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Sächsische Staatszeitung : 19.11.1915
- Erscheinungsdatum
- 1915-11-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480731217-191511195
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480731217-19151119
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480731217-19151119
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Staatszeitung
-
Jahr
1915
-
Monat
1915-11
- Tag 1915-11-19
-
Monat
1915-11
-
Jahr
1915
- Titel
- Sächsische Staatszeitung : 19.11.1915
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Landtags-Beilage zur Sächsischen Staatszeitung. 1916 Beauftragt mit der Herausgabe: Hofrat DoengeS in Dresden. Nr. 5 Landtagsverhandlungen. II. Kammer. 4. öffentliche Sitzung am 18. November. Präsident vr. Vogel eröffnet die Sitzung um 12 Uhr 20 Min. nachmittags. Am Regierungstisch anwesend Se. Exzellenz Hr. Staats- minister vvr. Dr.-Inx- Beck, sowie die Herren Regierungs- kommissare Geh. Rat vr. v. Seydlitz, Geh. Regierungs- rat vr. Heyn und Geh. Finanzrat vr. Hedrich. Nach Vortrag der Registrande teilt der Präsident mit, daß die sämtlichen auf die Lebensmittelfrage bezüglichen Eingänge und Anträge der verschiedenen Fraktionen nach einem Übereinkommen derselben unter dem Titel „All gemeine Ernährungsfragen" zusammengenommen und in gemeinsame Verhandlung genommen werden sollen. Hierauf trat die Kammer in die Tagesordnung ein- Allgemeine Vorberatung über das Königl. Dekret Nr. 7, Bericht über die Verwaltung und Vermehrung der Königl. Sammlungen in den Jahren 1912 und 1913 betreffend. Abg. Lange Leipzig (soz.): Seine Partei habe keine Veranlassung, an dem Berichte irgendwelche Kritik zu üben, dazu sei die gegenwärtige Zeit nicht besonders geeignet. Er möchte nur mit Genugtuung feststellen, daß auch m dieser schweren Zeit des Krieges die Fürsorge für Wissenschaft und Kunst in Sachsen nicht nachgelassen habe. Es sei das ein erfreuliches Zeichen für das Barbarentum der Deutschen. Er sei der festen Überzeugung, daß man in Zukunft auch seiner früheren Anregung nachgehen werde und die Verzeichnisse der Tammlungen volkstümlicher gestalten werde, damit sie mehr der Gesamtheit zugute kämen, nicht nur den einzelnen Wissen schaftlern. Er verzichte darauf, heute auf Einzelheiten einzugehen. Abg. Rentsch (kons.) beantragt, daS vorliegende Dekret Nr. 7 an die Rechenschafts deputation zur Berichterstattung zu überweisen. Er gedenkt zu nächst in Dankbarkeit des in den Ruhestand versetzten hochverdienten Vorstandes der Skulpturensammlnng Geh. Rates Prof. vr. Treu und des verstorbenen langjährigen, verdienstvollen Bibliothekars der Königlichen öffentlichen Bibliothek Prof. vr. Lier so wie zweier auf dem Felde der Ehre gefallener Beamter, und geht dann näher auf den Bericht selbst ein. Er bedauert, daß infolge Ausbruchs des Krieges die bereits in Chemnitz, Plauen, und Zwickau stattgefundenen Wanderausstellungen von 14 neueren Gemälden aus der Königl. Gemäldegalerie haben unterbrochen werden müssen und wünscht namens seiner politischen Freunde, daß die weiter im Lande beabsichtigten Ausstellungen nicht allein in den Städten Bautzen, Freiberg und Grimma, wo sie in Aus sicht genommen seien, sondern womöglich noch in anderen geeigneten Orten Sachsens nach Friedensfchluß recht bald wieder in die Wege geleitet würden. Eine ganz besondere Befriedigung und Freude habe der auf S. 7 bis 9 des Dekrets enthaltene Vertrag mit der Stadtgemeinde Dresden über den endlichen Ausbau und den bereits genehmigten Neubau der Gemäldegalerie ausgelöst. Er lütte aber, der Kammer noch einmal die Pläne, die doch nun endlich feststehen dürften, vor ihrer Ausführung zugehen zu lassen. Wenn er auch glaube, daß in museumstechnischcr und besonders auch in städtebautechnischer Hinsicht alles geschehen werde, um einen seiner Umgebung angepaßten Neubau entstehen zu sehen, und daß ebenso auch die ihrer Fertigstellung entgegengehende Planung für ein in der Ostra-Allee auf dem Grundstück Herzogin- Garten zu errichtendes Museumsgebäude für naturwissenschaftliche Sammlungen schön und praktisch ausfallen werde — dafür bürge der Name Bestelmeyer —, so sei trotzdem doch oft ein Wort der Kritik nicht unangebracht. Er wolle nicht hoffen, daß man in ähnliche Fehler dabei verfalle, wie beim Neuen Königl. Schau spielhaus, der neuen Löwen-Apotheke in Dresden. Dieser letztere Bau sei in feiner Frontansicht, in seiner Fassade mit dem Antlitz eines schönen Mädchens zu vergleichen. Die Aufgabe sei bis in alle Teile vortrefflich gelöst, aber sie habe doch auch noch eine Rückseite. (Heiterkeit.) (Zuruf: Auch ein junges Mädchen hat eine Rückseite.) Dieses schöne Mädchen habe etwas am Körper, was nicht daran gehöre. (Große Heiterkeit.) Es habe einen Buckel. Er sei der Ansicht, daß der Blick der Bauherren, die sich in dieses Projekt verliebt haben, doch etwas getrübt gewesen sei. Aber wer durch die Brille der Liebe schaue, der habe den Blick der Musen, der halte den Buckel der Geliebten für den schönsten Busen. (Heiterkeit.) Das alte Wort wird seine Berechtigung auch im vorliegenden Falle behalten. Was wird dieser Höcker später für einen Eindruck machen? Wer an die Straße baue, müsse sich auch Kritik gefallen lassen, und deshalb bitte er der Kammer die Planungen für die Sammlungsneubauten noch einmal vorzulegen. Wenn im Bericht zum Ausdruck gebracht worden sei, daß man schweren Herzens Abstand davon genommen habe, im gegenwärtigen Landtag noch eine Baurate für das Naturwissenschaftliche Museum selbst vorzulegen, so müsse er sagen, daß ihn das freue. Er erkenne recht wohl die Notwendigkeit der Erweiterung der Räume für die Naturwissenschaftliche Sammlung an, jetzt aber wisse man noch nicht, wie man die Gelder für andere Zwecke brauche, deshalb müsse man in dieser Richtung jetzt sparsam sein. Auf S. 59 des Berichtes sei gar schon wieder von einem dritten in Aussicht stehenden Neubaue die Rede, nämlich von dem Neubau eines zoologischen Museums. Wenn das gewiß auch notwendig sei —das erkenne er an—, so müsse man doch in der fortwährenden Erweiterung dieser Räume etwas vorsichtiger und zurückhaltender sein. Es müsse eben zur Not so tveiter gehen wie bisher, oder nran müsse vielleicht einmal zunächst mietweise andere Räume für solche überfüllte Sammlungen zu gewinnen suchen, wie man das auch bei einem Telle der Gemäldegalerie versucht habe. Mit Erstaunen habe er im Bericht gelesen, daß vorübergehend Verzeichnisse und Führer in mehreren Sammlungen nicht vor handen gewesen seien, und daß eine Verminderung der Einnahmen die natürliche Folge gewesen sei. So etwas dürfe nicht wieder vorkommen. Mit besonderer Freude konstatiere er, daß sich die neuere Richtung in der Malkunst doch in anderen Bahnen be- Wege, als das früher der Fall gewesen sei. Es sei in der Kammer viel Kritik an dieser Malerei geübt worden, und er sei überzeugt, daß das init dazu geführt habe, daß mancher Künstler eine andere Richtung eingeschlagen habe. Redner dankt dann der Regierung dafür, daß sie in diesem Jahre endlich nach langen, langen Zähren drei Bilder der Gemäldegalerie nach Kamenz verliehen Habe, und gibt seiner Freude darüber Ausdruck, daß die sächsischen Künstler denn Ankauf von Bildern besonders berücksichtigt worden seien. ES sei das eine besondere Ehre für unsere Künstler, weil da« ein Beweis kür ihren guten Ruf sei, denn sicherlich hätte die Ltaatsregierung die Bilder nicht gekauft, wenn diese nicht auf der Höhe der Zett gestanden hätten. Erfreulich sei auch, daß in Kap. 44» des gegenwärtigen Staatshaushaltsetats 30 000 M. zur Unterstützung notleidender bildender Künstler eingestellt worden seien, denn die Künstler seien durchweg in dieser schweren Zeit in einer außerordentlich schwierigen Notlage. (Sehr richtig!). Dann sei er der Staatsregierung sehr dankbar, daß sie der Porzellansan.mlung eine entsprechende Aufmerksamkeit habe zuteil werden lassen und den Anregungen, die im vorigen Landtage gegeben worden seien, Folge geleistet habe. Er bitte, in Zukunft auch den mittelalterlichen Bildwerken der Skulpturensammlung, die leider im Museum bisher fast noch gar nicht vertreten seien, die gleiche Aufmerksamkeit zu schenken. (Unruhe.) Vizepräsident Vpitz (unterbrechend) bittet, die Privatgespräche etwas weniger laut zu führen. Abg. Rentsch (fortfahrend) weist dann auf die Wichtigkeit der Neueinrichtung des Mathe matisch-Physikalischen Salons hin, dem es gelungen sei, die Funken-Zeitzeichen der deutschen Gebestation Norddeich aus der Eiffelturmstation aufzufangen, und schließt mit der Bitte an die Direktion der Königl. Bibliothek, in Zukunft auch der Esperanto literatur mehr Aufmerksamkeit zu schenken (Bravo! rechts und in der Mitte) und deren Werke in die Bibliothek aufzunehmen, und mit der Bitte an die Rechenschaftsdeputation und Kammer, dem sehr interessanten Berichte zuzustimmen. (Bravo! rechts.) Abg. Koch (fortschr. Vp.) schließt sich mit seinen politischen Freunden dem Danke, den Abg. Rentsch den in den Ruhestand getretenen oder gestorbenen Be amten ausgesprochen hat, an, nicht aber der Kritik des Abg. Rentsch über die Löwenapotheke. Er glaube indes, das Thema gehöre nicht mehr hierher. (Sehr richtig!) Zu dem Berichte der Samm lungen, der vieles Erfreuliche enthalte, wolle er nur einiges Wenige, ihm wichtig Erscheinende hervorheben. Zunächst begrüße er die Verselbständigung des Rektorats des Historischen Museums und der Gewehrgalerie. Auch sei die Gründung und Besetzung einer Reihe neuer Stellen sehr erfreulich, ebenso die kostbaren Er werbungen und Geschenke, wofür namentlich auch den Geschenk gebern an dieser Stelle Dank dargebracht sei. Er glaube, das Haus werde im ganzen damit einverstanden sein. Den durch den Krieg auferlegten mancherlei Beschränkungen »volle er Rechnung tragen. Trotzdem aber und gerade wegen des Krieges erscheine ihm einiges Erfüllbare des Vorbringens wert. So sei berichtet, daß Führer und Verzeichnisse teilweise nicht vorhanden ge wesen seien, und daß dieser Umstand auch einen Ausfall an Einnahmen hervorgebracht habe. Er glaube, daß dies wenigstens in Zukunft vermieden werden könne. Hin sichtlich des Historischen Museums sei ein von ihn» oft aufgestellter Wunsch erfüllt worden, nämlich der, daß es auch nachmittags un entgeltlich geöffnet sein dürfte. Der Bericht erwähne, daß die Ergebnisse recht zufriedenstellend gewesen seien. Freilich sei die unentgeltliche Öffnung nur im Sommer geschehen, nicht dagegen in» Winter, und er möchte doch den weiteren Wunsch aussprechen, daß auch im Winter das Historische Museum wenigstens einen Tag freigegeben werde. (Sehr richtig!), und zwar nach mittags, damit es insbesondere auch von den Schulen besucht werden könne. Glücklicherweise sei den zahlreichen Verwundeten der Besuch überhaupt freigegeben worden. Er möchte hieran die weitere Bitte knüpfen, daß auch den übrigen Soldaten in Dresden der Besuch allgemein sreigegeben werde. (Abg. Günther Sehr richtig!) Überhaupt sei es das Ideal, daß alle Sammlungen un entgeltlich geöffnet seien. (Sehr richtig! bei der Fortschrittlichen Volkspartei.) Er wolle sich aber heute in seinen Wünschen be schränken, immerhin könne er keinen inneren Grund darin finden, daß einige Museen an jedem Tage unentgeltlich geöffnet seien, andere dagegen nur yegen ein Eintrittsgeld. Es sei wünschens wert, daß der Eintritt in jedes Museum wenigstens an einem Tage frei sei, allerwenigstens aber, daß die teilweise hohen Ein trittspreise mindestens an einigen Tagen herabgesetzt würden, so z. B. beim Grünen Gewölbe. Es sei doch der minderbemittelten Bevölkerung zuviel, 1,50 M. für den Besuch dieser Sammlung auszugeben. (Abg. Günther. Das ist viel zu teuer!) Sein Wunsch gehe dahin, daß, wenn nicht ein Tag ganz sreigegeben werden könne, doch wenigstens an einem Tage ein geringerer Preis festgesetzt werden möchte. Am Ende des Berichts würden bewegliche Klagen feiten der Königl. Bibliothek laut. Sie beträfen die geringen Mittel für Bücherbeschaffung. Es werde in dem Be richt selbst darauf hingewiesen, daß nur die Erhöhung des Ber- mehrungsfonds Abhilfe bringen könne. Dem könne natürlich im Augenblick kaum Rechnung getragen werden, immerhin würde es wünschenswert sein, daß für künftige Etats nach dem Kriege diese Sache im Auge behalten würde. Zum Schluß möchte er noch einen Wunsch aussprechen; er beträfe die Anstellung von Beamten, nament lich von Aufsehern in den Sammlungen. Ihm sei mitgeteilt worden — selbst habe er es nicht gelesen —, daß Männer zum Eintritt ausgefordert worden seien, die körperlich vollständig fehler frei seien, ja sogar eine bestimmte Länge nachweisen müßten. (Hört, hört!) Er meine, daß gerade die gegenwärtige Zeit darauf dränge, solche Stellen, soweit es möglich sei, mit Invaliden zu besetzen. (Sehr richtig! bei der Fortschr. Bolksp.) Er spreche die Bitte aus, daß hierbei, Ivie das schon längst in anderen Ländern geschehen sei — z. B. in Frankreich —, soweit es möglich sei, Invaliden berücksichtigt würden. Er hoffe, daß man später davon hören werde, daß diese kleinen Wünsche erfüllt worden seien. (Bravo! bei der Fortschr. Bolksp.). Abg. Nitzsche (soz.): Zu dem abfälligen Urteil des Abg. Rentsch über den Bau der Löwenapotheke möchte er einiges bemerken. Wenn ein Bau fertig sei, werde man es nicht übel nehmen, daß Kritik daran geübt werde; dies sei sogar sehr zu wünschen. Die konservative Seite scheine ihm aber sehr geneigt zu sein, Bauten, welche die Stadt Dresden unternommen habe, in abfälliger Weise zu be- utteilen. Bor zwei Jahren hätte die Kammer leider hören müssen, daß am Theaterplatz an Stelle des Helbigschen Baues geschmack lose Bauten hingestellt worden seien, heute, daß auch der Bau der Löwenapotheke, der unsere Künstler sehr viel beschäftigt habe, ein ganz verfehltes Unternehmen gewesen sei. Er möchte darauf Hinweisen, daß in beiden Fällen von baukünstlerischer Seite aus sehr eingehende Beurteilungen und Begutachtungen erfolgt seien, ehe man zur Ausführung geschritten sei, und daß auch heute noch, wo der Bau fertig sei, die Urteile der maßgebendsten Auto ritäten auf dem Gebiete der Baukunst dahin gingen, daß beide Bauten, auch die Löwenapotheke, durchaus gelungen seien. (Sehr richtig!) Im Zusammenhangs mit seinen kritischen Bemerkungen habe der Abg. Rentsch bemerkt, wer an der Straße baue, müsse sich auch nach den Verhältnissen richten, wie sie der Verkehr er- fordere. Aber gerade hier, bei dem Bau der Löwenapotheke, habe man eingehend berücksichtigt, daß man zwar an der Straße, aber auch, daß man nicht nur an der Straße, sondern auch an einem Platz, und zwar an dem bedeutendsten und schönsten Platz der Stadt Dresden, baue. Gerade deshalb sei man dazu ge kommen, den Bau so zu gestalten, wie er heute geworden sei, und den Laubengang herzustellen, der dem Abg. Rentsch so mißfallen habe. Gerade diese Frage sei sehr umstritten. Auch hier habe man sich schließlich auf feiten der Archi tekten dafür entschieden, daß es von großer Wichtigkeit sei, den Altmarkt als geschlossenen Platz zu erhalten. Lediglich auS diesen Erwägungen heraus sei man dazu geschritten, den Laubengang anzulegen. Es sei viel über den Bau gestritten worden, und eine ganze Agitation sei seinerzeit ins Leben gerufen worden. Roch in letzter Stunde habe man versucht, den Bau zu verhindern. Die Agitation ginge hauptsächlich von den Konser vativen aus. Sie habe weniger auf städtebaulichen Gründen, sondern mehr auf politischen Gründen beruht, die sich gegen den Schöpfer dieses Werkes richteten, den Schöpfer vieler Bauwerke Dresdens. Gegen diesen habe sich eine große Abneigung bemerk- bar gemacht, und nun glaube man, hier beim Bau der Löwen apotheke eine Gelegenheit zu haben, eine Agitation gegen ihn zu veranstalten. Das heute Gehörte sei bloß ein Nachklang jener Agi tation, die seinerzeit aus ganz anderen als aus bautechnischen Gründen gegen Stadtbaurat Erlwein ins Leben gerufen worden sei. Er glaube in Übereinstimmung mit den meisten baukünst lerisch urteilsfähigen Leuten zu sprechen, wenn er betone, daß Erlwein sich sowohl durch den Bau der Löwenapotheke wie durch manche andere Bauten ein städtebauliches Denkmal von großer Bedeutung gesetzt habe. (Sehr richtig! Bravo!) Ltaatsmimster Uvr. Beck (»ach den stenographischen Niederschriften): Meine hochgeehrten Herren! Ein Rückblick auf die bisherigen Ausführungen der Herren Fraktionsredncr gibt der Generaldirektion Veranlassung, ihre Genugtuung darüber auszusprcchen, daß der vorgelegte Rechenschaftsbericht für die Periode 1912/13 und der gewiß zu Ihrer Genugtuung ihm wieder beigefügte Vorbericht auf 1914/15 eine freundliche Aufnahme im hohen Hause gefunden haben. Ich hätte infolgedessen an sich keine besondere Ver anlassung, weitere Ausführungen heute zu machen. Ich glaube aber doch, Ihnen schuldig zu sein, auf verschiedene Bemerkungen, die in der vorigen Tagung hier gemacht worden sind, wie auf einzelne Ausführungen von heute Auskunft zu geben. M. H.! In der vorigen Tagung hat man sich hier sehr ein gehend über die damals von allen Seiten lebhaft beklagte Be schlagnahme künstlerischer Ansichtskarten von zwei Gemälden von Rubens und Giorgione ausgesprochen und die Gcneraldirektion ersucht, Mittel und Wege zu finden, um jenem Verfahren zu steuern. Wie Sie in der Zwischenzeit gelesen haben werden, ist durch einen Gnadenakt die Beschlag nahme der beiden Bilder wieder aufgehoben worden, so daß dem Verkaufe nichts mehr im Wege steht. Die General direktion hat sich aber auch mit dem Justizministerium darüber vernommen, wie bei einer künftigen Revision der Strafgesetz gebung darauf hingewirkt werden könne, den Schutz der so genannten Einziehungsintercssenten anders zu sichern und uns in Zukunft gegen derartige Beschlagnahmen hervorragender Kunst erzeugnisse zu schützen. (Bravo!) Dann, m. H., ist mehrfach in der letzten Tagung der Ein wand erhoben worden, daß für verschiedene Sammlungen nicht genügend Mittel aufgewendet worden wären; besonders hat man die Porzellansammlung herausgegriffen und von einer anderen Seite — ich glaube, es war Hr. Vizepräsident Opitz — auch die Gemäldegalerie. Sie werden in der Zwischenzeit, wie Hr. Abg. Rentsch bereits ausgeführt hat, ersehen haben, daß die Porzellan- fammlung in der Berichtsperiode mit einer Ausgabe von 27513,45 M. bedacht worden ist und wir nicht nur in beiden Jahren 1912/13 72 bez. 142 Stücke haben erwerben können, sondern später eins der kostbarsten Stücke aus dem Service des Grafen Münnich, eins der hervorragendsten Stücke, die wir nun in der Porzellansammlung haben. Ich habe immer — und das geht Ihnen gewiß auch so — ein Gefühl tiefen Bedauerns darüber, daß unsere Vorfahren — <1o mortum nil nisi bonv — doch nicht zur rechten Zeit die seinerzeit in Meißen hcrgestellten und damals gewiß mit verhältnismäßig geringen Mitteln für die Sammlung erlangbaren Gegenstände erworben haben, die jetzt von uns im Auslands gegen ungeheure Summen angekauft werden müssen. Wir werden darauf halten müssen, daß alle kostbaren Erzeugnisse der Porzellanmanufaktur tunlichst schon jetzt der Por zellansammlung gesichert werden, damit in Zukunft unsere Nach fahren nicht so große Mittel wieder aufzuwenden haben. Für die Gemäldegalerie ist in der Berichtsperiode der sehr hohe Betrag von 141300 M. aufgewendet und dafür unter dankenswerter Mithilfe von Gönnern vieles geschaffen worden, was allgemeine Freude hervorruft, wenn auch natürlich bei der Verschiedenheit der Kunstrichtungen an dem einen oder anderen Gemälde Kritik geübt wird. Das Äupferstichkabinett haben wir mit ziemlich 50 000 M. und die Bibliothek mit 89 228 M. bedacht, ein Beweis dafür, daß die Wünsche des Hrn. Abg. Koch, soweit es irgend angängig ist, erfüllt werden. Dieser Bettag von ziemlich 90 000 M. ist bei der Größe unseres Vermehrungsvermögens ein außerordentlich hoher Betrag. Trotzdem wird, wie in jeder Bibliothek so auch hier bei der Königl. Bibliothek damit gerechnet werden müssen, daß nicht alle Wünsche befriedigt werden können; (Abg. Günther: Sehr richtig!) die Geschmacksrichtungen und Bedürfnisse sind auch hier zu verschieden. Ich erinnere mich, daß ich einmal für Spezial studien vor Jahrzehnten ein mir sehr wünschenswertes Buch aus der Gehestiftung haben wollte, einer Stiftung, die doch über außer gewöhnlich reiche Mittel verfügt und auch fast alles, was das Menschenherz auf bestimmten Gebieten begehrt, besitzt. Das Buch war aber doch nicht da, die Stiftung war so freundlich, es sofort anzuschaffen. Wenn Hr. Abg. Koch uns besonders begehrte Bücher bezeichnet, so werden wir gern bereit sein, ihre Erwerbung in Erwägung zu ziehen, wie auch sein Wunsch in Erfüllung gegangen ist, ein nur in französischer Sprache vorhandenes hervorragendes Werk auch in deutscher Übersetzung zu beschaffen, trotzdem es sonst die Aufgabe wissenschaftlicher Bibliotheken ist, alle Werke in der Ursprache den Beteiligten zu gänglich zu machen. Der weiter in der vorigen Tagung geäußerte Wunsch nach Herstellung von Führern ist, wie Sie aus dem Berichte ersehen, nach verschiedenen Richtungen in Erfüllung gegangen: einmal durch Fertigstellung des sehr geschmackvollen und außerordentlich billigen Führers durch die Skulpturensammlung mit einer großen Zahl schöner Abbildungen, weiter durch den ebenso interessanten Führer durch das Grüne Gewölbe, während ein solcher für das Historische Museum noch nicht hat fettiggestellt werden können, da, wie Sie wissen, das Historische Museum in einem Umbau zu einer Ruhmes- und Waffenhalle begriffen ist, und natürlich die Herstellung eines Führers keinen Zweck hat, wenn nicht vorher die ganze Sammlung neu geordnet ist. Diese Rücksicht ist über haupt der Grund dafür gewesen, daß verschiedene Führer in den Sammlungen nicht vorhanden waren, eine Tatsache, durch die auch die Einnahmen für die Verzeichnisse zurückgegangen sind. Unsere Sammlungen sind erfreulicherweise jetzt in einer großen Umgestaltung begriffen. Das Grüne Gewölbe hat eine vollstän dige Neuherstcllung erfahren, um seinen kostbaren Sammlungen auch einen möglichst würdigen Rahmen zu geben. Da es deshalb so lange geschlossen war, konnten auch Führer nicht verkauft werden. Nunmehr sind die neuen Führer ausgegeben. Der Führer für die Porzellansammlung ist bereits vorhanden, und der Wunsch des Hrn. Aby. Lange, eine ausführlichere Behandlung einiger Sammlungen m einen kleinen allgemeinen Führer mit auszunehmen, wird in Erfüllung gehen, wenn der jetzt vorhandene, erst zu Beginn der Finanzperiode 1914/15 hergestellte Führer ausverkaust ist und dann neu bearbeitet werden wird.
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