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Dresdner Journal : 24.08.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-08-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187508242
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18750824
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18750824
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1875
-
Monat
1875-08
- Tag 1875-08-24
-
Monat
1875-08
-
Jahr
1875
- Titel
- Dresdner Journal : 24.08.1875
- Autor
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O ISS Dienstag, den 2t. August. S87ä. ^doLL»»v»ti»pr«ll: I» A»»»«» S««t»ek»L L«t«k«: /Ulrliodu ... 18 ^jLtu-Uod: 4 It»r^ 80 ?k. Lio»«!»« dtuiomvru: 10 kk. L»—rluUd äv» ä»ottet»oa keieke» tritt?o»t- uaS 81«mp«lLii»oUt»^ Nia,». 1u,vrLt»»prt!l,«r d'Or U«r> ki»nm viavr g«iv»lt«!asa UvtitElu: 20 ?t. vutsr „kivx-v«»oät" Ui« 2«U«: 80 kk. Lrsvkel»»»! l'L^Iiok rait Xa»a»tlla» N«r öuaa- »aN kvi«rt»^s, ^bvvä» kür ä«a foi^saäsa 1»^. Il»»«r»t«aaaaat»i»« »u»NLrt,r I-stxilA: ^>. Lra^«i^ett«r, 6oiaaü«iollLr 6« vrosänsr ^oara»U>; eUvaUa«.: LaAen H<, L^adur^->«rlta 8»«,l-Lr»»I«u-?r»Lktarl » « : <L^ 1'oA/«-; L«rUa Visa - ULmdaiL - kriix-I-oipri^ -krui^lart ». N. Uüllcksu //»</. A/«E, L«rUu: § , /nva/»</«n itund, 7/. ^I/Lrrc/U,' vr,m»a: ^c/«/otte, >r«»l»a: V,. üt«»«Ar»t » UiUvitU; VdowL»»: H. , kr»»Lt»rt i» U.: /k /<tc</<-»'-<:li» u. 0 //er» mar»»» »vN« Ituotik, /-uit/>e<F(,'»., OürUc»: /»»v-D, S-umorer: OLc^cun/cr, k^i»: //ava«, LuNier L,'o , >l»N^»rr: Da,«-« U' LV., L^udarL' Z' /t/««/Aen, Vt«: A/. <-xpet»t K«r»n»x«d«rr Xüai«l. Lrpsäitioa Uv« Vrv«iasr /ourmck», tlrvsüeo, L1arg»i-«tNsa»trLi>8S Ho. 1. »Für den Monat September werden Nachbestellungen auf da- „Dre-dner Isirnal" angenommen für au-wärtS bei allen Postanstalten, für Dresden links der Elbe bei der unter zeichneten Expedition, für Dresden rechts der Elbe in der Bach'- schen Buchhandlung (Hauptstraße 22). Der Prei- für diesen Monat beträgt 1 Mark 50 Pf. Kömgl. Expedition des Dresdner Journals. Amtlicher Theil. Bekanntmachung, den Markenschutz betreffend, vom l9. August 1875. In § 9 des Reichsgesetzcs über Markenschutz vom 30. November 1874 (Reichs Gesetzblatt Seite 144) ist bestimmt: Auf Waarenzeichen, welche landesgesetzlich ge schützt sind, ferner auf solche Zeichen, welche bis zum Beginn des Jahres 1875 im Verkehr allgemein als Kennzeichen der Waaren eines bestimmten Gewerbe treibenden gegolten haben, kann durch die Anmeldung außer den gesetzlich geschützten oder im Verkehr allge mein anerkannten Inhabern niemand ein Recht er werben, sofern diese vor dem 1. Octobrr 1875 die Anmeldung bewirken. Die Bethciligten werden auf diese reichsgesetzliche Bestimmung hierdurch noch besonders aufmerksam ge macht. Dresden, am 19. August 1875. Ministerium des Innern. v. Nostitz-Wallwitz. Fromm. WchtamMcher Cj^jl. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. TaaeSgeschichte. (Dresden. Berlin. Frankfurt a. M. München. Eisenach. Weimar. Bremen. Wien. Prag. Paris. Madrid. New-Uork.) Dre-dner Nachrichten. Provinzial-Nachrichten. (Zittau. Siegmar. Hainichen. Burkhardsdorf. Bischofswerda.) Vermischtes. Statistik und VolkSwirthschaft. Feuilleton Inserate. TageSkalender. Lörsennachrichten. Telegraphische WitterungSberichte. NttchrWkN. Bremen, Montag, 23 August. (W. T. B.) Der hier versammelte zehnte deutsche Journalisten tag (vgl. unter „Tagesgeschichte") beschloß die An legung eines Archivs behufs Sammlung und Re- gistriruvg von Entscheidungen der deutschen und österreichischen Gerichte in Preßsacken, sowie von Aktenstücken, betreffend daS journalistische Affocia- tionSwesen in Oesterreich und Deutschland. Ferner wurde die Abfassung einer Geschichte des Jvurna- listentageS beschlossen. Ragusa, Sonntag, 22. August. (W. T. B.) Die Insurgenten haben zahlreichen Zuzug von Montenegrinern erhalten, daS Fort Kurstaz, so wie sieben kleine von Omer Pascha erbaute Schan zen besetzt und breiten sich in der Gegend von Gatzko, Duga und Nicksich auS. ES geht daö Ge- rücht, Derwisch Pascha sei deS Oberbefehls über die türkischen Truppen enthoben worden. Puycrrda, Sonntag, 22. August. (W. T. B.) Die Generäle Arrondo und Eiurlot find heute früh mit 6000 Mann von Olot hier eingetroffen; dieselben marschiren nach Seu-de-Urgel weiter. General Jovellar hat den Oberbefehl über die bei Seu-de-Urgel stehenden Belagerungstruppen über nommen. Seu-de-Urgel, Sonntag, 22. August. (W. T. B.) DaS Castillo ist vou den RegierungStruppeu genommen worden. DaS Geschützfeuer auf die Citadelle zur Herstellung einer gangbaren Bresche dauert fort; die bereits bewirkten Demolirungen find sehr beträchtlich. London, Montag, 23. August. (W. T. B.) Ein Telegramm der „TimeS" auS Konstanti nopel vom vorgestrigen Tage bestätigt die bereits über Wien eingegangene Meldung, daß die Pforte die Vorschläge der drei kaiserlichen Botschafter in Betreff der pacificirenden Vermittelung der drei Nordmächte angenommen hat. (Vgl. unsere Wiener Korrespondenz unter „Tagesgcschichte.") Wie die „Ti mes" erfährt, sollen sich die auswärtigen Konsuln in Bosnien zu den Insurgenten begeben und den selben anzeigen, daß sie auf keine Unterstützung der auswärtigen Machte zu rechnen hätten. ES werde den Insurgenten der Rath ertheilt, die Waffen niederzulegen und ihre Angelegenheiten der Vermittelung eines zu ernennenden Special cvm- missars zu unterstellen. Die „Times" fügt hinzu, daß Sever Pascha zum Commissar in dieser An gelegenheit ernannt worden sei. Indem die „TimeS" die Ernennung Sever Paschas zum Specialcommissar für die Regelung der Angelegenheiten der Herzegowina bespricht, erklärt das Cityblatt, daß die Umwandlung BoS- niens in einen tributären Vasallenstaat das beste AuSkunftSmiltel sein würde. Hierzu werde eS doch einmal kommen; für die Pforte sei es aber vor- tbeilhaft, wenn dieses Ziel bald zu erreichen wäre. Die beste Lösung der orientalischen Frage sei, daß eine Provinz nach der andern von der tobten Hand in Konstantinopel sich loSlöse. England habe sich der verhältnißmäßigen Unabhängigkeit, die Aegypten erlangte, widersetzt und habe unter diesem Zrrthume lange Zeit gelitten. Es wäre unverzeihlich, wenn England nach Allem was eS inzwischen gelernt und erfahren, an einem solchen Zrrthume festhirlte. Konstantinopel, Sonntag, 22. August, Vor mittags. (W. T. B.I Midhat Pascha, Mahmud Pascha und Hussein Avni Pascha haben ihre neuen Posten als Justizminister, als Präsident deS StaatS- rathcS und als Kriegsminister angetreten. Die Truppeusendungen nach der Herzegowina dauern fort. (Die neuesten Meldungen vom Jnsur- rectionsschauplatze in der Herzegowina thcilen wir in der Rubrik „Tagesgeschichtc" unter Wien mit.) Zufolge amtlicher Nachrichten aus Banjaluka ist die dortige aufständische Bewegung durch 200 bewaffnete Serben, welche mit österreichischen Handelsschiffen cingetroffen waren, hervorgerufen worden. Tll^gtschlch.e. Dresden, 23. August. Se. Excellcnz der Herr Staatsminister Abeken hat am 20. d. M. einen mehr wöchigen Urlaub angetreten und ist gestern von hier abgereist. Dresden, 23. August. Wir wir vernehmen, bat daS Gesammtministcrium zu Ermöglichung einer allgemeinen Bctheiligung an der festlichen Feier des 2. Septembers nicht nur beschlossen, seine Kanzlei an diesem Tage zu schließen, sondern auch sämmtlichc Ministerien eingeladen, dasselbe zu thun und auch die Expeditionen der ihnen untergebenen Behörden, insoweit dies ohne Störung von dringlichen und wichtigen Geschäften thunlich ist, für diesen Tag schließen zu lassen. Dresden, 23. August. Vom Reichs-Gesetzblatt ist das 24. Stück vom Jahre 1875 heute hier riuge- troffen. Dasselbe enthält lediglich unter Nr. 1081) Be kanntmachung vom 20. August d. I., die Uebereinkunft mit Oesterreich-Ungarn wegen gegenseitigen Marken schutzes betreffend. * Berlin, 21. August. Der „D. R.- u. St.-A." enthält an der Spitze seines amtlichen Theils eine Be kanntmachung des Reichskanzlers vom gestrigen Tage, betreffend die Uebereinkunft mit Oesterreich-Ungarn wegen gegenseitigen Markenschutzes. Hiernach ist zwischen dem deutschen Reiche und Oesterreich-Ungarn durch Auswechselung von Erklärungen der beiderseitigen Regierungen eine Uebereinkunft dahin getroffen worden, daß in Bezug auf die Bezeichnung der Waaren oder der Verpackung der letzteren, sowie überhaupt bezüglich der Fabrik- und Handelsmarken, die Angehörigen des deutschen Reichs in der österreichisch - ungarischen Mo narchie und die Angehörigen der österreichisch-ungarischen Monarchie im deutschen Reiche denselben Schutz wie die eigenen Angehörigen genießen sollen; daß ferner die Angehörigen des einen Landes, welche in dem anderen den Markenschutz genießen wollen, nach Maßgabe der in diesem Lande bestehenden Vorschriften, soweit erfor derlich, die Hinterlegung ihrer Marken, und zwar in Oesterreich-Ungarn bei den Handels- und Gcwerbc- kammern in Wien und Buda-Pest, zu bewirken haben. Diese Uebereinkunft soll in Kraft bleiben bis zum Ab läufe eines Jahres nach erfolgter Kündigung durch den einen oder den anderen der vertragschließenden Theile. Die Bestimmungen derselben sollen vom Tage ihrer Bekanntmachung an in Vollzug gesetzt werden. — Ten französischen Consularämtern in Deutsch land sind von Seiten der französischen Regierung fol gende Amtsbezirke zugewiesen: Dem Generalkonsulate in Hamburg mit den von diesem ressortirenden Agen turen in Lübeck, Rostock und Tönning: 1) die Gebiete der freien Städte Hamburg und Lübeck; 2) die Groß- herzogthümer Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg- Strelitz; 3) die Provinz Schleswig-Holstein mit der groß- herzoglich oldenburgischen Enclave; 4) Lauenburg; 5) die beiden Ufer der Elbe mit allen Häfen von Dö mitz bis zur Nordsee. II. Dem Consulate in Bremen: l) die Westküste der Provinz Hannover, vom Ham burgischen Gebiete Knxhaven und Ritzebüttel an; 2) die beiden Ufer der Weser; das Herzogthum Oldenburg. 11t. Der französischen Botschaft in Berlin, insoweit ihr die Eonsularvcrwaliung obliegt, mit der Consularagen- tur in Stettin: 1) die beiden Ufer und die Mündung der Oder; 2) die pommersche Küste von der mecklen burgischen Grenze an bis zum Hafen von Kolberg ein schließlich. IV. Dem Consulate zu Danzig mit der Agentur in Königsberg: der übrige Theil der pommer- schen Küste und die Provinz Preußen. — Der deutsche Botschafter in Paris, Fürst Hohen lohe, welcher, wie bereits gemeldet, einen mehr wöchigen Urlaub angetreten und sich zunächst nach Bayern begeben hat, wird, wie die „D. R.-C." hört, zu Ende dieses Monats hier eintreffcn und sich dann auf einige Tage nach Varzin begeben. — Der diesseitige Botschafter am großbritannischen Hofe, Graf Münster, ist heute Mittag 12 Uhr von hier wieder nach Derne burg abgereist und wird Ende September, nach Ablauf seines Urlaubs, auf seinen Posten nach London zurück- kehrcn — Der „K. Z." wird von hier gemeldet: Die Angabe, wonach es in der Absicht liegt, das Eisenbahn bataillon dnrch Neubildung zweier weiterer Bataillone zu einem Eisenbahnregiment zu gestalten, bestätigt sich vollkommen. Die bezüglichen, seit längerer Zeit schwebenden Prostete sind in voller Ausführung begriffen, so daß die neue Einrichtung in jedem Augenblicke in das Leben gerufen werden kann, sobald die erforder lichen Mittel etatsmäßig bewilligt sind. Der Angab- von einer abermaligen Erhöhung der Unteroffizier geh alte wird von gut unterrichteter Seite wider- sprochen. Es ist nach dieser Richtung hin weder eine besondere Vorlage, noch eine Mehrforderung im Cüü beabsichtigt. Frankfurt a. M., 21. August. Der Magisi.at hat heute im „Anzeigcblatt der städtischen Behörden zu Frankfurt a. M." bezüglich des Sedan fest es eine öffentliche Ansprache an Frankfurts Bürger- und Ein wohnerschaft erlassen, mit der Aufforderung, in Belhä- tigung ihrer verständnißvollen Hingabe an die Interessen des gcsammten Vaterlandes wie der eigenen Stadt, nach dem Vorgänge aller bedeutenden Orte Deutschlands den 2. September von nun an allgemein festlich zu begehen. München, 21. August. Bei den dieser Tage in Eichstätt abgehaltenen Confe re nzen der bayrischen Bischöfe soll auch, wie der „Allg. Ztg." und dem „Nürnb. Corr." übereinstimmend gemeldet wird, das mit Neujahr in Bayern in Kraft tretende Ncichsgesetz über die Civilehe einen Gegenstand der Besprechung gebildet haben und ein gleichmäßiges Verfahren der katholischen Geistlichen hinsichtlich der Civilehe verabredet worden sein. -9 Eisenach, 21. August.' Auf Anregung der braunschweigischen Kirchenregierung ist die deutsche evan gelische Kirchenconferenz zu einer außerordentlichen Berathung seit dem 18. d. M. hiersclbst versammelt. Die Sitzung wurde durch einen Gottesdienst in der Kapelle der Wanburg eröffnet, woselbst Oberhofprediger I)r. Kohlschüttcr die Predigt hielt. Die Verhandlungen, welche unmittelbar darauf begannen, erstrecken sich auf das Eintreten der Civilstandsgesetzgebung für das Ge biet des deutschen Reiches und bezwecken, eine Vcrstän digung der Kirchenbehörden über die für die einzelnen Landeskirchen infolge dieser Gesetzgebung erwachsenden Aufgaben anzubahncn, namentlich die Frage zu erörtern, ob in Rücksicht der eintretendcn bürgerlichen Eheschließung die Agende bei der kirchlichen Trauung und in welcher Gestalt zu ändern ist. In ter ersten Sitzung erstattete der Vertreter der weimarischcn Kirchenregierung, geh. Justizrath Dr. Vollert das Referat; die zweite begann zunächst mit den Vorträgen der Korreferenten Or. Brückner und Dr. Dove; alsdann trat die Konferenz in die Debatte ein, ohne indessen die wichtigsten Punkte, betr. die Aenderung des Trauformulars, zur Erledigung zu bringen. Die Versammlung ist sehr zahlreich besucht; sciten der k. sächsischen Kirchenregierung sind anwesend die Herren Oberhofprcdigcr I)r. Kohlschüttcr und Ober- consistorialrath Stelzner; prenßischcrseits die Herren Hermes, Dorner, Brückner, Uhlhorn, Schmidt, Lbcr- consistorialräthe, ferner Landesbischof Wilhelmi, Gen.- Superint. Godt, Prof. Dove. Bayern ist vertreten durch v. Harleß, Württemberg durch v. Gcrok, Braun schweig durch Abt Ernrsti, Mecklenburg durch vr. Klie- fvth, Gotha-Koburg durch die Herren Petersen und Schwarz. Auch die Kirchcnrcgierungen von Oldenburg, Anhalt, Altenburg, Schwarzburg, Reuß, Lippe sind ver treten. /jp Weimar, 22. August. Aus der Eisenacher Kirchenconferenz thcile ich Ihnen nachstehende, in der dritten Sitzung gefaßte Beschlüsse über die am Trauformular vorzunehmcnden Aendeiungcn mit. Nach dem die Referenten ihre anfänglich gemachten Vorschläge etwas verändert, faßte die Versammlung ihre Beschlüsse theils einstimmig, theils mit großer Mehrheit. Dieselben gehen von dem Satze aus, daß von der evangelischen Kirche rückhaltslos anzucrtennen sei, durch die nach staatlichem Gesetz erfolgte Eheschließung entstehe eine vollgiltige Ehe. Es sind daher in den Trauungsfor- mularcn die durch diesen Grundsatz gebotenen Aen- deruugen vorzunehmen, sonst die Formulare unverändert Fenttletou Redizirt vou Otto Banck. König!. Hoftheater. — Altstadt. — Den 21. d. wurde das „Glöckchen des Eremiten", komische Oper in 3 Acten nach dem Französischen des Lockroy und Cormon, deutsch bearbeitet von G. Ernst, Musik von Aimö Maillart, neu einstudirt gegeben. Die französisch-nationale Musikperiode, welche in der komischen Oper in Boieldien ihren Höhepunkt erreichte und durch Auber's Genie in neuer Blüthe stand, verlor allmählich durch Manier und Sprculation ihren natür lichen Esprit und ihren ursprünglichen national gesunden Lebenskern, bis sie endlich salonschwächlich statt lebens voll, leer und conventionrll statt melodiös anmuthig und rhythmisch Pikant, monoton und ärmlich statt man- nichfaltig und originell in den letzten Jahrzehnden mit ermatteter Production zusammrnsank. Es findet hier für Musik wie auch für die Literatur in Frankreich eine so eng verschlungene Sympathie mit den politischen und socialen Zuständen und Entwickelungen statt, wie selten in der Kunstgeschichte. Einige neuere begabte Komponisten erweisen sich doch nicht bedeutend und ergiebig genug, um den Verfall der französischen Oper namentlich auch in jenem nationalen Genre entschieden zu hemmen. Maillart gehört zu den flachsten Nachzüglern der Auber'schen Muse und ist bet rüstig gewandter Verarbeitung des überkommenen, uns »u wohlbekannten Materials in der Beigabe eigenthümlichen und musikalischen Gehalts mit größter Zurückhaltung verfahren. Seinem routinirten, aber gewöhnlichen formellen Geschick der Mache fehlen franzöflschc Eleganz und feiner Geschmack, charakteristische Motiv« und grazil effectuirendes Kolorit; die Rhyth mik ist übervoll an Werdelust zum Tanz, die Instru mentation oft zudringlich laut und gröblich ausgcsührt. Dieser allgemeine Eindruck der Musik wird allerdings durch manche Lichtstellen unterbrochen. Als hervorragend gelungene Musikstücke seien nur erwähnt z. B. Sylvain's Romanze, das Duett zwischen Rose und Sylvain, das sich durch fesselnde Erfindung und fein empfundene Hal tung auszeichnet; und manche andere interessante und anziehende Einzelheiten treten hie und da hervor. Sie können indeß nur genügen, um die gefährdete oberfläch liche Unterhaltung der Hörer einigermaßen zu beleben. Im Sujet der Oper, daö im Jahre 17 4 in Frank reich an Savoyens Grenze spielt, handelt cs sich um die Errettung einer Schaar Glaubcnsflüchtlinge vor ver folgenden Dragonern, die vom Bauernknecht Sylvain mit liebevoller und kluger Hilfe der arme» Bäuerin Rose ausgeführt wird. Letztere ist ein möglichst getreues Abbild von G. Sand's „Fanchon". Die Komposition des Textes ist dramatisch geschickt entworfen, aber in der speciellen Ausführung geistlos und fade, wobei sich wohl auch der deutsche Bearbeiter seinen Antheil Vorbehalten haben mag. Das übermäßige Ausstrccken der Handlung für einen ganzen Opcrnabcnd hat zu scenischen Dehnungen und Füllstücken Veranlassung gegeben, die Textdichter und Komponist nicht entsprechend künstlerisch reizend und geistreich genug ausstatten konnten, so daß lediglich den Darstellern die interessante Function aufgebürdet bleibt, durch leicht-graziöse, geschmackvolle und spirituelle Be handlung des Gesanges, Spiels und Dialogs uns diese Breiten und Leerheiten momentan einigermaßen amüsant zu machen. Diese Aufgabe wurde jedenfalls mit eifrigem Bemühen und im Allgemeinen, namentlich in Betreff eines belebten Ensembles auch recht löblich gelöst. Schwerlich indeß wird sich trotz der fleißig rinstudirtcn Darstellung die Wiederaufnahme dieser hier zuerst 1b63 gegebene» Oper durch den Erfolg rechtfertigen. Für Fräulein Proska's Talent und Persönlichkeit erscheint die Rolle der Rose: Grille allerdings wohlge- eignct, und sie wurde von ihr auch mit der ihr eigenen anmuthigen und spirituellen Behandlung ausgcsührt; aber die Stimme erwies sich oft, besonders irr den rasch bewegten, figurirten und purlancko Gesangstellen zu tonlos für die Instrumentation, die Aussprache — auch im Dialog — zu undeutlich, um für die Situation und den Verlauf der Handlung unsere Thcilnahme festhalteu zu können. Den Sprechton möglichst tief zu nehmen erleichtert wenigstens für den Dialog die Deutlichkeit und a isdrucksvolle Accentuation. Fräuleiit Löffler gab eine sehr befriedigende, im Spiel gewandte und deccnt gehaltene Leistung als Georgette, Frau des Pachters Thibaut. Dieser wurde mit belebender Komik von Herr» March ion, und der soldatisch derbe, galante und wein- durstige Dragonerunteroffizier Belamy von Herrn Dege le mit gut erfaßter Charakteristik gegeben. Letztere würde inceß durch eine stets natürliche, leichte, nie prä tentiöse Behandlung und durch ein Verzichten auf über triebene Toneffecte au Geschmack gewinnen. Beide letztgenannten Darsteller verfielen in . ihrem wohlgemeinten Eifer für scenische Belebung in eine zu geräuschvolle, mit Lachen überreich ausgcstattete Führung des Dialogs; es kommt aber vielmehr darauf an, die Zuhörer lachen zu machen. Die vorzüglichste Gesangs ausführung gab Herr Anton Erl als Sylvain, so musikalisch geschmackvoll und mit feiner Nuancirung, als voll warmer Empfindung, was für die Musik eine sonst nicht gebotene wohlthuende Ergänzung, wärmere Färbung und gesteigerte Wirkung ergab. Herr Weiß verlieh in der kleinen Partie als Prediger der Final scene des zweiten Acts eine angemessene Würde. DaS nicht zum Ton der Oper passende, aber trivial genug ge dachte Trinklied Belamy's im letzten Act ist eine Ein lage, wenn ich nicht irre, von Abt. C. Banck. X Dresden, r ie permanente Gemäldeaus stellung von Anton Elb am Gewandhause bietet gegenwärtig einige recht bcachtenswerthe Werke. Darun ter zwei Bildnisse, welche eben sowohl durch die karge- stcllten Persönlichkeiten als durch die vorzügliche ma lerische Behandlungswcise das Interesse fesseln. Es sind dies die Bildnisse Ihrer k. u. k. Hoheiten des Kronprinzen und der Kronprinzessin des deutschen Reiches und von Preußen, gemalt von H. Angeli. Die Bilder, welche die Natur in charaktervoller Wahrheit wicdergebcn, sind ven vortrefflicher Wirkung; lebendig im Ausdruck, ge schmackvoll in der Anordnung und kräftig und harmo nisch im Kolorit. Angeli, der schnell, und insbesondere mit durch die in Rede stehenden Bildnisse, einer der ge suchtesten Portraitmaler der Gegenwart geworden, weilt zur Zeit iu London, überhäuft mit Aufträgen für den Hof und für dir letzterm nahe stehenden Kreise. Außer diesen beiden Portraits sei unter den übrigen ausge stellten Arbeiten noch ein größeres Gemälde von Pro fessor G. Bleibtreu hervorgehoben, welches in ge schickter und lebendiger Darstellungsweise einen Moment aus der Schlacht bei Wörth, und zwar den Einzug des Kronprinzen des deutschen Reiches iu Froschweiler, vor führt. Die interessanten Bilder können, wie wir soeben hören, nur noch wenige Tage hierselbst iu Augenschein genommen werden. j- In Prag starb am 22. d. M. am Schlagfluß der k. k. Professor der Philosophie, Hermann Frhr. v. Leonhardi, im Alt«r von 66 Jahren (geb. >2. März 1809). Er war ein sehr tifriger Anhänger der Krause'- schen Philosophie, für deren Wiederaufnahme und Vcr-
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