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«Mchmit: «glich fr»» 7 Uhr. ynsnete werdrn augeuommr»: di« Abend» 8,Lo»u. tag» bi« Mittag» IS Uhr: Martenstraßr U. Nnzrig- in dies- Vlatte finden eine erfolgreiche Berbrettung. Auflage: 13,000 Sremplar«. Tageblatt sür Unterhaltung nnd Geschäftsverkehr. Mitrcdacteur: Theodor probisch. Viertel jährlich«)«»^ bei unenlgrldlicher Lie ferung in'« Hau«. Durch di« Kknigl- Pest vierteljährlich 22 Rgr. Einzelne Nummer» t Ngr. Inseratenpreise: Für den Raum rtuer gespaltenen Zeile: 1 Rgr. Uuler „Einge sandt" die Zeile 2 Rgr. Avnchl und Tigenthmn der Herausgeber: tlikpsch H Neicharbt. — Veraunvorriiä)«r Redacteur: ÄnllnS Nncharbt. Dte-den, den 7. Mai. — Vorgestern Abend 47 Uhr hat unter dem Vorsitze Cr. Majestät des Königs, der zu dem Zwecke von Schloß Pillnitz nach der Stadt gekommen war, ein Ministerrath in de« Zimmern Sr. Majestät des Königs stattgefunden. — Dem Vernehmen nach wird I. K. H. die Prinzessin Amalie die Steife nach Wiesbaden am 7. Mai antretm. — Wir können zu unserer Freude den Lesern die beru higende Mittheilung machen, daß vorgestern Abend in höheren Kreisen die Zuversicht auf Erhaltung des Friedens, trotz aller allarmirenden Kriegsgerüchte, mehr Terrain gewonnen hat. — Da» Leipziger Stadtverordneten- Collegium hielt gestern früh 11 Uhr eine Sitzung, in welcher ein Antrag an den Rath auf Erlaß einer Adresse an Se. Majestät den König über die Lage Leipzig» bei dem drohenden kriegerischen Vorgehen Preu ßens die Tagesordnung bildete. — Am Sonnabend fand eine Plenarsitzung des Stadtraths statt, in welcher einstimmig wegen Abwendung der drohenden Kriegsgefahr eine Vorstellung an das Gesammtministerium zu Dresden beschlossen wurde Die „Leipz. Abendpost" fügt hinzu: „Die Vorstellung beantrage die Ent lassung des Henn von Beust und spreche sich dahin auS: die Interessen Leipzigs gingen nach Preußen hin, die Politik Sach sens müsse eine andere Richtung nehmen, sie dürfe nicht mehr antipreußisch sein". Die L. St. glauben indessen, daß die Adresse den obigen Antrag nicht enthalt und die genannte Zeitung irr tümlich berichtet war. — Diese Adresse oder Vorstellung soll bereit» am Sonnabend nach Dresden abgegangen sein. — Am Sonnabend kam durch Leipzig ein Extrazug mit 500,000 Thalern in Silber von dem Bankierhause Bleichröder in Berlin und ging nach kurzem Aufenthalte auf der westlichen Staatsbahn weiter nach Frankfurt am Main an das Haus Rothschild. — Es verlautet seit gestern, daß die erste Division des königl. Cade'tencorps Befehl zum Eintritt in die active Armee erhalten habe. — Das Bockfest auf dem Waldschlößchen hat gestern seinen Anfang genommen und, wie immer, viel Verehrer des diesmal ganz besonders gut gerochenen Stoffes hinausgelockt. Sämmtliche Räume waren überfüllt, und unser vielgeschätzter Herr Musikdirektor Pohle gab mit seiner trefflichen Musik dem Feste die Weihe. Die Kellerräume sind neu decorirt und von Hemr Schriftmaler Bierich mit neuen Sinnsprüchen versehe» worden, aus denen wir folgende hervorheben: Das erste Glas hier, seid bereit. Auf Deutschlands Wohl, 's wird höchste Zeit! Die Ziege sucht im Klettern ihres Gleichen, Der Bock kann höchstens in den Kops Dir steigen. stur lieben Bockzeit, o du mein! va niöchl' ich nicht Nachtwächter stin. Zum Sängerfest gab's keinen Bock, ' och schoß man Böcke wohl ein Schock. Der Bock ist halbe Medicin, Drum trinken auch Doctorcn ihn. Das ist beim Bock ein großer G wir.»: Man findet keine Trichinen darin. DaH Leben hat nur einen Mai, Und auch der Bock ist schnell vorbei. Wein aus Bier ist nicht zu rathen, Bock aus Bock doch kann nichts schaden- — In einer kleiner» Provinziulstadt an der Elbestrand kamen in später MirternachtSstunde zwei Männergestalten in heiterster Laune ins friedliche, in stiller Nachtrnhe schlum- nwrnde Städtchen, sie verspürten nach gehabter Mühe noch Durst, doch alle Pforten des Gambrinus waren geschlossen; da hieß es denn, im Schießhaus muß aufgemacht werden, aber auch dort war alles st st verschlossen; dies störte die Nachtwand ler nicht, sie nahmen den Weg durch das Fenster in die Gast stube, von hier stattete man dm im tiefstm Schlafe liegenden WirthSleuten einen Besuch ab. Diese aber, den diebischen Ein bruch ahnend, riefen um Hilfe und die Wirthin wie das Dienstmädchen wurden durch den Schreck krank. Als nun Hilfe auS dem Städtchen kam, erkannte man in den Eindring lingen zwei friedliche Bewohner desselben Städtchens, denen es keineswegs um einen Raub zu thun war. Die Folgen werdm lehren, daß die er Weg keineswegs der richtige zur Befriedig ung ihrer Wünsche war. l). — Der hiesige Mannergesangverein „Eichenkranz" brachte am Abend des letztvergangenen Freitags zur Feier seines 11. Stiftungsfestes im Saale des Braun'schen Hotels ein Vocal- und Instrumental-Conzert zur Aufführung, in welchem nächst der von einem größeren Theile des Pohle'schen Musikchors vor züglich execulirten Streichmusik unter anderen Gesängen auch folgende zum Vortrag gelangten: Hymne von E. H. v S. von Müller v. d. Werra, die Geisterschlacht von Kretsch mer, Deutsches Siegeslied v. Tschirch r-nd Deutsches Völker gebet v. Abt. Ist es schon an sich lobenswerth, die schönen, würdigen Evaipositione. des hiesigen Sänge,fe»es nicht dem Schlummer im Notenschrank zu überlassen, sondern zu deren allgemeinen. Bekanntwerden im Publikum beizutragen, so ist die treffliche Ausführung dieser Gesänge noch besonders anzuer kennen. Reichlichen Beifall belohnte dm Verein, der in seinem Dirigenten Herrn Weber einm tüchtigen, strebsamen Liedermei ster besitzt. — Der beurlaubt gewesene Gardist P., aus Dresden ge bürtig, hat sich in Groß-Zschachwitz, wo er als Gärtner ar beitete, nachdem er Ordre zum Eintreffen bei seiner in Pirna garnisonirenden Schwadron erhalten hatte, selbst entleibt Allgemeine Betrachtung. srs Niemand ist heute mehr der Herr des Heute, was gar erst morgen sein wird, weiß Niemand. Der Stein beginnt zu rollen, wo und wenn wird er ruhen? Jeder Augenblick kann eine unheilvolle Wendung bringen, die abseits jeder Berechnung liegt. Mit Spannung wartet man auf die Telegramme, die ganze Geschäftswelt »st fieberhaft aufgeregt, und das, was unser Vaterland vor einigen Wochen für unmöglich gehaltm hat, ist jetzt gar nicht unwahrscheinlich. Die alleräußerste Kriegsgefahr ist zwar für dm Augenblick beseitigt durch die Antwort Sach sens an Preußen, aber jede Secunde kann der Wettlauf Preu ßens und Oesterreichs um den Besitz Sachsens beginnm. Jeden Tag können wir den Einmarsch der Preußen von Norden her und die Hilfe der Bundestruppen, sowie Oesterreichs von Süden her erwarten. Wenn auch der preußische Gesandte in Dresden an den Minister von Beust erklärt hat, daß die militärischen Maßregeln Preußens gegen Sachsen nicht auf unserem Landes gebiete sich bewegm, wenn also Preußen zunächst nur an der sächsischen Grenze die mobil gemachte Armee aufstellt, die Grmze aber jetzt noch nicht überschreiten will — wer bürgt uns da für, daß nicht wegen dieses oder jenes Vorkommnisses, das unscr Land nicht verschuldet, der electrische Draht vo» Berlin aus die preußischen Hcersäulen in unsere friedlichen Gefilde sich be wegen läßt? Wie ein übertretender Fluß können jme Krieger massen unser Land überschwemmen. Wie kommt es, daß gerade wir in dieser Gefahr schweben? Einzig unsere geographische Lage ist der Grund. Warum wird Baiern, das doch viel mehr gerüstet hat als wir, nicht eher be droht? Weil der Weg dorthin über Leipzig und das Voigtland geht. Es braucht unseren Lesern nicht auseinandergesetzt zu werdm, daß unser kleines Land und sein wahrhaftig nicht durch Unverschämtheit sich auszeichnendes besche denes Volk mit keinem Gedanken daran denken kann, das mächtige Preußen mit Krieg zu überziehen. Bei uns müßte eine ganze Anzahl Schrauben locker geworden sein, wenn wir ernstlich uns darauf legen woll ten, mit Preußen einen Strauß vom Zaune zu brechen. Wir sind froh, wenn wir die guten Handels-, WirthschaftS- und Verkehrsverhältnisse, die wir stets mit Preußen gepflegt, im Frieden aufrecht erhalten können. Unfern Wohlstand setzen wir nicht so freventlich aufs Spiel und zuin Krüge drängt Niemand, denn wir würden selbst dm Sieg nur mit dem Ruin unserer blühenden Zustände erkaufen können. Wenn also unsere Re gierung einige Vorsichtsmaßregeln trifft, weil unsere beiden gro ßen Nachbarn sich zu einem gewaltigen Kampfe rüsten, so kann sich gewiß Preußen hierdurch nicht bedroht glauben. Ein einziges Armeecorps reicht ja für Preußen hin, uns im Schach zu halten. Oder sollen wir auch das nicht thun, was jeder Haus besitzer thut, wenn seine beiden Nachbarhäuser brennm? Ersetzt seine Löschgeräthe in Bereitschaft und wenn er gleich weiß, daß sie viel zu schwach sind, um dem Elemente Einhalt zu thun. so rechnet er dabei auf dkd Unterstützung seirnr Mitbürger, die ihm aber den schwersten und einen gerechten Vorwurf machen würden, wenn er selber nicht sich rührte. Oder soll sich unser Land ruhig auf den Bauch legen und die wilde Krügsfluth über sich hinweg wälzen lassen? Fürwahr, wir müßten unser Vaterland nicht ein Fünkchen lieb h den, wenn wir, wo es über unsere Haut geht, nicht mucksen dürften. Namentlich würde aber unsere Negierung sich einer schweren Verantwort lichkeit aussetzen, wenn sie ohne Weiteres unsere Truppen linksab nach Baiern schwenken ließe. Dieses Gerücht, daß der König mit dem Heere, so wie die Preußen oben einrücken, unten hinaus ginge, ist eins der un- würdiqsim, die in jüngster Zeit vcrbreilet wurdm! Der Platz des Kriegsherrn ist an der Spitze des Kriegsheeres; verließen König, die Prinzen, Heer und die Minister unser Land ohne Schwertstreich, jo wurde Sachsen siin politisches Testament machcn können. Niemand wird von unseren 30,000 Sachsen verlangen, daß sie in der großm norddeutschen Eben?, die von den Abdachungen des Erzgebirges anhebt, sich den Preußen ent gegen pellen. Das Häuflein, und wäre es noch so tapfer, muß!« unterliegen; es würde von allen Seiten umzingelt und wäre nutzlos geopfert. Wohl aber bietet unser Vaterland i» Erzgebirge und in den Bergen des VoigtlandeS ein« vorzügliche ' El t < sich -st 0 ' ?" , - 'v ! I>e ' ''1 ^ ^ Nückzugslinie, dorthin würde sich das -Heer, der Kön-g und sein» Prinzen und die Staatsregierung begeben, um dm ersten L» prall der Feinve so lange aufzuhalten, bis uns Hilfe kommt, sei es von Oesterreich, sei es, was noch besser ist, von dm deut schen Bruderstaaten. Unser ganzes Heer, wmn es einmal gegen Preußen fechten muß, hat gar keine andere Aufgabe, a s den ^ - is ersten Puff auszuhalten und dm Theil Sachsens, der durch seine Engpässe, Thäler, Ströme, Eisenbahnen und die Nähe dec verbündeten Nachbarn zu halten ist, so lange zu halten, bit Hilfe kommt. Nimmermehr wird sich unser König dazu ent schließen können, uns zu verlassen; das mochten die italienische» Fürsten thun, die nicht Fleisch vom Fleische Italiens warm und die ihre Kleinmüthigkeit nun in dcr Verbannung büßen, ab « x - die Krone eines so schönen Landes wie unseres läßt man nicht § ohne Weiteres im Stiche. Nur der Aufgeregtheit, in welch« jetzt dos Publikum Alles, auch das Unwahrscheinlichste glaubt, ist es zuzuschreiben, daß diese Verdächtigung des Königs, die von Breslau aus eingeschmuggelt wurde, etliche Gläubige fand. Wie der König über die Lage denkt, ist aus dm Depesche» seines Ministers von Beust, die wir gestern brachten, zu ersehe». Es ist das die Sprache eines ruhigen Mannes, der das Recht auf der Seile hat. Verzweifelte unsere Regierung wirklich de rart, daß der König von Preußm nicht der Vernunft geben wollte, so würde sie die Oesterreicher zum Schutze hob». , Sie wird dies aber nie thun, in der Zuversicht, daß Preuße» 'f z ' den Arm, dm es gegen uns zum Schlage gehobm hat, noch, sinken lassen werde, sie wendet sich vielmehr an dm Bund ««» der Bund kann üns nicht verlassen. Hat es der Berliner Hof beschlossen, uns mit Krieg zu .. überziehen, nun, so werdm die ersernm Würfel in unsere« . , 3 Lande fallen. Besser ist es — und die Geschichte belegt eS mit hund'rt Exempeln — wir wehrm uns, wie es in unserm schwach« Kräften steht, als wir übergeben uns auf Gnade und Unglück«. In letzterem Falle würde doch kein Opfer den Forderungen del Siegers genügen, wir müßten ihm Alles geben und mehr als wir haben; oertretm wir unsere gerechte Sache mit der würde-» . ,' vollen Festigkeit, die auch dm Schwachen gegenüber dem Mäch tigen hebt, so ist durch diese Energie vielleicht noch das Vater land zu retten. Bismarck besinnt sich noch einmal, ehe « uns, die wir keinen Krieg wünschen, angreift, weil er dan» ganz Deutschland wider sich hätte. Ist es aber beschlossen, daß, wir mögen thun, was wir wolln, Krieg die Loosung ist, nu» so steht der Ausgang in Gottes Hand. Dieses blühende Land, welches bisher keinen anderen Kampf mit Preußen suchte, alt den Wettkampf in den Künsten des Friedens, in Wissenschaft, im Handel, m den Fabriken, in den Werkstätten, kurz in der Cultur und Humanität, wird entweder auf ein Jahrhun dert in seiner Entwickelung zurückgeworfm, um eine Winkel provinz Preußens zu werden, oder es wird die Stätte, wo sich die nationale Wiedergeburt Deutschlands und eine glorreiche Zukunft Sachsens vollzieht. ' ' * Das neu gebaute Iköätrv «luprino« Import»k in Paris, das, wie das frühere Circus-Theater zur Auf führung großer Militärspectakelstücke bestimmt ist, steht nu» schon seit einigen Wochen vollendet da, ohne daß es eröffnet worden wäre. Durch ein Communiquö, welches dem „TempS" zugegangen ist, erfährt man jetzt, daß die Construction det großen Elsendaches, das sich, ohne durch Mittelpfeiler getragen zu sein, über drn ganzm 3 bis 4000 Menschen fassenden Zu» schauerranm ausspannt, in Bezug auf Festigkeit zu sehr ernst« Bedenken Anlaß giebt. Die Architekten, welche die gewöhnlich« städtische Prüfungscommission bilden, haben nach viermaliger Besichtigung verschiedene Senkungen einzelner Seitenpfeiler con- statirt und um Zuziehung einer außerordentlichen Commission von Fachleuten für Ersenconstructionen gebeten. Auch diese haben nach den sorgfältigsten Prüfungen und Berechnungen sich dafür entschieden, daß das Gebäude keineswegs hinlängliche Garantieen der Sicherheit darbirte. Endlich hat ein eigen» dazu comittirter Architect, der Mitglied des Instituts und ein« Autorität im Va..fache ist, sich in demselben Sinne ausge sprochen. Das Illoäiio cku Prinoe Imperial bleibt also vor läufig geschlossen, und sein Dircctor, der bereits sein gesammte» Personal mgagirt und alle Vorbereitungen zur feierlichen Er öffnung getroffen hatte, befindet sich in Verziveiflung. * Auf der hessischen Ludwigsbahn ist am 19. April et» Locomotivführer, Kaiser, auf eine entsetzliche Weise verunglückt. Derselbe fuhr nämlich Abends gegm 11 Uhr mit eine« Güter zuge von Darmstadt über die Rheinbrücke, wobei er sich «ahr- ichrinlich seitwärts hinausbeugle, um die Sicherheit des Gleiset zu erspähen, wie er dies öfters in der Gewohnheit hatte.' Genug, der Heizer, der gerade sein Feuer unterhielt, vermißt» den Führer, den man schließlich mit abgeschnittenem Kopfe »uck mit verstümmelten Gliedmaßen auf dem Bahnkörper fand. * In Hannover müssen diejenigen Nestaurateure, welch« ihre Gäste noch durch weibliches Personal bedienen lassen, eine» 01