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A-orler Wochenblatt- M i t t h e i l u n g e n über örtliche und vaterländische Angelegenheiten. Fünfter Jahrgang. Preis für den Jahrgang bei Bestellung von der Post 16 gr. Sächs., bei Beziehung bei Blatter durch Botengelegenheit IS Gr. SLchs. 15. Erscheint jeden Donnerstag. II. Apkll 1839. Zur Reform der Diplomatie. (Beschluß.) Wir haben uns absichtlich vorhin jedes eigenen Urtheils über dieses Aktenstück enthalten, um nicht etwa anscheinend das des Lesers zu trüben und zu befangen. Hier aber muß zuvörderst, um anderweite fremdartige Vcrmuthungcn und Vorurtheile zurück zu weisen, bemerkt werden, daß das Organ seiner Ver öffentlichung, die Pariser reursche Zeitung,'tm'voklften Sinne des Wortes eine tcutsche ist, d. h. daß sie im Sinne der reinsten und strengsten Loyalität, wie diese nur dem Teutschen eigen ist, sich hält. Was aber seinen Inhalt betrifft, so mag derselbe vielleicht wohl manntchfachen Stoff zu Anfechtungen, ja selbst Ver dächtigungen darbieten, nicht blos von Seiten zeloti- schcr Tcutschthümlcr, oder derer, welche die Unab hängigkeit und Freiheit Teutschlands, ja den Name» Teutschland selbst nur dann im Munde führen, wenn dieselben als bequeme Waffe gegen die Staaten zu gebrauchen sind, von denen der erste Anstoß zur Er weckung des neuen, auch in Teutschland zwar nur allmälig, doch mit sichern Kräften sich zum Dasein empor ringenden Staatslebens ausging; sondern selbst vielleicht von Seite aufrichtiger, aber in ihren Be fürchtungen, wie in ihren Hoffnungen beschränkter Vatcrlandsfreunde. Eine der parlamentarischen In Frankreich ähnliche, zwar von den verschiedenartigsten Beweggründen ausgehende, aber den gleichen Erfolg erstrebende Koalizion gegen die in ihm ausgesprochenen Gesinnungen, der gemeinschaftliche Vorwurf einer un patriotischen Berufung auf fremdländische Einmischung in vaterländische Angelegenheiten würde daher um so weniger unerwartet gekommen sein, als dies Schick sal einem in der Pariser Zeitung: le lemxs vom 23. Jan. d. I. enthaltenen „Schreiben von den Ufern des Rheins v. 21. Jan." von — allerdings nur bei sehr oberflächlicher Vergleichung — ähnlichem Inhalte widerfahren ist. Daß dies nun hinsichtlich des Ersteren nicht geschehen ist, daran erkennt man einen Beweis nicht sowohl dafür, daß man'cs nicht einer gleichen Berücksichtigung für Werth erfunden hätte — die es io jeder Beziehung weit mehr verdient, als das Letz tere — als vielmehr dafür, daß man Ihm mit gutem - Rechte den erwähnten Vorwurf nicht machen kann, dem sich dagegen das „Schreiben vom Rhein" im lemxs nicht zu entziehen vermag, indem dieses von der dem Freunde einer freisinnigen teutschen Politik ferner liegenden Rücksicht auf die dermalen in Teutsch land und namentlich am Rhein herrschenden kirchlichen Meinungen ausgehend, eine förmliche Aufforderung zur Vermittlung derselben an Frankreich ergehen läßt und damit mit fast unverholenen, mindestens unter sehr durchsichtigem Deckmantel versteckten Worten an die Sympathien der Rheinländer mit den benachbar ten Franzosen, so wie an die Rechte und Ansprüche Letzterer auf die teutschen Rheinlande erinnert, — Gesinnungen, denen sich jeder wahre Teutsche von Herz und Kopf mit Händen und Füßen entgegen stemmen muß. Von allen diesem findet sich in der mitgcthcilten Protcstazion Nichts auch nur entfernt angrdeutet; sondern die in ihr ausgcdrückten Ten-