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Amts Blatt des Aömgk Amtsgerichts und des Städtisches Nierundvierffgster Nahr-gang Verantwortlicher Redakteur Gustav Häberlein in Pulsnitz. Druck und Verlag von E. L. Förster's Erben in Pulsnitz. Zu UulsniH Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. Als Beiblätter: l. Alkustr. Sonrrtags- blatt (wöchentlich), 2. Eine dandwirth- fkHcrstNche Weitage (monatlich). Abonnements - PreiS: Vierteljährl.1M.25 Pf. Auf Wunsch unentgeltliche Zusendung. (schenk >^für Pulsnitz, Königsbrück, Kadeberg, Kadeburg, Moritzburg und Kmgegend Infercrte sind bis Dienstag u. Freitag, Vorm. 9 Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor- puszeile (oder deren Raum) 10 Pfennige. Geschäftsstellen bei Herrn Buchdruckereibes.P abst in Königsbrück, in den Nn> noncen-Bureaus von Haast n- stein L Vogler u. „Jnvaliden- dan!" in Dresden, Rudolph Moffe in Leipzig. Mittwoch. Nr. 26. 8«. Miirz 18AZ. Nachdem am heutigen Tage der Kürschnermeister Herr Oskar Richard Borkhardt in Pulsnitz als Gerichtsbeisitzer und Urkundsperson für Pulsnitz von dem unter zeichneten Königlichen Amtsgerichte bestellt und in Pflicht genommen worden ist, wird Solches hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Pulsnitz, am 26. März 1892. Das Königliche Amtsgericht. vr. Hempel. K Auf dem die Firma Spar- und Vorschußverein zu Pulsnitz, eingetragene Genossenschaft mit beschränkter Haftpflicht, betreffenden Folium 1 des nach dem Reichsgesetze vom 1. Mai 1889 geführten Genossenschaftsregisters für den hiesigen Gerichtsbezirk wurde heute eingetragen, daß Herr Julius Hermann Mütze als Mitglied des Vorstandes ausgeschieden und der Baumeister Herr Carl Traugott Johne in Pulsnitz zweiter Stellvertreter der Vorstandsmitglieder, sowie daß nunmehr Herr Friedrich August Rammer erster Stellvertreter der Vorstandsmitglieder ist. Pulsnitz, am 26. März 1892. Das Königliche Amtsgericht. vr. Hempel. B. Auf dem die Firma Gustav Brust, A. Heintze Nachf. in Großröhrsdorf betreffenden Folium 192 des Handelsregisters für den Bezirk des unterzeichneten Amtsgerichts ist heute der Kaufmann Herr Ernst Friedrich Theodor Brust in Löbau als Prokurist dieser Firma eingetragen worden. Pulsnitz, am 26. März 1892. Das Königliche Amtsgericht. vr. Hempel. B. — Bekanntmachung. Der Gastwirth Herr Ernst Rüger hier beabsichtigt auf seinem Grundstücke Cat.-Nr. 252 Z eine Schlächtereianlage zu errichten. Alle Diejenigen, welche Einwendungen gegen diese Schlächtereianlage erheben wollen, haben dieselben innerhalb 14 Tagen vom Erscheinen dieser Bekanntmachung an gerechnet schriftlich beim unterzeichneten Stadtrath anzubringen. Pulsnitz, am 28. März 1892. Der Stadtrath. - Schubert, Brgrmstr. Bekanntmachung. An Stelle des verstorbenen Gemeindevorstandes Reinhold Körner in Hauswalde ist Herr Gemeindevorstand Wienhold Gebler in Bretnig als Vertreter des VIII. ländlichen Wahlbezirkes zur Bezirksversammlung gewählt worven. Kamenz, am 24. März 1892. Königlich eAmtshauptmannschaft. Von Erdmannsdorff. Bekanntmachung. Der Bandfabtikant Friedrich Julius Schäfer in Oberlichtenau beabsichtigt in der Pulsnitz eine Stau» und Wafferradanlage für ein Wassertriebwerk anzulegen. Die Wasserradanlage soll an der südwestlichen Ecke der Parzelle Nr. 65, dem Gesuchsteller F. I. Schäfer gehörig, in der Pulsnitzbach angebracht werden und wird der Wasserlauf an die Grundstücke Parzelle Nr. 66, 70, 71, 76, 77, 165 und 169, der jetzigen Eigenthümer Eleonore verw. Schaaf, August Gräfe, Straßenwärter Gentsch, Julius Kreische, Gustav Reppe, der Gemeinde und des Rittergutes Oberlichtenau gehörig, anstoßen. Die Stauanlage soll in Form eines Schützenwehrs nördlich der Parzelle Nr. 80, dem Gottlieb Gräfe gehörig, angebracht werden. Nach § 17 Abs. 2 der Gewerbeordnung für das Deutsche Reich vom 15. Juli 1883 wird dies hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht mit der Aufforderung, etwaige Emwendungen gegen die obengedachte Stau- und Wasserradanlage binnen 14 Tagen, vom Erscheinen gegenwärtiger Bekanntmachung an gerechnet, bei der unterzeichneten Königlichen Amtshauptmannschaft anzubringen. Kamenz, am 24. März 1892. Königliche Amtshauptmannschaft. . von Erdmannsdorff. Montag, den L. April 1882: Viehmarkt in Pulsnitz. Möonnewents Einladung. Für das am 1. April d. I. beginnende II. Quartal 1892 erlaubt sich die unterzeichnete Expedition ergebenst einzu- lad-n. Gleichzeitig werden diejenigen geehrten Abonnenten, welche unser Blatt durch die Post beziehen, ersucht, die Bestellungen rechtzeitig bewirken zu wollen, damit die Zu- stellung ohne Unterbrechung erfolgen kann. Bestellungen auf das neue Quartal werden an allen Postanstalten, in unserer Expedition, sowie von unseren Zeitungsboten und Briefträgern entgegengenommen. Hochachtungsvoll Exped. d. Pulsnitzer Amts-u. Wochenblattes. E. L. Förster's Erben. Die Anarchisten. Die jüngsten Dynamitattentate in Paris, ähnliche verdächtige Vorgänge in Belgien und die Bauern Revolten sn Spanien haben die allgemeine Aufmerksamkeit wieder jenen unheimlichen Elementen zugewandt, welche in den dunklen Tiefen der Gesellschaft ihr Wesen treiben, und nicht etwa ein vorhandenes Regierungssystem durch ein anderes, eine bestimmte Gesellschaftsordnung durch eine andere zu ersetzen trachten, sondern welche nur noch einem einzigen Triebe, dem der Zerstörung, der Zertrümmerung aller bestehenden staatlichen und gesellschaftlichen Formen, wie sie auch geschaffen sein möchten, gehorchen. Nach der sinnlosen Absicht dieser Verbrecher soll die Zerstörung aller Culturgebiete eine so gründliche sein, daß aus diesen Rui nen kein neues Culturleben mehr erblühen könnte. Alles soll fortan dem Belieben des Einzelnen anheimgestellt werden. Paris ist nun freilich seit der großen Revolution stets der Sammelplatz Schiffbrüchiger aus den verschieden sten Ländern gewesen, und nirgends hat ausschweifenderer Radicalismus revolutionärster Art ein dankbareres Publi kum zu gewärtigen, als gerade an der Seine. In Spa nien sind die räuberisch auf dem Lande sich umhertreibendem oder sich zum Ueberfall auf einzelne Städte znsammenrot- tenden Bauern im Elend verkommen; der landwirthschaft- liche Großbetrieb, namentlich auf dem Gebiete des Wein baues, hat ihren Ruin herbeigeführt, und die Schwierigkeiten, auf welche die spanische Weinausfuhr stößt, haben ihn besiegelt. Sie sind in einer Lage, in welcher die Massen überhaupt zu Gewalthandlungen neigen, und wenn sie jetzt mit den in den Städten vorhandenen anarchistischen Elementen sich zuweilen verbinden, so erklärt sich dies aus dem Umstande, daß sie, was ihnen fehlt, am ehesten in den Städten zu finden hoffen, und ferner daraus, daß auswärtige Anarchisten nach Spanien gekommen sind und die dort obwaltende Stimmung eines Theiles der Land bevölkerung als guten Boden für ihre Wühlarbeit benutzt haben. In Belgien ist der Anarchismus ein Kind des Socialismus, hervorgegangen aus der durch die fortgesetz ¬ ten großen Streiks mit ihren Ausschreitungen sich entwickeln den Verwilderung, gefördert durch die Gleichgiltigkeit für das Wohl und Wehe der Massen, welche die besitzenden Klaffen dort auch jetzt noch nicht abzulegen vermochten. Der Anarchismus entnimmt auch seinerseits die Mög lichkeit seines Bestehens und seiner Verbreitung den hoch entwickelten technischen Erfindungen der Zeit. Mördersecten und Mördergemeinschaften hat es zu den verschiedensten Zeiten und in den verschiedensten Ländern gegeben. Aber wären die Anarchisten heute noch auf dieselben Mittel an gewiesen, wie zur Zeit der Kreuzzüge die Mörder des „Alten vom Berge" oder wie die Thugs in Indien, die thatkräftigen Bekenner der entsetzlichen Lehre wären längst ausgerottet, die übrigen eingeschüchtert oder zum landläu figen Verbrecherthum übergegangen. Der moderne Anar chist aber braucht sich nicht persönlich an sein Opfer zu machen; er legt die Dynamitpatrone oder Bombe an den von ihm ausgewählten Ort, setzt die Zündschnüre in Brand und kann dann in sicherer Entfernung und Verborgenheit auf die Wirkung warten. Damit hängt es freilich zusam men, daß von den vielen Dynamitattentaten nur so wenige ihren eigentlichen Zweck erreichen, und in derselben Rich tung wirkt auch wohl der Umstand, daß eine eigentliche Parteiorganisation mit strammer Disciplin dem Wesen des Anarchismus widerspricht. Andererseits erschweren jene Umstände wieder die Entdeckung der Thäter und ihrer Mitschuldigen. Die russischen Nihilisten haben wohl zuerst das Dy namit als zu meuchelmörderischen Zwecken geeignetes Ma-