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Dresdner Journal : 17.07.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-07-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188407173
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18840717
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18840717
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1884
-
Monat
1884-07
- Tag 1884-07-17
-
Monat
1884-07
-
Jahr
1884
- Titel
- Dresdner Journal : 17.07.1884
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M1«S. Donnerstag, dm 17, Juli. »884. Ldo»»«»e»Wpr«l, r 1» Uw»,« ä«r,W«»,j^»,! RUwIivü: .... ^8 ^Miclicb: 4 80 kk. Limslos Kluruv«ii»: 10 kk. »«»«rtmld ä«, kvicü«, trittkost- ouä 8tompol»u»eüU»^ üümm la»«r»truprel»«> kOr äm» k»um siosr ^esp»It«llsr» kotit^ilo 80 kk. Ootor „kiLp-v«u>ät" äis 2«ilv SO kk. öoi k»t>oUsL- uoä 2iükvrim»t, 80 A Xnk,^t>I^> kr»ed«l»sa, mit AuinLÜm» ä«r 8ouv- uoä keiort^» Ad«aä, Kr äm» kolUSnäsa 1°^. DreMerÄuriml. Verantwortliche Redacüon: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. lu,er»t«>o»uw»l»m«' »u»«»rr»r l^tpMU: ». Lrantirtetter, OomiuEvvLr ä« vre^aor ckonrimts; N»o»durU >«rlt» Vi« - >«»»> >r„I»n w N.: k/naee^ete,« <S ^«Ater / U«rUn-Vl« Sm»kurU. rr«U-I.,jpiiU kr«kkort «. N.-Nülled«: kc><ä 8«rUo: /»vakickenäant, vr»m«n: L. Le/>/«>tte, Sr«»I»u: k'tanAe«'» Loreal« <^nii L'adak/t-, ?r»nlll«rt , N: L ^aeAer'sob« ltuebblmätuoU; OörUU: kr. A/a/ker; S»o»or»r: <7. 7>77»Eter, ?»rt» S«rUll - ?r»llkkurt » N Ltuttx»rt: Daode <ö 6o., S»wd«r^: F«t. Ltel»«r. ll«r»u»U«d«rr Lüviel. Lipeäitioo äs» vrssäosr äourmU», l>rs»äeo, X»nn>ksr«tr»8»s >Io SO. Amtlicher Theil. Dresden, 16. Juli. Se. Königliche Hoheit der Prinz Georg, Herzog zu Sachsen, nebst den Prin zessinnen Mathilde und Maria Josepha, sowie den Prinzen Johann Georg und Max, Königliche Hoheiten, sind heute früh 8 Uhr 2b Min. nach Frank furt a. Main gereist. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichte». Weimar, Dienstag, 15. Juli, RachmittagS. (W. T. B.) Der Großherzog ist nach dem Haag abgereist, um der Beisetzung deS Prinzen v. Ora- uien beizuwohnen. Wien, Mittwoch, 16. Juli. (Tel. d Boh.) Uebrr eine interessante Wendung, welche der Pro« reß Stellmacher Kammerer genommen hat, berich tet die „Presse" Folgendes: Neuerliche Erhebungen haben dargethan, daß die Schuld Stellmacher'- und Kammerer'S sowohl bezüglich de» Eisert'schen Raubmordes, als auch hinsichtlich des Raubatten- tateS in Straßburg und Stuttgart evident erwiesen ist. Der Untersuchungsrichter LaudeSgerichtSrath Adamek hat bereit» am Sonnabend Stellmacher einem neuerlichen Verhöre unterzogen. Mehrere Personen au» Straßburg wurden gestern im Bureau de» Untersuchungsrichters vernommen und mit Stellmaner confrontirt Auch der Ler- urtheilte Krtdiuand Schaffhauser wurde neuer lich eine» Verhöre unterzogen. Uebrr dir ob- schwebende Untersuchung dürfen wir Näheres nicht mitthrileu. In letzter Feit weilte hier der Straßburger Staatsanwalt. Derselbe brachte wichtige Beweise über die Theiluahme Kammerer'» und Stellmacher'» an verschie denen anarchistischen Thateu. Auch die Theilnahme de» Letzter« an brr Ermordung Hlubek'S soll er wiesen sei«. Bezüglich der von Briden in Deutsch- land verübten Verbrechen wird die Untersuchung gegen dieselben nicht erneuert, zumal soust dir AuSlirferuug Stellmacher'» uotdwendig wärr, die mit Rücksicht aus das verhäugte TodeSurthetl nicht erfolgen könnte. Die Untersuchung gegen Kam merer wird nunmehr beschleunigt durchgeführt. Pari», DienStag, 15.Juli, Abends. (W.T.B.) Der beantragte Credit von 2^ Millionen Krc». für die von drr Choleraepidemie Helmgrsnchten wurde vom Senate einstimmig geuchmigt. Gavardie, von der Rechten, machte darauf aufmerksam, daß eiu so hoher Betrag nicht erforderlich sein würde, wenn die Hospitäler nicht laicifirt wären. Die Commission des Senats für die Revision der Verfassung hat nahezu einstimmig beschlossen, die Revision de» Artikels 8 der Verfassung, be treffend die finanziellen Rechte des Senats, nicht stattfindrn zu lassen. Dagegen wurde das vom Senator Faye beantragte Amendement, welche» dahin geht, den Artikel 8 zu vervollständigen, in Erwägung gezogen. Wie verlautet, dürfte die Commission am nächsten Donnerstag mit dem Ministerpräsidenten Kerry dir Garantien beratheu, welche von der Kammer verlangt werben sollen, bevor der Senat der Revision zustimmr. Kur deu Kall, daß der Senat in dir Revision der Ver fassung wrlligt, nimmt man an, daß der Cougreß erst im October zusammentretrn werde. Paris, Mittwoch, 16. Juli. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Lon gestern Abend blS heute Vormittag» Feuilleton. Redigirt von -Otto Banck. May Crocker. Roman von E. Cameron. Deutsch von A. Frenzel (Fortsetzung.) Als das Dessert aufgetragen war und die Diener schaft sich zurückgezogen hatte, war der Moment für eine Weihnachtsceremonie gekommen, auf welche Lord Dorrington nie verzichtet hätte. Er übte sie mit denselben Worten und in derselben Weise jedes Jahr. Eine Flasche besonders trefflichen, alten Madeiras wurde herumgegeben und man füllte schweigend die Gläser. Dann erhob sich Lord Dorrington und räusperte sich. Hierbei fing Lady Dorrington immer an zu weinen — ohne daß man eigentlich wußte weshalb. »Ich trinke eine glückliche Weihnachten allen ab wesenden Freunden und Verwandten", sprach der Lord, sein Glas feierlich emporhebend. Dabei er- innerten sich Auguste und Louise lhrer einstigen Ver ehrer und seufzten; die arme Alice aber dachte an Capitän Denham; sie wurde bleich und rückte un ruhig an ihren Armbändern. Dann fügte Lord Dor rington, indem er an der Tafel wohlgefällig Umschau hielt, hinzu: , Und in diesem Jahre vereinige ich mit meinem Trinkspruche noch die'Ramen von Zweien, welche dieses Fest zum ersten Male vereint findet, sie sind hier bei uns — Harold und seine liebe Braut; möchten noch Mele Weryuachtssesie und em glückliches «ab schönes um 10 Uhr starben in Toulon 22 Personen an drr Cholera, darunter die Gemahlin de» Admiral» Ai»quet; in Marseille wurden in dem nämlichen Zeiträume 20 Todesfälle an der Cholera feßge- stellt. Eine heftige Feuersbrunst verzehrte die Schuppen der Ketteuschifffahrt»gesellschaft. Der Schaden beträgt ungefähr 1 Million Kre». London, Dirv»tag, 15. Juli, Abend». (W. T. B.) Die finanziellen Beigeordneten der Cou- frreoz traten heute Nachmittag» im Aoreigu Office wiederum zu einer Sitzung zusammen. Im Carltonclud fand heute eine Versammlung der Mitglieder der konservativen Partei de» Ober- und Unterhaus»» Statt. Gegen 300 Persoueu wohnten der Versammlung bei. Lord Salisbury und Sir Stafford Northcote hielte» Ansprachen, in welchen sie für da» Verhalten de» Oderhause» in Betreff der Wahlreforwbill eintraten und sich gegen dir Annahme der von Lord Wemyß au- gemeldeten Resolution erklärten. Dir Versamm lung nahm schließlich eine Resolution br» Inhalt» an, daß da» Oberhaus bei drr Ablehnung der Wahlreformbill zu unterstützen sei, wenn die Re gierung nicht dem Amenbrmeut zustemmeu sollte, nach welchem die Wahlreformdill erst nach drr Annahme der Bill über die Reueintheiluug der Wahlbezirke in Kraft treten soll. Dresden, 16. Juli. In Nr. 163 des „Dresdner Journals" haben wir eine kurz gefaßte Darstellung der Ziele, welche in den Bereinigten Staaten Nordamerikas die de mokratische Partei gegenwärtig verfolgt, zu geben ver sucht. Die „Weser-Zeitung" bringt neuerdings das ausführliche Programm der Partei und entnehmen wir demselben, in Rücksicht auf die Bedeutung, welche die nordamerikanische Union für uns besitzt, und m Betracht der großen Tragweite, welche der Sieg der demokratischen Partei für die Beziehungen zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten ergeben würde, den wesentlichen Inhalt. Der in Chicago ver sammelte Ausschuß der Partei für das Programm hat nach langem Bemühen in der Tariffrage endlich eine sogen. Tarif-Planck, eine Vermittelung fertig ge bracht, mit der sich Jedermann einverstandeu erklärte. Der Ausschuß ernannte Mr. Morrison von Illinois zum Berichterstatter. Das Programm, die Platform, führt, nachdem es sich in der Einleitung mit der Er örterung der allgemeinen Principien politischer Pflich ten beschäftigt, Folgendes aus. Die republikanische Partei ist, soweit ihr Princip in Betracht kommt, eine Erinnerung. In Wirklichkeit ist sie eine Anstalt zur Bereicherung Derjenigen, welche die Maschinerie in der Hand haben. Der Betrug und die Bestechlichkeit, welche in jeder Abtheilung der Re gierung ans Tageslicht gebracht sind, genügen, um eine Reform innerhalb der republikanischen Partei zu veranlassen; doch Die, welche die Leitung haben, sind, rücksichtslos geworden durch den langen Besitz des Einflusses, mit einer Candidatenliste hervorgetreten, gegen welche der unabhängige Theil der Partei sich m offenem Aufstande befindet. Eine Aenderung wird deshalb verlangt. Eine solche Aenderung war im Jahre 1876 eben so nothwendig, aber der Wille des Volkes wurde damals durch emen Betrug unter drückt, für den es kein Vergessen und kein Vergeben giebt. Dann im Jahre 1880 wurde die Aenderung, welche das Volk verlangte, durch verschwenderischen Verbrauch von Geld unterdrückt, das gewissenlose Lieferanten und schamlose Schacherer, die wegen un gesetzlicher Verdienste oder hoher Aemter Handel trieben, vorschossen. Die republikanische Partei ist Leben ihnen beschicken sein unter diesem Dache, wenn wir, die Alten, längst nicht mehr sind." Man trank lächelnd den Toast und blickte nach May und Harold nickte ihr über den Tisch hin liebe voll zu. Aber May's Herz war schwer wie Blei und kalt wie Stein; sie fand kein Wort der Erwiderung auf die ihr dargebrachten freundlichen Wünsche. 16. Kapitel. Gäste zu Dorrington. Am folgenden Tage wurde die Stille des Fami lienkreises durch die Ankunft Sir Johns und Lady Harrisons und einiger Offiziere aus Wormington unterbrochen, welche für den Rest der Woche nach Dorrington eingeladen worden waren. Zu Ehren dieser Gäste hatte Lord Dorrington Anstalten für eine Jagd getroffen und Harold, als der Sohn des Hauses, mußte sich ihre Unterhaltung angelegen sein lassen. May blieb deshalb mehr in Gesellschaft der Damen und empfand es — aber mit Entsetzen — als eine Erleichterung, daß sie von den beständlgen Aufmerksamkeiten ihres Bräutigams be freit war. Ihre Liebe zu ihm hatte sich nicht ver mindert, jedoch die Aeußerungen seiner Zärtlichkeit und Zuneigung erfüllten sie jetzt mit so schmerzlichem Verdacht, daß lhr jeder freundliche Blick, jedes liebe volle Wort von ihm fast unerträglich wurde. Sie war entrüstet über sich selbst und stritt gegen ihre bösen Gedanken, aber sie vermochte dieselben nicht zu unterdrücken. Harold'» Empfindungen zu dieser Zeit waren so compUcirt und verworren, daß sein Gemüth-zustaud schwer zu beschreiben ist. Er war eine jener liebens- während ihrer gesetzlichen, ihrer erschlichenen und er kauften Amtsdauer an moralischem Charakter und politischer Fähigkeit immer tiefer gesunken. Die Ver sprechungen ihres Programms sind ein Verzeichniß erlebter Bankrotte der republikanischen Partei. Es verlangt Wiederherstellung der Flotte, und sie hat Hunderte von Millionen vergeudet, um eine Flotte zu schaffen, die nicht da ist. Es fordert den Congreß auf, die Lasten, unter welchen die amerikanische Rhederei niedergedrückt ist, zu beseitigen. Sie hat diese Lasten auferlegt und beibehalten. ES bekennt sich zur Aufbewahrung des Staatslandes für den kleinen Besitz wirklicher Ansiedler. Sie hat des Volkes Erbtheil weggegeben, bis nun einige wenige Eisenbahnen und nicht ansässige Fremde, persönlich oder als Körperschaft, in den Besitz einer größern Fläche gekommen sind. Das Programm der republi kanischen Partei bekennt sich zu dem Wunsche, der Arbeit einen höhern Werth zu geben, und sie hat die arbeitende Classe in Amerika der Loncurrenz von Sträflingen ausgefetzt und Contractarbciter ins Land geführt. Es bekennt sich zur Dankbarkeit gegen Alle, welche im Kriege verkrüppelt oder gestorben sind und Wittwen und Waisen hinterlassen haben, und sie überließ dem demokratischen Repräsentanten hause die ersten Bemühungen, Entschädigungen und Pensionen auszugleichen. Es kommt mit dem Versprechen, die Ungleichheiten des Zoll tarifs zu verbessern, und sie hat dieselben geschaffen und beibehalten. Ihr eigener Tarifausschuß gestand die Nothwendigkeit einer Zollherabsetzung von mehr als 20 Proc. ein. Ihr (der republikanischen Partei) Congreß gab eine Herabsetzung von weniger als 4 Proc. Es bekennt sich zum Schutz der amerikanischen Industrie. Sie hat dieselbe der wachsenden Fluth von Jndustrieerzeugnissen und dem hoffnungslosen Wettkampf mit reichen industriellen Völkern preisge geben, von denen keines unsere Rohstoffe nimmt. CS behauptet, alle amerikanischen Gewerbe schützen zu wollen. Sie hat viele heruntergebracht, um einige mit Zuschüssen zu versehen. Die Demokratie ver pflichtet sich, die Verwaltung von Corruption zu rei nigen, Sparsamkeit wieder herzustellen, die Achtung vor den Gesetzen wieder zu beleben und die Steuern bis zur äußersten Grenze zu ermäßigen, die gestattet, den Credit der Nation bei ihren Gläubigern und Pensionären aufrecht zu halten. Jedoch nur zu voll kommen bewußt, daß die Gesetzgebung, welche die Be schäftigung des Volkes berührt, vorsichtig und bedäch tig sein soll in ihrem Verfahren und der öffentlichen Meinung nicht vorauseilen darf, sondern auf ihre Forderungen horchen muß, so ist die demokratische Partei gebunden, den Zolltarif im Geiste der Gerech tigkeit gegen alle Interessenten durchzusehen. Aber bei Herabsetzung der Abgaben ist es nicht die Absicht, heimische Industrien zu schädigen, sondern vielmehr deren gesundes Gedeihen zu fördern. Seit Gründung dieser Regierung sind die im Zollhause erhobenen Abgaben die Hauptquellen der Bundeseinnahme ge wesen. Das müssen sie auch fernerhin bleiben. Außerdem haben viele Industrien sich auf die Gesetz gebung hinsichtlich ihrer Fortdauer verlassen, so daß eine Veränderung des Gesetzes bei jedem Schritte die Arbeit und das angelegte Capital berücksichtigen muß. Die Ent wickelung der Reform muß in ihrer Ausführung diesem einfachen Gebot der Gerechtigkeit sich fügen. Die ganze Besteuerung soll durch die Bedürfnisse einer sparsamen Regierung begrenzt sein. Die nothwendige Ermäßigung m der Besteuerung kann und muß er folgen ohne amerikanischer Arbeit die Fähigkeit zu entziehen, erfolgreich mit fremder Arbeit zu wetteifern und ohne geringere Zollsätze einzuführen, als solche, welche vermehrte Produktionskosten infolge der in diesem Lande herrschenden höheren Löhne genügend würdigen, gewinnenden Persönlichkeiten, die neben allen ihren trefflichen Eigenschaften jedoch wandelbar wie Wasser sind. Harold war gutmüthig und freundlich, aber von jedem Einflüsse leicht beherrscht. Jeder konnte ihn zum Guten, aber Jeder auch zum Schlechten lenken. Unter May's kleinen, starken Händen empfing er ein Gepräge, das er von Natur aus nicht besaß. Die Herzensgüte, Klarheit, Treue und Ehrlichkeit ihrer Denkweise und ihres Charakters erfüllten ihn mit tiefer Bewunderung für sie, und ihre Kraft und echte Weiblichkeit übten eine solche Wirkung, daß er freier und fester ward in seiner ganzen Erscheinung; und dazu liebte er sie. Dennoch aber fühlte Harold, nachdem er Rosie begegnet war und sie berechnend seiner Eitelkeit ge schmeichelt, seine Besorgniß erregt und alle ihre Künste und Reize aufgeboten hatte, um seine Sinne und seine wankelmüthige Natur wieder gefangen zu nehmen, sich schwach im Kampfe mit der alten Liebe. Ihre Unterredung hatte lange gewährt — viel länger, als May davon Zeuge gewesen war, und nach der selben befand Harold sich in unbehaglichster Stim mung — ja, er fürchtete sich ein Wenig vor Rosie Wood, Ihr Ungestüm und ihr leidenschaftlicher Eifer siegten über seine Schwachheit mit unwiderstehlicher Gewalt. Sie konnte ihn, wie sie sich sagte, um den Finger wickeln und ihn Alles thun und sprechen lassen, was sie wollte. Harold war sich auch durchaus nicht klar darüber, wie er an diesem verhängnißvollen Weihnachtstage sich ihr gegenüber verhalten und was er ihr gesagt hatte. decken. Hinreichende Einkünfte, um alle Ausgaben einer sparfam geführten Bundesregierung, einschließlich der Pensionen, der Zinsen und des Capital- der öffent lichen Schuld zu bezahlen, können bei unserm jetzigen System aus den Erträgnissen der Zölle auf eine ge ringere Anzahl eingeführter Artikel gezogen werden, indem Artikel des LuxuS am schwersten, die des noth wendigen Bedürfnisses am leichtesten getroffen werden müssen. Wir verwerfen daher die Mißbräuche de» bestehenden Zolltarifs, und unter dem Vorbehalt der vorher gezogenen Grenze verlangen wir, daß die Bundesbesteuerung lediglich für öffentliche Zwecke ge schehen soll, und daß sie nicht über die Bedürfnisse einer sparsam geleiteten Regierung hinausgehen darf. Das System directer Besteuerung, die bekannt ist unter dem Namen „Internal Revenu", ist eine Kriegssteuer. Die Platform entwickelt nun, daß der Ertrag derselben ausschließlich für die Invaliden aus dem Kriege ver wendet werden sollte. »Wir sind für eine amerikanische Continentalpolitik, sähet da» Programm fort, die aus innigere politische und Handels beziehungen zwischen den 1b Schwesterrepublikcn von Nord-, Mittel- und Südamerika beruhen, jedoch ohne verwickelnde Allianzen. Wir glauben an ehrlich Geld, die Gold- und Sil bermünze der Versüssung und an ein Papiergeld, das ohne Verlust in solches umgesetzt werden kann. Indem wir die Gleichheit aller Menschen vor dem Gesetze behaupten, halten wir dafür, daß es Pflicht der Regierung ist, in ihrer Behand lung des Volkes gleiche und strenge Gerechtigkeit allen Bürgern auSzumesfen, welcher Herkunft, Race, Karbe, politischer oder religiöser Ueberzeugung sie sein mögen. Wir glaplbe» an freie geheime Abstimmung und ehrliche Führung." Das Programm bringt sodann die früher demo kratische Gesetzgebung in Erinnerung, es spricht sich für ehrliche Reform im Staatsdienste aus, für Tren nung von Staat und Kirche. In Betreff der socialen Anschauungen der Partei sagt das Programm: .Wir sind der Ansicht, daß die Wohlfahrt der Gesellschaft aus gewissenhafter Rücksicht aus die gesetzlich bestimmten Eigen thumSrechte beruht. Wir glauben, daß Arbeit am besten dort ihren Lohn findet, wo sie am freiesten und am aufgeklärtesten ist. Sie sollte deshalb gehegt und gepflegt werden. Wir ver langen die Aushebung aller Gesetze, welche die sreie Bewegung der Arbeit hindern, und den Erlaß solcher Gesetze, durch welche Arbeitergenossenschaften ineorporirt werden können, und aller solcher gesetzlichen Anordnungen, die das Voll aufzuklären ge eignet sind, über die wahren Beziehungen von Capital und Arbeit." In Beziehung aus das Staatsland verlangt das Programm, daß es für Heimstätten wirklicher Ansiedler aufbewahrt werde, daß alles unverdiente Land, das unbedachterweise von der republikanischen Partei an Eisenbahngesellschaften vergeben sei, an den Staats schatz zurückgegeben werden sollte, das in den Besitz abwesender Besitzer fallen könnte. Wir billigen nicht die Einführung fremder Arbeit oder die Zulassung knechtischer Racen, die durch Gewohn heiten, Erziehung, Religion oder Herkunft zur Ver schmelzung mit der großen Masse unsers Volkes un geeignet sind oder unfähig für das Bürgerrecht, wel ches unser Gesetz gewährt. Amerikanische Livilisation verlangt, daß gegen die Einwanderung oder Einfuhr mongolischer Racen unsere Thore geschlossen sein soll ten. Das Programm spricht sodann noch über den Schutz der amerikanischen Bürger im Auslande, über die Aufgaben der auswärtigen Politik, über die Hebung der Handelsflotte aus. „An Stelle der britifchen Politik der republikanischen Partei verlangen wir für die amerikanische Demokratie eine amerikanische Politik. An Stelle des verrufenen Planes und des falschen FreundschaftsjchemeS für amerikanische Arbeit, ver langen wir für die Demokratie die Befreiung amerikanischer Arbeit durch Herabsetzung der Steuern, damit die Vereinigten Staaten mit ungehinderter Kraft nach dem ersten Range unter den Nationen in allen Künsten des Friedens für die Früchte der Freiheit streben können." Die Aussichten für die demokratische Partei und ihren Präsidentschaftscandidaten Grover Cleveland ge stalten sich zusehends günstiger. In Pennsylvania Er wußte nicht recht, ob er — nur um sie zu beruhigen und ihren Wortschwall aufzuhalten — nicht beinahe zugegeben hatte, daß er May nur ihres Gel des wegen helrathe. lind das war doch nicht wahr; denn er liebte May sehrl Aber konnte er wohl anders, dem schönen Kinde gegenüber, das an seinem Halse hing und ihn versicherte, daß es so und so sei 7 Er hatte nicht den Muth, Rosie rund heraus zu sagen, daß er sie nicht mehr liebe — das vermochte er nicht, dazu war sein Herz zu schwach; aber wie sollte er es motiviren, daß er sie verlassen hatte. Er schwieg und ließ sie bei ihren Wortem Wenn es ihr zur Beruhigung diente, zu glauben, er liebe sie immer noch und heirathe May nur ihres Vermögens halber, so war es vielleicht besser, ihr diesen Glauben nicht zu nehmen. Gleichwohl war Harold unzufrieden, daß er so viele Umstände mit ihr gemacht hatte; denn er fühlte, es wäre klüger gewesen, ihr kurz und bündig die Wahrheit zu sage». Daß er dazu den moralischen Muth nicht gehabt und sich somit auss Neue in ihre Gewalt gegeben hatte, ärgerte ihn; denn er war fest überzeugt, er werde jetzt noch mehr von ihr hören. Diesen lästigen Gedanken wünschte er vor May unter allen Umständen zu verbergen und deshalb war er froh über die Ankunft der Gäste. Diese, namentlich die Ankunft der Herren Offiziere hatte auch das Gemüth der beiden älteren Töchter des Hauses in eine gewisse angenehme Aufregung versetzt; denn anscheinend hatten sie die Hoffnung, in Hymens Tempel ^doch noch Platz zu finden, nicht ganz aufge geben. (Fortfetzuug folgt.)
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