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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharaud, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königl. Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. Einundzwanzigster Jahrgang. Freitag, dm 7. Ium t86t. 23. Verantwortlicher Redacteur und Verleger: Albert Reinhold. Von dieser Zeitschrift erscheint alle Freitage eine Nummer. Der Preis für den Vierteljahrgang beträgt Ngr. Sämmtliche Königs. Postämter nehmen Bestellungen darauf an. Anzeigen, welche im nächsten Stück erscheinen sollen, werden in Wilsdruff sowohl in der Nedaction, als auch in der Druckerei d. Bl. in Meisten bis längstens Donnerstag Vormittag, in Tharaud und Nossen aber bis längstens Mittwoch Nachmittag erbeten — Etwaige Beiträge, welche der Tendenz des Blattes entsprechen, sollen stets mit großem Danke angenommen werden. — Die Rcdaction. Umschau. Unbeschreiblich ist die freudige Aufregung im Erzgebirge über den außerordentlichen Fund im Hedwigschachte bei Oelsnitz. Ein über 22 Ellen hohes Flötz der schönsten Pechkohle ist in Europa, besonders aber in Deutschland, ein so außerordent liches Ereigniß, daß Wissenschaft und Industrie gleichermaßen erregt sein müssen. Nun ist gar 8 Ellen tiefer noch ein Flötz getroffen worden, das mit 4 Ellen noch nicht durchsunkcn war. Nach barn werden durch diesen Fund mit einem Schlage zu Millionairs, insbesondere der Besitzer eines großen noch unberührten Feldes, obgleich dasiclbe noch nicht einmal angrenzend ist, wenn man auch den Scheffel Land nur zu 600 Thlr. rechnet. Es ist erfreulich für unser Sachsen, daß die Kohlenspeculation durch dieses Ereigniß einen neuen mächtigen Anstoß er hält. — Wie Leipzig an Ausdehnung gewonnen hat, läßt sich daraus entnehmen, daß seit 20 Jahren 1000 neue Häuser, jm Durchschnitt jährlich 60 neue Wohnhäuser, in den Vorstädten entstanden sind. Dieser Gebäudecomplex hat zur Erbauung einen Aufwand, wie eine anzestellte Berechnung ergiebt, von mehr als 7 Millionen Thalern erfordert. Von den Wohnhäusern an den Straßenfronten haben 5 ein , 27 zwei, 55 drei, 60 vier, 61 fünf, I sechs Bestock Höhe. — In dem Jahre vom 1. April 1860 bis 31. März 1861 sind zur Consumtion der Stadt Leipzig 79572 Stück Vieh geschlachtet worden, und zwar 37065 von den Stadtfleischern und 42507 von den Land- fleischern, Es befinden sich in der Gesammtsumme, welche die vom Jahre vorher um 163 Stück über steigt, 9303 Rinder, 20988 Schweine, 35812 Kälber, 13132 Schöpse und 337 Lämmer. — Am 31. Mai Nachmittags schlug der Blitz in die Scheune des der Sradtcommun zu Döbeln gehörigen Gutes MannSdorf und zündete. In Folge davon brannten die Scheune, das Wohnbaus und zwei Seitengebäude des Gutes bis aus die Umfassungsmauern nieder. — * Ein höchst tragischer Vorfall in Priestewitz bei Großenhain liefert abermals den Beweis der Unzweckmäßigkeit der Crinolinen. Bei dem neulich daselbst stattgehabten Concert wurde dec Kronleuchter berabgelassen, um die Flammen weiter herauszudrehcn, als plötzlich das venselbcn haltende Seil reißt und, einen Strom von Photo gene auf die Dielen und Nachstumstehenden ergie ßend, der Kronleuchter zu Boden fallt. Augenblick lich entzündet sich das Photogene, ein panischer Schrecken bemächtigt sich der Anwesenden, Jever suchte sich zu retten und stürzte den Ausgängen zu. Daß dabei die Crinolinen der Damen keine Be rücksichtigung fanden, ist leicht begreiflich, aber sie wurden auch Ursache zur Beschädigung der Besitze rinnen, die, zu Boden gefallen, ernstliche Verletz ungen, Armbrüche rc. erlitten. Endlich war die ins Freie führende Treppe erreicht, das dieselbe um gebende aus Ziegelsteinen bestehende Geländer giebt dem Drängen nach und „mit sich fort der Erde Wucht, reißend in gewalt'ger Flucht", wird Mancher auf gaüz unfreiwillige Weise an die Luft gesetzt. Eine Dame sah sich genöthigt, bei der babyloni schen Verwirrung ohne Hut und Rock die Wahl- stälte zu verlassen. —