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Dresden. Bei dem ersten Gegenstand der Lage-, ordnung der Zweiten Kammer am 10. Januar, der Schlußberathung über den schriftlichen Bericht der PetitionSdevutation über die Petition der Gemeinde Wildbach und Genossen um Aufhebung de» 8 H de» Parochiallastengesetze», sprach Abg. Letthold die Hoff nung au», daß dieser Paragraph baldigst aufgehob« werde. Vizepräsident Georgi wie» auf die mannigfachen Schwierigkeiten der Aushebung hin. Sodann legte Herr Staatsminister v. Seydewitz den Staudpuast der Regiemng zu dieser Frage dar, wie» die Behaup tung, al» enthalte der angefochtene Paragraph eine Verletzung der Gleichberechtigung der Staatsbürger, al» unrichtig zurück und versprach, fall» die Deputation die Petition zur Kenntnißnahme überweise, eine ein gehende Prüfung. Die Petition wurde einstimmig der Regiemng zur Kenntnißnahme überwiese«. Endlich überwies die Kammer einstimmig und ohne Debatte da» königl. Dekret Nr. IS, eine Uebereinkunft mit der Regiemng des Herzogthum» Eachseu-Lltenburg über die Mitbenutzung der LandeSbltndenanstalt betreffend, an die SesetzgebungSdeputation. di« sich ment, mit der Finanzdeputation in Verbindung zu setzen habe. Der einzige Segenstand der Lagesordnung der Sitzung am Donnerstag war die Beratbuug de» An- trag« Eolditz und Genossen: Di« Regiemng zu er suchen, noch diesem Landtag einen Gesetzentwurf vor zulegen, durch welchen da» allgemeine, gleiche und direkte Wahlrecht mit geheimer Abstimmung für alle Staatsangehörigen vom 21. Lebensjahr ab zur Ein führung gelangt und das Gesetz vom S. Dezember 1868, die Wahlen für den Landtag betreffend, auf gehoben wird. Den Antrag begründete Abg. Schulze besonders unter Hinweis auf das bestehende Reichs« tagSwahlrecht. Vizepräsident Streit verlas eine Er klärung der der Sozialdemokratie nicht angehörigen Mitglieder der Zwesten Kammer, wonach diese Mit glieder den Antrag als eine die Aufgabe und Be dürfnisse deS sächsischen Volkes gehörig berücksichtigende Grundlage für Aendemng des Wahlrechts nicht erachten können und daher gegen den Antrag, sowie gegen jede weitere geschäftliche Behandlung stimmen werden. Darnach vertheidigte Abg. Stolle-Sesau den Antrag, insbesondere mit der Behauptung, daß die Einführung deS allgemeinen, gleichen und direkten Wahlrecht» auch von der konservativen Partei früher befürwortet worden sei. Ein vom Abg. v. Oehlschlägel gestellter Antrag auf Schluß der Debatte wurde, nachdem Abg. Pinkau dagegen gesprochen hatte, angenommen. Da» Schlußwort erhielt der Abg. Geyer, der die Ablehnung deS sozialdemokratischen Antrages al» beste» Agitations mittel für die Sozialdemokratie bezeichnete. Der An trag Colbitz und Genossen wurde von der weiteren geschäftlichen Behandlung ausgeschlossen. — Sesten der Direktion der Zwitterstocksgewerk- schast zu Altenberg und der StadtgemeinderÄhe zu Altenberg und Geising ist beim gegenwärtigen Land tage eine Petition um Gewährung einer laufenden Staatsbeihilfe zum Fortbetriebe deS Zwitterstockwerkes cingereicht worden. Lichtenberg. Eine muthige Thal vollsührte hier ein 12 Jahre alter Schulknab«; er rettete dadurch ein junges Menschenleben vom sicheren Lode. DaS Sjährige Töchterchen eine» hiesigen Einwohner» ver gnügte sich mit Schlittenfahren, unglücklicherweise sauste hierbei der Schlitten mit dem kleinen Mädchen einen Abhang hinunter auf den Teich zu, der kurz zuvor vom Eis« befrist worden war. Einen Augenblick später war der Schlitten sammt dem Kinde im Wasser verschwunden. Der 12 Jahre alte Blümrich von hier hatte den Un fall bemerkt und ritt« mit Entschlossenheit dem be drängte« Mädchen, da» bei dem ziemlich hohen Wasser stand« sicher verloren gewesen wär«, zu Hilfe. Mit Aufopferung gelang «.S dem muthigen Knaben, die Rettung zu vollbringen und den z« Tode erschrockene» ottkteljHAch 1R. Aqelm Sktmmsm z. — We Post-n- , Postboten, sewie «Nrn nehmen Be- Mmzm an. «mm berechnet. — r» bellartsche eomplictrt» Inserate mit entsprechen» dem Aufschlag.-»in«, s-ndt, tm nLavienrLi Lbeile. die für die Königliche UmtshaupLmannschast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte vnd die StadtrLHf zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Paul Ikhnr in Dippoldiswalde. Mit achtsettige« »HIlustrkte» Unterhaltung»«««".Mit land- mW hanöwirthschaftlicher MenatSbeUage. Nr. 6. Sonnabend, den 13. Januar 1894. 60. Jahrgang. -Lokales rmd Sächsisches. Dippoldiswalde. Setten der hiesigen Bahn verwaltung sind auch für die nächsten Monate Thraterextrazüge in Aussicht genommen worden. Dieselben werden in bisher üblicher Weise Mittwoch, den 2». Januar, Freitag, den 16. Februar, Dienstag, den IS. März und Dienstag, den 17. April, von Hainsberg nach Kipsdorf abgelaffen werden. — Das in allen Schichten unserer Einwohnerschaft so beliebte Stiftungsfest unsere» EiS-Clu.b konnte gestern in einer Weise gefeiert werden, die gewiß in jeder Beziehung zufriedenstellend war. Ein wolkenloser, hellstrahlender Sternenhimmel, eine mäßige Kälte und völlige Windstille vereinten sich, um die Theilnahme nm Feste zu einem Hochgenuß zu gestalten. Die Be leuchtung de» Teiche» war prächtig anzuschauen. Bon ^>er in der Mitte de» Teiche» angebrachten Säule spannten sich nach den Ufern zu langgeschwungene Bogen, mit bunten Laternen behangen, während die Fahrbahn gleich einer Perlenschnur von unzähligen Lichtern eingefaßt war, die theil» freibrennend, thetl» in bunter Gelatiuehülle steckten. Auch da» BereinShau» gewährte durch die daran angebrachte reiche Beleuch tung einen herrlichen Anblick. Rach den trefflichen, ununterbrochenen Weise» der Etadtkapelle tummelten sich Hunderte von großen und kleinen, virtuosen und dilettantischen Schltttschuhfahrern und »Fahrerinnen auf der glatten Eisfläche, bis kurz nach 10 Uhr die ohne jede Störung und Unfall verlaufene Feier ihren Abschluß fand. Es war auch wirklich eine Lust, mit zufahren oder dem fröhlichen Treiben zuzuschauen, und hatten sich auch zahlreiche Zuschauer eingefunden, die den südlichen Rand de» Teiches dicht umstanden. Kurz, eS war ein so gelungenes Stiftungsfest, daß wir nur wünschen können, e» möchten unserem rührigen Eis- Club noch viele solche Feste vergönnt sein. — Kein Denkmal früherer Zeit ist den Dippol- diSwaldern so lieb und werth wie der Linsiedlerfelsen und sein einstiger, sagenhafter Bewohner, der denn auch schon oft bei festlichen Anlässen aus seiner WaldeS- etnsamkeit hervorgerufen worden ist. Jetzt hat ihm der Restaurateur zum „Gambrinus", Herr Reichest, in der Waffergaffe eine« behaglicheren Aufenthaltsort ge schaffen, indem er durch Herrn Maler Sülting an die Wano seiner Gaststube eine Kreidezeichnung anbringen ließ, auf der in naturgetreuer Wiedergabe die Felsen höhle de» Dippold zu sehen ist. Vor derselben sitzt der Einsiedler mit dem König SambrinuS, der ihn besucht und ein Fäßchen Dippolddräu mitgebracht hat; der Trunk scheint dem Asten zu munden! In zwei Wandnischen find die beiden Bilder „Liebe-werbuna" und „Sdgeblitzt" mit sehr gut wirkendem Lichteffekt, während über der Thür ein alter bäuerlicher Charakter kopf auf die Gäste herablächelt. — Die hiesige Echmtedeinnung hielt am Sonn tage ihre Hauptversammlung ab, wozu IS Meister von Dippoldiswalde und Umgegend sich eingefunden hatten. Begrüßt vom Obermeister, Herrn Mende, gedachte der selbe zunächst de» im Laufe de» vorigen Jahre» ver storbenen Kollegen Nobi» mit ehrenden Worten. Der Tagesordnung folgend, nahm «an sodann die Wahl «ine» Schriftführer», sowie eine» Vertreter» der länd lichen Mitglieder vor, wozu die Herren Bliemel, resp. Schubert-Berreuth berufen wurden. Um di« Aus bildung der Lehrling« immer weiter zu vervollkommnen beschloß man, denselben auch theoretischen Unterricht im Husbeschlage zu Theil werden zu lasse«. Dieser Unterricht wird von März bi» Ostoder einen Sonntag um den andern, Mittag» von N—1 Uhr vom Ober meister, oder dessen da»« bestimmten Stellvertretern ertheilt werden. Einverstanden war man auch damit, baß die Schmtedeinnung sich de« hier bestehenden ZnnungSverbanbe arischließ«. — Bon der Direktion de» Rauhen Hause» zu Hom b. Hamburg und von dem Pfarrverweser der «vang.-luth. Gemnnde in Metz, Wagner, find bei der hiesigen Kgl. Superintendeutur zwei Schreiben einge gangen voll innigen Dankes für die reichen Spenden, die aus der Ephorie Dippoldiswalde auf Smnd der im vorigen Jahre auf Anordnung de» evang.-Iuth. LandeSkonststoriumS veranstalteten Sammlungen an die genannten Stellen gesandt worden find. Das Rauhe Haus hat 33S Mk. 71 Pf., Metz 349 MI. 39 Pf. von hier aus erhallen. Beinahe keine Ge meinde der Ephorie Dippoldiswalde hat sich von der Betheiligung an diesen Sammlungen ausgeschlossen, k. Wagner-Metz schreibt, daß ihm au» Sachsen allein bis Ende 1893 gegen 12000 Mk. zugefloffen seien und daß man ihm und seiner Gemeinde durch die fort gesetzten Liebesspenden die AdventSzeit zu einer be sonders fröhlichen gestaltet habe. ES hätten in Folge der sächsischen und her Zuwendungen aus anderen evangelischen Ländern deutscher Zunge von der 111000 Mk. betragenden Gesammtschuld bi» jetzt bereits 48000 Mk. gedeckt werden können. L Dlattutle. Der MisstonSpredigrr der Wal- densergemeiuden in Italien, vr. Giovanni Grillt aus Mailand, Hirst am DtenStag Abend im Hotel „zum aolduen GlaL" «inen Vortrag über die Evangelischen Htalims. Jn M»ß«nvem Lerstsch erzählte er di« Ge schichte der frühet so arg verfolgten Waldenser, die nach 600 jährigem Glaubenskampfe endlich 1848 die ersehnte Glaubensfreiheit erhielten und jetzt daran gehen wollen, das reine Evangelium in Italien zu verbresten. Redner beleuchtete an der Hand einer großen Anzahl Beispiele die SeisteSknechtschaft und den Aberglauben, in welchem das italienische Volk von den kath. Priestern gehalten wird und kam zu dem Schluß, daß e» schon deshalb eine Rothwendigkeit sei, durch Verbreitung der evangelischen Lehren für Auf klärung und Geistesfreiheit zu sorgen. Mit Senug- thuung erwähnte Redner die Erfolge der etwa 5000 Kommunikanten zählenden evangelischen Gemeinde in Italien, die in den Hauptstädten de» Lande» eigene Kirchen besitze, die Professoren an Universitäten, und andere Gelehrte zu den Ihren zähle, ein eigene» Gym nasium, Kranken- und Waisenhäuser habe und schloß seinen begeisterten und höchst interessanten Vortrag mit der Bitte um geistige und materielle Unterstützung von Setten der Evangelischen Deutschland in dem be ginnenden schweren Kampfe. Kreischa. In der Parochie Kreischa wurden im Jahre 1893 131 Kinder geboren und zwar 76 Knaben und 55 Mädchen, davon kommen auf Kreischa 73, Lungkwitz 29, Hermsdorf 6, WittgenSdorf 4, Saida 4, Gombsen 9, Kautzsch 5, Zscheckwitz 1; darunter 1 todtgeb., 3 ungetauft verstorbene und 13 unehel. Ge burten. — Todesfälle: 124, 62 männl, und 62 weibl. Kreischa 78, Lungkwitz 17, Hermsdorf 5, Kautzsch 7, WittgenSdorf 2, Saida 6, Gombsen 7, Zscheckwitz 2. — Getraut: 32 Paare, Aufgeboten 46 Paare. — Kommunikanten: 1274, 542 männl, und 732 weibl. Krei scha 687, Lungkwitz 222, Hermsdorf 106, Witt- geaödorf 65, Saida 20, Gombsen 112, Kautzsch 62. — Gegen 1892 find 19 Geburten weniger, 33 Sterbe fälle mehr, 9 Kommunikanten weniger. - Poffendorf. Die hies. Tage »Verpflegung wurde in verflossenem Iahte 1893 von 1458 mittel losen Reisenden in Anspruch genommen (508 weniger att im Jahre 1892). Auf die 12 Monate deS Jahre» vettheilte« sich die Reisenden wie folgt: Januar 139, Februar 111, Mär, 124, April 104, Mat 75, Juni 72, Juli 91, August 114, September 168. Oktober 144, November 162, Dezember 154. Der erforderliche Geldaufwand betrug 291 Mark 60 Pfg. (98 Mark 10 Pf. weniger al» im Jahre 1892). Unter den 1458 Slmosen-Emvfängern waren fast alle Erwerbszweige, sowie nach ihrer Herkunft die meisten Länder Deutsch land» vertreten.