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Nr. IV. XXXVIII. Jahrgang. * SONDER-NUMMER Leipzig, 1. Dezember 1923. LEIPZIGER MONATSCHRIFT FÜR TEXTILINDUSTRIE Beiblatt (Ausgabe für Technik und Außenhandel) der LEIPZIGER WOCHENSCHRIFT FÜR TEXTIL-INDUST vereinigt mit der Zeitschrift „Deutsche Baumwollindustrie“ - ■ ORGAN — der Außenhandelsnebenstelle für Baumwolle der Teilgruppe Baumwollindustrie des Reichsverbandes der Deutschen Industrie mit 40 angeschloss. Verbänden / des Arbeitsausschusses der Deutschen Baumwollspinner=Verbände mit den 6 SpinnersVerbänden / des Gesamtverbandes deutscher Baumwollwebereien E. V. mit 15 angeschlossenen Verbänden / des Vereins Süddeutscher Baumwollindustrieller, Augsburg / des Vereins Norddeutscher Baum= wollindustrieller, Rheine i.W. / des Verbandes Deutscher Buntwebereien und verwandter Betriebe E.V. / des Verbandes Vogtländischer Baumwollwebereien, Plauen i. V. / des Verbandes von Arbeitgebern der Sächsischen Textilindustrie und der Vereinigung Sächsischer SpinnerebBesitzer / der Sächsischen und Norddeutschen TextikBerufsgenossenschaft und des Verbandes Sächsischer Textilschulmänner Schriftleitung, Geschäftsstelle und Verlag: Leipzig, Dörrienstraße 9. j Herausgegeben von Theodor Martins Textilverlag Leipzig Telegramm-Adresse: Textilschrift Leipzig. Fernsprecher: Nr.21058u.20387. R071 ICJ^nrAIQA • Leipziger Wochenschrift für Textil-Industrie monatlich M. 0,80 Goldmark '‘“^• u 5<Opi x-13V-. Leipziger Monatschrift für Textil-Industrie ,, ,, 0,50 ,, für Deutschland durch Postbezug. Bei Bezug direkt unter Kreuzband erhöht sich der Betrag um die Portospesen, Ausland nach besonderem Tarif in Auslandswährung. A nvpiri 1 mm (35 mm Spaltenbreite) 0,15 Go’dmark, Stellengesuche 0,06 G.-M. Ml IZ.^1 II LDC . Seitenpreise: ’/j S. 150.— G.-M., Va S. 75.— G.-M., i/ 8 S. 50.—G.-M., J / 4 S. 40.— G.-M., ’/ 6 S. 25.— G.-M., Vs S. 20.— G.-M. Auslandsanzeigen unterliegen besonderer Preis vereinbarung in Auslandswährung. 7ahll inO^hpHinOI mopn • Zahlung hat spätestens innerhalb 5 Tagen, vom Datum der Z-Ul IIUI lydUCUII IgUI l-gCI I . Rechnungsausfertigung, gerechnet, durch Postscheck bezw. bestätigten Reichsbankscheck, zu erfolgen. Bei Fristüberschreitung ist für die Umrechnung min destens der Dollarkurs des 5. Fälligkeitstages maßgebend. Erfolgt die Bezahlung nicht innerhalb 5 Tagen, so sind für jeden Tag Zahlungsverzug die jeweiligen Bankzinsen zu vergüten. Bei Schecks und Banküberweisung ist der Tag der Gutschrift durch die Bank gültig, zuzüglich etwaiger Bankspesen und Zinsen. Eingeräumter Rabatt gilt nur bei pünktlicher Einhaltung der Zahlungs- und Abnahmebedingungen. Erfüllungsort für beide Teile Leipzig. Für das Erscheinen der Anzeigen in bestimmten Größen, an bestimmten Tagen und Plätzen, wird keine Gewähr geleistet. Bei Störungen durch höhere Gewalt oder Streik können Nachlieferungen und Ersatzansprüche nicht berücksichtigt werden. — Anzeigenschluß Montag Vormittag 10 Uhr. Postscheckkonto Leipzig Nr. 68959; Bankkonto: Vetter & Co., Leipzig — Commerz- u. Privatbank A.-G. Filiale Leipzig, Abtg. Schillerstr. Aus dem Inhall: Zur Notlage der Forschungsinstitute. — Die Geschäftsaussichten mit Bußland. — Über die deutsch-brasilia nischen Handelsbeziehungen. — Die Genossenschaftsbewegung der amerikanischen Baumwollfarmer. — Ungarns Seidenzucht. Von Ing. P. Max Crempe. — Die Baumwolle, ihre Entkernung und Reinigung. Von H. Schädlich. — Die österreichische Woll industrie. — Seidenraupenzucht in Kolumbien. — Rundschau. — Literatur. Zur Notlage der Forschungsinstitute. Aufruf des Deutschen Forschungsinstituts für Textilindustrie zu Dresden. Das Deutsche Forschungsinstitut für Textilindustrie in Dresden ist eine Einrichtung, die im Jahre 1917 durch eine Anzahl namhafter sächsischer Textilindustrieller im Verein mit Männern der Wissenschaft und unter lebhafter Förderung von Seiten der Staatsregierung ins Leben gerufen wurde. Der Ausbau und die Organisation des Instituts haben sich unter günstigen Verhältnissen vollzogen und sahen einer einzigartigen Vollendung entgegen — da setzte die Entwertung deutschen Geldes ein, die Weiter entwicklung wurde gehemmt und nur der rastlose Eifer der im Institut arbeitenden Forscher und ihrer Gehilfen, nur die stete Sorge der Gründer um die Möglichkeit des Fortbestehens des Institutes blieben übrig. Weit ausgreifende Pläne mußten aufgegeben werden, schmerzlich empfundene Beschränkungen, sowohl des Personals, als auch der Arbeitsmittel. und der literarischen Produktion und Acquisition, mußten als unvermeidlich hin genommen werden Trotz alledem zeugen vier bisher vollendete Jahr gänge „Textile Forschung“, Hunderte von im Auftrag der Industrie aus geführte, vielfach sehr umfangreiche Arbeiten, unzählige Fälle von Be ratung der Industrie von dem großen und dauernden Wert und Nutzen, den das Institut der Textilindustrie täglich bringt. Man sage nicht, daß dieser Nutzen sich nicht bewerten läßt; sind doch Beispiele genug vor handen, die bezeugen, daß die wissenschaftliche Beratung und die Zusammen arbeit mit wissenschaftlich geschulten und denkenden Köpfen der Industrie neue Wege geöffnet, Schwierigkeiten geebnet und Sorgen erleichtert hat. Noch schreitet die Entwertung des Geldes fort, noch aber auch ist jeder Vorteil, den die Industrie im Konkurrenzkampf erringen kann, sei es durch Einschlagen neuer Wege, sei es durch Verbesserung des Be triebes oder auch nur durch Vermeidung von Fehlern und Abschaffung von Mißständen von höchstem Wert. Das Reich, der Staat, die Stadt Dresden und die sächsichen Handels kammern haben, bewegt durch die eindringlichen Vorstellungen des In stitutsvorstandes, ihr möglichstes getan, um das Institut zu halten und so ist es auch gelungen, durch Übernahme eines Teils des Personalaufwandes und durch diese Instanzen eine gewisse Sicherheit in den Weitergang der Arbeiten zu bringen. Aber immer wieder und mit Recht fragen die Ver treter dieser Instanzen: Was tut denn die Industrie, um das In stitut zu stützen und weiter zu entwickeln? Es sind schon viele verschiedene Pläne vom Vorstand ausgedacht worden, um die Industrie zu energischer Mithilfe zu veranlassen. Immer aber waren bisher die Verhältnisse in ihrem Umschwung rascher, als die Hilfe, sie beigebracht werden konnte. Das mit einem kleinen aber anerkannt guten Stab von wissenschaft lichen Forschern und Hilfskräften, mit besten apparativen und maschinellen Einrichtungen, mit einer vorzüglichen Bibliothek ausgerüstete Institut be darf dringend weiterer Mittel für die Erweiterung seiner Arbeitsmöglich keiten, für Anschaffung von Apparaten und Literatur, für die heute so kostspielige Konstruktion neuer Hilfsmittel und Apparate, denn ohne all dies sieht es sich der gewaltsamen Verkümmerung ausgesetzt. Heute ist es so: An Instruktionsreisen kann nicht mehr gedacht werden, außer in den ganz seltenen Fällen, wo die Industrie im voraus für die Kosten einsteht. Reisen zu Versammlungen und Kongressen sind unmöglich geworden. Bestellungen chemischer Stoffe können nur im ge ringsten Ausmaße und im notwendigsten Falle gemacht werden. In den letzten Monaten mußte der Bezug von Fachzeitschriften von früher 45 auf 10 beschränkt werden. Was dies für den Forscher bedeutet kann jeder ermessen, der weiß, daß jeder ein Stümper wird, der nicht mehr erfahren kann, was auf seinem Interessengebiet vorgeht. An den Bezug ausländischer Zeitschriften ist überhaupt nicht mehr zu denken! Die An schaffung neuer Bücher hat aufhören müssen, denn bei der jetzigen Buch händlerzahl sind schon die ab und zu einlaufenden Rechnungen für fest bestellte Fortsetzungen von Sammelwerken n. dgl. ein schwerer Schlag. Düstere Sorgen knüpfen sich an die Fragen der Heizung für den Winter und der Instandhaltung der Baulichkeiten und maschinellen Einrichtungen usw. Jeder Industrielle weiß ganz genau, daß ein Betrag von einigen Pfennigen der Gewerbesteuermark, die aus längst verschollenen Markwert zeiten eingezogen wird, nicht genug einbringen kann, um ein Institut zu erhalten, und so hat sich auch die Hoffnung, durch Verteilung der Lasten in horizontaler Richtung, also durch eine den einzelnen fast unfühlbare Belastung dem Institut eine wesentliche und sichere Stütze zu geben, als vorläufig illusorisch erwiesen. Es ist also auch hier notwendig ge worden, irgendwie einen wertbeständigen Modus zu finden. Als Beispiel möge das Sorauer Forschungsinstitut für die Bastfaserindustrie gelten, das die glückliche Lösung gefunden hat, seine Mitglieder zu einer Natural abgabe heranzuziehen. Im dortigen Fall ist dies verhältnismäßig leicht, da es sich um einheitliches Material handelt, während es für ein Universal institut, wie das in Dresden, viel schwieriger wäre, ein Maß zu finden. Dafür aber ist auch der Wirkungskreis unseres Instituts größer und wenn