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Ers cheint jeden Wochentag früh s Uhr. Inserate wer den bis Nachmittags 3 Uhr für die nächst- erfcheinende Nummer angenommen. Preis und Tageblatt. Freiberger Anzeiger und gespaltene Zeile oder deren Raum mit S berechnet. Dienstag, den 2«. Januar. 1837. . Tagesgeschichte. Freiberg. Durch hohe Ministerialverordnung vom 5. Jan. Lies. Jahr, sind am hiesigen Gymnasium der bisherige ^ertius D. Zimmer zum 6onrector, der bisherige (ju»rtu8 D. Prölß zum l'ertius, der bisherige ijmatus D. Dietrich zum tzu»rtv8, der bisherige 8sxtu8 D. Brause zum tzuiutu8, der bisherige 8eptimu8 D. Michaelis zum 8ext»8, der bisherige 0etavu8 Pröffcl ^um 8eptimu8, tngleichen der derzeitige Lehrer am Vitzthumschen Geschlechtsgymnas. zu Dresden D. Wunder zum Octavu8 ernannt worden. Freiberg. Eine öffentliche Gerichtsverhandlung findet statt den 20. Januar Nachmittags 3 Uhr, Hauptverhand- lung in der Untersuchung gegen Carl Gotthold Müller aus Kämmerswalde wegen Diebstahls. Freiberg, d. 18. Januar. Der vom Gewerbe-Vereine gestiftete Freiberger Allgemeine Kranken-Unterstützungs - Verein hielt gestern eine vorläufige Generalversammlung. Seine Ver hältnisse boten ein Bild erfreulichen Gedeihens dar. Das baare Vermögen desselben ist bereits auf 166 Thlr. 28 Ngr. 1 Pf. gestiegen. Die Einnahme belief sich im abgelaufenen Rechnungs jahre auf 90 Thlr. 29 Ngr. Es kamen 11 Erkrankungsfälle vor, die eine Ausgabe von 33 Thlr. 15 Ngr. erforderlich mach ten. Ein Erkrankter empfing an Krankenaussteuer 11 Thlr. 15 Ngr. Die Zahl der Mitglieder des Vereines beträgt zur Zeit 71; beigetreten waren 3 neue Mitglieder. Ob eine Lei chensteuer für jeden einzelnen Sterbefall eingeführt werden soll, darüber wird Lie bevorstehende Plenarversammlung zu entschei den haben. Uebrigens hat sich auch in dem abgelaufenen Ver- einsjahre Lie Wohlthätigkeit von Kranken-Unttrstützungs-Cassen recht sichtbar herausgestellt. In Bernstadt find dieser Tage Versuche mit der soge nannten Löschpatrone gemacht worden, zu welchem Ende u. Ä. eine mit Stroh und anderen leicht entzündlichen Stoffen gefüllte alke Marktbude im Freien aufgestellt und angezündet worden war. Der Erfolg soll jedoch den Erwartungen keineswegs ent sprochen haben, indem Las entfesselte Element seine Herrschaft behauptete und nicht sowohl die ihm freiwillig geweihten Opfer, als auch den seine verheerende Kraft zügeln sollenden Talisman mit verzehrte. Jöhstadt, 14. Jan. (Dr. I.) Gestern früh nahm sich Ler 14jährige Schulknabe B. von hier das Leben. Als eine vater- und mutterlose Waise und blutarm, bei einem hiesigen Posamentiermeister in Pflege gegeben und von diesem mit aller Liebe behandelt, hatte er sich seit kurzer Zeil Vcruntrauungen von Geld bis zum Betrage von 4 Thlr., zu Schulden kommen lassen. Bei diesem Vergehen ertappt und wahrscheinlich die Strafe fürchtend, rrhing er sich in einer Kammer seines Pflege vaters. Das emwendete Geld hatte er in Gesellschaft anderer Schulknabcn vernascht. Berlin, 16. Januar. (Dr. I.) Des Königs Majestät ha ben in diesen Tagen die Veranstaltung einer allgemeinen Kir- chencollecte in Brandenburg, Pommern und Schlesien behufs Les Aufbaues einer evangelischen Kirche in Mähren genehmigt. — In Betreff der Duldung der Ueberläufer aus Lem König reich Polen in der Provinz Schlesien ist vor kurzem eine Re- gierungsvcrfügung ergangen, wonach dieselben ihre Aufenthalts karten stets sorgfältig bewahren müssen und jeder etwaige Ver lust Lie Verpflichtung zur Lösung einer neuen Karte und Be richtigung Les Stempelbetrages nach sich zieht. Wiederholter Verlust der Karte wird an dem fahrlässigen Inhaber mit einer Geldbuße bis zu 10 Thalern, Lie Entäußerung der Aufenthalts- karte in der wahrscheinlichen Absicht, die Controle der Behörden zu vereiteln, sowie jeder sonstige zur Täuschung der Behörden mit der Karte getriebene Mißbrauch mit sofortiger Ausweisung geahndet werden. München, l5. Januar. Se. Majestät der König haben in den jüngsten Tagen wieder durch einen Act großherziger Mu- nificenz die außerordentliche Theilnahme bewiesen, welche Sie beständig den Wissenschaften und deren Bereicherung und Fort- l schritt widmen. Aus der königl. Cabinetscaste wurden nämlich den Herren Dr. Moritz Wagner und Dr. Gemminger zu einer Reise um die Welt auf der kais. österreichischen Fregatte „Novara" die Summe von 12,000 fl.; zur Herstellung eines zweckmäßigen alphabetischen, sowie eines Realkatalogs für die Geschichte und Philologie an der königl. Staatsbibliothek di» Summe von 15,000 fl.; für die Geschichte der alten Reichsstadt Nürnberg ein Preis von 1000 fl.; für die Herausgabe der Werke Kepp- ler's die Summe von 2000 fl.; als Unterstützung der deutschen morgenländtschen Gesellschaft in Leipzig die Summ« von 2000 fl.; für die Errichtung einer physikalischen Werkstätte in München di« Summe von 5000 fl., und endlich für die Herstellung und Herausgabe einer Beschreibung Bayerns in statistischer, historl- scher, topographischer und ethnographischer Beziehung durch Prof. Riehl unter dem Titel „Bavaria" die Summe von 10,000 fl. allerhöchst bewilligt. München. Der schweizerische Abgesandte Furrer soll bei seinem hiesigen Aufenthalte eine lebhafte Unterredung mit Lem Minister-Präsidenten v. d. Pfordten gehabt habet«. Letzterer war nicht gut auf Lie Schweiz zu sprechen, weil sie den poli- tischen Flüchtlingen Zuflucht gewahre; Furrer entgegnete, die Schweiz habe auch Königen und Fürsten zum Asyl gedient. Baden. Nach einer im Deeember 1855 in Baden vor genommenen Volkszählung belief sich die Gesammtbevölkerung Badens auf 1,314,837 Seelen, während sie bei der im Deeem ber 1852 vvrgenommenen Zahlung 1,357,208 Seelen brtrug. Es zeigt sich somit in dieser dreijährigen Periode eine Abnahme von 42,371 Seelen. Diese erklärt sich in der Hauptsache durch die Auswanderung. In Len drei Jahren sind nämlich 27,827 Personen ausgewandert. Die Auswanderung ist während diesep Zeil aus Staats- und Gemeindemitteln unterstützt worden, um eine Anzahl Familien, welche den Gemeinden sowie der Staats kasse zur Last gefallen waren, jenseit des MeereS in bessere Ver hältnisse zu bringen. Aus Franken wird von römischer Seite mit stillem Triumphe auf massenhaften Abfall vom Protestantismus hinge» wiesen. Seit drei Jahren seien dort 61 Personen zum Katholi- cismus übergetrelen und 116 neuvermählte Gatten gemischter Ehe hätten sich vertragsmäßig verpflichtet, ihre Kinder katholisch erziehen zu lassen. Zürich, 14. Jan. Dem General Dufour, der mit seinem Generalstab hier eingezogen ist, wurde gestern Abend vor dem Hotel Baur von der Harmoniemusik und den vereinigten Har- Monisten und Sladtsängern eine Serenade gebracht. Bei einem massenhaften Mcnschenzulauf wurden das „Heimathland", „Du Schwert an meiner Linken", „Stehe fest, o Vaterland", und endlich die Nationalhymne: „Rufst du, mein Vaterland", vor getragen. Letzteres wurde wiederholt und von allem Volk ge» sungen. Nach dem ersten Liede sprach der alte Herr: „Züricher, l theure Eidgenossen! Ich bin sehr dankbar für den Empfang, den ihr dem Generalstab unserer Armee zu Theil werden lasset. Euer ! Gesang durchdringt das Herz. Es ist erhebend, die Einmuth ! zu sehen, welche gegenwärtig die ganze Nation beherrscht. Jung, Alt, Männer, Frauen, Kinder, Alles wetteifert im Dienst deS ' Vaterlandes.... Gott segne das theure Vaterland, das so wür dig ist seiner Kinder. Alerci, merci!" Neapel. Aus Parts, 15. Januar, wird telegraphirt: „Briefen aus Neapel vom 12. Jan. zufolge, die soeben einlau- fen, hatte der König auf die Nachricht von Ler Ermordung des Erzbischofs von Paris hin Len Ball abbestelll, welcher bei Hofe stattfinden sollte. Außerdem hatte er verfügt, die Theater auf drei Tage zu schließen und Sühne-Gebete in den Kirchen abzu halten. Die Feier des Geburtstages deS Königs, welche an demselben Tage stattfindcn sollte, unterblieb. — Zwei Cafö's in Neapel waren von der Polizei umstellt und 60 Verhaftungen vorgenommen worden. Die Behörden glaubten einer mazzint- stischen Verschwörung auf der Spur zu sein. Unter der Be völkerung herrschte, große Aufregung. Paris, 15. Januar. Die „Jndöp." nennt als muthmaß- lichen Nachfolger des Erzbischofs Sibour den Bischof von Amienö,