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222 1888 Sonnabend, den 22. September. es Amtsblatt -er König!. Amtshauptmannschast Flöha, -es König!. Amtsgerichts un- -es Lta-trats zu Frankenberg, gütigst zu us m,ch zu ierde, m:r irhalten. saß ich die irscheint täglich, mit ilxSnahmc der Eonn-und Festtage, adcndr für den fol ¬ genden Tag. Preis vierteljährlich l M. d0 Pfg., monatlich bo Pfg., Sinjll-Nrn. 5 Pfg. v-ftellungen nehmen alle Post- anstalten, Postbrlen and die iluSgabe- fiellen des Tage- tlattc» an. elche sich elden bei äTezrrksaE 7«r». lt. Inserat« tt«rd« > «it « Pfg. für Aspaltene SarpW« geil« berechnet. kleinster Inserat«» betrag io Pfg. komplijiertenndt» »tllarische Inserat» t «ach besonder«« Tarif. Inseraten-Anna-«» sstr die j-weilisi Ltend-itummer ID »onnittag» 10U-«. e 3). Bohnen- msabrikatc, S es bin können. mu. « rnbepg. IsII. Laufs. Verlang«» sßv, jmauu. irentano. a: lvrlln" ptbr. lchlegel. der Liebe und Be en Elsa , Freun- ren Mit- m l. » Frau. hr Verpachtung um Commungrundstücken. Nächsten lvlo»t»8, Uv» 24. 8eptvmk«r 8«. 4»., Vormittags von S Uhr an sollen die Gärten, sowie mehrere grössere Feldparzellen beim sogen. Wind anderweit auf 6 Jahre im Bersteigerungswege an Ort und Stelle verpach tet werden, wozu Pachtluslige andurch eingeladen werden. Frankenberg, am 17. September 1888. Der Rath. »r. Kaenbler, Brgrmstr. K. Ierpachtung von ComunmgSrten. sollen die Gärten hinter dem Amrhause, sowie an derben Seiten des Ahornweges an- derwett auf "^r-UJahre im Bersteigerungswege an Ort und Stelle verpachtet werden, wozu P-chtlusttge hierdurch eingeladen werden Versammlungsort: beim Stadtkrankenhaus. Frankenberg, den 21. September 1888. Der Nath. Kaeubler, Brgrmstr. K. Örtliches und Sächsisches. Frankenberg, 21. September 1888. Heute, Freitag, vormittags fand nach beendigtem llnierrichte die feierliche Entlassung der beiden mit dem Reifezeugnis von hiesiger Realschule abgehenden Schüler statt, deren Prüfung am gestrigen Tage stattgefunden hat. Direktor I)r. Neeße ermahnte dieselben, im Ver trauen auf Gott, einem guten Gewissen und treuer Pflicht erfüllung sich zu tüchtigen Menschen weiter zu bilden, und entließ sie dann, ihnen die erlangten Zeugnisse mit einem Sinnspruche einhändigend. Hierauf erfolgte mit herz lichen Worten seiten des DlrektorS die Verabschiedung Les bisherigen eunä. prob. Alban Schlesinger, welcher mit Schluß dieses Sommersemesters sein Probejahr zu- rückgelegt hat. -r. Aus dem westlichen Amtsbezirk. An dem 9jährigen Töchterchen des Handarbeiter» H. in Auerswalde wurde am vergangenen Freitage, als das Kind in einer Schlucht unfern der Chemnitzthalstraße Brombeeren suchte, ein Sittlichkeitsverbrechen verübt. Der Thater ist ein alter, wohlbeleibter Strolch mit wei ßem Bart, bekleidet mit grauem Rock und schwarzer Hose und in neuen Holzpantoffeln barfuß gehend gewesen. Das Schreien des Kindes hat er durch ein vorgehaltenes Messer und die Drohung zu unterdrücken gesucht: „Ich schneide Dir die Ohren weg." Es wäre sehr zu wün schen, wenn die Sicherheitsorgane seiner habhaft würden. — Spurlos verschwand auch in voriger Woche der da- sige Fabrikarbeiter H. Bon Hamburg aus meldete er dann der Frau und 2 Kindern, die er verlaffen, daß er in Amerika sein Glück versuchen wolle. Das Reisegeld hat er seinem Chemnitzer Lrbeitsherrn, sowie, der OrtS- Sparkcsse abgeborgt, angeblich um damit eine fällige Schuld beim Amtsgericht Frankenberg zu decken. Wenn «r so glücklich wird, wie er träumt, dann ist er vielleicht auch so ehrlich, die drei Gläubiger, die er geleimt, zu befriedigen. — Erzherzog Albrecht von Oesterreich ist gestern, Donnerstag, abend 8 Uhr 50 Min. von Berlin auf Lem Böhmischen Bahnhöfe in Dresden angekommen und von dem König Albert auf das Herzlichste begrüßt wor den. Der König begleitete seinen hohen Gast nach der kgl. Villa in Strehlen, woselbst auch der Oberhofmeister General der Kavallerie Freiherr Pivet de Bihain und der Leibarzt vr. Ritter Hübl v. Stollenbach Quartier genommen Haden. — Die Prinzessin Mathilde ist am gestrigen Don nerstag vormittags von Sigmaringen wieder in Dresden eingetroffen. — Die Errichtung eines Denkmals für Ludwig Richter in Dresden wird, wie wir bereits früher mitteilten, von zahlreichen Freunden seiner Kunst schon seit längerem angcstrebt. Durch den Beschluß des Stadt- ratS, 5000 Mark zu den Kosten des geplanten Denk mals beizutragcn, falls man dasselbe auf einem öffent lichen Platze Dresdens errichtet, erfährt die Denkmals angelegenheit eine dankenswerte Förderung und es ist zu erwarten, daß der Ausschuß nunmehr die Fortsetzung der Sammlungen thatkräftig betreiben werde. — Die Frau Asten in Dresden, auf welche bekanntlich vor einiger Zeit seitens eines entlassenen Sträflings ein Mordversuch gemacht worden war, ist dieser Tage als gesund aus dem Karolahause entlassen worden. — Der Dresdner Polizeibericht meldet u. a.: Zn der Zeit vom 18. Juni bis 30. August d. I. hat sich hier ein angeblich russischer Schriftsteller Stanislaus Nicodcme SkrzynSky aus Skotniki in Polen, welcher sich auch „Graf Tunin" und „S. Scipio" genannt, aufge halten, derselbe ist am letzten Tage verschwunden, ohne seine Pensionsschulden im Betrage von 190, bez. 336 M. bezahlt zu haben. Seine Wirtsleute hat der Genannte wiederholt auf Geldsendungen vertröstet, welche er auf Grund vorgezeigler Depeschen empfangen sollte; er hat hierauf auch immer wieder Kredit erhalten. Den Be darf an Taschengeld in Höhe von einigen Hundert Mark hat sich der Fremde von einem hiesigen Kommis geborgt. Unter dem Namen eines Grafen Tunin sind von ihm ferner in einem hiesigen großen Kleidergeschäft Sachen im Werte von 600 Mark bestellt worden. Es ist zu vermuten, daß der hier in Frage kommende Hochstapler noch in anderen Orten auftreten wird. Von demselben liegt bei der kgl. Polizeidirektion eine Photographie aus. — Seit einigen Tagen ist ein automatischer Elektri sierapparat im Restaurant Bismarck auf dem BiSmarck- platze in Dresden aufgestellt; ein Zehnpfennigstück wird in die angebrachte Oeffnung geschoben, man ergreift hierauf mit beiden Händen den Apparat und tritt auf eine an demselben unten angebrachte Klappe, wodurch die Elektrisiermaschine in Thätigkeit tritt, und so lange thätig ist, bis der sich Elektrisierenlassende von der Klappe abgeht. — Vergangene Woche ist eine Probe mit Brieftau ben in Burghammer bei Hoyer-Werda vorgenommen worden. Der Dortige Hüttenmeister hatte von einem Geschäftsfreunde aus Chemnitz neun Brieftauben mit der Bitte erhalten, selbige am anderen Morgen nach vorhrr- gegangener Fütterung fliegen zu lassen. Nachdem von einer Anhöhe aus mittelst Kompasses die Richtung, in der Chemnitz liegt, festzestellt war, wurden früh Z7 Uhr die beiden Körbe, in denen sich die Brieftauben befanden, geöffnet. Die Tauben erhoben sich in einem weiten Bogen bis zu einer Höhe, in der sie mit dem bloßen Auge kaum noch bemerkt werden konnten, schlugen dann die Richtung nach Chemnitz zu ein und entschwanden den Blicken der Zuschauer. Am anderen Morgen kam eine Postkarte mit der Meldung von Chemnitz, daß alle neu» Reisenden vormittags um 410 Uhr desselben Tage- glücklich in ihr altes Heim eingezogen seien. Die Tau ben hatten also in nicht ganz drei Stunden einen Ort erreicht, der von Burghammer aus etwa 17 Meilen Luftlinie entfernt ist. Wie man hört, sollen demnächst ähnliche Versuche mit Brieftauben von Berlin nach Chem nitz gemacht werden. — Von dem Schöffengericht zu Colditz wurde in diesem Sommer ein Knecht zu 6 Wochen Haft verurteilt, deren Abbüßung sein Bruder freiwillig übernahm. Nach dem dieser bereits 4 Wochen im Gefängnisse zugebracht hatte, wurde die Verwechslung erst entdeckt und der frei willige Gefangene aus seiner Hast entlassen. Das Opfer brüderlicher Liebe ist dadurch nutzlos geworden, da der richtige Verurteilte nun nachträglich seine Strafe voll absitzen muß. emnitz 8. 40.90 pr. 50 k 10.10- -- 8.65- - - 8.-- - - 8.70- - - 10.-- - - 6.S0 - - - 8.- - - - 7.-- -- > 9.2b - - - 7.- - - - 4.20 - - - 3.10 - - - 2.80- -- 2.K0 - 1 - Unter bulgarischen Räubern. Der Hofphotograph des Fürsten Ferdinand von Bul garien, Karastojanow, wurde kürzlich von Briganten auf gehoben. Man ließ ihn aber nach 17tägiger Gefangen schaft schließlich ohne Lösegeld heimwärts ziehen, es scheint also, daß das von Briganten in Bellova aufgestellte Prinzip: entweder das Lösegeld oder das Lebe», nicht immer zur Anwendung kommt. Der Freigelassene er zählt über seine Erlebnisse u. a.: „Ich war eine Stunde vom Rilokloster mit meinem Gehilfen beschäftigt, um Auf nahmen dieser herrlichen Gegend zu machen. Als wir gegen die vierte Nachmittagsstunde uns dann weiter in die Berge wagten, traten uns plötzlich etwa 14, bis an die Zähne bewaffnete Männer entgegen. Sie brachten die Gewehre in Anschlag und zwei der Räuber riefen uns zu, nicht zu entfliehen, da uns sonst unzweifelhaft die Kugeln ereilen würden. Wir blieben infolgedessen stehen. Die zwei, welche uns angerufen hatten, kamen uns auch bald entgegen und legten uns um Hals und Arme feste Stricke an. In dieser Verfassung wurden wir dem Räuberkommandanten — Elia hieß er — vorge- führt. Elia sagte uns: „Nicht wahr, Ihr wollt nicht die Russen? Ihr erbärmliches Gesindel, wir werden Such schon die Sachen mit dem Coburger austreiben. Er wird auch bald so wie Ihr einen Strick um den Hals tragen." Bei dieser Gelegenheit versetzte der Chef mir einige wuchtige Schläge mit dem Kolben, und titu lierte mich spöttisch „Ministerpräsident". Ich sagte ihm, daß er sich in der Person geirrt habe, aber er wollte es sich nicht ausreden lassen, daß er Stambulow in sei nen Händen habe, dem ich etwas ähnlich sehe. ES dauerte nicht lange, so brachen wir auf, und fort und fort ging es über Berge, Bäche, durch Wälder und selbst durch Ortschaften, bis die Mitternacht herannahte, und unsere Kräfte total erschöpft schienen. Wir hielten auf der Kuppe eines Berges, von welcher das ganze Terrain sich beherrschen ließ. Als der Morgen graute, gab mir Elia, der Räuberchef, Tinte, Feder und Papier und dik tierte mir einen Brief an den Fürsten, worin 5000 Pfund Lösegeld für seinen „Ministerpräsidenten" verlangt werden sollten. Ich sagte Elia, daß die Summe zu hoch sei. Darauf indessen versicherte mir Elia, daß der Co burger ein kolossal reicher Mann sei, für den 5000 Pfund gar nichts bedeuteten. Als ich nochmals Widerspruch er hob und ihn beschwor, mir zu glauben, daß ich nur ein Photograph sei, gestattete er mir, die Summe um 2000 Pfund zu erniedrigen. Wir hatten keinen Unterhändler zur Stelle, wodurch es mir gelang, meinem Gehilfen die Freiheit zu erwirken, da Elia ihn auf meinen Wunsch mit dem Briefe zum Fürsten sandte. Eine Antwort auf das Schreiben kam nicht zu uns. Wohl aber erschienen mehrere andere Briganten, welche meine Person feststell ten und von da ab blieben die mir bi» dahin zum Nacht essen zudiktierten Prügel erspart. Am sechsten Tage der Gefangenschaft traten wir auf türkisches Gebiet über, doch passierte vorher noch ein kleines Abenteuer. Wir lagerten in einem starken Gebüsch, als plötzlich die aus gestellten Vorposten das H-rannahen einer Patrouille meldeten. Die Vorposten wurden sofort eingezozen und man sammelte sich im Gebüsch. Ich wurde in die Mitte der Räuber genommen, während sich zugleich zwei ge zückte Dolche gegen meine Brust richteten. Selbstredend gab ich keinen Laut von mir. Dreißig Meter von un» zog die Patrouille vorüber, ohne zu ahnen, wie nahe ihr die Gesuchten seien. Nach einer Stunde etwa brachen wir auf. Einer der Gendarmen war von der Patrouille zurückgeblieben. Als er an uns vorüberstürmen wollte, wurde er von der Bande aufgehalten, entwaffnet und»