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Nummer 183 - 25. Zahrqcmq -mal wöch. Bezuasprels für August 3.0» einschl. leligeiö Anzeigenpreise: Die lgesp. Pelilzeile »VL. Slellengesuche 20 L Die Pelitreklamezeile. 8g Milli» meier breit. I Ofsertengebühren für Selbstabholer 8» ^ bei Uedersenbung durch bi« Post außerdem Perwzuickilag Emzel-Nr 1v L. Sonntags»Nr IS velchüktlicher Teil: I. Hillebrand in Dresden. Söctlslsi Sonntag, 15. August 192t- Im Falle höherer Gewalt erlischt jede Verpflichtung auf Lieferung sowie Erfüllung v. Anzeigenausttüge» u. Leistung v. Schaoenersah Für unbeutl, u d. Feriu ruf übermitt An.^igen übernehmen wir keine Vers antwortung Unverlangt «ingesanbte u. m. Rückporta nicht versehene Manuskripte werd nicht aufbemohrls Sprechstunde der Redaktion 2—3 Uhr nachmittags Hauptschriftleit.: Dr. Joseph Albert Tresoeq vincjksrlen Outte Leiiervaren ci Osbr. Ueuüingsr kiieivzmlrIMsIii» llrvslien-A. 2abn8gssse l» blemminsstr 4. lleit-ISli? femtiillttsr ISochaiienelie, Lruü »nd Verlag! Saronia. Buchdriilkere, GmdH„ DreSden-A. i, Poliertlrake 17. ^ernr»! S1VI2. PoMckelktonlo Dresden I47S7 Banktonto: Dresdner Bank, Dresden Für christliche Politik und Kultur .Uedakttan der Dresden. SUIsladl >, Lachsiicheu Volkszetiung Polierslratzc >7. gernrui L07N nnd 21ÜI2. Ka? die Rheinlandbesatzung noch Sinn, wenn Deutschland in den Völkerbund einlrM? — Lie Dedeulung der Kallung Englands — Verlegung -es Oberkommandos von Mainz nach Metz? Was uns Mexiko lehr! Als die Spanier zu Beginn des 16. Jahrhunderts über das Meer nach Westen vordrangen und bei Beracruz ihre Schiffe anlegten, um in das gewaltige unbekannte mexikanische Land zu gelangen, fanden sie ein hochent wickeltes Kulturvolk, die Azteken vor. Die Unterwer- 'ung des Landes wurde nach schweren Kämpfen um 1526 zenmi vollendet und die Herrschaft der Spanier war für )rei Jahrhunderte begründet. In diesen drei Jahrhun derten ist einerseits viel europäische Kultur in das neue Iteich verpflanzt worden, anderseits aber sind soviel alte nexikanische Kulturwerte von den Spaniern vernichtet worden, daß man diese Herrschaft mit größter Vorsicht beurteilen muß. Das reiche Land war den Spaniern -ine willkommene Quelle sowohl ihrer staatlichen wie rnch rein privaten Bereicherung. Und nur unter Anwen dung von Gewalt war es ihnen möglich, die Bevölkerung in Zucht und Ordnung zu halten. Erst als das Christentum ücsere Wurzeln geschlagen hatte, bahnte sich auch eine ieidlich friedliche Entwicklung an und dem Lande wurde mi kulturellem und kirchlichem Leben die nötige Frei test gewährleistet. Aber trotz aller modernen Kultur konnte der Drang lach Unabhängigkeit und Freiheit bei den Mexikanern licht erstickt werden. Und als zu Beginn des 19. Iahr- nmderts die französische Revolution ihre Fanale weithin msleuchten ließ und gleichzeitig manche Intrigen Eng- ands und der Bereinigten Staaten eine Art Erbitterung n Mexiko geschaffen hatte, lebt plötzlich an allen Enden >es Landes der Kampf der Eingeborenen gegen dieFremd- lerrschaft auf. Die Spanier wurden vertrieben. Und ein iatholischer Priester, der Padre Hidalgo, war der erste Führer in den Freiheitskämpfen. Doch das schöne Wort von der „Freiheit", das man >uch in Mexiko so schnell zu prägen verstand, verwandelte ich schon bald in ungebändigte Zügellosigkeit. Und statt Ruhe und Frieden folgten nun unaufhör- ich Unruhen und Aufstände. Jetzt bekämpften sich d'--s ngenen Stämme im Innern des Landes. Und wenn man staubte, es sei endlich eine mannhaft starke Negierung in >er Hauptstadt geschaffen, zog von irgendeiner Richtung «er ein neuer Räuberhauptmann mit seinen Stammes- Etreuen heran und begründete eine neue „Herrschaft." So war es unausbleiblich, daß auch für Kirche und Kultur eine Leidens- und Verfolgungsgeschichte anheben mißte. Und in der Tat kann man das Jahr 1824 als den beginn der Kulturkampfperiode, vor allem der katho- ischen Kirche, bezeichnen. In diesem Jahre wurde der .Unser Iturbide, einer der ersten mexikanischen Herr- cher nach der Berjagung der Spanier, von seinem Gegner, lein General Santa Anna, gestürzt und bald darauf hin - gerichtet. Iturbide hatte dem Lande die religöse Freiheit gewährleistet und war auch persönlich ein höchst rhrenwerter Charakter. Nach seinem Tode aber war es mt dieser religiösen Freiheit aus. Bald wurde das erste Kulturkampfgeseh erlassen und nun folgen die unzähligen Drangsalierungen und fanatischen Religions- Kämpfe, wie sie kaum ein anders Land durcl-gemacht hat. Line rühmliche Ausnahme machte zu Beginn des 20. Jahr hunderts der gemüßigte Porfirio Diaz. Aber gleich nach ihm, 1910, entbrannte der Kampf von neuem. Ter berüchtigte Präsident Carranza, einer der nfolgreichsten zur Herrschaft gelangten Führer der Revo lutionäre, erließ Bestimmungen für das Land, diealles ins dahin Gebotene übertrafen. Sie hatten den Zweck, das religiöse Leben r e st l o s e r st e r b e n zu lassen. Carranza war ein Zyniker, denn er hatte an Sie Spitze seiner Bestimmungen den Satz gestellt, daß die Freiheit des Glaubens, des Unterrichtes und der öf fentlichen Meinung gewährleistet sei. In den folgenden Art:- ' . aber wurden so drakonische Maßnahmen gegen jeden, der irgendwie eine religiöse Handlung auszuüben sich vermaß, ausgesprochen, daß in der Tat die ganze „Freiheit" zur Lächerlichkeit degradiert wurde. Keine re ligiöse Körperschaft konnte Schulen einrichten, kein reli giöser Orden durfte existieren und Ordensgebilde waren untersagt. Sowohl das Zölibat des Priesters wie die unauflösliche Ehe des Laien wurden als nichtig erklärt. Ein jeder Bürger wurde aufgefordert, alle Kir- ckenbesitztümer der Regierung anzuzeigen, damit sie kon fisziert werden konnten. Eine beschränkteHöchst- zahl von Priestern wurde geduldet, die aber der meisten bürgerlichen Rechte verlustig gingen. Und in der Praxis wurde jelbst diese beschränkte Zahl dadurch un möglich gemacht, dak die Ni ieOer einzig und allein eine London, 14. August. Die „L ines" (die bekanntlich der Regierung sehr nahe steht) beschäftigt sich heule an teilender Stelle mit der B e r in indern » g der franzvs i scheu Besä h u n g s» truppen im Rheiulande und mit den noch unerledigten Abrüstuugsfrageu. Das Blatt stellt mit Befriedigung fest, daß gerade unter einer Negierung Pviucare ein solcher Schritt unternommen würde. Keine Aktion des Mannes, der die Besetzung der Ruhr augeordnet habe, könne das deutsche Volk mehr von dem ernsten Wunsch Frankreichs überzeugen, die Bersöhnungspolitik fortznseizen. I» Lvearno sei den deutschen Nertrerern ein mündliches Persprechen über Herabsetzung der Truppenzahl gemacht und dieses Versprechen sei daraus von der Bolschaflerkonferenz auch schriftlich bestätigt worden. Die ganze Kontroverse sei zweifellos auf das m ßlungene Bemü'n zurückznführen, die in diesem Schreiben enthobenen An.drücke, wie „be trächtlich" und „annähernd normale Stärke" richtig aus- zu legen. Auf die Forderungen, die die Alliierten ihrerseits, kn der A b r ü st n n g s f r a g c stellen, übergehend, führt die „Taues" alle die Punkte an, in denen die Abrüstung Deutschlands noch nicht vollständig den Bestimmungen des Versailler Vertrages entsprechen soll und erklärt zum Schluß, es sei für beide Teile nicht gewinnbringend, über Punkte zu streiten, die nicht lebenswichtig seien. Wenn der gute Wille vorhanden sei, dann werde man sicherlich über alles hinweglommen und der Versuchung aus dem Wege gehen könne», mit derartigen Beschwerden nnd kleinlichen Gegenbeweisen anfzutrumpfen. ^ Die liberale „Daily News" schreibt in einem Leit artikel, der Beschluß, die alliierte Truppenstärke im Rhein- kande auf 50 000 oder 60 000 herabzusetzen, habe einen gro ßen Teil seines friedeniürderndcn Wertes durch seine Ver spätung eingebüßt. Das Blatt hofft, daß die Räumung, vor der Septembertagung des Völkerbundes vollendet sein werde. Rach Deutschlands Eintritt werde nicht die ge ringste Berechtigung mehr dafür bestehen, daß auch nur ein einziger alliierter Posten die düstere Wacht am Rhein noch halte. staatliche Erziehung genießen und zum Bruch des Zöli bates gezwungen werden sollten. Das war 1917, als diese brutalen Gesetze erlassen wurden, aber schon zwei Jahre später sah sich Carranza, durch den Widerstand nnd den Heldenmut der katholischen Bevölkerung veranlaßt, sein Werk zu revidieren. Er hob die Kultnrkampfparagraphen ans. Und das Volk atmete auf in der Hoffnung, nun ungestörter seinem Glauben an- hängen zu können. Aber es mar nur ein scheinbarer Friede, der schon bald wieder gestört wurde. Obwohl der neue Präsident der Bollblutindianer Obregon mit we niger Härte als Carranza sein Volk zu regieren verstand, so flammten doch schon bald wieder die Kampffanale an den verschiedensten Stellen des Landes auf. Ganz abge sehen davon, daß cs in den äußersten Provinzen über haupt nicht zur Ruhe gekommen war. In Morelia (Staat Michaocan) wurde im Jahre 1921 ein Mitglied der „Ka tholischen Jugend" erschossen, und im selben Jahre fand ein Dynamitattentat ans die Basilika von Guadalupe, das N a t i o n a l h e i l i g t u m Mexikos, statt. Das bedeutete den Beginn neuer Verfolgungen. Und selbst die Regierung begann sich allmählich wieder ans die be rüchtigten KÜlturkampfgesetze von 1917 zu berufen nnd tat so, als ob sie überhaupt nicht aufgehoben seien. Obre- gon regierte bis 1924. Da wurde am 6. Juli 1924 der neue und noch heute sich im Amte befindliche Präsident Cal - l e s von den r a d i h o l st e n Gruppen auf den Thron erhoben. Ehemals Lehrer, dann Anführer von Revolutio nären und schließlich Gouverneur von Sonova ist er von jeher einer der rücksichtslosesten Katholikenverfolger ge wesen. Kaum war er Präsident geworden, als er mit Eifer jene Gesetze von 1917 studierte und sie als ein ge eignetes Mittel empfand, die katholische Kirche völlig zu vernichten. Er versuchte sofort sie in rigorosester Art im ganzen Lande durchzuführen, duldete jede Roheit gegen Priester und Nonnen und beraubte vor allem die Kinder des Religionsunterrichtes. Zum Ausgleich sollte eine sog. Nationalkirche noch im vergangenen Jahre prokla miert ln»ndt>„. Aber sie scheiterte. Die Katholiken arbei- NiäiilZ» 14. August Zin Zusammenhang mit den gemeldeten Truppenve», ringerungen im Rheiulande verstauter, daß das hier liegende Oberkommando der französischen Nheinarmee demnächst nach Metz verlegt nnd dort mit dem Generalgouvernement: der Festung znsammengelegt wecven soll. -Als nner Ober- sommnudiereiider an Stelle des Generals Gnillemat wird der jetzige Militärgvuvernenr von Metz De Lardemello genannt. Wie in Frankreich selbst so sind jetzt auch die in der Pfalz geplanten großen Divisivnsmanöocr des 32. Armeekorps abgesagt worden. ES finden lediglich Geländeübungen in kleinem Maßstab zwischen einzelnen! Garnisonen und Schießübungen der Artillerie Katt O Die Ausführungen der „Times" zeigen deutlich di« Haltung, die Englands Negierung gegenwärtig in der Bcsatznngsfrage ciiiiiimmt. Man wünscht einerseits Deutsch land enigcgcnznkommen, um hier die Stimmung für die Genfer Septembertagnng günstig zu beeinflusst'», andcrer- sens möchte man der Regierung Poincare keine Ungelegen» heiten bereiten. Die Folge ist, daß Pariser Blätter heute schon erklären, an eine größere Truppenverminderung, sei für Frantreich nicht zu denken, da ja auch Engllandj seine Truppen :m Rheinland nicht herabsctze! Daß die öffentliche Meinung in England gegen di« weitere Besetzung des Rheinlandes ist, dasür ist die Aus lassung der „Daily News" ein neues Zeugnis. Kein Ver nünftiger zweifelt heute mehr, daß die „düstere Wacht" am Rhein das schlimmste Hindernis für den Wiederaufbau und die Verständigung in Europa ist. Wenn man sich in Frankreich entschließen würde, mit einer deutlichen Geste energisch an den spürbaren Abbau dieses .Hinder nisses ,zn gehen, wäre das die beste Vorbereitung für dis Aufnahme Deutschlands in den Völkerbund. Frankreich wird sich allerdings kaum zu einer solchen Haltung ver stehen, wenn nicht' neben der britischen Oesfeiulichkeit auch die britische Regierung sich offen für einen raschen nnd ausreichenden -Abbau der Rheinlandbesatzung einsetzp teten in ausgezeichneter Weise entgegen und verstanden es, eine große geschlossene Front zu errichten. Aber Cal les, der vor allem durch die Freimnurerargaiiisationen unterstützt wird und selbst Logenbruder ist. richte nicht, das kommunistisch-sozialistische Programm der „Freiheit" zu verwirklichen. So ist vor kurzem sein neuer Vorstoß erfolgt und wkr wissen, daß ab 1. August dieses Jahres sich all jene Ge setze von 1917 ganz offiziell in Mexiko in Kraft befinden. Die Priester üben keine religiösen Handlungen mehr aus, die Kirchen sind ahne sakramentale Handlungen. Und die Verfolgungen sind bereits in den letzten Tagen so stark geworden, daß sie in der Tat den ärgsten Christen» Verfolgungen in den Anfängen der Kirche gleichkommen. Eine große Anzahl von Toten ist schon heute zu verzeich» nen, die teils in Gefängnissen umliamen oder sogar öffent lich hingerichtet wurden. Um nichts stehen diese Ereig nisse den Grausamkeiten der Bolschewisten, deren Gedan, kenträger ja Calles und seine Genossen sind, nach. Für uns Katholiken nun ist es eine Selbstverständ lichkeit, daß diese „Herrschaft" ei» Ende nebinen wird und muß, und daß die Katholiken Mexikos sich den Maß nahmen der Regierung niemals beugen werden. Wir Europäer lassen uns leicht solche Gedanken durch deck Kopf gehen und — im Glauben an das Recht — vergesseck wir dabei, auch einmal darüber nachzudcnken, was unsl dieser Kampf in Mexiko lehr t. Wir wissen aus der Geschichte, daß die Katholiken zu allen Zeiten inderGefahr z u s a m m e n st a n d e n und daß alle Kulturkampfparagraphen wie eitler Plunder im Wind verflogen sind. Gerade wenn die Gefahr am größten mar. erlebte man die vollkommenste Einmütig keit in der Abwehr. Der Katholizismus hat seinen Ruhm, unüberwindbar zu sein, bis heute erhalten. Soll uns das nun beruhigen? Ist das Zusammenstehen in der Ge fährt der einzige Zweck und Sinn des katholischen Be kenntnisses? Hier beginnt die Erforschung der Gewissen. Nicht allein darauf kommt es an. daß man bei aewikken Ge.