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Pienstag. 99. 19. December 1854. Weißerih-ZeituiW Ins««,. < - w«»rü«It»' 8 M ^ßlr »l, Zeitt" VttMet chu. in alkÄ, Hr- pedltionen ckn- genommem > Erscheint Dienstags und Freitag». .Zu beziehen durch alle Postanstal ten. Preis pro Quart. l ONzr. Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Landmann. - ----- Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. - - r M' i Die Weißeritz-Zeitung wird auch fernerhin in der bisherigen Weise erscheinen. Indem ich für die dem Blatte in neuerer >jeit in gesteigertem Maße geschenkte Theilnahme herzlich danke, lade ich zugleich zu neuem Abonnement hierdurch ein. Neu gewonnene Korrespondenten in allen Städten unserer UmgegeM werden über die Tagcsbcgebenheiten treulich berichten, und Leitartikel die Fragen der Gegenwqrt besprechen. , Reue Bestellungen, die ich bald zn machen bitte, werden in meiner Expedition, sowie in allen Agen- turen, die in den Städten der Umgegend errichtet sind, nnd von jeder Postanstalt schon jetzt angenommen. — Der Preis von 10 Ngr. pro Quartal bleibt derselbe. — Insertionen, die in meinem, von den Be hörden der Städte Dippoldiswalde, Altenberg, Geising, Frauenstein, Glashütte, Rabenau, sowie von den bett. Patrimonialgerichten zu ihren Verordnungen und Bekanntmachungen benutzten weitverbreiteten Blatte veröffent« licht werden, finden durch dasselbe die zweckdienlichste Verbreitung. Die schnellste Versendung macht allen Abon nenten das Blatt am Tage dcö Erscheinens zngangig. Die geehrten Abonnenten in Dippoldiswalde, welche das Blatt abholen lassen, können dasselbe schon am Abend vor dem Tage des Erscheinens tvou 6 Uhr an) in Empfang nehmen, zn welcher Zeit auch die Abgabe der durch die Post zu beziehenden Exemplare an die hiesige königl. Postexpcdrtion erfolgt. Dippoldiswalde, am 18 Dec. 1854. EM ZthNk. ----- . . -V - -- - — - Oestreichs Allianzvertrag mit -en West machten. Die diplomatische Welt ist in diesen Tagen außer ordentlich überrascht worden. Oestreich hat ganz uner wartet mit den Westmächten einen Allianzvertrag abgeschlossen. Dieses wichtige Ereigniß erfolgte zu Wien den 2. Decbr., jenem inhalts- und folgenschweren Tage für Frankreich, und während man in Berlin keine Sylbe davon ahnte, während man vermeinte, nachdem Oestreich mit Preußen rin Schutzbündniß abgeschlossen, nun werde Oestreich froh sein, mit Deutschland in festeres Verhältniß getreten zu sein, eS werde nun sich mehr zur Neutralität hinneigen und Preußens Friedensabfichten befördern, da verkündigte der „Moniteur'', die französische Staatszeitung, mit hastiger Eile: „Am 2. Decbr. ist zu Wien zwischen Oestreich, England und Frankreich ein Allianzvertrag ab geschlossen worden." Selbst in Frankfurt am Main, wo am 2. Dec. der „orientalische Ausschuß" seine einstim mige Zustimmung zu dem östreichisch-preußischen Bündnisse aussprach, scheint man. mit Ausnahme des östrejchischen Bundespräsidenten keine Ahnung von dem gehabt zu haben, was zu gleicher Stunde in Wien vorging. In Paris und London vernahm man die telegraphische Nachricht mit Jubel, und die kalten Börsenmänner boten rasch einige Procent- chen mehr für die Staatspapiere; in Berlin aber machte man lange Gesichter und den Zeitungsscheibern entfiel die Feder. DaS hatte man nicht erwartet von Oestreich, dessen Wahlspruch früher gewesen war: „ Nur immer langsam voran!" Oestreich mochte schon im August d. I. die Absicht haben, in ein Bündniß mit den Westmächten einzutreten und dt-fallfige Zusicherungen nach London und Pqris ge°> geben haben, denn sonst wäre eS unerklärlich, daß dir Westmächte in Constantinopel erlaubt hätten, daß Oestreich die Donaufürstenthümer besetzen und eine strategisch so wichtige Stellung einnehmen dürfe. Während dieser Zeit war nun Oestreich äußerst thätig, seine Rüstungen zu ver vollständigen, aber noch schwankte e-, den verhängnißvollen Schritt zu thun, was sich am meisten dadurch ans Licht stellt, daß Oestreichs Heere in den Donausürstenthümern Omer Pascha nicht gestatteten, mit seinen Armeen nach Bessarabien vorzudringen und die Russen, welche über die Landenge Perecop »ach der Krim marschiren, in Schach zu halten. Als die Alliirten an der Alma einen raschen Sieg erfochten, schwankte Oestreich wieder auf die entgegen gesetzte Seite; als die Operationen vor Sebastopol keinen Erfolg hatten, als die blutige Schlacht bei Inkerman ge schlagen war, zog sich Oestreich wieder mehr von den West mächten zurück, es gab den Wünschen Preußens, die dar- auf hinausliefen, es solle an dem territalen Bestände Ruß lands nichts geändert werden, mehr nach, und so brachte man glücklich ein Bündniß mit Preußen zu Stande, worin sich dieses verpflichtet, nicht nur das ganze östreichische Kaisergebiet, sondern auch dessen Truppen in de» Donau» fürstenthümerir schützen zu helfen, falls sie angegrifft» würden. Diesem Bündnisse mußten auch die übrigen deut schen Staaten beitreten, nachdem einmal die beiden Groß staaten sich hierin geeinigt halten. Der Abschluß dieses Bündniges war ein Meisterstück der Wiener Diplomaten; denn während sich Oestreich nur verpflichtete, an den Vier Friedensgarantien festzuhalte», wurde ihm militärischer Schutz für alle seine Staaten zugesagt, sogar für seine Heere an der untern Donau. So hatte Oestreich .mit einem Meistcrzuge auf dem Schachbrett Europa'S seins Stellung nach Deutschland hin ^cht nur gedeckt, sondern