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Rr L>» Mittwoch d»N 16. Mat 1917 «ri»,»prri«i ».«, X. »,»,«»« 8 dtertiltLhrNch 2.1« ^ I« —re0d«n und g-Mj Deutschland frei Hair s» »»: in Oesterreich 4.»« X. »tni«l>Nmumer 18 4- Di« SüchAche BotNzettung erscheint cm alen 'eatagen Sächsische UolksieitunK »-sch«st«ft-ae tuUd RedakK-n. Ge*<A«»»A. 10, Holbeinstraße 4G F«r»s»r»chrr 21866 VsstscheoS—it« Leipzig Nr. 147»? »«tahme von BeschtUSmiteiMN tik 18 Uhr. von gamllienanzeiren bi« M Uhr vorm. lpo^^Mdie^ßetU-SpaUzeile 28 im Siella- geschriebene, sowie durch Yern- ^e»e ttiijeiaen kdiincn wir die . tsl>rdlrtzichti,rcitdr«rerte« nicht iibcrncymen. kprechstunde der Redaktton: II—ILtthr vorm. Einzige katholische Tageszeitung im Königreich Sachsen. Organ der Zentrnmspartek. Ausgabe ä mit illustrierter Uuterhaltuugsbeilage und relig. WochenbeUage Feiera-eud. Ausgabe k uur mit der WochenbeilagL. Christi Himmelfahrt Unser lieber Herr und Heiland hätte auch auf einem andern Wege zu seinem Vater zurückkchren können, als auf dem, von welchem das Evangelium berichtet. Es hätte ihm frei gestanden, sich der undankbaren Welt zu entwinden wie einst im Tempel, als die Juden ihn steinigen wollten, oder dem Blick der Jünger zu entschwinden wie in Emmaus, hätte durch eine Tür, klein und gering gleich der von Bethlehem, scheiden können. Aber der Gottessohn geht seine eigenen Wege der Erniedrigung und Erhöhung. Ge wiß wollte er die Linie eines christlichen Lebenslaufes in der Vollendung zeigen, wie sie sich von der Erde hebt und steigt zur Himmelshöhe der Verklärung: So ich, so ihr. wenn ihr getreu seid bis in den Tod Nachdem er noch in jenem denkwürdigen Saale, der das tiefste Geheimnis geschaut, — so dürfen wir Wohl an- nehmen — den Seinen die heilige Wegzehrung für ihre apostolische Wanderung gereicht, führt er sie durch die ein- je men Straßen Jerusalems über den Bach Cedrou dem Oelberg zu. Das war ein anderer Gang als jener nächtliche Todcs- gcm-g am Gründonnerstag! ES war sonnenheller Tag. Nicht betrübt bis zum Sterben —, durchströmt vom ewigen Leben war Jesu Seele. Dennoch mögen unterwegs nicht viele Worte gewechselt sein, so wie es zu geschehen pflegt vor einem wichtigen Abschied oder einer weiten, vielleicht ewigen Reise. Man hat so viel zu sagen und sagt kaum etwas. Die christliche Gemeinde ist auf dem Gipfel des Oel- berges angelangt. Zu ihren Füßen liegt die Stadt in der Mittagsruhe. Sie scheint zu schlafen. S-o schläft ein Königstiger, nachdem er das Lamm zermalmt bat. Wach auf, der du schläfst! Noch wäre es nicht zu spät gewesen, noch hätte Jerusalem aufspringen und aufschreien können: Barmherzigkeit! Denn bei dem Herrn ist Barm herzigkeit und überreiche Erlösung. Aber nichts regte sich. In der ernsten Pracht ihres Marmortempels, im blühenden Muber ihrer Vorgärten und in der Stille wie der eines Friedhofes glich die heilige, nein, unheilige Stadt dem Grabe einer gefallenen Größe. Christus hebt seine Hände. Ter große Augenblick der Trennung ist gekommen. Segen ist die lebte Tat des Hei landes, dessen ganzes Dasein Segen gewesen. Wie ein Blitz durchzuckt die Apostel der Gedanke: Nun sind wir allein in der Welt, allein mit der göttlichen Lehre, allein mit der gewaltigen Mission, allein mit der furchtbaren Verant wortung, allein zwischen den Bluthunden der Verfolger, die schon auf dem Sprunge liegen, auch uns zu zerfleischen. Doch der lebte Blick des Heilandes, voll erhobener Rul-e, Güte und Klarheit und bereits umflort vom Glanz des Jenseits, erinnert sie an seine Worte: Euer .Herz be trübe sich nicht! Ich werde euch nicht als Waisen zurück- lasten. Ich bin bei euch durch die Kraft aus der Höhe, bei euch durch die Gemeinschaft des Gebetes und des Brot- brechens, bei euch bis ans Ende. Engel erscheinen. Ihre lichte Gestalt ist wie das Amen seiner Verheißungen, ist die Versicherung: So wird der Herr wiederkommen, auf den Wolken des Himmels mit großer Macht und Herrlichkeit. Wenige Minuten sind vergangen, und wie weit schon ist Jesus! In der Ferne taucht aus der heilige Berg wie ein unendlicher Edelstein in einem smaragdgrünen Meere, dessen blütenweitz schäumende Wellen die Begleitung singen zu dem Siegeslied der Seligen. Die ersten Blumen des er schlossenen Paradieses entfalten ihren wunderbaren Dust und den erquickenden Reiz ihrer ätherischen Farben. Tic ersten Lerchen frohlocken unter dem saphirblauen Firma irent in,entzückendem Jubel: Alleluja! Alleluja! - O Hei- mat. Heimat, himmlische Heimat! Die Sehnsucht der ewigen Hügel eilt dem Herrn entgegen. Mit jauchzenden, Von Ehrfurcht und Rührung gedämpften Chören empfangen sie ihn. Aus welcher Nacht des Elendes kommt ihr König, welchen Abgründen der Schmach und des Leidens ist er entstiegen! Seht seine Wundmale! Dort auf dem vom goldenen Sonnenschein durchwirkten Locken saß die grau same Dornenkrone! — Nun ist alles vollbracht. Ausgcsahrcn ist Gott im Jubelklang, der Herr im Schalle der Posaune. Amen. Alleluja! — Auch viele unserer Brüder draußen auf dem Oelberg des Krieges sind zum Vater gegangen. Und der Vater, so hoffen wir. hat ihre Wunden geschlossen und sie an sein Herz gedrückt. Viele vielleicht werden noch folgen. Möchte eines jeden Helden Heimkehr eine Himmelfahrt sein auf Wolkenwagen und Windesslügeln, mit ewigem, s»>>em Allöliija. r< j ,»»» — I D«s Neueste v«« Tage j Al MW AMk MMlllU (Amtlich. W. T. B.) Gro ß es H auptqu art ie r. 16. Mai 1917. Westlicher Kriegsschauplatz Heeresgruppe Kronprinz Ruvvrecht Bei ungünstigen Witterungsverhältinsien nw, die Ge- sechtstätigkeit verhältnismäßig gering. Heeresgruppe deutscher Kronprinz: Beiderseits von Craonne und nördlich Prosnes hielt die gesteigerte Artillerietätigkeit ohne Unteibrechnng an. Oestlich von La Neuville brach ein märkisä)es Bataillon ans 600 Meter Breite in den feindlichen Graben ein nnd hielt die neugewonnene Stellung gegen mehrere mit starken Kräften geführte französische Angriffe. 175 Gefangene sowie zahlreiche Gewehre aller Art sielen in aic Hand der tapseren Truppen. Oestlicher Kriegsschauplatz Lage unverändert. Mazedonische Front: Das leblwfte Jener zwischen Prespa- und Doiran-See hat auch ans die Struma-Front iibergegriffe». Der erste Generalanartiermeister: Llidendwrff. Schlechte Zucht bei der russischen Ostsecslotte Stockholm, 1',. Mai. (W. T. B.) Laut „Rjetsch" ist der Oberbefehlshaber der Schwarzeii-Meei-Flotte in Petersburg gewesen und hat nach seiner Rückkehr seine Ein drücke einer Abordnung der Flotte in Sebastopol mitgeteilt. Er erzählte, die Manneszucht bei der Ostseeflot 1 c sei s o s chlecht, daß man vergessen zu haben scheine, daß das Land sich im Kriege befinde. Gcsiinkrn R otterda m , IT Mai. (W. T. B.) Der „Maasbote" .neidet: Die britische stählerne Berk „Beeswing" (l 152 Br.- Reg.-To.) sei gefunken. Zum Streik in England Rotterdam, IT Mai. (W. T. B.) Wie dee „Nieuwe Notterd. Courant" aus London berichtet, ist gestern nieder ein kleiner Teil der Arbeiter der Maschinenfabriken in Manchester an die Arbeit gegangen. Heute erwartet man, daß auch die übrigen Ausständigen wieder die Arbeit anfnehmen werden. In London ist in die Haltung der streikenden Arbeiter infolge der geringen Unterstützung, die sie bei der Bevölkerung finden, Unsicherheit gekommen. In der Munitionsfabrik in Snrrey wird teilweise wieder ge arbeitet. Aus Sheffield meldet „Daily Telegraph", daß dort wenig Aussicht aus eine Beilegung der Schwierigkeiten bestanden. Am st er da m, IT Mai. tW. T. B.) Wie das ..Allge meine Handelsblatt" aus London meldet, droht der Streik der Angestellten der Londoner Omnibiisgcsellschast sich auf die Straßenbahnen und Untergrundbahnen aiiszudehnen. Die Regierung hat eine Warnung veröffentlicht, daß die Stillegung von Verkehrsmitteln, die von Mimitions- arbeitern benutzt werden, die Streikenden mit dem Ver- teidigniigSgeseh in Konflikt bringen-werden. Deutscher Reichstag Berlin, 15. Mai. Die Sitzring beginnt um 10s,4 Uhr. Auf der Tagesordnung stehen zunächst kleine An fragen. Aus eine Anfrage des Abgeordneten Vogtherr (Uri- tst>h. Soz.) über Versammlungsverboie in Stettin, Bcrlii * und Magdeburg erwiderte Oberst v. Wriesbe r g , e.e seien nur solckfe Frauenversammiuugeu verboten worden, zn denen in gehässiger und den Burgfrieden störender Weis»: eingcladen sei. Ans eine Anfrage des Abgeordneten R ü h l e (Wild. So;.) über die Verhaftungen polnischer Sozialisten in War schau erwiderte Ministerialdirektor Lewald, es seien T. Warschau nur etwa 30 Personen verhaftet worden, die zur» Streik anfgercizt hätten. Ans eine Anfrage des Abgeordneten v. Czarlinskr cPolc) wegen der Verschickung von Personen aller Stand' ans Polen nach Deutschland entgegnete Ministerialdirektor' Lewald, dem Reichskanzler iei nur der Fall des Rechts anwalts Konic bekanntgewordcn, der stets daraus ausg - gangen sei, die Maßnahmen der deutsch'» Behörden durchkreuzen. Ans eine Anfrage des Abg. Göhre (Soz.) wegew Freinmchung von Baustoffen für Wohnnngs- und Sied lungszwecke erklärt Oberst v. Wriesberg, alles für ö»': Heeresverwaltung entbehrliche Material werde in erster Linie der Landwirtschaft und der Industrie zugesührt. Auch das Baugewerbe werde hinreichend berücksichtigt werden. Hierauf wird der Ergänzungsetat in Höhe von 1,2 Mb- lioncn Mark für den Ausbau der deutschen Wasserstratz- in allen drei Lesungen angenommen. D ie K r i e g s z - o k - I n t e > p e l t a t i o n e n Die konservative Interpellation verweist! ruf einen Beschluß des sozialdemokratischen Parteiauo- 'chiisses, der einen gemeinsamen Frieden ohne Annexion^«» und Kriegsentschädigungen fordert nnd der in weiten Krei st n des deutschen Volkes schwere Bennriihignng hervo-» gerufen habe. Die soziaIde in o kratis ch e I n t e r - peIlation hebt hervor, daß die prov. russische Negierus f> zu einem Frieden ohne Annerionen bereit sei. CT» solcher Friede müsse im gegenseitigen Einverständnis v - zielt werden. Abg. Dr. Röficke (Kons.) begründet die lonservat«" Interpellation: Während draußen an der Westfront Kämpfe ini Gange sind, wie sie die Weltgeschichte noch nicht erl.-bi: hat, hat der sozialdemokratische Parteiansschuß in Beb «> eine Entschließung gefaßt, die dem Reichskanzler rät, sofort! ohne jede Kriegsentschädigung nnd ohne jede Annex:»«» Frieden zu schließen. (Der Reichskanzler betritt den Saa> Dieser Parteibeschluß hat in weiten Kreisen des deutsch"«, Volkes lebhafte Bennriihignng hervorgernstne (Sehr richtig! rechts), da bereits andere Forderungen üen Sozialdemokratie seit Kriegsbeginn von der Reichsleiti ggf in weitgehendem Maße berücksichtigt worden sind. (Lack,me bei den Sozialdemokraten.) Auch die österreichisch- n n ga rische Regierung hat Veröffentlichungen «« der Presse veranlaßt, daß ihre Friedensziele zu den soz:- - demokratische» Anssassnngen Hinneigen. In dem Test" grainmwechsel zwischen dem Reichskanzler nnd dem öst-> - reichischen Minister des Aenßeien wurde danach ansdriick « 6 von einer Uebereinsti m m nng der beiden R - gier» »gen gesprochen. Genuß, der Reichskanzler T-i: hier im Reichstag wiederholt von Garantien gesprock" «. aber der Abgeordnete Scheidemann hat in BreSla» erkst, , er müsse ans Grund von Besprechungen mit dem Kanch-w annehmen, daß der Kanzler in der Friedenssrage mit T » Zielen der Sozialdemokratie einverstanden sei. Wir stest » also vor einer vollkommenen Unklarheit und wissen »ihr, was der Reichskanzler eigentlich will. Um diesen Kc >>> mentar zu erhalten, haben wir unsere Interpellation c:' - gebracht. Ich glaube an einen siegreichen Frieden. Es .. K allerdings den Anschein, als ob die Regierung nicht S v Ziegeswillen der Obersten Heeresleitung hat. (Große l n» ruhe im Hanse. Rufe: Unerhört!) Wir wollen einen V>' - teidigiingSsrieden. Diesen gibt es aber nicht ohne Macht- eriveiternng. Das deutsche Volk hat ein RE, in dist u schweren Zeit den Kanzler zu fragen: Wohin gehst du? (L'»> Hafter Beifall rechts-. Zischen bei den Sozialdemokraten ' Präsident Dr. Kacmpf stelli fest, daß einige A '- fülirnngen des Redners trotz aller Vorsicht nahezu eine B e ' leidig » ng des R e i ch s k a n z! e r s gewesen seien > i deshalb gegen die Ordnung des Hauses verstoßen» Abg. Scheidemann (Soz.) begründet die jo: demokratische Interpellation: Für einen Staatsmann, die Zeickfen der Zeit nicht verkennt, muß es eine Klemm*' k sein, den Redner »nd seine Freunde gründlich abziischntr T.