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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 11.08.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-08-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19050811024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905081102
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905081102
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-08
- Tag 1905-08-11
-
Monat
1905-08
-
Jahr
1905
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Wiest» Blatt Wird dar Lest» vov Dttsd« rugesteU^ während «» die Post.Lbovneuteu «ud Umgeduug am Tage vorher bereit» al» wV ^ V v am Morgen in einer Gesamtausgabe erhalten. verugrgedW: «»eHeliwklt«!»,»«»»«, bei t»«N» pv«lmall,er üxtraauna durch liniere Bol« <«»«»»» und «er,«»» ,n Sonn- und Moiitaaen nur «inma» 2 Ml »vLt. durch ausivürttae «om> mMIondre » MI dt, , Ml »0 M. Br« eiimaliaer SuNrlluna durch di« Pot« »MI. lolwevtllrllarld». iinAus- land mit rnlivrechrndrm Zuichlaar. R achdruik allrr »rtilrl u. Ortaiiial- Miltriluuarn nur mit drutlicher Ourllenanaadrl.DreSdNailir/i «uILMa- NachlrSaiich« Lonorar- anivrüch« blöden undcrücklichtiat! unvrrlanate Manuikrivtr werden nicht ouidrwahrt. releoramm-Adrelte: «»chrlcht,» »ee»d««. Heg^ürrSeL 1888 Uevlag von Atepfrtz L Netrhavdt. Anreizen-tack. »nnabm« do» Nnkündiaun««» bi» nachmitta,» S Ubr Sonn- «nb it«>ertaa» nur Marienltrab« » do» n dis >/>i Ubr Di« t ivalttae Brund- «eile tco s Silben» so Oka., >»- küiidiaunaen aus der Drivalieile Seil« 2b Via » die r lualtiae Zeile aus Tert- ieit« so Li». als Einariandt Seile eo Li» In «Ummern nach «,n». und Setertage, t ivaliwe Arundielle so Li» . aus Privaiieite «o LI»., 2 wattige Seile aus Lertieile und al« Einaeiandi so Li». iuwivLrliae Aul. ttäae nur »eaen Larausbejablun». Beleadlütter werden mü io Ps^ deiechnet. Nernlvrechanschkub: «mt I Rr. U und «r. LOSL 8 » Vorrätig L 8tüelc 50 Lkg. in allen Lpotlwlcon, vrogsrion unck karlümorion. — Neueste Drahtberichte. Hofnachrichten. Zum Färberstrcik, Gewcrbeverein. Gerichtsverhandlungen. Der Kaiser in der l AH 1 A»». . vpMl. Ostmark: .Hotel Pompadour". Aus Stindes Frühzcit. Das Winzerfest in Vevey. s LL. leiNAUs» Neueste Drahtmeldnnzen vom 10. August. Au den Ariedensverbandlungen. PortSmouth iNew-Hampshirej. Im Laufe verschiedener at Witte geäußeich daß er der Zahlung einer riegSentschädigung energischen Widerstand entgegen setzen werde. Berichte aus japanischen Kreisen besagen aber, daß auch die mildeste Ziedinaung einer Kriegsentschädigung für di« ungefähren Kriegslasten Japans aus 600 bis 800 Millionen Dollars geschätzt werde. Dieser Umstand zeigt den völligen, wenn nicht unüberbrückbaren Unterschied zwischen den Parteien. Es ist ledoch möglich, daß Rußland sich z, B. dafür, daß die Japaner auf den Besitz Sachalins verzichten würden, dessen Besitz ihnen die Herrschaft über die gesamte sibirische Küste sichern würde, zu einer Kompensation verstehen würde. Paris. «Priv.-Tel.) Dem Portsmouther Korrespondenten des „Matin" erklärte der japanische Deputierte Matsumoto, Ver trauensmann Komuras, daß letzterer N/2 Milliarden Kriegs- Entschädigung fordern werde. Die öffentliche Meinung in Japan verlange daS Doppelte. Sollten die 2s>2 Milliarden nicht bewilligt und die bedingungslose Abtretung der Insel Sachalin verweigert werden, so würde die Konferenz als beendet anzusehen sein und Marscholl Oyama aufs neue die Offensive beginnen. Die japanischen Delegierten verweigerten gestern die Zulassung des russischen Rechtsgelehrten Prof. Martens zu den offiziellen Sitzungen, weil vorher vereinbart worden war, daß nur zwei Russen und zwei Jauner als Sekretäre an den Sitzungen teil- nehmen sollen. ' Paris. Die gestrige erste Versammlung der Friedens- delegierten hat, wie .Newyork-Herald" aus Newcastle mel- det, den Eindruck hinterlassen, daß es möglich sein werde, die Unter handlungen mit Erfolg zu beenden. Witte setzte die Japaner u» Erstaunen durch seine Forderung, täglich zwei Sitzungen ab zuhalten: es deutet dies auf den Wunsch hin, die Verhand lungen schnell zu einem glücklichen Ende zu führen. So weit bis jetzt verlautet, hat Witte die Japaner ersucht, ihre Bedin- ungen im allgemeinen gleich bei der ersten Versammlung zu- immenzufassen oder wenigstens ausreichende Angaben darüber u machen, damit die russischen Delegierten in der Lage seien, «stzustellen, ob sie diese Bedingungen als Grundlage für eine llerständiguna annehmen können. Die Japaner weigerten sich, so weit zu gehen. er Prepe nur noch >christliche Mitteilungen zurommen Kein Mitglied der Kommission wird einem Journalisten ein Interview gewähren. Baron Sato erklärte, er befürchte, daß dies« schriftlichen Mitteilungen nur die Worte enthalten werden: „Nichts Neues." Aum ruMsch'tapanifchen Krieg Tokio. Laut Mitteilung deS Marincdepartements ist der am 18. Februar 1901 auf der Reede von Chemulpo gefunkene russische Kreuzer „Warjak" am Dienstag nachmittag wieder flott gemacht worden. Die Mitteilung wurde hier angesichts der Schwierigkeiten der Uottmachung mit großer Freude ausgenommen. Kassel. Der Kaiser traf heute früh 8 Uhr auf dein Bahnhofe Wilhelmshöhe ein und wurde dort von der Kaiserin und der Prinzessin Luise Viktoria begrüßt. Die Majestäten den begeisterten Ovationen einer zahlreichen führen unter den begeisterten Ovationen Menschenmenge nach Schloß Wilhelmshöhe. Posen. Der Kaiser ernannte sich zum Chef des Regt- ments der Jäger zu Pferde unter Verleihung des allerhöchsten Namenszuges. Köln. Heute vormittag wurde in Anwesenheit von Ver tretern des Reiches und der Bundesstaaten der Deutsche Handwerks- und Gewerbekam niertao durch den Vorsitzenden der Handwerkskammer .Hannover, Plats, eröffnet. Kottbus. Der beim Eisenbahn-Unglück verletzte Heizer Fräse ist gestern abend gestorben. Glogau. Gras Pückler-Klein-Tschirne wurde heute von der 2. Ferienstrafkammer wegen Bedrohung und Be leidigung insgesamt zu 350 Mark Geldstrafe verurteilt. Der Haftbefehl gegen ihn tourdc gleichzeitig aufgehoben. Essen. Wie dir „llihein.-Wests. Ztg." erfährt, wird es sich bei den bevorstehenden Verhandlungen des Stahlwerks verbandes u. a. auch um die Ausnahme weiterer ober schlesischer Werk« in den Stahlwerksverband, also in Gruppe -t, handeln, als Resultat der jüngst in Oberschlesien getroffenen Verständigung. Wenn der Beitritt erfolgt, so würde dies eine weitere Stärkung des Deutschen Stahlwerksverbandes bedeuten. Lübeck. Eins der besterhaltenen mittelalterlichen, echt lübischen Patrizierhäuser, das der Drogengroßhandlung von Lang« u. Knuth gchörige Kaufmannshaus in der alter tümlichen Mengstratze, ist in der vergangenen Nacht mit seinem großen Warenlager nieder« ebrannt. Bei den Lösch arbeiten wurden drei Feuerwehrleute verwundet. Es war ge plant, das Haus zur Unterbringung Mischer Altertümer her zurichten. Wien. <Priv.-TeI.) Die von Stengel u. Co., Dresden, von Dr. Trenuer u. Co., Leipzig, und Otto Moyd, München, angefertiaten Ansichtspostkarten von dem Äricgshasen Pola sind in Oesterreich verboten worden. Zella. Ziller. Die von hier aus am 2. August verbreitete Nachricht vom Einsturz des Hauptstollens des hiesigen Gold- bergwerks entbehrt, wie die Gewerkschaft Goldbergbau er klärt. jeder Begründung. Feile iten. lPriv.-Tel.) Major Brückner ouS Wien, der eine Partie in das Glocknergebiet unternahm, wird ver mißt und dürfte voraussichtlich verunglückt sind. Rettungs- Expeditionen sind unterwegs. Washington. Das Staatsdepartement hat die Nach richt erhalten, daß die Bermuda-Asphalt-Kompag- nie in Venezuela gegen die Entscheidung des dortigen Bundes gerichts Einspruch erhoben hat. die den Vertrag der Gesellschaft für ungültig erklärte. New-Orleans. Gestern sind 63 neue Erkrankungen am Gelben Fieber und 7 Todesfälle sestgestellt worden. Alle Läden sind geschlossen. Ter Bürgermeister hat eine allge meine Desinfektion angcordnet. Bundesärzte überwachen die Ausführung der sanitären Maßnahmen. OertlicheS «nv Sächsisches. Dresden, 10. August. —* König Friedrich August hat, wie daS „Glau- chauer Tageblatt" aus amtlicher Quelle erfährt, den für den 25. August geplanten Besuch von Glauchau und Mee rane bis auf weiteres Vers ch oben, gedenkt ihn aber sobald als möglich nachzuholen. Der Besuch wird jedoch vor dem nächsten Frühjahr kaum erfolgen können. An dem Besuch von Waldenburg und der sonst in Aussicht genommenen Orte wird dadurch nichts geändert. Der König wird dort am 22. August nachmittags mit der Bahn eintrcffen und unterwegs Huldigungen in Hohenstein-Emsttal und St. Egidien entgegen nehmen. Die Weiterreise erfolgt am 25. August früh teils mit der Bahn, teils zu Wagen über Mosel und Ortmannsdorf nach Wildcnfels. — Die Absage deS königlichen Besuchs ist, wie kaum zu bezweifeln, durch den großen, in Glauchau—Meerane herrschen den Järberstreik verursacht. Da sich in den letzten Tagen starke Anzeichen bemerkbar gemacht haben, die auf eine baldige Einigung schließen lassen, so ist die Hoffnung wohl noch nicht abzuweisen, daß die Reise vielleicht doch noch wie ursprünglich geplant statt finden werde. —* Der König unternahm heute früh in der Umgebung von Moritzburg einen Pirschgang und erlegte hierbei einen braven Bock. Später ritt der König mit den beiden ältesten Prinzen- söhncn wieder ans. —* Die Königin-Witwe Carola empfing gestern in Bad Rcichenhall den Besuch der Frau Großherzogm und des Herzogs Karl Bonvin von Mecklenburg-Strelitz, sowie den Besuch der Frau Herzogin-Mutter von Anhalt. Diese höchsten Herrschaften weilen zur Zeit in Berchtesgaden. —* Se. Exzellenz der Herr Staats- und Finanzminister Dr. Rüger hat einen mehrwöchigen Urlaub an getreten und ist nach Oberhof in Thüringen abgereist. — Personalveränderungen in der sächsischen Armee: Im aktiven Leere. Etellrndesrdung des am 1. Oktober 1908 n e u zu bildenden S. Ulanrn-Regiments Nr 21. Kommandeur. -kt- Major Gras v. d. Schulenburg-Lehlen, aggr. dem 18. Ulan.-Neg.. kommandiert als Führer des kombinierten JSg.-Detache ments ,. Pf. i Major beim Stabe: -kt- Major Frhr. o. Fuchs-Nordhoss, Vorsitzender der Remontierungs-Kommission: Eskadr.-Cbefs: -kt- Rittm. v. Lerder im Garder.-Reg., -kt- v. Wuthenau im kombinierten JSg.- Detachemeni z. Pf., -kt- Jahn im Karab. Reg., -kt- Schulz im kombinierten Jüg.-Detachement,. Ps., -kt- Edler v. d. Planitz im Karab.-Reg., Ober- ltntS.: -kt- Frhr. v. Kav-berr. 4t- TillmannS, -kt- Schilfs». — im komb. IS«.-DetachementPf., -kt- Haebler im Karab.-Reg., v. Schönberg-Roth- schönderg im Garder.-Reg.: LtntS.: -kt- v. Lünichau, -kt- Frhr. v. Ziegler und Klipphausen, — im kombinierten Jäg.-Detachement ». Ps., -kt- Schultze im 18. Ulan.-Neg.. -kt v. Römer im kombinierten Jäg.-Detachement,. Pf., -kt v. Schimpft, -kt v. Rocheid, — im Garder.-Reg., -kt v. Zehmen im 17. Ulan.-Reg.. -kt Frhr. v. Milkau im Karab.-Reg. — Im Beur laub t e n ft a n d e. Die nachstehenden Reserve-Offiz, in gleicher Eigen schaft unterm I. Okt. d. I zum 21. Ulan.-Reg. versetzt: di« OberltntS. d. Res. : -kt VollbrechtSbausen, -kt Oelhner. — des 17. Ulan.-Reg.. die LtntS. d. Res.: -kt Willi,. 4t Oebler. - des 18. Ulan.-Reg.. 4t Schüttler. 4t Gelpke. - des 17. Ulan.-Reg., 4t Schmidt «Johannes) deS 18. Ulan.- Reg.. 4t Gletsberg deS 17. Ulan.-Reg. — Abschiedsbewtlligungen. Im aktiven Leere. Die Ltnts.: 4t Grabau (Ludwig) im ISS. Jnf.- Reg.. 4t Weigel bei der Unteroffiziervorschule, 4t v. PortaituS im12. JLg - Bat., — scheiden behufs UebertrUtS zur Kaisers. Schutztrupp» für Südwest afrika mit dem 16. Aug. d. I. aus dem Leere aus. — Im SanitStS- korps. 4t Krömg, StobSarz» d. Res. im Landw.-B-z. Plauen, scheidet behufs Uebertritis zur Kaiser!. Schutztruppe für Südwestafrika mit dem 18. Aug. d. I. aus dem Heere aus. — Beamte der M i l i t ä r - I u st i Verwaltung. 4t Dr. Bucker, Justizrat. OberkriegSgerichtSrat beim Gericht de- 12. Armeekorps, auf seinen Antrag mit Dens, und der Erlaub- nis »tu« Forttragrn drr btsh. Uniform unterm 1. Rov. d. I. in den Ruhe stand versetzt. — Beamte der Militärverwaltung. 4t Moser. Zahlmftr. der 2. Abt. 68. Feldart.-Reg., 4t Richter, Stabsveterinär vom 18. Ulan.-Reg.. 4t Redm. Oberoeierinär vom kombinierten Jäg.-Detachement z. Ps., — unten» 1. Okt. d. I. zum 21. Ulan.-Reg. versetzt. —* Gegen die Ueberweisung von zahnkranken Kranken lassen Mitgliedern an Zahnkünstler und Barbiere ans KostenZwr Krankenkassen hat vor einiger Zeit der „Dresdner Verein der Spezialärzte für Zahn- und Mundkrank heiten" Protest erhoben und bei der König!. Amtshanptinannschaft Dresden angezeigt, daß eine Reihe von Krankenkassen ihre Mit glieder direkt zu Zahnkunstlern und Barbieren behufs Behandlung von Zahnkrankheiten sendet.. Die Amtshaiiptmannschnft wurde dann ersucht, an alle ihr unterstellten Krankenkassen ein Rund schreiben zu erlassen, in welchem den Kassen aufgegeden wird, in sie ungesetzliche Ueberweisung von Kassenmitgliedern an Zukunft Nichtärz .. . . uiptnia durch eine an die ihr unterstellten Gemeinde-, Orts-, Betriebs- nnd Jnnimgskrankenkassen gerichtete Verfügung in folgendem Wortlaut zu gnnsten der Zahnärzte entschieden: „Wie bei der König!. Anitshaiiptmannschatt Dresden-Altstadt zur Kenntnis ge kommen, ist, wird von einigen Krankenkassen das Verfahren geübt, daß sie ihre Mitglieder bei Zahnerkrankungen direkt zu Zahnknnst- lern und Barbieren zum Zwecke der Behandlung weisen. Dieses Verfahren ist unzulässig, und es wird daher darauf hingewiesen, daß die Behandlung von Zahnerkranlungen «auch Znhneziehen) durch nicht approbierte Personen aus Kosten der Kasse nur dann erfolgen darf, wen» der Kassenarzt sich damit in jedem einzelne« Kunst und Wissenschaft. ff* Restdenztheater. Die Linse manns che Schau spielgesellschast zeichnet sich nicht nur in der künstle- rischen Sorgfalt ihrer Aufführungen aus. sic verdient sich die - - Mannias ^ " ----- - Anerkennung auch in der Mannigfaltigkeit ihres Spiclplans. Fast jeden zweiten Abend bringt sie eine andere Komödie. Gestern war es „Hotel Pompadour" von Mars-Lanrof, das uns das Ensemble in lobenswerter Aufmachung sehen ließ. Der Schwank ist von den vorjährigen Linsemannschen Gastspielen noch in Erinnerung, allerdings nicht in der besten. Ein Konglo merat von Lascivitäten und Zweideutigkeiten, schleppt er sich geist- und witzlos durch drei Akte lang hin, uni den Ehebruch an pceos vorzusührcn. Es genügt den Herren Verfassern nicht, sich in eine in Beispiel dielcr Art zu gefalle», sie führen gleich drei Ehepaare vor, die sich gegenseitig betrügen und belüge», und sittlich noch tiefer als diese stellt sich alles, was daneben auf der Bühne noch zu agieren hat. Diese Späße sind meist so plump, io durchaus nackt, so ganz ohne künstlerische Umkleidung, daß sie auch den guten Willen derer zu schänden machen, die ge willt sind, einen derben Spaß gelegentlich mit Humor hinzu- nehmen. Vorgänge, wie sie sich am Schlüsse des ersten Aktes ab spielen, wo der ,,Witz" in der mit aller Behaglichkeit vor- zcnommenen-Entkleidung der Mme. Diane gipfelt, oder wie sie ich massenhaft in dem obskuren Hotel garni einer Demi-Mon- »aine a. D. zur Schau stellen, müssen das Gegenteil der Absicht auch bei denen erreichen, die an Prüderie nicht leiden. Verschärft bis zum Abstößen werden diese gewaltsam herbeigeführten hohlen und leeren Bilder und Szenen noch wesentlich durch die geistige und Physische Jnipoiciiz der handelnden Personen, die ohne Aus nahme auf dem Niveau der platten Albernheiten sich bewegen. Es wäre völlig genügend gewesen, daß Herr Direktor Linie- mann uns im Vorjahre mit dieser Komödie bekannt machte: sie nochmals auszuwärmcn, kommt einer Geschniacksverirrung nahe. Targestellt wurde der Schwank sehr anerkennenswert. Vor allein waren es Herr Walden (Canibelj und Frl. Roland lDiaiie), die sich bemühten, die obscönen Späße einigermaßen genießbar zu machen, dem Ding ein elegantes, hier und da künstlerisch zugeschnittenes Mäntelchen „mznhängen. Ebenso redlich taten die Herren Bildt lDnbarl, Legal lChermettel Karthaus iLebarjol), Thomas iMörandet) und Mühl berg «Majorj und in den kleineren Nolle» die Damcii Steele, erreichen. Daß dieser etwas mager ausfiel, zeugte von dem guten Geschmack des Publikums. H. 8t. Au» Gtindes Früh,eit. Bevor Julius Stmde verhältnismäßig spät in seinen humor- nach . chemische Fabrik in Hamburg eingetreten. Aber der Wunsch nach schriftstellerischen Arbeiten regte sich immer stärker in ihm; er schrieb zunächst populärwissenschaftliche Plaudereien, doch sein Sinn war nach Höherem gerichtet; er wollte zur Lyrik, zum Drama! Ost besuchte er das Vorstadttheatcr in St. Pauli, und er hat in seinen „Erinnerungen", die er zu Jahreszeit und stieß auf offener Szene mit ihm an: den Bösewichi dagegen bewarf es entrüstet mit nicht eßbaren Dingen und verlangte stampfend und heulend Abbitte, wenn der Verbrecher der mora lischen Gerechtigkeit nicht zur Genüge verfiel. Faust mußte z. B-, obgleich ihn Mephisto mit mehreren schwarzen Unholden hinter die Kulissen schleppte, wieder vortreten, Gleichen um Verzeihung bitten, ihr einen Kuß geben und.aus den stürmischen Zuruf: „Heiraten! Heiraten!" der treulos Verlassenen mit einem lauten, vernehmlichen „Ja!" die Ehe geloben. An der Straßenwand hing, wenn gespielt wurde, an den Sonntag- Nachmittagen und an den Abenden der Wochentage ein riesiges Gemälde, das die aufregendste Szene des Stückes darstelite, das gerade auf dem Spielplan war. Ans der Parade stand der Direktor Dannenberg selbst in glänzendem Ritteranzug mit mächtigem Fedcrbnsch auf dem Helme und lud die Menge ein. Von Zeit zu Zeit verschwand er, wenn er nämlich selbst m dem Stücke mitzutun hatte, und spielte rasch seinen Part herunter, der in Anbetracht seiner Tätigkeit vor dem Theater bis ans das Notwendigste zujomineiigcstrichcn war. Die höchste Kunst "'»ektors bestand überhaupt im Streichen. Die längsten e unserer größten Dichter wurden aus die Dauer einer halben Stunde eingerichtet, über eine Stunde währte kein Stück. Der Dichter mußte die Niedrigkeit des Eintritts geldes büßen; der erste Platz kostete vier Schillinge oder dreißig Psennige, der zweite Zwei, der dritte nur einen: so mußte das Stück ui der kurzen Spielzeit möglichst oft wiederholt werden. Häufig wurde draußen lange gcseilscht, und wenn die Differenzen in Scheidemünzen gar nicht ausgchen wollten, gab der Direktor ein Paar Schnäpse zu, zu welchem Zwecke zwei Karaffen bei der Kasse standen, von denen die eine Rum, . die andere Kümmel enthielt. Trotz so wenig crinuligendcr Verhältnisse fühlte Stinde den Trieb der Muse so stark in sich, das; er beschloß, sich ganz ihrem Dienste z» widmen. Seine literarische Tätigkeit begann damit, daß er Aufsätze und Erzählungen aus dem Volksleben schrieb, die ihm das Hnmbnrger Blatt „Newrii!" abnahm. Rebe" chm, so crzahlle Stinde, war ein begabter, junger Mann, Johannes Meyer, der Skizzen aus dem Hombnrgcr'Leben und gute plattdeutsche Gedichte schrieb, als Hanvtmilarbeiter an dem Blatte tätig. DoS Honorar war für beide nicht glänzend, und Meyers größter Kummer war es. daß der Kassierer überdies die falsche Ansicht hegte, daß die Ucber'christen der Geschichten und Gedichte bei dem Zeilenhonorar nicht zu berechnen wären. Meyer sagte zwar: „De Aowerichrift is de Hauptsaak bin Gedicht", der Kassierer behauptete aber, sie müßte gratis zugegeben werden wie die Düte zum Mehl. Das Honorieren von Gedichten wurde überhaupt als ein Gnadenakt angesebcn, »nd wenn der Reporter Marcus Behrens in die Redaktion stürzte mit de» Worten: „Ich bade einen wunderschönen Mord." dann siel der Kurs oller Verölung in tiefste Wertlosigkeit: schon eine simple Prügelei machte ihr redaktionell den Garaus. Aber wo wurde sonst in .Hamburg Lyrik bezahlt? Da sagte eines Tages der Prinzipal der ..Re form", der wenigstnts Mitleid mit de» Kalamitäten der beiden Literaten batte: „In einem früheren Jahrgang der „Reform" ist eine Erzählung von Heitmann „Der Hamburger Brand", daraus sollten Sic und Meyer ein Theaterstück machen. . . . Damit können Sie viel Geld verdienen." Das war für die beiden eine Erleuchtung, sie schrieben das Stück und nannten es .Hinterin breite» G > cbe l", nach dem Namen der alten Straße, die bei dem furchtbaren Brande zuerst zerstört war. So nmrde Julius Stinde Theaterdichter. Das Stück war wundervoll: der «Glanzpunkt aber war der vierte Akt. der l>rch oben ans der Galerie des brennenden Turins der Nikolai- kirche »viel«!- Die Szenerie sollle großartig werden: „Man sieht den blauen Hunmel und einen Teil des Turmes. Rauchwolken ziehen vorüber. Die beiden Böiewicbtcr des Stückes treten durch
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