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WLlheritz-JeituW Tageszeitung unö Anzeiger sür DWvl-iswMe, Schmie-eberg ».N Vierteljährlich ^MK.obneA«- «rgNllSptr». — Einzeln, Nimnn*m SO M. — Fernsprecher: Amt Dippoldiswalde Nr. s. Semeiudeverbands-Girokonto Nr. 3. — PMänck- Konto: Dresden 12548. «ettep» Zett««g »es De-trN» Kieses Bla« enthält -le amtlichen BekauatmachmsO« -er Amlshauvtmannschast, -es Amtsgericht» un- -es Sta-trats zu Dtppol-tswal-e Verantwortlich« Redakteur: Baut Je-ne. — Druck und Verlag- Earl geb« in Livvol-lswal-e. Nr 93 Freitag den 21 April 1922 88. Jahrgang '-7 — - 's r ,'7 11 7»^ ...» »»»">> S-8^SSS^^-F!---I!>iD7I7^riLri!-^^sS---!» ! AMilhe BckNtillschMD. k Brotmarken-Ausgabe Freitag den 2l. April 1922 vormittags von 10—12 Uhr im Rathause. Nrcktrnt vippoiölzwslö» Bekanntmachung. Die Kohlenkarken auf die Zeit vom 1. Mai 1922 bis 30. April 1923 gelangen durch die Gemeindeverwaltungen demnächst zur Ausgabe. Die Karten sind zur Vermeidung späterer Nachteile sofort und spätestens bis Ende dieses Monats einer der zugelassenen Kohlenhandlungen zum Ein trag in die Kundenliste vorzulegen. Anträge auf Erteilung eines Kohlenbezugscheines für Be hörden, Gewerbebetriebe, Anstalten usw. auf die gleiche Zeit sind sofort bei den Herren Gemeindevorständen zu entnehmen und bis längstens den 3V. d. M. bei der unterzeichneten Orks- kohlenfielle einzureichen. Orlskohlenstelle Schmiedeberg, am 19. April 1922. Barthel, Gemeindevorstand. LerMMt'S «us Sächsisches Dippoldiswalde. Lie Zurüstungen zu dem am Sonntag und Montag hier abzuhalienden Jahrmarkt werden be- , reits eifrig betrieben. Mährend man vor einigen Jahren allseitig glaubte, daß sich unter den damaligen gewerblichen Verhältnissen die Jahrmärkte überlebt hätten, hat gerade die Nachiriegszeit bewiesen, daß sie von Jahr zu Jahr sich wieder größerer Beliebtheit zu erfreuen haben und wenn nur das Wetter einigermaßen günstig ist, wird auch der devorstchepde Markt stark besucht sein. — Vorbeugende Maßnahmen der sächsischen Regierung gegen künftige Arbeitslosigkeit. Die Erfahrungen, die in Sachsen und dem Reiche in den Jahren 1919 und 1920 mit -er Wirtschaftskrisis und der folgenden großen Arbeitslosig keit gemacht wurden, haben die sächsische Regierung veran laßt, in einer dem Landtage unterbreiteten Denkschrift vor beugende Maßnahmen gegen künftige Arbeitslosigkeit zu empfehlen. In der Denkschrift wird ausgeführt, daß alle Volkswirtschaftler sowie der Reichswirtschaftsminister mit einem bevorstehenden Umschwung der Konjunktur rechnen, resultierend aus den gleichen Ursachen wie im Jahre 1919. Niemand vermöge indessen mit Sicherheit anzugeben, ob und wann der Umschwung einkreten wird. Die gegenwärtige Wirtschaftslage Deutschlands sei gekennzeichnet durch die gleichen Merkmale wie die Wirtschaftslage des Jahres 1919. Der gesteigerte Export infolge des Zusammenbruches der -rutschen Mark, die Flucht vor der Mark in die Ware, die Spekulationskäufe in Waren und die Angstkäufe der Ver braucher seien an sich Vorboten der kommenden Krisis. Trotz alledem könne in unserer abnormen Zeit niemand mit Be stimmtheit das in normalen Zeiten gewiß zu erwartende Vor kommen großer Arbeitslosigkeit voraussagen. Es sei z. B. ganz unsicher, inwieweit die eventuelle Reparationszahlung tn Waren anstatt in Gold günstig auf den Arbeitsmarkt zu- rllckwirken würde. Die Denkschrift habe nicht den Zweck, bestimmte Notslandsarbeiten zur Ausführung zu empfehlen ober eine Einzelentschließung der Staatsregierung bindend fefizulegen, sondern sie solle die Möglichkeiten aufzeigen, die nach Ansicht der Regierung gegeben sind, wenn die befürch tete Krisis zur Tatsache werden sollte, und die Richtung an- geben, in der sich dann die Arbeit der Regierung und ent sprechend etwaige Einzelanträge an den Landtag zu bewegen haben werden? Im einzelnen werden dann die Maßnahmen, mit denen der Arbeitslosigkeit entgegengewirkk werden soll, aufgeführt für die Gebiete der Arbeitsbeschaffung, der Arbeitsvermittlung, der Arbeitsumschulung un- der Arbeits streckung. Dresden. Die Auslandsschau-Ausstellung des Deutschen Aasland-Instituts, die zurzeit in der Ausstellungshalle des deutschen Hygiene-Museums am Zwingerteich stattfindet, wird nur noch kurze Zeit hier in Dresden zu sehen sein. Mit dem kommenden Sonntag beginnt die letzte Woche. Am 30. April wird die Ausstellung geschloffen. Eine Verlängerung ist nicht möglich, da noch andere Städte .auf die Ausstellung warten und sie ihre Weiterreise anlreten muß. — Es sei deshalb jedem, der diese einzigartige Ausstellung noch nicht gesehen, «Sin baldiger Besuch empfohlen. — Auch in der kommenden Woche finden regelmäßige Führungen statt und zwar täglich M« 11 Uhr vormittags und 5 Uhr nachmittags. — Das Presseamt des Polizeipräsidiums teilt mit: Am 3. d. M. in der Mittagsstunde sind am Antonsplahe gegen über der Markthalle am Eingang zur alten Kunstgewerbe schule zirka 30 Federzeichnungen (figürliche Kompositionen, Porträts und Körperteile von Menschen darstellend) abhanden gekommen. Die Zeichnungen sind ausgeführt auf starkem Zeichenpapier in farbiger, hauptsächlich lilaer Tusche und mit dem Namen «Otto Meister 1921 u. 1922" versehen. Dio Hälfte der Zeichnungen ist mit einens auf weißem Karton hergestellten Paspartout umgeben. Größe der Zeichnungen zirka 65X55 Zentimeter und kleiner. — Am Dienstag abend nach 9 Uhr war von Dresden aus in östlicher Richtung ein großer Feuerschein wahrzunehmen. Es stand die Ehrlich-Mühle in Heidenau in Flammen. Das j Mühlen- und Bäckereigebäude wurde ein Raub der Flammen. ! Der angerichteke Schaden ist sehr bedeutend. Das Wohnge bäude konnte erhalten bleiben, ist aber durch die großen Wassermengen, die von den Feuerwehren auf das Gebäude geworfen wurden, stark beschädigt. Die Entstehungsursache konnte bisher nicht aufgeklärt werden. — Der Gemeinderat zu Reichenberg bei Dresden be schloß in einer einzigen Sitzung folgende Steuern: 25 N Zu schlag zur Skaatsgrundsteuer,' 1 M. pro Einheit Gemeinde- grundstcuer auf April bis Juni 1922; 25 A Zuschlag zur staat lichen Gewerbesteuer; nachträgliche Gewerbesteuer auf 1921; Hundesteuer 75 M. und je 100 A Zuschlag für jeden weiteren Hund; für das zweite Vergnügen hiesiger Vereine 50 M., auswärtiger Vereine 100 M. Zuschlag zur Vergnügungs steuer; Traukutschensteuer 10 M. für die erste Kutsche, 20 M. für die zweite, 30 M. für die dritte usw.; Steuer auf Hoch zeitszüge mit Musik 50 M.; Klaviersteuer 100 M., mit Aus schluß der Gastwirtschaften; als Steuer bei Skatkournieren 5A des Umsatzes. Bad Schandau. Am Ostersonnabend lief auf der Hohn steiner Straße in Wendischfähre ein 6 jähriger Knabe in ein Automobil hinein und wurde sehr schwer verletzt. Dio In sassen bemühten sich soforfum das Kind und sorgten für seine Ueberführung zu einem Arzt. Dem Wagenführer ist keine Schuld beizumessen, da das verunglückte Kind aus Uebermut des öfteren kurz vor ankommenden Kraftfahrzeugen über die ! Straße gelaufen ist. — Am Schrammkor stürzte am 2. Osterfeiertag bei Aus übung des Klettersporks ein 20 jähriger, aus Dresden ge bürtiger Mann aus einer Höhe von zirka 30 Meter ab. Er erlitt Verletzungen in der Beckengegend. Hiesige Samariter sorgten für Ueberführung des Verletzten in das Stadtkranken haus. Bad Elster. Auf einer Fläche von etwa 50 000 Quadrat meter ist in der Nähe des Badeortes durch Aufschüttung langgezogener hoher Dämme eine Moorbereitungsanlage ge schaffen worden. Die im südlichen und östlichen Vogtlands gewonnene stark heilkräftige Moorerde wird hier durch acht- bis zehnjährige Sonnenbestrahlung bezw. durch Frierung einem Gär- und Sterilisierungsprozesse unterzogen und durch diese Behandlung wirksamer gemacht, sodaß Bad Elster vor anderen Moorbädern einen erheblichen Vorsprung erlangt. Ebmath i. V. Der schweren Schußverletzung erlegen ist am 2. Feiertage im Ascher Krankenhause der 18 jährige Wilhelm Voit aus Einöde bei Rohbach, der am Ostersonnabend beim Fleischschmuggel betroffen und, da er auf den Haltruf nicht stehen blieb, von einem hiesigen Grenzaufseher durch einen Bauchschuß fluchtunfähig gemacht wurde. Auerbach. Unter dem Verdacht, an Stoffdiebstählen be teiligt zu sein, die in den letzten Jahren auf dem Güterboden des Unteren Bahnhofs verübt worden sind, ist der Kaufmann Kurt Röber von hier in Untersuchungshaft genommen worden. Die bisherigen Erörterungen haben diesen Verdacht zum Teil bestätigt. Plauen i. V. Zu schmerzlichem Erinnern an unsere natio nale Schmach bieten auch unsere Bahnhöfe öfter Gelegenheit. Sei es, daß dem aufmerksamen Beobachter die fast tagtäglich gen Süden rollenden Kohlenzüge für die Entente auffallen, sei es, daß anderes rollendes Material zahlreiche wertvolle Schätze entführen und somit den Weg so vieler «Reparations leistungen' gehen. Auch unter Reparationen sind die zwanzig Güterwagen zu zählen gewesen, die, je zehn am Gründonners tag und Karfreitag, vom oberen Bahnhof aus nach Serbien rollten. Die vollständig neuen, in der Waggonfabrik Werdau hergestellten, grau angestrichenen bedeckten Güterwagen wurden auf dem Westbahnhofe zusammengestellt und sind über Passau an ihren Bestimmungsort gebracht worden. Jeder ' einzelne Wagen hat einen Mert von etwa 100 000 M., so , daß diese 20 Wagen, die auf Reparationskonto gehen, ins- ' gesamt einen Wert von 2 Millionen Papiermark bedeuten. Ein doppelt schmerzlicher Verlust für uns, zumal in unserm Güterbetrieb Güterwagen fehlen. Schönbrunn i. V. Der Pächter der hiesigen Gemeindejagd hat im Februar und März d. I. drei ausgewachsene Edel marder erlegt, bezw. im Eisen gefangen und für die wert vollen Minterpelze nahezu 10000 M. gelöst. Die jährliche Jagdpacht beträgt 1200 M. Oelsnitz i. B. Das Soliezium oniiatis (eigentlich Oü- legium Oelsnittano Oksritstivam), welches hier alljährlich in der Woche nach Ostern einen Konvent abhält, besteht nun mehr 235 Jahre, da Vie Artikel (Satzungen) dieser Begräbnis- Gesellschaft 1687 entworfen und „confirmiert" wurden. Wie alle „Grabgesellschasten", ist auch das „Loll, csr." immer in großem Flor gewesen, besonders in den Zeitek, in welchen die Stadt Oelsnitz von der Pest heimgesucht ward. Es war größtenteils aus solchen Personen zusammengesetzt, die keiner bestimmten Innung angehörten. Alle Innungen hatten ihr besonderes Leichentuch, und es hatten stets die jüngsten Meister — 8 oder 16, je nach Stärke der Innung — die Ver pflichtung, ihre Zunfiverwandten und Angehörigen zu Grabe zu tragen. Auch nach Geschlechtern waren früher die Be- gräbnis-Gesellschasten getrennt; in der Nachbarstadt Adorf war es Ende des 16. Jahrhunderts Brauch und Sitte, „daß die Weiber einander selbst zu Grabe trugen", und Pfarrer Melchior Burkhard! in Machern hat unterm 8. August 1592 ins Kirchenbuch eingetragen: „Heute ward Winklers Weib, welches in Kindesnöthen gestorben, wider des Pfarrers Willen von den Weibern zu Grabe getragen". Bautzen. Fertiggestellt ist jetzt die -mst einem Kostenauf wand von 300 000 M. erbaute neue Zollstraße von Sachsen nach der Tschecho-Slowakei zwischen den Orten Eohland und Hainspach. Auch das neu erbaute Zollamt Sohland-Neudorf ist eröffnet worden. Es wurde mit 290 000 M. Baukosten erstellt, zu denen 180000 M. Zuschüsse zugesichert worden sind. Kloster Marienfiern. Hier fand, wie alljährlich, am ersten Osterfeierkage das Ost er reiten statt, zu dem mehrere tausend Zuschauer herbeigeeilt waren. V>2 Uhr traf auch Ministerpräsident Buck mit Gattin per Auto ein, wurde von einem geistlichen Herrn empfangen und in die Abtei geleitet. Altem Brauch entsprechend ritten die Reiter von Marlen stern nach dem nahen Crostwitz, während die Crostwitzer hier her kamen. Die prächtig geschmückten kostbaren Pferde er regten die Bewunderung der Menge, während die Prozession an sich tiefe Eindrücke hinterließ. Aehnliche Veranstaltungen fanden in Radibor, Räckelwitz, Nebelschütz, Ralbttz und Wittichenau statt. Auch hier hatten sich zochlreiche Zuschauer eingefunden. Gleichberechtigung? Bet der Eröffnung der Konferenz von Genua kehrte in allen Reden immer der Grundgedanke wie. der, daß auf der ersten Zusammenkunft der euro päischen Staaten nach dem Kriege kein Unterschied -wi schen Siegern und Besiegten gemacht werden sollte, daß kein Staat den Vorrang haben sollte vor den andern; kurzum, alle aus der Konferenz vertretene» Staaten sollten gleichberechtigt fein. Das waren alle« schöne Worte, die, in die Tat umgesetzt, einen fried lichen Verlauf der Konferenz gewährleistet und all« Ueberraschungen, wie wir sie jetzt erlebt haben, von vornherein ausgeschlossen hätten. Gar bald zeigte sich jedoch, daß man es mit dem Prinzip der Gleichberechtigung nicht gerade ernst nahm. Zuerst machte der Führer der französischen Abord- nung, Barthou, auf Geheiß seines Auftraggebers Poin- carös den Versuch, die Deutschen und Russen an der politischen Hauptkommission herauSzudrängen. De, Vorstoß war jedoch zu plump, al» daß sich die Alli- ierten offen daran beteiligen konnten. Man lehnte di« Forderung der Franzosen formell ab, willfahrte ihrem Wunsche jedoch auf andere Weise, indem man di« Verhandlungen mit Rußland aus der Kommission her austrug und fast die ganze erste Konferenzwoche Hinte, den Kulissen mit den Russen verhandelte, ohne daß die deutschen Delegierten zu den Beratungen hinzu gezogen oder wenigstens über den Verlauf der Bera tungen unterrichtet wurden, von einer Gleichberechti. aung der deutschen Delegierten war plötzlich keine Rede mehr. Unter Ausschaltung Deutschlands wurd« über Dinge verhandelt, die unsere Interessen wesent lich berührten, namentlich über die Anwendung de» ominösen Artikels 116 des Versailler Vertrages, durch den Rußland ein Anteil an den deutschen Repara tionszahlungen aefichert werden sollte. E» ist noch erinnerlich, wie dieser Paragraph von französischer Seih immer wieder ausgespielt worden ist, um einen KeA -wische« Rußland und Deutschland »u schieb«, «ch