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Dra»tanlchr«lt: «ackMchts» gornIpr-cher-Sammelnummer: «ssl Nur k»r R-chlgrlviLch«! «-. »00tt «chrtltlettung u. HaupIgklchLttsstellr: Dresden.«, t, Martenstrabe »»/«» »r^,sgrlNU,r vo« U bt» U. Ault tsso de» ickgUch ,wet«»tt,« Zusteltn», sret Hm» U-0 «t. Poftbk»ug«prot« sür Monat Jult «.«0 m«. «tuscht. »« Psg. Postgebithr lohn« Poltsuft«llun^,«b»hkl. «tnselnummer tv Psg., anierhalb Dresden« »» Psg. «nsetgenpretse: Dt« «n«e«,en werde» »mH «aldmark berechne«: die e«nlpal«t,e »o mm brette Zeile »d Psg., sür auswärts so Ps,. FamUten- anjeigen und Eteliengeiuche ohne Rabatt Id Psg., aubkchalb rb Vsg., die so mm breite ReName»etie roo Vsg., außerhalb »so Psg. Osleriengebiihr so Psg. «uswLrtige Austräge gegen «orausbe^rhiung Drurk ». Sertog: Sievich s Ibetchard«, Dresden. Poftscheck-ttlo. 10«« Dresdrn Nachdruck nur mit deuti.Quellenangabe lDresdn. Nachr.> »»lässig. Unverlangte Sch riststücke werden nicht aulbewahrt Die Beisetzunssfeier in Daus-or- Der verunglückten Vergteute letzte Fahrt HauSdorf, 18. Juli. Ein wolkenbchangener Himmel lag über Hausdorf, als bereits in der sechsten Morgenstunde die ersten Ströme der an den Beisetzungsfeierlichkciten Teil nehmenden aus dem gesamten Kreise Neurode hicrheretlten. In der Nacht hatten die Kameraden der Verstorbenen die drei Gemeinschaftsgräber, in denen die Toten, die bisher im Beruf zusammengewirkt hatten, jetzt auch gemeinsam bestattet wurden, hergerichtet. Auch waren bereits die Särge aus den neuen katholischen Friedhof übergestihrt und in der einen Gruft 24, in der zweiten 22 und in der dritten 6 Bergleute beigesetzt worben, während die Särge der in den umliegenden Ortschaften Be heimateten um die Gruft herum aufgestellt wurden. Lange vor der festgesetzten Zeit war der kleine, am Bergabhang liegende Dorfsriedhos bereits überfüllt. Ein großer Teil der etwa 18» bis L9 9N9 Köpfe zählenden Trauer» gemeinde hatte sich auf dem Bergabhaug ausgestellt. Kurz vor 8 Uhr erschienen die offiziellen Vertreter der Behörden und Ver bände, insbesondere der Vertreter des Reichspräsidenten und -er Reichsregierung, Staatssekretär Dr. Geib vom Neichs- arbeitsministerium, und Ministerialvbcrbergbaurat von Flemmtng, Oberpräsident Lüden, ann mit den beiden schlesischen Rcgterungsvräsidenten, Neichstagspräsidcnt Lö b e, Berghauptmann Fischer für die Bcrgpolizci, ferner der Vorsitzende des nieberschlesischen Provinziallandtags, Rechts anwalt Bandmann, der Vorsitzende des ProvinzialauS- schusseS, Janotta, der Präsident des Breslauer LandeS- arbeitSamteS von Ntederschlesien, Dr. Gärtner, und der Schlichter von Schlesien, Oberpräsidcnt a. D. Philipp. Als Vertreter des Kardinals war Tomvikar Prälat Lange er schienen. Eingeleitet wurde die Feier durch einen Trauermarsch einer Neuroder Bergkapclle. Dann hielt Erzbischöflicher Kcneralvikar Dittert, der mit einer großen Anzahl katholischer Geistlicher erschienen mar, ein feierliches Requiem. Die Trauerpredigt hielt hierauf der katholische Ortspfarrer Schröpfer, der noch einmal auf den schick salschweren Tag hinwies. Trauer herrsche nicht nur in Hausdorf, sondern darüber hinaus in ganz Deutschland. Er sei besonders beauftragt, den großen Heldenmut der Rettungsmannschaften anzuerkennen, die ihr Letztes Hingaben und sofort nach Bekanntwerden des Unglücks ohne Gasschutzgerät in die Grube einbrangen, um möglichst viele ihrer Kameraden zu retten. Leider sei auch dieser Heldenmut vergeblich gewesen. Man kenne die Schwere dcS Bergmannberuses, und deshalb sei man verpflichtet, alles zu versuchen, um ihn zu verbessern. Zum Schlüße wandte sich der Geistliche insbesondere den Hinterbliebenen zu. Für die evangelischen Toten sprach der Ortsgeist- lichc Pastor Böttcher, der ebenfalls den Hinterbliebenen Worte des Trostes spendete. Beendet wurde die Feier mit einem Sängervortrag „Bergmanns Grabgcsang". Anschließend an die Feier wurden die aus Volpers- bors, Kunzendorf, Neurode, Schlegel und der sonstigen Umgebung stammenden Toten in ihre Heimatorte ttbergeführt. Unterwegs hatten die Vereine der Ortschaften, darunter vor allem die Bergknappen in ihrer schwarzen Tracht, Aufstellung genommen, die sich den Särgen anichlossen. Eröffnet wurde jeder dieser Leichenzttgc durch eine Berg- kapellc und die Fahnenabordnung der Gemeinden. Die Bei setzung in den Heimatorten erfolgte dann in den frühen Nachmittagsstundcn. Mährend der anderthalbstiinbigen Feier brachen viele Frauen und Kinder und selbst Männer ohnmächtig zusammen. Nicht weniger als 5,0 Personen mußten in der dem Friedhof gegenüber als Lazarett eingerichteten Scheune behandelt werden. Trauerfahnen auch in Berlin Berlin, 18. Juli. Das erschütternde Bergwerksunglück auf der Wcnzcslausgrube bet Neurode hat im ganzen deut schen Volke das lebhafteste Mitgefühl hervorgerufen. Am heutigen Sonntag, an dem ein großer Teil der Opfer zu Grabe getragen wurde, wehten in Berlin überall die Fahnen auf halbmast,- nicht nur auf NcgierungS- und öffentlichen Ge bäuden, sondern auch an vielen Prtvathäusern sieht man die Flaggen halbmast gezogen. In den Kirchen gedachten die Geistliche» mit einem Gebet der Opfer. Auch die auswär tigen Vertretungen in Berlin gaben ihrer Trauer Ausdruck. Kommunisltichk hebe an den Settern Neurode, 13. Juli. Während der Bcerdigungsfeier in Hausdorf unternahmen die Kommunisten, die Ver stärkungen aus Breslau herübergeholt hatten, verschie dentlich StörungSverfuche. Sic verteilten hetzerische Flug blätter. Später, nachdem ein Teil der Angehörigen den Friedhof bereits verlassen hatte, marschierten sie auf dem Friedhof sogar geschlossen auf, und einer ihrer Führer ver suchte. eine öffentliche Hetzrede an den offenen Gräbern zu halten. Durch unauffälliges, aber energisches Vorgehen einiger Polizcibeamten wurden die Ruhestörer in kurzer Zeit verdrängt. Die Bürverabsahe Sa« DamokleMwerl der ReMtagSauMimg - Annttzeruag der rleMunaStMteien Berlin» 13. Juli. Nachdem am Sonnabendnachmittag und Sonntagvormittag Besprechungen zwischen der Regierung und den Parteien stattgcfunden haben, wird das Reichskabt- nett am Montag eine Sitzung abhalten, in der darüber be raten werden soll, welche Maßnahmen getroffen werden sollen, wenn sich die Niederlagen der Regierung im Steuer- ausschuß des Reichstags bet den Plcnarbcratungen wiederholen. Einige Mitglieder des Kabinetts, darunter der Reichsfinanzmintstcr Dietrich, vertreten die Ansicht, daß die Neuerung bei dem Scheitern der Steucr- vorlagen unbedingt vom Reichspräsidenten die Vollmacht zur Verkündung der Stcuergcsetze auf Grund des Artikels 48 der Reichsvcrfassung erbitten müsse, während andere Mitglieder des Kabinetts auf jeden Fall eine parlamentarische Lösung, auch in Verbindung mit einem Sturz beS Kabinetts und der eventuellen Wiederherstellung einer Negierung der Großen Koalition, anstreben. In unterrichteten Kreisen nimmt man jedoch an. baß im Kabinett diejenigen Mitglieder die Mehrheit haben werden, die aus Grund des Artikels 48 die Dteuergesetze ver künden «ollen, weil die Verhandlungen über die Bildung einer Regierung der Großen Koalition schon am Widerstand der Deutschen BolkSpartei scheitern dürsten. An den Verhandlungen mit den Parteien, die am Sonn- tag im Reichstag stattfanden, konnte der Retchsfinanz- minister Dietrich nicht teilnchmen, weil er erkrankt ist. ES ist zur Zeit auch noch nicht sicher, ob Dietrich am Montag schon wieder hergestellt ist. Die Besprechungen, die zwischen Vertretern der Deutschen Volkspartet, der Wirtschaftspakte!, der Ehristlichnationalen Arbeitsgemeinschaft, des Zentrums, der Demokraten und der Banrischen Volkspartei geführt wurden, standen unter dem Vorsitz -es Ministerialdirektors Zar den vom RcichSfinanzministertum. An den Besprechungen nahmen auch Vertreter der Länder teil, «. a. der preußische Ftnanzmtntster Dr. Höpker-Aschoff, Ministerialdirektor Hermann von der bayrischen Gesandt schaft und der Gesandte Boßler für die württembergtsche Regierung. In den dreteinhalbstlludtgcn Beratungen machte besonders der preußische Finanzmintster die stärksten Be denken gegen eine Kopfsteuer und gegen die Möglichkeit ihrer Durchführung geltend. In nicht ganz so scharfer Form äußerte sich auch der bayrische Ncgtcrungsvcrtreter gegen die Kopfsteuer. Trotzdem wurden die technischen Mög lichkeiten für die Durchführung der Kopfsteuer genau durch- gesprochcn. Die Fraktionen behielten sich ihre endgültige Stellungnahme vor, und es gelang, wie verlautet, eine An näherung in den Ausfassnngen der Regierungsparteien her» beizuführen. Beschlüsse wurden zwar nicht gefaßt, doch geht die Tendenz dahin, es im wesentlichen bei den vor einigen Tagen von der Regierung ausgestellten Ergänzungsvor» schlägen zu den Dcckungsvorlagen zu belassen. Die Bürgerabgabe soll bis zum 81. Mär, 1981 nur fakultativ für die Gemeinden eingeführt werden. Eine Verpflichtung zur Bttrgerabgabe soll für die Ge meinden nur bestehen, wenn die Realsteuern in den Gemein den über den Zustand vom 1. Juli 1930 erhöht werden müssen. Die Bürgerabgabe soll 6 Mark betragen. Vom 1. April 1931 ab soll sie in den Gemeinden allge mein eingeführt werden, aber auch nur, wenn die Rcal- steuern über den Stand vom 1. Juli 1930 hinausgehen und wenn der Durchschnitt der Realsteuern einen gewissen Pro zentsatz übersteigt, der in den Verhandlungen festgelegt wurde. Die Fraktionen der Regierungsparteien sollen am Mon tagvormittag über das Ergebnis der Verhandlungen der Finanzsachverständigen endgültig entscheiden. Die von den Demokraten geforderte Schankverzehrsteuer ist wieder zurückgezogen worben. Vor der Kavinettsitzung am Montag dürfte der Reichskanzler wahrscheinlich noch einmal offiziell mit den Vertretern der Sozialdemokraten und der Deutschnationalen verhandeln. Die für die Regier»«« wichtigste Frage ist nunmehr die, wie sie die -nr Durchdringung der Vorlage« erforderltch« Mehrheit erhält. Die Sozialdemokraten haben sich zwar zur Bildung der Großen Koalition auf der Grundlage voll kommen neuer Gesetze bereit erklärt, aber sie wolle« das Kabinett Brüning und sein Programm mit allen Mitteln bekämpfen. Wenn die Sozialdemokratie geschlossen gegen die Vorlagen des Kabinetts Brünings stimmt, so wäre es sehr leicht möglich, daß das Kabinett in der Minderheit bleibt, da es ja auch nicht damit rechnen kann, von den Deutschnationalen ausreichend unterstützt zu werden. Unter diesen Umständen scheint wieder einmal die Gefahr der Reichstags« uflösung in die Nähe gerückt zu sein. In den Kreisen der Negierung überlegt man, ob e» überhaupt einen Zweck hat, erst die parlamentarische Ent scheidung herbei,»führen, wenn doch von vornherein eine Niederlage der Negierung gewiß ist. Man scheint der Mei nung zu sein, daß. wenn die Steuervorlagen von der Regie rung auf Grund des Artikels 48 in Kraft gesetzt werden, sich verfassungsrechtliche Schwierigkeiten ergeben könnten. Nach zunächst allerdings noch nicht nachprüfbaren Gerüchten soll man in der Reichskanzlei jetzt den Gedanke« aufgegrifsen haben, vom Reichspräsidenten die Vollmacht zur Auflösung des Reichstages zu erbitten, ehe der Reichstag über die Dteuergesetze entschieden hat. Von ihr will man Gebrauch machen, falls auf Grund der Verhandlungen des Kanzlers mit den Sozialdemokraten und Deutschnationalen sich Herausstellen sollte, daß die Mehrheit nicht zustande komme. Nach diesen Gerüchten würden die Steuergesetze dann erst nach der Auflösung beS Reichstages in Verbindung mit einem Notetat verkündet werden. Die Auslösnng des Reichstages würde eventnell bereits an» Dienstag erfolgen. Allerdings ist hierzu zu sagen, daß man in parlamenta rischen Kreisen selbst die Gefahr einer Reichstagsauflösung nicht als so groß ansieht. Man glaubt vielmehr immer noch, baß sich in letzter Stunde so oder so eine Mehrheit finde« werde, da ja der großen Mehrzahl der Parteien an einer Neichstagsauflösung im gegenwärtigen Anaenblick durchaus nichts gelegen sei. Man erklärt sogar, baß selbst die Sozial demokratie nicht so auflösungsfreudig sei, weil sie als die nach der Wahl aller Voraussicht nach stärkste Fraktion dann mit der Regierungsbildung betraut würde, eine Aufgabe, die sich in einem neuen Reichstage wahrscheinlich noch weit schwie riger gestalten würde, als dies schon im alten der Fall war. Jedenfalls ist die Lage deS Kabinetts Brüning zur Zeit noch vollkommen ungeklärt. MlMtmIb, Snowden und Mrchill sonchea London, 18. Juli. Das Wochenende brachte eine Reihe politischer Reden, die die politische Spannung kennzeichnen. Ministerpräsident Macbonald hielt in London vor einer arbeiterparteilichen Versamm lung eine parteipolitische Rede. Unter Hinweis aus die Mitt wochabstimmung, bet der die Regierung mit nur drei Stim men in der Mehrheit blieb, sagte er, die Hauptsache sei, daß die Regierung im Amte bleibe. Er hoffe, baß die Abstim mungen für die Liberalen eine Lehre sein werden, deren sie sich noch lange erinnern würden. Eine große Finanzkrise außerhalb Englands habe, als die Regierung ihr Amt au» trat, eine Erhöhung der Arbeitslosigkeit in England ver ursacht. Die Arbeitslosigkeit sei auf Machenschaften der Finanz zurückzuführen. Personen außerhalb der Industrie^ die an der Produktion unbeteiligt seien, hätten durch Börsen spekulationen in der ganzen Welt Tausende arbeitslos ge macht. Die Macht der Finanz müsse international geregelt werden. Die Arbeitslosenfrage sei eine internationale Frage, die man nicht durch Schutzzölle lösen könne. Die Idee der Rcichöfreihanbelspvlitik würde von keinem Do minion vertreten. Kein Mitglied des Unterhauses und keine Mehrheit in England könne die Dominions zu einer Wirt schaftspolitik zwingen, an die sie nicht glaubten. Die Regie rung werde auf der Dominionskonferenz im September alles tun, um Wirtschaftsabkommen mit den Dominions herbeizu- führen. Die Lage in Indien sei ernst. Mit der Entwick lung des Sozialismus in den vergangenen Jahren sei er nicht zufrieden. Schatzkanzler Snowde« , bezeichnet« in einer anderen Versammlung den Vorstoß der Liberalen und Konservativen als eine Verschwörung, die schon seit Wochen geplant gewesen sei. Die Ereignisse dieser Woche hätten das Leben der Regierung verlängert. Die große Ar beitslosigkeit sei eine Folge der Schutzzollpolitik der Welt. Die Schutzzölle hätten die Preise erhöht, die Kaufkraft herab gesetzt und so die Absatzmöglichkeiten vermindert. Sir Winston Churchill machte in einer konservativen Versammlung die Regiernng für die Unruhe und Unsicherheit in Aegypten verantwortlich. Die Arbetterregierung habe die verfassungsmäßigen Kräfte in Aegypten geschwächt. Die britische Garnison habe den Bürger krieg verhindert. Er bcdaure den Abschluß des Flottenver- träges und verstehe nicht, warum England nicht verlangt habe, baß es seine Flotte in Ueberetnsttmmung mit den Ge fahren tn Europa und Asten bauen könne. Das deutsch-polnische Roggenabkommen «nterzelchnet. Am Sonnabendabend wurde im polnischen Außenministerium das deutsch-polnische Roggenabkommen durch den stell vertretenden Außenminister Wy sockt und dev deutsche« Gesandte» Rauscher unterzeichnet.