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Donnerstag Rk. 174. 21. September 184». MM Deutsche Allgemeine Zeitung. ZM Ausland«?. , «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» Zur Nachricht. Auf das am 1. Oct. 1843 beginnende neue vierteljährige Abonnement der Deutschen Allgemeinen Zeitung werden bei allen Postämtern und Zeitungsexpeditionen des In- und Auslandes Bestellungen angenommen. Der Preis beträgt in Dachsen vierteljährlich 2 Thlr., in den übrigen Staaten aber wird derselbe nach Maßgabe der Entfernung von Leipzig erhöht. Leipzig, im September 1843. F Ä. BkUlEhtlUA. U-Verblick. Deutschland. «Aus Thüringen. Volksblätter. «Meissen. Adresse an v. Lindenau. — Ein Exceß in Darmstadt. Hohensollern. Fürst liche Schenkung. «Frankfurt a. M Der König von Baiern. Der Verein der Gustav - Adolf- Stiftung. Die Excesse in Karlsruhe, -f Frankfurt a. M. Die v. Haber'sche Familie. Frentzen. -Berlin. Die große Parade. -/Berlin. Das Cavalerie- manoeuvre. -l-Berlin. Abreise des Kaisers von Rußland. Destterreich. ««Wien. Enk's Lod und seine Ursache. Contraventi'on gegen da« Salzmonopel 'presburg. Das Gesetz über die unga rische Sprache. Gpanien. «Baris. Die Vermählung der Königin. Wahlcandidaten. Barcelona. Tod des Grafen Ofalia. Mroßldritannten. Fest des Lordmayors zu Ehren Espartero's. «Bel fast. Der Norden Irland«. Krunkreich. Der jetzige Inhalt dep Journale, r Paris. Die Reise der Königin Victoria nach Ostende. Die Journale über Irland. Die Enthauptung eines Christen in Konstantinopel. Melgie«. «Vstende. Die Königin von England. — Schluß des Hir tenbriefs gegen die schlechten Bücher. Niederlande. Die Kammer beschließt die Erhöhung der Stempel steuer. -j-Amsterdam. Die Finanznoth. -anbei UN» Hndustrte. Berlin Ankündigungen. »e«tschla«d. *ÄUS Thüringen, 18. Sept. „Während in Sachsen und an dern Staaten für Begründung von VolkSbibliotheken und Herausgabe von Volksschriften so viel gethan wird, so ist in dem Großherzogthum Weimar mehren Buchdruckern kleinerer Städte die Herausgabe von Wochenblättern nicht gestattet worden, weil man den Grundsatz habe, «S sei nicht gut, wenn der gemeine Mann lese!" Als uns diese, in öffentlichen Blättern vorkommende Correspondenznachricht zu Gesicht kam, lachten wir nicht wenig über den beigefügten Grund, der nur aus der Feder eines faden Raisonneurs geflossen sein kann. Wie könnte Weimar, das einst geistig so hoch stand, urplötzlich die Leselust nach der Lehre des belgischen Klerus als eine Verlockung der Schlange, und Jeden, der ihr folge, als eine Eva erscheinen lassen? Es ist ab surd, die weimarische Regierung, die so gern für geistige und gemüth- liche Nahrung auch des Bürgers und Bauers zu sorgen gewohnt ist, eines solchen Beweggrundes zu beschuldigen, besonders jetzt, wo der Unterthan nicht mehr des frommen Glaubens ist, er sei blos um des Steuerzahlens willen da, sondern höhere Ansprüche an eine Zeit macht, in der die Cultur, die alle Welt belebt, endlich auch auf den gemeinen Mann sich erstreckt. Gibt cS doch beinahe kein Städtchen mehr, das nicht sein Jntelligenzblatt, seinen Anzeiger oder seine Zei tung hat, womit es seinen Ortöbedürfnissen entspricht, sowol in Be ziehung auf die den Ort und den Bezirk betreffenden Vorkommnisse, als auch um von dem großen Strome der Zeitereignisse sein beschei den Theil zugemessen zu erhalten. Leider ist die Bedeutung dieser Localblätter unsers Erachtens bisher viel zu gering angeschlagen wor den. Wir sind geneigt, sie noch über die Wichtigkeit des VolkSkalen- derö zu setzen. Nicht nur, daß sie gleichfalls in jedes Hauö, in jede Schenke und dadurch in die Hände auch der ärmsten Einwohner ge langen, haben sie vor dem Kalender noch Das voraus, daß sie in viel kürzer» Zwischenräumen, wenigstens alle Wochen Ein Mal, sich wie derholen, weit öfter anregen und weit mehr Stoff darbieten. Mit Recht sagte jüngst ein Mitarbeiter der „Zeitintercssen" in einem sehr lesenswerthen Aufsatz über die Literatur deS Volks: „Localblättcr sind daS geistige tägliche Brot der Armen und Niedrigen und Derer, welche eine bessere und reichere Auswahl aus dem Gebiete der periodische» Presse sich entweder nicht verschaffen können oder nicht wollen, aber doch, wie alle Welt, nun einmal lesen wollen, und so zunächst nach Dem greifen, was in einigem Zusammenhänge mit dem Ort ist, worin sie leben." Es ist wahr, auch Weimar läßt keine freie Concurrenz in Be gründung der Tages- oder Wochenblätter zu, sondern bindet die Her ausgabe an seine Erlaubniß, die Concession; und der Einsender Dieses weiß, daß noch vor kurzem die nachgesuchte Erlaubniß zur Herausgabe einer patriotischen Wochenschrift einem in Weimar lebenden Mann ab geschlagen wurde, dessen politische Grundsätze keinen Grund biete» konnten, die Leitung eines solchen Organs der Volksbildung seinen Händen nicht anzuvertrauen. Hat man aber auch den eigentlichen Be weggrund dieser abschläglichen Entschließung nicht erfahren können, so steht doch unzweifelhaft fest, daß dabei dem Gedanken: eine renommirt werdende Zeitschrift, mit Kenntniß, Kraft und Einsicht geleitet, könne gefährlich werden, nicht die mindeste Folge gegeben worden ist. Was zu leisten ist und durch die periodische Presse im Interesse Aller ge leistet werden kann, wenn sie mit Intelligenz und Ehrfurcht vor mon archischen Institutionen geleitet wird, weiß der weimarische Staat so gut zu würdigen wie jeder andere. *^klSStN, 16. Sept. Heute ist nachstehende, mit vielen Unter schriften hiesiger Einwohner versehene Adresse an den von Sachsen ge schiedenen Staatsminister v. Lindenau nach Altenburg abgegangen.- „Freudiger schlägt jedes Sachsenherz am Tage des 4. September, der uns dereinst das unendliche Glück einer freier» Verfassung, gleichsam die Sonne eines neuen politischen Tages, heraufführte. Doch Gefühle der Wehmuth mischten sich diesmal in unsere Freude. Denn wir ver nahmen den Äbschiedsaruß des hochgeehrten Mannes, den wir mit Stolz den Unsern nennen, dessen Name mit der Geschichte unserer StaatSverfas- sung eng verknüpft ist, der uns Führer und Leitstern war auf der Bah» freier Geistesentwickelung, der im Drange eines langen, kalten Ge- schäftSlebens dennoch ein warmes Herz sich bewahrt halte, der, hoch am Thron unsers innigstverehrten Königs stehend, den Segen seines Wirkens bis zur niedrigste» Hütte verbreitete. Ew. Excellenz sind von uns geschieden; aber Sie schieden nicht aus unsern Herzen und aus unserer Erinnerung. Di« freiere Verfassung der Städte, die Ent fesselung des Landmanns von feudalistischem Ungemach, das stolzer« Selbstgefühl im Herzen jedes constitutionellen Staatsbürgers und der regsamere Geist des gesummten Sachsenvolks, das im Vertrauen auf das schon Errungene den Wechselfällen der Zukunft nun ruhig entge gensieht, Alles erinnert uns, was wir, nächst der Weisheit unsers in- nigst verehrten Königs, dem geistesverwandten Streben Ew. Excellenz zu danken haben. Möge der Himmel für allen Segen, den Ew. Ex cellenz uns spendeten, Ihre ferner» Lebenstage segnend beglücken k Dies der Scheidcgruß aus warmen, deutschen Herzen dem deutsche« Manne, dem edlen Minister, dem freisinnigen Bürgerfreunde." Darmstadt, 12. Sept. Gestern hatten wir hier einen kleine» Auflauf, der zwar ohne alle ernstere Bedeutung war, indessen als ein Beweis, wie leicht die ungebildeten Klaffen sich auch bei uns durch «naezähmte Leidenschaft zu roher Gewaltthatigkeit Hinreißen lassen, an- aefuhrt zu werden verdient. Mehre bisher bei dem Wiederaufbau un serer alten Stadtkirche beschäftigte Arbeiter waren wegen verschiedener Unordnungen, die sic sich hatten zu Schulden kommen lassen, abge lohnt und fortgeschickt worden, womit sie ftlbst, wie ein Theil ihrer Kameraden, der sich gleicher oder ähnlicher Schuld bewußt sein mochte, übel zufrieden waren. Gestern kehrten die Entlassenen auf den Bau platz zurück und reizten die anwesenden Arbeiter durch ihre Vorstel lungen von dem Unrecht, welches ihnen widerfahren sei, zur äußersten Wuth auf. Die Ergrimmten drohten, wie man versichert, einen der