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7L siahroans- Sk.««» «ittwvch, r« Dezember i«»o DrahtanIchNst; Nachricht«« LreNirn 8«rnwrrch«r.Lammelnummer! iditl Nur >Lr Nachl^elvrSche Nr. 200ll Schttftlkttung u. vauptgelchäftiftrllr: Trtiden. S. l. Martensttaßr LS/«2 Gegründet 1896 «e»ng»gedN-r tri ttgltch ««etmallgcr gnp^ung monaMch 1.10 «8. (ettilchtteßttch Ka Psg. sür Lrügerlohn», durch Vollbring ».to MI. etnlchttezttch SS Plg. Postgebühr (ohne Poll,ul>«llung«gebühr> de> »mol wbchrnlttchem Borland, (Nnjelnuminrr »0 PIg„ austerhalb Dreeben« lb Big. Anjelgen- pr«s>e: Die einspaltige so mm breite Zelle »» Bfg., sür aulwckcio eo Pf». gamMenan,eigen und Siettengeluche ohne Rabatt lb Psg., auherhalb 2S BI»., die so mm breite Rettame-elle 200 PIg., auierhaib S»0 Big. Oliericngebühr so Big. AuiwLritge AuftrLge gegen Boraubberablung »ruck u. «erlag: «-»Ich » Reich acht, Dreeden. Postiche^Lto. lus« Tre-.de» ^iach >ruci nur mit deutt.Quellenangab« (Tre»dn. Rachr.t,ulLssig. Unverlangte Schriftstück- werde« «ich, aulbewahri Sle Echrelken lm Kerker von Brest-MM Kettai»» Mktt die Leide« der Seianaene« Berlin, 2». Dez. (Sig. Drahtmeld.s Nach einer Mel dung aus Katlowiß sprach dort der Abg. Korsanty über seine Erlebnisse in dem Gefängnis von Brest-Litowsk. Kor- santq führte aus. das, in Polen Mangel an Moral. Korruption. Gewalt, Terror und Sadismus herrschten. Die Gesangenen seien in Brest-Litowsk fürchter lich gemartert worden, so das« selbst Inden nach dem einzigen zugänglichen katholische« Geistlichen verlangten, um sich aus den letzten Augenblick ihres Lebens vorzubereiten. Biele verhafteten wollten, da sie die entsetzlichen Mißhandlungen »nd Marter nicht mehr ertragen konnten, Selbstmord begehen. Nur mit Mühe und Not hätte man sie davon «b- halten können. Als das geraubte Ostoberschlesien noch zum Deutschen Reich gehörte, gab es dort keinen leidenschaftlicheren Vor kämpfer sür ein freies polnisches Reich wie Korsanty. Ungestört konnte Korsanty in Deutschland gegen die Negierung als angebliche Unterdrtickcrin der polnischen Frei heit nach Herzenslust loözetern. Nie hat man ihm ein Härchen gekrümmt. Als Deutschland der Uebermacht seiner Feinde weichen mußte, hielt Korsanty die Stunde für die Losreihung Oberschlesicns gekommen. Die Ausstänbischen- lämpfe in seiner engeren Heimat, die für die Ententestaats männer ein k'ait noeompll schassen sollten, waren sein Werk. Korsanty erreichte zum größten Teil seine Pläne. Ostober- schlesicn wurde entgegen dem Abstimmungsergebnis durch einen Rcchtsbruch des Völkerbundes polnisch. Aber das nun errichtete polnische Reich der Gerechtigkeit und der Freiheit scheint nicht alle Erwartungen Korsantys erfüllt zu haben, wie seine Kerkcrzeit in Brest-Litowsk beweist. Mit deutschen Gefängnissen hat der „geknechtete" Korsanty keine Bekannt schaft gemacht. Dafür hat der freie polnische Patriot in dem Lande seiner politischen Träume die Folterkammern der Tyrannei anscheinden ausgiebig kennengclern. Heute muh er überdies sein eigenes Volk der Untaten bezichtigen, die es nur zu oft in der letzten Zeit gegen Deutsche angewandt hat und die Korsanty in Oberschlesien selbst etnsührte. So ändern sich die Zeiten. Eine MililSrverlüttvöruns tn Augostawlen? Belgrad, 28. Dez. Wie verlautet, sind auf dem Gebiet des Königreichs Jugoslawien 17 Offiziere, die Mitglieder einer „Geheimliga sür Gerechtigkeit und Freiheit" waren, verhaftet worden. Unter den Offizieren befinden sich mehrere hohen Ranges. Ihre Vernehmung wtrö von dem Ministerpräsidenten General Zivkowitsch selbst vorgenommen. Die Blätter melden, daß die Liga einen Aus ruf verbreitet habe, der sich gegen das Regime und gegen König Alexander richtete. LkWte BettMasl kr Berlin« Schupo An Erwartung komanuiWcher „MchnachiMartkrgöngr" Berlin, 28. Dez. Die Berliner Schutzpolizei ist morgen, am Weihnachtsheiligabend, in erhöhter Alarmbereit schaft, weil von kommunistischer Seite aus „Weihnachts, ipaziergänge" durch die Ströhen geplant sind. Da sür Berlin »och immer das vom Polizeipräsidenten erlassene Demon- ftrationsvcrbot besteht, wird die Schutzpolizei überall dort, wo es zu Ansammlungen oder Auoschrcitnngeu kommen sollte, mit starken Kräfte» eingrcifen, um Ruhestörungen zu vermeiden. An allen Brennpunkten der Stadt werden Ab teilungen der Polizei stationiert. Außerdem ist ein starker Streifendienst vorgesehen, der auch an den beiden Wcihnachts- sciertagen bcibchaltcn wird. Roiiront btdrolil kn MümMMIekn Berlin, 23 Dez. <Eig. Drahtm-s Der Regierungspräsi dent von Potsdam hat durch den Polizeiverwalter von Bernau aus Grund der einschlägigen Bestimmungen des Landrechtes und der Netchsversassung sür die Zeit vom 21. bis 28. Dezember, also während des Heiligen Abends und der Weihnachtsseiertage, über die Stadt Bernau den Aus nahmezustand verhängt und alle öffentlichen Kund gebungen verbieten lasten. Zur Durchführung dieser Mak- nahmen ist ein starkes Kommando Schutzpolizei nach Bernau beordert worden, das hier während der Feiertage den Sicher heitsdienst versehen soll. Außerdem ist die Bernauer Polizei in Bereitschaft. Der Ausnahmezustand ist deswegen über Bernau verhängt worden, weil hier die Kommunisten der nördlichen Vorortgegend Berlins große Antiweihnachts demonstrationen vorgesehen hatten, die zur Störung der kirch lichen und Ncrelnsfeierlichkeiten führen sollten. Trotz des Nerbotcs ist die Kundgebung «icht abgesagt worben. Es werden vielmehr in der Stadt Flug blätter hetzerischen Inhalts verteilt. Der Nationalverband Deutscher Offiziere hat sich an den Reichskanzler Dr. Brüning mit der Bitte gewandt, sich dafür cinzusetzen, daß die von kommunistischer Seite ausqchenden antichristlichen Straßendemonstrationen, durch die schon im letzten Jahre das Weihnachtssest verhöhnt wurde, tn diesem Jahre unterbleiben. Llmzuy in der Milhelmstraße Die Reichskanzlei im neuen Heim Berlin. 28. Dez. Die Reichskanzlei ist setzt in ihre neuen Räume tn der Wilhelmstraße umgezogen. Unmittelbar nach Weihnachten werden im neuen Hause die AmtSgeschäste ausgenommen werden. Im ersten Stock befinden sich die Dtensträume des Reichskanzlers und der Staatssekretäre. Um diese Zimmer herum gruppieren sich die übrigen BureauS. Alle Zimmer sind architektonisch einfach und sachlich gehalten mit sehr gutem Tages- und Abendlicht. Die bisherige Reichs kanzlei bleibt als Wohnung bestehen und wird vor allem als Nepräsentationshaus des ReichSkabtnetts Verwendung sinden. Die italienischen Flieger tn Gvantsch SVestafrtka Billa Eisneros sSpanisch Westafrikas, 28. Dez. Die heute früh um 8.38 Uhr (Ortszeit) in Kenitra gestarteten vier- "«"«"LN NL" " """" zMmeldung Wer einen angeblichen Einspruch Sachsens gegen kn zrikriniMm Berlin, 23. Dezember. Die Boulevard-Ausgabe des sozialdemokratischen „Vorwärts" hat. getrieben durch den Acrger über das Verbot des Remarguesilms. sich zur Verbreitung einer geschmacklosen und völlig aus der Lust gegriffenen Tendenzlüge bewogen gefühlt. Das unter dem Titel „Der Abend" erscheinende SensationSblatt meldete, die sächsische Gesandtschaft tn Berlin hätte einen Protest gegen die Ausführung des neuen Fridericustonsilms „Das Flöten konzert von Sanssouci" eingereicht, da dieser Bildstreifen eine Verhöhnung des sächsischen Volkstciles, eine Verächtlich machung der sächsischen Mannesetgenschastcn und eine Belei digung der sächsischen Armee darstelle. Der sächsische Gesandte habe namens seiner Regierung sofortigen Abbruch der Aus sührungen verlangt. Die ganze Stilisierung dieser Meldung zeigt, daß es sich hier natürlich um eine sozialdemokratische Ente handelt. Sie stellt die kleinliche Rache der Pazifisten des „Vorwärts" für die Initiative der sächsischen Regierung anläßlich des Verbots des Remarquefilms bar. Es genügt, aus eine solche „Leistung" mit einem Wort des großen Preußcnkönigs zu antworten: „Niedriger hängen!" Die sächsische Staatskanzlei hat sofort verbreitet, daß diese Nachricht selbstverständlich jeder Grundlage ent behrt und offensichtlich den Stempel tendenziöser Erfindung trägt. Ailm „1914" verboten Berlin, 23. Dez. (E i g. D r a h t m e l d un g.s Die Film prüfstclle Berlin befaßte sich heute unter Vorsitz des Re gierungsrates Zimmermann mit dem von der Richard OSwald-Filmgesellschaft hergestellten Film „1911 — Die Schüsse von Sarajewo". Der Film geht von den Er eignissen im Frühsommer 1911 aus, als der österreichische Thronfolger in Sarajewo ermordet wurde, und sucht die Zu sammenhänge zu schildern, die zum Ausbruch des Weltkrieges führten, wobei gezeigt werden soll, daß Deutschland nicht die Allelnschuld am Kriege treffe. In der Fllmprüfstelle saßen diesmal außer dem Vor sitzenden der Kinobcsitzer Siegfried (Berlins, Rechts anwalt Freyhan (Berlins, Barfout (Dresdens und Frau R a d i ck. Das Auswärtige Amt hatte zu dieser Ver handlung sechs Sachverständige entsandt, die der Ansicht waren, daß die Herstellung der Schuldsrage lückenhaft sei, und daß die Tendenz dieses Filmes geeignet sei, die Be ziehungen Deutschlands zu anderen Staaten zu trüben. Die Vertreter der OSwald-Filmgesellschaft wandten sich sehr energisch gegen diese Auffassung, wobei sie betonten, daß die Sachverständigen des Auswärtigen Amtes nicht einmal an gegeben hätten, welche Staaten eö seien, deren Beziehungen zu Deutschland durch die Aufführung dieses Filmes getrübt werden könnten. Die Filmprüffteffe kam jedoch za einem ablehnenden Be schluß. wobei sie sich aas das Gutachten des Auswärtigen Amtes berief; der Film sei geeignet, ans den genannten Gründen das Anseben «nd die Stellung DentschlandS z« schädigen. Gegen diese Entscheidung habe« zwei Mit glieder der Filmprüfstelle von sich ans Be, ichwerde bei der Filmobervrükstelle eingereich«. so daß diese Krise der ältesten Demokratie Der Vertreter Englands in der letzten vorbereitenden Abrüstungskomödte, Lord Cecil, und der englische Außen minister Henderson haben beide sehr leidenschaftliche Fricdensredcn gehalten. Cecil hat erklärt, daß England sein ganzes Ansehen sür die Sache der Abrüstung einsetzen müsse, und Henderson meinte düster, es gebe sür Europa nur noch die Wahl zwischen Krieg und Frieden. Zusammenarbeit der europäischen Nationen sei das Gebot der Stunde, sonst wür den wir eine Sintflut erleben, die alle Werte der abend ländischen Zivilisation verschlingen werde. Man wird es niemandem verübeln können, wenn er diese Worte englischer Staatsmänner, deren Richtigkeit nicht bestritten werden kann, als nicht ganz ausrichtig empfindet. Denn sie stehen mit dem Verhalten Englands aus der Genfer Konferenz in krassem Widerspruch, auf der Lord Cecil bekanntlich tn allen Fragen, die sich aus das Kriegsmaterial und die ausgebildeteu Reserven bezogen, dem Standpunkte Frankreichs, als des schlimmsten Gegners jeder Abrüstung, bedenkenlos zu stimmte. Oder wachsen vielmehr den führenden Politikern die zunehmenden Schwierigkeiten des Imperiums über den Kopf, so baß sie Ideale und Realitäten nicht mehr in Einklang zu bringen vermögen? Bei näherer Betrachtung der politischen Lage Großbritanniens scheint diese Ver mutung zuzutreffen. Nächst Deutschland leidet England am schwersten unter den Folgen des Weltkrieges. Der Traum von der Verdoppelung des Reichtums jedes Briten nach der Besiegung Deutschlands hat einem jähen Erwachen Platz ge macht. Steigende Arbeitslosigkeit, verursacht durch den Ver lust überseeischer Absatzgebiete, ist die unmittellare Folge des Weltkrieges. Dazu kommt das Abbröckeln des Welt reiches. das tu dem kläglichen Fiasko der mit so großen Hoffnungen begonnenen Weltreichskonferenz seinen sichtbar sten Ausdruck fand. Englands letzte Hoffnung für den Zu sammenhalt des Imperiums ist seine Flotte. Der Schutz der englischen Schiffskanonen ist der einzige Vorteil, den Eng. land seinen rapid selbständig gewordenen Dominions noch zu bieten hat. Daher die Genfer Taktik, nur ja nicht gegen den französischen Rüstungsstachel zu lecken, damit Frankreich nicht mit der Gegenfrage kommt: „Und wie haltet ihr es mit der Seeabrüstung?" England hat mit den gleichen Sorgen wie wir zu kämp fen. Deshalb weisen seine innerpolttischen Maßnahmen auch so viele verwandte Züge auf. Die bankrotte Er werbslosenversicherung wird mit Anleihen über Wasser gehalten, die Schulpflicht wird um ein Jahr ver längert. um einige hunderttausend Jugendliche vom Arbetts- marklc fernzuhalten, und durch Hilfsmaßnahmen für die Landwirt sch ast sucht man den Zustrom zur Stadt abzudämmcn. Einige Jahrzehnte vor dem Kriege Hai sich England völlig auf den industriellen Export eingestellt lin der Idee der billigen Lebensmittel für die Jnöustrtcbevölke« rung das flache Land zum Opfer gebracht. Heute versucht man. künstlich die Landwirtschaft wieder zu beleben, weil nicht einmal ein Kolonialreich wie Großbritannien mehr vom in dustriellen Export leben kann. Um wieviel mehr gilt dann diese Erkenntnis der arbeiterparteilichen englischen Regie rung für Deutschland, besten Sozialisten bekanntlich ln dok- trinär-freihän-lertscher Verblendung eine lebhafte Agitation gegen Schutzmaßnahmen für die Landwirtschaft entsalten. Auch die parlamentarischen Schwierigkeiten sind in diesem klassischen Lande der Demokratie ähnlich wie bei uns. Zwar gibt es nur drei Parteien im Gegensatz zu den zwölf Gruppen, mit denen die deutsche parlamentarische Maschinerie belastet ist. aber die Reibungsflächen sind trotz dem so groß geworden, daß man auch tn England von einer ernsten Krise des demokratischen System« spricht. Bekanntlich verfügt das arbeiterparteiliche Kabinett Macdonald über keine Mehrheit im Parlament und ist des halb auf die Gnade des liberalen Grüppchens unter Lloyd George noch stärker angewiesen, als das Kabinett Brü ning auf die Hilfe der Sozialdemokratie. Denn in England gibt es keinen hilfreichen Artikel 18. Aber genau so wenig, wie die Sozialdemokraten Brüning gibt Lloyd George Mac donald seine Hilfe umsonst. Es ist dem schlauen Waliser nun tatsächlich geglückt, von dem englischen Premierminister sür die Duldung des Kabinetts die Zusicherung einer Wahl- rechtSresorm zu erhalten. Die englischen Liberalen ver fügen zwar noch über eine stattliche Wählerschar, aber sie reicht nur tn wenigen Wahlkreisen zu der für ein Mandat notwendigen Majorität. Am liebsten wäre deshalb Lloyd George da- deutsche Proportionalwahlsystem gewesen. Hier gegen aber wehrt sich die Arbeiterpartei, weil damit ihre Zu kunftshoffnungen, einmal die absolute Mehrheit im Parla ment zu erringen, nahezu aussichtslos würden. Die Neuwahlen Lloyd George keinen Nutzen brächten — eine konservative absolute Mehrheit wäre ja so gut wie sicher —. mußte er sich wohl oder übel mit einer Teilreform, dem sogenannten Alternativ st tmmrecht. begnügen. Danach kann jeder Wähler außer seiner Partei noch einer zweiten Partei seine Stimme für den Fall geben, daß seine Partei keine absolute Mehrheit erzielt. Würden beispielsweise tn einem Wahl kreis die Konservativen 8980 Stimmen, die Arbeiterpartei 7880 Stimme» und -t« Liberalen 1800 Stimme» erziele«, fo