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Donnerstag Nr. «. «. April L843 Zu beziehen durch alle Postämter de-In- und ««Stand--. Deutsche Allgemeine Zeitung Preis für da- Viertel jahr 2 Thlx. — » Jnsertionsgebuyr für E den Rauin einer geile 2 Ngr. »Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» Ueberblick. rveutfchland. »Aus dem sächsischen Erzgebirge. Nothstand. Die Bergbaugegenden leiden weniger darunter al« die Jndustriegegenden. Bergmännische Angelegenheiten. »München. Versöhnliche Aussichten auf dem Landtag. »Dresden. Verhandlungen über den Gesetzentwurf, den Schutz der Rechte an literarischen Erzeugnissen betreffend. Han nover. Zollverein. Provinzialstände. »Aus dem Grossherzogthum Hessen. Rechtsgesetzgebungsreformen. AreuHen. Anerkennende Cabinetsordrc, den für Hamburg bewiesene WohlthätigkeitSsinn betreffend. »»Senin. Ueber die Preußen betre senden Artikel der Times. Der Landtag zu Merseburg verwendet sic nicht für die westfälischen Gläubiger. Der Landtag zu Münster will die Ramen seiner Redner gedruckt wissen. Geistliche Petition in Hin terpommern um Reform des Ehercchts. Jüdisches Hospital. ivefterreich* chwien. Kaiserliche Familie. Hoffeste. Spanien. Die Königin soll den Prinzen Jerome Napoleon heirathen und dafür von Rußland anerkannt werden. Großbritannien. Unterhaus. Erklärung wegen Otaheiti. Sieg der Minister wegen ihres Verfahrens bei den Unruhen. Repealaffociation. »London. Gelddebatten im Unterhaus. Krankreich. PairSkammer. Patente. Verfahren der Franzosen in Ota heiti. »Paris. Polemik des Sibcle gegen den Auslieferungsvertrag, den Localgeist, die Corruption und den Egoismus. »»Paris. Aus wärtige Angelegenheiten. Serbien. Proclamation des Fürsten, Amnestie betreffend. Mkrjieo. Einführung der Censur. Handel «nb Jnvustkri«. »Frankfurt a. M. Börsenbericht. «nkünbigungen. Deutfchla«-. *Rus Lem sächsischen Erzgebirge, l. April. Unsere Gebirgsgegenden, namentlich die obern Theile derselben, haben seit ei niger Zeit ihrer bedrängten Zustände wegen die öffentliche Aufmerk samkeit in Anspruch genommen. Die StaatSregierung hat sich ver anlaßt gefunden, an Ort und Stelle die nölhigen Untersuchungen an- stcllen zu lassen, um auf eine zweckmäßige Weise helfend eingreifen zu können, während die Privatwohlthätigkeit von nah und fern eben so schnelle als höchst dankenswerthe Hülfe zu bringen bereits bemüht gewesen ist. Da der Nothstand vorzüglich in denjenigen Ortschaften herrscht, deren zum Theil sehr zahlreiche und von Haus aus nicht be mittelte Bevölkerung von der allgemeinen Handelsstockung, dem Ueber gewichte der englischen Industrie und von amerikanischer Creditlosigkeit doppelt schwer getroffen werden muß, so hat man eine Lotterie von vielen Tausend Loosen veranstaltet, um insbesondere Spitzen und an dern Nadrlarbeiten, von denen sich sonst eine große Anzahl Frauen rind Mädchen zu nähren pflegen, einigen Absatz zu verschaffen und den Leidenden auf diese Weise wenigstens einige Geldmittel zu ihrem Un terhalte zu gewähren. Der Stand der Dinge ist in der Lhat von der Art, daß, wenn daS laufende Jahr wiederum ein ungünstiges werden und ein harter Winter folgen sollte, ohne der Industrie günstiger zu sein, die Folgen davon, zumal für das obere Erzgebirge, in ihrem verderblichen und traurigen Einflüsse sich für den Augenblick gar nicht übersehen lassen. Auf jeden Fall möchte es rathsam erscheinen, sich im Voraus und zeitig genug über helfende Maßregeln zu berathen und an die Mittel zu ihrer Ausführung zu denken, weil unläugbar Ge fahr im Verzug ist. Bloße Geldspenden oder Opfer der Privatwohl- thätigkeit vermögen überhaupt nur vorübergehend und nur Einzel nen in vielleicht verzweiflungsvollcr Noth zu helfen. Daß Straßcn- bautcn aus mehr als Einem Grunde sehr wünschenswerth befunden werden müssen, wofür sich auch bereits die Staatsregierung thatsäch- lich ausgesprochen hat, wird von Allen anerkannt werden, welche in die localen und gewerblichen Zustände unsers Erzgebirges hinlänglich eingeweiht sind. Wir wollen zwar nicht das Schlimmste befürchten, oder der Mutlosigkeit das Wort reden, auch nicht in Abrede stellen, daß hier und da keine Schuldlosigkeit stattfinde, aber wir möchten der Oeffentlichkeit cs zur Wicht machen, die ganze Sache nicht außer Acht zu lassen, sie auf sachgemäße Weise zu besprechen und durch ihr Wort Zweckdienliches ins Leben zu rufen. Die Beobachtung, dass diejenigen Ortschaften und Familien, denen ihr Verdienst lediglich durch den Bergbau gegeben wird, zumal wo der Ackerbau selbst bei kleinem Grundbesitze noch etwas lohnend ist, sich in geringerer Noth befinden, darf nicht verschwie gen werden, um so weniger, da sich bei dieser Gelegenheit der Bergmanns stand, mit andern gewerblichen Ständen verglichen, in einem Vortheilc zeigt, den man jüngst nicht sehr geneigt gewesen ist anzuerkennen. Es ist unläugbar, daß das Gewerbe des Bergmanns in Absicht auf den Lohn nicht solchen Fluctuationcn unterliegt, wie dies bei der vorzugs weise sogenannten Industrie ist; sein moralisches Vcrhältniß zu den Vorgesetzten und selbst seine privatrechtliche Stellung, die einen ge wissen Contract zur Grundlage hat, gewähren Vortheile, die andern Gewerbsständen durchaus abgehen. Er gehört ferner einem Stand an, dessen Gewerbe der Staat aus national-ökonomischen Gründen auf recht zu erhalten bemüht sein muß. Er bekommt endlich ein Lohn, daS nach keiner Willkür, sondern streng rechtlichen Bestimmungen ge mäß geordnet ist. ES ist dasselbe allerdings dem spccifischen Werthe nach gering, sieht den Löhnen anderer Gewerbtrcibenden in ihrer Blü tezeit gegenüber höchst dürftig aus und hat, was nicht in Abrede gestellt werden soll, die Bedürfnisse der Vergangenheit, nicht die der Gegenwart zum Maßstabc. Allein was dem Bergmannslohn an äußerm Glanz abgcht, das ist ihm in hohem Grade durch seine Solidität und gleichmäßige Dauer ersetzt, und enthält sür den echten Bergmann die tägliche Auffoderung, von der einfachen Sitte der Väter nicht ab- zufallcn, während seine andcrweiten Gcwerbsgenosscn zur Zeit des Glücks der Verführung so ost nicht widerstehen, die Launen der For tuna gänzlich außer Acht zu lassen. Kann sich der Bergmann einem gewissen Einflüsse der Neuzeit nicht gänzlich entziehen, was allerdings nicht in jeder Beziehung möglich sein möchte, so hat er gar wohl zu bedenken, ob er den Mehrbedarf, den jener Einfluß erzeugt, mit Fug und Recht von seinem Gewerbe erwarten dürfe. Ferner hat er zu be rücksichtigen, daß die Produkte seines Gewerbes, wenn sie auch im Laufe der Zeit an Werth und Größe gestiegen sind, nicht immer für die einzelnen Bergwerksunternehmungen, an die er doch seine Ansprüche richtet, entsprechenden Gewinn abwerfen. Eben so ist die Zahl De rer, die ihren Lohn von den Bergwerksproductcn beziehen, nicht ge sunken, sondern gewachsen: ein Umstand, der theils dem Geldgewinne seiner gewerblichen Produkte eine größere Menge von Pcrcipicnten zu- grsührt hat, «Heils aber auch einen indirekten Beweis liefert, daß man bei seinem Gewerbe sich doch nicht in so trostloser Lage befindet, als man darzustellen bemüht gewesen ist. Endlich möge man ja nicht ver gessen, daß der Betrieb des Bergbaues seit einer Reihe von Jahren mit Schwierigkeiten, die ihren Grund in der Natur der Sache haben, verbunden ist, die einen gar wesentlichen Theil des Einbringens wie derum in Anspruch nehmen. Und überhaupt ist dieser Punkt von sol cher Wichtigkeit, daß mehr als eine oberflächliche Bekanntschaft mit den Verhältnissen dazu gehört, um zu einem richtigen Urtheile sich für befähigt erachten zu können. Uebrigens aber sollte man eS durchaus vermeide»«, die Last gewisser bergmännischer Verhältnisse, die entweder gar nicht oder doch nur in Verbindung mit anderwciten reformatorischen Maßregeln zu ändern sind, als eine Schuld auf irgend eine amtliche Persönlichkeit zu wälzen, wie dies jüngst der Fall gewesen ist. Daß es den Bergleuten lieber wäre, wenn sie mehr Lohn hätten, ist begreif lich. Dieser Wunsch war denn eigentlich auch die Haupttriebfedcr bei der unter mancherlei Umtrieben und Bewegungen zu Stande gekomme nen Beschwerdeschrift einer Anzahl der hiesigen Bergleute, welche vor eini ger Zeit in der l. Kammer unserer Ständcvcrsammlung verhandelt wurde. Man würde sich indessen leichter über die ganze Erscheinung zu beruhi gen wissen, wenn Buze, der Wortführer in dieser Angelegenheit, nicht zu viel Unbegründetes vorbrächte, mehr Einsicht in den ganzen Zusam menhang der Dinge verriethe und seine Absichten völlig lauter und rein wären. Er besitzt in der That ein bei uns glücklicherweise noch nicht sehr gewöhnliches Talent, das eines Demagogen, keine gemeine Beredtsamkeit, und hat, obwol nur gewöhnlicher Bergmann, eine recht gute Schulbildung. Allein er liefert abermals einen recht schlagenden Sewcis, wie nachthcilig, ja wie gefährlich sogar eine oberflächliche Bil dung ist, gepaart mit Ucbcrschätzung, Ehrgeiz und dem Talente, sich