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Uchmtz-KitW Inserat«, welche Sei der , bedeutenden Auflage d«S Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, «erden mit 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theil«, die Spaltenzeik so Pf«- Amtsblatt für die Königliche Umtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Kmtsgerichie und die Siadträihe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Die „Weißeritz-Zeitung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. SS Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfa. Einzelne Nummern 10 Pfg. — All- Postan flalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Verantwortlicher Redakteur: Carl Ikhnr in Dippoldiswalde. Nr. 67. Zur Klärung der inneren Lage. Wenn nicht alle Anzeichen trügen, so darf die Krisis, welche in der sogenannten Legislaturperioden- und Wahlbeeinflufsungs-Frage in Preußen die obersten Regierungsinstanzen beschäftigte und welche in ihrer Wechselwirkung auch von höchstem Interesse für das ganze Reich sein mußte, als überwunden angesehen werden. Kaiser Friedrich hat bekanntlich die Publika tion des preußischen Gesetzes, betreffend die Verlänge rung der Legislaturperioden verhindert oder doch die selbe von einem gleichzeitig bekannt zu gebenden Erlaß, betreffend die Vermeidung von Wahlbeeinfluffungen, abhängig gemacht. Man glaubte nun annehmen zu müssen, daß, wenn Kaiser Friedrich dem erwähnten Gesetze die Genehmigung versage oder dieselbe von Bedingungen abhängig mache, welche die gegenwärtigen Minister nicht vertreten zu können glaubten, so werde das ganze preußische Ministerium und mit ihm der Reichskanzler Fürst Bismarck seine Entlassung nehmen. In dieser Richtung scheint indessen die Lösung der Krisis nicht stattzufinden, denn wie die „Nordd. Allg. Zeitung" in einem offenbar vom Fürsten Bismarck inspirirten Artikel ausführt, hätte die ganze Affaire gar nicht die Bedeutung, um dieserhalb einen Minister wechsel für nothwendig erscheinen zu lassen. In Preußen sei die Krone nicht nur neben den Kammern ein mächtiger Faktor, sondern der König regiere auch selbst und die Minister seien lediglich seine Diener, seine Räthe und Mitarbeiter. Es sei deshalb auch ganz verkehrt, wenn man in Preußen und Deutsch land sich der Einbildung hingebe, daß eine einfache Meinungsdifferenz zwischen dem Kaiser und Könige und einem seiner Minister oder dem ganzen Ministe rium nur durch eine Entlastung desselben beigelegt werden könne. Wäre dies der Fall, so würden wir in Deutschland fast ebensoviel« Ministerwechsel haben, als in Frankreich, denn solche Meinungsverschieden heiten kämen fast täglich vor. Jeder preußische, resp. deutsche Minister würde natürlich bereit sein, zurück zutreten, wenn die Haltung der Regierung sich nach der Ueberzeugung des Ministers nicht mit den vater ländischen Interessen deckte. Eine solche Gefahr stehe bei der schwebenden Angelegenheit der Legislaturperio den aber gar nicht in Frage, denn wären die preußi schen Minister der Ansicht, daß die dreijährigen Legis laturperioden die Interessen des Landes wesentlich schädigten, so hätten sie schon längst einen Antrag auf die Verlängerung derselben bringen müssen. Die Ver längerung der Legislaturperioden sei von den Ministern für nützlich erachtet und deshalb der betreffende An trag beider Häuser des Landtages 'von ihnen befür wortet worden. Die Minister würden zu erwägen haben, ob sie wegen dieser Frage ihren Rücktritt vor dem Lande verantworten könnten. Die Gesammt- situation lege aber jedem gewissenhaften Minister auf, diese Frage besonders vorsichtig zu erwägen und zumal in Betracht zu ziehen, welche Rückwirkung ein Kabinets- wechsel in diesem Augenblicke auf das Maß von Ver trauen ausübe, dessen sich Preußen bei seinen Freunden im Reiche und im Auslande erfreue, und auf das Maß von Zuversicht, mit welchem die Gegner des Reiches in Deutschland und Europa dann in die Zu kunft blicken würden. Man sieht daraus, daß die Berather der Krone Preußens politisch scharf blickend und auch patriotisch genug sind, um in ernster Zeit aus einer reinen-Nützlichkeitsfrage keine Kabinetsfrage mit unvermeidlich nachfolgender allgemeiner politischen Krisis in Preußen und im Reiche zu machen. Jetzt, wo die auswärtige Situation nicht frei von schweren Sorgen ist und der Herrscher Deutschlands an schwerer Krankheit leidet, wäre es schon an und für sich un klug, einen Systemwechsel in der inneren Politik vor zunehmen und noch bedenklicher wäre es, wenn gerade jetzt wegen einer Frage, die keine dringende ist, Mi nisterwechsel und heftige innere Kämpfe entständen. Sonnabend, den 9. Juni 1888. Die Beilegung dieser Frage in dem Sinne, daß keine Ministerkrisis ausbricht, mag Kaiser Friedrich die Legislaturperioden - Angelegenheit für Preußen ent scheiden wie er will, könnte uns daher gegenwärtig nur erwünscht sein (siehe Tagesgeschichte). Lokales und Sächstsches. Dippoldiswalde, 8. Juni. Wie im vorigen Jahre die wohlbekannte Kapelle des Dresdner „Orpheus" durch ein Concert zum Besten der hiesigen Kinder bewahranstalt sich bei uns Verdienst und Anerkennung in reichem Maße erworben hat, hat sich neuerdings der Dresdner Männergesangverein „Harmonie" nebst Kapelle bereit erklärt, zu gleichem Zwecke nächsten Sonntag ein geistliches und ein weltliches Concert bei uns zu veranstalten. Während der Gesangverein unter der Leitung des bei uns und anderwärts rühm lich bekannten Orgelvirtuosen Herrn Hans Fährmann steht, wird die Kapelle des genannten Vereins durch den kaiserlich russischen Kammermusikus a. D. Herrn Seifert dirigirt. Außer den genannten Kräften haben aber die in Dresdner Concerten bereits mit größerem Beifall ausgetretene Concertsängerin Fr. Marie Karchow- Lindner und der Posaunenvirtuos Herr Stöckel (von der Kapelle des königl. Belvedere in Dresden) ihre Mitwirkung zugesagt, und es verspricht sowohl das geistliche Concert in der Kirche (Anfang Nachmittags V-4 Uhr), als auch das weltliche in der „Reichskrone" (Anfang Abends Uhr), einen ganz besonderen Genuß. Indem wir auf die in heutiger Nummer enthaltenen beiderseitigen Programme Hinweisen, möchten wir zu zahlreichem Besuche dieser Concerte aus Stadt und Umgegend dringend ausfordern, nicht nur des zu erwartenden musikalischen Genusses, sondern auch des wohlthätigen Zweckes halber, der nicht in gewünschter Weise erreicht werden kann, wenn ihm nicht genügende Mittel zufließen. — Auf der Brauhofstraße, welche nunmehr ihrer Regulirung und Verschönerung entgegcnsieht, hat man bereits mit Legung neuer eiserner Röhren zur Wasser leitung begonnen, und es wird also bald einem in diesem Stadttheile schon längst gefühlten, dringenden Bedürfnisse abgeholfen sein. — Alle, die sich dafür interessiren, machen wir darauf aufmerksam, daß in de» nächsten Tagen auf dem Verkohlungsplatze im langen Grund bei Schmiede berg wieder Holzkohlen hergestellt werden. Der erste Meiler wird, wie wir hören, bereits heute Sonnabend angebrannt, während ein anderer gesetzt werden wird. — Im Interesse aller Gewerbetreibenden ist her- vorzuheben„ daß mit den 31. Dezember d. I. die Frist abläuft, bis zu welcher diejenigen älteren, dem Pfund system angehörenden Gewichtsstücke, welche in Be treff der GewichtSgröße und Bezeichnung den Be stimmungen der Maß- und Gewichts-Ordnung ent sprechen, aber weder den in Ausführung der letzteren erlassenen technischen Vorschriften, noch den Be stimmungen des Gesetzes vom 11. Juli 1884, sowie den dazu ergangenen technischen Vorschriften genügen und deshalb nur bis auf Weiteres zur Wiederholung der Eichung zugelassen worden sind, noch im öffent lichen Verkehr geduldet werden. Vom 1. Januar 1889 ab dürfen nur Gewichtsstücke des Kilogrammssystems im Gebrauche sein. Zu beseitigen sind: 1. eiserne Ge wichtsstücke zu 20 Pfd. in Bombenform; 2. dergleichen unter 10 Kg mit fester Handhabe (Griff) statt des vor geschriebenen Knopfes: 3. eiserne Gewichtsstücke in Cylinderform mit Justirhöhlung an der Bodenfläche oder mit einer sonstigen Justireinrichtung, welche der Eichordnung nicht entspricht; 5. Gewichtsstücke in Ge stalt abgestumpfter, sechsseitiger Pyramiden; 6. Ge wichtsstück« in Gestalt vier- oder achtseitiger Prismen; 7. Gewichtsstücke aus Messing und verwandten Legi- rungen in cylindrischer Form ohne Knopf, sowie solche von 200 ß abwärts in cylindrischer Form mit Knopf, 54. Jahrgang. bei denen aber die Höhe des Cylinders gleich dem Durchmesser oder größer als der letztere ist; 8. Ge wichtsstücke aus Messing und dergleichen von würfel förmiger Gestalt, sowie in Gestalt von ebenen oder gebogenen Platten; 9. cylindrische Gewichtsstücke zu 4 Pfd., bei denen die Höhe des Cylinders gleich dem Durchmesier oder größer als letztere ist, falls bei diesen Stücken, abgesehen vom Knopf, die Höhe des Cylin ders weniger als 65 wm und mehr als 78 mm be trägt, ferner cylindrische Gewichtsstücke zu V» Pfd., bei denen die Höhe des Cylinders kleiner ist als der Durchmesser desselben; 10. alle Gewichtsstücke zu 5 Pfd. und alle solche Gewichtsstücke unter 10 Pfd., welche nach Centner bezeichnet sind, sowie alle Gewichtsstücke unter '/« Pfd., welche nach Pfund bezeichnet sind. In zweifelhaften Fällen hole man sich Aufklärung bei den Eichämtern. <D Hennersdorf. Bei hiesiger Tagesverflegstation für arme Reisende wurden Marken ausgegeben im Monat April 61 zu 20 Pf., 17 zu 10 Pf.; im Mai 51 zu 20 Pf. und 31 zu 10 Pf. T AmmelSdorf. Vorigen Sonntag hielt der hiesige Wohlthätigkeits - Verein „Sächsische Fecht schule" sein Sommerfest ab, zu welchem auch etwa 50 Gäste aus Dresden und Plauen erschienen waren. Zunächst fand Vogelschießen bei Restaurateur Hom und dann unter vieler Heiterkeit Berloosung allerhand Gegenstände zum Besten der Kasse und Ball im hie sigen Erbgerichte statt. Leider hatte hierbei ein Fecht bruder aus Dresden das Unglück hinzufallen und sich am Kniee zu verwunden. Mit dem letzten Bahnzuge dampften die Gäste wieder fröhlich der Heimath zu. — Man hat hier die Absicht, einen land Wirth- schaftlichen Verein zu gründen, der die Ortschaften AmmelSdorf, Hennersdorf und Schönfeld umfassen soll. 181 Frauenstein, 7. Juni. Im Monat Mai dss. Js. wurden bei der hiesigen Sparkasse 26,148 Mark 32 Pf. in 187 Kassenposten eingelegt und 32,292 Mark 33 Pf. gelangten in 151 Kaffenposten zur Rück zahlung. Die Gesammteinnahme beziffert sich bei 230 Kaffenposten auf 28,586 M. 20 Pf., die Gesammt- auSgabe bei 202 Kassenposten auf 41,627 M. 37 Pf. — Bei der hiesigen Naturalverpflegstation fanden sich im vor. Monat 88 Mann ein und erhielten 51 Mann Nachtverpflegung, 22 Mann Tagesverpfle gung, 15 Mann Frühstück, resp. Vesper. Es machte sich hierfür ein Aufwand von 18 M. 65 Pf. nöthig. — Bei der heutigen Kirchenvorstandssitzung wurde Herr Predigtamtskandidat Böhme aus Leipzig zum Diakonus gewählt. Reichenau. Dem erstatteten Berichte über den Bergbau im Bergrevier Freiberg im Jahre 1887 ist zu entnehmen, daß die Grube „Friedrich August" zu Reichenau aus dem Bergbegnadigungsfond einen Zuschuß von 4532 Mark erhalten hat. * Poffendorf. In einer Oberstube des hiesigen Hausbesitzers und Fleischermeisters Raspe ist in den ersten Morgenstunden des 5. d. M. ein Brand ent standen, von dem Besitzer aber noch rechtzeitig entdeckt und unter Mitwirkung seines Personales alsbald unterdrückt worden. Am Gebäude ist ein Schaden nicht entstanden, dagegen sind Bettüberzüge, Schürzen, Frauenhüte und dergleichen angebrannt, bez. verkohlt. Raspe hat seine Mobilien versichert und dürfte sich sein Schaden auf ungefähr 100 Mark beziffern. Die Entstehungsursache ist unbekannt. Dresden. Das Ministerium des Innern beab sichtigt vom 20. bis zum 22. September in den Räumen des Gewerbehauses bez. im benachbarten Orangeriegebäude eine „Ausstellung gewerblicher Schulen des Königreichs Sachsen" zu veranstalten. Nähere Bestimmungen werden demnächst noch an die Direktoren der Schulen ergehen, um eine möglichste Gleichmäßigkeit zu erzielen.