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Dresdner Nachrichten : 01.02.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-02-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189402017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18940201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18940201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1894
-
Monat
1894-02
- Tag 1894-02-01
-
Monat
1894-02
-
Jahr
1894
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 01.02.1894
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r—»»«tt vort»nd»r,ibt. 8ikmd»«blie. ««tULt-idubr omtcltälitti« «. r « durch dir «oll Sk r.lb, im «udlant «it «liorechrndrm «o»»»i«dla,. «iinobmr von »nkündiounoni: »«rinitz.« u.8ar-n.«ai UlirAqckm. v. Vorm.tt-l UtiMitlä,». «LS-»'.« ML« S!-«°L,7L^ Lutilndl-un-rtt am brr Pridallrikl »n»»Lr,«,r ^»Nruar nur,«,r» . . . «orausbkcabluna. Inkündioungru »riimen ,ä««ilich», n-mdastk «rrniiiirlunaollrll», o». I ^'LÄ'K.'iSSE'^ M»»«spr»«t>I»»U» Nr. U. gar> reinste ^nom» kad Igerosteteo 4 ^«pp«u, Mttntvl, ..o ^ ^NLÜLV,»e>I,lLl«rSvI. Aufl. 56.ÜU0 Stück. SvkI»t»'«OlL-Fr«^«;i'.fi-LU8N8li'. Wu.lO. Dresden. I8'.)4. Lnabvn jjkäax 1'kür'msr,v!iL80Lii. Krculbacb-Ltoassslü. ^vt«li WUIvr, UMi»Wv Lüttll-Irrustr. 1» »««8VLM Lilttlc-Ksuvtr. 1» vpociilliLt: M»s«sv»^4^ v^leunnU prompt. VroldO dUUss. —Mm— ^>»»L III, Vir. ^-17. - «MW üriWIelleflziieii j, vmüM MttNLNLk»üiriei<c. WLI8 L «LE, Irklouitr»»«« ll« knaliLnzl-ainLxc, rdotoßrapdlv .«» »Lim 8 Aedk. I4tn,>«;r- iuiä L-inui»ziS»- ^»Lnaldi»»«», Vi^itkartoi, - I'hatoa-ralüiwii 12 Ktlialc 6 »«rh, V« »^i<i^->oi un^«'n u:ul> zeäom Lilä in hüasll. -Vu^tührunu. Nr. 32. Krügel: L)ier-urch bringen wir zur Kenntniß, daß Las k. und k. österreichisch-ungarische ^Ministerium in Wien den Debit -er „Dresdner Nachrichten" in Oesterreich-! einen Schluck Ungarn wieder genehmigt hat. ^oniit nehmen alle kaiserlichen Postämter der MmeiM-UMtWil Monarchie Bestellungen auf die „Dver-n-v Nachpichten" an. Der Bezugspreis beträgt für die Monate Aeöruar und Wärz 1 Gulden t»9 Ureurer ohne Bestellgebühr. Iie HesckiislsjleLe öer.Ms-ner AchriAeü". Politisches. Gilis Caprivi ist bei Beginn der ersten Lesung der Reichs- ffnaiizresorm wieder im Reichstag erschienen, nachdem er demselben während der Berachung der Steuervorlagen scrngeblicbcn war. Als stummer Beobachter hat der Reichskanzler Gelegenheit gehabt, die Wahrnehmung zu machen, das; dieselbe Mehrheit, die gegen die Militarvorlagc opponirte und die Reiehstagsauflösung erzwang, aber für die Fortführung seiner Haudelsvertragspolitik cintrat, heute die Kerntruppc der Opposition gegenüber der Rei'chsffnanz. reform bildet. Es ist doch sicher nicht ein bloßer Zufall, daß die dreifache Temokratie der rvthe», der goldenen und der schwarzen Internationale die Heeres' und die Finanzrcform verwirft, die Handelsverträge dagegen annimmt. Sollte die wahre Ursache hierfür nicht darin zu suchen sein, daß die Verstärkung der Armee und die feste Regelung des Finanzwesens des Reiches Forderungen sind, für die in echter Linie nationale Interesse» in Frage kommen, während cs sich bei der Caprivischen Handclsvertragsvolitik um eine internationale Angelegenheit handelt, deren Werth für die nationale Wohlfahrt von den meisten Vertreten! der streng natio nalen Parteien bezweifelt wird? Das Trifolium Richter-Lieber- Singer arbeitet bewußt oder unbewußt von jeher gegen Alles, was den Reichsgedanken stärken und fördern und die partikularistischen Strömungen eindäinmen soll. Vielleicht dämmert in dem Reichs kanzler nachträglich noch die Erkenntniß aus, daß cS für die vater ländischen Interessen doch gedeihlicher gewesen wäre, ans die Fort führung einer voltswirthschastlichcn Politik zu verzichten, deren Träger im Reichstage von seinem großen Vorgänger als offene oder geheime RcichSfeinde charattcrisirt wurden. Zu dem demokratischen Mußprcußcn Lieber und dem Mann ans Putzig, den am Montag sein ehemaliger Frattionsgenoffe Miguel in seiner Rede nicht gerade sehr saust aus die Schulter geklopft hat, gesellte» sich vorgestern der vroscssionelle Neichsnörgler Richter, der Sozialdemokrat Lchippcl und der „Genosse" Ahlwardts, der Abg. Förster, der seines Protektors Geschäfte besorgt, so lange der Vertreter von Fri'rdeberg-Ariiswatde gezwungen ist, seine Misse- thatcn hinter den Mauern von Plötzenscc zu verbüßen. Die Ein wände des freisinnigen Volksinbunen gegen die Reichssinanzreforiii waren in der Hauptsache nichts Anderes als die Ausführungen der Leitartikel der ..Frei». Zlg.". Bcmcrkenswerlh ist in der Richter- scheu Rede lediglich das heiße Bemühen, die Bundesgenoffeuschaft des Eentrums in der gemeinsamen Gegnerschaft gegen die Miguel schen Finanzpiänc zu sichern und sich die persönliche Gunst der llltrmiiontaiicn zu bewahren. Das Letztere ist erklärlich. Tenn Eugen Richter ist nur aus den drücken des Eentrums in den Reichstag gehnmpelt und es muß ihm »m io mehr daran liegen, sich auch für die Zukunft die klerikale Unterstützung zu erhallen, als die nltramvntanen Tcnivtratcn im Wahlkreise Hagen kürzlich rebellisch zu werden drohten. Ter ganze erste Thcil der Richterschen Rede war der Ausdruck der lebhaften Freude und Gcnuglhuung, die der Vaiall des Tr. Lieber darüber cnipffndct, daß, wie er sich ansdrückt, das süße Flötcnspiel des Fiircinzministers nicht vermocht habe, die Herren vom Centruin irr den Berg der Finanzreform zu locken. Der Man», der so gern gegen jeglichen ServilismiiS zu Felde zieht und sich so oft mit seinem »nbcugsamen Manncsstolz brüstet, erging sich in kriechenden Lobeserhebungen, daß sich die süddeutschen Nltramoiitanen nicht für dieBorlagc hätten gewinnen lassen und daß die Cciitrumspartei so zahlreich zur Stelle sei, um die Finanzresorm zu Fall zu bringen. Unter den Freunden der Vorlage zeichnete sich besonders der nationalliberalc Abg. Hammacher durch den patriotischen Schwung seiner Darlegungen ans. Ein Thcil seiner Freunde, so erklärte er. habe Bedenken gegen gewisse Einzelheiten, über die aber die Re gierung mit sich sprechen lassen wolle; ein anderer Thell hege Bedenken gegen den gegenwärtigen Zeitpunkt, den er selbst für ge eignet halte zu der Reform; grundsätzliche Bedenken habe Niemand in seiner Partei. Jedenfalls niüsse der Finanznoth des Reiches und der Einzclstaatcn ein Ende gemocht werden. In seiner wette ren Rede entwickelte Herr Hammacher nach dem Parlamentsberichte Opposition gegen die Steuerreform. Anarchisten in der französischen Kammer. Hoi,>a>I,richten. Landtagsverbandlungen, Diebesuiisicherhcit. Cireus Buich. Handwerkcrverei», Wittwcnvercin. Geiichisverliandlnngeii. „Paulus". Idcr „Tagt. Rdsch." einen ganz ungewöhnliche», sich stetig steigern-! ' v , - - < - . den Effer. Er sprach mit volltönender Stimme, unter vielen Be- zur nennlinst, ony oas iy^,Mn und äußerst rasch. Sein Gesicht färbte sich dunkel, und iit Wien ' wiederholt trocknete er sich mit dem Tuch die hohe Stirn und nahm Wasser. Ter Schwung, die Kraft und das Feuer seiner Rede waren stanncnswcrtl, bei einem Man ne von 7«» Jahren und erinnerten lebhaft an die jugendliche Leidenschaft, die in den 'Reden des weißhaarigen Herrn v. Kleist Retzow früher zu Tage trat. Tie Minister Miguel und Bötticher hörten stellend ihm z», als er zuletzt voll patriotischer Gliilh den Reichstag ermahiuc, die einmal bewilligten Ausgaben auch zu decken und mit Eifer und gutem Willen mitzuarbeitcn an der Lösung der schwebenden Fragen. „Mebr wie durch irgend etwas Anderes", rief er am Schluß seiner Rede ans, „wird das Ansehen des Reichstages beim deutschen Volke sinken, wenn wir auch nur den Schein erweckten, als vb es uns an dem nöthigcn Ernste fehlte, die Mittel für die Ausgaben des Reiches aufznbriugen, die der Reichstag selbst votirt hat. Ich hoffe, daß wir bei der Berachung des gegenwärtigen Gesetzes ebenso wie der einzelnen Finanzgesetze, die unS jetzt vor liegen, mit gutem Willen und dem ehrlichen Streben vorgehe», um das zu thun, was den Interessen des Deutschen Reiches und dem Ansehen des Reiches und des deutschen Volkes entspricht." Die Führer der Sozialdemokratie in Deutschland, die sich seit dem Fortfälle des Sozialistengesetzes möglichst zahm und sittsam gebcrden um nicht wieder die unbcgucme Zwangsjacke desselben anziehen zu müssen, haben sich in letzter Zeit krampfhaft bemüht, die ciwas voreiligen Anarchisten von den Rockschößen zu schütteln. In Wahrheit ist das nur opportunistische Heuchelei. Denn wenn einmal der von ihnen sehnlichst erhoffte Kladderadatsch wirklich cin- treten sollte, so würde cS keine getreueren Brüder geben als Anarchisten und Sozialdemokraten. Tie Solidarität dieser beide» Gruppen der internationalen Revolutionspartei wird reckt hübsch durch die skandalösen Zwischenfälle illustrirt, die sich vor wenigen Tagen in der sraiizösischen Teputirtentänuncr abgespielt haben. Ter sozialistische Tichtcr-Teputirtc und Revolverheld EloviS HugneS intcrpellirte den Minister des Innern über die Beeinträchtigung der individuellen Freiheiten, die durch die Verfolgung der unschul digen Anarchisten erfolge. Hugues verherrlichte die „Unglücklichen, welche vor lauter Elend vergessen, ivaS da» Leben ihrer Mitmenschen Werth ist, und ans Verzweiflung zerstören". Im Lause der Debatte ergriff dann der Abg. Chauda» das Wort. Er ist der Sohn von Gustave Chaichav, der unter der Commune die Schreckensherrschaft tapfer bekämpfte und dafür im Gefängnis; Saint-Pelagie ans Be fehl von Raoul Riganlt erschossen wurde. „Wie wagen nur", ries er. „die Herren Clovis Hugues und Genossen von Freiheit zu sprechen? Jules Guesde warf sich noch vor wenigen Tagen im „Matin" zum Rächer der Commune ans. Wer die Commune zu vertheidigcn wagt, der begiebt sich des Rechts, gegen die Beein trächtigung der individuellen Freiheit die Stimme zu erheben." Während dieser Rede erhob sich Thivrier, jener sozialdemokratische 'Ran. der jedes Mal, bevor er das Palais Bourbon betritt, sich in das theatralische Kostüm einer Arbciterdlouie wirft, und brachte fortgesetzt Hochruse auf die Commune aus. Die Kammer beschloß in Folge dessen, den Störenfried auf vierzehn Tage von den Sitzungen auszuschücßen. Tie ganze sozialdemokratische Partei erklärte hierauf ihr Einverständnis; mit Thivrier und stimmte ? Hi« j ^ HD "1 st'lei: er ^ >u l 30 K'f. 'N. I poe«,le->lkonl-, luitl«»« tion , Huil/eu, M iu kr.» ^i,ul..ii><1or. Kre,>/>-.« >Ui6z -. svu.xs, OluriuLS, llro.-c.-kvu, l.'itrk("ckb,i, )lcku--'-kel<ortk>i i'lo ol- . owpüoklL v. ä. VOeKwLlM, vr«»äen llSUp1s1r388V 25. tLt: AAM'iiIirmtmli'. LG, ouültbk ch'»l Vjel-crin-tlaigl. Tonnerstag, 1. Fevnmr. begeistert in die Hochrufe aui die Commune ei». Ter Ezeommu- narde Tr. Baillant betonte seine Solidarität mit den Canaillen der Commnuc und verlangte, daß die Ecnsur auch ihn und alle anderen Sozialisten treffe, welche aus Herzensgrund ..Viva In 6oivmuuc>!" schrieen. Tie größte Ehre, die ihm selbst zu Thcil geworden, habe in seiner Ernennung zum Eommuiicmitglicd be standen. und io oft man die Eommnne und die Eommunardcn angreise, fühle er sich Persönlich beleidigt. Um das Werl der Commune fortzusetze», hätten seine Wähler flni in die Kammer geschickt, wo man so verblendet sei. die Commune zn schmähen, der allein Frankreich den Fortbestand der Republik verdanke. „Aber die Republik besteht beute nur dem Rainen nach, und wir, die Cvmmunarden. die Sozialisten, die Revolutionäre werden jene Republik, die wir im Jahre 1871 rettete», im Geist und in der Wahrheit gründen." Wiehernder Beifall seitens der Sozialdemo kraten folgte diesen Worten. Da sich Thivrier nicht aus dein Saale entfernen wollte, mußte er schlicßtich mit militärischer Gewalt an die Lust gesetzt werde». Diese Vorfälle sind lehrreich und sollten Denen die Augen öffnen, die wähnen, daß die Führer der Sozial demokraten. gleichviel ob die deutschen oder die französischen, sich jemals zu friedliebenden, ehrsamen Philistern entwickeln werden, wenn man ihrem Treiben mit verschränkten Händen zuschaue und sie unbeschränkt gewähren lasse. Wie die Genossen in Frankreich haben auch die Bebel und Liebknecht einst den Mord gesellen der Pariser Communc begeisterte Loblieder gesungen. Sie nehmen heute die Maske friedfertiger Reformatoren nur vor das Gesicht, um nmso kräftiger für die revolutionären Ideen, die sie vorbildlich in den Gräuclthaten der Commune verwirklicht schen, Propaganda machen zu können. Aernschreibs und Ferrrsprech-Berichte vom 31. Januar. Berlin. Reichstag. EinaegaMn: Gesetzentwurf betr. die Bekämpfung gemeingefährlicher Krankheiten. Die erste Berath- ung des Gesetzentwurfs betr. die anderweite Aendcrung des Finanz- we»e>is deS Reichs wird fortgesetzt. Abg. Dr. V. Freäe (kons.)will als Mitglied einer Landesnertretuiig Zengniß für die Nothwendig- kcit einer finanziellen Auseinandersetzung zwischen dem Reich und den Cinzcfltaatc». Cr bedauert, daß diese Vorlage nicbl vor den Stcnervorlagen bewachen worden öl. wie. eg der Präsident i. Z. angeregt und er 'Redner, befürwortet hatte. Die Vorlage sei auch von hoher voliliscber Bedeutung. Preußen werde sich noch viel eher ans der iinantiellen Kalamität ziehen können, als eine Anzaht kleiner, aber ionit recht lehensiälnger Staaten. Bon einer Ileberlasiung mit indiretten Steilen, tann keine Rede, sein, dagegen tonnen die direkte» Steueen nicht werter angespannt wer den, da sie in erster Linie die Mfltelllasicii belaste,,: diese Cinch, ung haben wir schon längst in Sachien gemacht. Wird die Vor tage abgelelint, da,,» sind die Cinzclitaateir vor die ernste Frage gestellt, ob die Entlastung der unteren Klanen von direkten Steuern weiter ansrecht erhalten werden kann Im Reichsetat läßt netz taum »och etwas ,baren, nachdem schon allenthalben Abstriche ge macht sind. Als indiretle Stenern, welche nicht den armen Mann, sondern den wohlhabenden treffen, nannte der Redner iodar», die Zeitungsiteuer. ein Monopol iür Svrengstone aller Art. Rot, iviritusmonvvvle u. i. rv. Zn den könrns,lenem gehört zwci'etlvs die Tabatsabrikatsstciier. Man verstellt es im Volke nicht, daß die tlrenere Cigarre des Koniinerzienraches dieselbe Steuer tragen soll, wie die Pseiie des armen Mannes. Einen Fehler bat^ne Regier ung allerdings damit gemacht, daß sie nicht gleich in, Sommer die Teckungsfragc mir erledigte. Sollte man auch jetzt liier rachlos »nscinandeigehen. dann würde nichts Anderes übrig bleiben, als sich in Fricdrichsrich Rath zn holen. lPrüsident v. Levetzow mit den Abg. Tr. Frege nachträglich zur Ordnung, weil dieser in einer Polemik gegen den 'Abg. Richter den letzteren als sinanztechnischen Jongleur bezeichnet hatte ) — Staatssekretär Gras v. Posadvwsli: Fürst Bismarck hat schon 1870 gesagt: „Wir müssen nach Ver minderung der Mcitrikulcirbeiträge streben und. wenn es tein tan», nach deren Abschaffung." Bezüglich der Erhaltung der Franckcn- stcinschen Klausel stimmen wir mit dem Eentrum überein. Rach der feierlichen Erklärung des Abgeordneten Tr. Lieber hoffe ich noch immer auf eine Einigung mir dem Ccntriiin. Glaubt Herr Richter denn nicht, wir würden die ungeheuren Summen für Militär und Marine nicht viel lieber für Kunst uird Wissenschaft verwenden? sAbg. Richter ruft: Rein., Geben Sic uns die glück liche Lage Frankreichs, die isolirte lr'age Englands und dcrMilitär- ctat wird ivsvrt eingeschränkt werden. Herr Richter beruft sich ans die Einnahme-Berechniiiigen des Herrn Freiherm vvn Maltzahn in der Militärtvmmiiswn als auf eine Art Dogma. Wenn Sic doch ebenso günstig von anderen Meinungsäußerungen der Regier ung denken wollten! Ter Staatssekretär führt dann aus, daß die Maltzahnsche Berechnung der in den nächsten Jahren zn erwartenden Steigerung der Zoll - und Steuereinnahmen zn optimistisch gewesen sei. Damals habe auch Herr Richter die finanzielle Lage für un günstiger a»ge,el,en als Herr von Maltzahn. Wen» Herr Richter von einer Zopswirtlischail spricht, so kann man doch bezweifeln, daß die wechselnde Parlamentsmaiontät eine bestere Garantie für eine geordnete Finanzwirthschait gielst, als wie z. B. der absolnkistische preußische Staat gegeben hat. «Abg. Richter mit: Hört, bört!) Daß das Ansgabebewillignugsrecl» kür den Reichstag das Wich kiaile ist, hat schon Füm Bismarck 1877 an dieser Stelle gesagt. Auch die einzelnen Randlage erhalten durch dieie Finanzrcivrin in Bezug auf die Ausstellung ihres Etats eine größere Selbstständig- teil. Wenn Sie auch die Vorlage in der Kommt,sion begraben, ich versichere Sie, Sic begraben einen schonen Todten. Wir sind nberzcuat, eine Sache zu wollen, die schließlich durch ihr eigenes Gewicht siegen wird. Abg. Sckädler (Ccntr.): Ter Schatzsckrclär ineinte gestern, den Bauern werde die Tabaksstcucr lieber sein als die Biersteucr. Ter Autorität der Regierung würde es nicht dien lich sein, wenn sie jetzt, nachdem sie im Sommer darauf verzich tete. mit der Bicrilcner tommen wollte. Sollte es dennoch ge ichehen, dann könnte es kommen, daß abermals ein süddeutsches Bundesratbsmitglied dein Beispiel ieines würrrembergiichei! Kollegen folgend, nicht mir im Bnndesrathe. sondern auch hier im Reichs tage die Interessen seines Landes wahren würde. Das aeiamimc Centrum »lebt geschloffen aus dein Boden der von Tr. Lieber ge gebenen Erklärung. Wir sind alle darin einig: die Last muß den Leistungsfähigen ansertegt werden. In der Reform steckt eine Stenervermehrung und dazu ist die Zeit nicht angcthan. In der Falle der Maltzahnschen Berechnung siebt Regierung gegen Regier- ung, da kann leicht der Glaub«.' entstehe», daß die Ziffern je nach Bedari ausgestellt werden. Bei solchen Unterschieden in den Be rechnungen müssen wir dopvett vorsichtig sein. Wir wollen keine Steuern ans Vorralh, zumal Militärvortagcn sich periodisch :n wiederholen scheinen. Herr Miauel meint :>var, wir wären damit im Wesentlichen zu Ende, aber „die Botschaft hör' ich wohl, atlein mir fehlt der Glaube." lRuic links: Mir auch! Heiterkeit.) Tic Finanzverl'ältniiie sind doch nur durch die Regierung mit ihren ewigen Forderungen gestört worden, sie hat auch die Ver antwortlichkeit dafür, wenn ein Tb eil der Mehrkosten ans die Matritnlarbeiträgc gelegt werden muß. Wir sind liier nicht dazu da. die Geschäfte derEinzelitaatcn zn besorgen, wirniüisen ivariani sein und vor Allem im Militär- und Marineckat Abstriche m.nliei:. — Abg. Böttcher (nai.-lib.): Tie Abgg. Bachen, und Scbädler vom Eentrum bestreiten hauptsächlich die Opportunität der Finanz' resonn im gegenwärtigen Augenblick, aber dieser Augenblick ist nicht gcwäbll, sondern durch die Verhältnisse amgezwunge». Tic Frcnickenitcinsche Klauirt wird durch die Finanzresorm eril zur Wahrheit gemacht. Tas Verhältnis; der direkten zn den indiretten Stenern hat sich teincswegs zu Ungimsten der letzteren verschoben. Tic Weinileiier ist durchaus populär. Tie kleine» Staaten können die Matrikiilarbeiträge allerdings ertrage». Wer gegen die Vor lage stimmt, letzt stck mit dein föderaliftischen Vrinnv des Reiche? in Widerspruch. — Abg. Freiherr v. Stumm «Ru. tntt sür die Vorlage ein. Eine weitere Erhöhung der direkten Steuern «ei nicht angängig, die Ausbringung der .zür'Ansgabedcckuiig erstnde, lichen Mittel müsse daher aut hem Wege indirekter Steuer» erfol gen. Auch sei die Tabakssabrikatsteiier keineswegs io mipovulär. wie man hier behaupte. - Nachdem Avg. Bock (Eenir.) gegen die Vorlage gesprochen hat, wird dieselbe der SteuerkommlNw» über wiesen. Die Novelle zur Konknrsordmmg wurde einer bcwndercn Komniffsion überwiesen, da hier;» eine Aiftakil von Anträgen ans dem Hanse Vvrlaa. — Moraeil Novelle zum Illitcntntzuuaswoh»-- sitzgcsctze. Anträge betr Abänderung des Wahtgcictzes. Berlin, Ter „Reichsanzciger" veröffentlicht an der Spitze seines amtlichen ThcileS folgenden Erlaß deS Kasters: „An de» Reichskanzler. Beim Eintritt in ein neues Lebens,ahr war es mir durch Gottes Gnade vergönnt, zugleich auf eine 25jährige Zu gehörigkeit zur Armee zuruckzublicke». Waren cS auch ernste Ge banken, welche mir in Erinnerung an den weihevollen Tag meines Eintritts in die Armee die hehren Gestalten meines mir allzufrüh entrissenen Herrn Vaters uiid meines unvergeßlichen Herrn Groß vaters besonders lebendig vor Augen führten, so wurde ich doch 2 -2» « S;»2 «» «»
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