerade ei« Pkund i Leicht könnten sich dann andere Theile der Verfassung verbluten (Bravo! rechts». — Rei. ve. Biedermann berichtigt den Byrrrdücr: In zwei Fällen habe die Regierung den Slrt. 92 gegen die 2.. nicht gegen die l. Kammer angcwenvet. — Abg. Sachße: Zaghaft und schüchtern sei der Antrag-Minckwitz'nicht (großes Gelächter): denn er läge: Erste Kammer, Halle still; wir schneiten ein Stück deiner Rechte, deiner Lehre (Oho! linke) ab. aber daS thut nicht weh, du mußt dir'ö gciallcn lassen. Würde die l. Kammer diese Selbstverstümmelung an sich vornehmen? (Nein!) Der Antrag sei nur rin Fühler: wo soviel zu nehmen, sei noch mehr zu nehmen. Habe die I. Kammer sich seit ihrem Bestehen den Fortschritten in unserer Gesetzgebung svikcrsctzt? Siebe sie an Intelligenz der Zweiten nach? Wohl aber ließe sich demMannS- ielb'schcn Anträge zustimmcn, denn auch er sage: die Aufhebung dcS Art. 92 beseitige die Bitterkeit, die sich stets bei der Kammer ctnstellc. die im Kampfe Sieger blieb und dann, wenn Art. 92 angcwcndet werde, doch unterliege, weil ihre Minorität in der andern KammerHilsötruvxcn fand. A bg. Kraußc: Auch ohne Art. 92 hätte sich die Erste Kammer nicht aus die Dauer der Anihebung dcr Patriyio»iaIgcrichtc widcrsetze» können. Wenn die Rechte immer warne, man solle die Verfassung nicht verletzen, so antworte er: daß in das Hciligthnm derselben 1850 mit frecher- Hand Angegriffen worden sei. (Sehr wahr! links.) Wenn die Liberalen den damaligen VcriassnngSdruck', seitdem soviel Wasser die Elbe hinuntergelanfen sei, nicht rückgängig zu machen versucht hätten, so sei das nur in der Hoffnung geschehen, daß die Regie rung die Verfassung selbst reformire. Statt dessen habe dieselbe gegen alle Gründe der Politik »nd Gerechtigkeit daS Schulgesetz, daö Inder 2.Kam»wr verworic» war, publicirt, freilich unter dem- jcdcmalls nicht uninttrcssirten Bcnall einiger Dresdner Schuldirek - koren. (OhoircchiS. Gelächter) Gegen diesesckwoffcParteinahme der Regierung protestirc er durch Unterstützung deö Minckwitz'schcn Antrags. — v. Hausen: Dicker Antrag sei nur ein erster Schritt zur Beseitigung der 1. Kammer, inan möge dies nur gleich offen auSsprechcn. Die 1. Kammer sei aber nöthig, damit die staatliche Entwickelung nicht aus abschüssiger Bahn geschehe. Lclraffratl, solle erst beweisen, daß die 1. Kammer weniger mo ralischen Einfluß im Lande besitze, alö die 2.; wäre taö aber an Dem. so käme cs daher, daß man die I. Kammer zu gewissen politischen Zwecken so lange verdächtige, bis die Leute cö glaubten iOho! links.) Er hielte allerdings 1),-. Schaffrath dessen nicht sür tählg. (Ludwig: Merkwürdig! So, so!) Icdenialls habe die l. Kammer eine Eigenschast, die er Manchem wünschte: Objektivität und Maßbalten im Ausdruck. lBrcw! rechts.) — 11r. Schas t r a t h: Er liebe nicht, zweimal daö Wort zu nehmen; da er aber einmal daS Wort habe (großes Gelächter), so wolle er doch bei aller Anerkennung der Objectivltät der I. Kammer daran erinnern, daß im vorigen Landtage der Herr von der Pia- niy vom Vicepräsidenten Streit gesagt: Oalnmniaro auiiac-.tor! Nachdem 1)r. M i nckw l p feine» Antrag verthcidlgt, erklärt Abg Kirbach: Man stehe einfach vot einer Machtirage, die ganze Entscheidung hänge vo» dem guten Willen der Regierung ad; er selbst stehe an! dem Standpunkte der Verfassung von 1848. - Abg. Ludwig: Friede »nd Samtmvih seien schöne Worte, aber Friede wolle auch der Raubvogel, »m seine Beute zu verzehren. Ihm selbst sei da offener Kampf lieber, er stimme für Minckwitz, weil cö gegen die 1. Kammer gehe. Der Abg. Sachße fei 1800 gar kein Lobrckncr a»i die I. Kammer gewesen, denn derselbe bade damals nachgcwicscn. l aß 29 von ihren 41 Mitglieder» aus Grund mittelalterlicher Institutionen in der Kammer säßen, daß eine Reform der I. Kammer nothwendig, eine gründliche llnigcstalttmg eine Wohlthcft für das Land lei, sonst inüßle der naiüriichc ZcrsctznngSprozcß bei der 1. Kammer seine Arbeit verrichten. (Die Linke nimmt dicicv Eitat einer (rüderen Sachßc'schc» »Icke mit ausgelassener Heiterkeit aus und auch Sachße lacht tüchtig mit.) Er. Ludwig, hoffe, daß dieser Zersctz- ungöprozc ß In der 1. Kammer vor sich gebe. Die Regierung solle Stellung zu dem Minckwitz scheu Antrag nehmen; nachdem sie das Schulgcicy gegen die 2. Kammer im Sinne der I. Kammer ver kündet. siebe ,ie jetzt vor der Enlicheidnng: Haltes die Reglet rung mit dein Volke oder dem Vorrechte? (Sehr gut! linkS) Der Minister v. Frirsru: Die Regierung siche aus einem. Ä cl" H'- r v 0 ;! 'I A4 MI -i'H '-Ä Ä l M -!.!M > Üjvl
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