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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 23.09.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-09-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110923020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911092302
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911092302
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-09
- Tag 1911-09-23
-
Monat
1911-09
-
Jahr
1911
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BezugS-Prei» H» L»tt>Ii» «,» Vion« v»rch »nie», "räaei »nd Ev«du«»r» Lmal tialtch in, Kau, »edraau « VI. monatU. k.?ö Mk. »iettrtiädtt Lei untern Filialen ». Ln- natzmekeüen adaedoU 7s Vf. moiuttt, llSMk. otetteltährl. »»Ich », V»Ni «rnerbal» DeuNivland» »nd o«, beutlchen Kolonie» oietteltährt >.8V Oil« monatl. l.M Ml. au»><hl. PoftdelreUgeld Ferner in Velaren, Dänemark, den Donaustaaten. Italien. Luremdura. Niederlande Nor wegen Oesterreich. Ungarn NuNiand. Echwede», Schwele » Evanlen. 2n allen üdngen Staaten na» direlt durch dt» Eeschakrsltell« de» Blatte» erdiUtlich. Da» Letpriger Lagedlrrtt «richerni »mal täglich. Sonn. «. Feiettag» not morgen». illdonn«m«»r».llnnat>m» I»daani»g»Il» 8, de, unleren Iragern. Filialen. Svedtteure» und Annahmestellen, iow«e voftämtern and Vrrestragerrr. Abend-Ausgabe. WMerTagMM s 14 6SL iNechr.nIchl-», Lrl.-Änschl. r 14 693 Handelszeitung. Tel.-Anschl. 14 692 lNachtanschluU 14 693 14 694 Amtsblatt des Rates und des Nottzeiamtcs der Stadt Leipzig. Anzeigen-Prei- tür Inserat« au, Leipzig und Umgeb»», di« lspaltigevelitzeile 25Ps, dieNeilame» »eile l Mk. von auswärt» 30 Pt. Reklamen 1^0 Mk.' Inserate von Behörden im amt- lichen Teil die P«tir»«ile 50 Ps <S«schäfr»anzeig«n mit Platzoorschriste» rm Preise erhöht Rabatt nach Taris. Beilagegedubr Gesamt» auslage 5 Mk. p Tausend erkl. Postgebühr. Teilbeilag« höher. Festerteilt« Austraae können nicht zurück» gezogen werden. Für da» Erscheinen an bestimmten Tagen und Plötzen wird keine Garantie übernommen. Anzeigen - Annahme: I»hanni»,asse bei sämtlichen Filialen u. allen Annoncen» Expeditionen de» In« und Auslande». Druck »nd Verlag »»» Fischer L Kürst«, Inhaber: Paul Kürst«». Redaktion und Seschäst.stell«: Iohannisgass« 8. Haupt-Filiale Dresden: Eeestratze T 1 (Telephon tKTll. Nr. 264. Lannsdenü, üen 23. September lSll- 105. JährgSNg. HW- Unsere heutige Morgenausgabe umfaßt 14 Seiten, die Abendausgabe 8 Seiten, zusammen 22 Seiten. Oer Nukltsnü in Szetschuan. Heber die Aufstandsbewegung in Szetschuan liegen jetzt zwei eingehende Berichte vor, die einen besseren Ueberblick über die Vorgänge in dieser chinesischen Provinz gestatteten als die bisher nach Europa ge langten Nachrichten. Nach dem einen, offiziellen Berichte der chinesischen Regierung ist die Abneigung gegen die Eisenbahnpolitik der Regierung der Anlaß zur Empörung gewesen; nach dem anderen, als „offiziös" gekennzeichneten Bericht ist die Eisenbahn frage indes nur als Vorwand benutzt worden. Der wahre Grund zu den Unruhen sei die Lebens mittelteuerung. Nach beiden Berichten ist die Ruhe und Ordnung wiederhergestellt. Datz die Lage namentlich auch für die Fremden doch einigermaßen kritisch war, ergibt sich besonders aus dem offiziösen Berichte. Von der chinesischen Regierung scheint aber alles getan worden zu sein, was zum Schutze der Fremden erforderlich war. Wir lassen hier die beiden Berichte folgen: Peking, 23. Sept. (E. D.) Die „Aaence d'Ex- treme-Onent" veröffentlicht eine offizielle De pesche der chinesischen Regierung über die Unruhen in Szetschuan. Danach ist der wirkliche Grund der Unruhen in der Frage der Eisen bahnen zu sehen. Um gegen die Ansprüche zu pro testieren und um die Rechte der Provinzen in dieser Frage aufrechtzuhalten, haben die Studenten Mani festationen organisiert. DiesKaufleutehabenihreLäden geschlossen und die Revolutionäre haben von derGelegen- heit Gebrauch gemacht, um das Volk aufzuwiegeln. Der Vizekönig hat den Chef der Revolutionäre verhaften lassen, eine Maßregel, die lebhaften Protest hervorrief. 2000 Revolutionäre zogen vor den Jamen des Vizekönigs, stießen Schmährute gegen ihn aus und verlangten die sofortige Frei assung des Verhafteten. Bei dieser Gelegenheit entstanden zahlreiche Unruhen, die die Polizei nicht in der Lage war zu unterdrücken. Der Vizekönig rief daher Militär zu Hilfe, das mit großer Strenge vor ging. Erne große Anzahl neuer Verhaftungen wurde vorgenommen und die Aufrührer zurückge- drängt. Tschengtu und seine Umgebung zeigen gegenwärtig ihren gewöhnlichen Anblick. Die Re volutionäre, die die Repressalien der Regierung fürchteten, haben sich in eine kleine, Szetschuan be nachbarte Landschaft geflüchtet und in den bewal deten Bergen einen momentanen Zufluchtsort ge funden. Die Revolutionäre haben an ihrer Spitze keinen militärisch gebildeten Chef, der fähig wäre sie zu organisieren. Sie sind schlecht bewaffnet, leiden Mangel an Munition und verfügen über keine Mittel. Es ist zweifellos, datz sie in kurzer Zeit gezwungen sein werden, sich den Behörden auf Gnade und Ungnade zu ergeben. Die telegraphi schen Verbindungen sind überall wiederhergestellt. Die Fremden, die es für klug gehalten hatten, sich vom Beginn der Unruhen an aus dem Aufstands gebiet zu entfernen, haben nirgends Unbill er litten und haben bei den Behörden Wohlwollen " Nervus rerum. Satirischer Zeitroman von Edward Stil^ebauer. Erstes Kapitel. Mit dem Tode Otto Nordens hatte es für dessen Familie mancherlei Veränderungen gegeben. Der älteste und einzige Sohn Fritz stand gerade mitten in der zweiten juristischen Prüfung, als ihn in Berlin die allerdings längst erwartete, aber immerhin für den Augenblick wenigstens überraschend uno nieder schlagend genug wirkende Drahtmeldung von dem Tode seines Vaters erreichte. Denn allgemein hatte man sich auf einen langsameren Verlaus der Krank heit gefaßt gemacht. Die berufensten Autoritäten, die man der Reche nach um ihre Ansicht gefragt hatte, sie alle waren der Meinung gewesen, Otto Norden würde monate-, vielleicht jahrelang dahinsiechen, und nun hatte eine plötzliche Wendung in seinem Zu stande den Tod rasch und schmerzlos herbeigeführt. Das war ein Glück für den Armen, an dessen Ge nesung doch niemand mehr glauben konnte, aber ein schwerer und harter Schlag für die Seinen. Denn mit einem Male war nun alles so ganz anders ge worden. Fritz hatte in Berlin den Kopf hoch behalten. Auf seine Mitteilung von dem unerwarteten Ableben seines Vaters hatte die Prüfungskommission den Ter min seines mündlichen Examens um drei Wochen hinausgeschoben. Er war in die Heimat an das Totenbett seines Vaters geeilt, hatte die Mutter und die beiden Schwestern, so gut er es unter den ob waltenden Umständen vermochte, getröstet und nach seiner Rückkehr nach Berlin war es ihm geglückt, das Examen zu bestehen. Nun durfte er auch darauf rechnen, durch die immerhin vorhandenen Beziehun gen seines verstorbenen Vaters an einer der zahl reichen Banken seiner Vaterstadt eine angesehene und gutbezahlte Stellung als Syndikus zu erlangen, die ihm die Aussicht auf eine gesicherte, vielleicht glän zende Zukunft eröffnete. Denn Otto Norden hatte während der beiden letz ten Jahrzehnte seines Lebens bei seinen Mitbürgern in hohem Ansehen gestanden. Aus dem Nichts hatte sich dieser seltene Mann in kurzer Zeit zu einem der bedeutendsten und einflußreichsten Vertreter der Han delswelt «mporgearbeitet und war in wenigen Jah ren zu einem Manne geworden, besten Name für di« Reellität eines Geschäftes bürgt«. Aber auch zu einem Manne war er geworden, dessen jährliche Ein nahmen man als ein kleines Vermögen bezeichnen und Schutz gefunden. Der frühere Vizekönig von Szetschuan Tsen-Chu'n-Shuan ist von Schanghai nach Tschengtu abgereist, um mit Energie jede Spur von Unruhen zu unterdrücken. Sein wohl bekanntes energisches Auftreten bildet eine Bürg schaft dafür, daß keinerlei Befürchtung mehr aufzu kommen braucht. Die „Agence d'Extröme-Orient" setzt hinzu, daß sie in den letzten Tagen zahlreiche Depeschen aus Peking und Schangbai über die Lage in Szetschuan erhalten hat, die offensichtlich für alle Kenner der politischen Lage in dieser Provinz Uebertrei- bungen und Ungenauigkeiten enthielten. Auch die von der Presse veröffentlichten Nachrichten waren oft widersprechend. Es konnte auch nicht anders sein, da sowohl die telegraphischen Verbin dungen wie alle anderen unterbrochen waren und man auf die bloßen Nachrichten von Leuten angewiesen war. die nicht Augenzeugen der Ereig nisse waren. „Heute, nach aufmerksamer Prüfung all der offiziellen Dokumente und nach Erhalt der I letzten Nachrichten, können wir die absolute Zuver- I lässigkeit vorstehender Darstellung bestätigen, so schließt die „A. E. O." ihr Telegramm. Brüste!, 23 September. (E. D.) Ueber den Auf stand in der chinesischen Provinz Szetschuan ver öffentlicht die „Agence d'Extreme-Orient" folgenden offiziösen Bericht: In Tscheng-Tu sind infolge der hohen Lebensmittelpreise Unruhen ausgebrochen. Da die telegraphischen und Briefpostverbindungen unter brochen waren und die Stadt umnngelt war, sind widersprechende und oft unrichtige Meldungen von der Presse verbreitet worden. So besonders, daß die Unruhen gegen die Eisenbahnpolitik der Re gierung gerichtet sei. Dies ist unrichtig. Die Re volutionäre haben vielmehr das Volk angesichts einer Teuerung aufzuwiegeln versucht und hauen die Eisenbahnfrage nur als gelegen kommenden Vorwand benutzt. Die Lage war ernst, zumal auf die Zuverlässigkeit der Truppen kein Verlaß war. Ein Teil von ihnen ist desertiert. Die auswärtigen Konsuln haben die zum Schutze ihrer Staatsangehörigen notwendigen Maßnahmen ergriffen, wobei die chinesischen Behörden sie erfolg reich unterstützt haben Militär hat die Abreise der Fremden aus Tscheng-Tu, sowie ihre Fahrt bis T>ong Kien beschützt. Der Tamai von Tsong- Kien hat sie gastfreundlich ausgenommen und hat ihnen seine Dienste angeboteu. Die Bewohner der Stadt Tscheng-Tu haben die Aufstanosbewegung nicht unterstützt. Zur Wiederherstellung der Ordnung sind 2000 Mann kaiserlicher Truppen in das Aufruhrgebiet abgegangen. Anfängliche Erfolge hatten die Revolutio näre ermutigt. Doch die Regierung entsandte den früheren Vi ekönig von Sze-Tschwan, Tsen- Tlchuns-Tlchuan, der wegen seiner bei früheren Auf ständen bewiesenen Rücksichtslosigkeit bei den Aus rührern gefürchtet ist, in das Aufstands-Gebiet Scharfe Erlasse wurden veröffentlicht, zahlreiche Verhaftungen vorgenommei und heute herrscht wieder Ruhe in Tlcheng-Tu. Die Aufrührer werden hart bestraft, die Rädelsführer zum Tode verurteilt werden. Die Behauptung, die Aufstandsbewegung könne auf die Provinz Hu-Pe llbergreifen, ist falsch. Alle Befürchtungen sind völlig grundlos. An leinem Ort ist gegenwärtig das Leben der Ausländer bedroht; nirgends ist einem von ihnen auch nur ein Haar gekrümmt worden. konnte, als ein Vermögen, mit dem sich mancher andere zufrieden und vergnügt zur Ruh« gesetzt hatte. Als Angestellter mit einem Jahresgehalte von 800 Talern war Norden dreißig Jahre vor seinem Tode ins Ausland gegangen. Dort hatte er sich die nötigen Kenntnisse in den fremden Sprachen, die unentbehrliche Routine im Umgang« mit den Men schen angeeignet. Seine nie ermüdende Arbeitskraft und seine angeborenen kaufmännischen Talente, vor allem sein geradezu erstaunliche» Kalkulationsver- mögcn, sie hatten den Mann seinen Weg machen lassen. Während seines Aufenthaltes im Ausland hatte ihn ein Geschäftsfreund in der Heimat als Leiter für eine neugegründete Aktiengesellschaft in Vor schlag gebracht. Einmal an die Spitze eines großen und lebensfähigen Unternehmens gestellt, hatte er das Zeug dazu, seine Sacke zum Siege zu führen. Unter seiner Leitung blühten die Geschäfte. In München und Wien, in Berlin und Pest hatte man auf seine Veranlassung Zweiginstilule errichtet, und er allein hatte die Last des Ganzen auf seinen Schul tern getragen. Freilich, an harter Arbeit und aufreibender Tätig keit reiche Tage, manche schlaflose und von Sorgen erfüllte Nächte hatte es damals für ihn gegeben. Aber dafür war auch das rote Gold in seine Taschen gerollt. Dutzende von Unternehmungen hatten Otto Norden in ihren Aufsichtsrat gewählt, und von nah und fern waren die Tantiemen berbeigeflosten, so daß es bald geschienen hatte, als wandelte sich alles, was er mit seinen Händen berührte, in rotes, ge münztes Gold. Dann war die tückische Krankheit gekommen, die ihn zuerst gelähmt hatte, und allmählich waren die Zügel den Händen des berühmren Geschäftsmannes entglitten, bis Allerbarmer Tod Mitleid gehabt und ihn weggenommen, rasch und 'chmerzlos, noch ehe der völlige Verfall seiner Körper- und Geisteskräfte ein getreten war. Der Mann, der die allgemeine Wertschätzung, ja Bewunderung erfahren, der, wie es den Unbeteilig ten erschienen, Haufen Goldes aus dem Nichts her vorgezaubert hatte, der Eisenbahnen gebaut und neue unbekannte Strecken dem Handel und Verkehr durch seinen Schöpfergeist erschlossen, er war dahingegangen, still und plötzlich, wie ein »lern, ocr in dunkler Nacht erlischt und keine Spur seines Glanzes mehr übrig läßt. Und einige Wochen nach fernem Tode hatte die erstaunte Stadt in den Zeitungen gelesen, daß die Villa Norden zum Verkaufe ausgeschrieben sei. Denn Otto Norden war nicht der Mann gewesen, Oie Evangelisch - lutlrerMe Lsnücs- Kirche in üen Jahren 1906—10. Wie bereits mitgeteilt, haben die in Lv-rngelieis beauftragten Staatsminister der gegenwärtig ragen den Landessynode einen ausführlichen Bericht über den Zustand der evangelisch-lutherischen Landeskirche auf die Jahre 1900 bis 1910 zugehen zu lassen. Allerdings sind den in diesem Berichte veröffentlichten Zahlen die Ziffern der Volkszählung vom 1. Dezember 1905 zugrunde gelegt worden, so daß der Stand der Landeskirche gegenwärtig andere Ziffern aufweisen dürfte, als der soeben erschienene Bericht. Wie gleichfalls bereits kurz erwähnt wurde, gab es nach der Volkszählung vom 1. Dezember 1905 in Sachsen 4 233 469 Evangeliich-Lutherische, 15128 Evangelisch - Reformierte, 218033 Römisch - Ka tholische, 14 697 Israeliten und 27 274 an dere; welche Seelenzahl aber für die Landeskirche und ihre einzelnen Bezirke die Volks zählung vom 1. Dezember 1910 ergeben hat, liegt nach einer Mitteilung des Berichtes noch nicht vor. Neben den Gliedern der Landeskirche wohnten inner halb der landeskirchlichen Parochien mit Einschluß der eingepfarrten außersächsischen Orte nach den Er mittelungen der Volkszählung von 1W515109 Evange lisch-Reformierte, 201414 Römisch-Katholische, 266 Russisch-Orthodoxe, 1331 Angehörige anderer griechisch- katholischer Kirchen. 1801 Separierte Lutheraner, 921 Baptisten. 3196 Methodisten, 7039 der Apostolischen Gemeinde, 2016 Neuapoftoltsche, 2475 Deutsch-Katho lische, 1257 Christliche Dissidenten. 3713 andere Christen, 14 697 Israeliten und 3066 sonstige. Die Zahl der Austritte aus der Landes kirche betrug im Jahre 1905 1137 und die der Uebertritte 1303, ferner sind in den Jahren 1906 10 7125 Austritte aus der evangelisch - lutherischen Landeskirche und 5977 Rück- und Uebertritte zu dieser erfolgt, nämlich: im Jahre 1906: 1465 Austritte und 1297 Uebertritte - - 1907: 1304 - - 1206 , . 1908: 1265 - » 1221 - » » 1909: 1739 » - 1696 . » 1910: 1352 - 1157 Die stärksten Ziffern der Austritte und Ueber tritte hatte oie römisch-katholische Kirche mit 4884 Uebertritten zur Landeskirche und 245 Austritten zu verzeichnen. Zu den Deutsch-Katdoliken traten 1340, zu den Neuapostolijchen Gemeinden 1040, zu den Methodisten 1501, zur Tempeigemeinde und anderen Sekten 1116 Evangelisch-Lutherische über. Außerdem traten 1390 Personen aus der Lande», kirche aus, ohne zu anderen Religionsgemeinschaften überzutreten. Die wiederum festgestellte Zunahme der römisch-katholischen Bevölkerung in Sachsen erklärt sich wieder durch den Zuzug von Katholiken. Die absolute Gesamtzahl der Eheschließungen zwischen Protestanten und Katholiken, die 1904 auf 2741 angewachsen, ist in den Jahren 1905. 1907 und 1909 nicht unwesentlich gesunten. Diese Abnahme erklärt sich aus dem Rückgänge der Eheschließungen. Der Bericht weist auf die Wichtigkeit der kon fessionellen Erziehung der in gemischten Ehen geborenen Kinder hin Nach der gesetzlichen Regel sind die aus gemischten Ehen hervorgegangenen Kinder in der Konfession des Varers zu erzieben Inwieweit dieser Regel entsprochen oder zugunsten eoangeliich- luthcrischer Erziehung darüber hinausgegangen wird, läßt sich einigermaßen aus der konfessionellen Unter weisung der aus gemischten Ehen heroorgegangenen Schulkinder beurteilen. Ueber die Zahl der evange das rote Gold, das sich nach seinem Willen die Wege zu bahnen schien, auch zu halten. Das rollende Blut der Welt hatte er in seinen guten Tagen, damals, als er auf der Höhe seiner Macht und seines Ansehens gestanden, das rote Gold gerne genannt. Er war der Ansicht gewesen, daß das Fundament der bürgerlichen Gesellschaft eben auf dem Umstand fest gegründet ruhe, daß der Besitz jeder zeit wechsele, daß Arbeit, Fleiß und Umsicht sich jeder zeit des roten Goldes bemächtigen konnten, und so hatte er nicht, wie so viele andere, Schätze auf Schätze gespeichert, sondern während seines Lehens nach rechts und links ausgeteilt von dem, was ihm ein Ueberfluß erschienen, nach dem er nur die Hände hatte auszustrecken brauchen, wenn es an seinen Fingern kleben bleiben sollte. Als man nach seinem Tode sein Testament er öffnete, hatte es sich gezeigt, daß die Zinsen seines Vermögens kaum die Höhe von einer Tantieme er reichten, wie er deren in seinen guten Jahren ein halbes Dutzend und mehr vereinnahmt hatte, und wohl oder übel hatte sich die Witwe zu dem Verkauf der Villa entschließen mästen, wenn anders die Zinsen genügen sollten, um ihr und den Kindern ein standes- gemä'tzes Leben zu sichern. So war der Glanz Otto Nordens dahingegangen, als sein einziger und ältester Sohn Fritz eben in das Leben eintrat. Für Nordens Witwe war der Schlag am härtesten. Des Sohnes Vertrauen auf die eigene Kraft, der Kinder Jugendmut und Lebensfreude, das alles hatte ihr gefehlt. Die freundlichen Sterne, die an dem Himmel der Jugend leuchteten, sie wollten ihr nicht mehr strahlen, da sie. eine Fünfundvierzigjähriqe, sich nun mit einem Male am Grabe ihres Glückes und aller ihrer Hoffnungen sah. Als wenn sie eine Fürstin wäre, hatte sie «Inst vor vielen Jahren die Finanzgröße hineinaeführt in die damals nach ihren Wünschen «rbaute Villa Nor den. und wie eine Bettlerin kam sie sich vor, da sie das Tor des eleganten Heims zum letztenmal hinter sich schloß, um in ihre recht vornehme Mietswohnung einzuziehen und dort mit ihren Kindern unter be scheideneren Verhältnissen ein neues Leben zu be ginnen. Ein neues Leben. Mas konnte ihr das Leben wohl noch bedeuten, nachdem sie durch d«n Tod ihres Mannes von der Höhe herabgestiegen war? Hundert und hundertmal legte sie sich diese Frage an jedem neuen Tage vor. Bestand dock für sie der Reiz des Lebens gerade in dem, was sie jetzt nicht mehr zu ihrer Verfügung hatte. Sah sie doch nicht» meyr von diesem Leben, als gerade Las, was sie lisch-lutherischen Unterweisungen der Schulkinder au* gemischten Ehen stehen nur für die Oberlausitz Er- Mittelungsergebnisse zur Verfügung. Danach war in jedem der letzten fünf Jahre die Zahl der evange lisch zu erziehenden Schulkinder mehr denn doppelt so groß als die Zahl der evangelischen Väter von Schulkindern aus gemischten Ehen. Marokko. Der heutige 23. September dürfte voraussichtlich üen Abschluß der Marokkooerhandlung en bringen. Die französische Regierung hat von Jules Cambon bereits die neuen deutschen Gegenvorschläge auf die französisch« Antwort erhalten. Es ist auch bekannt geworden, daß in allen politischen und Han- Lelsfragen im Prinzip zwischen den beiden Regie rungen eine Einigung erzielt wurde, und daß ledig» lich nur noch Formfragen zu besprechen sind. Diese werden anr heutigen Sonnabend den franzö sischen Ministerrat beschäftigen. Das Ergebnis der Beratungen soll sofort durch besonderen Kurier an Cambon weitergegeben werden, damit er in der Lage ist, der deutschen Regierung davon unverzüglich Mit teilung machen zu können. Dem deutschen Botschafter in Paris, Freiherrn von Schön, wird das Ergebnis des Ministerrats ebenfalls sofort nach der endgül tigen Beschlußfassung mitgeteilt werden. Drahtlich liegen folgende Nachrichten vor: Paris, 23. September. (Eig. Drahtmeld.s Der „Motin" schreibt: Ein Kabinettskurier reist heute abend von Paris nach Berlin ab. Er überbringt dem Botschafter Cambon die vom Ministerrat redigierte Antwort auf die letzten deutschen Vorschläge. Diese Antwort weicht sehr wenig von den Vorschlägen ab. Botschafter Cambon wird am Montag mit Herrn v. Kiderlen-Wächter zusammenkommen. Wenn auch die volle Uebereinstimmung nicht sofort erzielt wird, jo ist sie doch in Kürze zu erwarten. Die französische» Freimaurer gegen einen Krieg. Paris, 23. September. (Eig. Drahtmeld.) Der gegenwärtig hier tagende Konoenrdes „Grand Orient de France", der Nationalloge von Frankreich, beschäftigte sich in seiner gestrigen Sitzung mit der Marokkofrage. Ein besonderer Ausschuß, der sich mit den schwelgenden Tagesfragen befaßt, „Kom mission der Wünsche" genannt, schlug eine Kund gebung gegen den Krieg vor. Im Anschluß daran verlangte der Delegierte Uhry, der von dem ehemaligen Kabinettschef des Ministerpräsidenten Combes, Jacques Cohen, unterstützt wurde, der Konvent solle sich für die sofortige Einberufung des Parlaments aussprechen. Dieser Antrag wurde jedoch abgelehnt und nachstehende Resolution ein stimmig genehmigt: Der Konvent des „Grand Orient d« France" betont nachdrücklichst, daß es die P f l i ch t der Freimaurer ist. das friedliche Einver nehmen unter allen Menschen und unter allen Nationen zu verwirklichen, und er erinnert daran, daß die Freimaurer sich bemühen müssen, Berührungspunkte zu finden, um den MißoerstänL- nun wohl oder übel entbehren mußte. Am liebsten hätte sie sich eingeschlossen in ihre vier Wände, hätte am liebsten die Vorhänge vor den Fenstern für immer zugezogen, um im Dienste des Tages nicht sehen zu müssen, daß es um sie noch ein Leben gab, ein grau sames, das rücksichtslos weiterflutete, unbekümmert um sie, gleichgültig gegenüber denen, die dahin gegangen waren. Was zeigte denn ihr das Leben, das sie nicht mehr wie ehedem, da Otto Norden ihr die Wünsche von den Augen abgelesen, mit vollen Zügen genießen konnte? Rian sprach so viel von dem Eleichmacher Tod, sie hätte dem Leben diese Rolle zusprechen mögen. War es nicht ein Strom, der üahinaing, in dem keine Spur sich eindrückte von dem, was oa rvar, was einmal dagewesen? Ging nicht alles wie früher in diesem Leben? Nur ihre Lage war eine andere geworden. Neue stiegen, indessen sie fiel. Stand nicht schon längst eine junge Kraft an Otto Nordens Stelle? Sprach man überhaupt noch von ihm, dachte man noch an ihn? Leuchtete nicht die Sonne an jedem neuen Tage, wie ehedem, und wechselte mit dem Regen, folgte nicht der Frühling dem Winter wie ehedem, neue Blüten und neue Blätter, neues Leben bringend, allen, nur ihr allein nicht? Hasteten da nicht die Menschen wie immer durch die Straßen, rollten La nicht die Wagen wie immer, wandelten da nicht di« Wolken wie immer am Horizonte? Kamen und gingen da nicht die Schwalben wie immer, unbekümmert um sie und ihre Schmerzen? War es der Welt nicht einerlei, ob jetzt Müller oder Maier in der Villa Norden wohnte, ob sie sich zeigte oder nicht, ob sie überhaupt noch am Leben war? Völlige Teilnahm- lbsigkeit war seit dem Tode ihres Mannes über sie gekommen, Gegenwart und Zukunft schienen ihr schal und leer, nur in Erinnerungen konnte sie sich wohl fühlen, sie interessierte sich lediglich für das Vergangene. Vor einem Oelbilde im Salon, das die Villa Norden darstellte, saß sie am liebsten, dort verweilte sie stundenlang. Denn aus dem goldenen Rahmen stieg ihr die Vergangenheit, stieg ihr das, was sie allein noch vom Leben liebte, empor. Alles Wirk- liche versank. Sie saß wieder auf der von wilden Reben umrankten Veranda, sie sah di« alten Linden bäume, die den Darf der Villa beschatteten, und hörte das ungeduldige Stampfen ihrer Pferde und das leise Hantieren der Diener, di« drinnen im Eß saal den Tisch für Las Souper rüsteten. (Fortsetzung in der Morgenausgabe.)
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