Suche löschen...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.07.1896
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1896-07-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18960717021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1896071702
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1896071702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-07
- Tag 1896-07-17
-
Monat
1896-07
-
Jahr
1896
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Abettd-MnsMbe UchMer TaMalt Druck und Berlar vc>n E. Polz in Leipzig Jahrgang Freitag den 17. Juli 1896. 171 er, ebenfalls schwer Die Morgen-AuSgabr erscheint um '/,? Uhr. die Abend-Ausgabe Wochentags um 5 Uhr. 676 493 500 "L- 8- 580. - 63.87'- üv6,- 80.90 168.50 99.05 SS.80 119.80 47,62'- 9.S1 58,75 1.26^8 116.50 292,— Ännahmeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morge n-Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Lei den Filialen und Annahmestelle» je eiae halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets aa die Expedition zu richten. Anzeigeu-PretS Vie 6 gespaltene Petitzcile 20 Psg. Reclamen unter demRedactionsstrich >4ge- spalten) öO^j, vor Len Ianüliennachrichten (6 gespalten) 40^. Kroßere Schriften laut unserem Preis- vrrzeichniß. Tabellarischer und Ziffernsatz nach höherem Tarif. trs >sl i»ol Nr-actiou und Expedition: JohanneSgafle 8. DieExpeoition ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Aberch« 7 Uhr. Die „Deutsche Postz eitung", das Organ des Ver bandes deutscher Post- und Telegraphen-Assistenlen, giebt in ihrer letzten, soeben erschienenen Nummer noch einmal eine sehr ausführliche Darstellung des „Falls Bashsord". Diese Darstellung, die sich anscheinend auf die Aussagen von Augen- und Ohrenzeugen des Vorganges gründet, stellt das Benehmen Bashsord's als ein so gröbliches hin und weicht von der Erklärung, die der Staatssecretair vr. v. Stephan im Reichstage abgab, in so wesentlichen Puncten ab, daß der Herr Staatssecretair sich genöthigt fühlen dürfte, eine abermalige genaue Untersuchung des Falles anzuordnen und dann richtigen, oder gegen ihre Gewährsmänner die Darstellung, daß gangen hat, als er entweder jene Erklärung zu be- die „Deutsche Postzeitung" und einzuschreitcn. Jedenfalls beweist der Reichstag einen Fehler be- auf eine Besprechung der Er- Feuilleton. Filialen: Dtt» Slemm'S Tor tim. (Alfred Hahn). Uviversitätsstraße 3 (Paulimun), LoutS Lösche, Kathannenstr. 14, Part, und Königsplatz 7. lieber eine angeblich eingetretene Trübung in den bekanntlich besonders freundlichen Beziehungen zwischen dem öcutschcn Kaiser und dem Sultan veröffentlichte der Berliner Eorrespvndent des „New Aork Herald" sensationelle Enthüllungen. Die Mittheilungen deö Berichterstatters, die unter Anderem auch von dem Pariser „Temps" reproducirt wurden, besagten im Wesentlichen das Folgende: Der Chef der deutschen Militairmission in Konstantinopel, Kamphvevener Pascha und seine College« Kal au von Hofe (der „Temps" schreibt General Hobe, der, wie erinnerlich, schon lange nicht mehr in türkischen Diensten steht) und Grumbkow Pascka hätten seit März dieses Jahres ihr Gehalt nicht ausbezahlt erhalten, weshalb sie bei der türkischen Regierung mit der Unterstützung des deutschen Botschafters Baron Saurma vorstellig geworden seien. Da dieser Schritt von keinem Erfolge begleitet war, hätten die genannten deutschen Officiere ein „Ultimatum" an den Sultan gerichtet, worin sie die Begleichung ihrer Forderungen binnen acht Tagen forderten. Hierauf habe Kamphoevener Pascha die Antwort erhalten, er könne einen „un begrenzten Urlaub" nach Deutsch land antreten, und der genannte Marschall sei entrüstet über eine derartige Behandlung nach Berlin abgereist, wo er, mit Zustimmung des deutschen Botschafters, dem KaiserWilhelm InI. !S-ll oo-o 105,— I 26,50 I — iw it .1). ei. uk i >rk Korso ist speoul^tion, > russisskvu .kricsa 27"», Landtage zu diesem Eingriff in ihre Rechte sich verhalten werden. „Es ist überdies", wie man uns aus Graz schreib!, „ein offenes Geheimniß, welches alle ehemaligen Mittel- schiller bestätigen werben, daß der Religionsunterricht, wie er an den oberen Classen der Mittelschulen bertrieben wird, zur Erweckung einer fromm-christlichen Gesinnung gar nicht beiträgt, Wohl aber unlösbare Zweifel in jenen jung n Gemüthern wachruft, die sich aus ihrer Jugend noch einige Frömmigkeit gerettet haben. Mit Schaudern denkt der ehe malige Mittelschüler an die trockene Dogmatik, an die ent losen ConcilSbeschlüsse, bei denen der gläubige Sinn schließ lich leer ausging. Offenbar werden dem religiösen Zelotismus bei diesem llnterrichte Thür und Thor geöffnet." io l-siprix.) 728 tr»k »r.^arnsssi« , cksr Onnsrä oowp -v»wptor iwplsr,L<i»w' 83"« 64'. 2«-„ vv>4 SO-« 12'- 3,06 101 I --i»"'., I 31' .. 1s leste) mit ihren Aufregungen und Enthüllungen, daS Verschwinden der Mannschaft, die Angst, die großen Geldsummen und die ebenso gefährliche wie undankbare Aufgabe, die meiner in der nächsten Zukunft harrte. Ein Fieber der Neugier und des Verdachtes schüttelte mich; ich quälte meine Phantasie mit den verschiedensten Räthsel-Lösungen, verwarf dieselben jedoch sofort wieder als mit den Thatsachcn unvereinbar und fand in dem Geheinxuß, von welchem ich mich umgeben sab, ein kostbares Reizmittel für meinen Mntb und einen beruhigenden Trank für mein Gewissen. Ick will damit jedoch nicht gesagt haben, daß ich mich zurückgezogen haben würde, wenn die Geschichte glatter abgelaufen wäre. Der Schmuggel ist eines der gemeinsten Ver brechen, weil man dabei das ganze Land beraubt und die Armen noch ärmer macht. Der Opiumschmuggel aber ist ganz besonders verbrecherisch, denn er nähert sich dem Massen mord. Neber all diese Puncte war ich mir ganz klar. Mein moralisckes Gefühl lehnte sich gegen meine Interessen auf, und wäre Jim nicht betbeiligt gewesen, ich würde fast mit Genugthuung an ein Mißlingen meines Unternehmens ge dacht haben. Aber Jim, sein Vermögen und seine Hochzeit hingen von meinem Erfolge ab und seine Wohlfahrt lag mir mehr am Herzen als diejenige der Südseeinsulaner. Diese Moral mag recht armselig sein, aber ich fühle mich nickt halb so beschämt darüber, mich in daS waghalsige Aben teuer eingelassen zu haben, als ich stolz darauf bin, meinem Freunde zu Liebe mein Bestes daran gesetzt zu haben, es glücklich durchzuführen. Ich stand früh auf, ging spät zur Ruhe, legte überall, wo es Noth that, selbst mit Hand an, scheute keine Gefahr und führte dieses einzige Mal in meinem Leben die Rolle eines „ganzen Mannes" zu meiner eigenen Zufrieden heit durch. Ich wäre vielleicht auch ohne daö geheimnißvolle Element, in der Geschichte durch dick und dünn gegangen, aber gewiß nicht mit demselben Eifer. Und was mich in jener Nacht mit ungeduldiacr Sehnsucht nach der See, der Insel und dem Wrack erfaßte, war die Hoffnung, dort die Lösung von hundert Fragen, die sich meinem lebhaft erregten Geiste aufdrängten, zu finden und insbesondere zu erfahren, weshalb Capitain Trent der Auction in so aufgeregter Spannung folgte und warum der geheimnißvolle Dickson sich durch meine Frage vom Telephon verscheuchen ließ. . Zehntes Capitel. Ich fühlte mich kreuzunglücklich, als ich endlich spät in der Nacht einschlief und mit demselben Gefühl erwachte klärung deS Herrn StaatSsecretairs verzichtete. Unter den Interpellanten befanden sich augenscheinlich einige Abgeordnete, die Mittheilungen von betheiligter Seite empfangen hatten und deshalb in der Lage waren, über die jenigen Puncte, in denen diese Mittheilungen von den Er klärungen des Herrn vr. v. Stephan abwichen, weitere Auf klärung zu verlangen. Wäre das geschehen, so würde eine vollständige Klarstellung der Sachlage alsbald erfolgt sein und es wäre der Reichspostverwaltung die fatale Noth- wendigkeit erspart geblieben, gegen schroffe Angriffe der „Deutschen Postzeitung" entweder sich vertheidigen oder ein schreiten zu müsse». Die Bemerkungen, die wir kürzlich an dieser Stelle (Abendausgabe vom 7. d. M.) über die auf der Dresdner Generalversammlung der freisinnige» Volksparlci Sachsens producirten Weisheit gemacht haben, lassen die Demokraten in beiderlei Gestalt nicht zur Ruhe kommen. Der Stutt garter „Beobachter" folgt dem Beispiel eines freisinnig-volks parteilichen Blattes, indem er eine ganze Spalte darauf ver wendet, uns zu beweisen, daß die Demokratie in Württemberg ein Söll mucke vornan und nicht von der Regierung hochgebracht worben sei. Nur der bei den Wahlen beobachteten Neutralität der württembergischen Regierung habe die Volkspartei Erfolge zu verdanken, im klebrigen sei sie ganz allein der Schmied ihres gegenwärtigen Glückes. Schön, aber der Redner, der in Dresden den Vergleich zwischen Sachsen und Württem berg zog, hat nicht nur von den Wahlen gesprochen, sondern von der Regierungspolitik überhaupt, und dabei hat er — alles nachträgliche Beschönigen hilft da nichts — die gute Position der württembergischen und die — weniger gute der sächsischen Volkspartei mit dem verschiedenartigen Verhalten der beiden Regierungen erklärt. Wenn der „Beobachter" das fatal findet, und er hat aller- vings Ursache dazu, so möge er sich an den Dresdner Redner hallen, notabene an das, was dieser wirklich gesagt hat, und nicht an das, was er nach der dem „Beobachter" .zu geschickten Nummer eines sächsischen Blattes jetzt gesagt haben möchte. Anzeiger. Ärntsölatt des Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Mathes und Polizei-Amtes der Ltadt Leipzig. Daß die Schule in Oesterreich mehr und mehr wieder Leu Klerikalen, auch mit Umgehung bisheriger gesetzlichen Bestimmungen, ausgeliefert werden foll,*zeigt ein Ministerial- erlaß, welcher, wie schon kurz erwähnt, verfügt, daß der Lehrplan an den steiermärkischen Realschulen dahin abgeändert wird, daß Religion in den drei oberen Classen je in einer wöchentlichen Stunde als obligato rischer Lehrgegcnstand zu lehren ist, wogegen in der fünften Classe die Naturgeschichte, in der sechsten Classe die darstellende Geometrie und Chemie, endlich in der siebenten Classe das Freihandzeichnen je eine wöchentliche Unterrichts stunde abzugebcn haben. Da jedoch die Gesetzgebung für Realschulen in die Competenz der Landtage gehört, die Be stimmung der obligaten Lehrfächer Sache der Gesetzgebung und nicht der Verwaltung ist, so erscheint es unbegreiflich, wie eine so einschneidende Verfügung ohne Einholung eines Beschlusses des Landtages erfolgen konnte. In Kärnten bat die Regierung eine gleiche Vorlage beim Landtage ein- gebrackt, welche vom Gurker Fürstbischof Or. Rahn lebhaft unterstützt, vom Landtage jedoch abgelehnt worden ist, womit doch ausdrücklich anerkannt wurde, daß Aenderungen der obligaten Lehrfächer der Landesgesetzgebung zukommen. Man braucht nicht besonders scharfsinnig zu sein, um Vorhersagen zu können, daß ähnliche Ukase auch für die übrigen Kron länder bevorstehen. Schwieriger ist vorherzusagen, wie die Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderung » SO.—, mit Postbesörderung 70.—. Bezirlzs--Prcis t« der Hauptcxpeditiou oder den im Stadt» oezirk und den Vororten errichteten Aus gabestellen ab geholt: vierteljährlich ^t4.öO, bei zweimaliger täglicher Zustellung ins Haus ö.50. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierteljährlich > ü.—. Direkte tägliche Kreuzbandsenduug ins Ausland: monatlich 7.öO. d ?r.i üvacb. u »st, ile Ueber den Ausfall der belgischen Kam in erwählen schwanken die Meldungen noch in Einzelheiten, so viel steht aber fest, daß die Klerikalen sämmtlicke Sitze behauptet und auch noch ein Plus zu verzeichnen haben und daß die Socia listen, wenn ihnen auch nur ein neues Mandat zu siel, doch mit einem Zuwachs von 113444 Stimmen während der letzten beiden Jahre bewiesen haben, daß sie als Con- currenz für die Klerikalen sehr ernst zu nehmen sind: für diese gingen 216 187, für jene 495 613 Wähler zur Urne. Für den radicalen Fortschritt bedeutet der Wahlausfall eine vollständige Enttäuschung, er hat nicht einen Sitz gewonnen und ebenso ist eS den Liberalen ergangen. Tie Nolle, welche die Letzteren gespielt haben und welche ihre vollständige Abdication bedeutet, war eine geradezu klägliche. Tie liberale Partei hat am 12. Juli das Bild einer Zerfahrenheit g. boten, die man nur als den Vorläufer des völligen Zerfalles der Partei betrachten kann. In der Hauptstadt haben sick nur 5000 Liberale, der Weisung der Parteileitung folgend, der Abstimmung enthalten, während 20 000 für die Klerikalen uuv 15 000 für die Socialdemokratie stimmten. Damit ist r i: Auflösung der bisher einheitlichen liberalen Partei in Brüssel !o gut wie vollzogen. Denn eS ist zweifellos, daß die Liberalen, welche trotz der Parteileitung für die Svcialkemolratie ciu- traten, sich sortan dem Radikalismus anschlicßcu, während jene, welche für die Ultramonlanen stimmten, im klerikalen Lager verbleiben werden. Diese Spaltung der liberalen Partei ist um so bedauerlicher, als sie im Parlamente selbst geradezu auf den Aussterbeetat gesetzt ist. Sie bat in der Kammer nur noch drei Vertreter, die nicht einmal durch hervor ragende persönliche Eigenschaften über die numerische Schwäche der libcralenKammerfraction zu trösten vermögen. Tie Liberale!: sind also thatsächlich auf dem Standpuncte angclangt, wo six nichts weiter zu verlieren haben. Aber gewinnen können sie auch nichts, so lauge das gegenwärtige Wahlsystem in Belgien in Kraft bleibt. Die liberale Partei wird, so we.l menschliche Voraussicht reicht, noch recht lange sich mit der Rolle begnügen müssen, den Klerikalen gegen die austürmeude Socialdemokratic beizuslehen, ohne aus dieser Function auck nur den geringsten Vortbeil zu ziehen. Eine Aenderung dieser wahrhaft trostlosen Lage wäre nur möglich, wenn t:: Bert re l nn g der Mind e rhe i ten in daö belgische Wahlgesetz eingeführt würde, und die Liberalen geben sich auch der Hoffnung hin, daß die Ultramontanen nichts Eiligeres zu thun haben werden, als diese allgemein als dringend an erkannte Reform so bald als möglich dnrchzufübren. Dringend ist die Reform allerdings, denn die Wahlen ergeben das er staunliche Resultat: Klerikale 495 613 Stimmen und 72 Teputirte, Socialisten 216 187 Stimmen und I Deputirter, Liberale und Fortschrittler 20l 133 Stimmen und 4 Deputiere, die christlich Socialen 22 058 Stimmen und kein Deputirter. persönlich seine Beschwerde vorbrachte. Der deutsche Kaiser sei über den Vorfall sehr „indignirt" gewesen und habe sich dem tüikischen Botschafter in Berlin gegenüber auck un umwunden in dem gleichen Sinne geäußert, ja er hatte hierbei sogar „ernste Worte über den Sultan selbst fallen lassen. Soweit die Erzählungen des „New Hork Herald'. Die selben haben, wie der „Pol. Corr." aus Konstantinopel geschrieben wird, in den dortigen betheiligten Kreisen sehr unangenehm berührt, da sie in ihren Hauptpuncten vollkommen erfunden sind. Richtig ist nur, daß die Gehaltsrückstände an die Mit glieder der deutschen Militairmission eine bisher nicht vor gekommene Höhe erreicht haben und daß die darauf bezüg lichen Neclamationen derselben nicht den gewünschten vollen Erfolg batten, obgleich sie auch von der deutschen Botschaft unterstützt wurden. Unrichtig ist es jedoch, daß der Infanterie - Jnstructor Marschall Kamphvevener Pascha, im Zusammenhänge mit dieser Angelegenheit, mit „unbegrenztem Urlaub" nach Deutschland abgereist sei. Sowohl der Genannte, wie auch der Marine-Beirath Vice- admiral Kalau von Hofe haben vielmehr blos ihren all jährlichen und regelmäßigen Urlaub kürzlich angetreten und sich in ihre Heimath begeben. Ebenso unbegründet ist es, daß der deutsche Botschafter seine Zustimmung zu der an- geblichen Beschwerde des Marschalls Kamphvevener Pascha bei dem deutschen Kaiser gegeben habe, und gleichfalls aus der Luft gegriffen ist infolge dessen auch der be richtetes Ausdruck des Mißfalles des Kaisers Wilhelm in einer Unterredung mit dem türkischen Botschafter. Es ist weder der deutschen Botschaft in Konstantinopel, noch viel weniger dem deulschru Kaiser in den Sinn gekommen, diese rein finanzielle Angelegenheit der Mitglieder der deutschen Militairmission auf das diplomatische Gebiet hinüberzuspielen und danach wegen einer Frage, die sich über kurz oder lang von selbst regeln wird, die guten Beziehungen zwischen Deutsch land und der Türkei zu trüben. Die „Enthüllungen" des „New L)ork Herald" sind nichts anderes als tendenziöse Erfindungen eines schlecht oder nur halb unterrichteten Correspvndenten. „Aus einem Grund, den Sie, wie ich vermuthe, kennen, würde mir die Kreuztour wohl passen", entgegnete Neues, noch immer in uniiebcnswürdiger Zurückhaltung; „aber vorher müssen wir uns über einige Puncte verständigen, Herr Pinkerton. Ob nun ich die Sacke übernehme oder sonst Jemand, hätte es keinen Sinn, Zeit zu verlieren. Geben Sie Johnson eine Vollmacht mit und lasten Sie ihn die Kerle draußen sofort an die Arbeit stellen, wenn sie eS bleiben sollen." Pinkerton ging auf diesen vernünftigen Vorschlag ein und Rares athmete erleichtert auf, als sein Untergebener sich ent fernt batte. „So, jetzt sind wir allein und können offen sprechen. Vor Allem müssen Sie mir reinen Wein eiusckeukeu und sagen, welchen Zweck diese Kreuzfahrt eigentlich Kat. Was bedeuten diese Placate? Sie haben ja diese Geschickte wie Barnum's Museum angezeigt und damit alle Zungen in Bewegung gesetzt. DaS paßt mir nicht, denn Sie wissen, daß ich selbst Butter auf dem Kopfe habe und mich nicht der Sonne aussctzen darf. Bevor ich mich entschließe, die Leitung des Schiffes zu übernehmen, muß ich genau wissen, was hinter der ganzen Sache steckt und wo hinaus sie zielt." Pinkerton berichtete ihm nun mit kaufmännischer Genauig keit über Alles; je weiter er kam, desto wärmer und leb hafter wurde seine Sprache. NareS saß, noch immer mit dem Hute auf dem Kopfe, rauchend da und begleitete jede neue Phase der Erzählung mit Stirnrunzeln und Nicken: doch verriethen seine lebhaft aufblitzenden Augen sein Interesse an der Geschichte. „Jetzt wissen Sie Alles und können selbst urtbeilcn", schloß Pinkerton. „Ich bin überzeugt, daß Trent nach Honolulu durchgebrannt ist, und er wird nicht viel von den 50 000 Dollars brauchen, nm einen flotten Schooner nach den Midway-Inseln zu miethen. Begreifen Sie jetzt, wozu ich einen ganzen Mann brauche? DaS Wrack gehört mir, ich habe es baar bezahlt, und wenn ich darum kämpfen muß, so will ich versickert sein, daß nach Kräften dafür ge kämpft wird. Wenn Sie in neunzig Tagen nicht zurück sind, muß ich einen Bankerott ansagen wie ihn diese Küste noch selten erlebt hat. Sie sehen, ich spreche ganz offen mit Ihnen; es bandelt sich dabei um Leben und Tod für mich und Herrn Dodd. Auf der Insel wird eS wahrscheinlich zu einem Handgemenge kommen, und schon als ich vergangene Nacht Ihren Namen hörte, sagte ich mir: Rares ist mein Mann! Und wie ich Sie jetzt vor mir sehe, mit Augen im Von» !S2,25 t>rg 89,— d-0 t65,— O. 117.— U. 83.75 <!. 72,— 6. 110,— U. tOO,— U. 85,— 0. t64,— (1. t18,— U. 155,— 6. t72,— U. !00,— U. 65,— O. !82,50 0. !20,50 U. !25,5O <». 120,— (1. i08,— U 94,50 O. !2S,— 6. 120,— 6. In Stttell. 210,8t) 160.30 109.60 141.30 308>» 830 — 157.10 161.60 46,70 157,— 176.10 152,90 162,80 2 tu ich am nächsten Morgen. Dazu gesellte sich noch eine traumhafte, höchst schmerzliche Vorstellung von zer schmetternden Beinen und meinem im Ocean schwim menden Haupte. Ich muß eine Zeitlang in diesem Halbwachen, abscheulichem Zustand gelegen haben und erst ein mehrmaliges starkes Klopfen an der Bureauthür rief mich aus demselben heraus. Meine Gedanken wurden da durch plötzlich ernüchtert und ich erinnerte mich sofort an den Verkauf des Wracks, an Goddedaal und Rares, an Johnson und den schwarzen Tom, an alle Sorgen und Aufregungen des gestrigen Tages und an die mannigfachen Verpflichtungen, die der heutige mit sich bringen mußte. Der Gedanke daran belebte mich wie ein Schlachtruf. Ich sprang mit beiden Füßen zugleich aus dem Bett, eilte durchs Bureau, wo Pinkerton noch in tiefem Schlafe lag, und öffnete die Thür, im Nachtgewand unsere Gäste empfangend. Johnson grinste mich verständnißvoll an, hinter seinem Rücken stand, den Sonntagshut über den Kopf ge stülpt und eine brennende Cigarre zwischen den Lippen, Capitain Rares. Durch ein leichtes Kopfnicken wollte er mir wobl andeuteu, daß er unsere kürzliche Bekannt- sckast anerkenne. An dem Treppenkopf lehnten einige Matrosen — die neue Mannschaft der „Rorah Creina". Ich überließ sie vorläufig ihren eigenen Gedanken und bat die beiden Officiere, einzutreten, worauf ich Jim durch tüch tiges Rütteln an der Schulter weckte. Er setzte sich kerzen gerade in seinem Bett auf und starrte den neuen Capitain verwundert an: „Jim, dies ist Capitain Rares! Capitain, dies ist Herr Pinkerton!" stellte ich vor. Rares wiederholte stumm sein steifes Kopfnicken und be trachtete uns Beide aufmerksam. Seine klaren, scharfen, blaß- blanen Augen schienen Einem bis auf den Grund der Seele zu dringen. „DaS also ist Herr NareS?" rief Jim erfreut. „Guten Morgen, Capitain! freue mich Ihre Bekanntschaft zu machen. Ihrem Rufe nach kenne ich Sie bereits sehr genau." Unter den gegenwärtigen Umständen war dies eine un zarte Anspielung und NareS beantwortete sie mit einem miß- muthigen Grunzen. „Cie wissenfwohl schon, worum es sich handelt?" fuhr Jun unbeirrt fort. „Sie sollen die „Norah Creina" nach der Midway-Insel segeln, dort das Wrack abbrechen, dann Honolulu anfahren und endlich in unseren Hafen »urückkebren. DaS ist doch deutlich?" politische Tagesschau. * Leipzig, 17. Juli. Der Bund der Landwirt!) e bewährt sich immer mehr als „Vorfrucht" der Freisinnigen Voltspartei. Nachdem der NadicalismuS sich kürzlich im Reichstags wahlkreise Ruppin - Templin, bis zur vorletzten Wahl ein sicherer Besitz der Conservativen, behauptet hat, ist nun auch der Wahlkreis Löwenberg-Greiffenberg an einen Parteigenossen des Herrn Richter, den Berliner Rector Kopsch, übergegangen. Nach den vorliegenden Meldungen, die kaum eine wesentliche Berichtigung erfahren dürften, ist die Niederlage des agrarischen Candidaten Grafen Nostitz- Zobten sogar eine sehr empfindliche. Er hat in der Stichwahl nicht mehr als 4797 gegen 5966 Stimmen erlangt, während der bisherige cvnservative Vertreter des Kreises, Herr v. Holleuffer, im Jahre 1893 im ersten Wahlgang mit 5051 gegen 4486 Freisinnige gewählt worden war. Dem Grafen Rostitz sind in der Stichwahl nur 301 Stimmen zu gewachsen, seinem Gegner 1366. Diese Ziffern erlangen erst ihre volle Bedeutung, wenn man den Umstand in Betracht zieht, daß der Bund der Landwirthe, dessen Führer im Kreise Löwenberg der Unterlegene ist, die größten Anstrengungen für die Wahl des Grafen Nosliz gemacht hatte. Der An spruch der conservativen Agrarier, als die Vertreter der Interessen und Wünsche der Landwirthschaft zu gelten, hat sich hier wieder, wie in Colberg, Ruppin und anderen Wahlkreisen, als hohle Anmaßung gezeigt. Der neueste Mißerfolg ihrer Agitation ist um so bemerkenS- werther, als die Verwerfung des Margarinegesetzes am Tage vor der Wahl bekannt geworden war und man es natürlich nicht an Versuchen wird haben fehlen lasten, den Beschluß des Bundesrathes nach Art der „Kreuzzeitung" und der „Deutschen Tageszeitung" auSzubeuten. Ergebniß: statt der signalisirten „Erbitterung" gegen die Regierung die Wahl eines Gegners jeder Margarinegesetzgebung sowie überhaupt jeder staatlichen Action zu Gunsten der Landwirthschaft. Der Ausgang könnte der Leitung des Bundes und der con- servaliven Partei zu denken geben, ebenso die der „National liberalen Corr." mitgetheilte Thatsache, baß CentrumS- wähler entgegen der Entscheidung ihrer Parteileitung den Ausschlag zu Gunsten des freisinnigen Candidaten gegeben haben. Neben Len schlesischen Klerikalen, die den CentrumS- sührern nicht mehr gehorchen, weil diese ihnen nickt agrarisch genug sind, sieht man also andere Meuterer auflauchen, die von dem entgegengesetzten Beweggrund geleitet sind. ten rsn ;r Luutlnsr 157,— 122,— 9,52 268,75 168,50 255,— 53,75 « S 540,— Lrn. Liu. Uckl. n-L. . Srstix. Lot i SS^ Lim Pinkerton und ich. Roman von R. L. Stevenson und Lloyd Osbourne. Autorisirte Bearbeitung von B. Kätscher. Nachdruck verboten. ,,Um die Wahrheit zu gestehen, ich will Dir auch nichts sagen, denn es ist eine Sache, deren ich mich schämen muß", entgegnete ich verlegen. „Schämen? Du, Loudon? O, sage das nicht; gebrauche nicht einmal im Scherz einen solchen Ausdruck", protestirte Jim. „Thusl Du niemals etwas, dessen Du Dich später schämst?" fragte ich. „Nein", entgegnete er mit rollenden Augen. „Ich bedaure wohl Manches hinterher, wenn es anders ausfällt, als ich gewollt und beabsichtigt; aber ich sehe nicht ein, wes halb ich mich deshalb schämen sollte." Ich saß eine Weile stumm da, die Naivität von Jims Character bewundernd. Dann sagte ich seufzend: „Weißt Du, Jim, was ich an, meisten bedaure? Wie die Dinge jetzt stehen, werde ich Wohl darauf verzichten müssen, bei Deiner Hochzeit der Brautführer zu sein!" „Bei meiner Hochzeit!" wiederholte , ... seufzend. „Für mich giebt eS vorläufig keine Hochzeit. Ich Werve m.ch von hier aus zu meiner Braut begebezi, um ihr dies beizubringen. Es wird ein schwerer Gang sein. Wie das den ganzen Tag centnerschwer auf mir gelastet hat! Ich habe das Gefühl, als ob ich, da ick nun einmal verlobt bin, kein Neckt gehabt habe, mich in eine so gewagte Spekulation einzulaffen." „Du weißt, Jim, daß ich Dich dazu verleitet habe, schiebe also die ganze Schuld auf mich." „Warum nickt gar!" rief er entrüstet. „Ich war darauf gerade so versessen wie Du. Du mit Deiner großen Bc- cbachtrungsgabe hast vielleicht den Anstoß gegeben — das ist Alles. Ich habe eS mir selbst zuzuschreiben, und ich weiß, daß eS verfehlt war." Während Jim sich auf den Weg machte, seine peinliche Nissüon auSzusühren, begab ich mich heim, zündete im Bureau '«ad Gas an und setzte mich nieder, um über die Ereignisse -^S denkwürdigen TageS nachzugrübeln: über die Auction r. Lnl. 108.80 mts 104 50 nr. 100,20 Lnl. 91,50 b?r 53,80 II.O. — derb. — :iüc 57.10 rior. 89,— >.-kr. 81.— VQ 106,75 ri 89,25 at.-N 141.40 oütd. 139.10 ab. 91,90 iisld 121,— drckn 95,50 L-v. 144,50 ). L.- VIII 105.50 vUlL 124.10 156.10 ÜLNk 121,75 8t.-L 91,10 115,75 VS «rdr. 210,50 mtsii 183,25 146,10 oldr.) 123,10 rtm.) 186,50 121,— künd 283,50 -X 235,— ZLlIN. 85,50 coll» 162,75 zcn.ao sc-ei 128,25 ; kr. 210,10 L- 218 05 216,- 157,25 175,90 153.25 171 — >xck 115,60 coc. N 88,60 S.I8SI >: — Hots« 216.25 105,25 lalckr 104,30 ll.sll« 85,60 sein — isiüc 57.— Ion 106,40 cs«: 8cl))v«ct>. Wsinvn vsr Snli IV8,- 4.. <1. per ckuli i. ') . 01 0,08). i» 0,06). Snli von Xsv r »nxekvluws» I»»n
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite