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Tageblatt Anzeiger. Amtsblatt des König!. Bezirksgerichts und des Raths der Stadt Leipzig. W 44. Sonnabend dm 13. Februar. 1864. Holz-Auction. 3V0 Laug- und Abraumhaufen sollen Mittwoch den 17. Februar von S Uhr ab auf dem in der Nähe der Leulscher Brücke liegenden Gehau de- Burgauer Reviers gegen Anzahlung von 10 Gr. für den Haufen und unter den übrigens an Ort und Stelle bekannt zu machenden Bedingungen meistbietend verkauft werden. Leipzig, den 11. Februar 1864. DeS RathS Forst - Deputation. Holz-Auktion. Auf dem Gehaue des Connewitzer Reviers im 'Streitholze sollen Freitag den IS. Februar von S Uhr ab 30V Lang- und Abraumhaufen gegen Anzahlung von 10 Gr. für den Haufen und unter den übrigens im Termine bekannt zu machenden Bedingungen Meistbietend verkauft werden. Leipzig, den 11. Februar 1864. Des Raths Forst-Deputation. Die 7. und 8. Vorlesung -es Herrn Direktor vr. HauschilL behandelten Gegenstände, die für Schule und Aelternhaus von großer Wichtigkeit waren. In der 7. Vorlesung wurden die Schulver- fäumnlfse besprochen. Nachdem Per Vortragende im Allgemeinen über die Rechte und Pflichten des Aelternhauses und der Schule gesprochen hatte, unterwarf er die verschiedenen Versäumnisse der Kinder einer speciellen Betrachtung. Zuerst zeigte er, wie die Ausschließung der Kinder von einzelnen Fächern, z. B. vom Sing- und Zeichenunterricht nicht nur auf die fehlenden, sondern auch auf die teilnehmenden Kinder sehr schlimm einwirke, da die Letzter«, wenn sie sehen, wie sich einige ganz los machen von dem Unter richt, auch die rechte Wärme für denselben verlieren. Hinsichtlich der Entschuldigungen der Versäumnisse folgten viele praktische Winke, und bei dem Hinblick auf das Versäumen der Spaziergänge, der Prüfungen, der Wanderungen in Schaubunden sprach der Herr Director goldene Worte über das Vertrauen, welches Aeltern den Kindern hinsichtlich des Geldes schenken möchten, um diese nicht selbst auf böse Bahnen zu leiten. Die achte Vorlesung führte die Zuhörer von dem praktischen Felde der Erziehung auf ein mehr ideale- Feld; sie betraf die Gottesdienste der Kirche und der Schule. Der Vortragende wies zuerst klar nach, wie auch dem Kinde die religiöse Weihe nicht fern bleiben dürfe und ging dann zum Kirchen besuch der Kinder über. Er stellte alle Gründe dafür und dagegen auf, und kam dann zu dem Resultat, daß man die Kinder in ihrem letzten Schuljahre unbedingt an die Kirche, an Cultus und Predigt gowühnen müsse, wenn sie nicht später ganz gleichgültig dagegen werden sollen. Doch rietb er ab von dem Verlangen eines mündlichen oder schriftlichen Referates der Ander (Nkch schreiben der Predigt), weil der ganze heilige Eindruck, welchen das Kind mit aus der Kirche nehme, die Hauptsache sei, gegen welchen ein paar niedergeschriebene Brocken wenig Werth hätten. Auch deutete er auf die Gefahren des PredigtnachschreibenS hin und forderte schließlich für die Kinder die besten, oder doch wenigstens solche Plätze, wo der Geistliche zu sehen und zu verstehen sei. Die nächste Vorlesung wird die öffentlichen Prüfungen betreffen, also einen Gegenstand, welcher der jetzigen Zeit namentlich angemessen ist. V Logumil Goltz. Die erste Vorlesung, welche der gefeierte Schriftsteller aus der Durchreise durch unsere Stadt am 10. ds. im kleinen Saale der Buchhändlerbörse hielt, war, wie sie eS verdiente, zahlreich besucht, denn Goltz hatte zum Thema seines Vortrags einen Stoff gewählt, dessen schriftstellerische Bearbeitung ihm vor einem halben Jahrzehnt reichen Beifall unter allen Gebildeten Deutschland- eingetragen hatte: die Naturgeschichte und Charakteristik der Frauen. Der ganze Vortraa zeigte eine Fülle jener Eigenheiten und Eigen- thümuchkeilen, welche Goltz einen ganz absonderlichen Rang in un serer Literatur anweisen und wegen deren seine Schriften sich so sehr gegen jede Classification sträuben. ES ist schwer oder, besser gesagt, weder möglich noch zweckmäßig, der langen Reihe geistvoller Sätze, den zahlreichen Impromptus, den schelmischen Neckereien und Seitenhieben aus die liebenswür digen kleinen Schwächen der schöneren Hälfte der Menschheit mit einem trockenen Referate nachzuhinken ; solche Borträge »ollen ge hört oder müssen in wortgetreuem Abdruck genoffen werden. Wir beschränken uns deshalb auf die Bemerkung, daß Goltz sich voll ständig als würdiger Träger seines wohlbegründeten Ruhms be währte und durch die frische Unmittelbarkeit seiner Gefühle und seiner Auffassung, welche aus jedem Worte hervorleuchtete, einen äußerst angenehmen Eindruck auf die Zuhörerschaft machte. Jeder der Anwesenden wird bemerkt haben, daß an Bogumil Goltz — neben lebhafter Phantasie, scharfer Beobachtungsgabe und entschiedener Vorliebe für das Plastische — ein in diesem Maße selten vorkommender Hang, sich grübelnd in die Dinge zu verliefen, das Charakteristische ist. Er hat viel gesehen und gut beobachtet und eine ungewöhnliche Fülle von Anschauungen und Erfahrungen befähigt ihn zu jener schweren Kunst des Vergleichen-, des Ziehen- von Parallelen. Nationen und Personen individuaüsirt er gleich gut, und mag die Zeichnung gelegentlich ihre Mängel haben, so giebt er immer ein lebensvolles Bild und schafft einen vollen Eindruck. Er ist ein Idealist, der aber seine Poesie und Philo sophie aus den Details des wirklichen Lebens zieht, der jede kleine Scene oder Situation überdenkt und Überdichtei. Er erinnert vielfach an Jean Paul, mehr noch vielleicht an Hippel. Das Klemleben ist seine Welt, ihn kümmert nur das ewiä Menschliche, StaatSactionen taffen ihn kalt. Bogmüit Goltz Ham alle Ueber- Mann mit seinen gkist- und humorsprühenden Worten das ge wählte Pubkicum, VaS zu seinen Füßen saß,- befriedigte und er freute, dafür spricht dass lebendige Interesse, mit welchem ihm Jeder folgte und der oft wiederholte reichliche Bestall, der ihm gezollt wurde. Hoffentlich ergreift Noch Mancher, der am Mittwoch nicht zugegen war, die Gelegenheit, wenigsten- den folgenden Vorlesungen venuwvhnen, die einen nicht minder reichen Genuß als die vorher gehende versprechen: Drrfchir-enes. Die Gewerbefreiheit ist in Frankreich jetzt auch aus die Theater ausgedehnt worden. Jedermann kann nach vorganäiger Anzeige an hie Regierung ein Schauspielhaus eröffnen. Interessant ist auch VäS Verfahren an den kleinen Bühnen bei Anstellung der Schauspieler. Das Publicum entscheidet darüber. Jeder Besucher erhall zwei Stimmzettels wovon er »ach dem Stück den einen für oder gegen den Schauspieler, der angenommen werden soll, abgiebt.