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MdmfferTageblalt für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die Z yespattene Aaumzeile 2V Rpfg., die 4 gespaltene Zeile der amtlichen DekanntMachungen 40A«tch,« Pfennig, die 3gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 Reichsmark. Nachweisungsgebühr 20 Reichrpfennige. B««- geschriebene Er,cdeiuungs- tage und Platzvorschriste« .oerden nach Möglichkeit Kk kN sv kL ck bk : Amt WilSorUff Nr. 6 berücksichtigt. Anzei^». anvahme bis i>orm.10Ubr. > Für die Richtigküt der durch Fernruf übermiHettenAnzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Rabattanspruch erlischt, wen« derBetragdnrch Klage eingezo x en »erden mutz oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen e«tgegen. Z Nationale Tageszeitung für die ^andwirtschast, -W?u,Vch AbE" Wochenblatt für Wilsdruff u, Umgegend "n^riwng'.rer ^'5» "d" sonstiger «etriedsstSningcn d-ft-hl kein Anspruch au» LNseruug -SS Bezugsprerses. — Rurkfendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beilieyt. » » Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshanptmannschaft Meisten, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrenlamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Nr 82 - 89. Jahrgang Telegr.-Adr.: .Amtsblatt* Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Montag, den 7. April 1936 Scharfe Waffen. Leicht hat es der neue Reichskanzler und sein Kabinett -ucht! Zwar scheint er recht genau zu wissen, was er tun M und tun wird, aber der Reichstag, vielmehr die Par- c>en des Reichstages, sind sich darüber sehr im unge wissen, ob und wie sie zu den Wünschen, den Bitten oder ven Drohungen Dr. Brünings Stellung nehmen sollen. hat zwar in seiner Regierungserklärung gesagt, daß " alles dransetzen wolle, bei der Durchführung der von >hm geplanten Maßnahmen des Dcckungs- und Finanz- Vrogramms einschließlich der „Osthilfe*, mit diesem Reichs- zusammenzuarbeiten, aber doch eben nur so lange, als das möglich sei. Oder — auf eine knappe Formel ge bracht — so lange der Reichstag in seiner Mehrheit die Aegierungspolitik in diesen Punkten unterstützt. Dr. Grüning hat sozusagen die „rote Mappe* mit der Äuslösungsorder noch nicht an den Reichspräsidenten zu- ruckgegeben. Er droht ganz unmißverständlich, sie her- ^uszuholen, wenn der Reichstag nicht über die Bedenken, Einwürfe, Gegenvorschläge usw., vorerst zum Deckungs programm, nicht sehr bald herauskommt zu endgültigen, oer Regierung zustimmenden Beschlüssen. Dabei unter- Mercht der Reichskanzler aufs schärfste, daß die Neurege lung der Finanzen, die Steuererhöhungen usw. zu aller erst angenommen sein müssen, ehe man an das Agrarpro- Kramm und die Osthilfe Herangehen kann, einfach des wegen, weil diese beiden sich nur auf einer wirklich ge- en Finanzlage des Reiches als Basis aufbauen '"Isen. ... Man muß zugeben, daß dieser Gesichtspunkt überaus fruchtend ist; natürlich spielt dabei aber auch die Absicht w", die Parlamentsmehrheit vorerst zusammenzuhalten, "W rn der vergangenen Woche den Ansturm der Opposition "wehrte, und die ja alles andere als geschlossen und zu- .Mssig jsj Immerhin versteift sich der Reichskanzler omeswegs auf alle Einzelheiten des Dcckungsprogram- .7^, läßt z. B. in der Frage einer 75prozentigen Bier- uruererhöhung mit sich reden und mag sich damit einver- Moen erklären wollen, daß 25 Prozent der geplanten Er- oohung wieder abgestrichen und das damit eintretende w°stzit durch eine Heraussetzung der Umsatzsteuer von 0,75 M 0,85 Prozent gedeckt wird. Aber grundsätzlich will die Gierung an ihrem Deckungsprogramm ebenso festhalten wie sie sich unbedingt auf den Standpunkt stellt: Erst Rege- der Finanzfragcn, dann Agrarprogramm und Ost- Me. Wenn es sein muß — unter Auflösung des Aftchstages und unter Benutzung des Artikels 48 der Mchsverfassung. Lange warten will die Regierung nun aber nicht wehr, sondern sie hat den „hinter ihr stehenden* Frak- ,'?nen mitgeteilt, daß jetzt kein Mund spitzen mehr Mt, sondern in den nächsten Tagen gepfiffen werden „Zwischen uns sei Klarheit!* darf man wohl ein Annies Goethe-Wort variieren. Wenn die nicht vor der ^scheidenden Neichstagssitzung geschaffen wird, dann in ihr, inoffenerFeldschlacht auf dem Boden Parlaments. Und dafür verfügt das Kabinett über secht scharfe Waffen. Dr. Brüning scheint nicht Mann zu sein, diese ungenutzt im Winkel stehen zu Alen. Aus irgendeinem Loch muß nun endlich, nach vier- monatlichem bisher fast fruchtlosen Verhandeln, der Ms heraus! Man wird durch solche Verhandlungen fischen den Parteien jedoch niemals zu einem bestimmten Abschluß kommen; das hat die Krisengeschichte dieser vier Monate deutlich genug bewiesen. Und daraus entnimmt Reichsregierung das Recht, die Fraktionen unter Mn für sie selbst freilich nicht sehr angenehmen, aber 'ottvendigen Druck zu setzen. MdW und gewaltige Kundgebung m Volksnationalen Reichruereinigung in Berlin , Die Volksnationale Reichsvereinigung, zu deren Gründung // -lungdeutsche Orden aufgerufen hatte, wurde am Sonn- den 5. April 1930 in der Philharmonie zu Berlin ge- Mundet; am Sonntag, den 6. April veranstaltete sie im größten oale der Philharmonie ihre erste gewaltige Kundgebung. -. . Der Leiterher Gründungsversammlung, Dr. Scholz-Rem- ^d, kennzeichnete in seinen einleitenden Worten den Sinn der ^ndungstagung als den nunmehr zu vollziehenden Uebergang , r praktischen politischen Arbeit. Die zur Gründungsversamm- ""g nach Berlin gekommenen 725 Landesdelegierten der Kreis- bsschüsfe bestätigten das vorläufige Präsidium, das in seiner Mammensetzung der Volksgemeinschaft aller Stände bereits , osdruck verleiht. Das Präsidium setzt sich aus folgenden Per- zusammen: Journalist August Abel-Berlin, Verbandssekretär Artur Adolph-Berlin, Verbandsgeschäftsführer Fritz Baltrusch, Mitglied des Reichswirtschaftsrates Berlin, Arzt Dr. Bertheau-Lütjenburg, Otto Bornemann, Kanzler des Iungdeutschen Ordens Berlin, Erst MnzregelW, dm Agrarhitse Sie Pläne des Reichskanzlers. Kampf um die Biersteuer. An die Beschlüsse des Reichskabinetts, die Gesetzes vorlagen über Finanzreform und Finanzausgleich vor nehmlich zu behandeln und sie sofort dem Reichstag zu zuleiten, schlossen sich am Wochenende lebhafte Debatten im Steuerausschuss des Reichstages, der sich mit den ver schiedenen vorgeschlagenen Deckungsplänen beschäftigte, insbesondere mit der Erhöhung der Biersteuer um 75 Pro zent. An dieser will bekanntlich das Reichskabinett trotz anderweitig ausgetretener Einwendungen festhaltcn. Schwierigkeiten ergeben sich auf diesem Gebiete von feiten derBayerischenVolkspartei, die zwar in die neue Regierungskoalition eingeschlossen ist, in bezug auf das Bier aber eine ziemlich schroff ablehnende Hal tung einnimmt, obwohl ihr Führer, Prälat 0. Leicht, im Reichstage vermittelnde Töne anschlug. Gegen die Biersteuer warf im Steuerausschuß das Mitglied der Bayerischen Volkspartei Abgeordneter Dr. Horlacher offen Panier auf. Er sagte u. a.: „Das Reichskabinett kann noch so kräftige Töne an schlagen, die Bayerische Volkspartei wird die Biersteuer vorlage keinesfalls mitmachen. Sie ist grundsätzliche Gegnerin jeder Bicrsteuer über den bestehenden Rahmen hinaus." Bayern werde durch die Biersteuererhöhung eine Sonderlast von 100 Millionen Mark aufgebürdet, deren Höhe man erst erkennen könne, wenn man weiß, daß das Gesamtaufkommen an eigenen Steuern in Bayern 178 Millionen Mark betrage. Bayern wehre sich gegen diesen Raubzug vom Norden. Rcichsfinanzministcr Dr. Moldenhauer erwiderte, die Entscheidung des Kabinetts sei nach außer ordentlich sorgfältiger Prüfung der Biersteuerfrage gefällt Worden. Maßgebend sei dabei die Erkenntnis gewesen, daß andere Wege, dem Reiche Mittel zur Verfügung zu stellen, nicht gegeben seien. Eine entsprechende Erhöhung der Umsatzsteuer wäre für die Gesamtheit viel schwerer tragbar und die von Dr. Horlacher erwähnte besondere Importsteuer würde die ganze Handels vertragspolitik erschüttern. Der Minister führte weiter aus, daß Bayern auf anderen Steuergebieten, beispielsweise Verbandssekretär Edmund Buchartz-Berlin, Verbandssekretär Willi Dietrich-Berlin, Gewerkschaftssekretär Erich Glimm-Berlin, Verbandsdirektor Paul Hilger-Dresden, Verbandsgeschäftsführer Max John-Berlin, Fabrikant Paul Kempermann-Bestwig, Hanna Klostermüller, Hochmeisterin der Schwesternschaften des Iungdeutschen Ordens, Berlin, Finanzvbersekretär Max Lasse-Dresden, Fabrikant Hermann Menzel-Großröhrsdorf, Rechtsanwalt Dr. Ferdinand Nübell-Berlin, Rittergutspächter Georg Obendvrfer - Limbach, Landwirt Gustav Paulsen-Hutzfeld bei Eutin, Gauleiter Hans Rausch-Köln, Gewerkschaftssekretärin Klara Sahlberg-Berlin, Oberstleutnant a. D. Walther-Schmidt-Berlin, Zahnarzt Dr. August Scholz-Remscheid, Bürgermeister Dr. August Wietseld-Peine, Gutsbesitzer Flindt-Gertzen. Der letztere wurde unter brausender Zustimmung von der Ver sammlung einstimmig mit gleichen Rechten und Pflichten wie die anderen Präsidialmitglieder sie haben, betreut, obwohl er Bür ger des Freistaats Danzig ist. Die Versammlung brachte damit zum Ausdruck, daß die willkürliche und ungerechte Grenzziehung im deutschen Osten von ihr nicht anerkannt wird. Dann sprach der Hochmeister des Iungdeutschen Ordens Artur Mahraun über das Wesen der Volksnativnalen Reichs vereinigung, über die jungdeutsche Vorarbeit, die zum Zusam mentritte der Gründungsversammlung wesentlich beigetragen hat, über den weiteren Weg der Volksnationalen Reichsvereini gung und über den bereits vorliegenden zahlenmäßigen Erfolg. Mehr als hunderttausend Menschen haben sich bereits durch per sönliche Anmeldung zu ernster Mitarbeit verpflichtet und täglich laufen wie seit Monaten rund tausend Neuanmeldungen ein. 700 Kreise sind bereits mit Ausschüssen versehen und in einer noch nicht gezählten Anzahl von Kreisen sind die Ausschüsse m der Bildung begriffen. — Mahraun zeichnete dann den falschen Weg, den die alten politischen Parteien bisher gegangen sind und entwickelte daraus den neuen Weg, den die Volksnationale Reichsvereinigung gehen wird und der sie bereits heute nach Berlin geführt hat. Als der Vorsitzende nach den Ausführungen Mahrauns die aus denen der Grund- und Gewerbesteuer, geringere Lasten zu tragen habe als andere Länder. Der Christlichnationale Bauernparteiler v. Sy bei und der Deutsche Bauernparteiler Kling lehnten die Er höhung der Biersteuer ebenfalls ab. Der Sozialdemokrat Keil bekannte, seine Partei hätte sich keineswegs auf die Biersteuer festgelegt. Von dcutschnationalcr Seite wurde gefragt, und zwar durch den Abgeordneten Dr. Rademacher, welche hinter der Negierung stehenden Parteien denn überhaupt noch die Steuererhöhungsvorlagen unterstützten. In der weiteren Debatte lehnten auch der Wirtschafts parteiler Colosser und der Deutschnationale Frei - Herr von Richthofen die Biersteuererhöhung ab. Dr. Moldenhauer kündigte noch an, daß der Entwurf über die Senkung der Einkommensteuer vorläufig nicht vorgelegt werde, weil der Reichsrat ihn zurückgestellt habe und weil die Regierungsparteien sich inzwischen über den Entwurf zur Senkung der Gewerbesteuer verständigt haben. Die Regierungskoalition hatte zu Beginn der Aussprache einen Änderungsvorschlag zurTabak-und Zuckersteuer vorgelegt. Nach diesem neuen Gesetz entwurf wird die Zahlungsfrist bei der Tabaksteuer um einen halben Monat verkürzt. Dagegen bleiben die Tabaksteuerlager bestehen. Von den Inhabern dieser Lager wird als Verwaltungsentschädigung laufend ein Prozent des Steuerwerkes der von ihnen versteuerten Zigarren erhoben. Wirtschastspartei für Warenhaussteuer. Wie bekanntgeworden ist, will die Wirtschastspartei trotz der ablehnenden Haltung der Regierung auf der Einführung einer Warenhaus st euer bestehen. Das soll evtl, in Form einer Staffelung der Umsatzsteuer ge schehen. Die Wirtschaftspartei will eine Trennung zwischen der Umsatzsteuer für kleinere und größere Unter nehmungen einführen. Unternehmungen mit einem Um satz von mehr als einer Million Mark sollen einer quali fizierten Umsatzsteuer in Höhe von einem Prozent unter liegen. Doch soll diese erhöhte Umsatzsteuer nur für Um sätze mit Verbrauchern der letzten Hand gelten, also nicht für Rohstofflieferanten und den größten Teil der ver arbeitenden Industrie. Eine Änderung sollen auch die Regierungsvorschläge über den Benzin- und Benzolzoll erfahren. Es wird an gestrebt, die bisherige Differenz zwischen Benzin- und Benzolzoll aufrechtzuerhalten. Die Zollerhöhung von vier Pfennig soll durch eine Steuer von zwei Pfennig ergänzt werden. allgemeine Aussprache zu den Richtlinien eröffnete, ergab sich die erstaunliche Tatsache, daß die Richtlinien ohne allgemeine Aus sprache von den Delegierten unter lebhaftester Zustimmung ein stimmig angenommen wurden. — Auch die den Delegierten vor gelegten Grundsätze für die Verfassung der V. R- fanden ein stimmige Annahme. Die einstimmige Wahl Artur Mahrauns zum Vorsitzenden der B. R. bildete den Höhepunkt der Grün dungsversammlung. Mahraun nahm die Wahl an und erklärte, daß er als Führer der Reichsvereinigung niemals ins Parla ment eintreten werde. Die Versammlung nahm diese Erklärung mit stärkstem Beifall auf. Bezüglich des Präsidiums behielt sich Mahraun die weitere Ergänzung vor. Mahraun erbittet im Schlußwort für >die weitere praktische Arbeit die Vorlage fettig ausgearbeiteter Entwürfe unter Hin teranstellung verschwommener Wünsche. Als er dann mit den ihm eigenen Enthusiasmus die tätige Mitarbeit für das große Deutschland fordert und an die Delegierten die Aufforderung richtet, den Rhythmus dieser großen Stunde bis in die entlegen sten Dörfer des deutschen Vaterlandes zu tragen, da bekräftigt die Versammlung ihre Zustimmung und ihr Gelöbnis durch das spontane Absingen der vier Strophen des Deutschlandliedes. Am Sonntag, den 6. April konnte der große Saal der Phil harmonie die aus dem Lande herbeigeströmten Ortsgruppenver- treter der V. R. kaum fassen. Diese Versammlung nahm die Mitteilung der Ergebnisse der Gründungsversammlung mit Bei fallssturm auf, stimmt den Richtlinien zu und bekräftigte durch nichtendenwollende Ovationen die Wahl Artur Mahrauns MM Reichsoorsitzenden der V. R. Die einzelnen Mitglieder des Vor standes wurden ebenfalls stürmisch begrüßt. Dann entwickelte Mahraun in groß angelegter Rede, wie die V. R. wurde. Mit einem Appell an die Presse, daß Wollen der V. R. zu unter stützen und mit einer Mahnung an die Menschen, sich von der unverantwortlichen Sensativnspresse freizumachen, schließt Mah- .raun seine Ausführungen. - . Nach ihm legen die Angehörigen verschiedener Stände und Berufe ihre Zustimmung zu dem Wollen der V. R. und das Gelöbnis ihrer Bundesgenossenschaft ab. Im Schlußwort bekennt sich Mahraun im Namen der V. R. zu Hindenburg und dessen Wollen. Er verliest ein Treugelöbnis an Hindenburg und ein Versprechen der V. R., im Hindenburg, scheu Sinne zu arbeiten, was von der Versammlung mit brau sendem Beifall einstimmig angenommen wird.