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Dresdner Journal : 19.06.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-06-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187506197
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18750619
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18750619
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1875
-
Monat
1875-06
- Tag 1875-06-19
-
Monat
1875-06
-
Jahr
1875
- Titel
- Dresdner Journal : 19.06.1875
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M139 Sonnabend, den 19. Juni. Ldv»»«me»t»pr«1»: I» ck«utivt»L : aUrrlwU: ... 18 ^jLkrUed: 4 U»rd SO kk. Liorvlve Hummern: lv kk. ^n—rtuckd cle» äenttekon ktoiobv» tritt koit- nuU 81«mp«lru»ot»I»8 t»in»u. l»»er»tenpr«l»e: kür Neu Ituum einer ^p^tteneu?s6t««lle: 20 kl. Unter „Linxverwät" äi« Teile: 50 kl. LrseNvlnenr l'L^Iiok mit ^u«n»lime 6er 8onn nn6 ksiertsK«, Fdsnck» kür äeo kolgsnäeu lax. Dns-nerÄomnal. Verantwortlicher Redacteur: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden. lu^erat«nit»n»lime »»«rrLrter F>. Branstetter. 6ommi»»ionLr 6o» Vreeänvr 6ourn»l»; evvnM».: LuAen ^art, Lmodur^-LerUn-Vien-I^tpiiz L»»il-Lr«iI»»-rr«mLtnr1 » M : /laa«sn«te«n F kvAter; S«rUn Visu - Ssmdurz - - ?rsu^turt ». H. Hüuckso: >«rim: §. ^orn«F,- /nva/i6eu <tani , // Fk-rce^t, Lr«m»u: L 8c^i"tte/ 8r»»l»u: ütanyen's ; vdsmait«: ^ r kruukkuit »u : L ^arArrsedv u. F <7. //erruiann^ne Uuedd , DuuLcF^'l»., SÜrUt». /ncO, Lmmovsr: (7. Lc/»ü^ier,- k»ri»: //ara«, /.a/itte, Luttier L tto., Stutts»rt: />au/,e F 6o., Humdurs?: L /eteu<iAsn, Visu: Xt Oppetit: NvrLusxederr XSlüjcI. Lrpcxiitiov 6e« vremioor aournul», tlrvsiteu, Nur^iiretkenstr»»»« Ho. 1. Amtlicher Theil. Dresden, 11. Juni. Se. Majestät der König haben dem rmeritirtrn Cantor und Kirchschullehrer Christian Gottlieb Bernstein in Claußnitz die goldene Medaille des Verdienstordens allergnädigst zu verleihen geruht. MM-—-———-——-»-—-—-»»—»---—--— Nichtamtlicher Theil. Ulbersicht. Telegraphische Nachrichten. TaaeSgeschichte. (Dresden. Berlin. Posen. Straßburg. München. Jugenheim. Wien. Melk. Paris. Rotter dam. Madrid. London. Kopenhagen. St. Petersburg. Bukarest. Mandalay.) Ernennungen, Versetzungen re. im öffevtl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzial-Nachrichten. (Leipzig. Chemnitz. Meerane.) Statistik und Bolkswirthschaft. Stand der Sparkassen des Königreichs Sachsen Ende Mai 1875. Feuilleton. Inserate. Tageskalender. Beilage. Börsennachrichten. Telegraphische Witteruvgsberichte. Inserate. Telcyr.ivlnsche Nachrichten. Salzburg, Donnerstag, 17. Juni, Abends. (W. T. B.) Lor dem hiesigen Schwurgericht fand heute die Verhandlung gegen den Redacteur des „Bayerschrn Vaterland" I)r. Sigl wegen Preß- vergehens Statt. Nach Verlesung der Anklage erklärte der Angeklagte, daß daS Einschreiten der österreichischen Gerichte gegen ibn einen Eingriff in die Gerichtsbarkeit des deutschen Reiches ent halte, und legte hiergegen Rechtsverwahrung ein. Jm Uebrigen nahm die Verhandlung einen ruhigen Verlauf, das BeweiSverfahrev ist geschloffen wor den, die Publikation deS UrtheilS dürfte erst nach Mitternacht erfolgen. Salzburg, Freitag, 18. Juni. (Tel. d. Drrsdn. Journ.) Der hier verhaftete Redacteur deS bayer- schen Blattes „Vaterland", Sigl, ist auf Grund deS fast einstimmigen Nichtschuldig der Geschwor- nen bezüglich deS Verbrechens der MajestätSbelei- digung freigesprochen worden. Der Uriheilsspruch ist erst Nachts 1 Uhr erfolgt. Paris, Donnerstag, 17. Juni, Abends. (W. T. B.) Die aus Devutirtenkreisen stammende Nach- richt, daß die Auslösung der Nationalversamm lung wahrscheinlich erst cm Jahre 1876 erfolgen werde, wurde von der Börse sehr günstig ausge nommen und hatte die gemeldeten höher» Course zur Folge. Versailles, Donnerstag, 17. Juni, Abends. (W. T. B.) Die Nationalversammlung hat heute die Berathung deS Gesetzentwurfs über den höhern Unterricht zu Ende geführt und beschlossen, dem nächst die dritte Lesung deS Gesetzentwurfs vor zunehmen. Brüssel, Donnerstag, 17. Juni, Abends. (W. T.B.) Die Arbeitseinstellung der Bergwerks arbeiter im District Borinage bei MonS gewinnt an Ausdehnung, es haben gegen 150V Mann die Arbeit niedergelegt. Indeß verhalten sich die Gtrikeuden bis jetzt durchaus ruhig. Rom, Donnerstag, 17. Juni. (W.T.B.) Die Deputirtea der Linke», die ihren Austritt auS der Kammer angezeigt hatten, haben diese Erklärung wieder zurückgezogen. ES heißt, daß nach der heutigen Sitzung der Deputirtenkammer die Ver tagung derselben eintreten werde. Taytsyeschichte. Dresden, 18. Juni. Ihre Majestäten der König und die Königin haben mit Ihrer königlichen Hoheit der Prinzessin Therese von Bayern nebst hohem Gefolge gestern Vormittag 10 Uhr von Pillnitz aus einen Ausflug nach der Schweizermühle und dem Schnee berge unternommen, an welchem infolge erhaltmer Ein ladung auch der hiesige königl. bayrrsche Gesandte Frhr. v. Gasser nebst Frau Gemahlin Theil genommen haben. Vom Schneeberge aus haben die hohen Herrschaften sich über Bodenbach nach Tetschen begeben, woselbst im „Hotel zur Post" das Diner eingenommen wurde, und sind von dort Abends nach Pillnitz zurückgekehrt. * Berlin, 17. Juni. Nachrichten aus Ems zu folge ist der Cultusminister Dr. Falk heute Vormittag von Coblenz daselbst eingetroffen. Auch der Afrika reisende vr. Nachtigal ist zu der von Sr. Majestät dem Kaiser ihm gewährten Audienz dort angelangt und ebenso wie der Cultusminister vr. Falk heute zur kaiserlichen Tafel geladen worden.— Der Präsident des Abgeord netenhauses, v. Bennigsen, reist heute in die Heimath zurück; gestern hat derselbe mit dem Bureaudircctor die Räume des Hauses inspicirt und den Bericht über die Neubauten, bez. die Erweiterung der Bibliothek und die Herstellung der neuen Säle für Commissionen und Abthrilungen entgegengenommen. Der Bau wird schon in allernächster Zeit beginnen. — Wie die „N. A. Z." heute meldet, entbehren die in mehrer« Zeitungen kürz lich wiedergegebcnen Klagen über Beeinträchtigungen der deutschen Nordseefischerei durch fremde Fischer, soweit dis jetzt bekannt, einer tatsächlichen Begründung und scheinen vielmehr aus der Besorgniß vor der Wie derkehr früherer Vorkommnisse entsprungen zu sein. Wenigstens seien bei den zuständigen Küstenbehörden in diesem Jahre noch keine Beschwerden über bestimmte Fälle eingelaufen, und ist daher auch die Hilfe der zum eventuellen Einschreiten ermächtigten beiden Kriegsfahr zeuge der kaiserlichen Marine „Preuß. Adler" und „Bo reas" nicht requirirt worden. Diese Schiffe haben auf ihren Fahrten längs der Küste festgestellt, daß sich zwar eine größere Anzahl von fremden Fischerbooten in der Nordsee aufhielten, daß dieselben aber stets 8—9 See meilen von der Küste entfernt geblieben sind. — Die neueste „Pr.-C." widmet den Haupttheil ihres Raumes dem Gedenktage von Fehrbellin. Denselben Ge genstand behandelt das „Militärwochenblatt" in einem Beiheft, welches zwei historische Abhandlungen enthält: ») über die Lage der politischen Verhältnisse Europas während des Krieges zwischen Schweden und Branden burg, und d) über die kriegerischen Begebenheiten jener Tage: den Ueberfall von Rathenow, die Schlacht von Fehrbellin und das Gefecht von Wittstock. — Nach amt- uch vorliegenden Berichten über den Stand der Saa ten erscheint die Hoffnung auf eine gesegnete Ernte im Ganzen gerechtfertigt. Klagen über den Stand der Saaten haben nur einen localen Charakter und sind vielfach nur durch die Beschaffenheit des Ackers und der Gegmd bedingt. — Im gestrigen Referat über den Proceß Arnim ist unter den am Schlüsse des oberstaatsanwaltlicben Plaidoyns angezogenen Gesctzparagraphen statt 8 135, wie aus dem Zusammenhänge zu ersehen § 133 zu lesen. Ferner muß es im ersten Absätze nicht Nutznahme, sondern Aufnahme heißen, der Gerichtshof erachtete eben weitere Beweisaufnahme für unerheblich. Zum bessern Verständniß des v. Luck'fchcn Strafantrags sei hierbei bemerkt, daß der § 133 von der Bciseiteschaffung amtlicher Actenstücke, der 8 348 von Urkunden handelt, der § 246 in Verbindung mit dem 8 350 auf Unter schlagung Bezug hat. Die Reichsjustizcommission beschloß bei Berathung der Strafproceßordnung in ihrer Sitzung vom lb. Juni, zunächst in Anschluß an den zum 8 32 angenommenen Vor- antrag des Aba. Reichensperger, eine Subcommission zur Aus arbeitung der betreffenden Bestimmungen über das Verfahren bei Erstellungen in Strafsachen niederzusetzen. In dieselbe wurden die Abgg Schwarze, Klotz und Hauck gewählt. Bei der mmtcrcn Berathung des von den Zeugen handelnden Ab schnitt wurde 8 44 nicht beanstandet, dagegen entstand bei 8 45 »ine lebhafte Debatte darüber, ob Zeugen berechtigt sein sollen, ihr Zeugniß auf Fragen zu verweigern, durch deren Beantwortung sie sich »der einem nahen Angehörigen Schande bereit«« würden. Die Mehrheit der Commission entschied sich schließlich mit dem Entwurf zu Gunsten solcher Zeugen. Da gegen wurde aus den Antrag des Abg. Schwarze mit großer Mehrheit ein Zusatz zu 8 4k» angenommen, wonach der Richter zum Pachweise der Gründe, aus welchen ein Zeuge sein Zeug- niß ganz oder theilweise verweigert, auch die eidliche Bestär kung der betreffenden Thatsachen verlangen kann Die 88 46 bis 4h erfuhren keinen Widerspruch. Bei 8 4S wurde von den Anhängern der Oeffentlichkeit der Voruntersuchung Absatz s beanstandet, wonach eine Gegenüberstellung mit anders» Zeugen, oder mit dem Beschuldigten im Vorver fahren ^nur bann stattfinden soll, wenn sie ohne Nachtheil für di« Sache nicht bis zur Hauptverhandlung ausgesetzt blei ben kann, indem man behauptete daß diese Bestimmung eine Reminiscenz an die inquisitorische Voruntersuchung bilde und mit dem wahren Zweck der Voruntersuchung, nach allen Seite» hin Ausklärung zu verschaffen, nicht vereinbar sei. Bei der Abstimmung wurde Abs. 2 mit der Abänderung ange nommen, daß in dem Vorverfahren, soweit es nicht rn einer gerichtlichen Voruntersuchung bestehe, überhaupt keine Gegen überstellung stattfinden solle Bei den 88 5u—53 führte die Form des Eides zu längerer Verhandlung. Schließlich sanden jedoch die mit den betreffenden Vorschriften der Civilproceßord- nung übereinstimmenden Sätze des Entwurfs den Beifall der Mehrheit. Nur wurde — mit dem Vorbehalt, dieses auch auf die Civilproceßordnung auszudehncn —, auf Antrag der Äbga Mover und Her», als äußeres Zeichen der Eidesleistung all gemein — sowohl sür das männliche wie für das weibliche Ge schlechtdaS Erheben der rechten Hand eingesührt Die Frage des Vor- oder Nacheides wurde gleichfalls im Einklänge mit den zur Civilproceßordnung gefaßten Beschlüssen im Sinne des Entwurfs gelöst. Den Schluß der Berathung bildete der von der Verweisung öffentlicher Beamten aus den Diensteid handelnde 8 «6. Derselbe wurde gestrichen, indem hervorge- hoben wurde, der mit dieser Verweisung mitunter getriebene Mißbrauch sei zu groß, als daß er länger geduldet werden könne. Vorbehalten wurde übrigens, für Jorststrassacheo, für welche ein Bedürfniß der Zulassung der Verweisung auf den Diensteid anerkannt wurde, demnächst besondere Bestimmungen zu treffen. Posen, 14. Juni. Wie der „Dz. pozn." erfährt, hat der Oberpräsident den Director der polnischen land- wirthschaftlichen Lehranstalt inZabikowo auf dessen Gesuch um Zurücknahme des die Ausweisung der einem deutschen Staatsverbande nicht angehörigen Lehrer und Schüler der Anstalt verfügenden Rescripts abschläg- lich beschicken. Die Anstalt war durch das ausschwei fende und zügellose Leben der meisten Schüler und die von denselben häufig verübten groben Excesse sür die Bewohner des Dorfes Zabikowo und der ganzen Um gegend eine wahre Plage geworden, und deshalb wird auch von diesen die Maßregel als eine Wohlthat ange sehen. Die nächste Veranlassung gab eine von mehrcrn Schülern in Scene gesetzte Demonstration gegen den staatstreucn Pfarrer der Parochie Wiry, zu welcher das Dorf Zabikowo gehört. Als dieser eines Sonntags mit der geweihten Hostie zu einem Kranken fuhr, wurde er von einer ihm begegnenden Anzahl Schüler in der Weise insultirt, daß ihm mit Fäusten gedroht, vor ihm aus- gespicn und ihm auf jede Weise Verachtung bewiesen Kritische Bibliographie. Nach langem Studium vollendete vor Kurzem Fritz Weiß den ersten Theil eines mit gründlicher Wissen schaftlichkeit ausgeführten Werkes: „Die attischen Nächte des Aulus Gellius". Dieser erste Band ist in sehr schöner Ausstattung bei Fues in Leipzig (früher R. Reisland's Verlag) erschienen. Wenn die Bcurthcilung dieser gewissenhaften Arbeit auch den philologischen Fachblättern zugehört, so werden wir doch im allgemei nen Sinne und nach unsern Raumverhältnissen darauf zurückkommen. Der als Privatgelchrter geachtete Ver fasser wirkt seit längeren Jahren an der hiesigen Hof bühne mit bescheidener Tüchtigkeit als Schauspieler und Sänger. Von L. Schneider's „Der Krieg der Triple-Al lianz gegen die Regierung der Republik Paraguay" sind in C. Behr's Buchhandlung (E. Bock) in Berlin der 3. und 4. Band erschienen. Selten wird ein Werk splendider ausgestattct, das um so mehr anzuerkenncn ist, da es sich hier nicht »meine weite Verbreitung handelt, sondern eigentlich vom Autor und Verleger nur der Ethno logie und politischen modernen Specialgeschichte eine Stütze dargebracht wird. Dies Opfer ist indeß sehr dankenswerth; es zieht die Gräuel ans Licht, welche un ter den halbbarbarischen Parieizuständen südamerika nischer Regierungen möglich sind und im heutigen Europa die Schicksale der spanischen Unterthanen noch be- neidenswerth erscheinen lasten. Römische Traditionen mit- bcrücksichtigt, stellt sich Lopez, der sich Christ nannte, als ein blutiges Ungeheuer von schauderhaftesten Quali täten dar. „Amaranth" von Redwitz, ein Buch, das 30 Auf lagen erlebt hat, erscheint jetzt abermals in einer neuen bei Franz Schmid in Nürnberg. Es ist eine Pracht wurde. Auch Deutsche und namentlich Gutsbesitzer der Umgegend haben von Schülern der Anstalt gelegentlich ähnliche Insulten erlitten. Die der strengen Aufsicht der russischen Polizei entzogenen Schüler aus Lithaucn und dem Königreiche Polen liebten es, ihren heißblüti gen polnischen Patriotismus durch rin auffallendes Na- tionalcostum und durch Singen von Spottliedenr auf die Deutschen und Preußen zur Schau zu tragen, und übten dadurch auf die polnische Bevölkerung einen de- moralisirenden Einfluß. Die wissenschaftlichen Leistungen der Anstalt waren schon deshalb sehr gering, weil nur in seltenen Fällen ein Schüler den vorschriftsmäßigen 2 jährigen Cursus absolvirt hat. Es traten nämlich wegen des wüsten Lebens der Schüler und der Aus sichtslosigkeit der Anstalt in der Regel Verhältnisse ein, welche das Verbleiben der Schüler in der Anstalt un möglich machten. * Straßburg, 17. Juni. (Tel.) Der Landes- aus schuß Elsaß-Lothringens ist heute Vormittag I I Uhr durch den Oberpräsidenten v. Möller mit einer Ansprache eröffnet worden, in welcher derselbe die Aufgaben der Versammlung und deren Zielpunkte bezeichnete. Ins besondere wurde von dem Oberpräsidenten hervorgehoben, dan der Einfluß des Landesausschusses auf die Zukunft Elsaß-Lothringens um so größer und wohlthättger sein werde, je fester die Mitglieder desselben bei ihren Be- rathungen stets vor Augen hätten, daß die Interessen Elsaß-Lothringens unlösbar mit denen des deutschen Reiches verbunden seien. Der Alterspräsident Flurer dankte namens der Versammlung dem Staatsoberhaupte, Sr. Majestät dem Kaiser, der die neue Institution ins Leben gerufen habe. Redner erklärte: Wir hegen die Hoffnung, daß das Reich uns bald würl ig finden wird, unsre Angelegen! eiten in nicht zu ferner Zeit in unsre eigenen Hände zu nehmen. Anwesend waren sämmtliche Mitglieder des Landesausschusses bis auf den ent schuldigten Baron Reinach, der erst an einem der näch sten Tage in die Versammlung eintreten wird. Als der wichtigste Berathungsgegcnstand des Landesaus schusses wird neben einigen Gesetzentwürfen und Ver- waltungsmaßrcgcln der Landeshaushaltsetat bezeichnet. Bei der Wahl des ersten Präsidenten wurden zwei Mal je 14 Stimmen für Jean Schlumberger (Gebweiler) und für Apotheker Klein (Strgßburg) abgegeben. Als der ältere der beiden Candidaten wurde dann Schlum berger gewählt. — Prinz Karl von Preußen hat Nachmittag 2 Uhr über Weißenburg die Rückreise an getreten. München, 16. Juni. (N. C.) Se. Majestät der König ist heute vom Linderhof nach Schloß Berg zu rückgekehrt. — Nach hierher gelangter Nachricht wird der Deutsche Kaiser auf der Reise nach Gastein am 15. Juli München passiren. — Bezüglich der Stellung Bayerns zu den demnächst im Bundesrathe zur Bc- rathung gelangenden Fronen in Betreff der Handels gerichte wird hier versichert, daß sich die bayersche Staatsregicrung für Erhaltung dieser Gerichte aussprcchen werde. * München, 17. Juni. (Tel.) Sämmtliche hiesige ultramontane Blätter veröffentlichen heute das Wahl- manifest des clerical patriotischen Wahlcomitös für den Kreis Oberbayern. Dasselbe ist unterzeichnet vom Grasen Arco - Zinncbcrg, Grafen Prcysing, vom L-tadtpfarrer Westermayer, Rechtsanwalt Freitag und Andern. Es heißt in demselben: Man wolle dem Reiche geben, was des Reiches sei; man werde aber, gestützt auf die Reichs verfassung selbst, nicht um Haaresbreite von den dem Volke und Lande verbliebenen Rechten ablasseu. Man werde den Verträgen Treue halten, gleichzeitig aber auch solche fordern. * Jugenheim, 17. Juni. (Tcl.) Erzherzog Al brecht wird am >9. d. zum Besuche des Kaisers Wil helm nach Ems abreisen und sich von dort nach Coblcnz begeben. ausgabc, zu welcher Prof. Tobias Weiß 12 Scenen zeichnet. Sic werden als große Cartons ausgeführt, um dann in photographischen Wiedergaben dem Buche als Schmuck zu dienen. Zu den zahlreichen Büchern, welche nach und nach über Fritz Reuter erschienen, gehören auch: „Fritz Reuter und seine Dichtungen "von dem bekann ten Feuilletonisten Otto Glagau (Berlin, Grotesche Vcr- lagshandlung). Es ist hier das Stoffliche sehr reichhaltig und eng zusammcngedrängt: „Fritz Reuter, sein Leben und seine Werke" von Hermann Ebert (Güstrow, bei Opitz und Comp.) hat eine kürzere Fassung. Beide Bücher, von denen das erstere ein Portrait des Ver storbenen enthält, sind mit der Wärme geschrieben, die der Verherrlichung eines Autors eigen zu sein pflegt. Hermann Klencke, der eine immense Vielschreiberei allerdings mit Sorgsamkeit, Fleiß und Wissen verbindet, hat von seinem Buche „Diätetische Kosmetik" (bei Ed. Kummer in Leipzig) eine zweite sehr vermehrte Auflage erscheinen lassen. Da das Buch nicht nur die Gesund- heits-, sondern auch die Schönheitspflege auf rationeller Grundlage behandelt, so vergrößert sich dadurch jein Leserkreis bedeutend, denn von den vier Wünschen: klug, gesund, schön und reich zu sein, ist, wie ein mor- gcnländischer Weiser sagt, der vierte Wunsch (Geld! zu haben) der heftigste, der dritte aber, (die Sucht zu ge fallen) steht dem zweiten voran; am geringsten ist die Sehnsucht nach Verstand vertreten. Kunst. Dcr Maler Friedrich Pecht ist gegenwär tig im Conciliumssaalc von Konstanz damit beschäf tigt, die letzte Hand an die Freske zu legen, welche den Empfang des Kaisers Wilhelm darstcllt. Der Künstler hat auch bereits die Farbenskizzc zu einem neuen Bilde für den Saal vollendet, welches den Besuch des Kaisers Feuilleton Redigirt >on Otto Banck. Afrikanische Sittenbilder. Von den Vorträgen, die Nachtigal über seine Afrikaforschungen in der Berliner geographischen Gesellschaft hielt, war besonders der über „Wadai" weiteren Kreisen interessant, da dieses Reich durch die Ermordung Vogel's bei uns in trüber Erinnerung steht. Urbrigens zeichnet es sich unter den bis jetzt bekannt gewordenen „Wildkönigrrichen" Afrikas durch eine ziem lich feste und wohlorganistrte, sich der Cultursorm nähernde Barbarei aus. Vor Allem vnstrht es der König, Steuern einzunehmen, ungefähr nach der prak tischen Norm, daß von 10 gefangenen Fischen nnr 8 Stück dem Monarchen, dagegen 2 dem Fischer gehören. Aller drei Jahre nimmt der König 200 Centner Elfenbein, 4000 Sclaven, die großencheils durch Razzias aufge bracht werden, hin und wieder ebenso ehrlich erworbene 10,000 Ochsen und 5000 Kameele und alle männlichen Pferde, die im Lande geboren sind, gnädig an. Wenn bei uns auch diesseit des Mittelalters hin und wieder arme Schulmeister aus legalen und vccuniärrn Rück sichten eine Nebenverwendung als Jagdtreiber und Kegelaufsrtzer aufsuchten, so haben es doch die Herren Kammermusiker des Makanürsten viel schlimmer, denn sie müsse» dir Todesurtheile der Crimtnaljustiz voll ziehen, welche in Händen des Herrschers liegt, soweit lene Utthrile seine eigene durch den Harem (von 500 Frauen) wett verzweigtr Familie, die höchsten Beamten und überführten Mörder betrifft. Diese Musikanten tödtrtrn auch Vogel. Die Blendung aller Söhne des Königs, welche sofort von seinem Nachfolger vollzogen wird, besorgen allerdings nicht die Musiker, sondern die Schmiede, die noch andere schreckliche Verstümmelungen auszu führen Haien und eine verachtete Gilde bilden. Dies hindert indeß den König nicht, sich vom Obersten der Schmiede wöchentlich den Kopf scheeren nnd jenen Schmied als Leibarzt im Serail fungiren zu lassen. Dies würde bei uns in der traditionellen Beliebtheit des Scharfrichters als Wunderdoctor eine hübsche Ana logie finden. Noch eine andere Parallele zwischen altdeutscher und afrikanischer Einrichtung ist freilich harmloser. Ganz so wie es früher „Kaffeeriecher" gab, um die Ein- schmuggelung dieses schwer besteuerten Getränks zn de- nuncirrn, hat die Finanzbehörde von Wadai „Sucher" angestellt. Jeder Sucher hat eine Anzahl Spione in Dienst, welche die Häuser durchforschen nach dem ver botenen Getränke — Bier. Wenn es sich dabei nur um eine Bestrafung der Unmäßigkeit handelte, so wäre diese Einrichtung gut und freilich in Europa besonders rentabel. Das Wadaigebiet scheint 3000 Ouadratmeilen zu umfassen und 2'^ Million Einwohner zu haben, die sich Muhamedanern in ihren Religionsbräuchen an- schließen. Dies steht natürlich der kriegerischen Wuth und blutdürstigen Sittenrohhcit der Natton und Regie rung ebensowenig entgegen, wie das Scheinchristrnthum mancherjVölker und Zeiten der Brutalität entgegen stand. Das Heer des Königs hat zwar erst 40<X) Gewehre und 1000 Krieger, welche dieselben zu gebrauchen ver stehen, doch da diese Kunst leicht zu erlernen und die Soldatenmenge sich auf beinahe 50,000 beläuft, so bildet Wadai immerhin eine gefährliche Macht in Jnnerafrika und es bleibt den Forschern nur übrig, sich mit der selben diplomatisch zu arrangiren.
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