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Allgemeiner Anzeiger für die Stadt Aue «. Umgehung. Verantwortlicher Redakteur: G«il -egemetfter Aue jErzgebirge.j Redaktion u. Expedition Alu«, Marktstrabe. 10. Jahrgang Freitag, den 37. August 1897 Ro. 103 Inserat« die einspaltige Petitzeile 1V Pfg. amtliche Inserate die CorpuS-Zeile, 25 Pf. Reklamen pro Zeile 20 Pfg. All« Postanstaltcn und Landbriesträger nehmen Bestellungen an. «ui*.«-, «ÄU-u Mt S AamttienvtAtt-rn: Ar-Ysturr, Kute K-ister, A-ttlpt-g-k. Uponnemenispret» inkl. der» werthvollen Beilagen vierteljährlich mit Bringerlohn IMk. durch die Post 1 Mk. expedirt an jedem Wochentage Vor- und Nachmittags und verzinst alle Einlagen mit Zl/zv/tz. tHVTAVTlllllb A" HADH-TlolHTTAVT Dieselbe bietet somit die vorthetlhasteste Verzinsung im ganzen Bezirke. Durch die Post gesandt« Einlagen werden pünktlich expedirt. Darlehne gegen hypothekarische Sicherheit werden unter günstigen Bedingungen gewährt. Aus letzter Woche. Der Attentäter Angiolillo hat im Verhör erklärt, Präsi dent Faure würde das Opfer der Anarchisten sein, und wenn man auch den Großsprechereien dieser verzweifelten Burschen nicht immer vollen Glauben schenke» darf, so mag Herr Faure doch froh sein, für einige Tage wenigstens in voller Sicherheit zu sein — während der Meerfahrt nämlich. Faure weilt momentan in Petersburg und zwar in einer gänzlich ungewöhnten Rolle. Wie mag sich da der ehema lige Lohgerber vorkommen? Der Unterschied zwischen ihn» und einem kaiserlichen Gaste, dessen Geschlecht schon seit einem halben Jahrtausend in der Geschichte bekannt ist, springt doch gar zu sehr in die Augen. Die Franzosen werden das zwar nicht wahr Haber» wollen, aber es kommt doch bei die sem Besuche nicht so sehr auf diejenigen Empfindungen an, die sie selber zu fühlen vorgeben, als vielmehr aus diejenigen, di« der Besuch erwecken und stärken soll. Ein schneidiger Pariser Reporter hat den Kammerdiener des Präsidenten au-gehorcht und weiß dem .Figaro' genau die Zahl der Kravattrn, Taschentücher, Lackschuhe und dergl. mitzuteilen, die Faure mit nach Petersburg genommen hat. Für die Franzosen find derartige Kleinigkeiten sehr wichtig,,nichts in der Welt, mein Sohn, ist unbedeutend", denken sie mit Wal» lensteinS Sterngucker Seni. Die Präfidentenreise hat in Paris auch schnell daS Interesse verdrängt, das für kurze Zeit das Duell zwischen dem Grafen von Turin und dem Prinzen Henri von Orleans wachgerufen hatte. Der Prinz hätte seinem Hause einen kolossalen Dienst geleistet, Wenner dem italienischen Fürstensohne eine tüchtige Wunde beige bracht hätte, statt eine solche von ihm zu erhalten. Die Franzosen empfinden diese»» Säbelhieb wie «ine nationale Niederlage, und die schwachen Ansätze der letzten Zeit für eine Verbesserung der Beziehungen zwischen Frankreich und Italien find für längere Zeit gestört. Die Festbkrichte über den Petersburger Aufenthalt FaureS müsse dafür entschädigen. Brrnünftigerweije machen sich in Frankreich setbst jetzt schon Stimmen geltend, die die Bedeutung des Besuches einzig und allein in der verstärkten Friedensgarantie und nicht in dem Näherrücken der Revanche betrachten. Und wenn Fürst Ferdinand geglaubt hat, es würde in Petersburg Freude erwecken, wenn er in brüsker Weise mit Oesterreich bricht, so mußte er zu seinem Schaden das Gegenteil erfahren. Der Zar hat sich geweigert, ihn zu empfangen, bis er seine Wie ner Rechnungen beglichen hat. Auch Ferdinands Besuch in Konstantinopel brachte nicht den erwarteten Erfolg. Der Sultan hat den .treuen Vasallen" gern empfangen, war aber für weiteres nicht zu haben. Das ist auch erklärlich genug. Die Türkei blickt auf einen siegreichen Krieg zurück und ist nicht geneigt, den kleinen Balkanstaaten Zugeständ nisse zu machen. Jin Gegenteil regt es sich jetzt in der gan zen mohammedanischen Welt, um die Türkensiege moralisch auSzunützen. Besonders ist das in Nord-Indien der Fall, wo der heilige Krieg gegen die Engländer begonnen hat. lieber den Ausgang dieser Kämpfe zu orakeln, ist nicht un sere Sache. Vasco de GamaS ErinnerungSseier wurde erst int vorigen Jahre von Portugal begangen; aber was besitzt Portugal noch von Indien? Das armselige, durch seine Arrak-Destillation am besten bekannte Gebiet von Goa, und auch die dortigen Eingeborenen sind gegen die Europäer auf sässig und mußten erst kürzlich wieder von den Engländern und Portugiesen zur Raison gebracht werden. Wie England tn Ostindien, so ergeht es Spanien in Westindien, wo seine Herrschaft nicht nur durch den kubanischen Ausstand, sondern vielleicht auch noch durch die Begehrlichkeit Nordamerikas ernstlich bedroht ist. In Portugal machen sich republikanische Agitationen geltend, man mein» aber, sie werden heimlich von der Regierung begünstigt, damit diese als .Retter" auftreten und die Aufmerksamkeit von den Dingen abziehen könnte, wegen deren sie ernstliche und berechtigte Angriffe zu gewär tigen hätte. In Schweden und Norwegen bereitet man sich aus da- 25 jährig« Regierungsjubiläum des König» Oskar Vor. In Ehristiania ist die Begeisterung dafür nur mäßig; der Unabhängigkritsfinn der Norweger fühlt sich schon von jeher durch die Personal- Union m»l Schweden stark beein trächtigt und seitdem König Oskar, der selber Dichter ist, d<e ltttrrarischrn Arbeiten Björnstjerne BjörnsonS nicht ganz tadellos gefunden ha«, war dieser genötigt, sich zum Führer der norwegischen Republikaner zu machen. .LS soll der Dtchi«r mit dem König gehen, denn beide wandeln auf der Menschheit Höhen'. Wenn der König selber ein Dichter ist, kann «r der Begleitung entrathen, und wenn der Dichter Björnsvn auch nicht gerade König werden will, so würde «r doch nicht abgeneigt sein, Präsident von Norwegen zu «erden. Daß ihm al» solcher königl»che Ehren «sprießen ttnnnt, sieht «r ja gegenwärtig an Faure tn Petersburg. Ms' dem Auerthal und Umgebung, «tttüeitungen von lokalem Interest« st»» »er ««»actio» ft«t» willkommen. (Privilegirte Schützengilde Aue.) Einen schönen Ab schluß fand die Weihe der neuen Schießstände durch den Besuch der Schützengesellschaften von Wildenfels u. Löß nitz am vergangenen Dienstag. Vorinittag halb 11 Uhr traf die Wildenfelser Gilde hier ein, auf dem Bahnhose von einer Deputation seierlichst empfangen In Parade- uniform, mit einem berittenen Adjutanten an der Spitze, marschirten die Wildenfelser in unserer Stadt ein, mit den »sehenden blau u. weißen Federbüschen, »veißen Hosen, den geschmackvollen Uniformröcken, sah diese Gesellschaft wirklich prächtig aus. Bei Roßner's in der Albertstraße wurde Halt gemacht und ein vorzügliches Glas Wein gereicht. Ebenso spendete Herr Stadtverordneter Roßner (geborener Wildenfelser) seinen Gästen im Rathskeller, wohin sicy der Zug bewegte, eine Festtafel, an der auch die Empfangs-Deputation unserer Gilde theilnahm. Herr Vicevorsteher Rudorf begrüßte die Gäste im Namen der Stadt und der Auer Schützen, was dankend erwidert und woraus noch mancher schöne Toast gehalten und auch ein humorvolles Tafellied gesungen wurde. Nach ausgehobener Tafel sand ein Besuch unserer Kirche statt. Auch die Lößnitzer Schützengesellschaft traf Nachmittags S Uhr hier ein, wurde aus der Lößnitzer Chaussee em pfangen und marschirte in großem Aufzuge dem Fest platze zu, wo sich im Verein mit unseren Kameraden bald ein frohes Treiben entwickelte. Die beiden Musikchöre der Wildenfelser u. Lößnitzer Gesellschaften' concertirten abwechselnd in der Musikhalle im Garten des Bechergutes. Auch die sonstigen Volksbelustigungen fanden von dem hinzugeströmten Publikum zahlreichen Zuspruch. Viel zu früh verließen uns die fremden Gäste. Abends sand noch ein solenner Commers im Salon des Bechergutes statt, der auch von der Bürgerschaft gut besucht war und wo- bei es an trefflichen Reden und zündendeu Toasten nicht fehlte. Die schönst e Würze desFesteS war das große Preis schießen. Es wurde in den 3 Tagen fleißig geschossen, Mitglieder von 12 auswärtigen Schützenvereinen betheilig- ten sich lebhaft daran, ein . wahres Salvenfeuer konnte man von Zeit zu Zeit hören, und haben unsere praktischen neuen Schießstände bei so erprobten Schützen die Feuer taufe voll bestanden. Ein großer Theil werthvoller Ehren gaben war von Brudervereinen und Freunden unserer Gesellschaft eingegangen, die im Gabentempel am Aus gang zur Schießhalle Ausstellung gefunden hatten. Es kamen nach beendigtem Schieße»» zunächst 9 Preise zur Bertheilung, an die Herren: auf Feldsest Noetzli, Eiben stock l. Pr., Albrecht Becher, Aue 11. Pr., Schnädelbach, Lößnitz UI. P., aus Standfest freihändig : A. Geyer, Schnee berg I. Pr., C. Hahn, Zwönitz II. Pr., Albrecht Becher, Aue III. Pr., aus Standfest aufgelegt: Alvrecht Becher, Aue I. Pr., Moritz Oestreich, Aue II. Pr., Rich. Weigel, Lauter III. Pr. Nach Verrechnung der übrigen Schießkarten werden den Gewinnern die weiter geschossenen Preise zu gesandt. Am vergangenen Sonntag hatte der hies. Kreuzbruder verein ein Konzert mit Ball zum Besten der Ueber- schwemmten veranstaltet. Das Konzert sowie der Ball waren sehr gut besucht, sodaß der Verein ca. 50 Mark in hiesiger Rathsexpedition zu diesem Zwecke niederlegen konnte. Da dieser Verein schon vor einiger Zeit 10 Mk. aus seiner Kasse bewilligt hatte, so sind von den Kreuz brüdern demnach 60 Mk. gespendet worden. Möge der Verein zum Wohle der Armen weiter blühen u. gedeihen. An die hiesige Stadt-Fernsprecheinrichtung sind neu angeschlossen: No. 89 Gebr. Wilisch, Buntpapiersabrik, Oberschlema, No. 90 Fr. Aug. Miesel, Mech. Stickerei, Schneeberg No. 631 L, No. 91 E. A. Lange (Inhaber Eugen Hermann) Drogen- u. Colonialw. Schneeberg, No. 92 Friedrich Freytag, Kaufmann, Schneeberg, Markt, No. 93 C. F. Jungnickel, Spediteur, Schneeberg, Markt 198. Las Königliche Amtsgericht Schneeberg »nacht bekamn. Auf den» die F»rma: Christian Becher in Aye betreffenoen Folnnn 253 des Handelsregisters für Neustädlel, Aue und die Dorsschastrn ist Frau Emilie Hedwig vrrw. Becher geb. Ull man« in «lüe als Inhaberin! eingetragen und das AuSfchei- den des Herrn Christian Gottl»et» Becher in Aue verlautbart worden. Ferner: Auf dem neueingerichteten Folium 285 des Handelsregisters für Neustädte!, Aue und die Dorsschaf- ten ist die Firma Moritz Dürr tn Aue verlautbart und el- deren Inhaber Herr Kaufmann Ernst Moritz Dürr in An« eingetragen worden. 'Wie aus dem Jnseratentheil des Erzg. Bfd. ersichtlich, wird der dasige 2. Krammarkt anstatt am 19. Oktober d. I., bereits am Dienstag, den 12. Oktober, owie der auf den 20. Oktober d. I. gelegte Viehmarkt, bereits am 13. Oktober d. I. stattfinden. (Bockauer Wehrbau betr.) Die Reparaturen des durch das Muldenhochwasser beschädigten Muldenwehres beim Rechenhaus Bockau, welche in der Ausbesserung 2er Fel der und Neuherstellung eines 3ten besteht, sollen an einen Accordanten vergeben werden. Interessenten wer den zur Besichtigung an Ort und Stelle zwecks Infor- mation des Umfangs der Reparaturen durch den Stadt rath zu Schneeberg auf Freitag, den 27. dss. MtS., Mit tags 1 Uhr in das Rechenhaus Bockau eingeladen. Die Einstellung der Rekruten erfolgt wie nunmehr eststeht, in diesem Jahre bei den in Sachsen stehenden Jnfanterieregimentern, bei den Jägern, der Feldartillerie und den Pionieren am 19. Oktober. Bei den Kavalle rieregimentern werden die Rekruten bereits am 9. Ok tober eingestellt. — Am 23. August wird in Zwönitz eine Stadtsernsprech- einrichtung eröffnet. Die Gebühr für ein Gespräch bis zur Dauer von 3 Minuten im Verkehr mit Zwönitz beträgt: in OelSnitz (Vogtl.) eine Mark, in den übrigen Orlen des Ober- Postdirektionsbezirks Chemnitz mit Stadtsernsprecheinrichiung 25 Pf. — Die bei der Gebäudeversicherungs-Abteilung der Lau- deSbrandversicherungsanstalt am I. Oktober dieses fälligen Brandvers.-Beiträge werden nach Höhe von einem Pfg. für die BetragSemheit <wie am 1. April d. I.) zur Erhebung gelangen.— In der freiwilligen Vezs.-Abtlg. wird 1 Vi Pfg. für die Einheit erhoben. Aus Sachsen und Umgebung. — Aus Kirchberg wird dem Erzg. Vfd. geschrieben: Am 27. d. Ms. wird der Verkehrsausschuß unter Hinzu ziehung der Handelskamn»ermitglieder Bachmann, Kramer, Neidhardt und Rudolph eine Wagenfahrt von Eibenstock nach Reichenbach zur Besichtigung des Geländes für die von Eibenstock und Kirchberg im vorigen Jahre bei der Ständeversammlung erbetenen Bahnlinien veranstalten Eibenstock und Kirchberg wollen Normalspurbahnen, die sich in Hartmannsdorf bet Kirchberg vereinigen und dann als vereinigte Bahnlinie sortzusetzen und oberhalb Lengen- selds (bei Jrsersgrün) in die Bahnlinie Zwickau-Oelsnitz einmünden. Kirchberg wünscht, daß seine Normalspur- bahn von Wilkau an schon erbaut wird. — Auf dem Kirchhofe zu Johanngeorgenstadt wnrl>n über Nacht 20 Grabdenkmäler zerstör», 15 Rasenstücke aus gerissen und viele Gräber zertreten. Am andern Tage wur- de ein 21 jähriger Handarbeiter als der Thal verdächtig verhaftet. — Eine fünfte KreiShauptmannschast soll in Sachsen er richtet werden. Als man 1835 die vier Kreishauplinann- schasten schuf, waren sie in der Bewohnerzahl einander an nähernd gleich; heute aber hat der Zwickauer Kreis di« üb rigen Kreise an Bewohnerzahl weit überholt. Es wird da her eine Teilung diese» in Erwägung gezogen, nnd der nächstliegende Gedanke ist dabei, daß man das gewerbrcilh« Vogtland, vielleicht unter Hinzufügung der Gegend um Wer- dau und Crimmitschau, die bereits zum vogtländischei» Hau- delskammerbezirke gehört, wieder zu einem selbststäntigcn Krei se macht, was es bis 1835 bereits gewesen ist. Das Vogt land würde den Bautzner Kreis an Bewohnerzahl übertreffen und einer Kreishauptmannschaft reichlich zu thun geben. — In Planitz schlitzte ein Einwohner seinem Schivager mit eiarm Messer den Hal» auf und stellte sich dann selbst der Staatsanwaltschaft. Der Thäter war betrunken. — In Thurm hat sich eine eine Frau erhängt, »veil sie sich vom Teufel besessen glaubte. — In Langenau erschoß sich der katholische Pfa rer. Mau fand ihn früh tot im Bette auf — Der Kaiser stiftete für dir durch die Weuerschävrn Heimgesuchten in den Königreichen Sachje» und Wuriiemberg je 15000 Mk. — Der an der Eisenbahnbrücke bei Kühren verunglückte Lokomotiv-Feuermann Minker au« Grvba bei Ri<a ist ge storben. — Aufsehen erregt die plötzlich erfolgte Beurlaubung de« Königlichen Mufikdirigentcn Metzelt vom Jnfanttrir-Regnuenl N>°. 103 in Bautzen. Gietzrl» hat eine 32 jährige Dtenslzkit hinter sich. — Eine Absage der tn der Oberlaufitz grpian en Manö ver tft nicht in Ausficht genommen.