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Dresdner Journal Ttöniglich Läehsisehrv Staatsanzrtgev. Verordnungsblatt der Ministerien und der Ober- und Mittelbehörden. Zeitweise Nebenblätter: LandtagSbeilag«, Syuodalbeilag«, Ziehungsliste« der Verwaltung der K. S. Staatsschulden und der K. S. Land- und Lande-kulturrentenbank-Verwaltung, Grundsätzlich« Entscheidungen des K. S. Lande-versicherungSamt-, Jahresbericht und Rechnungsabschluß der Lande»-BrandverstcherungSanstalt, BerkaiifSliste von Holzpflanzen auf den K. S. Staatsforstrevieren. Nr. 1S2 191L > Beauftragt mit der verantwortlichen Leitung: Hofrat DoengeS in Dresden. Donnerstag, 20. August Be-ug-pretS: Beim Bezüge durch die Expedition, Große Zwtngerstraß« 16, sowie durch die deutschen Postanstalten 3 Marl vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf. Erscheint: Werktag» nachmittag». — Fernsprecher: Expedition Nr. 21295, Redaktion Nr. 14574. Ankündigungen: Die Ispaltige Grundzeile oder deren Naum im Ankündigunasteile 30 Pf, die 2spaltige Grundzetle oder deren Raum im amtlichen Teile 75 Pf., unter dein Redaktionsstrich (Eingesandt) 150 Pf. PreiSermäßigg. auf Geschäftsanzeigen. — Schluß der Annahme Vorm. 11 Uhr. Die amtlichen Verlustlisten der Konigl. Sächsischen Armee werden dem „Dresdner Journal" in zwei Exemplaren kostenlos beigelegt. Wer auf ihren regelmäßigen Bezug Wert legt, abonniere auf unser Blatt für viertel jährlich 3 M. bei unserer Geschäftsstelle, oder wenn er nicht hier am Orte wohnt, bei der nächsten Postanstalt. Sonderabonnements aus Berluftlisteu können nicht gewährt werden. Königl. Expedition des „Dresdner Journals" Große Zwingerstraße 16. Papst Piu§ X- ist iu der vergangenen Nacht gestorben. * Japan hat an Deutschland ein Ultimatum gerichtet, erstens über die Zurückziehung der deutschen Kriegsschiffe auS deu japanischen und chinesische» Gewässern und zw itenS über dir bedinauugSlose Übergabe de» gesamten Pacht^ebietcS von Kiautjchou an die japanischen Behörden. Auf die Nachricht von dem japanischen Ultimatum telegraphierte der Gouverurur vo» Klgutschou: „Emstshe für Pflichterfüllung bi» ans» tußerste." » Bei Pervez, nördlich »au Namur, haben unsere Truppen die 5. französische Kavalleriedivifion unter schweren Verlusten zurück.,eschlagen. * Bayerische und badische Truppen haben die bi» Weiler, nordwestlich vo > Schlettstadt, vorgevrungene 55. fran zösische Jnfanteriedrlgade geschlagen, ihr große Verluste beigrbracht und sie über die Vogesen zurückzcworfen. * Unsere beiden kleinen Kreuzer „Straßburg" und „Stralsund" haben bei einem Vorstoß in oie südliche Nordsee ei» englischer Unterseeboot vernichtet und zwei Torpedobootzerstörer beschädigt. * In Österreich-Ungarn haben sich bisher 8VVV0V Kriegsfreiwillige gemeldet. (Amtlicher Teil siehe Beilage.) Nichtamtlicher Teil. Papst Pius X. f. Nom, 20. August. 2 Uhr 10 Min. nacht». Papst Pins X. ist diese Nacht um 1 Uhr 20 Min. gestorben. In der vergangenen Nacht hat das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche, Ee. Heiligkeit Papst PiuS X., die Augen zum ewigen Schlummer geschlossen. Daß der Pontisex von einer Erkrankung befallen worden war, mußten wir schon gestern berichten; a»'Iein die Meldungen lauteten zunächst nicht beunruhigend. Erst gestern abend folgte» Nachrichten, die Schli» meres erwarten ließen. Nun kommt die Kunde, daß eS dem Herrn über Leben und Tod der Menschen gefallen hat, den Nachfolger auf dem Stuhle Petri zu Sich in Sein himmlisches Reich ab- zuberusen. Mit der katholischen Christenheit trauert die ganze Kulturwelt um den Verlust dieses Sirchenfürsten, dem gleich seinem Vorgänger Leo XIII. die dreifache Krone erst im hohen Alter von 68 Jahren zugefallen ist. Er hat sie während der 11 Jahre seiner Herrschaft allezeit von dem Wunsche beseelt getragen, den Gütern der katho lischen Kirche zwar ein eifriger Hüter und Pfleger z» sein, aber anderseits auch den Frieden der christlichen Welt Andersgläubiger nicht zu erschüttern durch Ponti- fikatshandlungen, die das evangelische Bewußtsein ver letzen mußten. So konnte er, ein friedliebender Kirchen fürst, rin warmherziger Freund der Armen und Unter drückten, ein seinsinniier Gelehrter und Dichter, als seine Stunde gekommen war, die Augen in dem Be wußtsein schließen, daß er al» guter Mensch und gläubiger Christ gelebt hat, dessen Andenken bei den Anhängern seines Glaubens in Liebe und Dankbarkeit bestehen bleiben, dem aber auch die evangelische Christenheit die hohe Achtung bewahren wird, die ihm gebührt. Er ruhe in Frieden! * Papst Pius X., mit seinem bürgerlichen Namen Giu seppe Sarto, entstammte dem Bauernstände; er wurde am 2. Juni 1835 zu Riese in der Provinz Treviso geboren. Er studierte zunächst im Kolleg von Castelfranco, dann auf dem Priesterseminar von Padua, wurde 1858 zum Priester geweiht, war dann lange Kaplan und Pfarrer iu Tombolo und seit 1867 Pfarrer in Salzano. Er wurde hierauf bischöflicher Kanzler und geistlicher Direktor des Seminars von Treviso, wo er auch als geistlicher Prüfungskommissar und Richter am geistlichen Gerichte verblieb, bis er nach dem Tode des Bischofs von Treviso Kapitularvilar wurde; 1884 ward er zum Bischof von Mantua erhoben. Neun Jahre später er folgte seine Ernennung zum Kardinalpriester von St. Bernhard in den Thermen, und drei Tage darauf, am 15. Juni 1893, ernannte Leo XIII. ihn als Nachfolger oes Kardinals Agostini zum Patriarchen von Venedig. Zum Papste erwählt wurde PiuS X. am 4. August 1903. Die Krönung erfolgte am 9. August 1903. Papst Pius X. har ein Alter von 79 Jahren erreicht. Der Krieg nach drei Fronten. Zur Lage. Kriegsfreiwillige. Daß sich im Reiche noch immer Kriegsfreiwillige in großer Zahl melden, braucht nicht besonders betont zu werden; die Zahl von 1^ Millionen, die wir am 11. August nannten, wird heute längst um viele Tausende überschritten sein. Ganz ähnlich hat sich das Bild des Zuströmen» zu den Fahnen in Österreich-Ungarn ent wickelt: es hat sich nicht nur die volle Zahl aller Ein berufenen unverzüglich gestellt, sondern es haben sich auch noch 800 000 Freiwillige gemeldet. Es gibt zahl reiche Regimenter, bei denen die Kriegsstärke verdoppelt erscheint. Die beiden verbündeten Kaiserreiche, die Schulter an Schulter gegen eine Welt von Feinden kämpfen müssen, verfügen zusammen also über 2 Millionen Kriegsfreiwillige. Berkehrserleichterungeu. Von morgen, Freitag, an sollen wieder, so weit es angängig ist, Schnellzüge zwischen Berlin und den wich tigsten deutschen Orlen verkehren. Im allgemeinen ist ein Zugpaar in jeder Richtung auf den Hauptstrecken vorge ehen worden, und Hand in Hand damit geht eine Verbesserung des weiteren Personenverkehrs. Für die Schnellzüge sind neue Fahrpläne ausgearbeitet worden. Der Krieg mit Belgien unv Frankreich. Neue Waffenerfolge. (Bereit- gestern abend >/,10 Uhr durch Extrablatt veröffentlicht.) Die 5. französische Kavallerie-Division wurde heute unter schweren Verlusten bei Perwez, nördlich von Namur, von unserer Kavallerie zurückgeworfen. Bayerische und badische Truppen schlugen die bis Weiler, 15 ürn nordwestlich von Schlettstadt, vor- gedrungene französische 55. Jnfanteriebrigade, brachten ihr große Verluste bei und warfen sie über die Vogesen zurück. Maßnahmen zum Schutz der deutschen Truppen in Lüttich. Daß Lüttich „fest in unsern Händen" ist, geht aus uachfolgender Bekanntmachung hervor, die das „Mainzer Journal" der „L'Stoile beige" entnimmt. Sie lautet in freier Übersetzung: Bekanntmachung. Der Bürgermeister Henault ließ an den Plakattafeln von Lüttich folgende Bekanntmachung anschlagen: „Die Gemeindeverwaltung erinnert alle Bürger und alle diejenigen, die sich auf Lütticher Gebiet befinden, daß eS nach den KriegSgesetzen strengstens verboten ist, daß eine Zivilperson sich an irgendeinem feindlichen Akt gegen deutsche Soldaten beteiligt, die da- Land besetzen. Jeder Angriff auf deutsche Truvpen von anderen als Bewaffnete» in Uniform setzt nicht nur den Übeltäter selbst, sondern auch die übrigen Einwohner in schwere Gefahr, insbesondere die Bewohner von Lüttich und außerdem die durch den Kommandanlen der deutschen Truppen auf der Zitadelle festgehaltenen Geiseln. Die Namen der Geiseln sind: 1. Rutten, Bischof von Lütlich, 2. Kleyer, Bürgermeister, 3. Grägoire, De putierter, 4. Fischet, Senator, 5. Van Zuylen, Senator, 6. Peltzer, Ed. Senator, 7. Collcaux, Senator, 8. De Pouthisre, Abgeordneter, 9. Van Hoegaerden, Abgeord neter, 10. Falloise, Schöffe. Dem Bischof Nutten und dem Bürgermeister Kleyer wurde genehmigt, vorerst die Zitadelle zu verlassen; sie bleiben aber als Geiseln jederzeit dem deutschen Kam- Mandanten zur Verfügung." Wir beschwören alle diejenigen, die Wachdienst ver sehen, im Interesse aller Bewohner und der Geiseln der deutschen Armee darauf zu achten, daß keinerlei Angriffe gegen deutsche Soldaten vorkommen. Wir machen be kannt, daß das Generalkommando der deutschen Truppen befohlen hat, daß Privatpersonen, die Waffen und Mnnition im Besitze haben, diese sofort der Behörde im Provinzialhause abzuliefern habe», wenn sie nicht Ge fahr laufen »vollen, sofort erschossen zu werden. Englands Bevollmächtigter im belgischen General stab. Das Blatt „Het Vaderland" im Haag meldet, daß die englische Negierung Willy Walford zum englischen Bevollmächtigten im belgischen Generalstab ernannt hat. Willy Walford ist der Sohn des großen Reeders Walford in Antwerpen. Die Wahl der englischen Regierung fiel auf Walford nicht allein, weil er ein glänzender Offizier ist, der den Balkankrieg mitgemacht hat, sondern auch, weil er lange Zeit in Antwerpen gelebt hat, vollkommen der französischen und flämischen Sprache mächtig ist und daher dem englischen Befehlshaber in Belgien besser zu Diensten sei» kann. Kleine Nachrichten. Gegenüber ausländischen Meldungen teilt die „Köln. Ztg." mit, daß der Kommandant der Festung Lüttich, General Le man, gestern im Automobil als Gefangener in Cöln ein getroffen ist. Aus London wird über Christiauia gemeldet, daß das deutsche Vorrücken bis Dinant im südlichen Belgien die französische Heeresleitung vollkommen überrumpelt habe. Paris, 20. August. Die Notwendigkeit systematischer Säuberung der Stadt von bedrohlichen Elementen nimmt zu. Der gemeinsame Krieg Deutschlands und Lsterreich- Ungarus gegen Rußland. Die „Allgemeine Zeitung" in Czernowitz berichtet ans den von Österreich besetzten Grenzgebieten: Die Dörfer waren beim Einzüge unserer Truppen fast menschenleer, da die fliehenden russischen Truppen die Bevölkerung vor Grausamkeiten der österreichischen Soldaten gewarnt halten. Als die Soldaten die zurück gebliebenen Greise und Väter freundlich behandelten, kehrten die Dorfbewohner langsam zurück und fraterni sierten bald mit unseren Soldaten. In dem großen Dorfe Rengacz ist keine Schule, Post oder Telegraph vorhanden. Nach einer Meldung aus Kiew versuchen die echt russischen Leute, die Juden für Manifestationen und für den Krieg zu gewinnen, indem sie ihnen Gleich berechtigung nach dem Kriege versprechen. Dev Krieg mit Euglauv. Ein Erfolg unserer Flotte an der englischen Küste. (Bereit» heute vormittag '/,12 Uhr durch Extrablatt veröffentlicht.) Berlin, 20. August. Die beiden kleinen Kreuzer „Straßburg" und „Stralsund" haben in den letzten Tagen einen Vorstoß nach der südlichen Nordsee auS- gefuhrt. Hierbei sichtete „Straßburg" an der englischen Küste zwei feindliche Unterseeboote, von denen sie eins auf größere Entfernung mit wenigen Schuß zum Siuken brachte. „Stralsund" kam in ein Feuergefecht mit mehreren Torpedobootszerstörern auf größereEntsernungen. Zwei Zerstörer erlitten Beschädigungen. Bei dieser Ge legenheit konnte ebenso wie bei der Erkundungsfahrl eines Luftschiffe» bis zum Skagerrak erneut festgestellt werden, daß die deutsche Küste und ihre Gewässer frei vom Feinde sind und die neutrale Schiffahrt unbehindert passieren kann. Ein neuer Gegner DeutschlanVS. Ein Ultimatum Japans an das Deutsche Reich. Berlin, 19. August. Ter hiesige japanische Ge schäftsträger hat iin Auftrag seiner Regierung dem Auswärtigen Amte eine Nole übermittelt, worin unter Berufung auf da» englisch - japaniswe Bündnis die so fortige Zurückziehung der deutschen Kriegsschiffe au» den japanischen und chinesischen Gewässern oder die Ab rüstung dieser Schiffe und ferner dis zum 15. September die bedingungslose Übergabe de» gesamte« Pachtgebiet» vo»