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Sonnabenv. . Nr.82.— 15. Juli 1882. Weißerih-Zettung. Amts-Akatt für die Königliche Amtshauptmaimfchafi Dippoldiswalde, sowie für dir Königkchm Amtsgerichte uud die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Iraumstein. Verantwortlicher Redacteur: Carl Ichnc in Dippoldiswalde. Dieser Blatt erscheint wöchentlich drei Mal: Dienstag-, Donnerstag» und Sonnabend S. — Zu beziehen durch alle Post» Anstalten und die Agenturen. — Preis vierteljährlich 1 Mark LS Pfg. — Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage de» Blatte» eine sehr wirksame Verbreitung finden, werden mit lO Pfg. für die Spalten-Zeile, oder deren Raum, berechnet. Amtlicher Th eil Bekanntmachung. Montag, den 2L. Jul» -fs. Js., soll von Vormittags s Uhr an «. - die S. Sitzung des Bezirksausschusses im Sitzungszimmer der Königlichen Amtöhauptmannschaft und von Vormittags 11 Uhr an , „ ein Bezirkstag im Gasthofe zum „goldenen Stern" allhier abgehalten werden, was unter Bezugnahme auf die an hiesiger amtshauptmannschaftlicher Kanzleistelle aushängenden beiden Tagesordnungen, sowie mit dem Bemerken zur öffentlichen Kenntniß gebracht wird, daß den Herren Bezirksvertretern noch besondere Einladungen nebst Tagesordnungen und Beilagen zugehen werden. Dippoldiswalde, am 13 Juli 1882 Königliche Amtshauptmannfchaft. von Kessinger. Ludwig. Politische Wochenschau. Deutsches Reich. Die kritischen Verhältnisse, in welche anläßlich der egyptischen Frage die hohe Politik gerathen ist, beherrschen zur Zeit mehr als irgend ein inländisches In teresse die gesammte politische Lage. England hat seine Drohung wahr gemacht und durch seine Panzerschiffe am Dienstag die Hafenbefestigungen von Alexandrien bombar- diren lassen; von den schlecht vertheidigten Forts sind zwei in die Luft geflogen und die übrigen sind stark beschädigt. Aber was soll nun geschehen? Ist dies etwa ein Resultat, aus welchem sich eine Schlichtung des egyptischen Streites folgen läßt? Die Haltung der zunächst betheiligten Mächte sieht gar nicht darnach aus. Der Sultan hat das Bom bardement Alexandriens durch die englische Flotte als eine sehr überflüssige Maßregel und als einen Eingriff in seine Souveränitätsrechte erklärt und Frankreich lauert jedenfalls noch auf den Moment seines Einschreitens in Egypten, denn die französische Panzerflotte betheiligte sich an dem Bom bardement Alexandriens nicht, auch soll der französische Flotten befehlshaber überhaupt die Hafenbefestigungen Alexandriens als nicht bedrohlich erklärt haben. So scheint England jetzt auf eigene Faust in Egypten vorzugehen und dadurch mög licherweise einen Gegensatz in das Einvernehmen der Groß mächte zu bringen, der für den europäischen Frieden nicht ungefährlich ist. — Die Kriegserklärungen der Klerikalen gegen die Regierung und die Konservativen wegen Weigerung weiterer Koncessionen im Kirchenstreite sind zwar sehr schroff und hitzig in den klerikalen Zeitungen ausgefallen, doch haben die regierungsfreundlichen Organe darauf bis jetzt nur sehr ruhig und maßvoll geantwortet. Wahrscheinlich nimmt man auch gar nicht an, daß es gegenwärtig der Centrumspartei dämm zu thun sei, den Kampf wieder auf die radikale Spitze zu treiben, wo dann auch für die Centrumspartei viel auf dem Spiele stände. Das Hauptorgan der deutschen Katho liken, die „Germania," hat allerdings wiederholt erklärt, die Katholiken würden die Lösung des Kirchenstreites schließlich nur auf „parlamentarischem" Wege suchen, was offenbar so viel heißt, als Kampf gegen die Regierung, sowohl im Reichs tage als im preußischen Landtage und man muß daher wohl abwarten, welche Haltung die Centrumspartei in dem bevor stehenden Wahlkampfe für das preußische Abgeordnetenhaus einnimmt. — Die Angelegenheit des Hamburger Zollan schlusses rückt ihrer Verwirklichung näher. Senat und Bür gerschaft der Hansastadt Hamburg haben eine Kommission eingesetzt, welche über die näheren Modalitäten des Zollan schlusses Vorschläge machen soll. Bekanntlich handelt es sich darum, Stadt und Gebiet Hamburgs zum größten Theile in den Reichszollverband einzuverleiben, während der kleinere nördlichere Theil Hamburgs in einem noch näher zu be stimmenden Umfange Freihafengebiet im Interesse des Ham burger Welthandels bleibt. Die Kosten des ganzen Projekts werden auf 123 Millionen veranschlagt, von denen die Reichs kaffe ungefähr ein Drittel trägt. Oesterreich - Ungarn. Die deutsch - österreichischen Par teien sammeln zur Zeit sehr rührig durch Parteitage in allen größeren Stävten Oesterreichs ihre Kräfte und sind entschlossen