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Dresdner Journal : 05.08.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-08-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189008051
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18900805
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18900805
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1890
-
Monat
1890-08
- Tag 1890-08-05
-
Monat
1890-08
-
Jahr
1890
- Titel
- Dresdner Journal : 05.08.1890
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M179 Dienstag, den 5. August, abend-. 1890 kür Vrsiävo viertotjLkrlicU 8 SO?k , b«i L»ixrl. UeutscUei» ko,t»uit»ttso vivrtst- jLUrUeU 3 U»rk; »u»»vrULlb 6«i äeuttekea L«icü« tritt kott- uvU 8tewp«ttu»eUI»8 Uivra. Lioreloo Huwoxru: 10 kk. ^nllUllLixuoxs^vUNUren: kür äs» k»um einer ^««pLltenen - kleiner LoUrikt 20 kk. Vvter „kin^sRmät" äro ^-<r.>- LO kk. Lei UdeUen- unä 2iavrn»»tL euttpr. Fu.-c c,^. LrseLvluvvr I^xlicU mit ^n»n»Um« ävr 8000- u. k«isrt»^s kerneprect» - LnicUluL»: Ur. 1LVL. Dres-nerAonrual. Für Lie Gesanttlettung verantwortlich r Hofrat Dtto Banck, Professor der Litteratur- und Runstgeschichte. LLllckLm« von ^»LNaalxuuxeo L«lp»tk: Fr Lran-Ktett«', LosunimionLr äs« vresäner ^ourn»I»; Ludarx LorUo Vl«n l.eip»>x L«»«l Lr««tt« kriLkear» ». H.: LaarsNÄsin ct kvAker, >»rUn VI«»-8L»dnrI kr»U I.«tp»iU-rr»»ktmt ». ». Aünek«»: F-ä. ^/o«e,' k»rt, Lonckon LorUn - rriulktnrt ». H »tatt^»rr: Da»«L« F (lo , v«rUa: Znrattäsnäant, >r«»I»n: Lmit LaZ/at^,' L»nnov«r: (l. L»u« «. S : F Larct -e vo. llerousxedvr» Lönizl. klrxeäition äs» Oreeäner lourQiä». Oro»äev, ^vinzsrstr. 20. kernsprset»-^necUIu»»: Ur. 12VL. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Photograph Kolby in Zwickau den ihm von Sr. Hoheit dem Herzoge zu Sachsen-Coburg-Gotha verliehenen Titel Herzoglich Sächsischer Hofphotograph annehme und führe. Nichtamtlicher Teil. Telegraphische Wachrichten. Berlin, 5. August. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Rach einer Meldung de- „Reuterschen BureauS" au- Sansibar nahm die gestrige Massenversamm lung der Araber den jüngsten Sklavereierlaß deS SultanS an. Heute sammelte sich eine Volks menge vor dem Zollhaus« an und riß das bezüg liche Dekret herunter. Der Sultan ließ daS Dekret sofort wiederersrtzen und die Rädelsführer ver haften. Die Ruhe ist wiedrrhergestellt. Straßburg, 5. August. (Tel.d.Dresdn.Journ.) Heute morgen zwischen k3 und 5 Uhr zerstörte eine Feuersbrunst ein großes Gebäude des Arse- nalS, welches Schlosserei, Schreinerei und Sattler werkstätten enthielt. In den übrigen Teilen deö Arsenals erleiden die Arbeiten keine Unterbrechung. Madrid, 5. August. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Graf BanneloS wurde zum Botschafter in Berlin, Graf Benomar zum Botschafter in Rom ernannt. London, 5. August. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die Morgenblätter widmen dem Besuche Kaiser Wilhelms sympathische Leitartikel und feiern den Monarchen als Friedeoshort, der durch seinen zweiten Besuch in England den englisch-deutschen FreundschaftSbund befestigt und damit eine neue Bürgschaft für die Erhaltung deS Friedens ge schaffen habe. Die „Morningpost" schließt ihren Artikel mit folgenden Worten: „Der Geist, der Kaiser Wilhelm beseelt, ist der einzige, der eine Ration groß halten kann. Wir bewillkommnen ihn als kräftigsten Exponenten einer einzigen ge sunden Friedenspolitik. Der „Daily Telgraph" saßt, England betrachte den gegenwärtigen Stand seiner Beziehungen mit Deutschland als in jeder Hinsicht erfreulich und befriedigend, dies sei im hohen Grade dem persönlichen Wirken deS Kaisers zuzuschreiben. Die „Times" weist darauf hin, daß her Kaiser in dem Augenblicke ankomme, wo die englisch-deutsche Konvention, der neueste Beweis der Aufrichtigkeit und der Freundschaft zweier Länder, die stets Bundesgenossen sein sollten, vom Parlament ratifiziert worden sei. Ter Kaiser habe alle Erwartungen übertroffen und jedes Vor urteil besiegt. London, 5. August. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Nach einer Meldung deS „Reuterschen Bureaus" dauert die MinistrrkrisiS in BueuoS AyreS fort. Costa und andere einflußreiche Mitglieder seiner Partei sollen sich weigern, in daS Kabinett ein zutreten. Die Nationalbank habe ihre Zahlungen wieder ausgenommen; die Börse sei dagegen ge schlossen. Die panikartige Stimmung halte an und CelmanS Politik rufe lebhafte Opposition hervor. Die Lage wird als ernst, aber nicht als gefährlich bezeichnet. Buenos AyreS, 5. August. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die politische Lage ist außerordentlich gespannt. ES ist unmöglick, die Lösung voraus- zusehen. DaS Kabinett bleibt unverändert. Dresden, 5. August. Zur Lage in Serbien. Von wohlunterrichteter Seite erhalten wir aus Belgrad über die dortigen politischen Zustände und Stimmungen folgende Aussprache: Äine der ersten Thaten der radikalen Regierung war, wie erinnerlich, die Wiederberufung des Metropoliten Michael aus der Verbannung und die Einsetzung desselben in die oberste geistliche Würde, was durch den Rücktritt des früheren Metropoliten Theodosius' ermöglicht wurde. Die Gründe dieser Wiederberufung werden von den radikalen Führern offen zugestanden: Der Wechsel wurde aus Rücksicht für Rußland insceniert. Der russische Gesandte hatte bei unzähligen Gelegenheiten, allerdings in bemerkbarer Weise erklärt:, daß Rußland die serbische Kirche nie und nimmer als rechtgläubig betrachten könne, so lange der von König Milan eingesetzte Theodosius an der Spitze derselben stehe. Die Radikalen konnten daher ihr Entgegen kommen für Rußland nicht besser beweisen, als indem sie den, seitens der russischen Orthodoxie stets als das gesetzliche Haupt der serbischen Kirche betrachteten Metropoliten Michael zurückberiefen. Sie luden sich aber damit eine schwere Last auf, welche nebst anderem zeigt, daß Rußlands Liebe seinen Freunden teuer zu stehen kommt. Metropolit Michael ist ein Mann von starren Grundsätzen, der sich gerade gut genug dünkt, der erste im Staate zu sein. Nach diesem Standpunkte hat er sein Betragen bisher eingerichtet, so daß kein Monat verging, ohne daß von einem Konflikte zwischen Regierung und Kirche die Rede gewesen wäre. Und das Fatale hierbei war, daß der Metropolit aus allen diesen Konflikten als Sieger hervorging, da er — abgesehen von seiner kirchlichen Stellung — auch das Gewicht des russischen Ein flusses auf seiner Seite hat, welches sich jederzeit ein stellt, um einen „Ausgleich" zu Gunsten des Metro politen zu erzielen. Bei der Neugestaltung der Kirchenverfassung, bei der jeweiligen Ernennung von Bischösen, kam es zu sehr gespannten Beziehungen, und nicht bloß einmal war im Zusammenhänge mit kirchlichen Fragen von Kabinettskrisen die Rede. Auch ist es bekannt, daß der Metropolit namentlich mit den Führern der Rußland blindlings ergebenen liberalen Partei enge Fühlung unterhält, ja wohl schlecht weg als Liberaler bezeichnet wird DaS Oberhaupt der Kirche ist daher bei derselben Partei, welche ihn wieder berief, nichts weniger als beliebt. Große Genugthuung herrscht daher in radikalen Kreisen darüber, daß der alte Herr sich in eine fatale Zwick mühle begeben hat, intzem er, wie es jetzt nachgewiesen ist, seiner getreuesten Anhängerin, der Mutter des Königs, im Namen der Synode eine Schrift aus fertigte des Inhalts, daß ihre Ehescheidung ganz un gesetzlich sei. Durch diesen Schritt hat er die Re gentschaft gegen sich aufgebracht, welche ja von König Milan auf Grund eines für sie verbindlichen Paktes berufen wurde und auch verpflichtet ist, zu sorgen, daß die Ehescheidung niemals angefochten werde. Der in die Enge getriebene Metropolit versprach zwar noch mals, daß er diese dornige Frage auf sich beruhen lassen werde, aber die frühere Königin Natalie besitzt einmal das von seiner Hand gefertigte Urteil und dieses letztere bildet eine fortwährende Bedrohung für alle Beteiligten. Während der Schützling Rußlands so im Innern der wahrlich genug russenfreundlichen Regierung stets neue Verlegenheiten schafft, scheint die Bedrohung der serbischen Interessen in Altserbien und Macedonien ihn recht gleichgiltig zu lassen. So viel bekannt ist, hat er nicht das geringste unternommen, um wenigstens das rein serbische Gebiet von Üsküb vor der Bulgarisierung zu retten. Die öffentliche Meinung ist denn auch ziemlich.gcgen ihn eingenom ¬ men und auch der eine kurze Zeitlang so im Schwünge gewesene RusienkultuS will einer beträchtlichen Er nüchterung weichen. Die Thatsache, daß Rußland bloß deswegen gegen die Entsendung der bulgarischen Bi schöfe protestiert, weil eS darin einen Erfolg der Sofiaers Regierung erblickt, nicht aber um dem ser bischen Schützling zu Hilfe zu kommen, hat hier tief verwundet und der mederdrückenden Empfindung ob jenes Schlages einen bitteren Nachgeschmack gegeben. Die traurige, verlassene Lage Serbiens bildet das Thema zahlreicher Artikel und gar viele Leute würden lieber heute noch als morgen das eingebildete Band zwischen Serbien und Rußland entzweischneiden, wenn darin nicht die indirekte Einbekenntnis des Satzes läge, daß Serbien nur von Österreich Ungarn etwas zu er warten hat. Der Augenblick, diese Erkenntnis ein zugestehen, ist aber noch nicht gekommen. Wenn man das Fazit der auswärtigen Politik Serbiens unter dem neuen Systeme zieht, erhält man folgende Re sultate: die dauernde Verfeindung mit Bulgarien, die Grenzsperre im Norden, Verschlechterung der Be ziehungen mit der Türkei, die Preisgebunz serbischer Gebiete an die bulgarische Propaganda aus der einen — den russischen Orden des Herrn Pasic und den Metropoliten Mchael auf der anderen Seite! Tagesgeschichte. Berlin, 4. August Über die Ankunft Sr. Ma jestät des Kaisers in Cowes und Osborne wird der „Voss. Ztg." der nachstehende eigene Drahtbericht gesendet: Cowes, 4. August. In Erwartung der Ankunft des Kaisers war die Reede mit Hunderten von reich beflaggten Vergnügungsdampfern, Kuttern, Jachten und allen möglichen Segelbooten gefüllt. Das Wet ter war reizend, kein Wölkchen am blauen Horizont war sichtbar. Die königliche Jacht „Alberta" verließ schon zeitig die Trinitywerfte und schloß sich der Jacht „Osborne" an, auf welcher sich der Prinz von Wales in englischer Admiralsuniform, der Herzog von Con- naught und Prinz Christian von Schleswig-Holstein befanden. Die letztgenannten beiden Prinzen hatten preußische Generalsuniform angelegt. Der „Hohen- zollern", begleitet von der Korvette ,Zrene", von Prinz Heinnch befehligt, kam um 10 Uhr vormittags auf der Höhe von Osborne in Sicht. Die Königin signalisierte sofort „Willkommen!" Die .Hohenzollern" traf viel eher ein, als erwartet war, sonst wären die königlichen Prinzen auf der königlichen Jacht „Osborne" dem Kaiser entgegengefahren Da die mobilisierte britische Flotte ihr Rendezvous anders wo hat, war die Reede von Spithead von Kriegs schiffen gänzlich entblößt, aber 5 britische Torpedoschlffe waren in den Kanal hinausgesegelt, um die „Hohen- zollern" und ,Zrene" nach Cowes zu begleiten. Die Jacht „Fire Queen" mit dem Hafenadmiral Sir John Commerell und General Sir Leicester Smith an Bord, schloß sich der begleitenden Flotte an. Das Hafen geschwader in Portsmouth war im Festschmucke und das Flaggschiff „Duke of Wellington" mit der deutschen Flagge auf dem Hauptmast feuerte Salut ab, als die „Hohenzollern" die Reede von Spithead passierte. Bei der Ankunft in der Bucht von Cowes begaben sich der Prinz von Wales, der Herzog v. Connaught und der Prinz Christian an Bord der ,Hohenzollern" und be grüßten den Kaiser aufs herzlichste. Ter Kaiser sagte: „Ich bin entzückt, wieder in England zu sein." Von den Passagieren der Jachten und Segelboote wurde der Kaiser mit stürmischen Zurufen begrüßt, in welche sich der Jubel der am Ufer wartenden ungeheueren Volksmenge mischte. Während der Lan dung in Cowes gab das Wachtschiff „Volage" einen Salut, zwei Marinekapellen spielten die deutsche Volkshymne, die Ehrenwache salutierte. Nach Ab- Feuilleton. Tie Muttergottes von Birkenstem. Eine Geschichte aus den bayerischen Bergen. Von Friedrich Dolch. 13 (Fortsetzung.) Er setzte, ingrimmig die Zähne zusammenbeißend, feinen Weg fort und erreichte bald darauf den Grund der Schlucht. Da drang ein stöhnender Laut an sein Ohr und als er spähend umherblickte, bemerkte er nicht weit von sich den Körper des Verunglückten, der, halb be deckt von Schutt und Geröll, auf den Boden lag. Er eilte hinzu, beugte sich zu ihm nieder und blickte ihm ins Gesicht. Simer schien das Bewußtsein wieder verloren zu haben, denn er lag regungslos und mit geschlossenen Augen: Ruap aber befreite vor allen Dingen zuerst den Körper des Gestürzten von der ans ihm liegenden Last, zog daun seine Branntweinflasche hervor und flößte dem Besinnungslosen einige Tropfen ein. Hierauf wusch er ihm die Schläfe mit der scharfen Flüssigkeit und verband ihm mit seinem Sack tuche eine tiefe Stirnwunde „Der schaut bö- auS," murmelte er während des Samariterdlenstes vor sich hin. „Es is eine Frag', ob er da- übersteht und wundern thut's mich nur, daß er net gleich auf der Stell' tot g'wesen is. Aber wart', jetzt kommt er wieder zu ihm selm!" In der That regte sich der Verwundete in diesem Augenblicke und öffnete stöhnend die Augen. Wie is Dir denn, Simer?" fragte Ruap und beugte sich über ihn. Der Verunglückte suchte sich aufzurichten, aber er sank sogleich wieder ächzend zu rück. „Wo bin ich? Was is mit mir geschehen?" stöhnte er, „Heiland der Welt, die Schmerzen! Mit mir is's aus'/ „So weit g'fehlt wird's ja doch wohl net sein", tröstete Rnap. „Aber sag' nur g'rad', wo fehlt's Dir denn überall? Wenn Du Dich net aufrichten und a bißl zum Gehen zwingen kannst, nachher werd' ich Dich halt tragen müssen, denn da kannst auf kein' Fall liegen bleib'n bis morgen in der Früh'." „Laß mich nur liegen, Ruap", ächzte Simer, „mit mir geht's sobald zu End'. Ich muß sterben, da hilft nix mehr — ich g'spür's. Und auf eine so elendige Weis' muß ich zu Grund' geh n. Verflucht sei die Dirn", knirschte er in ohnmächtiger Wut, „die schuld is an meinem Unglück und dreimal vermaledeiet der Jager, der mich in den Tod g'jagt hat! Ich wollt' gern den letzten Schnaufer thun, wenn ich 'gwiß wüßt, daß ihm auch einer das Lebenslicht ausblast —" ,Ho, kannst Dich verlassen d'rauf", unterbrach ihn Ruap niit unheimlichem Lachen. „Die Kugel is schon gossen, die ihm den Garaus mach'n soll. Ich hab's ihm lang g'schworen und schon lang im Sinn' g'habt, aber jetzt laßt sich's nimmer länger aufschieben Seine Kugel hat voneh meinen Arm g'streift und wenn der Hautriß auch net ein bißl g'fährlich is, brennen thut er doch wie 's höllische Feuer. Aber ich will's ihm vergelten und schon sorgen dafür, daß ich besser treff' als er. — So, daS wär' abg'macht und jetzt woll'n wir sch'n, wie wir Dich heimschaffen können Da, leg' die Arm' um meinen Hals und häng' Dich ein, damit ich Dich aufheben kann. Wenn ich Dich nim mer trag'» kann, nachher leg' ich Dich halt nieder und rast' ein bißl aus. Ich hab' schon gar oft einen Hirsch — und so a Hirsch hat, weißt's ja selm, ein bißl a G'wicht — stundenweit tragen, also werd' ich Dich wohl auch noch hinunterbringen auf den Bucherhof." Er hob den Verwundeten vorsichtig vom Boden auf und schritt, so rasch es ihm seine schwere Last er laubte, auf dem Grunde der Schlucht abwärts, bis er endlich ein Waldthälchen und die abwärts führende Bergstraße erreichte. Von Zeit zu Zeit hielt er kurze Rast und legte den Schwerverletzten, der öfters das Bewußtsein verlor, ins Gras, um ihm einige Tropfen Branntwein einzuflößen Nachdem er selbst den strö menden Schweiß sich vom erhitzten Gesicht getrocknet hatte, setzte er seinen Weg wieder fort und erreichte endlich, als der Morgen hcraufkam, den Bucherhof. Ungesehen, denn die Dienstboten schliefen noch, konnte hier Ruap mit seiner Last durch eine unver schlossene Hinterthüre ins Haus schlüpfen und den Verunglückten in seine Schlafkammer schaffen. Hier entledigte er ihn seiner Kleider, legte ihn auf das Bett und wusch ihm dann zuerst vor allen Dingen daS blutüberronnene Gesicht. „Damit die Bäuerin net so arg erschrickt, wenn 's Dich sieht," sagte er halblaut und richtete dem Stöhnenden die Kiffen zu recht. „Und jetzt werd' ich sie halt aufwecken und nachher den Doktor oder den Bader 'rauSklopfen. Der Bäuerin und dem Doktor kannst ja er- zähl'n, was D' magst. Am gescheitesten wird's wohl sein, wenn Du sagst, daß Du beim Wildern g'wesen und von einer Wand abg'stürzt bist. Du schreiten der Ehrencompagnie fuhren der Kaiser, der Prinz v Wales und die übrigen königlichen Prinzen, welche sich zur Begrüßung eingefunden hatten, in offe nen Wagen nach dem etwa eine englische Meile ent fernten Osborne. Der Kaiser trug die britische Ad miralsuniform mit dem Stern und dem Bande des Hosenbandordens und sah sehr wohl aus. Die Kö nigin, welche das Orangeband des schwarzen Adler- oroens, sowie das blaue Band des Hosenbandordens trug, empfing, umgeben von dem ganzen Hofe, den Kaiser auf der Terrassentreppe, welche nach dem Kö nigseingang des Schlosses führt. Als der Kaiser er schien, ging die Königin in Begleitung der Prinzessin von Wales die Treppe hinab, küßte den Kaiser herz lich auf beide Wangen und rief aus: „^Velcowe, ^Villiain!" Die Majestäten traten sodann, gefolgt von den anderen Anwesenden, in feierlichem Zuge in das Schloß, wo Cercle stattfand. Tas „Berl. Tagebl." sagt: „Am Nachmittag fuhr der Kaiser mit dem Prinzen Heinrich, welche bequeme Zivilanzüge angelegt hatten, gemeinschaftlich in einem Wagen, sodann der Herzog und die Herzogin von Connaught, die Prinzessin von Wales und die Herzogin von Teck abermals zum Landungsplatz, wo sie der Prinz von Wales er wartete. Von da begaben sich die Herrschaften auf Dampfpinassen nach dem „Royal Navy Club", wo sie gegenwärtig noch verweilen, um einer zu Ehren des kaiserlichen Besuchs veranstalteten Regatta beizu wohnen. Cowes ist gedrängt voll von Menschen und fest lich geschmückt. Ter Hafen bildet einen geradezu einzigen Anblick. Von deutschen Schiffen ankert außer der „Hohenzollern" nur noch die ,Lrene" hier; das übrige Geschwader wendete bei Spithead heimwärts. Wie im Vorjahre, nur noch in erhöhtem Grade, giebt der Kaiserbesuch den Engländern Anlaß, mit den Deutschen zu fraternisieren und ihre entschieden deutschfreundliche Stimmung zu bethätigen. Das Wetter war den ganzen Tag über prachtvoll." — Weiter berichtet das offiziöse Telegraphenbureau vom 4. August: Nachdem Se. Majestät der Kaiser mit den Mitgliedern der königlichen Familie das Frühstück eingenommen hatte, verblieb Allerhöchstdcr- selbe längere Zeit mit der Königin allein. Im Laufe des Nachmittags statteten Se. Majestät in Begleitung Sr. König!. Hoheit des Prinzen Heinrich den Mit gliedern der königlichen Familie Besuche ab und nahmen darauf an der Familientafel im Schlosse teil, zu welcher auch der diesseitige Botschafter Graf Hatz- feldt geladen war. Für das Gefolge Sr. Majestät, sowie für die Herren der Botschaft fand Marschall tafel statt. — Der glänzende Verlauf der Kaisertage in Ostende, welcher von den deutschen wie von den belgischen Festberichten übereinstimmend hervorgehoben wird, bereichert, wie die „B. Pol. N " sehr treffend sagen, die beiderseitigen Völker um eine aemeinsame Erinnerung, auf welche sie mit Recht stolz sein dürfen. Für das Ohr deutscher Politiker hat der Name Bel- aien stets einen sympathischen Klang gehabt; in der Konstituierung und Entwickelung des belgischen Staats wesens spielte der moderne europäische Völkerrechts begriff eine hervorragende Rolle, auf den Thron des mit dem Privileg der Neutralität ausgestatteten und unter die Garantie der Mächte gestellten Landes wurde ein Fürst deutschen Stammes berufen, und das freund nachbarliche Verhältnis Preußens bez. des deutschen Reiches zu Belgien ist bis auf den heutigen Tag vor jeder, auch der vorübergehendsten Trübung bewahrt ge blieben. So konnte es denn nicht fehlen, daß König Leopold II. in dem Bestreben, seinem kaiserlichen Gast einen ebenso glänzenden als herzlichen Empfang zu be- kannst schon sagen, wenn Du g'fragt wirst, wer Dich heimg'schafft hat, daß ich es g'wesen bin. Überhaupt kannst Dich alleweil auf mich hinausreden und alles auf mich schieben, denn ich darf mich jetzt so mit keinem Äug' mehr in der Gegend blicken lassen. Ich möcht' schwören d'rauf, daß mich die Dirn an der Stimm' kennt hat und daß mich die Schcrgenknecht' heut' schon überall suchen. Ich darf machen, daß ich g'schwind über alle Berg' komm'. In Tirol oder im Welschland bin ich sicher, da find't mich kein Mensch." „DaS mein' ich auch," sagte Simer und richtete sich mühsam auf. „Du hast ganz Recht, wenn Du Dich in Sicherheit bringst, aber zuerst mußt Du das Ver sprechen halten, daß Du mir 'geben hast. Mach dort den Wandkasten auf und such' unter dem alten Ge raffelwerk. Du wirst zwei Strümps' finden mit Geld — daS gehört Dein, wenn Du den vermaledeiten Jager niederbrennst. Meine Büchs — sie is auch versteckt in dem Kasten und wenn Du die Rückwand auf die Seiten schiebst, nachher wirst sie seh'n, sollst auch haben, denn ich brauch' sie doch meiner Lebtag nimmer." Ruap that, wie ihm der Bauer geheißen und nach kurzem Suchen zog er unter dem Gerümpel, mit wel chem der Kasten angefüllt war, zwei ziemlich schwere Gegenstände hervor, die einen klingenden Laut von sich gaben. Es waren die mit Geld gefüllten Strümpfe und Ruap griff jetzt in einen derselben und brachte eine Handvoll Thaler zum Vorschein, die er mit gie rigen Blicken betrachtete „Und daS soll mir gehören?" fragte er lauernd, „die zwei Strümps' schenkst mir? No, da sag' ich Dir halt tausendmal vergelt's Gott für Deine Freigebigkeit.
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