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WGM-CrnMrAiWr Tageblatt für Kohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz. Gersdorf, Kermsdorf, Bernsdorf, Wüstenbrand, Ursprung, Mittelbach, Kirchberg, Erlbach, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Küttengrund rc. Dor „Kohenstein-Emstthaler" Anzeiger erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich abends mit dem Datum des folgenden Tages. Vierteljährlicher Bezugspreis bei freier Lieferung ins Kaus Mk. 1.50, bei Abholung in der Geschäftsstelle Mk.1.25, durch die Post bezogen (außer Bestellgeld) Mk. 1.50. Einzelne Nummern 10 Pfg. Bestellungen nehmen die Geschäfts- und Ausgabestellen, die Austräger, sowie sämtliche Kaiser!. Poslanstallen und die Landbriesträger entgegen. Als ENm- beilage erhalten die Abonnenten jeden Sonntag das .Illustrierte Sonntagsblatt". — Anzeigengebühr sür die ögespaltene Korpuszeile oder deren Raum 12 Pfg., für auswärts 15 Pfg.; im Reklameteil die Zeile 30 Pfg. Sämtliche Anzeigen finden gleichzeitig im „Oberlungwitzer Tageblatt" Ausnahme. 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HohensteiN'Vrnftthal, am 10. Januar 1908. Der Stadtrat. Japan und Amerika. Es entspricht durchaus dem Grundsätze der Monroedoktrin, der geheiligsten Hankeelehre, die in dem Satze gipfelt: „Amerika den Amerikanern", wenn die Völker der nordamerikanischen Union sich gegen die Einwanderung fremder Rassen wehren. Wie find die Amerikaner mit den chine sischen KuliS umgesprungen, als diese es sich bei kommen ließen, ihre billige Arbeitskraft in den Vereinigten Slaaten anzubieten! Schockweise wurden I die bezopften Gelbgefichtcr an den Bäumen aufge knüpft. Die chinesische Regierung stürzte sich dieser gehenkten Kulis wegen nicht erst in Unkosten und in Washington wußte man es im voraus, daß von Peking kein Protest zu erwarten sei. Daher ließ man die wütenden amerikanischen Ar beiter gewähren, bis sie ihr Mütchen an den ver haßten chinesischen Konkurrenten gekühlt hatten. Die chinesische Frage wurde sür die nordamerikanische Union auf diese Weise gründlich und endgültig gelöst. Lediglich zu seiner Abschlachtung nach Amerika zu gehen, erschien selbst dem anspruchs losen chinesischen Kuli nicht mehr verlockend. Wesentlich ernster liegen die Dinge in der japanischen Einwanderungsfrage, die jetzt wieder akut geworden ist. Zum ersten lassen sich die japanischen Einwandrer nicht gleich den Chinesen wehrlos als Opferlämmer behandeln. Im Gegen teil, die Japaner erscheinen, bis an die Zähne bewaffnet, im Bankeelande und suchen sich ihr Recht zu erkämpfen. Da die Behörden namentlich in dem am meisten betroffenen Kanada ziemlich machtlos sind, so hagelt eS nur so blutige Zu sammenstöße zwischen den beiderseiligen Konkurrenten. ES kommt zu einem Kriege im Frieden, besten Fortsetzung zu verhindern, beide Regierungen das dringendste Interests haben. Denn was in dem englischen Dominium Kanada geschieht, daS wird von den Japanern doch mehr oder weniger auf Rechnung der Einflüsse des benachbarten Amerika gesetzt. Von einer englisch-japanischen Spannung ist ja auch nirgends die Rede; vielmehr beklagen sich die amerikanischen Blätter bitter darüber, daß gerade England eS ist, das den Konflikt schürt und darauf ausgeht, einen Bruch zwischen Japan und den Vereinigten Staaten von Nordamerika herbeizuführen. Täglich werden Klagen über Eng lands Doppelspiel laut, das in Tokio wie in Washington die freundschaftlichsten Gefühle heuchelt, in Wirklichkeit aber unausgesetzt auf einen kriege rischen Zusammenstoß hinarbeitet, um, seiner alten Gewohnheit treu, im Trüben zu fischen. Wie die blutige russisch-japanische Auseinandersetzung der Krieg Englands war, so wünsche Albion jetzt, das kann man in amerikanischen Zeitungen immer aufs neue lesen, einen Waffengang zwischen Japan und der nordamerikanischen Union, von dem es sich für seine Interessen im fernen Osten noch niehr verspreche als von der Beseitigung des russischen Einflusses in Ostasten. Die Zukunft muß zeigen, wieviel von diesen Anklagen auf Wahrheit beruht. Für den Augen blick läßt sich nur konstatieren, daß sich die japanisch-amerikanischen Beziehungen in bedenklicher Weise zuspitzen. Nicht bloß wegen der Einwande- rungSfrage, die allerdings den Amerikanern schwer genug im Magen liegt, da sie tatsächlich wirt schaftliche Benachteiligungen empfindlicher Art durch sie erleiden. Der Gegenstand, der zu einer Auseinandersetzung treibt, lst größer. ES handelt sich um die Beherrschung deS Stillen OzeanS und deS ostafiatischen Handels Die Informationsreise der amerikanischen Flotte dient tatsächlich der In formation, und zwar der Erkundung über die Größe der gelben Gefahr. Darüber gibt man sich auch an den amtlichen Stellen Japan- natürlich keiner Täuschung hin. Gleichwohl bemüht sich die Regierung in Washington ebenso wie die in Tokio, die beiderseitigen Beziehungen im möglichst günstigen Lichte erscheinen zu lasten und jede KonflcktSgefahr in Abrede zu stellen. Eine solche ist im Augenblick auch wegen des ungenügenden Rüstungszustandcs beider Länder nicht vorhanden. Aber daß die Dinge auf eine kriegerische Entscheidung hindrängen, und zwar schon für absehbare Zukunst, daS hat doch als eine Tatsache zu gelten, mit der man rechnen muß. Neue Unruhen in Abessinien. Nachdem länger als zehn Jahre der Friede zwischen Italien und Abessinien gewahrt worden ist, sind jetzt wieder Besorgnis erregende Unruhen ausgetreten, über die auS Rom gemeldet wird: Ein Mittwoch abend auS Mogadiscio ange- kommeneS Telegramm meldet dem Minister des Aeußeren, daß am 12. v. M. etwa 2000 Abes sinier, die aus unbekannter Richtung kamen, einen Ueberfall in die Gegend von Baidoa, Revai und Buracaba unternahmen, die Karawanen beraubten und die Kaufleute entweder töteten oder gefangen nahmen. Nachdem die betroffene Bevölkerung sich an den italienischen Residenten in Lugh gewandt hatte, kam es dort zu einem Zusammenstoß, in dem einerseits die Abessinier mit Hilfe der Arussi und Ogaden, andererseits die Raubaunin und As kari im italienischen Dienste teil hatten. Es scheint, daß beide Teile beträchtliche Verluste er- litten haben. Infolge dieses Zusammenstoßes wurde Lugh aber nicht angegriffen. Weitere Nach richten fehlen. Der Minister deS Aeußeren ersuchte sofort, nachdem er die Depesche erhalten hatte, den Marineminister, schleunigst die im Roten Meere befindlichen Kriegsschiffe nach Mogadiscio zu diri gieren. Der Minister deS Auswärtigen tele graphierte auch unverzüglich an den Mintster- restdenten in Addis-Abeba die Aufforderung, dem Kaiser Menelik einen förmlichen Protest zu über reichen wegen der Verletzung des statu« guo im Territorium Lugh und deS die Sicherheit der Kaufleute verbürgenden äthiopisch - italienischen Handelsvertrages. Er verlange sofortige Zurück ziehung der Abessinier, Bestrafung der Schuldigen und angemessene Entschädigung. Wahrscheinlich weiß Menelik nicht- von dem Raubzuge, der von dem Befehlshaber an der abessinischen Grenze veranstaltet wurde, da erst vor kurzem ein Bericht des Ministerresidenten aus Addis-Abeba beim Minister des Auswärtigen ein- getroffen war, der ihn davon in Kenntnis setzte, daß der Ministerrefident die förmliche Versicherung deS Negus in Händen habe, daß dieser den «trrtu« guo im Bezirke Lugh aufrechterhalten wolle bis zum Abschluß der Unterhandlungen, in die man auf seine Initiative hin. über die schließliche Fest legung der Grenze zwischen Abessinien und der italienischen Somaliküste eintreten will. Sächsischer Landtag. Dre-den, 9. Jan. Die Zweite Kammer hielt heute eine kurze Sitzung ab. ES wurde beschlossen, die Petition des Schneidermeisters George Schubert in Schneeberg wegen einer in einem Rechtsstreit angeblich erlittenen VermSzeusschädigung auf sich beruhen zu kaffen. Ferner lag eine Petition deS Ge- meinderats zu Niederlößnitz bei D^etden um Be seitigung deS Ausnahmeschulgeldsvtzes sür Nieder- lößnitz an der öffentlichen höheren Schule in den Lößmtzortschaften, sowie eine Gegevpetition der Realschulkommisston sür die Lößnitz zu dieser Petition vor. Die Kummer ließ die erstgenannte Petition auf sich beruhen und erklärte die Gegen petition durch diesen Beschluß für erledigt. Deutscher Reichstag. 7b. Sitzung vom 9. Januar. Eingegangen sind Interpellationen über die Reform deS Knappschaftswesen« von den Abzg. BrhrenS (Wirtschaft!. Verg) und Gen., sowie von Albrecht und Gen. (Sozd.). Auf der Tagesordnung steht die erste L.sung der Novelle zum Unter- stützungswohnsitzges.tz. Staatssekretär v. Bethmann-Hollweg: Die Novelle hat denselben Wortlaut wie die im Jahre 1905 vorgelegt gewesene. Die Reaierungen sind nach wie vor der Ansicht, daß eS durchaus not wendig sei, die AbwanderungSgemeinden in ihrer Aemen-UnterstützungSpflicht zu entlasten. Dir Kommission hatte damals einige Zusätze beschlossen, denen zufolge die WanderarbeitSstälten und die Arbeiterkolonien den anderen in tz 11 genannten Bewahranstalten, Heilstätten usw. gleichgestellt werden sollten. Die verbündeten Regierungen halten diese Zusätze für entbehrlich, «eil schon nach der Rechtsprechung die WanderarbeitSstätten den anderen in Paragraph 11 genannten gleichgestellt sind Zu 88 14 und 27 hatte die Kommission beschlossen, die Frist für Erwerb und Verlust deS UnterstützungS-Wohnfitze- solle ruhen sür den Fall, daß Angehörige von Familien häuptern von anderen, als von der Gemeinde deS Unterstützungs-Wohnsitzes unterstützt werden. Auch dieser Anregung ist in der jetzigen Novelle nicht Folge gegeben, weil kein Bedürfnis dafür vor- Händen ist. Endlich hatte in tz 29 die Kommission die Haftung der ArbeitSqemeinden abgeschwächt. Auch dem haben die Regierungen sich nicht an schließen zu sollen gemeint. Abg. Gamp (ReichSp.): Wir stehen der Vor lage sympathisch gegenüber, vor allem der Herab- setzung der Altersgrenze und der Frist für Erwerb deS UnterstützungS-Wohnsitze- in der Arbeits gemeinde. Nach dem Gesetz soll aber der Be- schäftigunßSoit de- Arbeiters auch für die Familie hasten. DaS ist «in Unding. Wenn irgendwo ein Sachsengänger tätig ist und 100 Meilen davon wird ein Glied der Familie krank, so kann doch nicht die Arbeitsgemeinde deS Sachsengänger haften. Das wäre eine zu große Härte. Da-gleiche gilt in dem Verhältnis zwischen Großstädten und ihren Vororten. Abg. Herold (Zentr.) heißt die Vorlage gleich falls willkommen, findet e- aber ebenso wie der Vorredner bedenklich, ArbeitSwohnsitzgemeinden auch für die ganz wo anders wohnhaften Familienmit glieder hasten zu lassen. Richtig sei. daß da- namentlich auch zu Härten führe, sofern der Ar. beiter in der Großstadt tätig sei, aber mit Familie im Vororte wohne bezw. umgekehrt. Man sollte ei wägen, ob da nicht daS richtigste sei, größere Armen-Ünterstützungszwrckverbände zu schaffen. Abg. v. Brockhause» (kons) kann dem Abg. Gamp und dem Vorredner darin nur recht geben, daß die Novelle im 8 29 die Arbeit«- resp. Dienst wohnsitz-Gemeinde zu sehr belaste, wenn sie ihr auch die Unterstützung der außerhalb wohnhaften Familienangehörigen auferlrge. ES sei zu be dauern, daß die Regierungen die AbänderungS- beschlüffe der Kommission von 1905/06 nicht genug geprüft haben. Redner regt dann noch die Aus sehnung des UnterstühungS-Wohnsitzgesetze» auch auf Elsaß-Lothringen an. Geh. OberregierungSrat Hallay erklärt, die elsaß-lothringische Regierung sei im Prinzip mil diesem Verlangen einverstanden, sie sei auch bereits in Vorarbeiten darüber eingetreten. Abg. Horn (natl) erkennt die Abkürzung der Altersgrenze und der Frist sür Erwerb deS Unter- tützungS-Wohnsitzet für geeignet an, den ange- trebten Zweck zu erreichen. Andersett- meinten eine Freunde, daß bei einem jungen Manne, der seine Heimat al» Sechzehnjähriger verläßt und ein Jahr in der Fremde arbeitet, noch durchaus nicht vorausgesetzt werden dürfe, daß er seiner Heimat für immer entsagt hat. Es wäre richtiger aewesen, man hätte einfach gesagt, das platte Land solle zu Un.gunsten der großen Städte ent lastet werden. DaS könne man als zweckmäßig und als in der Billigkeit liegend anerkennen. Seine Freunde würden 8 1 der Novelle annehmen, dagegen müßten sie entschieden der neuen Fassung d.s 8 29 widersprechen, der Belastung der ArbeitS- gemeinde auch mit den UnterstützungSkostrn für entfernt wohnhafte Familienangehörige von Ar- beitern. Abg. Kade» (Soz): Statt daß man diesen Entwurf dem Landwirtschaft«rate vorgelegt habe, wie erzählt werde, hätte man ihn lieber dem Ar- menpflege-Verband vorlegen sollen, am richtigsten wäre die Schaffung von Gesamtarmrnverdänden. Dieser Entwurf schaffe nur neue Härten und sei Kloß Flickarbeit. Der Entwurf bringe nur eine Lastenverschiebung zu Gunsten der Agrarier, aber in Bezug auf die so sehr oerbesserungSbedürflige Armenpflege lasse er alles beim alten. Sächs. Bevollmächtigter Ministerialdirektor Dr. Fischer: Der Vorredner ist in die alte Liebe »einer Partei verfallen, abfällig und ungerecht über die winschaftlichen und politischen Verhältnisse meine- lieben Vaterlandes, deS Königreichs Sachsen, zu urteilen. Ich muß e- in Schutz nehmen. Mi nisterialdirektor Dr. F scher geht dann auf einige der von Kaden vorgelragenrn „Fälle" ein. Ab schiebungen von Unterstützungsbedürftigen, bezw. Avschtebungen von Armenlasten fänden keineswegs nur in sächsischen Gemeinden statt, sondern über- all. Mit der Abschiebung liege eS in Sachsen nicht anders, als in anderen Bundesstaaten. Wenn ein Gemeindevorsteher ein Zirkular erlassen habe, sehr vorsichtig bei der Aufnahme von Armen zu sein, so wolle er da- nicht billigen. Aber Schlüffe auf daS System darf man darau- nicht ziehen. Die Abschiebung erhöht ja die Lasten deS Armenoer- bandeS. In vielen Fällen vermeiden Leute, um landarm zu werden, zwei Jahre in einer Gemeinde zu bleiben, weil sie glauben, daß sie eS als Land arme besser haben denn als OrtSarme. E» ist richtig, daß eS in Sachsen Gemeinde- und Bezirk-- Armenhäuser mit ArbeitSzwang gibt, aber nur für Arbeitsscheue, und in dieser Voraussetzung sind sie auch berechtigt. WaS den von Kaden ange führten Fall eine- jungen Mädchen- betrifft, da- in der Anstalt dreimal Mutter geworden sei, so könne er sich nicht denken, wie daS eigentlich zu gehe. (Heiterkeit.) Entweder war doch die Aussicht nicht so streng, oder der Aufenthalt in der Anstalt kein dauernder. Sollte e- vorgekommen sein, wie der Vorredner behauptet, daß Arme als vermeint lich Arbeitsscheue zu lange in einem BezirkSarmen- Hause festgehalten worden seien, so bedauere er nur, daß die Bttnssenden nicht von ihrem Beschwerde rechte Gebrauch gemacht hätten. I« übrigen könne man nicht mrlangen, daß er alle- wisse, wa« in Sachsen vorgehe. Jedenfalls werde die sächsische Regierung dafür sorgen, daß die Zwangsarbeit lediglich gegen wirklich Arbeit-scheue in Anwendung gebracht werde. Abg. Ablaß (freis. Vp ): Solche Reden, wie die de- Abg. Kaden, seien lediglich geeignet, da- Niveau deS Reich-tageS herabzusetzen. (GroßeUnruhe bei den Sozialdemokraten.) Die ganze Rede Kaden- Habe nur in einer zusammenhangSlosen Aneinander reihung von Einzelheiten bestanden, die nur wieder bewiesen, daß eben überall Unzuträglichkeiten vor kommen. Der Kern der Vorlage sei die Herab setzung der Frist, nach deren Ablauf die Unter stützung-Pflicht von der HeimatSgemeinde auf die Wohnsitz- und ArbeitSgemeinde übergehe, von zwei auf ein Jahr und der Altersgrenze von 18 auf 18 Jahre. Er glaube aber nicht, daß man schon nach einjährigem Aufenthalt an einem anderen Orte vor- auSsetzen könne, daß der Betreffende nicht mehr in die Heimat zurückkehren wolle. Weiter wendet sich Redner ebenfalls gegen die geplante Ueberlastung der ArbeitSgemeinde zugunsten der Wohnsitzgemeinde. Tatsache sei, daß die Abschiebungen von Leuten, von denen man fürchte, sie könnten einmal der Ge meinde zur Last fallen, überall vorkämen, und diese Abschiebungen würden noch häufiger werden, wenn die Frist von zwei auf ein Jahr herabgesetzt würde. Deshalb lehnten seine Freunde diese Fnstoeikürzung ab. DaS Richtigste sei dit Schaffung von Gesamt verbänden. Abg. Herzog (Wirtsch. Vg.) widerspricht der Auffassung, daß der Entwurf agrarisch sei, er wolle vielmehr nur Mißständen, die die Landflucht zur Folge haben, abhelfen. Sowohl die Herabsetzung der Altersgrenze sür die Erwerbung deS Unter- stützung-wohnfitzct, wie auch die stärkere Belastung der Arbeitsgemeinden seien zu billigen. Abg. Brrjtzkt (Pole) steht in dem Gesetze eine Abschlagszahlung für die ländlichen Gemeinden, be mängelt aber Einzelheiten. Abg. Mommsen (freis. Verg.): ES handle sich hier um eine GelegenheitSgesetzgebung zugunsten einzelner Gebiete. Von einer grundlegenden Re- orm sei nicht die Rede. Vor allem bedürfe eS >er Bildung von Gesamtarmenverbänden. Abg. Gtorz (Südd. VolkSp) erklärt r» für dringend nötig, an die Stelle der Ort-armenver- bände größere Verbände treten zu lassen.