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Ausgabe k und S Nummer 142 — 31. Jahrgang y. .«,2 <kr,q«tnt vm°I wo««.m» Illuslr.«ralitt.U°g«..H.>mai und DieNSMg » 0SN 21. JUNt «ell- und der Kind«0-llag« .Für unl-e NelnrnLeuIe'. sowie den Verlan«or«> Dresden »ertbettagen .UnlerhailunnundWisseu'. .TiepraNIIcheHaus- M M Sluieigenprelse: Die Ineinnitene peiiizeiie »o Z, gamUI,». °u>' W^WM W W W W^MM M^M u.Li.IIeu^iuche !LN z. Di. peii,reslome,e>ie. «Umm. «uSgabe M M M W M M M M M M M drei! Für Nu^igeu aii!;erhaib de5 s'eidreüuu<,-i,'b eie» «uSgal!- v ohn-SI.-B-nuo-BIatt^ LÄ) M M M W M M M M M MM M^ 4<» die peliire,imuezeiie Brie,«edU,i>^ ^mUall. »tnzelnunimer »V 4 Coimabend-u. SonniagnummerM M M DW M^^ - hzh„„ Gewnii eriiicht i.de j'crpflichlun.i <>ui ^iescruu^ iowi« Hauptsc-ristleiler: Dr, tS. DeSkjhk, Dresden. AW 8W tkrsliiluu,, i>. kl»,einen - diusiriigcu u. veisiunq d. Schadenersad M M M M «eschüfllicher DeU: w. Winkel, Dresden. Uolk-settuns aleschSftSftell«, Den« und Verlag, Kennaniq, Buchdnukerei und Beriaa OreSden-kl. l, poiiersir. li gerurus 2l0l2. postscheakoiit» Dresden 1028. Band- lonto ««adibank Dresden -Ir.947S7. Für christliche Politik und Kultur Redaktion der SSchfNchen VolkSzeltnua VreSdeu-kliisiadl 1. Poiierstratze >7. gernrul W7II und 2IvlL Keine Rechksmehrheil in Kessen Das Zentrum behauptet sich Stimmengewinn -er Nationalsozialisten und Sozialdemokraten Darmstadt, 2V. Juni. Die Neuwahl des hessischen Landtages, die durch die Tatsache notwendig geworden war, daß der Staats- gerichtshos die Landtagswahl vom 16. November v. I. siir un gültig erklärt hatte, hat gestern stattgefunden. Der Wahltag ist im ganzen Lande ruhig verlaufen. Die Wahlbeteiligung betrug diesmal nur 77 Prozent gegenüber 82,1 Prozent am 18. November v. I. Nach dem vorläufigen amtlichen Wahlergebniszahlen er halten: Landtagvwahl vom 18.11.81 Sozialdemokraten Zentrum SAP Kommunisten Liste Leuchtgen, Deutschnationale NSDAP Demokraten Nationale Einheitsliste 172 845 108 603 11697 82111 2 07S 112S7 328 313 4 925 2517» (168 101) 112 444^ 10S 790^ 10 857) 291 183) 4 613) 68 208) Die Mandats verteilen sich folgendermaßen: Sozial demokraten 17 (bisher 15), Zentrum 10 (101, Sozialistische Arbeiterpartei 1 (2), Kommunisten 7 (10), Deutschnationale 1 (1), Nationalsozialisten 32 (27), Nationale Einheitsliste 2 (5). Die Regierungsbildung im neuen hessischen Landtag wird aller Voraussicht nach auf die gleichen Schwierigkeiten stoßen wie nach der letzten Landtagswahl. Die Nationalsozialisten können für die Bildung einer Rechtsregierung zu den von ihnen jetzt errungenen 32 Mandaten mit Sicherheit nur noch auf den einen dcutschnationalen Abgeordneten rechnen, so daß sich also siir die Recht« nur «ine Minderheit von 33 von insgesamt 70 Abgeordneten ergibt. Wie weit sich die beiden auf der Nationalen Einheit»- liste gewählten Abgeordneten Dr. Niepoth (DVP.) und Dr. Glaser (Landbund) bereitsindcn werden nut den National- ozialisten zusammenzugehen, ,st noch unbestimmt, zumal be- onders der an zweiter Stelle gewählte Dr. Glaser sich bisher ibcr eine solche Koalition wiederholt ablehnend ausgespro chen hat. Aber selbst sür diesen Fall hätte «in« Rechtsregie rung noch keine Mehrheit im neuen hessischen Landtag, sondern nur Stimmengleichheit (35 von 70 Abgeordneten). Es bleibt also dabei, daß zur Bildung einer parlamentarischen Regie rung die Zusammenarbeit zwischen Zentrum und National sozialisten erforderlich ist. Einzclergebnisse. Provinz Rheinhessen: Sozialdemokraten 43 615 (11 264), Zentrum 52 638 (53260), SAP. und KPO. 2251 (4040), Kommunisten 22 243 (30 145), Liste Dr. Leuchtgens 213, Deutsch nationale 2 857 (3 585), Nationalsoz. 00 870 (83 215), hessische Demokraten 1 781 (1 340), Nationale Einheitsliste 7 219 (18 861). Provinz Oberhessen: Sozialdemokraten 41 951 (44 003), Zentrum 8 965 (8 537), SAP. und KPO. 1732 (2864), Kom- munisten 10 602 (14 716), Liste Dr. Leuchtgens 1 319, Deutsch nationale 5070 (3117), Nationalsoz. 102 305 (87 31lj, hessische Demokraten 1 138 (1007), Nationale Einheitsliste 5 623 (22 055). Provinz Stockenburg: Sozialdemokraten 87 185 (82 834), Zentrum 47000 (50647), Soz. AP. 7713 (16 384), Kommu nisten 49 266 (61 929), Deutschnationale 4 331 (4 155), National soz. 135 133 (120657), Demokraten 2011 (2266), Nationale Einheitsliste 12 333 (27 382). Stadt Mainz: Sozialdemokraten 19 176 (17 940), Zen trum 18 419 (18 516), SAP. und KPO. 1056 (2 454), Kom munisten 10 826 (14 311), List« Leuchtgcns 57, Deutschnationale 880 (1 565), Nationalsoz. 24 393 (24 000), Hessische Demokraten 396 (271), Nationale Einheitsliste 2 876 (6 447). Stadt Worms: Sozialdemokraten 5 440 (4 895), Zen trum 3119 (3 219), KPO. 223 (411), Kommunisten 4 795 (6 312), Liste Dr. Leuchtgens 27, Deutschnationale 469 ( 552), Nationalsoz. 11 808 (10 580), Hessische Demokraten 219 (201), Nationale Einheitsliste 1 242 (3 741). Folgen -er NoloerorSnung Nach Aufhebung des Uniform-Verbots zahlreiche blutige Zusammmenstöße Köln. 20. Juni. In den Morgenstunden des Sonntags bewegten sich auf der Ringstraße auffallend viel Angehörige der NSDAP, und des Stahlhelms in nUisorm, die wiederholt versuchten, sich zu kleineren verbotenen Kundgebungen zu- sammrnzuschließcn. Die gegen sie einschreitcndcn Polizei beamten wurden wiederholt mit „Bluthunde", „Sevcring- knechte" usw. beschimpft. Wiederholt wurden die Beamten auch tätlich angegriffen und mit Steinen sowie anderen Ge genständen beworfen. In der Abwehr dieser Angriffe mußten die Polizeibramten wiederholt auch von der Schußwaffe Ge brauch machen. Zn ernsteren Zusammenstößen kam es vor dem Partei haus der NSDAP, in der Mittelstraße, wo auf die Polizei beamten aeschossen und aus dem Haus heraus mit Stühlen, Bänken, Büroeinrichtungsgegenständen usw. geworfen wurde. Auch hier mußte von dem Gummiknüppel und der Schußwaffe Gebrauch gemacht werden. Das Parteihaus wurde vorüber gehend von der Polizei besetzt. Soweit bisher fcststeht, wurden durch die Schüsse der Polizeibeamten mehrere Personen ver letzt. Auch einig« Beamte erlitten durch die Nationalsozialisten mehr oder lvenlgcr schwere Verletzungen. In den Nachmittags stunden mußten wiederholt Nationalsozialisten in Uniform vor koni'"inistischen Angriffen geschützt werden. Wuppertal, 20. Juni. Die Zusammenstöße zwischen Kommunisten und Nationalsozialisten, die Freltagnachmit- iaa einsehken, al» sich SA-Leute in Uniform auf der Strohe sehen liehen, dauerten den ganzen Sonnabend an. Die An griffe gingen in der Hauptsache von den Kommunisten au». 3n Barmen wurde bei einem Zusammenstoh ein Kommunist durch einen Messerstich verleh». An einer anderen Stelle wurden zwei Nationalsozialisten überfallen und durch Schüsse eine» Kommunisten schwer verletzt. Der Täter wurde er- könnt, konnte aber entkommen. 3m Stadtteil Barmen erhielt ein unbeteiligter Mann einen Halsschuh. — Gegen 12 Uhr wurden von unbekannten Tätern die Fenster der national sozialistischen Buchhandlung in Barmen eingeworfen. Am frühen Morgen nahm die Polizei in Barmen zwei Natlonal- fozlalisteu fest, al» sie Passanten nach Waffen untersuchten. Auch In Elberfeld kam es am Sonnabend und Sonntag zu Zusammenstößen. Etwa zehn Personen wurden ins Kran kenhaus eingelielert. Bei Reibereien wurden zwei Polizei beamte leicht verletzt. Unbekannte Täter schlugen das Fenster eine» nationalsozialistischen Lokals ein und gaben einige scharfe Schüsse durch die Tür ab, die jedoch niemand verletz- Hagen i. Wests., 20. Juni. 3m Stadtteil Haspe gerieten Kommunisten und Nationalsozialisten aneinander. Wie die Polizei meldet, gingen die Gegner mit Lallen, Stöcken und alten Seitengewehren und Messern auseinander los. Es wurden auch scharfe Schüsse gewechselt. Auf beiden Seilen wurden insgesamt 30 vis 40 Personen verletzt, darunter fünf schwer. Die Polizei nahm fünf Perioneu fest. Kür Verbot der Uniformen Das Kölner Zentrum an den Reichspräsidenten. «nb. Köln, 20. Juni (EM.) Sofort nach Vckanntwcrden der gestrigen nationalsozialistischen Demonstrationen, die zu Zusammenstößen mit der Polizei führten, sandte die Kölner Z c n t r u m s p a r t e i ein gleichlautendes Telegramm an den Reichspräsidenten und den Reichoinnenminister, in dem erneut das Verbot uniformierter Verbände gefordert wird. Inthronisation Erzbischof Gräbers wtb. Freiburg I. Br., 20. Juni. DI« Inthronisation des neuen Erzbischofs Dr. Conrad Groeber sand h«ute vormittag im Freiburger Münster in Anwesenheit vieler hoher geistlicher Würdenträger statt. Der Fei«« wohnt« u. a. der badisch« Staatspräsident Dr. Schmitt Lehren aus Kessen Die Rechtsparteien haben bei der Landtagswahl in Hessen am vergangenen Sonntag nicht den Erfolg erzielt, den sie sich erträumt hatten. Die Rechte hat keine Mehrheit erlangt, trotz des Gewinnes von mehr als 30 000 Stimmen, den die Nationalsozialisten seit der letzten Landtgswahl vom 15. November 1931 zu verzeich nen haben. Selbst wenn die bürgerlichen Gruppen, die sich zu einer „nationalen Einheitsliste" zusammcngcschlossen hatten, mit der Rechten Zusammengehen sollten, würde diese Koalition nur 35 von 70 Mandaten innchabcn. Die Schlüsselstellung auch im neuen Hessischen Landtag behält die Z e n t r u in s p a r t e i. An diesem klaren Ergebnis der Abstimmung vom 19. Juni ist nicht zu deuteln. Und wenn die Presse der Rechtsparteien sich Mühe gibt, die Hessen-Wahl als ein Vorzeichen sür die Ncichstagswahl auszudcutcn, dann wol len wir diese Deutung gern in dem Sinne annchmcn: Auch im Reiche wird es am 31. Juli dem Ansturm der Rechten nicht gelingen, das Zentrum aus seiner Schlüssel stellung zu werfen. Das Zentrum hat sich auch in diesem Wahlkampfe sehr gut behauptet. Seine Gegner weisen natürlich mit gcfchäftigcm Eifer darauf hin, daß die Stimmenzahl des Zentrums in Hessen diesmal um 3800 niedriger ist als bei der Wahl vom 15. November. Das erklärt sich für jeden Vernünftigen ganz zwanglos aus der niedrigeren Wahl beteiligung, die nur 77 Prozent gegenüber 82,4 Prozent im Vorjahre betrug. Prüft man, welchen Anteil das Zen trum an der Gesamtzahl der abgegebenen Stimmen hatte, dann findet man, daß am 15. November nur 14,3 Prozent, am 19. Juni aber 14,6 Prozent der abgegebenen Stimmen Zentrumsstimmcn waren! Der Anteil des Zentrums an der E e s a m 1 st i m m e n z a h l ist also trotz des rein zahlenmäßigen geringen Verlustes gewachsen. Interessant ist es, die Provinz Oberhessen, die säst rein evangelisch ist, mit Rheinhessen zu vergleichen, wo der Anteil des Katholizismus stärker ist als in den ande ren hessischen Provinzen. In dem evangelischen Oberhessen haben die Nationalsozialisten die absolute Mehrheit der abgegebenen Stimmen erlangt, ganz ähnlich wie kürzlich in dem überwiegend protestantifchcn Mecklenburg-Schwe rin. In Rheinhessen ist ihnen nur ein geringer Fortschritt möglich gewesen. Dieser Vergleich läßt vermuten, welche Rolle die katholischen Gebiete am 31. Juli spielen werden. Genauso wie sie bei den Wahlen zur Nationalversamm lung den Sieg des Marxismus verhindert haben, der in allen protestantischen Provinzen Preußens — und auch in Oberhcssen — die absolute Mehrheit hatte, genauso wer den sie am 31. Juli Deutschland vor einem Siege des Ncchtsradikalismus bewahren. Daß die Nationalsozialisten auch diesmal an Stimmen gewonnen haben, wird niemanden wunder nehmen. Politische Bewegungen dieser Art folgen dem Kcfetz der Lawine: Masse reißt die Masse mit. So war es 1919 mit dem Sozialismus, fo heute mit dem National sozialismus. Aufgabe der besonneneren Kräfte in Deutsch land muß es sein, dafür zu forgen, daß auch diese neue politische Lawine nicht das Reich in den Abgrund reißt. So stark allerdings, wie man es nach den Verlusten der liberalen Gruppen und der Kommunisten erwarten konnte, ist der Zuwachs der Nationalsozialisten diesmal nicht. 43 000 Stimmen haben die in der „Nationalen Ein heitsliste" zusammengefaßtcn Gruppen von der Staats partei bis zum Landvolk cingebüßt. mehr als 20 000 die Kommunisten, 37 000 von diesen Stimmen haben die Na tionalsozialisten gewonnen. Aber auch die SPD. hat gewonnen: die Tatsache, daß sie die Brüning-Regie« rnng nicht mehr zu tolerieren braucht, ist ibr gut bekom men. Sie bat 2 Mandate gewonnen, während die NSDAP. 5 Mandate Gewinn buchen konnte. Verlierer sind die „Nationale Einheitsliste" nnd die Kommunisten, die je 3 Mandate, sowie die mit der kommunistischen Op position vereinigte Sozialistische Arbeiterpartei, die ein Mandat einbüßte. Unverändert ist der Besitzstand der Deutschnationalen, die allerdings ebenso wie die SPD. die Stimmcnzabl, die sie bei der Ne-lbsta"swahl von 1930 hatten, noch nicht wieder erreichen konnten. I Die hessische Landtagswahl bestätigt alio die Ersah«! rnng der letzten Wahlkämpfe: der Na'-o"" ' ''smusj