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ömal wöch Bezugspreis für Novbr. 3.00 -/l einschl. Lestcllgcld Anzeigenpreis«: Die Igesp. Petitzeile SDL. Stellengesuche 20 L, Die Petitremamezeile. 98 Milli meter breit, 1 Offertengebühren für Gelbstabholer 2» -Z. bei UebersenSung durch die Post außerdem Portozuschlag. Einzel-Nr. 10 L. Sonntags-Nr. 15 Geschäftl. Teil: Friedrich Nieser in Dresden. vrerelnsr kisrkksUsn ä.-U. Wodere,s»e 17 ^ v. a. I. Zeit« ^ ^esnnil 2l034 . 297LÜ 1Z4S5 'L'ltll'bll r 9 ckn« e . . ..ui-- vertag! ^a^onia. >i ... ^tesl.^i.U. i Pvlierfiratze 17. . '«'^erNoitto Dresden 147S7 Dresdner Bant. Dresden ÄickMve Freitag, 12. November 1926 Im Faste höherer Gewalt erlischt jede Verpflichtung auf Lieferung sowie Erfüllung v, Anzeigenauftrügen u. Leistung v Schadenersatz. Für unüeutl. u. d. Fern ruf übermitt. Anzeigen übernehmen wir keine Ver antwortung. Unverlangt eingesandte u. m. Rückporto nicht versehene Manuskripte werd nicht aufbewahrt. Sprechstunde der Redaktion 2--ü Uhr nachmittags. Hauptschriftleit.: Dr. Joseph Albert, Dresden. Für christliche Politik und Kultur /sillgs in »vst>8ün LtuvllsnX Ol LllMy.M * 1bll:< u. E «evaklio» »er SachfNche» Volk»,«».«, Dresden. iMstadt I. Polierslratze 17 gernru« 20711 und LIVIL .S vsr kür sine SrStöG sollte 8!e nickt »bkslten, ein /^ugenglss ru trsgen, wenn Sie sckleekt seken. lZeäenlcen Sie, welck ungekeuren blutren lknon ein genau passendes Augenglas gswSkrt, und weleken Sckaden 8'v kauen KSnne», wenn Lie swk weiter okne Lekkille oder mit ungenügenden ÖlLsera guSten. In meinen beiden OercbIften wird Iknen bereitwilligst tackmSnniscker Uat über das Tragen von /^ugengltlsern erteilt, Ikre Zeigen werden okne besondere Uereeknung rur k-eststellung der notwendigen Oläser geprüft, und die ^nlertigung moderner ^ugenglZser gesckiekt in meinen 'VerkstStten sorgkLttig und sekneit, in dringenden k-Silen sofort. vpUker UaelsnLtvek vrerUen-F^., /Utmsrkt rcAIovLie«»«» unci prsser Llrske 2S. Ä I - Der Stabilisation entgegen? (B o n u u s e r e IN P a r i s e r V e r t r e t e r) Paris, Anfang Rovbr. 1926. Die belgische Stabilisation hat man hier mit sehr gro ßem Wohlwollen beobachtet. Ja die Vanque de France selber und andere französische Bansten haben sogar al'.tio daran mitgeholfen. Die öffentliche Meinung Frankreichs sohle dies als ein gutes Vorzeichen auf, da die Masse des Volkes eine möglichst rasche Stabilisation der Währung wünscht, die es Frankreich erlauben würde, wirtschaftlich in normalere Bahnen zurücstzustehren und in Europa nach einer übertriebenen Ausfuhrpolitik seiner letzten Jahre an seiner eigentlichen Stelle eingerückt zu werden. Gute Fortschritte lzat mau ja bereits in diesem Sinne getan. Im Juli sonst der Fransten, schnellte einen Augen blick in die Diese, doch seither stieg er langsam aber stetig den harten Abhang hinauf. Das Pfund Sterling kastele in Paris um den 14. Juli herum 200 Frauke», einen Augenblick sogar 24», und heute pendelt er um !4ö her um, um sich vielleicht hier festzulegeu. Das Volk hat allerdings mehr Pertraue» und während man vor noch 2 Monaten sehr zufrieden gewesen wäre, wenn man ihn bei 17» hätte festhalten können, während die Exper ten in ihrem Bericht so ungefähr 16» ins Auge fotzten, träumt manches Rcntuerherz von der goldenen Zahl 12b. Ob mau es so weit bringen Kanu, bleibt sehr zwei felhaft. Denn im Grunde genommen steht heute der französische Frauke» etwas über seinem eigentlichen Wert. Das soll nicht heitze», als würde er nur künstlich auf seiner jetzigen Stufe gehalten! Eine ganze Reihe rein wirtschaftlicher und finanzieller Faktoren bildet da zu die Grundlage. Paincare führt mehr oder weniger den Plan aus, den ihm die Experten vorgezeichnet hatten. Vor allem hat er sofort bei seiner Ankunft Steuern eintreiben lassen, und das mit aller Energie. Für das laufende Rechnungsjahr waren kaum 2» Prozent der di rekten Steuern eingegangen, ja in den meisten Provin- ien hatte der Steuereinnehmer noch nicht einmal die -tcuerzettel ausgeschickt, und ohne datz man es verlangt, sohlt auch der französische Bürger und Bauer nicht. Doch lie Steuereinnahmen sind nun ordentlich ins Rollen ge kommen. Der Monat September hat über drei Milli arden direkte Steuern eingebracht und an indirekten Tteuern 2,4 Milliarden. So hat die Staats^"-^ e' —" Raum und Luft vor sich nach der erstickenden Atmosphäre im Juli und Anfangs August. So konnte das Schatzamt im September der Vanque de France fast eine Milliarde Vorschuß Zurückzahlen, und im Oktober hat es wieder last die Zahl von 800 Millionen Zurückzahlung erreicht, -o sind die Vorschüsse der „Französischen Bank" an den Staat auf 36 Milliarden gesunken, eine Zahl, die man seit über fünf Monaten nicht mehr erlangt hatte und man hat sich vor der gesetzlichen Höchstsumme der Borscqüsse, an die man im August ganz bedrohlich nahe herangekom- men war, um 2,3b Milliarden entfernt. Auch der Roteu- umlauf hat sich gesenkt, obwohl doch die Vanque de France in den beiden letzten Monaten für über 8b» Mil lionen Gold, Silber und Devisen von der Oesfeicklichkeit erstand. So konnte der Franken am Rande oes Ab grundes festgehalten werden. Und man faßte Vertrauen. Man hatte besonders in industriellen Kreisen etwas gefürchtet, das Steigen des Franken würde der Produk tion gefährlich werden können. Denn dadurch rücken die französischen Innenpreise schon ganz langsam an die in ternationalen und Weltmarktpreise heran. Aber dennoch ist im letzten Monate die französische Ausfuhr nicht zu rückgegangen. Im Gegenteil, Anfang des Jahres bestand ein Defizit von über 3 Milliarden und die beiden letzten Monate haben vielmehr einen Ueberschutz erbracht, der dieses Iahresdefizit bedeutend verringert. Aber auf die Dauer wird die französische Industrie dennoch Schwierig keiten haben, um die Kundschaft weiterhin zu behal-ei, die ihr in der Inflationszeit zugefallen ist. Aus oiesem Grunde trachtet die französische Regierung danach, jeg lichen plötzlichen Frankenstiea zu vermeiden und sie mutzte Die Krisis im Reichstage — Die Fühlungnahme mit den Parteien — Die Sozialdemokratie hat das Wort Berlin, 11. November. Die uiigektärlen Mehrheitsverhültinsse des Reichstages in der Erwerbstosensrage haben im Laufe des gestrigen Tages zu neuen Schwierigkeiten geführt. Die Agitatinnspoli- tik der Rechten und der Lücke» hat es nun so weit gebracht, daß der Sozialpolitische Ausschuh, der die Erwerbsiosensrog« in erster Linie zu behandeln hat, völlig lahm gelegt worden ist. Weiche Folgen sich aus dieser Lage ergeben werden, ist noch nicht abzusehen. Jedenfalls werden die Regierungsparteien nun ihrerseits die Flngelparteien zwingen. Farbe zu be kennen. Es gehl ittcht an, daß diese 'Parteien sich wie bis her weigern, tragbare Voraussetzungen für eine Mehrheilsregie rung zu schaffen, gleichzeitig aber durch agitatorische Taktik das Parlament lahm zu legen. Die Vorgänge des gestrigen Tages haben folgende» Ver lauf genommen: Im Sozialpolitischen Ausschuß stand der Ne- gierungseniwurf über die Krisensürsorge zur Debatte, wonach den ausoestenerten Erwerbslosen Unterstützungen bis zum :!1. März 1027 gezahlt werden sollen. Ein deuischnationaler An trag, die ausgesteuerten Erwerbslosen wie bisher durch die Wohlsahrtspstege unterstütze» z» lassen, wurde «hgeiehnt. An genommen wurde jedoch mit den Stimmen der K o m m u - nisten, Sozialdemokraten, D e u t s ch n a t i o n a I c n und Völkischen ein kommunistischer Antrag, der sämtliche Beschränkungen in der Erwerbstosensiirsorge aushebcn und die Zahlung der Unterstützungen unbeschränkt sorlsühren wollte. Hierauf erklärte der Vorsitzende des Ausschusses Abg. Esser sZentrum), daß der Regierungseniwurs gefallen sei und die Be ratungen ausgesetzt werden mühten. Er schlug vor. morgen die Bcrattmg des Arbeiisgerichts-Gesetzenlwurfes vorzunehmen. Hiergegen erhöh Abg. Andre sZtr.s Einspruch, indem er er klärte. dah die Vertreter der Regierungsparteien sich nicht an den weiteren Beratungen des Ausschusses beteiligen könnten, bis eine Klärung der Mehrheitsverhältnisse ersoigt sei. Der Ver treter der Deutschen Volkspartei schlaf; sich ausdrücklich diesen Erklärungen an. Hierauf vertagte sich der Ausschuh. Der Vorsitzende des Sozialpolitischen Ausschusses, der Zeu- trnmsabgeordnete Esser, hat sich unverzüglich nach Schluß der Sitzung des Ausschusses zum Reichslagsprüsidenten Lobe be geben, um ihn von dem Scheitern der Regierungsvorlage über die Krisensürsorge sür die ausgesteuerten Erwerbslosen >m Aus- schus; Mitteilung zu machen und !hm zu erklären, das; er keinen Weg zu einer positiven Zusammenarbeit im Ausschüsse mehr sehe. Am Nachmittag hat dann eine V e s p r e ch u » g der Frak- tionssührer der Regierungsparteien beim R e i ch s h a n z l e r stattgesundcn. Diese Besprechungen, über die afsiztcll nur be kannt ist, das; sie sich mit den Vorgängen im Sozialpolitischen Ausschuß besaht haben, werden lebhaft kommentiert. Die Rechts presse ebenso wie die Linkspresse will nässen, dah die Frage der R e g i c r u n g s e r w e i t e r u n g erörtert worden sei. Der Staatssekretär der Reichskanzlei Dr. Pünder sei keauflragt worden, mit der Sozialdemokratischen Fraktion Fühlung zu nehmen. Die Führer dieser Fraktion Hütten sich jedoch ihre Stellungnahme der Fraktion selbst Vorbehalte». — Die „Vossi- sche Zeitung" will wissen, das; diese ganze Aktion zurückzustih- ren sei auf einen Peschlus; des Zentrums, »ach dem der Reichskanzler nunmehr die Initiative in der Frage der Regierungsbildung ergreifen sollte. Diese Meldungen dürste» den Tatsachen wohl etwas vor auseilen. Sicher ist nur, das; die Negiernngsparteien auch bei dieser Gelegenheit nochmals ihre Bereitschaft zur Erweiterung der Koalition sehr deutlich zum Ausdruck bringen. Praktische Folgerungen daraus zu ziehen, dazu gehört die Bereitschaft der Flügelparteien, statt Agitation positive Arbeit für den Staat zu leiste». Aus der Berliner Presse gewinnt man jedenfalls den Ein druck, das; man die politische Lage nunmehr nicht als krisenhaft. sonder» als entspannt empfindet. Die dentsch- oolksparteitiche „Tägliche RundsclMck schreibt: Schon aus der Bemerkung des sozlaldemokralischeu Abg. Hermann Müller im Plenum, es sei im Interesse der Arbeitslosen zunächst wichtig, dafür zu sorgen, das; die Beratungen im Sozialpolitischen Aus schuß wieder in Gang kämen, könne man folgern, das; bei den Sozialdemokrale,, nicht die Neigung bestehe, die parlamentarische Krisis zu überspannen. Nach der demokratischen „Vossischen Zei tung" wurde bei den gestrigen Besprechungen der Fraklionssüh- rer der Regiernugsparleien die Auffassung vertrete», daß aus eine Klärung der Mehrheitsverhültnisse gedrängt und Sicher heit dafür geschaffen werden müsse, daß sich Vorgänge, wie sie sich >»> Plenum und im Sozialpolitischen Ausschuß jetzt abgespielt haben, nicht wiederholien. Dem „Berliner Tageblatt" zufolge hat inan bei den Regierungsparteien den Eindruck, daß die So zialdemokraten zu einem gewissen Einlenken bereit seien. Auch der sozialdemokratische „Vorwäris" spricht von der Vereitsctpist der Lbzialdemokratischeu Partei, „diesem unwürdige» Zustand ein Ende zu bereiten". „Wir halten es sür notwendig", schreibt die „Germania", daß über die M e h r h e i t s v e r h ä l t n i s s e Klarheit ge schossen werden muß. Wenn die deutschnationale Taktik den Erfolg hat. das; diese Frage, in Fluß kommt, dann Hai sie posi tiven Wert gehabt." — Diese Auslassung beweist, daß in, Zen trum jedenfalls der entschiedene Wille vorhanden ist. den Schwebezustand im Reichstage zu beseitigen. Die Entscheidung liegt nunmehr bei der Sozialdemokratie. Die Regierungspar, teien haben in den letzten Monaten ost genug ihre Bereitscimit zur Erneuerung der „großen Koalition" knndgetan. Als Ant wort hat die Sozialdemokratie in vielen entscheidenden Füllen eine Agitationspalilik gelriebe», deren Zweck kein politisch Denkender mehr erkennen konnte. Die Agitalionspolittk der Deutschnationalen ist leicht verständlich, sie soll den Weg zur Macht frei nwchen. Die Sozialdemokratische Reichstagssrak- tton aber hat in den letzten Monalen so gehandelt, als sei es ihre vornehmste Ausgabe, sich von der Macht anszuschließen. Wenn diese größte Fraktion des Reichstages auch in der gegen wärtige» Krisis sich nicht eines bessere» besinnt, wird sie sich über die innerpolilische» Folgen nicht wundern dürfen. nach den Erklärungen Poiucares stier schau aktiv eingrei- fen. Tenn, da das Vertrauen wieder zurückgekehrt ist, flieht Geld nach Frankreich zurück, umsomehr, als in den letzten Wort en auch der Diskontsatz erhöht wurde. Fer ner hat an der Pariser Börse - ja scheint es — eine Spe kulation auf die Frankenhausse eingesetzt, es wurden überaus viele ausländische Papiere und Devisen augeko- ten, vom Ausland her. und auf diese Weise ist der Fran sten künstlich gestiegen mit einzelnen Sprüngen. Die Regierung ihrerseits hat diese Gelegenheit er griffen, um ihren Bedarf mi Devisen zu decken. Einer seits tim im Laufe des Jahres 1927 ihre laufende Schuld an England und Amerika zu zahlen, und andererseits um auch die nötige Masse zur Verfügung zu haken, die es ihr ermöglichen soll, auf dein Weckselmarkt cinzugreisen. tim die Währung vor Uesterraschungeii zu stützen. Rach den letzten Berichten iviirde diese Blasse die Mvrgau-Fonds ke- reits übersteige», d. h. die Summe, welche die amerika nische Bank seinerzeit der französischen Negierung zur Verfügung überließ, um den Kurs zu regeln; diese Summe war im Laufe des Jahres 1926 aus den Markt geworfen morden, war draufgegangcn und mußte nun neu gebildet werden. Rach all dem dürfte man glauben, daß man so mit raschen Schritten der Stabilisierung entgegengehe. Dach ist dem nicht so. Der erste belgische Versuch war mißlun gen, da die Regierung nicht genügend Reservefonds be saß, um dauernd den festgesetzten Kurs zu halte». Hei te scheint die „Belgische Bank" infolge äußerer Anleihen über eine genügend große Blasse zu verfügen. Heute besitzt die Vanque de France genügend Fonds, um den Kurs zu beeinflussen, ihn zeitweise zu regeln, aber Kanin um ihn dauernd halten zu können. Da für werden wohl Außenanleihen unumgänglich nötig sein. Die kleineren Anleihen, die Frankreich in der Schweiz lind in Holland aufgelegt hat. reichen dazu längst nicht aus. Sa hat mau es aus eigenen Mitteln in den letzten Wachen varwörtsgckracht, und es ist nicht unmöglich, daß die französischen Finanzen bis in das Frühjahr Fort schritte machen werden, besonders da die Lage des Mini steriums gesichert scheint. Ader eine endgültige Stabi lisierung wird wohl ahne ausländische, d. h. englisch- amerikanische Hilfe nicht möglich sein. Doch das ist nicht nur eine rein französische, sondern auch eine di plomatische Frage. Friedrich Vcith.