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WickcuNich rrichemi» dl«! Nuuimern. Pränumeration« Prci» 22 z SUbergr. (j T!>Ir.) piertegädrlich, z Tbir. !ür da» ganze Jal», ohne ErdSPunq, in allen Ldcilen der Preußischen Monarchie. Maga für die Literatur des rill Ma» pränumeriri aus diese« Liieratur- Blätt in Bertin in der Expedition der Illg. Pr. Staat« - Zeitung (griedrichs- Straße Nr. 72); in der Provinz so wie im Auslände bei den Wohllödl. Post- Irmlern. Auslandes. 156. Berlin, Freitag den 30. Dezember 1842. Frankreich. Thiere und Pflanzen während der diesjährigen totalen Sonnen finsterniß. Vom Pros. Marcel de Serre« in Montpellier. Es unterliegt keinem Zweifel, daß der Schleier, welcher allmälig die Sonne überzieht und der Natur einen düsteren und trübseligen Anstrich giebt, die vom Instinkt beherrschten Thiere so gut als den Menschen selber mehr oder weniger erschreckt. Die Hühner und insbesondere die Hennen warten erst gar nicht die vollständige Finsterniß ab, um ihren Wohnort wiederzugcwinnen. So wie jedoch die Sonnenstrahlen von neuem erglänzen, da läßt gleich der Hahn seinen Frühgesang vernehmen und scheint sich zu freuen, daß die Trauer der Natur nunmehr aufgehört. Beinahe sämmtliche Bögel hemmen und verschieben ihren Flug in dem Augenblicke, wo das Phänomen sich zeigt. Die Schwalben schienen äußerst aufgeregt, als die Dunkelheit eintrat, ja sie waren während der Dauer der gänzlichen Finstcrniß verschwunden und dann erst unter lautem Geschrei zurück gekehrt, als wiederum die Sonnenstrahlen sichtbar wurden. Die Tauben haben gleichfalls deutliche Spuren von Angst und Furcht vcrrathen. Während jene Tages-Nacht heranrückte, schloffen sie sich enger zu einem starken Schwarme zusammen und flogen nach allen Seiten in der ver worrensten Weise hin und her, ohne die Thürmchen, in denen sie Hausen, er reichen zu können. Man hätte sagen mögen, sie wären von einem Schwindel ergriffen gewesen, der sie verhinderte, eine bestimmte Richtung zu verfolgen. Die Fledermäuse, die ohne Frage auf eine andauernde Nacht rechneten, flatter ten geschäftig überall herum. Inzwischen hat keine genaue und sichere Beob achtung erwiesen, daß diesmal, wie im Jahre I70V, die Eulen ihre stillen Nester verlaffen. Wir hatten zwar einige Personen dicht bei der gewöhnlichen Lagerstätte dieser Thiere aufgestellt, um auf sic Acht zu geben, Niemand aber hat eines davon während jener frühzeitigen und auch schnell wieder vorüber gegangenen Nacht zu Gesichte bekommen. Wir haben bloß erfahren, daß gerade in dem Augenblicke, wo die Sonnenfinsterniß stattfand, eine einzige Eule von einem Thurme der hiesigen St. Peters- oder Domkirche aus über den Peyrou- Platz gesetzt habe. Unsere Nachrichten aus verschiedenen Departements stimmen darin über ein, daß alle Vögel kurz vor Einbruch der vollständigen Sonnenfinsternist gänz lich verschwunden waren. Dieses Verschwinden war um so auffallender, als deren Anzahl in manchen Gegenden des Gard-Departements vorher sehr be trächtlich war. Jene an den Vögeln bemerkten Einwirkungen ließen fich in demselben Grade an den Zuchtthiercn wahrnehmen. So blieben die Ochsen beim Pflügen plötzlich stehen, trotz alles Spornens und Antreibcns. Andere wieder, welche frei umherliefen, fingen an zu brüllen, und mehrere der letzteren, die just aus den Wiesen weideten, thatcn fich schleunigst zusammen und steckten die Hörner in einander, wie dies mitunter geschieht, wenn ein Orkan oder heftiger Sturm sich erhebt. Anderwärts noch traten die nämlichen Thiere in dicht ge schlossenen Gliedern zusammen und bildeten, die Rücken an einander gelehnt und die Hörner nach vorn gewandt, gleichsam eine Schlachtordnung, als wollten sie einem Angriffe widerstehen. Auch Lastthierc standen in dem Augenblicke still, wo der Horizont sich ver finstert hatte, und es bedurfte der ganzen Macht der Peitsche, um sie von der Stelle zu bringen. Wahr jedoch ist es, daß dieser Fall bloß bei denjenigen Thieren vorkam, die frei und abgesondert waren; denn alle die, welche zu sammengespannt und gelenkt wurden, schienen nichts von dem seltenen Natur- ereigniß zu bemerken. Noch wollen wir erwähnen, daß etliche Hunde, aus welche während des größten Theils der ersten Halste der Sonnenfinfterniß die Abnahme des Lichts keine Einwirkung zu machen schien, beim Einbrüche der vollen Dunkelheit wie von selber mit ihrem Laufe innchieltcn. Andere vielleicht eindrucksfähigere Geschöpfe blieben beim Herannahen der totalen Finsterniß, niedergeschlagen und ohne einen Ton auszustoßen, bewegungslos stehen. Hcerdcn von Hammeln, die man zu Markte brachte, hörten in jenem Momente mit einem Male auf, weiter zu gehen, indeß andere, wie von einem plötzlichen Schreck erfaßt, sich zu Boden legten. Was nicht weniger bemerkt zu werden verdient, selbst auf gewisse Jnsektcn- Arten scheint die wachsende Abnahme des Lichts gewissermaßen eingewirkt zu haben. Wir können in dieser Rücksicht die betriebsame und vorsorgende Ameise ansühren. Eln glückliches Ungefähr führte Herrn Dougnac, einen Studirenden unserer Fakultät, darauf, seine Aufmerksamkeit auf einen gut gebahnten Pfad zu heften, welcher sich auf der ebenen und graSleercn Fläche eines Stoppelfeldes befand und den eine bedeutende Menge Ameisen verfolgten, um in ihr Loch zu gelangen. Mehrere dieser Thierchen waren aus ihrem Versteck herausgckro- chen, nachdem die Sonnenstrahlen Kraft genug zur Erwärmung der Atmo sphäre gewonnen hatten. Allerdings befanden sich nur wenige im Freien ; so wie jedoch die Sonncnscheibe sich verhüllte, kehrten die, welche ihren unterirdi schen Wohnungen enteilt waren, nach und nach in dieselben wieder zurück. Jngleichen habe ich mich zu vergewissern gesucht, ob die Blüthcn, die sich bei Beginn der Nacht öffnen oder schließen, oder die Blätter, welche sich aus- breiten, sobald sie einen Eindruck von den Sonnenstrahlen empfinden, irgend eine Einwirkung von dem durch die Sonnenfinsterniß herbeigeführtcn Wechsel des Lichts und der Wärme, d. h. von deren Schwächung und Verminderung, wahrnehmen ließen; jedoch haben fich diese Wirkungen wegen der Zeit, wo gerade das Ereigniß statthatte, nicht genau beobachten lassen. So waren unter den Pflanzen, deren Blüthen sich erst am Nachmittag entfalten, oder deren Blätter mit Einbruch der Nacht fich wieder zusammcnlegen, die einen offen und die anderen noch nicht aufgegangcn, und haben sie wohl während der Dauer des Phänomens in dem nämlichen Zustande verbleiben müssen. Erst als die Sonnenstrahlen sie beschienen, haben fich die Blüthen geschloffen, wäh rend fich die Blätter im Sonnenglanz entfalteten. Der Magnetismus in Paris. (Schluß.) Was den magnetischen Thatsachen gefehlt hat, nm offizielle Anerkennung zu finden, das ist gewiß weder die Menge noch das Wunderbare. Nie ist das Gcgcntheil behauptet worden. Ein Bericht, welcher der Akademie der Medizin von einem ihrer Mitglieder vorgelegt wurde, enthält über diese Entdeckung die unglaublichsten Details. Der Magnetismus stellt fich uns als die Magie der Wissenschaft dar. Jede Zauberei wird ihm gegenüber wahrscheinlich, jede Poesie alltäglich; selbst Hoffmann's Phantastik erblaßt daneben. Der Magne tismus öffnet mit einem unsichtbaren Schlüssel die Pforten einer unbekannten Welt; er unterdrückt gewisse Sinne bei dem schlafenden Subjekt und weckt dafür andere; er leiht auf Momente dem Geistesaugc ein geheimnißvolles Teleskop, womit eS in der Nacht eines finsteren Himmels neue Gestirne und neues Licht entdeckt; er stößt die bekannten Gesetze um und setzt andere an ihre Stelle, die er nicht kennt. Mit einer Macht ausgerüstet, deren Gränze und Entstehung ihm verborgen ist, täuscht er den Geschmack, das Gefühl, den Geruch des Magnetisirten durch die Lüge einer Welt, die er nach Belieben heraufbeschwört und nach Belieben verschwinden läßt; er stürzt das magncti- firte Individuum in einen lethargischen Zustand und zieht es aus demselben heraus; er bedient sich seiner wie eines Werkzeugs und eines Sklaven, und doch erkennt er in diesem willenlosen Wesen eine der seinigen überlegene Pene tration, eine moralische Kraft, welche gewissermaßen dieFesseln der bekannten Na tur zerbricht. Und dann wieder der Somnambulismus, welchen Abgrund haben wir hier vor uns! Waö sind jene Frauen, die in den Arabischen Mährchen von einem Drachen oder einer Wolke entführt werden, gegen diese Zauberin des Magnetismus, die aus den Flügeln eines fremden Willens in die Weite entfliegt? Ihre Augen sind dem Licht geschloffen, und dieser Blinde sieht weiter als die Sehenden; dieser Taube hört, was die Ohren nicht hören; dieses schlafende Wesen nimmt Dinge wahr, die den bestgeübten Sinnen entgehen. Was ist das für eine verborgene Kraft, die Einigen gegeben, Anderen versagt ist, die bei den Somnambulen selbst nach einer gewissen Zeit erlischt, ohne daß sie ihren Verlust bemerken? Und dann dieser hellsehende Schlaf, welcher sich zuletzt so ganz verliert, daß das damit behaftete Individuum nicht mehr davon weiß, als ihm Andere mittheilen; dieser Schlaf, so verschieden von jedem anderen Schlaf, was ist ert woher kommt er? Die Vernunft sucht und findet nur Finsternisse. Und doch sind alle diese Dinge gesehen, alle diese Wunder von ernsten Männern bestätigt worden. Was den magnetischen Thatsachen gefehlt hat, ist nichts Anderes als die Dauer. ES ist vielleicht eine Wahrheit in dem Magnetismus, aber diese Wahrheit ist ein unsicherer, beweglicher Schein, den es noch nicht gelungen ist, zu firiren. Die Entdeckung Mesmer's und Pupsegur's scheint mit der der Luftballons, jenem anderen Kinde eines skeptischen Jahrhunderts, dasselbe Schicksal zu theilen. Beide schweben ewig in einer nebelhaften Atmosphäre,