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Dresdner Journal : 31.12.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-12-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187912310
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18791231
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18791231
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1879
-
Monat
1879-12
- Tag 1879-12-31
-
Monat
1879-12
-
Jahr
1879
- Titel
- Dresdner Journal : 31.12.1879
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O 302 Mittwoch, den 31. December. 187S. Xk»ai»me»t>prel,r Im x»v««v ck»»r»ci»«o u«iek»' ^iNrlivü: . . 18 ^Lrlc XzLdrlick- 4 LV?s. LiarsIllvHummvrn: lv kk. ^a,^rk»Id <Ik»6«vt»et>«o ttvioliv» tritt ?o-t- uoä 8teu>polru»eUl!«8 kiom. tn8er»te»i>i el8«r kür «len kLum einer ^vepaltvoen ketitreile 2V kk. Unter „Lin^emtnät" äie 2«l« SV kk. rr>,elivl»«ar l^liok mit Xuins'nms üsr 8oon- uv6 k«iortni?e ^lionäs tür «len soljsenNeo 1'»8 Dresdnet Zomtla!. Verantwortlicher Redacteur: Im Auftrage Rudolf Günther in Dresden. In««eraten»nnnNme aii»irii>-t8« , ^«»niniL i«?uür «Iv» Oreetiner toulu^t«; S»mdnrx 8«rli» Vien L»»el vr»,!,» rrrrUitint ». tl: //u<ixe»««te«n L kvAler, LorUn Vlio-Lumdur^- ?r«^-I.»>p«>ff-?r»n>ltart ». Ick Nünokon: /tick«/ LsrUn: L. /c«-r»tteL, /nrnti<tr»«ta»i/:, Lr«m«n L L'c/itotte,' Lre.lLu: /,.LtanAtn'ck Uiirenu; vdemniti: />. koiAt; kr^nlcturt L Ick.' L /aeAer^eede n. /. //errma»»»- »>«>>«' I!net>twn61un8; OörUti: A/ütter,' 8»nnov»r! 6 ^L>«!«>>/ >?««rt» L«rlm-rr»nkk»rt ». U. Stntt^»rt: Danbe L Lmodnr,: /< L/««<tArn, Ltrtnrr. U«r»u88vdei': KSni^I. Lrpeclition üe« t>re«lner /ourniU«, Orestjen, Xvinxvrstnu«»« tto. 20. Amtlicher Theil. Nekanntmachunq. In Gemäßheit der Vorschrift in tz 6 der Verord nung über den Geschäftsbetrieb ausländischer Versiche rungsanstalten im Königreiche Sachsen vom 16. Sep tember 1856 wird hierdurch bekannt gemacht, daß die „Union", Gegenseitige Viehversicherungs.Ge sellschaft in Berlin, ihren Sitz für den hierländischen Geschäftsbetrieb von Dresden nach Leipzig verlegt hat Dresden, am 22. December 1879. Ministerium des Innern, Abtheilung für Ackerbau, Gewerbe und Handel. Schmaltz. Fromm. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichten. Wien, Dienstag, 39. December. (Tel. d. Boh.) Die „Presse" meldet, daß die amtliche „Wiener Zeitung" am Neujahrstage eine Ver ordnung über den autonomen Fortbestand des AppreturverkehrS publiciren werde, dessen bis herige vertragsmäßige Grundlage durch das neue Uebereinkommen mit Deutschland entfällt. Für die bisher zollfreie Einfuhr im AuSlande veredel ter Waaren werde ein Appreturzoll normirt, und zwar für in Deutschland gefärbte und bedruckte Baumwollstoffe 14 Gulden pro 1W Kilo. Die Waareneinfuhr zur Veredlung in Oesterreich bleibt zollfrei. Buda Pest, Montag, 29. December, Abends. (Tel. d. Boh.) In der Kunewalder'schen Ziegel- fabrik zu Altofen ereignete sich heute eine Dvna- miterplofion, in deren Folge die Baulichkeiten barsten und einstürzten. 2 Arbeiter und 3 Kin der wurden getödtet, 4 Personen schwer verwundet und in das Spital befördert. Die Arbeiter woll- ten, trotz vorausgegangener Warnung durch den Fabrikbesitzer, naß gewordenes Dynamit, etwa 1k Pfund, auf dem Ofen trocknen. Dies verur sachte die Erplosion, welche mit entsetzlichem Ge töse erfolgte. Paris, Dienstag, 36. December. <Tel. d. DreSdn. Journ.) Der diesseitige Botschafter in Berlin, Graf de St. Ballier, hat gestern seine Entlassung eingereicht. Das „Journal ofsiciel" veröffentlicht die Er nennung folgender UnterstaatSsecretäre: Constans im Ministerium deö Innern, Martin-Keuillös im Justizministerium, Sadi Carnot im Arbeitsmini- sterium, Girerd im Handelsministerium, Turquet im Ministerium des Unterrichts und der Künste, Wilson im Finanzministerium. Lausanne, Montag, 29. December, Abends. (W. T. B.) Wie die „Gazette de Lausanne" meldet, seien in dem Gotthardtunnel nur noch etwa 400 m zu durchbrechen; die Arbeiter in dem nördlichen Theile des Tunnels hätten bereits deut lich die Detonation der Minen in dem südlichen gehört. Madrid, Montag, 29. December, Nachmittags. (W. T. B.) Der Marschall Zabala ist ganz plötz lich gestorben. Nach einer amtlichen Meldung auS Cuba haben Peralta und zwei andere Führer der Auf ständischen der Negierung sich unterworfen; dir Ergebung des Obersten Pepia an die Regierung»- behörden würde als bevorstehend angesehen. Boston, Montag, 29. December. (W. T B ) Eine in Devonshire-Street und Federal-Strert ausgebrochene Feuersbrunst hat verschiedeneWaaren- lager vernichtet. Der auf 1 Million Dollars ge schätzte Schaden ist durch Versicherung gedeckt. Dresden, 30. December. Die kürzlich erfolgte Verkündigung des Gesetzes, betreffend die Uebernahme der Berlin-Stettiner, der Magdeburg - Halberstädter, der Hannover - Altenbekener und der Köln-Mindener Eisenbahnen in die Verwal tung des preußischen Staates, hatte die halbamtliche „Provinzial Correspondenz" mit folgender Bemerkung begleitet: „Damit vollzieht sich eine der größten Maß regeln aus dem Gebiete des öffentlichen Verkehrs und der Staatsverwaltung, seit Preußen seine jetzige Ver fassung besitzt, eine Maßregel, welche Krast, Gedeihen und Sicherheit des preußischen Staates und damit des gesammten deutschen Volkes in hohem Maße zu för dern geeignet ist." In Anknüpfung an dieses Gesetz erörtert ein aus Mitteldeutschland datirter Artikel der „Neuen Preußischen Zeitung" das Reichseisen- bahnproject. Es geschieht dies in Form einer schar fen Polemik gegen die „Eisenbahnirrlehren" der „Deut schen Reichspost". In dem dieser „Cardinalsrage der Gegenwart" gewidmeten Aufsatze der „N. Pr. Ztg." heißt cs: „Keine Frage ist so heikler Natur, wie die Elsenbahnfrage, in keiner andern droht dem Conser- vatiSmus eine solche Feuerprobe; das Reichseisenbahn- project würde dem deutschen Föderatrvstaate den Todes stoß geben. Hohe Anerkennung gebührt daher den Männern, die, als vor wenigen Tagen dies Project im preußischen Abgeordnetenhaus« zur Sprache kam, diese Gesahr mit staatsmännischem Blick erkannt und öffentlich sich gegen Reichseisenbahnen ausgesprochen haben; einen üblen Lohn aber erwirbt sich Jeder, der in dieser Frage die ohnehin räumlich zerstreuten nicht preußischen Conservanven noch zersplittert und irre- sührt. Llnmüthlg müssen alle Gesinnungsgenossen von der Ostsee bis zum Schwarzwald eintreten für das StaatSbahnprincip im Gegensatz zu Reichsbahnen. . . . Die Idee, Eisenbahnen nach Analogie der Post und Telegraphen verwalten zu wollen, müssen wir geradezu als eine Utopie bezeichnen. Wie viel Procente unseres Volkes benutzen denn die Eisenbahnen außer zur Be förderung ihrer Person überhaupt? Wer würde also den Vortheil eines unter die Betriebskosten herabge setzten billigen Transportes genießen? Differential tarife mag man abschaffen oder doch verringern, wo sie einzelne Gegenden geschädigt haben; die ärmere Majorität des Volkes aber wird sicher nur geringen Bortheil haben, wenn künftig Waaren und Product« so billig in Deutschland hin- und hergefahren werden, wie jetzt etwa die Post Lotterieloose zu Gunsten einiger Collecteure befördert. Steigerung des Zwischenhandels, des AgentenunwesenL und unproductwer Transport von Millionen Centnern würden die Folgen sein, und dabei stiege die Eisenbahnsteuerlast von Jahr zu Jahr. Wer denkt daran, einem armen Gebirgsdorf die Kräfte, die es auf Chausseen und Landwegen zu Vorspann und dergleichen verwenden muß, zu entschädigen? Die Gebirgs- und Kunstbahnen aber sollen von ReichS- wegen gezwungen werden, niit Unterbilanzen zu ver frachten. Hüte man sich vor rauhem Eingreifen in einen Betrieb, den menschlicher Fleiß in Jahrzehnden vielleicht nicht fehlerfrei, aber nach den Zeitbedürfnissen ausgebildet hat Der socialistische Zug unserer Zeit ist die grüßte Gefahr der Zukunft." Viel Aufsehen hat in den protestantischen Kreisen Frankreichs und auch in der deutschen Presse die im November d. I. vollzogene Eröffnung der Pariser protestantisch-theologischen Facultät erregt. Ueber die politischen Expectorationen des aus Elsaß eingewanderten Decans Lichtenberger, die ihm selbst nachgerade eine verlegene Waare zu werden scheinen, und welche er doch bei dieser Gelegenheit nicht unter lassen konnte, will die „Allgemeine evangelisch lutherische Kirchenzeitung" kein Wort verlieren. Um so entschiedener betont dieselbe, daß nachdem der Minister Ferry die Theorie ausgestellt hatte, daß dem Staate die Wissenschaft, der Kirche das Dogma ge höre, sowie daß die Grenzlinie zwischen Kirche und Staat allein durch den letzteren zu bestimmen sei, über haupt, nachdem er in seiner ganzen Rede die Kirche so recht in die Abhängigkeit des Staates gestellt hatte, man aus dem Munde Lichtenberger's ein mannhaftes Zeugniß erwartet hätte, in welchem die Rechte und die Selbstständigkeit der Kirche krästig in Schutz genommen worden wären. Allein statt dessen gab er eine Abhandlung über den Werth der Religion, insbesondere des Individua lismus zum Besten und konnte sich nicht enthalten, in einem verdeckten Compliment den Unterrlchtsnunister, der ein offenkundiger Freidenker ist, zu einem Christen zu stempeln. Aber auch die gesammte protestantische Presse brachte merkwürdiger Weise über diese Eröffnungs feier nur Beifall und Lob, mit Ausnahme eines metho distischen Blattes, das freimüthig ausrief: „Ein Minister der Republik wagt es, der Kirche die Abhängigkeit anzubieten. Sie möge nun sehen, ob ihr diese Stellung zusagt!" Die Kirche, wir meinen die lutherische Kirche, hat indeß diese Abhängigkeit nicht angenommen. Durch ihr Organ, das „Tvmoignage", hat sie sogleich dagegen protestirt; Pastor F. Kuhn hat sodann in einem trefflichen Artikel die Selbstständigkeit und Würde der Kirche mannhaft vertheidigt und in Betreff der staatlichen Knechtschaststheorie rundweg erklärt: „Das sind Dinge, die man über sich ergehen läßt, aber man nimmt sie nicht an." Die Luthardt'sche Kirchenzeitung fahrt dann fort: „Unstreitig hat sich der französische Protestantismus durch seine Kundgebungen bei Gelegen heit dieser Eröffnungsfeier in eine etwas eigenthüm- liche Lage gebracht. Wenn eS sich auch leicht begreifen läßt, daß die Errichtung einer protestantischen Facultät in der Hauptstadt eines Landes, in welchem die Pro testanten bisher so oft verfolgt oder doch blos geduldet waren, die Gemächer gehoben, ja bei Manchen allzu hoch fliegende Hoffnungen geweckt hat, so hätte man doch niemals vergessen sollen, wie gefährlich für eine Minorität, wie die Protestanten in Frankreich sie bilden, die augenblickliche Gunst einer Regierung werden kann. Wie schnell ändern sich die Zeiten! Die heute am Ruder stehen, können morgen daniederliegen, und dann wehe Denen, die unter den Sieger zu stehen kommen. Drohungen in diesem Sinne haben denn auch den Protestanten bereits nicht gefehlt. Es wird darum gut fein, wenn die Kirche, wie daS „Tämoignage" dies immer betont hat, mit aller Politik unverworren bleibt." — Mit der Lage der Protestanten in Frankreich beschäftigt sich auch eine Zuschrift, welche jüngst der „National-Zeitung" von der sranzösischen Grenze zugegangen ist. Dieses Schreiben macht auf einen nn protestantischen Journal „Le Signal" ent haltenen, „Hue paze «l'histoire contemporaiue" be titelten Artikel aufmerksam. Derselbe bringe, mit Hin weisung auf die in zwei im Jahre 1871 erschienenen und damals auch ins Deutsche übertragenen Broschüren Früdäric de Rougemont's enthaltenen Tocument: und Enthüllungen, die Gefahren in Erinnerung, denen die Protestanten im mittäglichen Frankreich wie auch in dem Elsaß von Seiten ihrer fanatisirten katholischen Mitbürger ausgesetzt gewesen sein sollen. Bis jetzt hätten die französischen Protestanten fast durchweg über diese von anderer Seite oftmals hervorgehobenen Ge fahren des Kriegsjahres geschwiegen; nur Wenige hätten es gewagt, die so unheimlich durch die Kriegsvorberei- tungen und durch die Siegeshoffnungen des napoleoni schen und päpstlichen Frankreichs durchschimmerndrn Streiflichter auf eine geplante Protestantenhetze zu er wähnen. Diese li'liistoii« eoutsluparitiuo" breche mit der hergebrachten AengstlichkeitStradition der französischen Protestanten und schleudere in unverblüm ter Weise, in dürren Worten dem katholischen Cleru» die Anklage ins Gesicht, bei Beginn des Krieges von 1870 eine neue Bartholomäusnacht gegen die Prote stanten vorbereitet zu haben, welche mit stillschweigender Autorisation des Kaiserreichs ausgeführt werden sollte. — Zu diesen Anschuldigungen bemerkt die „Kölnische Volkszeitung" Folgendes: „Da- heißt gründlich Schwindel treiben! Mehr als drei und ein halbe» Jahr, nachdem Frankreich eine republikanische und anti- katholische Kammermehrheit erhalten und der Protestant Waddington daS Unterrichtsministerium übernommen hat, kommt ein sranzösisches Blättchen und wärmt die großartige Dummheit von einer „mit stillschweigender Autorisation des Kaiserreichs" geplanten „Bartholo mäusnacht" auf. Au die Beweiskraft der dafür an geführten „Thatsachen" scheint der Correspondent selbst nicht recht zu glauben; wohl aber findet er in der Publikation dieser „Thatsachen" ein Zeichen des „Fort schrittes, den die liberalen Parteien seit einem Jahre gemacht haben", und „einen Beweis dafür, daß der Culturkamps in Frankreich ansängt, hohe Wellen zu schlagen." Als ob nicht der „Swcle", die „Räpublique franzaise" und Hunderte sonstiger Blätter bereitwillig ihre Spalten jeder Hetzerei gegen die französischen Ka tholiken geöffnet haben würden!" Tagesgeschichte. * Berlin, 29. December. Die vereinigten Aus schüsse des Bundesraths für Handel und Verkehr und für Justizwesen, sowie der Ausschuß desselben für Handel und Verkehr hielten heute Sitzungen. — Der Handelsvertrag vom 22. Mai 1865 zwischen Deutschland und Belgien ist heute mit Ausschluß der die Tarifbestimmungen enthaltenden Art. 7 und 8, welche vom 1. Januar 1880 ab außer Krast treten, bi» 30. Juni 1880 verlängert worden. — Der Minister des Innern hatte darauf gehofft, daß daS Abgeordnetenhaus noch vor der Vertagung m die erste Lesung seiner Entwürfe eintreten würde, und eS lebhaft bedauert, daß dies nicht zu ermöglichen war; er hegt, wie allgemein bekannt ist, die Hoffnung, wenigstens die beiden umfassenden Vorlagen noch in dieser Session zum Abschluß gebracht zu sehen, weil er dieselben als Voraussetzung für weitere Schritte aus dem Gebiete der VcrwaltungSresorm ansieht. Sollte dies nicht gelingen, io würde man, nach der „K. Z ", zu dem Auskunftsmittel einer Nachsession greifen müssen, wie schwer sich auch die Regierung aus naheliegenden Gründen dazu entschließen mag. Die erste Lesung der Vorlagen wird in den ersten Tagen nach Wiederbeginn der Arbeiten und daraus sofort die Ueberweisung an eine Commission erfolgen. Eine Nachricht, welche den Fürsten BiSmarck im Gegen satz zu den Vorlagen zu bringen sucht, zeugt von gänz licher Unkenntniß der Verhältnisse; bekanntlich waren im Ministerium des Innern schon Entwürfe in der- felben Richtung sertiggestellt, welche gerade durch Ver ständigung mit dem Fürsten Bismarck einer vollstän digen Umarbeitung unterzogen werden müßten. — Mit dem Inkrafttreten der Reichsclvllproceßordnung sind auch die Vorschriften, welche bisher über die geist Ftuilklon. Ntdigiri von Vito Banck. Montag, den 29. December, gab der kleine Violin virtuose Maurice Deugremont wieder ein Concert im Saale des „Hotel de Saxe", und der zahlreiche Besuch desselben erwies von Neuem die außerordent lich warme Theilnahme, welche sich der hochbegabte reizende Knabe hier errungen hat. Seine bewunde rungswürdigen virtuosen Leistungen fanden enthusiasti schen Beisall, die natürliche Anmuth und unmittelbare Empfindung seines BortragS gewannen ihm die Herzen der Hörer. Er spielte Variationen „Da kolia" von Corelli, Beethoven'S Romanze, Lied und Tarantella von Sivori und äirs tiongrom von Ernst. Während in letzterem Stück die ruhige, sichere und elegante Be herrschung virtuoser Künsteleien Erstaunen erregte, ent zückte in der Romanze und in der lyrischen Piäce Eivori'S die naiv-innige, schöne Führung der Canti- lene, wobei sich der feine Tonsinn des Spielers in reizvollster Weise entfaltete. Und als schätzbaren Fort schritt in der Tonbildung bemerkte man eine bedeu tende Minderung der Tonfibration, welche bei den früheren Produclionen des liebenswürdigen Spieler» al» Manier hervortrat. Möge dem ungemeinen, in seiner Ausbildung schon so wunderbar vorgelchrittenen Talent de» kleinen Virtuosen eine Fortentwickelung de- fchieden sein, die zu künstlerisch edlem Ziele weiter führt. Frl. Rosa Reinel vervollständigte da» Pro gramm durch GefangSvorträge und der Pianist Herr Hubert de Blanc in fertiger und löblicher Weise durch Claviervorträge. L. B. Die Zulu und ihre staatliche Organisation. (Schluß zu Rr. 301.) Bekanntlich tragen die Zuludörfer und Städte den Namen Kraal. Sehr bemerkenswerth sind die Militär- kraalS mit ihren Befestigungen. Diese letzteren bestehen in nur sehr schwer zu überschreitenden Wällen, welche die Hütten umgeben. Zuerst schlagen sie Pfosten an Pfosten ein, dann werden dieselben durch dichte» Wci- dengeflecht mit einander verbunden. Die Zwischen räume füllen sie mit Steinen, Aesten, Erdreich, so daß da» Ganze ein Labyrinth bildet, durch da» zu dem Kraal zu dringen, äußerst schwierig ist, um so mehr, da den Vertheidigern in diesem Verhaue genug Ver stecke erübrigen. Der Missionär Witt, der ziemlich lange unter den Zulu verweilt hat, findet, daß sie sich von den übrigen Kaffern wesentlich unterscheiden. Eme ihrer Lieblings beschäftigungen besteht in endlosen Discussionen über die ernstesten Lebensfragen. Eiqenthümlich ist ein Heirath-brauch, von dem erzählt. Gedenkt ein Mann, der die königliche Erlaubniß dazu erhalten hat, sich zu verheirathen, so sucht er den Vater seiner Auserkorenen aus und kauft ihm da» Mädchen um eine gewisse An zahl feiner Heerdenthierc ab. Schenkt sie ihm jedoch innerhalb einer bestimmten Frist keine Kinder, so schickt er sie wieder ihrer Familie zurück, und er erhält die Thiere wieder, die er für sie gegeben. Für den Mann, der eine Anzahl Töchter besitzt, ist die Heirath übrigen» oft ein fehr profitable» Gefchäft und kann zu einer Quelle de» Reichthume» werden, denn indem er sie verkauft, bekommt er vielfach herein, wa» ihm die eigene Ehehälfte gekostet hat. Von diesem Stand punkte au» ist eine Frau eine ganz gute Capitalsan- lage. Die Bodencultur ist wie auch bei den anderen Kaffernstämmen, ganz ausschließlich den Frauen an vertraut. Die Männer leisten wenig mehr als ihren Militärdienst. Nur eine Beschäftigung ist seltsamer Weise ihr Privilegium: das Mellen der Kühe. Eine Frau, die sich daran wagt, hat es durch schwere Strafe zu büßen. Die Zulu glauben an die Transmigration und leben der festen Ueberzeugung, daß die abgeschiedene Seele in den Körper einer Schlange übergehe. Selbst verständlich fühlt diese Annahme zur Schlangenver ehrung. Wer im Zululande eine Schlange tödten würde, hätte e» schwer, ja wahrscheinlich mit dem Leben zu büßen. Verläßt eine Schlange ein Dorf oder ein Haus, in dem sie angesiedelt gewesen, so gilt die» al» beängstigend döse» Vorzeichen. Im Ganzen genommen, muß man den Zulu zuge- stehen, daß sie intelligent, tapfer und von Vaterlands liebe bestell sind. Ihre Begriffe von Recht und Un recht werden sich allerdings in Vielem von den unseren unterscheiden, und sie werden sich aus einem Gebiete, welche» der Jurisdiction von Europäern unterliegt, manchen Vergehen« schuldig machen, dafür aber be wegt sich ein Reffender in ihrem Lande, treibe tr nun Jagd oder Handel, sobald er mit dt» König» Erlaubniß ihr Gebiet betreten, in feiner Person und feinem Eigenthume vollkommen sicher. So lange Cete- wayo noch Machlhabrr war, stieß jeder Fremd«, so bald er die Grenze de» Zululande» an einer üder- schrtitbartn Stelle betrat, aus einen Wachtposten, der ihn nach seinem Begehren fragte, und wie» der Reisende Handel»- oder Jagdzwecke nach, so geleitete er ihn zu dem nächsten Posten, der ihn übernahm und in gleicher Weise vorwärts eScortirte bis er nach der Hauptstadt gelangte. Daselbst wurde ihm eine Be hausung und alles Nothwendlge zugewiesen, und er und sein Wagen oder Gepäck erhielt einen Schutz posten. Sein Anliegen bezüglich der Weiterreise und ihrer Zwecke wurde nun dem Könige rorgetragen, der je nach der Wichtigkeit des Falles darüber berietst. Immer aber war dem Reisenden sein Leben und da» Elgenthum, das er mit sich führte, garantirt. Der geringste Diebstahl wäre da durch den Tod bestraft worden. Die Autorisation zur weiteren Bereisuizg deS Lande» wurde an gewisse Bedingungen geknüpft, und der Reisende hatte bei ihrer Einhaltung nicht» zu befürchten. Kamen hie und da Fälle vor, daß der Bereisung Schwierigkeiten entgegengesetzt wurden, oder daß gar die Erlaubniß dazu verweigert ward, so geschah dies doch nur in der gerechtfertigten Be fürchtung, daß e» englische Agenten seien, die Terra,n- ftudien vornehmen wollten. Dem Allen nach wird man die Organisation be wundern müssen, die drei begabte Herrscher: Chaka, Upanda und Letewayo, einem wilden Stamme ver liehen haben, der sich in kurzer Zeit im Verbleiche zu feinen Nebenstämmen ganz merkwürdig entwickelt hat. Würde England von seinem Standpunkte au» keine Nothwrndlgkelt darin gesehen haben, die Zulu in ihrem eigenen Lande zu unierwerfen, e» hätte sich da Gelegenheit zur Beobachtung einer interessanten psycho logischen Völkerstudit ergeben, denn e» läßt sich nicht leugnen, daß ein Stamm, der e» an» sich selbst pl einer fest gegliederten Organisation gebracht hcch ent- Wickelung»- und also clv,l>falioa»fähig wäre. Ru»
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