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Nrunrner 100 — 25. Jahrgang «mal wöch. ve»u«»prel» für Mat 8 — Mk. einschl. Veste«ft«lv. >»z«t^nprelse: Dt« 1«esp Prtttzeti« ML. Stetteagesuch« 2» L De Petttreklame-eU«. 8» RUl4> «eter breit. 1 ^l. OfferrengebiHren Kr Selbstabholer « L. bet Ueberserrdung durch dte Post außerdem PortoGuschla« Einzel-Nr. 10 L, Sonntags-Nr 1L L. Geschäft!. Teil: I. tzllleorand ln Dresden. Kristall unci 6ls, kür jeäe?ake> k. 1.16810 ünmaer3tr.23 vresäeo SMMe Freitag, 7. Mat 192« gm Fall« höherer Servalt erlischt jede verpflicht«, a»f Lieferung samt« Erfüllung o. Bnzeigenaufträg« u. Leistung v. Schadenersatz. Für undeutl u. d. K»» rus übermttt. Anzeigen übernehmen wtr kein« Ne« ntwortung. Unverlangt eingesandl« u. m. Rückportq nicht versehene Manuskripte werd nicht auflrewahrv Hauptschristteit.: Dr. Joseph Albert. Dresdmtzl Leicknksus Lg«'! Sokmelüii' ttltmsrkt 8 3el§enslo1Is 8tl!ükNvi.nlrs>' rr«l ,>»«>>., ... und »Verlag > Saroma «.«-»eiuekere» etms . . I, Pollerilratze 1!. «iaril SN.IL. 1 »- :«>»«N»nil> Dresden ISN»'. ' ri-.i .,' , ru">«ie. Dresden. Kür christliche Politik und Kultur Redaktion der Sächsisch»» Volk«,««Mn« Dr«Sden-AI>s>adt I. Polierstras,' >7 .,er>mn S07U und 71012. Abschluß der Verhandlungen in Paris Paris, 6. Mai. Havas teilt offiziell mit, daß die Konferenz betreffend die deutsche Luftfahrt vor de>m Abschluß stehe. Man erivarte, daß das Abkommen unmittelbar zustande kommen werbe. Die Pariser Ausgabe der „Times" teilt mit, daß die Un terzeichnung des Abkommens über die Auslegung der Lustfahrt bestimmungen heute erfolgen soll. Gestern abend um 7 Uhr fand eine Besprechung der deutschen Delegierten mit den alliier ten Sachverständigen statt. Im Verlaufe der Beratung wurde beschlossen, heute sowohl das Abkommen mit der Botschafter- Konferenz w>e auch das deutsch-französische Abkommen zu un terzeichnen. Die beiden Abkommen werden nur paraphiert, die offizielle Unterzeichnung erfolgt später. Die deutschen Dele gierten Geheimrat Nord, Geheimrat Fisch und Botschaftsrat Förster werden Ende der Wocl>e in Berlin eintrefsen. Die Tal lacke der Unterzeichnung wird heute in Paris in einem kurzen Kommunique bekanntgcgebcn. wahrend genaue Einzelheiten über das Abkommen in Berlin mitgeteilt werden Soviel verlautet ist Deutschland die Erlaubnis erteilt, eine Luftfnhrtlinie über die Schweiz nach Italien einzurichten. Im übrigen steht dos Abkommen vor, daß ein regelmäßiger Luft verkehr von Paris über Köln und Berlin eingerichtet wird. Die neuen Möglichkeilen Berlin, 6. Mai. Der Direktor der Deutschen Lufthansa, Herr Merkel, äußerte sich über die künftige Entwicklung des internationalen Luftverkehrs angesichts des Abschlusses der Pariser Lustsahrt- verhoudlungen. „Das Ziel der Pariser Verliondlungen, daß nämlich die Begriffsbestimmungen des Londoner Ultimatums beseitigt werden, scheint im wesentlichen erreichtzu sein. Die Typen- entWicklung der Flugzeuge und Flugzeugmotoren dürfte da durch erneu erheblichen Ansporn erholten, was für den Innen- unb Außenhandel von gleicher Wichtigkeit ist. Hinsichtlich der Luftfahrtverhandlungen besteht begründete Aussicht, daß noch in diesem Jahre der Luftverkehr mit Paris ausenom- men wird. Man hofft auch, mit der Tschechoslowakei zu Abmachungen zu gelangen, die eine direkte Verbindung mit Wien über Prag ermöglici>en. Dian trägt sich ferner mit dem Gedanken, auch nach Italien wenigstens versuchsweise Ber- kchrsflugzeuge sliegen zu lassen und dadurch die Lösung des Problems der Alpenüberquerung vorzubereiten Mit England bestand schon in den letzten Jahren eine regelmäßige Verbindung. Sie beruht aber auf einem kurzfristigen nach Monaten abge grenzten Abkommen, dessen Erneuerung gerade in der letzten Zeit immer größere Schwierigkeiten machte. Die Strecke London—Moskau, die der Luftverkehr in der erstaunlich kurzen Zeit von etwa 33 Stunden bewältigt, wird künsiig die stabile West-Ost-Achse des europäischen Luftverkehrs sein. Das Pariser Abkommen erschließt dem Luftverkehr ganz neue Perspektiven, an die man vor dem Kriege nicht denken konnte und deren Ausnutzung »ach de:» Kriege durch das Londoner Ultimatum unmöglich gemacht wurde. Das Ein flugs- und Durchflugsrecht unterliegt allerdings besonderen Vereinbarungen, die aber von Deutschland nur aus der Basis vollkommener Gegenseitigkeit getroffen würben. Der falsche Weg Wenn ein Schuljunge eine Dummheit macht, so be- kommt er dafür eine Tracht Prügel und die Sache ist erledigt: niemand hat weiter einen Schaden davon. Wenn ein moderner Gelehrter aus dem Drange nach Sensa tion eine neue Theorie aufstellt und sie unserem deka denten Abendland auf den Tisch legt, so werden ihn große Massen als einen wissenschaftlichen Mann ver ehren und ihm einen Lorbeer flechten. Zwar nicht für lange Zeit, denn es taucht bald eine neue „Entdeckung" auf und die alte wird ohne viel Schaden für den Erfin der und die Allgemeinheit beiseite geschoben. Wenn nun aber oberste staatliche Behörden, wie Regierungen und dergleichen eine so große Dummheit machen, daß sie weder theoretisch noch praktisch zu rechtfertigen ist, so ist das schon etwas anderes. Der Schuljunge und der ge wisse moderne Theoretiker bedeuten für eine Nation nicht viel, der Minister und Kanzler aber recht viel. Sie sind die obersten Dienerdes Volkes und sollen nur unter genauer Kenntnis der Psyche dieses Volkes Maß nahmen ergreifen und Verordnungen erlassen. Stets zum Wohle des Ganzen, nie aus Eigennutz oder iraend- einer von unglücklichen Instinkten beherrschten Klasse der Nation dienstbar. Das Mittel, wodurch die heutige Regierung mit dem Volke in Verbindung steht und des sen Wünsche und Sorgen kennen lernt, ist das Par lament. Und innerhalb dieses Parlaments stehen die Regierungsparteien in allernäckster Beziehung zu Kanzler und Ministern. Auf diese Regierungspar teien stützt sich das Kabinett schlechthin, mit ihnen steht und fällt es. Sie sind also das innigste Bindeglied zwi schen Volk und Regierung. Leider hat nun die letzte Zeit erwiesen, wie über aus brüchig dieses Verhältnis geworden ist. Es stimmt nicht mehr in Berlin. Wir brauchen nur an die Fürstenabfindungsfrage zu erinnern, in der bis lieute überhaupt noch kein Einverständnis erreicht wurde. Oder an die Duellfrage oder an die vor eilige Senkung der Börsenumsatzsteuer, die besonders vom Zentrum als Regierungspartei äußerst bekämpft wird. Und in den letzten 24 Stunden kam dann noch die unnötige Aufrollüng der Flaggen frage hinzu, wobei das Kabinett wiederum Beschlüsse faßte, die (abgesehen von den Sozialdemokraten, die ja nicht in der Regierung sitzen) sowohl vom Zentrum wie von den Demokraten als völlig unsinnig abgelehnt wur den. Gerade dieser letzte Fast ist charakteristisch für die Art und Weise, in der die Regierung sich gefällt. Die Flaggenfrage war ja seit langem so in den Hintergrund getreten, daß sich jeder verniinftiae Mensch über die ein getretene Ruhe freuen konnte. Und die Berichte unserer ausländischen diplomatischen und kandelspolitischen Ver treter über die angebliche große Flaggenvermirrnng im Ausland hätten mit einer so leichten Geste der Reichs- reaierung abgetan werden können, daß keiner in Deutschland aus seiner Ruhe anfgescheucht wäre. Ener gische, nicht locker lassende Hinweise ans die Pflich - t e n einer wahrhaft nationalen Diplomatie gegenüber dem deutschen Lande und seinen Farben hätten Wunder gewirkt. Die Angelegenheit war also an sich eine Baga telle. Aber daß nun die Regierung sich durch die ver kehrte Behandlung solcher Bagatellen den eigenen Koa litionsparteien immer mehr entfernt, das ist das schlimmste. Es kann in sekr wichtigen und drin- genden Fragen ein Meinungsunterschied zwischen Kabinett und diesen Parteien bestehen, und es ist dann notwendig (weil eben die Sache erledigt werden muß), irgendein tragbares Kompromiß herznstellen. Sich aber ohne jede Not und noch dazu in einer so delikaten und das Gefühl der Masse aufregenden Frage, wie der Flaggenstreit es ist, über den Kopf der bedeutendsten Re gierungsparteien hinwegzusetzen, ist mehr als Dummbeit. Wir müssen noch dazu bemerken, daß seinerzeit die Re gierung sich verpflichtet hatte, keine auch verfassungs mäßig erlaubte Verordnung zu erlassen, ohne sich vor her mit den Parteien in Verbindung gesetzt zu haben. Selbstverständlich kann die Reichsregierung ver fassungsmäßig eine derartige Verordnung erlassen, wie es jetzt geschehen ist. Es kommt aber hier nicht auf das rein formell verfassungsmäßig Erlaubte an. sondern vielmehr darauf, ob das. was geschieht. 2 innundVe r- nunft hat. Sonst könnte man ja schließlich jede noch so üble Maßnahme irgendeines absoluten Fürsten aus alter Zeit, der auch sein formales Recht aus dem „Ge setz" ableitete, gutheißen. Abgesehen von dem unverkennbaren inner deutschen Zwiespalt zwischen Parteien und Regie rung kommt aber bei Ereignissen, wie etwa dem jetzigen, noch etwas anderes hinzu. Wenn das Ausland auch schon früher bei anderen Gelegenheiten an den Zwist und Hader innerhalb unserer Kabinette und Regierungspar teien in etwa gewöhnt wurde, so ist doch Gefahr vor- Händen, daß man die jetzige Verordnung geradezu als eine deutsche Charakterlosigkeit abstempeln wird. Als ein Zeichen des ewiaen Hin- und Herschwankens. Von Die amtliche Erklärung Berlin. 6. Mai. Amtlich wird mttgeteilt: Durch eine gestern vom Reichs präsidenten vollzogene Verordnung ist in Ergänzung der Ver ordnung über die deutschen Flaggen vom 11. April 1921 bestimmt worden, daß die gesandtschaftliä)en und konsularischen Behör den des Reichs an außereuropäiscl-en Plätzen und an solchen europäischen Plätzen, die von Seehandclsschifsen angclaufen werden, künftighin neben der Dienstflagge der Reichsbehörden zu Lande (sch w a r z r o t g o l d mit dem Reichsschilde) auch die verfassungsmäßige Handelsflagge führen. Gleichzeitig ist die Dienstflagge der Reichsbehörden zur See, uni eine stärkere Betonung der Neichssarben zu erzielen, durch eine schwarzrot goldene Gösch nach der Art der Handelsflagge ergänzt worden. Die vorstehend gekennzeichnete Verordnung hat keinerlei politische, sondern nur eine praktische Bedeutung (?). Sie schränkt die Verwendung der Neichssarben bei den Auslands- bä>övden nicht ein, bringt sie vielmehr durch Einführung der schwarzrotgoldenen Gösch in die Dienstflagge der Reichsbehörden zur See verstärkt zur Anwendung. Die Verordnung ist veran- laßt worden durch den Umstand, daß nach den übereinstimmen den Berichten der in Frage kommenden deutschen Auslands stellen die bestehende Verschiedenheit in den Flaggen der deut schen Reichsvertretung als unerträglich empfunden wird. So wohl von amtlichen wie von privaten Kreisen wird es als ge boten bezeichnet, diese Verschiedenheit, die zu vielen Mißver ständnissen und Unstimmigkeiten Anlaß gegeben hat, auszu- gleichen. Diesen Ausgleich will die Verordnung in erster Linie erreichen. Ferner soll aber die Verordnung dazu beitragen, die verständnisvolle Zusammenarbeit der Ausländsdeutschen mit den amtlichen Vertretungen oes gleiches im Auslande, namentlich in Uebersee, zu fördern. Hier sind wegen dieser Flaggendifserenz vielfach Gegensätze aufgetreten, die den Interessen des Reichs und dem Ansehen des Deutschtums im Auslände abträglich sind In dieser Beziehung soll die Verordnung eine Brücke bilden zu einer besseren Verständigung und einer engeren Zusammenarbeit am wirtschaftlichen Wiederaufbau. Die Auffassung -es RelchsimrenminMers Berlin, 6. Mai. Der Reichsinnenminister Dr. Külz er- nlärte einem Mitarbeiter des „Achtuhrabendblattes" über die Flaggenverordnung: Die rechtliche Grundlage für die Flaggen- Verordnung sei ohne jede Frage gegeben. Es handle sich ledig lich um die Verwendung der in der Verfassung vorgesehenen Handelsflagge als Dienstflagg« für die ausländischen deutschen Missionen. Dies sei ein reiner Verwaltungsakt des Reichspräsidenten, den auch schon der verstorbene Reichspräsident Ebevt geplant habe. Die Verordnung bedeute eine Stärkung und Ausdehnung der verfassungsmäßigen Reichsfarden und sei weil «her ein Vorstoß gegen di« alten Farben. Berlin, 6. Mal. Die Zentrumsfraktion des Reichstags hat tagen den Beschluß gesaßt: „Die Zentrumsfraktion des Reichstags be dauert den Erlaß der Verordnung in der Flaagensrage und lehnt jede Verantwortung für die politischen Folgen ab". Die demokratische Fraktion faßte daher einstimmig folgenden Beschluß: „Die demokratische Fraktion ist mit der Verordnung zur Flaggensrage nicht einverstanden. Dieser Be schluß wurde sofort den anderen NegierungsMrteien mitgeteilt. Welche Konsequenzen fick) für die demokratische Fraktion weiter aus diesem Beschlüsse ergeben ivevden, steht noch nicht fest. Der Parteivorstand der Demokratischen Partei ist für Montag ein berufen morden. Eine Protestversammlung des Reichsbanners S ch wa r z - r o t-g o l d gegen die Flagoenverordnung des Reickskabinetts vollzog sich gestern abend auf dem Gendarmen markt in größter Ruhe. Abgcovdneie der demokratischen, sozialdemokratischen und Zentrumspartei hielten kurze An sprachen. Wie in parlamentarischen Kreisen verlautet, beabsichtigen die Sozialdemokraten, eine Interpellation in dieser Frage ein zubringen Regierungskrise? Die Beurteilung in der Presse. Berlin. 6. Mai. Die Flaggenverordnnng findet die Billigung der deutschnativnalen Zeitungen. Die „Tägliche Rund schau" wendet sich dagegen, die Angelegenheit zu einer Politischen Frage zu machen, da es sich hier um eine reine Zweckmützigkeitsfrage und eine Frage des Ansehens :m Auslande handle, die man mit Parteipolitik nicht ver quicken sollte. Durch die Verordnung werde den Anhängern von schwarz-weiß-rot insofern ein Zugeständnis zugemntet, als auch die schwarz-wciß-rote Dienstflagge der Nechsbe- hörden zur See in Zukunft mit der schwarz-rot-goldenen Gösch versehen werden solle. Die „Germania" setzt ihre scharfe Kritik an der Verordnung fort, und richtet ihre Angriffe gegen den Reichskanzler. Das Zentrumsblatt schreibt: Das Vertrauen des Zentrums für Dr. Luther hat einen Stoß erhalten, der nicht ohne Einfluß bleiben kann auf das Verhältnis der Parteien zum gegenwärtigen Chef der Negierung. — Das „Berliner Tageblatt" spricht von einer NegierungS- kr:sis, die über Nacht in einer Frage entstanden sei, deren Aufwerfung in diesem Augenblick völlig sinnlos und über flüssig gewesen sei. In der demokratischen ReichStags- fraktion sei einstimmig die Ansicht vertreten, daß die Ver antwortung für diese Art der Geschäftsführung nicht länger getragen werden könne. Der „Vorwärts" bemerkt: Die Regierungsmehrheit hat di« Demonstration des Reichsbanners als ein« erste Antwort erhalten. Im Parlament wird sie dte endgültig« Antwort erhalten. M MWll-MMW iS Ml Proles!«