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MHeritz-Mung. Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend Spaltenzeile 30 Psg 78. Jahrgang. Sonnabend, den 23. Januar 1909. Nr. 9. Amtsblatt für die Königliche Umtshauptmamfchast, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat z« Mpxoldiswalde. Mtt achtfeMgem „Illustrierten Anterhaltungsblatt". Mit land- und hauswirtfchastlicher Monats-Beilage. Für die Aufnahme eines Inserats an bestinnnter Stelle »md an bestiunnten Tagen wird keine Garantie übernommen. Verantwortlicher Redakteur: Paul Jehnr. - Druck und Verlag von Earl Jetzt« in Dippoldiswalde. Die .wttPritz-ZeNtmg' »scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend und wird an den vorhergeben- SenMenden ausgegeoen. Preis vierteljährlich 1M. 25 Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Psg. Einzelne Nummern i0 Psg. — Alle Postan- 4alten, Postboten, sowie rnsereAusträger nehmen Bestellungen an. Inserate werden mtt Psg, solche aus unser« Ämtshauptnuu n ischaft mit 12 Psg. die Spaltzeil« oder deren Raum berech net. Bekanntmachungen auf der ersten Seite (nur von Behörden) die zwei- gespaltene Zeile 35 bez. 30 Psg. - Tabellarisch« und komplizierteJnserat« mit entsprechendem Aus schlag. - Eingesandt, im redaktionellen Teile, di« Da auf Grund der Ministerialverordnung vom 17. Dezember 1908 die Ausnahme- bestimmung in 8 3 Absatz 2 Ziffer 3 des Gesetzes, die Sonn-, Fest- und Bußtagsfeier betreffend, vom 10. September 1870 auch auf den Handel mlt Blumen Anwendung zu finden hat, ist dieser Handel gemäß der Bekanntmachung der unterzeichneten König- lichen Amtshauptmannschaft vom 8. Oktober 1892 Abschnitt V Nr. 5, an allen Sonn- und Feiertagen in der Zeit von früh 6 bis nachmittags I Uhr außer der Zeit des Vormittagsgottesdienstes gestattet. 85 N. König!. Am1sha«p1mannschaft Dippoldiswalde, am 16. Januar 1909. Folgende im Grundbuche für Seifersdorf auf den Namen des Ernst Heinrich Hegewald eingetragenen Grundstücke sollen am 8. Marz 1999, nachmittags >/2 4 Ahr, an der Gerichts stelle im Wege der Zwangsvollstreckung versteigert werden. 1. Blatt 164, nach dem Flurbuche 7,z Ar groß, auf 8800 M. — Pfg. geschätzt, es ist ein villenartiger, nahezu sertiggestellter Wohnhausneubau; 2. Blatt 166, nach dem Flurbuche 34,2 Ar. groß, auf 690 M. — Pfg geschätzt, es ist ein mit Stangen und Nadelholz bestandnes Waldgrundstück. Die Einsicht der Mitteilungen des Grundbuchamts, sowie der übrigen die Grund stücke betreffenden Nachweisungen, insbesondere der Schätzungen, ist jedem gestattet. Rechte auf Befriedigung aus den Grundstücken sind, soweit sie zurzeit der Ein tragung des am 29. Oktober 1908 bezw. 31. Dezember 1908 verlautbarten Versteige rungsvermerkes aus dem Erundbuche nicht ersichtlich waren, spätestens im Versteige rungstermine vor der Aufforderung zur Abgabe von Geboten anzumelden und, wenn der Gläubiger widerspricht, glaubhaft zu machen, widrigenfalls die Rechte bei der Fest stellung des geringsten Gebots nicht berücksichtigt und bei der Verteilung des Versteige rungserlöses dem Ansprüche des Gläubigers und den übrigen Rechten nachgesetzt werden würden. Wer ein der Versteigerung entgegenstehendes Recht hat, muß vor der Erteilung des Zuschlags die Aufhebung oder die einstweilige Einstellung des Verfahrens herbeiführen, widrigenfalls für das Recht der Versteigerungserlös an die Stelle des versteigerten Gegenstandes tritt. Dippoldiswalde, den 20. Januar 1909. Königliches Amtsgericht. Hundesperre betreffend. Bezugnehmend auf die Bekanntmachung der Königlichen Amtshauptmannschaft hier vom 16. d. M. (Weiheritz-Zeitung Nr. 7 vom 19. Januar 1909) wird hierdurch an- geordnet, daß auch alle im Stadtbezirke Dippoldiswalde vorhandenen Hunde auf die Dauer von weiteren drei Monaten und zwar bis zum 14. April 190W feftzuiegen, d. h. anzuketten oder einz »sperren oder — zugleich mit vorschriftsmäßige« Maulkorbe versehen — an der Leine zu führen sind. Das Aussühren von Hunden aus dem Stadtbezirke nach Orten, die außerhalb des Sperrgebietes liegen, bedarf der Erlaubnis des Stadtrates. Im übrigen gelten die Be stimmungen der eingangs bezeichneten Bekanntmachung der Königlichen Amtshauptmann schaft hier auch für den Stadtbezirk. Frei umherlausend betroffene Hunde werde« sofort getötet. Zuwiderhandlungen werden, insoweit nicht die Strafbestimmung in § 328 des Reichsstrafgesetzbuchs Anwendung zu leiden hat, mit Geldstrafe bis zu 150 M. oder mit Hast geahndet, wissentliche Verletzungen von Sperrmaßregeln aber auf Grund des vorgedachten Gesetzesparagraphen mit Gefängnis bis zu einem Jahre bestraft. Dippoldiswalde, am 20. Januar 1909. Der Stadtrat. Montag, den 25. Januar ds. Js., mittags 12 Ahr, sollen in Obercunnersdorf bei Klingenberg 2 Vnskbsnkv Für- MeGsIIür-vker-ei öffentlich gegen Barzahlung versteigert werden. Sammelort der Bieter: Pätzigs Gasthof daselbst. Dippoldiswalde, den 22. Januar 1909 (2. 16/09. Der Gerichtsvollzieher des König!. Amtsgerichts. Formulare und andere Drucksachen für Gemeinde- und andere Behörden liefert In zweckentsprechender Aussührung die Buchdrucks«! von Carl Jehne, Dippoldiswalde. Drucksachen für Gemeindebehörden fertigt Buchdruckerei Carl Jehne. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Nach der Zusammenstellung des Jahresberichts hat sich die Tätigkeit der hiesigen Schutz mannschaft im Jahre 1908 auf 21 Festnahmen, 483 Anzeigen, 325 Revisionen, Ueberwachung von 7 Ver sammlungen, 145 Vergnügungen, 296 sonstigen polizei lichen Vorkommnissen, 13377 Austragungen und Ausfüh rung von 4 Transporten erstreckt. Die Festnahmen und Anzeigen verteilen sich auf Verbrechen, Vergehen und Uebertretungen wie folgt: 1 Anzeige wegen Widerstand gegen die Staatsgewalt, 13 Anzeigen wegen stattgefundenen Bränden (darunter sind 11 kleinere), 2 Festnahmen und 21 Anzeigen wegen Diebstahl, 4 Anzeigen wegen Feld diebstahl, 3 Festnahmen und 9 Anzeigen wegen eines sonstigen Kriminalverbrechcns, 13 Festnahmen und 14 Anzeigen wegen Betteln, 1 Festnahme und 3 Anzeigen wegen steckbrieflicher Verfolgung, 2 Festnahmen und 99 Anzeigen wegen Uebertretungen, 26 Anzeigen wegen Ver kauf minderwertigen Fleisches auf der Freibank und 319 Anzeigen über sonstige Polizei- und Dienstsachen. Die Revisionen haben sich erstreckt: auf Butter 37, auf Milch 63, auf Bäckereien 24, auf Bierdruckapparate 46, auf die Ruhezeiten der Gastwirtsangestellten 23, auf Maße und Gewichte 18, auf andere Gewerbebetriebe 7 und aus andere polizeiliche Vorschriften 105. In den verschiedenen Hotels sind 796(1019) und in der Herberge zur Heimat 1981 (1316) Personen über Nacht geblieben. An Stadt- geschenk wurden an mittellose Reisende 85,85 M. (35,55 M.) ausgegeben. — Im Jahre 1908 sind in hiesiger Stadt zur Fleisch beschau angemeldet worden: 25 (27) Stück männliche Rinder, 244 (259) Stück weibliche Rinder, 565 (559) Stück Kälber, 1198 (1160) Stück Schweine, 19 (12) Stück Schafe, 29 (44) Stück Ziegen und 1 Hund. Während des gleichen Zeitraumes sind an den Markttagen 2736 (1845) Ferkel aufgetrieben und 1931 (1226) verkauft worden. Die mit einer Klammer versehenen Zahlen sind die des vorhergehenden Jahres. — Aus Anlaß des Geburtstages des Kaisers wird am 27. Januar der Schalter-, Telegraphen-, Fernsprech, und Bestelldienst beim Kaiserlichen Postamt wie an Sonntagen, der Postbesörderungs- und Brieskastenleeruugsdienst wie an Werktagen geregelt sein. Die letzte Kastenleerung (915—y45 N.) fällt aus. Der 1025 nach Hainsberg ab- gehende Zug wird von hier aus zur Postl eförderung nicht benutzt, führt aber einen Bahnpostwagen mit Briefkasten. — Gewerbeverein. Am Mittwoch abend hatte sich ein zahlreiches Publikum im Sternsaale eingefunden, wo der Vorsitzende des Vereins, Herr Ing. Riekert, in seiner bekannten klaren, den behandelten Stofs auch dem Laien nahe bringenden Art und Weise über „die Eroberung der Lust" sprach, dabei ausgehend von den wahrscheinlich ersten Versuchen, die die Chinesen mutmaßlich im 13. Jahr hundert machten, und die verschiedensten weiteren Versuche und Konstruktionen beschreibend, die unermüdliche Gelehrte und Forscher unternahmen und so trotz der großen Opfer an Menschenleben und Geld die heutige Vollkommenheit der Luftschiffe erreichten. Redner erklärte mit Hilfe von Lichtbildern die verschiedenen Flugapparate, die, an sich schwerer als die Lust, nur durch geeignete Konstruktion und Bewegung sich zu erheben vermögen und heute eine Vollkommenheit erreicht haben, die zu den besten Hoff nungen berechtigt; ging sodann über zu den Ballons, oie sich mit Hilfe von Gasen, deren spezifisches Gewicht dem der Luft nachsteht, freischwebend in der Luft zu halten vermögen (anfangs erwärmte Luft, später Wasserstosfgas, Leuchtgas usw.), und führte schließlich das moderne lenk- bare Luftschiff, besonders das Zepvelinsche, in Wort und Bild vor. Obgleich erst im Vorjahre ein auswärtiger Redner über Lustschiffahrt hier sprach, fand Herr Ingenieur Riekert doch wohlverdiente ungeteilte Aufmerksamkeit und erntete lauten Beifall. — Für einen Abend der nächsten Woche hat der hiesige Eis-Klub sein Stiftungsfest in Aussicht genommen. — Vom 1. Februar bis 19. Juli wird die Beschäl- station Dippoldiswalde mit den vier Hengsten Argus, Franklin, Falkenstein und Carabinier besetzt sein, von denen der letztere als edlerer Halbbluthengst zur Zucht von Militär- bez. Artilleriepferden geeignet erscheint. Bärenstein. Nachdem Herr Assessor Dunger-Lauen stein einige Zeit stellvertretungsweise das Amt verwaltet hatte, wurde nunmehr entgültig Herr Bürgermeister Galle zum Friedensrichter für den Bezirk von Stadt, Dorf und Rittergut Bärenstein ernannt und am letzten Dienstag ver- pslichtet. — In der am Mittwoch stattgefundenen Stadt- gemeinderatssitzung wurden zunächst der neugewählte Herr Stadtverordnete Ilhlig und der wiedergewählte Herr Oswald Schmidt verpslichtet. Ferner wurde die Zu sammensetzung der verschiedenen Ausschüsse für das laufende Jahr beraten und beschlossen und die Ersatzwahl für den verstorbenen Stadtverordneten Herr Ottomar Rentsch auf Montag, den 8. Februar festgesetzt. Börnchen bei Dittersdorf. Bei Herrn Erbgerichts- besitzer Uhlemann hatte sich in der letzten Woche ein 14- jähriger Junge in die Scheune eingeschlichen und darin eine Nacht verbracht, wurde aber am nächsten Vormittag entdeckt. Seine Angaben über Herkunft usw. klangen sehr unwahrscheinlich, und die angestellten Ermittelungen er gaben denn auch, daß sie erlogen waren. Der hoffnungs volle, noch schulpflichtige Bursche war aus Dresden ent lausen und wurde durch den Ortsdiener seinen Eltern wurder zugeführt. Dresden. Die in evan^elicis beauftragten Staats minister haben beschlossen, zu einer außerordentlichen Landessynode der evangel-luther. Kirche die Mitglieder derselben zum 8. Februar d. I. einzuberufrn. Dresden, '20. Januar. Die Erste Kammer nahm heute einstimmig nach dem Vorschläge der Deputation und unter Zustimmung der Regierung das Wahlgesetz in einer Fassung an, sür welche die erforderliche 2/z Mehrheit der Zweiten Kammer gesichert ist. — Nach einer Sonntag nachmittag in Ortmanns- darf ftattgefundenen Hochzeit scheuten die vor den Hoch- zeitsschlitlen gespannten Pferde zweimal. Einmal kippte der Schlitten um, wobei die Insassen herausgeworsen wurden. Die Mutter der Braut trug hierbei eine Quet schung des Beines davon. Beim zweiten Male wurde der Kutscher an den Prellstein geschleudert und erlitt schwere Verletzungen am Kopfe. Auch das Gespann wurde stark beschädigt. — Der vor etwa drei Jahren in Adorf beim Bahn- bau als Mineur beschäftigt gewesene Tscheche Krmrrik, der seinerzeit vor dem Restaurant „Rüdesheimer" den Schmiede meister Ullmann gestochen hatte und dafür zu einem Jahr Gefängnis verurteilt worden war, ist jetzt in Schweidnitz zum Tode verurteilt worden, weil er einen Kollegen er mordet hat. Leipzig, 21. Januar. Ein Mordversuch ist heute früh gegen 7 Uhr in Volkmarrdorf, Ludwigslraße 96, ver übt worden Der dort in der Bäckerei von Agricola be schäftigte Bäckergeselle Polte aus Bitterfeld feuerte auf die Bäckermeistersfrau A. und deren 18jährige Tochter eine Anzahl Reooloerschüsse ab. Während die Mutter durch einen Rückenschuß schwer verwundet wurde, blieb die Tochter unverletzt. Der Täter wurde verhaftet; er ver- weigert über die Gründe seiner Tat jede Auskunft. Tagesgeschlchte. — Das 25-Pfennigstück. Die mit dem ersten Preis gekrönte Münze, deren Entwerfer, der Bildhauer August Häußer aus Bückingen, ein noch junger, talentierter Schüler Tuaillons ist, zeigt auf der Vorderseite in großen Ziffern eine „25" und darunter das Wort „Pfennig". Rechts und links erblickt man je ein Füllhorn, aus dem Aehren hervorsprießen. Der Künstler hat sich hier an antike Vorbilder gehalten, denn bei allen Münzen findet man eine ähnliche Ornamentik. Ganz originell ist di«